Alles zum Thema Stundengebet (2nd)

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.
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Konstantin Opel
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Re: Alles zum Thema Stundengebet (2nd)

Beitrag von Konstantin Opel »

Danke, Protasius!

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ad-fontes
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Re: Migne

Beitrag von ad-fontes »

Beten die heutigen Benediktiner das Officium noch in Übereinstimmung mit der Regel Benedikts?

Seit wann tragen sie keine Corona (Tonsur) mehr? Gibt es da was Offizielles zu?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Protasius
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Re: Migne

Beitrag von Protasius »

ad-fontes hat geschrieben:Beten die heutigen Benediktiner das Officium noch in Übereinstimmung mit der Regel Benedikts?
Die Benediktsregel gibt dem Abt die Freiheit eine andere Psalmenverteilung als die in der Regel vorgeschlagene zu wählen; man solle dabei nur darauf achten, daß alle 150 Psalmen in einer Woche gebetet werden (RB 23).

Es gibt auch heute Klöster, die das Officium so beten, wie es in der RB vorgeschlagen ist; zum einen Klöster wie Fontgombault oder Norcia, die der außerordentlichen Form des römischen Ritus folgen, aber es gibt auch Klöster in der ordentlichen Form, die das Officium auf Latein nach der benediktinischen Psalmenverteilung singen (WIMRE u.a. St. Pierre, Solesmes und St. Hildegard, Rüdesheim). Das kann man selbstverständlich auch in der Landessprache machen, aber da sind andere kompetenter.

Ich habe auch davon gehört, daß einige Klöster den Psalter auf zwei Wochen verteilen. Ich weiß aber nicht, wie verbreitet das ist.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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ad-fontes
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Re: Migne

Beitrag von ad-fontes »

Vergelt's Gott!

Auf NLM war mal ein Photobericht von einer hl. Messe in Norcia..kann den link leider nicht finden.

Die "Normal-Benediktiner" verwenden aber den grauslichen pianischen Psalter, nicht?

Der Zweiwochenturnus wäre dann vom Ambrosianischen Ritus abgekupfert!?
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ad-fontes
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Re: Migne

Beitrag von ad-fontes »

Protasius hat geschrieben:Ich habe auch davon gehört, daß einige Klöster den Psalter auf zwei Wochen verteilen. Ich weiß aber nicht, wie verbreitet das ist.
Aber mit welchem Recht nennen sie sich dann noch 'Benediktiner', wenn sie sich nicht an die Ordensregel halten?
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Raphaela
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Re: Migne

Beitrag von Raphaela »

ad-fontes hat geschrieben:Aber mit welchem Recht nennen sie sich dann noch 'Benediktiner', wenn sie sich nicht an die Ordensregel halten?
Egal um welchen Orden es sich handelt: Fast in jeder Gemeinschaft wurde die Regel reformiert. Und wenn es sich bei deiner Frage nur darum handelt, ob sie innerhalb einer Woche die 150 Psalmen beten: Was ist das für ein Problem, wenn sie es nicht machen, aber alles andere doch?
Ich denke, dass sie sich in ihrem Handeln schon auf Benedikt berufen können. Übrigens leben nicht nur die Benediktiner nach dessen Regel, sondern auch die Trappisten, die Zisterzienser, die monastische Gemeinschaft von Jerusalem....
Und: Es gibt auch evangelische, benediktinische Gemeinschaften.
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ad-fontes
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Re: Migne

Beitrag von ad-fontes »

Raphaela hat geschrieben:Egal um welchen Orden es sich handelt: Fast in jeder Gemeinschaft wurde die Regel reformiert.
Sagen wir besser für konkrete Situationen adaptiert: Das sind die consuetudines.
Raphaela hat geschrieben: Ich denke, dass sie sich in ihrem Handeln schon auf Benedikt berufen können.
Ora et labora? Das Zönobitentum? Der gehorsam gegenüber dem Abt? Die stabilitas loci?

Was macht einen Benediktiner zum Benediktiner? Ich meine, die Befolgung der RB, oder nicht? Sonst könnte er ja auch nach der Regel des Meisters, nach einer südfranzösischen oder der Basilius-Regel leben..
Raphaela hat geschrieben:Übrigens leben nicht nur die Benediktiner nach dessen Regel, sondern auch die Trappisten, die Zisterzienser, die monastische Gemeinschaft von Jerusalem....
Und: Es gibt auch evangelische, benediktinische Gemeinschaften.
Das sei ihnen unbenommen.
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Senensis
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Senensis »

Okay, ad-fontes. Du kannst es gern mal probieren mit dem Ein-Wochenpsalter. Und dann reden wir weiter? :)
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Protasius
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Protasius »

Senensis hat geschrieben:Okay, ad-fontes. Du kannst es gern mal probieren mit dem Ein-Wochenpsalter. Und dann reden wir weiter? :)
Der Ein-Wochenpsalter ist durchaus machbar, ich schaffe das - wenigstens in der Fastenzeit - auch. Den Grund den ganzen Psalter in einer Woche zu beten, nennt Benedikt in der Regel selbst (RB 22ff.):
Hl. Benedikt von Nursia hat geschrieben:Wir machen ausdrücklich auf folgendes aufmerksam: Wenn jemand mit dieser Psalmenordnung nicht einverstanden ist, stelle er eine andere auf, die er für besser hält.
Er achte aber unter allen Umständen darauf, dass jede Woche der ganze Psalter mit den 150 Psalmen gesungen und zu den Vigilien am Sonntag stets von vorne begonnen wird.
Denn Mönche, die im Verlauf einer Woche weniger singen als den ganzen Psalter mit den üblichen Cantica, sind zu träge im Dienst, den sie gelobt haben.
Lesen wir doch, dass unsere heiligen Väter in ihrem Eifer an einem einzigen Tag vollbracht haben, was wir in unserer Lauheit wenigstens in einer ganzen Woche leisten sollten.
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Protasius
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Re: Migne

Beitrag von Protasius »

ad-fontes hat geschrieben:Auf NLM war mal ein Photobericht von einer hl. Messe in Norcia..kann den link leider nicht finden.
Halb so schlimm, die Bennis von Norcia haben eine gut geführte Internetseite mit vielen Bildern von stillen wie auch von feierlichen Messen. Auf dem Blog haben die auch für fast jeden Tag eine MP3-Aufnahme von Laudes, Vesper und Konventamt; vor ein paar Wochen gab es sogar die Sonntagsmatutin.
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Senensis
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Senensis »

Protasius hat geschrieben:
Senensis hat geschrieben:Okay, ad-fontes. Du kannst es gern mal probieren mit dem Ein-Wochenpsalter. Und dann reden wir weiter? :)
Der Ein-Wochenpsalter ist durchaus machbar, ich schaffe das - wenigstens in der Fastenzeit - auch. Den Grund den ganzen Psalter in einer Woche zu beten, nennt Benedikt in der Regel selbst (RB 22ff.):
Hl. Benedikt von Nursia hat geschrieben:Wir machen ausdrücklich auf folgendes aufmerksam: Wenn jemand mit dieser Psalmenordnung nicht einverstanden ist, stelle er eine andere auf, die er für besser hält.
Er achte aber unter allen Umständen darauf, dass jede Woche der ganze Psalter mit den 150 Psalmen gesungen und zu den Vigilien am Sonntag stets von vorne begonnen wird.
Denn Mönche, die im Verlauf einer Woche weniger singen als den ganzen Psalter mit den üblichen Cantica, sind zu träge im Dienst, den sie gelobt haben.
Lesen wir doch, dass unsere heiligen Väter in ihrem Eifer an einem einzigen Tag vollbracht haben, was wir in unserer Lauheit wenigstens in einer ganzen Woche leisten sollten.
Es geht aber nicht darum, es einmal zu schaffen, oder in der Fastenzeit; oder für ein paar Monate oder Jahre. Man muß es ein Leben lang bewältigen können. Ich bin definitiv ein Tradi und ein Brevierfan der harten Sorte; aber man sollte nicht einfachhin über die urteilen, die das Pensum für (derzeit) nicht umsetzbar halten.
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Athanasius0570
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Athanasius0570 »

Das rührt an das Grundproblem des Mönchtums "in unserer Zeit" - dass häufig das Klosterleben nach anderen Gesichtspunkten gestaltet wird, als der Intention des Mönchtums entsprechen würde.

Wer nicht als Mönch leben will, kann ja in einen anderen Orden oä. eintreten.
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songul
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von songul »

Athanasius0570 hat geschrieben:Das rührt an das Grundproblem des Mönchtums "in unserer Zeit" - dass häufig das Klosterleben nach anderen Gesichtspunkten gestaltet wird, als der Intention des Mönchtums entsprechen würde.

Wer nicht als Mönch leben will, kann ja in einen anderen Orden oä. eintreten.
Da hast du wirklich was wahres gesagt.

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Senensis
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Senensis »

Athanasius0570 hat geschrieben:Das rührt an das Grundproblem des Mönchtums "in unserer Zeit" - dass häufig das Klosterleben nach anderen Gesichtspunkten gestaltet wird, als der Intention des Mönchtums entsprechen würde.

Wer nicht als Mönch leben will, kann ja in einen anderen Orden oä. eintreten.
Lebst Du in einem Orden? Mach es erst mal. Dann urteile.
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Senensis
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Senensis »

Nochmal: ich bin wirklich an den Grundintentionen des Mönchtums interessiert und sehr traditionell gesinnt. Aber Mönchsregeln werden nicht in der Theorie befolgt, sondern in der Praxis. Und wenn Du es in der Theorie gut findest, alle 150 an einem Tag zu beten, es aber nicht machst, bringt Dich das dem Himmelreich auch nicht näher. Wenn einer hingegen in Treue und Beharrlichkeit das Pensum in zwei Wochen betet, dafür sein Leben lang und in täglicher Treue zur Klosterordnung, dann ist das sehr wohl eine geheiligte Angelegenheit, die per se den Intentionen des Mönchtums entspricht.
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Athanasius0570
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Athanasius0570 »

Senensis hat geschrieben:
Athanasius0570 hat geschrieben:Das rührt an das Grundproblem des Mönchtums "in unserer Zeit" - dass häufig das Klosterleben nach anderen Gesichtspunkten gestaltet wird, als der Intention des Mönchtums entsprechen würde.

Wer nicht als Mönch leben will, kann ja in einen anderen Orden oä. eintreten.
Lebst Du in einem Orden? Mach es erst mal. Dann urteile.
Worüber habe ich denn geurteilt? Lebst du in einem Orden? (Ich weiß allerdings nicht, was man sich unter "in einem Orden leben" vorstellen soll. Man tritt in einen Orden zwar ein, gehört ihm dann aber eher an, als "in ihm" zu leben. Bei einem Kloster ist das etwas anderes...)
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Senensis
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Senensis »

Nicht mehr, aber bald wieder (so Gott will).
Der Geist einer Regel erschließt sich erst, wenn man sie tut.
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Athanasius0570
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Athanasius0570 »

Dann will ich deine Frage damit beantworten, dass ich mich auch existenziell mit dem Thema befasse und nicht rein theoretisch.
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Senensis
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Senensis »

Das ist schön. Jetzt interessiert es mich auch: wie machst Du das mit dem Psalter in der Praxis? Ich habe derzeit eine Vollzeitstelle und bringe es einfach nicht fertig, auch nur annähernd "genug" zu beten. Infolgedessen habe ich mir den lateinischen Psalter vorgenommen und einen stark vereinfachten Notbehelf gebastelt, nur für mich persönlich in meiner jetzigen Situation. Der Psalter ist auf 28 Tage aufgeteilt, wobei ich die numerische Ordnung befolgt habe, wie es in den alten Brevieren weitgehend der Fall ist. Ich habe dabei einen Schnitt gesetzt vor Psalm 109. Jeder Tag hat also mehrere Psalmen aus der Reihe von 1 bis 108 und dann noch ca. 2 Vesperpsalmen. Den Psalm 118 wie auch die Gradualpsalmen habe ich dabei wie Vesperpsalmen behandelt und auf die Einführung "kleiner" Horen vorerst verzichtet. Auch die Kompletpsalmen sind nicht herausgenommen, da ich abends im Bett meist den Rosenkranz (fertig-)bete.
Das Psalmenvolumen für einen Tag habe ich nicht weiter in Horen aufgeteilt, sondern möchte erst testen, wann ich davon wieviel beten kann. Wie gesagt, das ist mein ganz persönlicher Versuch. Ich habe einige Breviere und Stundenbuchausgaben zuhause, aber zur Zeit funktioniert es einfach nicht.
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Athanasius0570
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Athanasius0570 »

Meine Aussage geht ja nur dahin, dass es doch eine Vielzahl von Formen des gottgeweihten Lebens gibt, die ihrer Ausrichtung nach auch unterschiedliche Gebetsordnungen haben.

Würde ich in ein Kloster eintreten, um Mönch zu werden, dann müsste es schon eines sein, das "dem Gottesdienst nichts vorzieht". Und da hätte nach meinem Verständnis auch die in der Benedikt-Regel vorsehene Ordnung ihren Platz.

Da ich aber "in der Welt" lebe (allerdings nicht mit einer Vollzeitstelle), bete ich (als "Gerüst" meines Gebetslebens) das Stundengebet nach dem "normalen" Stundenbuch (also den 4-Wochenpsalter), wann immer möglich aber mit 7 Gebetszeiten.
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Senensis
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Senensis »

Das habe ich früher auch gemacht, das ist eine gute Sache. Für mich persönlich bin ich aber mittlerweile dahin gekommen, daß ich es als unbefriedigend empfinde. Der Geist des Stundenbuches ist eben nicht monastisch.
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songul
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von songul »

Senensis hat geschrieben:Das habe ich früher auch gemacht, das ist eine gute Sache. Für mich persönlich bin ich aber mittlerweile dahin gekommen, daß ich es als unbefriedigend empfinde. Der Geist des Stundenbuches ist eben nicht monastisch.
Das verstehe ich nicht ganz.....

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Athanasius0570
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Athanasius0570 »

Was verstehst du nicht?

Der Geist des Stundenbuchs ist unter anderem deshalb nicht monastisch, weil es die Psalmen auf nur 5 Gebetszeiten aufteilt, und (da sind Senensis und ich unterschiedlicher Ansicht :regel: ;) ) weil es den 4-Wochenpsalter verwendet.
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Raphaela
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Raphaela »

Senensis hat geschrieben:Das habe ich früher auch gemacht, das ist eine gute Sache. Für mich persönlich bin ich aber mittlerweile dahin gekommen, daß ich es als unbefriedigend empfinde. Der Geist des Stundenbuches ist eben nicht monastisch.
Da muss man einschränken: Es gibt das römische Stundenbuch und das monastische Stundenbuch.
Und selbst beim römischen gibt es von der Einführung her so viele Möglichkeiten, dass es zum monastischen Stundengebet werden kann.
Ich bin gerne katholisch, mit Leib und Seele!

Germanus
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Germanus »

Ein Väterspruch (dessen Quelle ich leider nicht mehr angeben kann), differenziert das monastische Gebetsleben in etwa so: "Ein Mönch antwortete einem berühmten geistlichen Vater, dass er ganz seiner Regel entsprechend die Gebetszeiten einhält, nämlich des Nachts und sieben Mal am Tag beim Gebet ist. Darauf der geistliche Vater: Das ist nicht das Gebet, nach dem man streben soll! Wenn er nicht ununterbrochen betet, soll er sich auch nicht auf seiner Regeltreue ausruhen."
Deshalb meine ich, dass der "Knechtsdienst" des hl. Benedikt nicht den Charakter eines Pensums im heutigen Sinne hat, sondern vielmehr den eines Leitfadens. Es ist bezeichnend, dass die frühen Christen (jeglicher lebensgeschichtlicher Couleur) scheinbar doch monastischer lebten, als man das in Benedikts Klöstern später tat, zumindest was die Nachtwachen anging (vgl. die frühchristlichen Überlieferungen bzgl. des Gebets etc. [s. Fontes christiani, Bd. 1]). Da kann man Rückschlüsse schließen auf die Wesenszüge des Mönchtums, die sich eigentlich über das Frühchristentum definieren.
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

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Athanasius0570
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Athanasius0570 »

Es ist hier ja explizit um die Frage der Psalmen-Ordnung gegangen, natürlich darf sich das Gebet nicht darauf beschränken. (Deshalb habe z.B. ich vom "Gerüst" für mein Gebetsleben geschrieben ...)
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Senensis
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Senensis »

Raphaela hat geschrieben:
Senensis hat geschrieben:Das habe ich früher auch gemacht, das ist eine gute Sache. Für mich persönlich bin ich aber mittlerweile dahin gekommen, daß ich es als unbefriedigend empfinde. Der Geist des Stundenbuches ist eben nicht monastisch.
Da muss man einschränken: Es gibt das römische Stundenbuch und das monastische Stundenbuch.
Und selbst beim römischen gibt es von der Einführung her so viele Möglichkeiten, dass es zum monastischen Stundengebet werden kann.
Also, da von einem Vierwochenpsalter die Rede war, bin ich davon ausgegangen, daß das Römische gemeint ist. Und dann bitte schaut euch doch die Texte an. Wenn man traditionelle Orationen kennt, dann ist das sicher nicht monastisch. Aber das sind wohl Feinheiten, die sich nur durch breitere Detailkenntnis erschließen... Abgesehen davon sind die Psalmabschnitte alle kurz, keine Hore hat über drei Psalmabschnitte, Laudes und Vesper nur zwei zzgl. Canticum. Das entspricht sicher nicht der monastischen Tradition und Lebenshaltung.
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marcus-cgn
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Re: Alles zum Thema Stundengebet (2nd)

Beitrag von marcus-cgn »

Warum hat man im neuen Brevier die Psalmen 77, 104 und 105 nicht in die Psalmenreihe des Jahreskreis übernommen? Stattdessen wurden die Lücken mit Psalmen aufgefüllt, die bereits in der Vesper untergebracht sind, bzw. in der Lesehore schon an anderer Stelle Verwendung finden.

Wenn die genannten Psalmen "anrüchig" erscheinen fragt sich, warum sie dann im Osterfestkreis gebetet werden dürfen. Wollte man vielleicht dem gewissensgeplagten Beter mit der Reihe vom Jahreskreis eine Alternative an die Hand geben, die er ggf. eigenmächtig, unter Umgehung der Rubriken, auch im Osterfestkreis benutzen kann.

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Re: Alles zum Thema Stundengebet (2nd)

Beitrag von Raphaela »

marcus-cgn hat geschrieben:Warum hat man im neuen Brevier die Psalmen 77, 104 und 105 nicht in die Psalmenreihe des Jahreskreis übernommen? Stattdessen wurden die Lücken mit Psalmen aufgefüllt, die bereits in der Vesper untergebracht sind, bzw. in der Lesehore schon an anderer Stelle Verwendung finden.

Wenn die genannten Psalmen "anrüchig" erscheinen fragt sich, warum sie dann im Osterfestkreis gebetet werden dürfen. Wollte man vielleicht dem gewissensgeplagten Beter mit der Reihe vom Jahreskreis eine Alternative an die Hand geben, die er ggf. eigenmächtig, unter Umgehung der Rubriken, auch im Osterfestkreis benutzen kann.
Es ist andersherum: In den gerpägten Zeiten wurden absichtlich andere Psalmen mit eingefügt. - Lies mal die Einführung ins Stundengebet.
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marcus-cgn
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Re: Alles zum Thema Stundengebet (2nd)

Beitrag von marcus-cgn »

Raphaela hat geschrieben:
marcus-cgn hat geschrieben:Warum hat man im neuen Brevier die Psalmen 77, 104 und 105 nicht in die Psalmenreihe des Jahreskreis übernommen? Stattdessen wurden die Lücken mit Psalmen aufgefüllt, die bereits in der Vesper untergebracht sind, bzw. in der Lesehore schon an anderer Stelle Verwendung finden.

Wenn die genannten Psalmen "anrüchig" erscheinen fragt sich, warum sie dann im Osterfestkreis gebetet werden dürfen. Wollte man vielleicht dem gewissensgeplagten Beter mit der Reihe vom Jahreskreis eine Alternative an die Hand geben, die er ggf. eigenmächtig, unter Umgehung der Rubriken, auch im Osterfestkreis benutzen kann.
Es ist andersherum: In den gerpägten Zeiten wurden absichtlich andere Psalmen mit eingefügt. - Lies mal die Einführung ins Stundengebet.
Na ja, man kann vieles schreiben...
Ich habe Nr. 130 der Einführungsbestimmungen zur Kenntnis genommen, empfinde diese Regel aber als Fremdkörper, weil nur an drei Stellen die Psalmenreihe geändert wurde. Hätte man - was ja durchaus sinnvoll wäre - den Charakter der Psalmenreihe den jeweiligen Zeiten entsprechend angepasst, wären noch ganz andere Reihen möglich geworden. Aber wie dem auch sei, wir nehmen das Motiv mal so hin, trotzdem widerspricht es ein wenig der Konzeption des Stundengebets, wo alle Psalmen in zeitlichem Abstand durchgebetet werden. Ausgerechnet den - manchmal etwas anklagenden - Psalmen 77, 104 und 105 einen so exklusiven Rang zuzuschreiben leuchtet mir nicht ganz ein.

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Matthäus
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Matthäus »

Grüß Gott zusammen!
Mit Bezug auf die vorherigen Beiträge habe ich eine Frage bezüglich des Römischen Stundenbuchs.

Es wurde ja schon erwähnt, dass das Römische Stundenbuch einen 4-Wochen-Psalter verwendet und beim Monastischen der Wochenpsalter (der Regel gemäß) gilt.
Wie ist denn der Aufbau der Hore z.B. bei Laudes oder Vesper in der römischen Form?

Bei den Monastischen Stundenbüchern ist der Aufbau dieser Horen ja in etwa so:
  • 1. Psalm
    2. Psalm
    3. Psalm
    4. Psalm
    Responsorium
    Hymnus
    Canticum
    Fürbitten
    Oration
    Pater Noster
    (Marianische Antiphon)

Edit: Im monastischen Bereich gilt natürlich der Wochenpsalter, deswegen eine kleine Korrektur meinerseits
Zuletzt geändert von Matthäus am Samstag 3. Mai 2014, 23:40, insgesamt 2-mal geändert.
"Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat." [Joh 15,18]

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Siard
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Re: Klosterpforte - Fragen rund um Klöster und Orden

Beitrag von Siard »

Matthäus hat geschrieben:Wie ist denn der Aufbau der Hore z.B. bei Laudes oder Vesper in der römischen Form?
Aufbau dieser Horen im römischen Brevier:
  • Eröffnung
    Hymnus
    1. Psalm
    2. Psalm
    Canticum
    Schriftlesung
    Responsorium
    Benedictus bzw. Magnificat
    Fürbitten
    Vater unser
    Tagesgebet
    Segen

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