Franziskanische Gemeinschaft - Ordensnamen wählen?

[Angela]

Hallo,
ich bin in letzter Zeit immer wieder bei meinem Suchen nach Antworten auf dieses Forum gestoßen und habe still Beiträge gelesen.
Ich habe mich heute angemeldet, da ich eine Frage stellen möchte. Eine Frage, die mir sehr am Herzen liegt, auf die ich aber nicht wirklich eine Antwort finden kann. Ich habe zwar nicht gerade positive Meldungen (liegen Jahre zurück) über die sog. Franziskanische Gemeinschaft (OFS) gelesen, möchte mich jetzt aber nicht abschrecken lassen ... auch Kritik und Widerstand muss ausgehalten werden.
Nun zu meiner Frage:
Ich werde voraussichtlich im August in die Franziskanische Gemeinschaft aufgenommen. Nun stellt sich die Frage, ob ich einen Ordensnamen wählen soll oder nicht. Früher (vor dem II. Vatikanum) war es üblich, einen solchen zu wählen, jetzt besteht die Möglichkeit aber keine Verpflichtung dazu.
Einerseits möchte ich es, da für mich ein neuer Lebensabschnitt beginnt und ich mit diesem Namen einen Neubeginn verbinde. Andererseits weiß ich nicht so recht, welche Heilige ich nehmen soll - franziskanische Heilige gibt es nicht so viele oder könnte es auch eine andere Heilige sein? Nach welchen Kriterien vorgehen?
Vielleicht liest ja jemand meine Frage, der in der FG ist und selbst Erfahrung damit hat? Oder hat jemand von euch ein Gespür für mein Anliegen, kann sich in meine Lage versetzen und mir einen Impuls zum Weiterdenken geben?
Ich bin für Antworten dankbar!
Angela

[Protasius]

Bei den franziskanischen Heiligen gibt es natürlich die hl. Klara, aber wieso sollten es nur franziskanische Heilige sein? Es gibt so viele heilige Frauen, man denke nur an die vielen hl. Jungfrauen der frühen Kirche wie Cäcilia, Perpetua, Felicitas, Agnes, Bibiana, Ursula oder die hl. Monika, Mutter des Kirchenlehrers Augustinus. Auch aus dem Mittelalter gibt es heilige Frauen, wie die hl. Hildegard von Bingen, die hl. Scholastika oder die heiligen Schwestern Adelgundis und Waldetrudis.

Im Prinzip kann man auch einen männlichen Heiligen als Namenspatron nehmen, Bonifatia, Franziska, Ulrike, Martina ...

[Linus]

Einerseits möchte ich es, da für mich ein neuer Lebensabschnitt beginnt und ich mit diesem Namen einen Neubeginn verbinde. Andererseits weiß ich nicht so recht, welche Heilige ich nehmen soll - franziskanische Heilige gibt es nicht so viele oder könnte es auch eine andere Heilige sein? Nach welchen Kriterien vorgehen?

Eventuell auch nach Herkunft. Kommst du aus Deggendorf u Umgebung böte sich Gambelbertaan

[taddeo]

Einerseits möchte ich es, da für mich ein neuer Lebensabschnitt beginnt und ich mit diesem Namen einen Neubeginn verbinde. Andererseits weiß ich nicht so recht, welche Heilige ich nehmen soll - franziskanische Heilige gibt es nicht so viele oder könnte es auch eine andere Heilige sein? Nach welchen Kriterien vorgehen?

Normalerweise wäre es eigentlich naheliegend, sich eine Namenspatronin zu wählen, die einem ohnehin schon etwas bedeutet - aus welchem Grund auch immer. Gibt es denn nicht schon eine Heilige oder einen Heiligen, den Du besonders verehrst, der Dein "persönlicher Patron" ist? Oder einen Heiligen, mit dessen Lebensgeschichte, Frömmigkeit, Schicksal Du Dich besonders identifizieren kannst?
Und es sollte ein Name sein, von dem Du Dir auch ganz menschlich vorstellen kannst, ihn für den Rest Deines Lebens zu tragen. Ich weiß nicht, ob man als "Gamelberta" außerhalb einer Klausur wirklich glücklich werden würde. (Nicht unklug ist auch der Brauch, daß der Ordensname mit demselben Buchstaben anfängt wie der bürgerliche Vorname, damit man bei Unterschriften mit dem abgekürzten Vornamen unterschreiben kann, auch wenn dafür der bürgerliche Name erforderlich ist.)

[gc-148]

Ich empfehle Dir, Deinen Taufnamen beizubehalten.
N.N. ich taufe Dich ....... so wurdest Du angesprochen bei der Aufnahme in die Gemeinschaft der Kirche.
"Ich rufe dich bei deinem Namen, mein bist du", so sagt der lebendige Gott zu dir.
Mit dem Taufnamen bist du in die Geschichte Gottes mit seiner Kirche eingetreten, bist Du in die Geschichte Deiner Familie eingetreten - und auch in die Geschichte dieser Welt.
Die Ablegung deines Taufnamens würde eine Distanzierung von deiner bisherigen Geschichte bedeuten - die hat dich aber bis hierher geführt. Ohne diese Geschichte wärest Du heute nicht an dieser Schnittstelle.

[Raphaela]

Im Prinzip kann man auch einen männlichen Heiligen als Namenspatron nehmen, Bonifatia, Franziska, Ulrike, Martina ...

Es gibt eine Heilige Ulrika, ein Heilige Franziska und eine Heilige Martina!

Von wegen Männernamen....

[Raphaela]

Ich empfehle Dir, Deinen Taufnamen beizubehalten.
N.N. ich taufe Dich ....... so wurdest Du angesprochen bei der Aufnahme in die Gemeinschaft der Kirche.
"Ich rufe dich bei deinem Namen, mein bist du", so sagt der lebendige Gott zu dir.
Mit dem Taufnamen bist du in die Geschichte Gottes mit seiner Kirche eingetreten, bist Du in die Geschichte Deiner Familie eingetreten - und auch in die Geschichte dieser Welt.
Die Ablegung deines Taufnamens würde eine Distanzierung von deiner bisherigen Geschichte bedeuten - die hat dich aber bis hierher geführt. Ohne diese Geschichte wärest Du heute nicht an dieser Schnittstelle.

Nur suchen den Namen meist die Eltern aus. Und was, wenn jemand mit dem Namen, geschweige denn mit diesem Heiligen nichts anfangen kann?

[Siard]

Mein Verhältnis zum heiligen Siard war praktisch von dem Moment an, als ich von ihm gehört habe, enger, als zu meinen Tauf-Namenspatron.

[Matthäus]

Ich kenne mich nicht konkret mit der Struktur der Franziskanischen Gemeinschaft aus.
Jedoch gehen einige Ordensgemeinschaften, die ich kenne, so vor, dass der Aspirant sich mehrere (vielleicht 3) Namen von Heiligen aussucht, deren Namen er/sie gerne tragen würde. Der Vorsteher bzw. geistliche Leiter tauscht sich dann ggf. mit den Glaubensgeschwistern aus. Diese entscheiden dann, welcher Heilige aus ihrer Sicht am Besten zum Charakter des Aspiranten passt.

Nun weiß ich nicht, wie die Struktur der Franziskanischen Gemeinschaft ist und ob es ggf. einen Leiter bzw. ein leitendes Gremium gibt.
Falls ja, könnte man der Person/den Personen die Namensvorschläge unterbreiten und die eigentliche Namenswahl in ihre Hände legen.
Oft kennen ja die Glaubensgeschwister Seiten der Persönlichkeit, die man selber nicht bei sich bemerkt.

[Ralf]

Hallo,
ich bin in letzter Zeit immer wieder bei meinem Suchen nach Antworten auf dieses Forum gestoßen und habe still Beiträge gelesen.
Ich habe mich heute angemeldet, da ich eine Frage stellen möchte. Eine Frage, die mir sehr am Herzen liegt, auf die ich aber nicht wirklich eine Antwort finden kann. Ich habe zwar nicht gerade positive Meldungen (liegen Jahre zurück) über die sog. Franziskanische Gemeinschaft (OFS) gelesen, möchte mich jetzt aber nicht abschrecken lassen ... auch Kritik und Widerstand muss ausgehalten werden.
Nun zu meiner Frage:
Ich werde voraussichtlich im August in die Franziskanische Gemeinschaft aufgenommen. Nun stellt sich die Frage, ob ich einen Ordensnamen wählen soll oder nicht. Früher (vor dem II. Vatikanum) war es üblich, einen solchen zu wählen, jetzt besteht die Möglichkeit aber keine Verpflichtung dazu.
Einerseits möchte ich es, da für mich ein neuer Lebensabschnitt beginnt und ich mit diesem Namen einen Neubeginn verbinde. Andererseits weiß ich nicht so recht, welche Heilige ich nehmen soll - franziskanische Heilige gibt es nicht so viele oder könnte es auch eine andere Heilige sein? Nach welchen Kriterien vorgehen?
Vielleicht liest ja jemand meine Frage, der in der FG ist und selbst Erfahrung damit hat? Oder hat jemand von euch ein Gespür für mein Anliegen, kann sich in meine Lage versetzen und mir einen Impuls zum Weiterdenken geben?
Ich bin für Antworten dankbar!
Angela

Hallo Angela,

Ich bin selber im OFS - ohne Ordensnamen - und kann dir Deine Fragen beantworten. Erst einmal freue ich mich sehr, daß Du eine neue Schwester wirst und sichere Dir schon einmal mein Gebet zu. Vielleicht lernen wir uns ja irgendwann einmal persönlich kennen. Welche lokale Gemeinschaft wird es denn sein?

Was den Ordensnamen angeht, so kann ich dieses Anliegen prinzipiell verstehen, schließlich ist der OFS kirchenrechtlich ein richtiger Orden und diese Tradition der Namenswahl in verschiedenen Orden (oder früher Namensvergabe ohne eigene Auswahl) hat ihren Wert.
Ich muß dazu aber sagen, daß weder die Regel noch die Konstitutionen noch das Rituale, das die Aufnahme genau regelt (alles drei kann ich Dir auf Wunsch schicken), die Möglichkeit eines offiziellen Ordensnamens vorsieht, der sozusagen ordensintern den Taufnamen ersetzt. Unter der alten Regel von Papst Leo XIII. (die ich persönlich für deutlich weniger franziskanisch halte als die jetzige, ihre Kenntnis ist aber wichtig um zu wissen, unter welcher Regel viele Geschwister eingetreten sind) war das noch möglich - ich selbst kenne einige, die einen Ordensnamen haben. Wie gesagt, bei Neuaufnahmen ist das nicht mehr vorgesehen.

Warum nicht? Nun, der OFS ist eben anders als andere Orden besonders in einem Punkt, er ist der Ordo franciscanus saecularis. Kein anderer richtiger Orden in der Kirche hat dieses Merkmal, die explizite Verortung in der Welt. Dabei geht es explizit nicht um ein anderes Aussehen (eine Ordenstracht, wie früher möglich und in manchen Teilen der Welt - fälschlicherweise - immer noch vorhanden, ist vom Generalat untersagt worden), nicht um eine andere Namensgebung (Ordensnamen), überhaupt nicht um etwas äußerlich anderes - es geht um das Zeugnis des Lebens. In der Welt, und zwar komplett in die Welt eingetaucht.

Daß andere Menschen natürlich eine komplett andere Berufung haben können, ist selbstverständlich. Doch das oben genannte ist eines der Spezifika des OFS und sicher sein Alleinstellungsmerkmal als Orden (ist eben auch keine Geistliche Gemeinschaft im "Neue Geistliche Gemeinschaft"-Sinn).

Ich hoffe Dir etwas geholfen zu haben und sende ein

Pax et bonum,
Ralf

[Angela]

Ich danke allen für ihre ehrlichen Antworten! Jede/ Jeder konnte mir ein wenig weiterhelfen. Danke!

@ Protasius, Linus, taddeo ... Ja Heilige gibt es genug, bis vor vier Jahren hatte ich so überhaupt keinen Bezug zu Heiligen. Ich habe einen Vornamen, dem zwei Heilige zugeordnet sind. Ich habe mir die ausgesucht, die am ehesten zu mir passt und ich bin ganz glücklich damit...aber eine besondere Beziehung habe ich nicht zu dieser Heiligen. Ich habe eher Bezug zu biblischen Personen, die ja auch Heilige sind.

@ gc-148 ... Ja, beim Taufnahmen hat ER mich gerufen ... das hat was ... und die Franziskanische Gemeinschaft ist ja eine Laiengemeinschaft und hat eine Sonderstellung, wie Ralf erwähnt hat.

@ Matthäus ... es gibt eine Leitung (Laien) und einen geistlichen Begleiter (Priester). Da es aber nicht mehr üblich ist, einen Ordensnamen zu wählen, bin ich mir halt nicht sicher, ob ich einen wählen soll ... also muss ich zuerst dieser Frage klären, bevor ich einen Dreiervorschlag machen kann.

@ Ralf ... Das was du sagst ist interessant. Mir wurde nur nebenbei gesagt, dass es üblich war, einen Ordensnamen zu wählen nun aber nicht mehr notwendig sei. Und dann hat man mich alleine gelassen mit diesem Wissen. Und ich habe zu Überlegen begonnen. Ja ein Ordensnamen hat seinen Wert. Aber wenn er laut Regel und Konstitution nicht mehr vorgesehen ist ... Und was du über den Orden sagst, stimmt ja - es geht um das Zeugnis in der Welt, um die Nachfolge in meinem konkreten Umfeld ... Ja, vielleicht sollte ich da wirklich bei meinem Taufnamen bleiben.
Darf ich dich privat anmailen?
Gruß
Angela

[Ralf]

@ Ralf ... Das was du sagst ist interessant. Mir wurde nur nebenbei gesagt, dass es üblich war, einen Ordensnamen zu wählen nun aber nicht mehr notwendig sei. Und dann hat man mich alleine gelassen mit diesem Wissen. Und ich habe zu Überlegen begonnen. Ja ein Ordensnamen hat seinen Wert. Aber wenn er laut Regel und Konstitution nicht mehr vorgesehen ist ... Und was du über den Orden sagst, stimmt ja - es geht um das Zeugnis in der Welt, um die Nachfolge in meinem konkreten Umfeld ... Ja, vielleicht sollte ich da wirklich bei meinem Taufnamen bleiben.
Darf ich dich privat anmailen?
Gruß
Angela

Zur Frage: natürlich.