Trappisten/Trappistinnen

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
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taddeo
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Beitrag von taddeo »

maliems hat geschrieben:mensch, die habe ich völlig aus den augen verloren. ich nehme mir vor, mal hin zu fahren. ich fürchte, die zeit in den ferien fehlt mir. vielleicht wär s ja mal was für die kommenden weihnachtsferien. abwarten.

da ich auf der homepage keinen hinweis auf die tradition finde, schätze ich mal: novus ordo, öfters latein, mehrheitlich deutsch. würde mich freuen, wenns traditioneller zuginge.

war jemand dort?
Ich war mal kurz dort (mit einer klerikalen Reisegruppe), das ist aber schon wieder drei Jahre her. Die Kirche war gerade noch im Bau, das Kloster auch erst knapp halb fertig. Wir wurden von einem holländischen (?) Pater ein bißchen rumgeführt, sonst haben wir keine Mönche getroffen. Das Kloster liegt wunderbar idyllisch, aber völlig ab vom Schuß mitten in der Wildnis, einen Besuch in der Weihnachtszeit würde ich eher vermeiden (es sei denn, Du hast ein sehr geländegängiges Auto mit Allrad), denn dort gibt's normalerweise reichlich Schnee und kilometerweit nur kleinste Straßen, die wahrscheinlich kaum geräumt werden... unser Busfahrer hat damals schon befürchtet, wir müßten jetzt gleich auf die Wildsäue umsteigen, weil er irgendwann nicht mehr durchkommt mit seinem Gefährt.

Der Konvent besteht, soweit ich weiß, aus französischen Mönchen und einigen anderen Europäern, dazu kommt wohl inzwischen eine ganze Reihe tschechischer Mönche. Die Kirche ist ein moderner Betonbunker, aber mit etlichen Details, die sehr auf die ordenseigene Spiritualität zugeschnitten sind (etwa die Gruft unter dem Altarraum, wo mal die verstorbenen Mönche beigesetzt werden sollen, oder die Akustik, die auf den völligen Verzicht auf Mikrophone und Instrumente zugeschnitten ist, oder auch die indirekte Beleuchtung von außen). Auch wenn erst der "Rohbau" stand, hatte die Kirche damals schon eine sehr eigentümliche und beeindruckende Atmosphäre. Ob sie schon fertig ist, weiß ich nicht, ich würde aber gerne mal wieder sehen, was inzwischen daraus geworden ist. Übrigens wollten die Mönche auch einen wunderschönen, uralten Stall reaktivieren - ob als Gästehaus oder um dort Schafe zu halten, weiß ich nicht mehr... **määähhh*

Germanus
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Beitrag von Germanus »

Hallo zusammen.
hier eine Verweisung auf die Seite von Dom Armand Veilleux von Scourmont (belg. Zisterzienserkloster s.o.), der lange Generalprokurator ocso war und selbst Kanadier ist:

http://www.citeaux.net/elenchus/moines/99.htm

Novy Dvur ist eine Gründung von Sept-Fons. Dort waren in den 80-er/90-er Jahren einige Tschechen eingetreten. Obwohl Sept-Fons selbst eine große Filiation hat (u.a. auch im Hl. Land, in China), haben die Mönche dort das als göttlichen Fingerzeig genommen und eine Gründung in der Tschechei gewagt. Ziemlich bewußt haben sie sich indirekt gegen die Besiedlung oder die Mithilfe zur Besiedlung von Osek ausgesprochen, obwohl von dort aus in Sept-Fons das Noviziat gemacht wurde. Das hat aber z.T. mit der durchaus positiven Eigenwilligkeit von Sept-Fons zu tun. Obwohl zwischenzeitlich aufgehoben, hatte es diese schon im 16. Jahrhundert - was bis heute nachwirkt, eben auch auf den Baustil.
Übrigens hier noch eine Verweisung, für manche wohl des Englischen wegen besser verständlich, doch ohne statistische Angaben:

http://www.ocist.de/index.php?id=5028 (= die Seite von Novy Dvur in der Cistopedia).

Herzl. Gruß, German

Bernardus
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Beitrag von Bernardus »

Liebe Leute!
Ich will noch einmal den reichen Schatz Eurer Erfahrung/Eures Wissens strapazieren:

Da etwas weiter oben in der Diskussion über die Gepflogenheiten in der Abtei Mariawald gesprochen wurde: wird dort in Latein gebetet (Chorgebet), und gibt es ebenda noch ein Dormitorium?

Wenn nicht: WO gibt es Trappistenklöster, die noch traditionell sind(damit meine ich nicht unbedingt VOM)?

Dank im Voraus,
PAX

Bernardus

Germanus
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Beitrag von Germanus »

Lieber Bernardus,
in Mariawald wird das Offizium größtenteils in deutscher Sprache gefeiert, bis auf die marianischen Antiphonen. Übrigens ist die jeweilige Landessprache die allgemein übliche Liturgiesprache in den meisten Zisterzienser-/"Trappisten-"Klöstern, der deutschsprachige Raum ausgenomen. Ein Schlafsaal existiert in Mariawald, doch werden ebenso Einzelzimmer bereitgehalten. Tatsächlich wäre aber Deine "traditionelle" Lebensweise am ehesten noch in Sept-Fons zu finden: dort gibt es den Schlafsaal und andere sogen. "traditionelle" Gewohnheiten. Zu nennen ist auch noch Hauterive, wo das Leben in Anlehnung an die Reformversuche von Dom Alexis Presse von Boquen eingerichtet ist (in Anpassung natürlich...), der vormals Abt in Tamié war und dort einige spätere herausragende Männer des Ordens aufgenommen hat. Allerdings auch dort: Gottesdienste in der Landessprache, hingegen mit Elementen der alten Zisterzienserliturgie.
Ansonsten gibt es kaum Klöster, die den sogen. "traditionellen" Formen gerecht werden (, was hinwiederum auch schade ist...).
Herzl. Gruß, German

Bernardus
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Beitrag von Bernardus »

1000 Dank Germanus - Es gibt also im Ernst kein OCSO Loster, in dem das göttliche Ofizium in Lateinischer Sprsche gefeiert wird?
Pax

Germanus
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Beitrag von Germanus »

Lieber Bernardus,
tatsächlich glaube ich sagen zu können, dass es keine Klöster s.o. gibt, die das Offizium vollständig in Latein feiern: einzelne Elemente (das Ordinarium oder das proprium der eucharistischen Liturgie, die Antiphonen des Stundengebets) schon, aber immer auch große Teile - zumal das Psalterium, die Lesungen - in der Landessprache. Das kann man sicherlich und zu Recht bedauern, aber wichtiger als die Ästhetik ist heutzutage bei fehlenden Grundlagenkenntnissen auch die Glaubensvermittlung durch den Gottesdienst.
Herzliche Grüße, German

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Linus
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Beitrag von Linus »

Zwar nicht OCSO aber OCist. Heiligenkreuz.sämtliche für die Gemeinschaft verpflichtetenden Gebete (Brevier und Messe) auf Latein. Zusatzangebot für Bevölkerung (Messe [es gibt idR mindestens 2 öffentliche Messen (Konventamt (lat)und Abendmesse) auf deutsch alles in der ordentlichen Form.
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maliems
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Beitrag von maliems »

aus himmerod OCist habe ich vor Jahren gehört, die Jungen wollen latein, die alten deutsch. vielleicht eine frage des abwartens also.

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Romuald
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Thomas Merton - Selbstmord?

Beitrag von Romuald »

Der "bedeutendste Mönch des 20. Jahrhunderts" soll Selbstmord begangen haben. So jedenfalls der Schluss einer Artikelserie in der Zeitschrift "Pastoral Psychology" 06/2007.

http://www.pressekatalog.de/ARTID/10.10 ... 056-8.html

Der Trappist Thomas Merton starb aus bislang nie geklärten Gründen während einer Konferenz von Ordensleuten in Bangkok am 10.12.1968. Man fand ihn tot auf dem Boden seines Hotelzimmers. Ein Ventilator, der noch unter Strom stand, lag auf seiner Brust. Vielleicht hatte Merton geduscht, danach in der Nähe des Ventilators einen Herzinfarkt erlitten und im Sturz den Ventilator mitgerissen. Vielleicht hat er auch einen elektrischen Schlag erhalten, als er barfuss auf dem Steinfußboden stand. Vielleicht wurde er, der einflussreiche Friedensaktivist während des Vietnamkriegs, vom amerikanischen Geheimdienst bzw. Handlangern aus dem Weg geschafft.
Nun die neue These vom Selbstmord.

Ich bin zuvor nie auf die Idee gekommen, aber Merton ist mir in gewisser Weise fremd geworden und die Tatsache, dass er in 25 Jahren fast 100 (z.T. sehr gute) Bücher schrieb, macht mich heute eher skeptisch.

rip

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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

Ich dachte er starb in folge eines unfalls

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

ottaviani hat geschrieben:Ich dachte er starb in folge eines unfalls
Die Unfallthese ist bis heute plausibel. Aber ähnlich wie bei Johannes Paul I. kann man immer daran verdienen, alte Gerüchte und Spekulationen wieder aufzuwärmen.
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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

das leben spielt oft merkwürdige Dinge die Legendenbildung fördern ich hätte mich vor einigen jahren beinahe mit einer schweren aktentasche erhängt duie 2 Bände der Summa Thaeologie enthielt ud ich mit dem Riollstuhl stürtzte da hätte man auch selbstmord oder Mord machen können

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

ottaviani hat geschrieben:das leben spielt oft merkwürdige Dinge die Legendenbildung fördern ich hätte mich vor einigen jahren beinahe mit einer schweren aktentasche erhängt duie 2 Bände der Summa Thaeologie enthielt ud ich mit dem Riollstuhl stürtzte da hätte man auch selbstmord oder Mord machen können
Nein. Da hätten wir alle gewusst, dass du gerade aus der Kneipe gekommen bist. :D ;D

Aber ganz im Ernst (und zurück zu Merton): solange keine hieb- und stichfesten Beweise für das Gegenteil vorliegen, sollte man keine Gerüchte in die Welt streuen. Es sieht alles nach einem tragischen Unfall aus. Und für einen Selbstmord wäre diese Methode nun doch etwas ungewöhnlich gewesen.
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Ein ehemaliger Prof von mir kam unter seltsamen Umständen ums Leben. Es wurde als Selbstmord eingestuft, aber ich habe da mittlerweile Zweifel.
Es war bei vielen Studenten ein offenes Geheimnis, daß in seiner Wohnung wilde Parties gefeiert wurden. Und nachdem ich bereits von anderen Fällen gehört habe, wo Leute nach Absinth-Genuß aus dem Fenster gesprungen sind, weil sie glaubten, sie wären ein Vögelchen, kann ich mir auch vorstellen, daß dieser Mann nicht mit der Absicht, sich umzubringen, vom Dach gesprungen ist.
Manchmal denke ich, dergleichen wird manchmal eher als Selbstmord eingestuft, wenn es besser paßt. Zum Beispiel bei Lebensversicherungen.

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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

cantus planus hat geschrieben:
ottaviani hat geschrieben:das leben spielt oft merkwürdige Dinge die Legendenbildung fördern ich hätte mich vor einigen jahren beinahe mit einer schweren aktentasche erhängt duie 2 Bände der Summa Thaeologie enthielt ud ich mit dem Riollstuhl stürtzte da hätte man auch selbstmord oder Mord machen können
Nein. Da hätten wir alle gewusst, dass du gerade aus der Kneipe gekommen bist. :D ;D

Aber ganz im Ernst (und zurück zu Merton): solange keine hieb- und stichfesten Beweise für das Gegenteil vorliegen, sollte man keine Gerüchte in die Welt streuen. Es sieht alles nach einem tragischen Unfall aus. Und für einen Selbstmord wäre diese Methode nun doch etwas ungewöhnlich gewesen.
Irrtum ich war am Weg in die Kneipe

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Romuald
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Thomas Merton - Selbstmord?

Beitrag von Romuald »

cantus planus hat geschrieben:Es sieht alles nach einem tragischen Unfall aus. Und für einen Selbstmord wäre diese Methode nun doch etwas ungewöhnlich gewesen.

Es ging mir gar nicht so sehr um die äußeren Todesumstände, eher um die innere Entwicklung Mertons und einige biographische Details, die mir die zitierte These vom Selbstmord nicht völlig absurd erscheinen lässt. Sein Rang als religiöser Schriftsteller des 20. Jh. bleibt davon unberührt.


Übrigens gibt es auf youtube ein paar Bild- und Tondokumente.

Z.B. über Kontemplation,

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oder das Verhältnis zum Dalai Lama und "radical action":


<object width="425" height="355"><param name="movie" value="http://www.youtube.com/v/NAJ2neuouYI&hl ... ram><param name="wmode" value="transparent"></param><embed src="http://www.youtube.com/v/NAJ2neuouYI&hl=de" type="application/x-shockwave-flash" wmode="transparent" width="425" height="355"></embed></object>

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Linus
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Re: Thomas Merton - Selbstmord?

Beitrag von Linus »

Romuald hat geschrieben: Ich bin zuvor nie auf die Idee gekommen, aber Merton ist mir in gewisser Weise fremd geworden und die Tatsache, dass er in 25 Jahren fast 100 (z.T. sehr gute) Bücher schrieb, macht mich heute eher skeptisch.

rip
das verstehe ich nicht...weshalb?
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Bernardus
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Beitrag von Bernardus »

Liebe Leute!
Ich habe wohl gelesen, dass in diesem Thread schon etwas mehr zur Abtei Mariawald diskutiert worden ist, hätte aber dennoch ein paar Fragen zu Ihr:

Wisst Ihr, wieviele Brüder dort im Moment leben, und was die den ganzen Tag machen (dass sich der Tagesablauf aus Gebet, Lectio und Arbeit zusammensetzt ist schon klar aber haben die eine Landwirtschaft oder andere Betriebe??)? Gab es dort in den letzen Jahen Neueintritte und haben sie im Moment Kandidaten und Novizen? Warum tragen die Mariawalder ein graues Untergewand (siehe Wikipedia Artikel) - sie sind doch Trappisten (oder ist das der Arbeitshabit?)??

Bitte um Antwort, vor Allem, weil aus der anfänglichen Diskussion hervorgegangen ist, dass einige hier die Abtei näher kennen dürften...

Vielen Dank
Pax

Bernardus

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Kandidaten und Postulanten gibt es mehrere, Novizen gibt es einen. Ansonsten leben dort noch 12 oder 13 Mönche, so weit ich weiß, wobei nicht alle am Chorgebet teilnehmen, daher sollte man sich bei einem Besuch nicht über die geringe Besetzung des Chors wundern.

Betriebe gibt es im Prinzip nur noch in Form der Likörherstellung, wobei das eigentlich auch ein Angestellter macht. Gaststätte und Klosterladen werden von Angestellten geführt, bzw. sind verpachtet. Die Brüder betätigen sich in allerlei handwerklichen Arbeiten und im Haushalt. An "Landwirtschaft" sind nur noch ein paar Bienen übrig geblieben.
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Romuald
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Re: Thomas Merton - Selbstmord?

Beitrag von Romuald »

Linus hat geschrieben:
Romuald hat geschrieben: Ich bin zuvor nie auf die Idee gekommen, aber Merton ist mir in gewisser Weise fremd geworden und die Tatsache, dass er in 25 Jahren fast 100 (z.T. sehr gute) Bücher schrieb, macht mich heute eher skeptisch.

rip
das verstehe ich nicht...weshalb?
Kann man mit dem Kopf voller Gedanken und Projekte innerlich frei sein? Ich meine, war das am Ende ein kontemplatives Leben, wie er es selbst beschrieb? War da nicht ein Widrspruch zwischen Anspruch und Leben? Bei einem Jesuiten würde mich das Ausmaß der Beschäftigung/Geschäftigkeit nicht wundern, bei einem Zisterzienser der strengeren Observanz dagegen schon. Verstehst Du?

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overkott
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Beitrag von overkott »

Ich glaube, das viele Schreiben kam aus dem Schweigen.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Ich verstehe zwar Romuald, aber ich kenne einen Priester der innerhal von 30 tägigen Exerzitien seine Diss. schrieb. (Tagesablauf war 8 Stunden Gebet 2 Stunden Auslauf 8 Stunden Arbeit an der Diss 6 Stunden Schlaf) Insofern glaube ich das das möglich ist.
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Romuald
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Beitrag von Romuald »

Fand diese am Ende nur noch traurige Geschichte eines Ausgetretenen. Der Artikel lässt viele Fragen, die sich hier aufdrängen offen, z.B. ob der Ex-Mönch Ordenspriester war.

"Ein ehemaliger Mönch sucht neue Arbeit"
von Erik Heier

Es ist wie so häufig. Er sucht nach Sinn. Nach seinem eigenen Weg. In sich fühlt er viel Ehrgeiz. Nur weiß er nicht so richtig, wohin damit.

Gerade ist Frank Fuhgs Sinnsuche ganz eng umrissen. Ein neuer Job. In einer Internet-Stellenbörse trug er bei der Frage nach "relevanter Berufserfahrung" ein: "Mehr als zehn Jahre." Beim Arbeitsamt war er noch nicht. Es hätte interessant werden können. Frank Fuhg war Klostermönch.

Winter 1991. Das Kloster Mariawald liegt auf einem Hügel, abseits von allem, es ist das einzige deutsche Trappistenkloster. Die Tage bestehen aus Schweigen, Askese, Zölibat, schlichter Arbeit, sieben Gebeten, einem Gottesdienst. Kein Radio, kein Fernsehen. An einem Abend klopft Frank Fuhg an die Pforte. Ein Mönch öffnet. Er wolle ins Kloster, sagt Fuhg. Da ist er Mitte zwanzig.

Der Mönch guckt verwundert. "Ja, warum denn das? Bleiben Sie doch in der Welt."

"Ich habe aber eine Einladung vom Abt."

"Ach, der Abt!"

Der Mönch lacht, knallt die Pforte zu. Fuhg steht da wie ausgesetzt. Er irrt um das Kloster herum, alles dicht. Dann zieht er über, was in seinem Rucksack ist, steigt auf einen nahen Hochsitz, schläft ein. Mitten im Winterwald.

Als Fuhg kurze Zeit später doch ins Kloster darf, weil man nun auch an der Pforte Bescheid weiß, trägt er eine rote Jacke. Der Novizenmeister sagt zu ihm: "Wer eine rote Jacke trägt, wird kein Mönch."

Siebzehn Jahre später kommt Frank Fuhg in ein Schöneberger Café und bestellt ein Kristallweizenbier. Er ist 41 Jahre alt, athletisch, groß. Man sieht ihm den ehemaligen Leistungssportler an. Rudern, Klettern, Bodybuilding. Sein Gesicht ist offen. Wettergegerbte Haut, markantes Kinn, gerade Nase. Er lacht oft.

Was sucht so einer im Schweigekloster?

"Ich neige zum Extremen", sagt Fuhg. "Es macht aber auch Spaß." Sein Blick gleitet nach oben weg, zu irgendeinem Punkt in weiter Ferne. "Ich hatte alles probiert: Sport, Drogen, Frauen." Er erzählt von seiner Kindheit im rheinischen Bacharach, 2 000 Einwohner. Als Junge ist er katholischer Messdiener, als Jugendlicher Punk. Irokesenschnitt, bunte Haare, No Future. So läuft er durch das Möbelhaus, wo er Schauwerbegestalter lernt.

Mit neunzehn geht er von zu Hause weg, arbeitet in Hamburg, studiert in Stuttgart Sport. Seine Freundin hat eine schwere Neurodermitis. Er bricht das Studium ab, sie reisen in den Norden Israels, in ein Kibbuz in En Gedi am Toten Meer. Das Klima tut ihrer Haut gut. Dann trennen sie sich.

In En Gedi trifft Fuhg einen Amerikaner. Der heißt auch Frank, ist Extremsportler wie er selbst, ein Kleiderschrankkerl von zwei Metern. Sie verstehen sich sofort. Der Amerikaner hat eine tiefreligiöse Bibelphase. Er ringt mit allem. Seiner selbstgewählten Enthaltsamkeit. Dem Suff, dem Exzess. Vielleicht, glaubt Fuhg, war das ein Zeichen.

Es ist die Zeit des ersten amerikanisch-irakischen Golfkrieges. Nachts schläft Fuhg in Bunkern, Saddams Raketen drohen. Er liest die Bibel, wieder und wieder, so intensiv wie nie zuvor.

Fuhgs Handy klingelt. Er springt auf, läuft durch das Café. Ein Jobangebot. Die Anzeige, die er seit Ende März in Zeitungen und Stadtmagazine setzt, ist knapp: "Ex-Mönch sucht berufliche Herausforderung." Bisher haben fünfzig Leute angerufen.

"Genau, der Ex-Mönch", sagt Fuhg ins Handy. Er stemmt die Hand in die Hosentasche. Das Gespräch dauert. "Es geht also in Richtung Versicherung, Altersvorsorge und so?" Er sagt Danke. Beendet das Telefonat. Zuckt mit den Schultern. Achtzig Prozent der Anrufer sind Versicherungen oder ähnliches. "Ich möchte Leuten eigentlich nichts verkaufen." Fuhg würde lieber als Berater arbeiten, für Lebensfragen, für Zen-Meditation. Was er eben seit Jahren macht. Es müsse doch große Unternehmen geben, die so etwas suchen, sagt er.

Nach einem Jahr in Israel will Fuhg zurück nach Deutschland, sich auf einen Bauernhof zurückziehen, die Bibel studieren. Im Flugzeug sitzt ein freievangelischer Christ neben ihm. Er erzählt ihm von einer Freikirche in Berlin-Charlottenburg. Dort hört Fuhg eine Predigt, ist tief beeindruckt. Die Sinnsuche ist wieder da.

"Ich wollte selbst herausfinden: Gibt es einen Gott?", sagt er. "Diese Frage fand ich spannender als die neue Harley oder die nächste tolle Frau."

Der Christ aus dem Flugzeug schickt ihn zu einer Jesus-Bruderschaft ins hessische Bad Camberg, die "Gnadenthal" heißt. An einem Sonntag geht er zur Messe in ein Kloster im nahen Limburg. Es packt ihn sofort; die Liturgie, die Kerzen, der Weihrauch, die Rituale. "Da wusste ich: Kloster!" Fuhg haut die Faust auf den Tisch, das Bierglas zittert. "Ich war ja scharf auf eine Heimat - und einen Beruf." Er sucht sich das, wie er heute sagt, extremste katholische Kloster aus. Mariawald. Selbst sein alter Pfarrer in seinem Heimatort Bacharach ist schockiert.

In der Abtei Mariawald dröhnt nachts um halb zwei die Morgensirene durch den Gemeinschaftsschlafsaal. Die Trappistenmönche sind blass, übernächtigt, wortkarg. Die Mittagspause, die einzig freie Zeit am Tag, verbringen viele mit Rosenkranzbeten. Fuhg lässt sich den Kopf scheren, trägt einen schwarzen Umhang, den Habit. Fünf Jahre bleibt er bei den Trappisten. Erst in der Eiffel, später auch in Zundet in Holland und Westvleteren in Belgien. Danach geht er noch ein Jahr nach Israel.

Manchmal, sagt Fuhg, denke er heute noch an Mariawald. An die Stille, die Chorgebete, die Gleichförmigkeit des Seins. Es ist eine Art Heimweh. Wie eine Erinnerung an die erste Liebe, sagt er. Seine Stimme wird leise.

Zurück in Deutschland, zieht Fuhg nach Berlin in den Wedding. Eine kleine Wohnung, zweiter Hinterhof, Erdgeschoss. Er will eremitisch in der Stadt leben. "Ich konnte vom Mönchsein nicht lassen."

Als es ihm doch zu einsam wird, fährt er nach Zehdenick nördlich von Berlin zu Franziskanern. Dort liegt der Franziskushof des geschäftigen Bruders Thaddeus, der obdachlose Alkoholiker beherbergt. Fuhg zieht ein, freundet sich mit einem Mönch an, Bruder Johannes. Eines Tages im Jahr 2005 rückt Polizei im Franziskushof an, drei Dutzend Beamte, es geht um Probleme mit der Steuer. Kurz darauf verlassen die Brüder Frank und Johannes die Bruderschaft. In Berlin bauen sie einen eigenen Orden auf, nennen ihr Kloster nach dem Mystiker Meister Eckhart. Im Klostercafé bedient Fuhg oft die Gäste.

Dann passiert, was vielleicht irgendwann passieren musste. An einem Spätsommertag vergangenen Jahres kommt eine dunkelhaarige Kroatin herein. Fuhg hat gerade Dienst. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Dem Zölibat tut das nicht gut. Er verlässt das Kloster. Jetzt ist er der Ex-Mönch aus seiner Anzeige.

Er hatte es schon vorher gemerkt. Manche weiblichen Gäste finden Männer in Mönchskutten anziehend. Und er diese Frauen. Auch jetzt rufen auf seine Anzeige einsame Damen an, die keinen Job bieten.

Es hat nur wenige Wochen gedauert, bis er mit seiner Lebensgefährtin zusammengezogen ist. Es passte einfach, sagt er. Gott muss das verstehen, wenn es ihn gibt. Fuhg glaubt nicht mehr an seine Existenz. Er zitiert Dietrich Bonhoeffer: "Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht."

Vielleicht hat Frank Fuhg nicht Gott gebraucht, sondern nur die Suche nach ihm. Manchmal ist Suchen wichtiger als Finden. Und manchmal findet man genau das Gegenteil von dem, was man gesucht hat.

Die Kroatin arbeitet im Management des KitKatClubs, einem Berliner Partytempel für unbekümmerte sexuelle Neigungen. Das sei fast so skurril wie in einem Kloster, sagt Frank Fuhg. "Da laufen manche sogar im Bischofskostüm herum." Neulich hat er zu einer Party auch mal seine Mönchskutte mitgenommen und übergestreift.

Nur aus Spaß, sagt er.

Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... index.html

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Romuald
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Innenansichten aus Novy Dvur

Beitrag von Romuald »

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Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

@ Romuald
Ist das polnisch? - Kannst du das übersetzen.
Oder sonst bitte jemand, der es versteht.

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Raphaela hat geschrieben:
Ist das polnisch?
Nein. Es könnte Tschechisch sein.
???

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Linus
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Beitrag von Linus »

anneke6 hat geschrieben:
Raphaela hat geschrieben:
Ist das polnisch?
Nein. Es könnte Tschechisch sein.
Nicht eher slowakisch?
Nachdem ich das gut mal l die Woche höre... außerdem siehts nach NovyDvur aus... (Wienerberger hats renoviert) das liegt allerdings in der Tschechei, also: Österreichisches Kronland.
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Ich bin mir nicht wirklich sicher. Aber es ist auf jeden Fall kein Polnisch. Ein bißchen verstehe ich aber trotzdem.
???

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polyglotta
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Beitrag von polyglotta »

8) Linus hat recht: Der YouTube-Titel des Videos lautet "Trappist monastery at Novy Dvur Czech Rep. See http://www.novydvur.cz"

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Kurz nachdem die Interviewer begrüßt werden, sagt der Mönch unteranderem, Gott brauche unser Gebet nicht. Es wird über die Architektur des Klosters gesprochen. Der Mönch erklärt, er und seine Brüder leben in der Stille, aber sie stehen früh auf und arbeiten, sie sind Selbstversorger. Es wird außerdem darüber gesprochen, daß Gott ein liebender Vater ist und jeder Mensch die Nähe Gottes erfahren kann. Zum Schluß heißt es, der Mönch sei besitzlos, aber trotzdem reich.
(Während ich mir Notizen machen wollte, was da gesagt wird, lief der Film weiter…außerdem kann ich nicht wirklich Tschechisch. Ist aber, wie das Polnische, eine westslawische Sprache und daher ähnlich.)
???

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Linus
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Beitrag von Linus »

anneke6 hat geschrieben:Kurz nachdem die Interviewer begrüßt werden, sagt der Mönch unteranderem, Gott brauche unser Gebet nicht. Es wird über die Architektur des Klosters gesprochen. Der Mönch erklärt, er und seine Brüder leben in der Stille, aber sie stehen früh auf und arbeiten, sie sind Selbstversorger. Es wird außerdem darüber gesprochen, daß Gottschechischen)t ein liebender Vater ist und jeder Mensch die Nähe Gottes erfahren kann. Zum Schluß heißt es, der Mönch sei besitzlos, aber trotzdem reich.
(Während ich mir Notizen machen wollte, was da gesagt wird, lief der Film weiter…außerdem kann ich nicht wirklich Tschechisch. Ist aber, wie das Polnische, eine westslawische Sprache und daher ähnlich.)
Ich dachte der einzige Unterschied zwischen Tschecxhisch und Polnisch wäre der das jeweils die einen die anderen des Kindergebrabbels bezichtigten. :mrgreen: (und na gut die abwesenheit von "v" bzw "w" im polnischen bzw tschechischen
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Haben andere diakritische Zeichen als wir, häufig h, wo wir g haben, und das polnische Wort für Rock spodnica heißt auf tschechisch Unterwäsche.
Meines Wissens keine Nasalvokale — die bekanntlicherweise eine elegante Sprache ausmachen, darüber habe ich mal eine Arbeit geschrieben.
???

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