Ordensregel und Realität

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
kaisa
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Ordensregel und Realität

Beitrag von kaisa »

Ich habe vorhin mal ein wenig per Internet in die benediktinische Ordensregel hereingeblättert. Nun ergeben sich da für mich ein paar Fragen.

1.) offensichtlich handelt es sich um eine historische Regel. Gab es irgendwann mal Veränderungen, wenn ja wann und von wem?
2.) Wie strikt wird die Regel gehandhabt, ist diese nur Leitfaden oder wörtlich zu nehmen? (als Beispiel jetzt mal die Annahme von Briefen oder Geschenken die dort erwähnt ist, und die erst dem Abt vorgelegt werden sollen)
3.) sind die Ordensregeln anderer Orden aus den benediktinischen abgeleitet oder besteht anders gefragt überhaupt eine Querverbindung?

Micha

Beitrag von Micha »

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Zuletzt geändert von Micha am Donnerstag 3. Februar 2005, 11:24, insgesamt 2-mal geändert.

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Renata
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Beitrag von Renata »

Edith hat geschrieben: Die aktuellen Konstitutionen des "Unbeschuhten Karmel" (OCD) sind aus dem Jahre 1991 und eine "Strengfassung" aus dem Jahr 1990. Die haben in Deutschland m.W. 2 Klöster.
Gibts eigentlich irgendwo (möglichst im Netz) eine Möglichkeit, diese verschiedenen Konstitutionen zu vergleichen?

Danke & Gruß
Renata :)

Micha

Beitrag von Micha »

Renata hat geschrieben:Gibts eigentlich irgendwo (möglichst im Netz) eine Möglichkeit, diese verschiedenen Konstitutionen zu vergleichen?
Danke & Gruß
Renata :)
Einen Teil findest du hier und da
Gruß Micha

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Brunetti
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Beitrag von Brunetti »

Edith hat geschrieben: "Regel und Konstitutionen der Unbeschuhten Karmelitinnen"
Die Priorin unseres Karmelitinnen-Klosters hatte aber Schuhe an, als ich sie besuchte :D (*scnr*)

Damit ich noch was ontopic beitrage:
kaisa hat geschrieben:3.) sind die Ordensregeln anderer Orden aus den benediktinischen abgeleitet oder besteht anders gefragt überhaupt eine Querverbindung?
Eine Reihe von Orden hat die Regel des hl. Augustinus übernommen, die natürlich älter ist als die des hl. Benedikt und deshalb nicht von dieser abgeleitet ist. Nicht nur die Augustiner-Chorherren (logisch!) leben nach dieser Regel, sondern auch die Dominikaner. Der Grund: Das IV. Lateran-Konzil hatte 1215 verboten, einen neuen Orden (d.h. mit neuer Regel) zu gründen, just als Dominikus mit seinem Anliegen einer Ordensgründung in Rom auftauchte. Dominikus war Augustiner-Chorherr, deshalb lag es nahe, diese Regel zu nehmen. Vor allem aber: Die Regel des hl. Augustinus enthält weniger konkrete Vorschriften als vielmehr allgemeine Ermahnungen. Dominikus hat sich mit seinen Jungs deshalb auch gleich drangesetzt, in so genannten "Konstitutionen" das festzuhalten, was im Grunde die eigentliche Ordensregel war. Ziemlich clever...
Link: Die Regel des hl. Augustinus
Die einen fallen durch ihre Taten auf -
die anderen durch ihr Getue...

Jojo
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Re: Ordensregel und Realität

Beitrag von Jojo »

kaisa hat geschrieben: 2.) Wie strikt wird die Regel gehandhabt, ist diese nur Leitfaden oder wörtlich zu nehmen? (als Beispiel jetzt mal die Annahme von Briefen oder Geschenken die dort erwähnt ist, und die erst dem Abt vorgelegt werden sollen)
Zu 90% nicht wörtlich.

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Brunetti
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Beitrag von Brunetti »

Edith hat geschrieben:
Brunetti hat geschrieben: Die Priorin unseres Karmelitinnen-Klosters hatte aber Schuhe an, als ich sie besuchte :D (*scnr*)
Birkenstock?

"Keine geschlossenen Schuhe" ist die handelsübliche - konservative - Definition.
:P :) 8)
Hm, weiß ich nicht mehr so genau. Ich habe sie aber später mal im Hauptbahnhof getroffen, als sie unterwegs zum Priorinnentreffen war. Es war im Herbst, also keine Zeit für Sandalen. Zumindest da waren ihre Schuhe geschlossen. ;)
Die einen fallen durch ihre Taten auf -
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Marlene
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Re: Ordensregel und Realität

Beitrag von Marlene »

kaisa hat geschrieben:Ich habe vorhin mal ein wenig per Internet in die benediktinische Ordensregel hereingeblättert. Nun ergeben sich da für mich ein paar Fragen.

1.) offensichtlich handelt es sich um eine historische Regel. Gab es irgendwann mal Veränderungen, wenn ja wann und von wem?
Nur ganz kurz, weil etwas knapp bei Zeit:

Die Benediktusregel ist eine Regel aus dem 6. Jh. Sie gilt heute nicht mehr wortwörtlich, sondern wird von den Benediktinerklöstern als spirituelle Unterweisung gelesen und interpretiert - und dies immer wieder neu und im Kontext der jeweiligen Zeit.

Wenn du dich da etwas kundig machen willst, empfehle ich dir das Buch von Sr. Michaela Puzicha, Benedikti von Nursia begegnen aus dem St. Ulrich Verlag, 2004. Dort findest du sehr schöne Antworten auf deine Fragen.

Die verbindlichen Regeln und Normen sind z.B. in den Kongregationsstatuten festgelegt. Diese sind meines Wissens nicht für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich.

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caro1966de
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Re: Ordensregel und Realität

Beitrag von caro1966de »

Marlene hat geschrieben:
Die verbindlichen Regeln und Normen sind z.B. in den Kongregationsstatuten festgelegt. Diese sind meines Wissens nicht für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich.
Die Konstitutionen der Kongregation von St Ottilien sind sogar online verfügbar.
http://www.missionsbenediktiner.de/html/04deenges.pdf

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Ermi
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Re: Ordensregel und Realität

Beitrag von Ermi »

kaisa hat geschrieben:Ich habe vorhin mal ein wenig per Internet in die benediktinische Ordensregel hereingeblättert. Nun ergeben sich da für mich ein paar Fragen.

1.) offensichtlich handelt es sich um eine historische Regel. Gab es irgendwann mal Veränderungen, wenn ja wann und von wem?
2.) Wie strikt wird die Regel gehandhabt, ist diese nur Leitfaden oder wörtlich zu nehmen? (als Beispiel jetzt mal die Annahme von Briefen oder Geschenken die dort erwähnt ist, und die erst dem Abt vorgelegt werden sollen)
3.) sind die Ordensregeln anderer Orden aus den benediktinischen abgeleitet oder besteht anders gefragt überhaupt eine Querverbindung?
Die franziskanische Regel bilden da sicher eine Ausnahme. Die Konstitutionen wurden im Laufe der Zeit den Ansprüchen einer Entwicklung angepaßt. Allerdings, der Heilige Franziskus hat keine Regel im strengen Sinn geschrieben, sondern eine Lebensweise aufgeschrieben.
Gott ist mittendrin!

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