Trappistenabtei Mariawald

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Galilei
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Galilei »

Gintai hat geschrieben:Guten Abend

Welche beiden Pförtner meint er denn???
Die Pförtner an der Pforte u.a.für die Gäste oder diese an der Tor Pforte früher??
Hallo, Gintai,
frohe Pfingsten und willkommen im Kreuzgang. :huhu:

Laut Schellenberger gab es einen Pförtner an der Klosterpforte (an der sich auch das Gästehaus befindet) und einen an der Ökonomiepforte, durch die landwirtschaftliche Fahrzeuge etc. das Klostergelände verlassen konnten bzw. eingelassen wurden.
(Das Buch ist übrigens sehr lesenswert. :ja: )

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Niels
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Niels »

Galilei hat geschrieben: (Das Buch ist übrigens sehr lesenswert. :ja: )
:ja:

Auch von mir: Herzlich willkommen! :huhu:
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Gintai
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Gintai »

Guten Abend

Es wäre mal Interessant zu wissen welchen Zeitraum er meint..
Ganz früher ca.60er Jahre war die Pforte ( Gästehaus u.a.) ja auch die Post mit von Heimbach..Da fällt mir spontan Br.Blasius ein..
Die Pforte für die Landwirtschaft usw. hat jetzt ein elektrisches Tor,was ca.Ende der 90er jahre eingebaut wurde.Davor hat dort ein Angestellter dort das Tor von Hand betätigt dieser jetzt nicht mehr dort lebt..

Ich tippe mal das er den Zeitraum der 60er bis 70er Jahre ca.meint..dann war es Br.Cosmas dieser für die Gebete von Br.Werner abgelöst wurde.

HeGe
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von HeGe »

Schellenberger war von Mitte der 60er bis Anfang der 80er in Mariawald, berichtet aber vor allem über die Zeit vor den Reformen im Zuge des 2. Vatikanischen Konzils.

Von daher gehe ich eher von 50er und 60er Jahre aus.
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civilisation
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von civilisation »

An Br. Blasius kann ich mich auch noch gut erinnern. In der Mitte der 70er und Anfang der 80er Jahre war er ja in seiner noch "braunen" Ordenstracht "unterwegs". Nur an Sonn- und Feiertagen trug er, obwohl die anderen Mönche schon das graue Habit trugen, das weiße Habit mit dem schwarzen Skapulier. Ich meine mich sogar auch erinnern zu können, daß er ab und an in der Klosterkirche zur Komplet zu sehen war, dann in Kukulle.

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Galilei
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Galilei »

Gintai hat geschrieben:Es wäre mal Interessant zu wissen welchen Zeitraum er meint..
Schellenberger begann sein Noviziat in den 60er Jahren und beschreibt den „idealtypischen Zustand“, der, wie er schreibt, eine 800 Jahre alte Lebensform fast unverändert bewahrte und von ihm bei seinem Eintritt noch weitgehend unversehrt vorgefunden wurde, sich aber in den Folgejahren sehr schnell auflöste.
Ein Beispiel: Als besonders eindrücklich beschreibt er, dass in seinem ersten Sommer in Mariawald einmal alle Konventsmitglieder, die irgendwie abkömmlich waren, vom Abt bis zu den Novizen, gemeinsam auf das Feld mussten, um Heu zu wenden. In seinem zweiten Sommer waren bereits Heuwender angeschafft worden und diese Tätigkeit wurde von wenigen Brüdern mit dem Traktor durchgeführt.
Gintai hat geschrieben:Ganz früher ca.60er Jahre war die Pforte ( Gästehaus u.a.) ja auch die Post mit von Heimbach..
Davon erwähnt Schellenberger nichts. Weißt Du das aus eigener Anschauung?
Gintai hat geschrieben:..dann war es Br.Cosmas dieser für die Gebete von Br.Werner abgelöst wurde.
Den Satz verstehe ich nicht ganz. :achselzuck:
civilisation hat geschrieben:Nur an Sonn- und Feiertagen trug er, obwohl die anderen Mönche schon das graue Habit trugen, das weiße Habit mit dem schwarzen Skapulier.
Was war denn das für ein Habit?

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overkott
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von overkott »

Galilei hat geschrieben:
Gintai hat geschrieben:Es wäre mal Interessant zu wissen welchen Zeitraum er meint..
Schellenberger begann sein Noviziat in den 60er Jahren und beschreibt den „idealtypischen Zustand“, der, wie er schreibt, eine 800 Jahre alte Lebensform fast unverändert bewahrte und von ihm bei seinem Eintritt noch weitgehend unversehrt vorgefunden wurde, sich aber in den Folgejahren sehr schnell auflöste.
Ein Beispiel: Als besonders eindrücklich beschreibt er, dass in seinem ersten Sommer in Mariawald einmal alle Konventsmitglieder, die irgendwie abkömmlich waren, vom Abt bis zu den Novizen, gemeinsam auf das Feld mussten, um Heu zu wenden. In seinem zweiten Sommer waren bereits Heuwender angeschafft worden und diese Tätigkeit wurde von wenigen Brüdern mit dem Traktor durchgeführt.
Das scheint mir nicht untypisch zu sein für Novizen, ein romantischer Zug, fasziniert sein von einer anderen Welt, von einer Art Märchenland, von einer Stimmung wie im Urlaub, von einem Stückchen Paradies. Da gehören neben der Liturgie, ihrer Musik und Stimmung auch manche nette Nebensächlichkeiten zu. Manchmal hält dieser Traum für immer, auch wenn irgendwann der Alltag einkehrt.

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Niels
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Niels »

overkott hat geschrieben:
Galilei hat geschrieben:
Gintai hat geschrieben:Es wäre mal Interessant zu wissen welchen Zeitraum er meint..
Schellenberger begann sein Noviziat in den 60er Jahren und beschreibt den „idealtypischen Zustand“, der, wie er schreibt, eine 800 Jahre alte Lebensform fast unverändert bewahrte und von ihm bei seinem Eintritt noch weitgehend unversehrt vorgefunden wurde, sich aber in den Folgejahren sehr schnell auflöste.
Ein Beispiel: Als besonders eindrücklich beschreibt er, dass in seinem ersten Sommer in Mariawald einmal alle Konventsmitglieder, die irgendwie abkömmlich waren, vom Abt bis zu den Novizen, gemeinsam auf das Feld mussten, um Heu zu wenden. In seinem zweiten Sommer waren bereits Heuwender angeschafft worden und diese Tätigkeit wurde von wenigen Brüdern mit dem Traktor durchgeführt.
Das scheint mir nicht untypisch zu sein für Novizen, ein romantischer Zug, fasziniert sein von einer anderen Welt, von einer Art Märchenland, von einer Stimmung wie im Urlaub, von einem Stückchen Paradies. Da gehören neben der Liturgie, ihrer Musik und Stimmung auch manche nette Nebensächlichkeiten zu. Manchmal hält dieser Traum für immer, auch wenn irgendwann der Alltag einkehrt.
Ich weiß nicht. So früh wie bei den Trappisten steht doch gerade im Urlaub niemand auf.
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Senensis
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Senensis »

Ja... denke ich auch. Ein solcher stockkontemplativer Klostereintritt hat bei allem Zauber nicht viel Romantik, dafür ist die Lebensform zu hart und nüchtern. Es bleibt schlichtweg keine Zeit und Kraft für Gefühlsduselei.
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Westmalle
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Westmalle »

Berolinensis hat geschrieben:Aber der Umstand daß in einer Abtei ein Gutteil der Mönche nicht am Chorgebet teilnimmt, ohne physisch gehindert zu sein, ist doch objektiv gelinde gesagt außerordentlich. Ich versuche ja nur mir vorzustellen, welcher Grund überhaupt - abstrakt gesehen - ansonsten für eine Dispens überhaupt in Betracht kommen könnte, und da fällt mir erstmal keiner ein.
In Mariawald scheint man jedoch aus den Fehlern der Vergangenheit nichts zu lernen: Wie einige ältere Mönche schon allerlei Dispensen bekommen haben, so geht es offenbar auch mit dem Nachwuchs weiter:

- Der Oblaten-Novize fehlt bei den lateinischen Horen.
- Der jüngere Novize fehlt bei den deutschen Horen.
- Der Postulant darf gewisse Zeit länger schlafen und versäumt somit einen Teil des Offiziums.

Aber was soll der Abt schon machen, wenn er um Milde gebeten wird?

- "Vater Abt: Ich habe keinen geistlichen Nutzen von den lateinischen Horen. Ich verstehe das Latein einfach nicht. Ich bin vorgerückten Alters und bringe es einfach nicht mehr in meinen Kopf."
- "Warum soll ich überhaupt an den deutschen Horen teilnehmen? Dieses Offizium hat man sich doch nach dem Konzil selbst zusammengeschustert! Ich bin wegen des Alten Ritus hierher gekommen!"
- "Vater Abt: Ich bekomme einfach zu wenig Schlaf. Im Chor fallen mir die Augen zu und ich kann mich nicht konzentrieren. Schenken Sie mir doch bitte eine Stunde mehr Schlaf!"

Was soll man da machen?

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ottaviani
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von ottaviani »

Geduld geduld das wird schon was in 40 jahren kaputt gemacht wurde lässt sich nicht so einfach wieder aufbauen

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Berolinensis
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Berolinensis »

Es gibt noch deutsche Horen? Ich dachte, das Chorgebet sei schon ganz umgestellt?

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cantus planus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von cantus planus »

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Westmalle
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Westmalle »

Berolinensis hat geschrieben:Es gibt noch deutsche Horen? Ich dachte, das Chorgebet sei schon ganz umgestellt?
Vigil (Matutin) und Laudes werden noch deutsch gesungen.

Da jedoch die personellen Kräfte der Abtei immer mehr schwinden (!), kann ich mir nicht vorstellen, dass diese beiden Horen in nächster Zeit umgestellt werden. Schließlich sind hierfür umfanssende Vorarbeiten notwendig: Irgend jemand muss den Mönchen ja erklären, wie sie mit den alten Chorbüchern umzugehen haben (was wann wo aufschlagen usw.).

Außerdem wird der Abt die Lesungen der Vigil GARANTIERT nicht lateinisch, sondern deutsch lesen lassen - und da die Zisterziensische Vigil-Leseordnung vom Römischen Ritus abweicht, existieren keine passenden Übersetzungen. Man wird auch nicht einfach die (alte) Römische Leseordnung übernehmen können, da die Anzahl (und natürlich größtenteils die Auswahl) der Lesungen in den beiden Riten unterschiedlich ist.

Wie grandios die Reform in Mariawald ihren Anfang genommen hat, so sehe ich momentan eher Stagnation. Das Kloster macht bezüglich des Nachwuchses die gleichen Erfahrungen wie seit zwanzig Jahren: Es ist ein stetes Kommen und Gehen - einige Interessenten machen einen guten Anfang und ermutigen zu den kühnsten Träumen, andere Kandidaten gehen schon nach wenigen Tagen/Wochen.

Wir alle hier sehen die Reform in Mariawald sicher als einen großen Schritt zur Rettung der traditionellen Liturgie. Aber offenbar ist ein monastisches Leben in mittelalterlicher Strenge heute einfach nicht mehr lebbar - und da wären wir wieder bei den romantischen Träumereien, die nicht nur die Novizen haben, sondern auch wir Forumsteilnehmer:
overkott hat geschrieben: Fasziniert sein von einer anderen Welt, von einer Art Märchenland, von einer Stimmung wie im Urlaub, von einem Stückchen Paradies. Da gehören neben der Liturgie, ihrer Musik und Stimmung auch manche nette Nebensächlichkeiten zu.

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cantus planus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von cantus planus »

Ich würde Overkotts Meinung prinzipiell keine zu hohe Relevanz in diesen Fragen zugestehen. :tuete:
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Anselmus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Anselmus »

Westmalle hat geschrieben: Wir alle hier sehen die Reform in Mariawald sicher als einen großen Schritt zur Rettung der traditionellen Liturgie. Aber offenbar ist ein monastisches Leben in mittelalterlicher Strenge heute einfach nicht mehr lebbar - und da wären wir wieder bei den romantischen Träumereien, die nicht nur die Novizen haben, sondern auch wir Forumsteilnehmer:
Ach, ich denke, das schlimmste wäre es, jetzt die Flinte ins Korn zu werfen. Ein Klosterleben ist eben kein Zuckerschlecken, da darf man sich nichts vormachen und so sollte es ganz normal sein, dass Leute kommen und gehen. Wenn sie bereits nach wenigen Tagen gehen, finde ich das nicht ganz so verständlich, aber die Gründe weiß man ja nie.

Dass Interesse besteht, und sich neue Interessenten melden, ist ein sehr gutes Zeichen und man muss bedenken, dass bereits 2 Novizen da sind, das ist in der doch recht kurzen Zeit und in der heutigen Zeit und hier in Deutschland doch ein recht guter Schnitt.

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cantus planus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von cantus planus »

Es dürfte auf der Hand liegen, dass es mindestens 10 Jahre braucht, bis die Abtei wieder auf einigermaßen sicheren Füßen steht. Schnelle Erfolge wären mir hier eher suspekt.
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Bernado
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Bernado »

Westmalle hat geschrieben:Aber offenbar ist ein monastisches Leben in mittelalterlicher Strenge heute einfach nicht mehr lebbar - und da wären wir wieder bei den romantischen Träumereien, die nicht nur die Novizen haben, sondern auch wir Forumsteilnehmer:
An dem "offanbar" habe ich angesichts einiger Beispiele aus den USA und Frankreich meine Zweifel. Ich glaube, es hat aber noch nicht einmal etwas mit Nation oder Region zu tun, sondern damit, daß eine Klostergemeinschaft eine gewisse kritische Größe haben muß, um Neulinge oder Leute mit zeitweisen Problemen mit tragen zu können. Das scheint in Mariawald angesichts des kleinen Kreises, der die Re-Form aus ganzem Herzen unterstützt, nicht gegeben zu sein.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

Germanus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Germanus »

Zu einem so umfassenden Neuanfang braucht es vor allem eine gediegene Vorbereitung. Es genügt nicht, so schöne traditionelle Gebäude bewohnen zu können, wie das in Mariawald der Fall ist. Auch die Art und Form von Gewändern und Ausstattungen sind nicht wesentlich. Will heißen: Ein Neuanfang kann gelingen, wenn die Gemeinde das Ziel im Blick hat. Die beispielhaft angeführten Gemeinschaften in anderen Ländern hatten mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, wenn es um Gebäude etc. ging, aber sie hatten ein klares Ziel vor Augen. Ein Abt ist nur das, was sein Name besagt: geistl. Vater einer Familie. Seine persönlichen Visionen reichen bei weitem nicht aus, um einen Neuanfang überhaupt sinnvoll zu machen. Dazu ist die Klostergemeinde an sich dann nicht in Form gebracht, da sie eine echte "Kirche" ist und auch nur so lebendig bleibt. Der letzte Gedanke ist für mich der tröstlichste, aber auch der bedenkenswerteste bzgl. der Reformen in Mariawald. Die Größe der Gemeinde spielt da meines Erachtens nur ein untergeordnete Rolle, auch wenn daran viele praktische Fragen bemessen werden müssen.
Gruß, G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

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Westmalle
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Westmalle »

Bernado hat geschrieben:An dem "offanbar" habe ich angesichts einiger Beispiele aus den USA und Frankreich meine Zweifel. Ich glaube, es hat aber noch nicht einmal etwas mit Nation oder Region zu tun, sondern damit, daß eine Klostergemeinschaft eine gewisse kritische Größe haben muß, um Neulinge oder Leute mit zeitweisen Problemen mit tragen zu können. Das scheint in Mariawald angesichts des kleinen Kreises, der die Re-Form aus ganzem Herzen unterstützt, nicht gegeben zu sein.
Ja, da hast Du Recht. Ich habe mich falsch ausgedrückt.

Am Beispiel der Karthäuser, die zwar eremitisch und nicht monastisch leben, aber trotzdem eine "mittelalterliche Strenge" an den Tag legen, läuft es ja problemlos - weltweit. Auch die französischen Traditionalisten-Klöster können sich über Wasser halten - aber dort gibt es mehr Offenheit gegenüber dem Fortschritt, geistlich und weltlich gesehen.

Mariawald hat wirklich einen schweren Stand. Wenn es dort jüngere Professen und kompetente Kantoren und Zeremoniare gäbe (wie z.B. in Heiligenkreuz), dann würde Mariawald wirklich eine Blüte erleben. Aber wenn hier von ZEHN JAHREN gesprochen wird, bis es dazu kommt, dann sehe ich schwarz, da spätestens in zehn Jahren die älteren Professen nicht mehr verfügbar sein werden - und ein Konvent, der nur aus Neulingen besteht, würde es nicht leicht haben.
Germanus hat geschrieben:Ein Neuanfang kann gelingen, wenn die Gemeinde das Ziel im Blick hat.
Das ist bestimmt ein großes Problem: Die Professen, d.h. die älteren Mönche, machen sich keine Visionen von der Zukunft. Sie machen die Reform IM GEHORSAM mit, nicht aus Überzeugung. Ein weiteres Problem ist das Verhalten des Abtes: Einerseits will er die Reform völlig selbständig durchführen (dazu sieht er sich kraft Amtes verpflichtet!), andererseits stößt er überall an seine Grenzen und lässt sich dann von allerlei Außenstehenden beeinflussen - angefangen vom Nachwuchs (hier mangelt es an Kompetenz!), bis hin zu fanatischen Freunden des Alten Ritus.
Anselmus hat geschrieben:Dass Interesse besteht, und wenn sich neue Interessenten melden, ist ein sehr gutes Zeichen und man muss bedenken, dass bereits 2 Novizen da sind, das ist in der doch recht kurzen Zeit und in der heutigen Zeit und hier in Deutschland doch ein recht guter Schnitt.
Ich hasse es, meine Meinung immer mit Zahlen zu unterstreichen, da diese Zahlen eigentlich nicht öffentlich werden sollten. Aber wenn ihr heute mal in die Abteikirche gehen würdet, dann gäbe es nicht (wie zu Beginn dieses Jahres) 3 Chor-Novizen, 2 Postulanten und 1 Oblaten-Novizen, sondern nur noch 1 Chor-Novizen, 1 Postulanten (die beide nur bei den lateinischen Horen dabei sind) und 1 Oblaten-Novizen (der nur bei den deutschen Horen dabei ist).

So traurig es klingt: Ich sehe keine Zukunft für die Trappisten in Deutschland.

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Linus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Linus »

Westmalle hat geschrieben:eremitisch und nicht monastisch
Könntest du das kurz erläutern, bitte? Ich hab diese beiden Begriffe weitgehend synonym gebraucht.
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Westmalle
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Westmalle »

Linus hat geschrieben:Könntest du das kurz erläutern, bitte? Ich hab diese beiden Begriffe weitgehend synonym gebraucht.
Etymologisch bedeuten "eremitisch" und "monastisch" auch weitgehend das gleiche. Aber in eremitischen Orden leben die Mönche konkret als EINSIEDLER (völlig zurückgezogen von der Gemeinschaft) und in monastischen Orden lebt man zwar allein (monachus), aber IN UND MIT EINER GEMEINSCHAFT.

Man könnte allerdings den Wahlspruch "Gemeinsam einsam leben" sowohl auf die Trappisten, als auch auf die Kartäuser anwenden. Der Unterschied ist eigentlich nur praxisbezogen: Kartäuser arbeiten (wenn überhaupt) nur allein - Trappisten arbeiten (sehr viel) gemeinsam. Karthäuser beten nur Vigil, Laudes und Vesper zusammen in der Kirche, den Rest allein in der Zelle - Trappisten beten das ganze Offizium zusammen in der Kirche. Kartäuser essen normalerweise allein in ihrer Zelle - Trappisten machen praktisch alles gemeinsam: Essen, schlafen, lesen, arbeiten, beten...

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Galilei
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Galilei »

Westmalle hat geschrieben:Aber offenbar ist ein monastisches Leben in mittelalterlicher Strenge heute einfach nicht mehr lebbar
Das sieht Schellenberger genauso und ich denke, es gibt gute Gründe für diese Sichtweise, auch wenn ich mir hierzu kein abschließendes Urteil erlauben will.
Westmalle hat geschrieben:und da wären wir wieder bei den romantischen Träumereien, die nicht nur die Novizen haben, sondern auch wir Forumsteilnehmer:
overkott hat geschrieben: Fasziniert sein von einer anderen Welt, von einer Art Märchenland, von einer Stimmung wie im Urlaub, von einem Stückchen Paradies. Da gehören neben der Liturgie, ihrer Musik und Stimmung auch manche nette Nebensächlichkeiten zu.
So, wie ich Overkotts obigen Beitrag verstanden habe, sind das nicht seine eigenen Träumereien, sondern er beschreibt die mutmaßliche Empfindung der Novizen. Und wenn ich an Schellenbergers Buch denke, ist die Beschreibung gar nicht mal so unpassend. Schellenberger beschreibt eindrucksvoll die Liturgie, die Musik, die gemeinsame Arbeit und die vielen Nebensächlichkeiten, er schreibt von »Trunkenheit von Gott« und von »glücklichem Leben«, das leider nicht ewig gewährt habe.

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Senensis
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Senensis »

Wie ich es verstanden habe, beschreibt Schellenberger nicht nur die Noviziatszeit (auf die bezieht sich lediglich das Heuwenden), sondern die ersten 10 Jahre seines Klosterlebens. Das geht über den "Zauber des Anfangs" weit hinaus.
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Westmalle »

Also langsam glaube ich, dass es manchen Leute hier mehr um das immer wiederkehrende Erwähnen des Schellenberger-Buches geht, als um die Reform in Mariawald... Vielleicht sollte man ein neues Unterforum eröffnen: Die Stille atmen - Leben als Zisterzienser...

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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Galilei »

Senensis hat geschrieben:Wie ich es verstanden habe, beschreibt Schellenberger nicht nur die Noviziatszeit (auf die bezieht sich lediglich das Heuwenden), sondern die ersten 10 Jahre seines Klosterlebens. Das geht über den "Zauber des Anfangs" weit hinaus.
Er streut zwar immer wieder Bemerkungen über spätere Entwicklungen ein, aber eigentlich geht es doch um die Zeit des Postulats und Noviziats.
Von seiner Profess und Weihe erwähnt er beispielsweise rein gar nichts, wohl aber beschreibt er seine Einkleidung und eine Abtswahl, an der er als Novize noch nicht teilnehmen durfte.

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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Galilei »

Westmalle hat geschrieben:Also langsam glaube ich, dass es manchen Leute hier mehr um das immer wiederkehrende Erwähnen des Schellenberger-Buches geht, als um die Reform in Mariawald... Vielleicht sollte man ein neues Unterforum eröffnen: Die Stille atmen - Leben als Zisterzienser...
Es geht nicht um die Erwähnung des Buches an sich. Aber das Buch ist eine authentische Beschreibung des früheren trappistischen Lebens in Mariawald und als solches für alle, die dieses nicht aus eigener Anschauung kennen, eine wertvolle Quelle und in gewisser Hinsicht anderen Darstellungen, die geschichtliche, rechtliche, architektonische Aspekte etc. beschreiben und die vielen kleinen Dinge des Alltags übergehen, überlegen.

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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Senensis »

Westmalle hat geschrieben:Also langsam glaube ich, dass es manchen Leute hier mehr um das immer wiederkehrende Erwähnen des Schellenberger-Buches geht, als um die Reform in Mariawald... Vielleicht sollte man ein neues Unterforum eröffnen: Die Stille atmen - Leben als Zisterzienser...
Mir scheint, daß hier durchaus eine tiefergehende Frage diskutiert wird. Möglicherweise diese:
Ist es im 21. Jahrhundert noch möglich, ein solches Leben real + auf Dauer zu führen, oder würde es sich bei einem solchen Versuch um die von vorneherein zum Scheitern verurteilte, da nicht tragfähige Umsetzung nostalgischer Schwärmereien handeln. Sucht ein solcher Kandidat Gott und kann er ihn auf diesem Weg finden, oder sucht er nur ein weltfremdes Paradies. Oder irgend etwas in der Art.
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Westmalle »

Senensis hat geschrieben:Ist es im 21. Jahrhundert noch möglich, ein solches Leben real + auf Dauer zu führen, oder würde es sich bei einem solchen Versuch um die von vorneherein zum Scheitern verurteilte, da nicht tragfähige Umsetzung nostalgischer Schwärmereien handeln. Sucht ein solcher Kandidat Gott und kann er ihn auf diesem Weg finden, oder sucht er nur ein weltfremdes Paradies.
Ja, genau: Kann man dieses mittelalterliche Klosterleben heute überhaupt noch leben? Wenn ein Mensch vor 1000 Jahren dazu in der Lage war, warum dann nicht auch ein Mensch unserer Zeit? Aber die Frage geht weiter: War das Klosterleben im Mittelalter wirklich so schwer? Hat nicht der Großteil der Bevölkerung damals unter gleichen Umständen gelebt? (Ich denke hier z.B. an die harte Arbeit, an die karge Nahrung...)

Daher muss man sich fragen: Was veranlasst einen jungen Menschen heute, auf alle Vorzüge des modernen Fortschritts zu verzichten und leben zu wollen wie im Mittelalter? Für die mittelalterlichen Mönche war das harte Leben selten eine Umstellung (abgesehen vielleicht vom vielen Beten und dem Schweigen), aber für einen heutigen Menschen ist es wie ein Einbruch in ein endloses Nichts. Im Mittelalter konnte man das Mönch-Werden manchmal sogar als sozialen Aufstieg betrachten, doch wenn man heute in Mariawald eintritt, dann wird von einem ein Opfer verlangt wird, das mehr als fraglich ist.

Was bewegt also die Kandidaten? Es wäre selbstzerstörerisch (und bestimmt krankhaft), wenn sie wirklich den Fleisch-Verzicht, die Eises-Kälte, den blinden Gehorsam oder den zermürbenden Schlaf-Mangel suchen. Nein, die Kandidaten sehnen sich nach einem Leben mit Gott (vielleicht nur, weil sie mit den Menschen kein Glück hatten), sie lieben die Liturgie (weil in ihrem Leben etwas fehlt, vielleicht nur ein ganz normales Hobby - kann Liturgie Hobby sein?) und sie bilden sich ein (wohl nur unbewusst), dass sie ganz Gott gehören und für ihren Dienst in besonderer Weise belohnt werden. Aber das ist nur mein persönlicher Eindruck.

Wenn man Mariawald für einige Tage besucht, vielleicht auch immer mal wieder, dann kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass die Professen ganz in ihrer Berufung aufgehen. Aber wenn man mit der Gemeinschaft längere Zeit zusammen lebt, dann erkennt man, dass hinter dieser äußeren Fassade eigentlich nur Routine steckt: Die Mönche haben sich mit dem harten Klosterleben abgefunden, sie sind abgestumpft. Fromme Leute würde sagen: Sie sind für die Welt gestorben, sie haben sich abgetötet. Aber ich frage: Ist es wirklich Christus, der nun in ihnen aufscheint, oder handelt es sich nur um ein... tja... ungelebtes Leben, um eine verlorene Persönlichkeit, um einen ausgemerzten Charakter?

Wenn sich die Reform in Mariawald nur auf die Liturgie beziehen würde, wenn es dem Abt nur um das Opus Dei ginge, dann sähe ich eine Chance für Mariawald. Aber es geht um mehr: Es geht um einen Weg zur Heiligkeit, den viele große Mönche vorgelebt haben, aber der in meinen Augen heute nicht mehr lebbar ist, der entweder zum Scheitern oder zur Selbstaufgabe führt.

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cantus planus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von cantus planus »

Westmalle hat geschrieben:Was bewegt also die Kandidaten? Es wäre selbstzerstörerisch (und bestimmt krankhaft), wenn sie wirklich den Fleisch-Verzicht, die Eises-Kälte, den blinden Gehorsam oder den zermürbenden Schlaf-Mangel suchen. Nein, die Kandidaten sehnen sich nach einem Leben mit Gott (vielleicht nur, weil sie mit den Menschen kein Glück hatten), sie lieben die Liturgie (weil in ihrem Leben etwas fehlt, vielleicht nur ein ganz normales Hobby - kann Liturgie Hobby sein?) und sie bilden sich ein (wohl nur unbewusst), dass sie ganz Gott gehören und für ihren Dienst in besonderer Weise belohnt werden. Aber das ist nur mein persönlicher Eindruck.
Diese Kandidaten wären alle ungeeignet. Das Kloster ist kein Fluchtweg.
Westmalle hat geschrieben:Wenn sich die Reform in Mariawald nur auf die Liturgie beziehen würde, wenn es dem Abt nur um das Opus Dei ginge, dann sähe ich eine Chance für Mariawald. Aber es geht um mehr: Es geht um einen Weg zur Heiligkeit, den viele große Mönche vorgelebt haben, aber der in meinen Augen heute nicht mehr lebbar ist, der entweder zum Scheitern oder zur Selbstaufgabe führt.
Mir scheint eher, dass du einfach zu hohe Erwartungen hast. Wenn in ein Kloster wie Mariawald (ohne Reform!) alle drei Jahre jemand eintritt, der dann auch bleibt, ist das ein guter Schnitt für die heutige Zeit. Mit der Reform wird die Rate naturgemäß etwas höher liegen.

Was mir an deinen Postings fehlt: das Verständnis dafür, dass jemand sich in das Kloster zurückzieht, um ganz vor Gott zu dienen. Mir klingt zuviel "Machbarkeit" durch.

Nochmal: es braucht mindestens einige Jahre, bis die Reform wirklich greift. Im Augenblick ist das gerade mal der Anfang, und selbst der ist Stückwerk. Man darf auch nicht so kleingläubig sein, den Erfolg solcher Reformen selbst sehen zu wollen. Vielleicht dümpelt das Kloster die nächsten 40 Jahre hart am Rand der Lebensfähigkeit hin - und dann plötzlich sagenhaft aufzublühen.

Solche Fälle hat es in der Kirchengeschichte immer gegeben.

Etwas mehr Gottvertrauen! Genau darin können uns die Menschen des Mittelalters Vorbild sein!
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Bernado
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Bernado »

Senensis hat geschrieben:Mir scheint, daß hier durchaus eine tiefergehende Frage diskutiert wird. Möglicherweise diese:
Ist es im 21. Jahrhundert noch möglich, ein solches Leben real + auf Dauer zu führen, oder würde es sich bei einem solchen Versuch um die von vorneherein zum Scheitern verurteilte, da nicht tragfähige Umsetzung nostalgischer Schwärmereien handeln. Sucht ein solcher Kandidat Gott und kann er ihn auf diesem Weg finden, oder sucht er nur ein weltfremdes Paradies. Oder irgend etwas in der Art.
Dem möchte ich mich anschließen. Den bewußten Autor - nicht genannt soll er sein - würde ich nicht als Kronzeugen für die Unmöglichkeit akzepieren: Ihm war es in der Tat unmöglich, und das mag die Wahrnehmung etwas verzerren.

Stattdessen solte man eher auf die Orte schauen, an denen die Möglichkeit intensiv erprobt und anscheinend auch auf Dauer realisiert wird. Außerdem sollte man in Rechnung stellen, daß die Zahl der Berufungen möglicherweise entsprechend den rundum veränderten Lebenbedingungen deutlich kleiner ist als in der guten alten Zeit.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

Germanus
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Re: Trappistenabtei Mariawald kehrt zu alter Liturgie zurück

Beitrag von Germanus »

Eine klösterliche Gemeinde kann nicht anders, als im Heute zu leben, weil heutige Menschen in sie eintreten. Dass sie in Mariawald z.B. Mönche werden wollen, gehört in die nächste Kategorie, die der Berufung. Ich war schon zu Beginn dieses Diskussionsstranges dagegen, die alten Gebräuche als immer noch handhabbar anzusehen. Sie haben sich als nicht mehr praktikabel erwiesen, weil die Klostergemeinde auch Teil einer politischen Gemeinde ist, nur als Beispiel. Gesetze und Regeln, und seien es nur die hygienischen, gibt es da nun mal. Wenn noch vor 50 Jahren ein recht berühmter franz. Zisterzienserabt sagen konnte (bzgl. des Sich-nicht-Waschens): "Das mache ich seit 60 jahren so und das werde ich auch weiterhin so machen; und mit mir alle, die kommen...", dann zeigt das gut, dass in den vergangenen Jahrzehnten doch ein größerer Umbruch stattgefunden hat, als zwischen den Jahren 1902 und 1960. Das Zisterzienserleben war seiner Grundlegung nach als "Idealkirche" konzipiert worden. Als solches ist es hochaktuell. Es wäre ungemein wichtig, dass es in Deutschland nicht nur "nützliche" Mönche gibt, die ihr Zisterzienserleben spagathaft versuchen, sondern auch diejenigen, die ihre Brüder und Schwestern im Wesentlichen unterstützen, wie das in Mariawald hoffentlich versucht wird. So ein Leben braucht aber auch Substanz, muss schon lebensfähige Gemeinde sein. Dann darf sie ruhig, um mit c.p. zu sprechen, 40 Jahre am Rand der Lebensfähigkeit hindümpeln. Was traditionelle zisterzienserwerte angeht, so ist es höchste Zeit, sie weiterzugeben.
Gruß, G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

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