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Zeitliche oder Ewige Profess

Verfasst: Samstag 17. April 2004, 19:10
von Celestina
War jemand von euch schon einmal bei einer Professfeier dabei?
Mich würde interessieren, wie das abläuft.

Verfasst: Samstag 17. April 2004, 22:17
von Ralf
Ja, ich war bei zweien feierlichen Professfeiern von Franziskanern dabei. Die zeitliche Profess, zumal wenn es eine Erneuerung und nicht die erste ist, ist ja oft nicht sehr feierlich.
Tja, wie läuft das ab? Eine Hl. Messe mit Professfeier eben, die Predigt geht dann auch darüber. Während der Profess legt der (ja, wie heißt der eiegentlich?) "noch zeitliche Professe" in die Hände des Provinzials die Gelübde, das ganze mit einer genau definierten Professformel (die ich höchstens auf Spanisch präsentieren könnte, da die dt. Konstitutionen nicht im Netz sind), die auch bezug nicmmt auf die Spuren des Franziskus, die Regel und deren Interpretation durch die Ordenskonstitutionen.

Re: Zeitliche oder Ewige Profess

Verfasst: Montag 19. April 2004, 07:39
von Edith
Celestina hat geschrieben:War jemand von euch schon einmal bei einer Professfeier dabei?
Mich würde interessieren, wie das abläuft.
Meist im Rahmen einer Hl. Messe.
Die Prägnantesten Elemente sind:
die Allerheiligenlitanei, während der /die Kandidat/in ausgetreckt am Boden liegt
und dann das eigentliche Profeßgelübde in die Hand des /der Oberen.

Im Karmel lautet das zB: (bei der feierlichen/ewigen Profeß):

"Ich (Name) mache meine feierliche Profeß und verspreche
Gehorsam, Keuschheit und Armut,
Gott unserem Herrn, der Allerseligtsen Jungfrau Maria vom Berge Karmel,
und Ihnen, ehrwürdige Mutter Priorin, sowie Ihren Nachfolgerinnen,
nach der ursprünglichen Regel unseres Ordens und unseren Satzungen,
bis zum Tod."


Bei der zeitlichen Profeß ist alles genauso, nur sagt man am Schluß nicht "bis zum Tod" sondern... "für drei Jahre".

Verfasst: Montag 19. April 2004, 18:33
von mal
Ja, erst vor ein paar Monaten bei einer sehr schönen "Ewigen"!!
Was mich außer der Prostration (Ausstrecken auf dem Boden, während die versammelte Festgemeinde die Allerheiligenlitanei betet/singt) noch sehr berührt hat, war das Herausrufen der Kandidatin. Der Bischof rief sie beim Namen und fragte, ob sie bereit sei, dem Herrn und Seiner Kirche zu dienen, ihr Leben radikal nach dem Evangelium auszurichten. Jede der insgesamt drei Fragen beantwortete sie mit einem lauten und kräftigen "Ich bin bereit".
Das war tief berührend!!
Pax et Bonum
mal

Verfasst: Dienstag 20. April 2004, 07:17
von Edith
Hier noch der Text einer ewigen Profeß der Zisterzienserinnen:

"Ich, (Name) gelobe vor Gott und Seinen Heiligen, für mein ganzes Leben
Beständigkeit in der konstitutionellen Klausur,
(Anm.: Stabilitas)
klösterlichen Lebenswandel (Anm.: conversatio morum)
und Gehorsam (Anm. oboedientia)
nach der Regel des hl. Vaters Benedikt und unseren Konstitutionen,
vor Ihnen, der hochwürdigsten Mutter Äbtissin (Name) des Klosters (Name), und vor allen, die hier versammelt sind."

Verfasst: Dienstag 20. April 2004, 16:19
von Renata
Ich hatte das Privileg, bei Benediktinerinnen einer zeitlichen und einer ewigen Profeß (mit Jungfrauenweihe) und im Karmel je einer zeitlichen und einer ewigen Profeß beiwohnen zu dürfen.

Im Karmel hat mich die Schönheit und "Intimität" (<- ein kümmerlicher Ausdruck) dieser Zeremonie sehr angerührt: die Professe kniet dabei vor und legt ihre Hände in die der Priorin. Das, und das Lächeln, das sich die beiden danach schenkten, war wirklich wunderschön.

Gruß
Renata :)

Verfasst: Mittwoch 21. April 2004, 09:06
von Edith
Renata hat geschrieben: Karmel...die Professe kniet dabei vor und legt ihre Hände in die der Priorin.
ist das nicht überall so?

Verfasst: Mittwoch 21. April 2004, 12:30
von Anastasis
Die zeitliche Profess in einem Benediktinerinnenkloster, die ich miterlebt habe, war ein extrem kurzer, nüchterner Ritus, der praktisch nur aus einer kurzen Befragung und dem Verlesen, Unterschreiben und Übergeben der handgeschriebenen Professurkunde bestand.

Nicht umsonst heißt die ewige Profess bei den Benediktinerinnen und Benediktinern meist die "feierliche" Profess - der Feierlichkeitsgrad von zeitlicher und ewiger Profess ist schon extrem unterschiedlich.

Verfasst: Mittwoch 21. April 2004, 12:33
von Edith
Anastasis hat geschrieben:Die zeitliche Profess in einem Benediktinerinnenkloster, die ich miterlebt habe, war ein extrem kurzer, nüchterner Ritus, der praktisch nur aus einer kurzen Befragung und dem Verlesen, Unterschreiben und Übergeben der handgeschriebenen Professurkunde bestand.
Da war keine Gelübdeablegung in die Hände der Äbtissin?
:motz: :kratz:

Verfasst: Mittwoch 21. April 2004, 12:42
von Renata
Edith hat geschrieben:
Renata hat geschrieben: Karmel...die Professe kniet dabei und legt ihre Hände in die der Priorin.
ist das nicht überall so?
Zumindest bei der zeitlichen Profeß bei den Benediktinerinnen, die ich miterlebt habe, war es nicht so, auch stimmungsmäßig nicht. Das war, wie auch schon ein Vorschreiber bemerkte, eine recht nüchterne Geschichte im Kapitelsaal, wo die Zeremonienmeisterin eher ziemlich zu tun hatte, den Nichtprofessen "ihren" Platz anzuweisen - Weberschiffchen lassen grüßen.

An die feierliche Profeß kann ich mich wegen dem ganzen Brimborium (sorry!) mit der Jungfrauenweihe eigentlich eher an das Niedergestrecktsein vor dem Altar und die vielen Antiphonen erinnern, nicht an die Gelübdeablegung in die Hände der Äbtissin.

Verfasst: Mittwoch 21. April 2004, 12:44
von Anastasis
Edith hat geschrieben:
Anastasis hat geschrieben:Die zeitliche Profess in einem Benediktinerinnenkloster, die ich miterlebt habe, war ein extrem kurzer, nüchterner Ritus, der praktisch nur aus einer kurzen Befragung und dem Verlesen, Unterschreiben und Übergeben der handgeschriebenen Professurkunde bestand.
Da war keine Gelübdeablegung in die Hände der Äbtissin?
:motz: :kratz:
Ich kann mich jetzt irren, aber soweit ich mich erinnere, wurde nur die Urkunde übergeben. Ich habe mich selbst gewundert, daß da gar so wenig Zeichenhaftes dabei war.

Verfasst: Mittwoch 21. April 2004, 12:48
von Edith
Anastasis hat geschrieben:
Edith hat geschrieben: Da war keine Gelübdeablegung in die Hände der Äbtissin?
:motz: :kratz:
Ich kann mich jetzt irren, aber soweit ich mich erinnere, wurde nur die Urkunde übergeben. Ich habe mich selbst gewundert, daß da gar so wenig Zeichenhaftes dabei war.
schwach... der Laden.... sehr sehr schwach. :nein:

Ab der ersten Profeß wird gezählt. Inhaltlich geschieht dort exakt das selbe, wie bei der ewigen. Nur eben zeitlich begrenzt.

Verfasst: Mittwoch 21. April 2004, 13:16
von Anastasis
Edith hat geschrieben:schwach... der Laden.... sehr sehr schwach. :nein:
Übrigens ein Kloster der Beuroner Kongregation. Aber es gibt wohl keinen in der Kongregation einheitlichen Professritus.

Verfasst: Mittwoch 21. April 2004, 13:22
von Edith
Anastasis hat geschrieben:
Edith hat geschrieben:schwach... der Laden.... sehr sehr schwach. :nein:
Übrigens ein Kloster der Beuroner Kongregation.
Kellenried?
Anastasis hat geschrieben: Aber es gibt wohl keinen in der Kongregation einheitlichen Professritus.
Gibts denn eine einheitliche Liturgie? :D

Verfasst: Mittwoch 21. April 2004, 14:13
von Brat Albert
Wir waren bisher erst bei einer Profess. In Österreich bei der "Gemeinschaft der Seligpreisungen".
Während einer feierlich gestalteten Messe mit Weihbischof Laun haben zwei Schwestern und ein Bruder ihre ewigen Versprechen in die Hand des Bischofs gegeben. An den genauen Ablauf kann ich mich leider nicht mehr erinnern, es war jedenfalls sehr schön. Anschließend gab es dann zusammen mit dem Bischof noch eine lange Feier. Berührt hat mich der Mut sich wirklich ganz hinzugeben, symbolisiert durch das ausgestreckte Hinlegen auf den Boden.
Gruß und Gottes Segen
Peter

Verfasst: Mittwoch 21. April 2004, 14:46
von max72
Renata hat geschrieben:Ich hatte das Privileg, bei Benediktinerinnen einer zeitlichen und einer ewigen Profeß (mit Jungfrauenweihe) und im Karmel je einer zeitlichen und einer ewigen Profeß beiwohnen zu dürfen.

Im Karmel hat mich die Schönheit und "Intimität" (<- ein kümmerlicher Ausdruck) dieser Zeremonie sehr angerührt: die Professe kniet dabei vor und legt ihre Hände in die der Priorin. Das, und das Lächeln, das sich die beiden danach schenkten, war wirklich wunderschön.

Gruß
Renata :)
Ich war letztes Jahr auch bei einer ewigen Profess im Karmel dabei. Das war eine grosse, lange Feier, der Bischof und viele Priester waren da. Die Details erinnere ich mich nicht mehr. Sie bekam den Schleier(?), legte auch das Geluebde ab und unterzeichnete die Urkunde. Ansonsten ein sehr sehr feierliche Messe und die Kirche war voller als zu Weihnachten.

Gruesse

Max

Verfasst: Mittwoch 21. April 2004, 21:09
von Anastasis
Edith hat geschrieben: Kellenried?
Nie sollst Du mich befragen...!
Edith hat geschrieben: Gibts denn eine einheitliche Liturgie? :D
Gott sei Dank nicht! 8)

Verfasst: Donnerstag 22. April 2004, 09:11
von Edith
Renata hat geschrieben: An die feierliche Profeß kann ich mich wegen dem ganzen Brimborium (sorry!) mit der Jungfrauenweihe eigentlich eher an das Niedergestrecktsein vor dem Altar und die vielen Antiphonen erinnern, nicht an die Gelübdeablegung in die Hände der Äbtissin.
Ich finde das dramatisch!
Denn eben das ist der eigentliche Akt.

Genauso ist es übrigens auch noch in manchen Fürstenhäusern.
Bei der Krönung Elisabeths II von England, legte ein Vertreter des Adels (der Herzog von Edinburg, der zufällig ihr Mann ist) in ihre Hände einen "vow of allegiance" ab.
Die gleiche uralte Symbolik:
jemand kniet vor dem Lehensherrn, legt seine gefalteten Hände in die Hände des Lehensherrn und verspricht etwas.

Verfasst: Donnerstag 22. April 2004, 10:05
von Robert Ketelhohn
Edith hat geschrieben:»Ich finde das dramatisch! Denn eben das ist der eigentliche Akt. … Die gleiche uralte Symbolik: Jemand kniet vor dem Lehensherrn, legt seine gefalteten Hände in die Hände des Lehensherrn und verspricht etwas.«
Gerade wegen dieser Herkunft des Handgangs bei der Kommendation kannst du ihn schwerlich als den »eigentlichen Akt« bezeichnen – jedenfalls nicht in dieser konkreten Form. Es handelt sich um eine aus einem gewissen kulturellen Kontext erwachsene Rechtssymbolik, nicht aber um irgendwie sakramentales Handeln. Darum ist die Form prinzipiell auch durchaus veränderbar – was nicht bedeutet, daß ich solchen Handgang nicht für passend hielte.

Allerdings frage ich, ob nicht innerhalb des gesamten Ritus die Prostration doch das stärkere Zeichen sei.

Verfasst: Donnerstag 22. April 2004, 11:22
von Edith
Robert Ketelhohn hat geschrieben: Allerdings frage ich, ob nicht innerhalb des gesamten Ritus die Prostration doch das stärkere Zeichen sei.
Das kann man freilich so sehen, ja.
Beide Zeichen haben ihre je eigene Tiefe, keine Frage.

Für mich persönlich symbolisiert die Prosternatio die Hingabe an Gott, wohingegen das "Handgelübde" für mich eher, sagen wir, die konkrete Ausformung, das konkrete Gehorsamsversprechen einem konkreten Oberen/ konkreten Regeln und Satzungen gegenüber ist.

Ich würde auf keines der beiden Zeichen verzichten wollen. 8)
Wenn ich aber müsste... würde ich leichter die Prosternatio weglassen können.

Verfasst: Donnerstag 22. April 2004, 12:14
von Ralf
Für Nicht-Kenner: Prostration bzw. Prosternatio bezeichnet das ausgestreckt-auf-dem-Boden-liegen während eines Teiles der Professfeier.