Kontemplativ? Aktiv?

Klöster, Klerus, Laienschaft. Besondere Nachfolge.

Kontemplativ oder aktiv?

kontemplativ
14
41%
aktiv
5
15%
Mischung aus beidem
15
44%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 34

Edith
Beiträge: 2544
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 20:38

Kontemplativ? Aktiv?

Beitrag von Edith »

Frage an die, die sich über einen Ordenseintritt Gedanken machen.
Zieht Euch ein kontemplativer oder eher ein aktiver Orden an?

Ralf

Beitrag von Ralf »

Ich kann die Frage nicht beantworten, da "aktiv" natürlich eine Mischung aus beidem sein soll.
:cry:

Marlene
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Registriert: Donnerstag 4. Dezember 2003, 15:03

Re: Kontemplativ? Aktiv?

Beitrag von Marlene »

Edith hat geschrieben:Frage an die, die sich über einen Ordenseintritt Gedanken machen.
Zieht Euch ein kontemplativer oder eher ein aktiver Orden an?
Scheint nicht so viele hier zu geben, die gerade über einen Ordenseintritt nachdenken ... :kratz:

Da ich glücklich verheiratet bin, stellt sich mir die Frage auch nicht so direkt. Allerdings könnte ich mir unter anderem Umständen vorstellen, dass ich einen Klostereintritt ernsthaft in Erwägung ziehen würde.

Was mir immer wieder in den Ohren hallt, sind Sätze wie "Kranke besuchen, Nackte bekleiden, Trauernde trösten ..."

Also würde sich für mich von daher nie die Frage nach einem kontemplativen Orden stellen, sondern ich würde mir ein Haus suchen, in denen ich die Botschaft Christi in ganz konkreten Handlungen und Diensten am Nächsten weitergeben könnte. Entweder in der Krankenpflege oder im Hospiz.

Nehmt mir bitte die Frage zum Schluss nicht übel, oder belehrt mich eines Besseren: Aber wozu soll denn die ganze Beterei in einem abgeschotteten Terrain eigentlich gut sein ? Es liegt so viel im Argen, so viele Menschen brauchen Hilfe, konkrete, tätige Hilfe. Da erscheint mir eine kontemplative Karriere manchmal nur als Ego-Tripp: Ich und mein Gott, wir lieben uns.

Jesus hat sich tätig für uns aufgeopfert, hat bis zur nackten Erschöpfung mit Menschen gesprochen, ihnen Wege gezeigt, sie geheilt ... und ich soll in seine Nachfolge treten, indem ich mich von all diesen bedürftigen Menschen heute zurückziehe, hinter Mauern verschwinde, und dort den ganzen Tag nur darüber nachdenke, und bete, was Jesus getan hat?

Sorry, wenn ich jetzt jemandem auf die Füße trete ... aber es ist halt meine Meinung :/

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Juergen
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Re: Kontemplativ? Aktiv?

Beitrag von Juergen »

Edith hat geschrieben:Frage an die, die sich über einen Ordenseintritt Gedanken machen.
Zieht Euch ein kontemplativer oder eher ein aktiver Orden an?
Viel interessanter als die Frage wieviele für das eine oder andere gestimmt haben, ist daß schon sechs Leute abgestimmt haben. Also machen sich hier schon sechs Leute Gedanken über einen Ordenseintritt :kratz:
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Samuel
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Re: Kontemplativ? Aktiv?

Beitrag von Samuel »

Marlene hat geschrieben:Nehmt mir bitte die Frage zum Schluss nicht übel, oder belehrt mich eines Besseren: Aber wozu soll denn die ganze Beterei in einem abgeschotteten Terrain eigentlich gut sein ? Es liegt so viel im Argen, so viele Menschen brauchen Hilfe, konkrete, tätige Hilfe. Da erscheint mir eine kontemplative Karriere manchmal nur als Ego-Tripp: Ich und mein Gott, wir lieben uns.
Damit's kein Ego-Tripp ist, muss natürlich Gehorsam und Berufung dabei sein. Von Simon dem Styliten wird berichtet, dass eines Tages Gesandte des Bischofs ihn aufforderten, seine Säule zu verlassen. Er schickte sich sofort an, dem Befehl zu folgen. Als sie seinen Gehorsam sahen, durfte er bleiben. (Und viel hat er bewirkt, durch Rat und Predigt, von seiner Säule aus)

Guy Gilbert, Rockerpriester, der sich in der Banlieue von Paris um Gossenkinder kümmert, zieht sich regelmäßig in ein kontemplatives Frauenkloster zurück. Er sagt, ohne das Gebet der Schwestern könnte er sein aufreibendes Apostolat nicht durchführen.

Samuel

Ralf

Beitrag von Ralf »

Das Gebet ist nicht zuerst eine Art Auftanken für den, der betet, auch wenn es auch diesen Effekt haben kann (oder auch nicht).

Gebet ist Anrede Gottes (so sehe ich das, in beiderlei Sinn).

Ein Beter glaubt, dass ein Gebet die Welt wirklich verändern kann. Weil Gott es kann. Ein kontemplativer Beter sagt: Gott kann das besser als ich.

Und meine bescheidene Erfahrung ist: es stimmt.

Edith
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Beitrag von Edith »

Ralf hat geschrieben:Ich kann die Frage nicht beantworten, da "aktiv" natürlich eine Mischung aus beidem sein soll.
:cry:
Wie stellst Du Dir eine Mischung vor? (Konkret im täglichen Tagesablauf?)
Und: welche Orden verwirklichen das?

Bisher kenne ich nur aktive Orden, die die kontemplativen Elemente stark verkürzen (zu stark für meinen Geschmack) um für die aktiven Elemente Zeit zu haben.
Die haben dann gerade mal 3 Horen täglich.... (wenn es mehr sind, kann eine Lehrerin ja auch nicht teilnehmen, denn die unterrichtet ja gerade)und gerade mal ne Halbe Stunde täglich für stilles Gebet.
Hm. :kratz:

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Edith hat geschrieben:Die haben dann gerade mal 3 Horen täglich.... (wenn es mehr sind, kann eine Lehrerin ja auch nicht teilnehmen, denn die unterrichtet ja gerade)und gerade mal ne Halbe Stunde täglich für stilles Gebet.
Hm. :kratz:
In "meinem" Kloster (benediktinisch, aktiv) ist auch Arbeit in Massen, aber da kommt im Leben keiner auf die Idee, eine Hore zu streichen. Der Konvent ist sich darin einig, dass es für ein Mönchsleben unabdingbar ist, sich mehrmals am Tag (konkret: 6 Mal, Matutin und Laudes werden hintereinander gebetet) ins Gebet zu begeben, oder wie einer so schön sagte, seinen Alltag von Gott durchkreuzen zu lassen, damit man nicht vergisst, wem man lebt.

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aegidios
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... immer beides

Beitrag von aegidios »

Ich ziehe mich seit über 12 Jahren mit großer Regelmäßigkeit in den Kreis von Ordensgemeinschaften zurück und es hat mir immer gut getan - kontemplativ und aktiv dabei zu sein (Kloster auf Zeit, ora et labora,...)

Sollte es mir wirklich ermöglicht werden irgendwann einmal dauerhaft in ein Kloster eintreten zu dürfen, dann soll ER entscheiden wo er mich haben möchte und wie ich mich dort einbringen kann ... aktiv und kontemplativ - denn auch ich glaube, dass vieles an uns selber liegt und wir uns aktiv betätigen, wie kontemplativ stärken und wirken sollen.
"prüfet alles ... das gute behaltet"
http://franziskushof.beepworld.de/

Edith
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Beitrag von Edith »

Edith hat geschrieben: Wie stellst Du Dir eine Mischung vor? (Konkret im täglichen Tagesablauf?)
Und: welche Orden verwirklichen das?
?

HeGe
Moderator
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Re: Kontemplativ? Aktiv?

Beitrag von HeGe »

Marlene hat geschrieben: Nehmt mir bitte die Frage zum Schluss nicht übel, oder belehrt mich eines Besseren: Aber wozu soll denn die ganze Beterei in einem abgeschotteten Terrain eigentlich gut sein ? Es liegt so viel im Argen, so viele Menschen brauchen Hilfe, konkrete, tätige Hilfe. Da erscheint mir eine kontemplative Karriere manchmal nur als Ego-Tripp: Ich und mein Gott, wir lieben uns.
Hallo,

also ich bin da anderer Meinung. Erstens hat sich das mönchische Leben in der frühen Kirche ja gerade aus dem Eremitentum entwickelt, insofern kann man sich da auf ein gewisses "die Kontemplation war zuerst da" berufen.

Außerdem sollte man doch etwas mehr Vertrauen in die Wirkung eines Gebetes haben. Ich glaube niemand kann die Frage beantworten, wie die Welt heute aussehen würde, wenn nicht in den Klöstern über Jahrhunderte für deren Heil gebetet worden wäre.

Im übrigen wurde eine volle Klausur ja in den wenigsten Fällen durchgehalten, selbst die klausurtechnisch eher strengeren Zisterzienser haben im Mittelalter teilweise schon Seelsorge für Wallfahrer betrieben, ganz zu schweigen, von dem Gästebetrieb.

HeGe

Ralf

Beitrag von Ralf »

Bezieht sich auf Ediths Fragezeichen:

Nun, wie genau eine Mischung aussehen kann, hängt natürlich davon ab: was für den einen schon "kontemplativ" ist, kann für den anderen noch enorm "aktiv" sein.
Die mir sehr gut bekannten Franziskaner sind eindeutig sehr aktiv, wohl zu sehr.
Die in einem anderen Thread erwähnten Franciscan Friars of The Renewal sind zwar auch enorm aktiv (ein Bruder meinte mal zu mir, 60 würde die Arbeit von 600 machen), aber sie haben auch ihre festen Pflichttage der "Wüste" und täglich 4 Stunden Gebet alles in allem (aber eben wenig Freizeit und Schlaf, nach demselben Bruder).

Ralf

Re: Kontemplativ? Aktiv?

Beitrag von Ralf »

HeGe hat geschrieben:
Im übrigen wurde eine volle Klausur ja in den wenigsten Fällen durchgehalten, selbst die klausurtechnisch eher strengeren Zisterzienser haben im Mittelalter teilweise schon Seelsorge für Wallfahrer betrieben, ganz zu schweigen, von dem Gästebetrieb.

HeGe
Ja, leider gibt es ja für Männer wirklich wenige Angebote echt kontemplativen Ordneslebens. Außer Trappisten und Kartäuser (und den recht neuen Brüdern von Bethanien) kenne ich keine Gemeinschaft.
Das liegt an der pastoralen Denke.
Zuletzt geändert von Ralf am Donnerstag 1. April 2004, 18:13, insgesamt 1-mal geändert.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Und natürlich an den Zwängen der heutigen Zeit. Ich denke die Bischöfe üben wg. des Priestermangels in Europa auf die Orden z.T. einen ziemlichen Druck aus, Pfarreien zu übernehmen.

HeGe

Ralf

Beitrag von Ralf »

HeGe hat geschrieben:Und natürlich an den Zwängen der heutigen Zeit. Ich denke die Bischöfe üben wg. des Priestermangels in Europa auf die Orden z.T. einen ziemlichen Druck aus, Pfarreien zu übernehmen.

HeGe
Naja, so super enorm ungern, wie manche Orden tun, ist denen das wohl gar nicht - garantiert schließlich eine sichere Einnahmequelle und Ansehen. Menschlich.

Edith
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Beitrag von Edith »

HeGe hat geschrieben:Und natürlich an den Zwängen der heutigen Zeit. Ich denke die Bischöfe üben wg. des Priestermangels in Europa auf die Orden z.T. einen ziemlichen Druck aus, Pfarreien zu übernehmen.

HeGe
Da ist was dran.
Mich haben in dem Zusammenhang die Trappisten von Citeaux beeindruckt. Da war ein Mönch gerade dabei den Pfortenbereich zu wischen, als ich ankam.
Am nächsten Morgen zelebrierte er die Konventsmesse.

Marlene
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Beitrag von Marlene »

HeGe hat geschrieben:Und natürlich an den Zwängen der heutigen Zeit. Ich denke die Bischöfe üben wg. des Priestermangels in Europa auf die Orden z.T. einen ziemlichen Druck aus, Pfarreien zu übernehmen.
HeGe
Ich kenne es nur andersherum: Die Gestellungsverträge sind zum Teil die einzig sicheren Einnahmequellen für die Klöster.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Ich sehe es auch nicht unbedingt als Problem an, dass Klöster in einem gewissen Umfang Seelsorge übernehmen, zumal die die Gehälter wohl tatsächlich gut gebrauchen können, schon um die riesigen Kästen baulich in Ordnung zu halten.

Problematisch wird es für mich dann, wenn eine Gemeinschaft zu klein ist. Wenn von 60 Mönchen 5 in der Pfarrseelsorge tätig sind, macht das nicht viel aus, bei einem Konvent von 15 Leuten schon. Außerdem halte ich es für wichtig, dass die Mönche, die Pfarreien versorgen, weiterhin im Kloster wohnen und nicht in ihrer Pfarrei. Nur so kann ein Bezug zum Ordensleben erhalten bleiben.

HeGe

Nachtrag: Ich halte es aber auch für wichtig, dass es Orden und Klöster gibt, die den Gottesdienst auf andere Weise versehen. Ich hoffe, dass Trappisten und Kartäuser bei ihrem Grundsatz bleiben, keine Pfarrseelsorge zu übernehmen. Wem das nicht passt, der muss halt in ein anderes Kloster gehen.
Zuletzt geändert von HeGe am Freitag 2. April 2004, 14:15, insgesamt 1-mal geändert.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Marlene hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben:Und natürlich an den Zwängen der heutigen Zeit. Ich denke die Bischöfe üben wg. des Priestermangels in Europa auf die Orden z.T. einen ziemlichen Druck aus, Pfarreien zu übernehmen.
HeGe
Ich kenne es nur andersherum: Die Gestellungsverträge sind zum Teil die einzig sicheren Einnahmequellen für die Klöster.
Das würde ich so nicht behaupten - sie sind deswegen "die einzig sicheren", weil die meisten Gemeinschaften es sich noch gar nicht vorstellen können, außerhalb der Kirche ihren Lebenunterhalt zu verdienen. Reine Mentalitätsfrage (ich spreche aus persönlicher Erfahrung).
Es sei auch die Frage erlaubt, warum die Orden eine sicherere Lebensgrundlage haben sollten als der Rest der Welt.

max72
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Re: Kontemplativ? Aktiv?

Beitrag von max72 »

Ja, leider gibt es ja für Männer wirklich wenige Angebote echt kontemplativen Ordneslebens. Außer Trappisten und Kartäuser (und den recht neuen Brüdern von Bethanien) kenne ich keine Gemeinschaft.
Das liegt an der pastoralen Denke.
Scheint mir auch so. Bei anderen Orden gibt es wenige ausnahmen. Die Karmellitten haben zB eine kleine Gemeinschaft in Suedschweden (Norraby), und bei den Benediktinern scheint zB Pluscarden in Schottland sehr kontemplativ zu sein. Aber da muss man suchen. Trappisten sind denke ich auch unterschiedlich, ich glaube die amerikanischen sind inzwischen sehr anders.

Dabei sind eben gerade kontemplative Orte wichtig, auch was Seelsorge angeht. Einfach weil sie als Vorbild da sind, oder fuer die Gaeste und Besucher.

Gruesse

Max

Lucia

Beitrag von Lucia »

HeGe hat geschrieben: Außerdem halte ich es für wichtig, dass die Mönche, die Pfarreien versorgen, weiterhin im Kloster wohnen und nicht in ihrer Pfarrei. Nur so kann ein Bezug zum Ordensleben erhalten bleiben.
Könnte etwas problematisch werden - eine Nachbargemeinde wird von einem Palottiner-Pater "bepriestert" - und der kommt aus Vallendar bei Koblenz. Wenn er im Kloster wohnen würde, hätte er für jede Messe eine 2-stündige Anfahrt ....
Zuletzt geändert von Lucia am Mittwoch 16. Februar 2005, 19:06, insgesamt 1-mal geändert.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Aegidios hat geschrieben:»Ich ziehe mich seit über 12 Jahren mit großer Regelmäßigkeit in den Kreis von Ordensgemeinschaften zurück und es hat mir immer gut getan - kontemplativ und aktiv dabei zu sein (Kloster auf Zeit, ora et labora)«
Hm. In meinem Verständnis ist ora et labora ja klassisch kontemplativ. Die Arbeit gehört zum kontemplativen Leben im Gebet doch selbstverständlich hinzu. Die vita activa besteht eher in der Wendung zur Welt, zu den Menschen, das heißt: zum Verkündigungsdienst. Darum würde ich Franziskaner, Dominikaner oder Jesuiten als vom Gründungscharisma her „aktiv“ bezeichnen, während das alte monastische Leben, namentlich der Benediktiner, originär kontemplativ ist.

Wobei das eine das andere nicht auszuschließen braucht. Die Dominikaner-Tertiarin Catharina von Siena etwa lebte lange Jahre kontemplativ, bevor sie sich der vita activa zuwandte. Ganz ähnlich bei Hildegard, wiewohl deren monastische Regel an sich ausgesprochen kontemplativ ausgerichtet ist.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Lucia Hünermann hat geschrieben: Könnte etwas problematisch werden - unsere Nachbargemeinde wird von einem Palottiner-Pater "bepriestert" - und der kommt aus Vallendar bei Koblenz. Wenn er im Kloster wohnen würde, hätte er für jede Messe eine 2-stündige Anfahrt ....
Hallo,

also ich kenne die Pallotiner jetzt nicht so gut, aber die sind doch nicht kontemplativ-klösterlich ausgerichtet, oder? Bei aktiven Gemeinschaften sehe ich das nicht so als Problem an.

Und die kontemplativen Gemeinschaften müssen es dann eben ablehnen Pfarreien zu betreuen, die weiter als 30 min Autofahrt entfernt sind.

Bei den Dominikanerinnen gibt es im Übrigen einen aktiven und einen kontemplativen Zweig. Das ist natürlich auch eine Möglichkeit "sich aus der Affäre zu ziehen", solange die Ordensregel es zulässt. Dann kann sich jeder beim Eintritt überlegen, was er gerne machen möchte.

HeGe

Edith
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Beitrag von Edith »

Nochmal nachgehakt: 4 Leute wünschen sich eine Mischung aus beidem.
Wie konkret?

Sagen wir, ein Kloster hat eine Schule und der Novize wird zum 3 Jahre Studium fürs Lehramt geschickt.

Bin ich dann vormittags in der Schule und nachmittags in der Anbetung?
Sagt mir einen Schulorden, der das so macht.

Laura

Beitrag von Laura »

Die Fraternités monastiques de Jérusalem (s. entsprechender Thread) haben diese Praxis: halbtags gehen die Mönche und Nonnen einer bezahlten Tätigkeit zum großen Teil außerhalb des Klosters nach (zumeist im erlernten Beruf), der Rest der Tages gehört dem kontemplativen Leben.

Laura

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Edith, wo ordnest du die Benediktiner unter? Umtriebig- ...?
Ich meine, wenn wir uns die großen Abteien wie Münsterschwarch angucken - da ist eine unglaubliche Vermarktung im Gange. Geht zum Beispiel das Buchgeschäft dort nicht weit über das richtige Maß hinaus? Ich frag mich ja hin und wieder, wann manche Mönche von dort in ihrer Zelle anzutreffen sind ...

Geronimo

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Renata
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Beitrag von Renata »

Wie stellst Du Dir eine Mischung vor? (Konkret im täglichen Tagesablauf?)
Und: welche Orden verwirklichen das?
Den konkreten Anspruch, beides miteinander zu verbinden, haben wohl z. B. die Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen Jesu. Ich bin allerdings skeptisch, ob dieses Ideal gelebt werden kann (allein vom Zeitumfang des Inneren Gebets z. B.)

Gruß
Renata :)

Celestina
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Beitrag von Celestina »

Ich möchte gerne in ein Kloster eintreten, stehe aber vor der Qual der Wahl eines "passenden" Ordens für mich.

Ich glaube, für mich wäre eher ein aktiver Orden das Richtige. Ich liebe auch die Stille, habe beispielsweise schon einige Wochen in einem Karmel verbracht, doch ich möchte lieber aktiv meinen Dienst an den Menschen erweisen, sei es als Lehrerin, als Krankenschwester etc.

Ich glaube, dass ein Orden, der Schulträger ist, gut für mich wäre. Die Gebets- und Arbeitszeiten lassen sich verbinden.

florian3
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Beitrag von florian3 »

Wie sieht es eigentlich aus mit Laiengemeinschaften, inwieweit sind die in die Orden integriert (Stichwort kontemplativ/aktiv)? Könnte das Engagement in einer solchen Gemeinschaft auch sozusagen der erste Schritt sein für das "echte" Ordensleben? Etwa um sich erst einmal zu orientieren, oder sind das zwei komplett unterschiedliche Dinge?

Fragen über Fragen...

Marlene
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Registriert: Donnerstag 4. Dezember 2003, 15:03

Beitrag von Marlene »

Geronimo hat geschrieben: Ich meine, wenn wir uns die großen Abteien wie Münsterschwarch angucken - da ist eine unglaubliche Vermarktung im Gange. Geht zum Beispiel das Buchgeschäft dort nicht weit über das richtige Maß hinaus? Ich frag mich ja hin und wieder, wann manche Mönche von dort in ihrer Zelle anzutreffen sind ...
Genau die Frage habe ich neulich mal dem Promi von Münsterschwarzach gestellt ... und ich war ziemlich verblüfft über das Zellen-Zeitkontingent, das dieser Mann hat. Er meinte lächelnd, ein gutes Zeitmanagement sei alles.
So einfach ist das also? :kratz:

Und natürlich gibt es von ihm auch ein entsprechendes Buch dazu:
Bild

Alles klar ? ;)

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Ermi
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Titel

Beitrag von Ermi »

Ich würde eher meinen, Orden mit kontemplativer Ausrichtung und Orden mit aktiver Ausrichtung sollen ihre Lebensweise nicht vermischen. Da gibt es sehr schnell Verwaschungen. Es gibt einzelne Kapuziner/Franziskanerkonvente, die mit Erlaubnis der Provinz das Kontemplative hervorheben und lieber auf eine aktive Mitarbeit in der Seelsorge verzichten. Ich glaube es gibt da auch sicher verschiedene Meinungen, auch innerhalb der Ordensgemeinschaften. :kratz:
Gott ist mittendrin!

Ralf

Beitrag von Ralf »

Das sehe ich anders, Ermi. Besonders das von Franzsiskus initiierte Leben hat ja eine sehr große Spannweite an Möglichkeiten, es gibt ja neben der normalen Ordensregel (die nur wenig von der Predigt und gar nicht von Pastoralem enthält) auch eine Regel für Einsiedeleien. Franziskus selbst wohnte jahrelang als Einsiedler, ohne dessen sehr starke kontemplative Dimension (er war sich selbst gar nicht sicher, was sein Weg sei, ob aktiv o. kontemplativ) kann man ihn gar nicht verstehen.

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