Alles zum Thema Stundengebet (2nd)

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Niels
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Re: Stundengebet

Beitrag von Niels »

Ich vermute mal, das BR (geht mir übrigens genauso)...
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anneke6
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Re: Stundengebet

Beitrag von anneke6 »

Seltsam, ich hatte noch nie diesen Drang…Stundenbuch habe ich immer mal wieder gebetet, aber ansonsten vor allem, den Rosenkranz (das Brevier des Ungebildeten).
???

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Niels
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Re: Stundengebet

Beitrag von Niels »

anneke6 hat geschrieben: (das Brevier des Ungebildeten).
Das eine muss ja das andere nicht ausschließen... :doktor:
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Jacinta
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Re: Stundengebet

Beitrag von Jacinta »

anneke6 hat geschrieben:Welches, das BR oder das Stundenbuch?
Stundenbuch ist easy, BR (von '62) dagegen... Seufz
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Senensis
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Re: Stundengebet

Beitrag von Senensis »

Brev. Rom.: Auch nicht so schwer. Zugegeben, ich habe mich damals von einem kundigen Pater in ein paar Anfangsgründe einweisen lassen. Latein hilft schon auch. Wenn man sich einmal durchs Ordinarium durchgebissen hat...
Hilfreich sind auch dt. Übersetzungen, die in der ersten Hälfte des 20. Jh.s recht zahlreich erschienen sind, und die einen das Prinzip des Ganzen besser verstehen lassen.

Beim Liturgia Horarum kann man sein Latein verbessern, indem man die dt. Version (so man beides hat - oder man geht in eine Bibliothek) danebenlegt und parallelliest. Mir hat das sehr geholfen, mein Schullatein ist wieder aufgetaut.
Dem wirklichen Freak sei der Lateinkurs auf introibo.net empfohlen! Im Gegensatz zum Schullatein berücksichtigt dieser nämlich das kirchlich relevante Vokabular, das sich vom klassischen Latein doch unterscheidet.

@Anneke und ff. : BR ist als Abkürzung für Regula Benedicti ziemlich etabliert. Daher besser und eindeutiger hier die (vielleicht nicht eigens etablierte) Abkürzung Brev. Rom. (im Gegensatz zu beispielsweise Brev. S.O.P. / Brev. OCist/...).

Die neueste Ausgabe des dt. Stundenbuches enthält die angesprochenen Heiligenfeste. Wenn es die tatsächlich nicht als Extraheft gibt, was sehr zu begrüßen wäre, liegt eigentlich nur ein Schluß nahe... man möchte die Neuausgabe gut verkaufen. :pfeif:
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FranzSales
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Benediktinisches Brevier

Beitrag von FranzSales »

Kennt einer das jetzt neu herausgegebene "Benediktinische Brevier". Das scheint wohl die Kurzform des "Benediktinischen Antiphonale" zu sein. Irgendwelche Erfahrungen?
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Damasus
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Re: Benediktinisches Brevier

Beitrag von Damasus »

FranzSales hat geschrieben:Kennt einer das jetzt neu herausgegebene "Benediktinische Brevier". Das scheint wohl die Kurzform des "Benediktinischen Antiphonale" zu sein. Irgendwelche Erfahrungen?
Im praktischen Gerbauch nicht, ich konnte es gestern aber mal durchblättern. Es stellt wohl ein Wochendiurnale dar. Die Vigilien stehen nicht drinn. Ansonsten ist es von der Aufmachung gut gelungen. Gut finde ich vor allem, dass es - wie das Antiphonale - mit Noten versehen ist. Den Preis finde ich allerdings für ein doch recht überschaubares Bändchen ziemlich happig.
In Christo sunt omnes thesauri sapientiæ et scientiæ absconditi. (Col 2,3)

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Senensis
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Re: Stundengebet

Beitrag von Senensis »

Welche Sprache, deutsch? einwöchiger Psalter? :umkuck:
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FranzSales
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Re: Stundengebet

Beitrag von FranzSales »

Den Preis finde ich allerdings für ein doch recht überschaubares Bändchen ziemlich happig.
Den Eindruck hatte ich bei 24,90 € für schlappe 261 Seiten auch. Wenn es aber sonst gut ist ...
Ich habe den 3.Band (Vesper/Komplet), den ich sehr gut finde.
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Niels
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Re: Stundengebet

Beitrag von Niels »

FranzSales hat geschrieben:
Den Preis finde ich allerdings für ein doch recht überschaubares Bändchen ziemlich happig.
Den Eindruck hatte ich bei 24,90 € für schlappe 261 Seiten auch. Wenn es aber sonst gut ist ...
Ich habe den 3.Band (Vesper/Komplet), den ich sehr gut finde.
Tip: In der UB kopieren... :ja:
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Damasus
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Re: Stundengebet

Beitrag von Damasus »

Senensis hat geschrieben:Welche Sprache, deutsch? einwöchiger Psalter? :umkuck:
Deutsch ... einwöchiger Psalter ... die Verteilung ist deckungsgleich mit dem dreibändigen Benediktinischem Antiphonale.
Schade finde ich, dass es meines Wissens keine moderne deutsche Ausgabe gibt, die den Cursus aus der Benediktsregel bietet.
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FranzSales
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Re: Stundengebet

Beitrag von FranzSales »

Ich habe heute in das "Benediktinische Brevier" hineinschauen können. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist absolut inakezptabel. Es sind real nur 196 Seiten für 24,90 Euro!
Daneben entdeckte ich den Wochenpsalter des Monastischen Stundenbuches zum selben Preis. Das hat 450 Seiten, zusätzlich die Vigilien, Fürbitten und Tagesgebete. Das habe ich mir zugelegt.
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Re: Stundengebet

Beitrag von HeGe »

Nur um ganz sicher zu gehen, frage ich hier nochmal:

Die 1. Vesper vom Fest der Heiligen Familie geht der Vesper vom Fest des Hl. Stephanus vor, oder?
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Senensis
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Re: Stundengebet

Beitrag von Senensis »

Laut Direktorium / Kalendarium: Erste Vesper vom Fest der Hl. Familie. Komplet: erste oder zweite Komplet vom Sonntag. :scheinheilig:
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michaelis
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Re: Stundengebet

Beitrag von michaelis »

Im EB Köln gibt's keine Wahlmöglichkeit:
Direktorium EB Köln hat geschrieben:26 Sa + ZWEITER WEIHNACHTSTAG
HL. STEPHANUS, erster Märtyrer
F Off vom F, eig Ps und 4. Woche, Te Deum,
1. V vom F der Heiligen Familie,
Komplet vom Sonntag nach der 1. V

27 So + FEST DER HEILIGEN FAMILIE
F Sonntag in der Weihnachtsoktav
Das F des hl. Johannes entfällt in diesem Jahr.
Off vom F, 1. Woche, Te Deum
Komplet vom Sonntag nach der 2. V

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Berolinensis
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Re: Stundengebet

Beitrag von Berolinensis »

Anders für die von uns, die das Brev. Rom. (usus antiquior) beten: dort gilt bei Konkurrenz eines Festes II. Kl. (St. Stephan) mit einem Sonntag II. Kl. (So. in der Weihnachtsoktav): "Vesperae de Off. curr., comm. sequ.", also Vesper vom hl. Stephan mit Kommemmoration des Sonntags (s. auch Rubr. gen. 105). Die Kommemmoration der Weihnachtsoktav entfällt.

new
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Re: Stundengebet

Beitrag von new »

Im schönen Morant Herderbrevier 62 heisst es unter VI. Tabelle für die I. Vesper
Wenn A = Fest 2. Klasse (hier Stephanus) und B = Sonntag 2. Klasse (hier Sonntag in der Oktav), dann erste Vesper von B

Beim Fest des Hl. Stephanus ist nichts gegenteiliges vermerkt?!?

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Bernado
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Re: Stundengebet

Beitrag von Bernado »

new hat geschrieben:Im schönen Morant Herderbrevier 62 heisst es unter VI. Tabelle für die I. Vesper
Wenn A = Fest 2. Klasse (hier Stephanus) und B = Sonntag 2. Klasse (hier Sonntag in der Oktav), dann erste Vesper von B

Beim Fest des Hl. Stephanus ist nichts gegenteiliges vermerkt?!?
In den Jahren nach 1955 wurden die Jahresregeln für das Brevier von Rom aus nahezu im Wochenrythmus geändert - auch der Morant (siehe frustriertes Vorwort) war schon veraltet, bevor er vom Buchbinder kam.

Das Programm, den Klerus und die Laien jeder Beachtung römischer Vorgaben zu entwöhnen, hatte schließlich vollen Erfolg. Wer heute überhaupt noch was macht, macht es so, wie seine Mittel es nahelegen - und viele machen gar nichts mehr.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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Berolinensis
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Re: Stundengebet

Beitrag von Berolinensis »

Bernado hat geschrieben:
new hat geschrieben:Im schönen Morant Herderbrevier 62 heisst es unter VI. Tabelle für die I. Vesper
Wenn A = Fest 2. Klasse (hier Stephanus) und B = Sonntag 2. Klasse (hier Sonntag in der Oktav), dann erste Vesper von B

Beim Fest des Hl. Stephanus ist nichts gegenteiliges vermerkt?!?
In den Jahren nach 1955 wurden die Jahresregeln für das Brevier von Rom aus nahezu im Wochenrythmus geändert - auch der Morant (siehe frustriertes Vorwort) war schon veraltet, bevor er vom Buchbinder kam.

Das Programm, den Klerus und die Laien jeder Beachtung römischer Vorgaben zu entwöhnen, hatte schließlich vollen Erfolg. Wer heute überhaupt noch was macht, macht es so, wie seine Mittel es nahelegen - und viele machen gar nichts mehr.
Das stimmt zwar, aber für die außerordentliche Form ist der Codex Rubricarum von 1961 maßgeblich, der eigentlich 1962 schon hätte verarbeitet sein sollen. Danach bestimmt Nr. 105 eindeutig:
Quando vero dies liturgici, quorum Vesperae concurrunt, sunt ejusdem classis, dicuntur integrae secundae Vesperae de Officio currenti et fit commemmoratio sequentis, juxta rubricas.
Dies entspricht der Akzentverschiebung von 1961 von der 1. auf die 2. Vesper. Für den usus antiquior war also gestern eindeutig die 2. Vesper vom hl. Stephan zu beten.

HeGe
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Re: Stundengebet

Beitrag von HeGe »

Vielen Dank noch für die Hilfe, ich habe mir gestern nur kurz die Antworten angesehen, hatte aber keine Zeit meinen Dank loszuwerden, daher trage ich das jetzt etwas verspätet noch nach. :huhu:
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Bernado
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Re: Stundengebet

Beitrag von Bernado »

Berolinensis hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:
new hat geschrieben:Im schönen Morant Herderbrevier 62 heisst es unter VI. Tabelle für die I. Vesper
Wenn A = Fest 2. Klasse (hier Stephanus) und B = Sonntag 2. Klasse (hier Sonntag in der Oktav), dann erste Vesper von B

Beim Fest des Hl. Stephanus ist nichts gegenteiliges vermerkt?!?
In den Jahren nach 1955 wurden die Jahresregeln für das Brevier von Rom aus nahezu im Wochenrythmus geändert - auch der Morant (siehe frustriertes Vorwort) war schon veraltet, bevor er vom Buchbinder kam.

Das Programm, den Klerus und die Laien jeder Beachtung römischer Vorgaben zu entwöhnen, hatte schließlich vollen Erfolg. Wer heute überhaupt noch was macht, macht es so, wie seine Mittel es nahelegen - und viele machen gar nichts mehr.
Das stimmt zwar, aber für die außerordentliche Form ist der Codex Rubricarum von 1961 maßgeblich, der eigentlich 1962 schon hätte verarbeitet sein sollen. Danach bestimmt Nr. 105 eindeutig:
Quando vero dies liturgici, quorum Vesperae concurrunt, sunt ejusdem classis, dicuntur integrae secundae Vesperae de Officio currenti et fit commemmoratio sequentis, juxta rubricas.
Dies entspricht der Akzentverschiebung von 1961 von der 1. auf die 2. Vesper. Für den usus antiquior war also gestern eindeutig die 2. Vesper vom hl. Stephan zu beten.
Du hast natürlich recht, aber ganz abgesehen von der inhaltlichen Kritik, die an manchen Veränderungen dieser Zeit zu üben wäre, beklage ich eben die völlige Hektik des damaligen Vorgehens. Die Folge ist, daß es keine gelebte Praxis in der Tradition mehr gibt. Die wenigsten traditionsorientierten Kleriker haben die Zeit und die Mittel (auch kenntnismäßig), sich aus dem Wust der einander jagenden Vorschriften von vor bald 50 Jahren die heute tatsächlich maßgebende herauszusuchen. Also gehen sie, wie das schon immer war, bei einem älteren Mitbruder in die Lehre oder fragen diesen um Rat. Diese älteren Mitbrüder sind aber selbst ratlos (oft, ohne das zu wissen). Sie haben sich (ab Jahrgang 40 so etwa) das alte Brevier entweder selbst erst mühsam angeeignet oder ihrerseits bei älteren Priestern gelernt, die irgendwann im Lauf der 60er Jahre vom Karussell des Wandels abgesprungen sind und seitdem (völlig verständlicher Weise) bei dem verharren, was sie zu einem bestimmten Zeitpunkt für korrekt hielten.

Selbst das neue alte Brevier von Nova et Vetera, auf dessen Herstellung viel Sorgfalt und Aktenstudium verwandt wurde (weitaus mehr, als der normale Brevierbeter aufbringen kann), ist beileibe nicht in allen Punkten korrekt oder sagen wir besser mal: unumstritten.

Eines der wichtigsten Motive, das früher zur Anhänglichkeit an die Rubriken drängte, ist ganz entfallen: Das Gefühl und Wissen, einzustimmen in einen vieltausendfältigen Chor von Betern, die alle an diesem Tag das gleiche beteten.
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Berolinensis
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Re: Stundengebet

Beitrag von Berolinensis »

Bernado hat geschrieben: Selbst das neue alte Brevier von Nova et Vetera, auf dessen Herstellung viel Sorgfalt und Aktenstudium verwandt wurde (weitaus mehr, als der normale Brevierbeter aufbringen kann), ist beileibe nicht in allen Punkten korrekt oder sagen wir besser mal: unumstritten.
Da ich da ein bißchen involviert war, würde ich gerne wissen, ob du da ein paar Beispiele nennen könntest?

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cantus planus
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Re: Stundengebet

Beitrag von cantus planus »

Das würde mich auch interessieren. Ich liebäugele nämlich gerade mit der Anschaffung.
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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Bernado
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Re: Stundengebet

Beitrag von Bernado »

Berolinensis hat geschrieben: Da ich da ein bißchen involviert war, würde ich gerne wissen, ob du da ein paar Beispiele nennen könntest?
Ach hätt' ich doch nur nichts gesagt, hätt' ich doch nur nichts gesagt.

Ich kann leider keine konkreten Beispiele präsentieren, werden aber versuchen, meinen diese Ausgabe nutzenden "Informanten" entsprechende Hinweise zu entlocken.

@cantus: Da Du zu keiner Art von Breviergebet verpflichtet bist, sind diese rechtlichen Aspekte für Dich von begrenzter Relevanz. Ich würde eher einen anderen Aspekt hervorheben - was freilich vorausetzt, daß du Zugang zu verschiedenen Ausgaben älterer Breviere hast.

Die praktische Nutzbarkeit von Brevieren hängt sehr stark davon ab, wie intensiv mit Verweisen gearbeitet wird oder ob bestimmte sich oft wiederholende Texteelemente (z.B. Antiphonenm, aber auch Orationen) jedesmal ausgeschrieben oder nur angedeutet werden. Die vierbändigen Ausgaben sind meistens deshalb vierbändig, weil sie da sehr großzügig sind und solche Elemente unverdrossen zig-mal an der Stelle abdrucken, wo man sie tatsächlich braucht.

Das ist vor allem für jemanden, der sich alleine ins Breviergebet einfinden will, eine sehr große Hilfe. Aber auch die Vierbändigen brauchen Verweise - und die können je nach Denkansatz der Kompilatoren für den einen Nutzer praktisch und den anderen schwer nachvollziehbar sein.

Die zweibändigen setzen Verweise wesentlich intensiver ein, und deshalb ist es wichtig, sich vorher darüber klar zu werden, ob man mit der Grundanordnung und dem Verweisschema in einer bestimmten Ausgabe klar kommt oder nicht.

Ebenso wichtig ist die Frage der Psalmen - Vulgata oder Pius XII. Im Prinzip sind die Pius XII-Psalmen hoch problematisch. Vor allem für Priester, die in den Psalmen und Psalmelementen des Missale oder der Väterlesungen immer auf die Vulgata-Version treffen und dann natürlich iritiert sind, wenn's im Psalterium des Breviers ganz anders steht. In einer gewissen Weise hat die Truppe von Kardinal Bea bei der Neuerstellung des lateinischen Textes der Psalmen die selben Probleme riskiert wir die Humanisten von Papst Urban VIII. bei der Revision der Hymnen. Aber: In den Psalmen nach der Vulgata kommen ziemlich viele Zeilen vor, die schwer verständlich oder schlichtweg korrupt sind. Wer das Brevierbeten im Priesterseminar erlernt, bekam früher eine Einführung, wie mit diesen Versen umzugehen ist. Wer die nicht hat, hat ein Problem.

Ein Laie, der tatsächlich beten und nicht dauernd in die Sekundärliteratur steigen will, ist unter Umständen mit den Pius XII-Psalmen besser dran.

Damit stehen wir kurz vor der gefürchteten Frage, ob es denn wirklich der 4-Wochen-Psalter Pius' X. sein soll, oder nicht besser der bis 1910 übliche 1-Wochen-Psalter, der die Tradition des Psalmengebetes wesentlich klarer zum Ausdruck bringt.

Ach hätt' ich doch nur nichts gesagt, hätt' ich doch nur nichts gesagt.
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Re: Stundengebet

Beitrag von Niels »

Bernado hat geschrieben: Ach hätt' ich doch nur nichts gesagt, hätt' ich doch nur nichts gesagt.
Zu spät... ;D

Es wäre gut, wenn Du Deine Informanten mal dahingehend "ausquetscht"....
Mich interessiert das Thema auch sehr.
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Berolinensis
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Re: Stundengebet

Beitrag von Berolinensis »

Bernado hat geschrieben:
Berolinensis hat geschrieben: Da ich da ein bißchen involviert war, würde ich gerne wissen, ob du da ein paar Beispiele nennen könntest?
Ach hätt' ich doch nur nichts gesagt, hätt' ich doch nur nichts gesagt.
Zu spät :breitgrins:
Ich kann leider keine konkreten Beispiele präsentieren, werden aber versuchen, meinen diese Ausgabe nutzenden "Informanten" entsprechende Hinweise zu entlocken.

@cantus: Da Du zu keiner Art von Breviergebet verpflichtet bist, sind diese rechtlichen Aspekte für Dich von begrenzter Relevanz. Ich würde eher einen anderen Aspekt hervorheben - was freilich vorausetzt, daß du Zugang zu verschiedenen Ausgaben älterer Breviere hast.

Die praktische Nutzbarkeit von Brevieren hängt sehr stark davon ab, wie intensiv mit Verweisen gearbeitet wird oder ob bestimmte sich oft wiederholende Texteelemente (z.B. Antiphonenm, aber auch Orationen) jedesmal ausgeschrieben oder nur angedeutet werden. Die vierbändigen Ausgaben sind meistens deshalb vierbändig, weil sie da sehr großzügig sind und solche Elemente unverdrossen zig-mal an der Stelle abdrucken, wo man sie tatsächlich braucht.

Das ist vor allem für jemanden, der sich alleine ins Breviergebet einfinden will, eine sehr große Hilfe. Aber auch die Vierbändigen brauchen Verweise - und die können je nach Denkansatz der Kompilatoren für den einen Nutzer praktisch und den anderen schwer nachvollziehbar sein.

Die zweibändigen setzen Verweise wesentlich intensiver ein, und deshalb ist es wichtig, sich vorher darüber klar zu werden, ob man mit der Grundanordnung und dem Verweisschema in einer bestimmten Ausgabe klar kommt oder nicht.
Nachdem ich ja schon bekannt habe, daß ich bei der Nova & Vetera-Ausgabe beteiligt war (hauptsächlich durch Korrekturlesen) und deshalb leicht voreingenommen bin (ich verdiene aber keinen Pfennig daran), kann ich vielleicht trotzdem ein paar Anmerkungen machen. Ich bete dieses Brevier jetzt seit über einem Jahr. Ich könnte nicht sagen, daß es zu viel mit Verweisen arbeitet (eine Ausnahme sind vielleicht die Antiphonen für die kleinen Horen, wo es manchmal etwas willkürlich ist, ob sie bei den einzelnen Horen wiederholt werden oder nicht); im Gegenteil finde ich sogar, daß teils etwas zu viel wiederholt wird.
Ebenso wichtig ist die Frage der Psalmen - Vulgata oder Pius XII. Im Prinzip sind die Pius XII-Psalmen hoch problematisch. Vor allem für Priester, die in den Psalmen und Psalmelementen des Missale oder der Väterlesungen immer auf die Vulgata-Version treffen und dann natürlich iritiert sind, wenn's im Psalterium des Breviers ganz anders steht.
Na gut, das Argument zieht ja nur bedingt, da das Missale ja im Gegensatz zum gallikanischen Psalter von Brevier und Vulgata das Psalterium Romanum verwendet. Aber das zugrundeliegende Argument ist natürlich stichhaltig und für mich entscheidend: das Psalterium Gallicanum ist das der Tradition, das man im Ohr hat und überall widerhallt.
In einer gewissen Weise hat die Truppe von Kardinal Bea bei der Neuerstellung des lateinischen Textes der Psalmen die selben Probleme riskiert wir die Humanisten von Papst Urban VIII. bei der Revision der Hymnen.
Exakt. Man hat eben das Gefühl, das wissenschaftlich korrekte Ergebnis einer Expertenkommission zu lesen, das aber die ungeheure poetische Kraft verwässert.
Aber: In den Psalmen nach der Vulgata kommen ziemlich viele Zeilen vor, die schwer verständlich oder schlichtweg korrupt sind. Wer das Brevierbeten im Priesterseminar erlernt, bekam früher eine Einführung, wie mit diesen Versen umzugehen ist. Wer die nicht hat, hat ein Problem.

Ein Laie, der tatsächlich beten und nicht dauernd in die Sekundärliteratur steigen will, ist unter Umständen mit den Pius XII-Psalmen besser dran.
Naja, es gibt ja auch Einführungen für Laien, z.B. aus der Reihe von Abt Herwegen.
Damit stehen wir kurz vor der gefürchteten Frage, ob es denn wirklich der 4-Wochen-Psalter Pius' X. sein soll, oder nicht besser der bis 1910 übliche 1-Wochen-Psalter, der die Tradition des Psalmengebetes wesentlich klarer zum Ausdruck bringt.
Das ist sicher eine theoretisch berechtigte Frage (auch wenn ich nicht weiß, was du mit 4-Wochen-Psalter meinst, Pius X. hat zwar das Psalterium radikal umorganisiert, aber natürliche bleibt es auch nach seinem Schema, das das der außerordentlichen Form ist, dabei, daß der komplette Psalter einmal pro Woche gebetet wird). Wer etwa die jüngste Serie von Gregory DiPippo auf NLM zur Geschichte des Breviers verfolgt hat, kann ja auch nachvollziehen, worin einige der problematischen Änderungen - gerade etwa in den Laudes - liegen. Aber zu beachten ist doch, daß man mit dem 62er Brevier eines betet, das heute wieder offizielles Chorgebet des lateinischen Ritus ist. Jeder Priester kann es beten und damit seine Brevierpflicht erfüllen. Wenn man eine früheres Version betet, betet man letztlich ein reines Privatgebet.

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Re: Stundengebet

Beitrag von Bernado »

Berolinensis hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:In einer gewissen Weise hat die Truppe von Kardinal Bea bei der Neuerstellung des lateinischen Textes der Psalmen die selben Probleme riskiert wir die Humanisten von Papst Urban VIII. bei der Revision der Hymnen.
Exakt. Man hat eben das Gefühl, das wissenschaftlich korrekte Ergebnis einer Expertenkommission zu lesen, das aber die ungeheure poetische Kraft verwässert.
Ich muß gestehen, daß für mich die Vulgata-Psalmen manchmal so schwierig - eben bis hin zu absolut unverständlich sind - daß diese Art von poetischer Kraft bei mir nicht immer ankommt. Dagegen hat das "gefälligere" Latein der Bea-Psalmen durchaus seine eigene Poesie, die den Freund der lateinischen Dichtung anzusprechen vermag - auch wenn über manchen Zeilen etwas Aktenstaub zu liegen scheint. Ein gewisses Maß an "Bildungshuberei" gehört zur lateinischen Dichtung dazu, und nur bei den ganz Großen wie Ovid und Vergil hört man es nicht gelegentlich rascheln.
Das ist sicher eine theoretisch berechtigte Frage (auch wenn ich nicht weiß, was du mit 4-Wochen-Psalter meinst, Pius X. hat zwar das Psalterium radikal umorganisiert, aber natürliche bleibt es auch nach seinem Schema, das das der außerordentlichen Form ist, dabei, daß der komplette Psalter einmal pro Woche gebetet wird).
Das mit den vier Wochen war mein offensichtlich verunglückter Versuch einer kleinen Polemik. Das (nachvollziehbare) Bestreben der Pius-X-Reform war ja, das Brevier durch den Verzicht auf die Doppelungen und Verdreifachungen vieler Psalmen leichter handhabbar zu machen - dabei ging aber viel von der ursprünglichen Struktur verloren - das Ganze wird zu glatt und zu stromlinienförmig.

Die bis zum heutigen Tag nicht bewältigte Problematik der Brevierreform liegt ja darin, daß die Form des Breviers sich dem Gemeinschaftsgebet verdankt - und daß den Weltpriestern und erst recht den Laien diese Gemeinschaft meistens nicht zur Verfügung steht.
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Re: Stundengebet

Beitrag von Linus »

Berolinensis hat geschrieben: Wenn man eine früheres Version betet, betet man letztlich ein reines Privatgebet.
Mh. mir hat ein Petrusbruder gesagt (der mW eine Vor 62 version betet), daß die vorversionen seit dem Tridentinum nie abgeschafft oder verboten worden wären - lediglich "außer Gebrauch" , wpdurch man auch mit älteren ausgaben das Officium - und nicht nur Privatgebet - verrichte...
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Re: Stundengebet

Beitrag von Berolinensis »

Linus hat geschrieben:
Berolinensis hat geschrieben: Wenn man eine früheres Version betet, betet man letztlich ein reines Privatgebet.
Mh. mir hat ein Petrusbruder gesagt (der mW eine Vor 62 version betet), daß die vorversionen seit dem Tridentinum nie abgeschafft oder verboten worden wären - lediglich "außer Gebrauch" , wpdurch man auch mit älteren ausgaben das Officium - und nicht nur Privatgebet - verrichte...
Nope. Ich empfehle in diesem Fall mal "Divino afflatu" zur Lektüre. Dort schreibt der hl. Pius X. z.B.:
Itaque, harum auctoritate litterarum, ante omnia Psalterii ordinem, qualis in Breviario Romano hodie est, abolemus ejusque usum, inde a Kalendis Januariis anni millesimi nongentesimi decimi tertii, omnino interdicimus. ... Simul vero poenas in jure statutas iis denuntiamus, qui suo officio persolvendi quotidie Horas canonicas defuerint; qui quidem sciant se tam gravi non satisfacturos officio, nisi Nostrum hunc Psalterii ordinem adhibeant.
Zu deutsch:
Daher erklären Wir in Kraft dieses Rundschreibens vor allem die Ordnung des Psalteriums, wie sie gegenwärtig im Römischen Brevier vorliegt, für abgeschafft und verbieten seinen Gebrauch vom 1. Januar 1913 an ganz und gar. ... Zugleich bedrohen Wir aber jene mit den rechtlichen Strafen, welche die Pflicht, täglich das kirchliche Stundengebet zu verrichten, versäumt haben; sie mögen wissen, dass sie der schweren Pflicht nicht genügen, wenn sie nicht Unsere Ordnung des Psalteriums übernehmen.

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Re: Stundengebet

Beitrag von Senensis »

Allerdings hat die vergleichbare monastische Version des Breviers keine 1910er-Reform erfahren. Wer sich für die vor-1910er-Version interessiert, könnte sich (wenn er ein passendes monastisches Brevier findet) geistig immerhin an die Mönche von Mariawald anschließen.
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Bernado
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Re: Stundengebet

Beitrag von Bernado »

Senensis hat geschrieben:Allerdings hat die vergleichbare monastische Version des Breviers keine 1910er-Reform erfahren. Wer sich für die vor-1910er-Version interessiert, könnte sich (wenn er ein passendes monastisches Brevier findet) geistig immerhin an die Mönche von Mariawald anschließen.
Die monastischen Breviere haben (zumindest bei den meisten Orden) ja auch bereits die Übernahme der Hymnen-Reform Urbans VIII. verweigert - insofern sind sie also deutlich näher an dem Stand, der fast ein Jahrtausend des Breviergebetes bestimmt hat. Der Nachteil bei den monastischen Brevieren ist, daß sie einen oft sehr speziellen Heiligenkalender haben, in dem viele wichtige Namen fehlen.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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ad-fontes
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Re: Stundengebet

Beitrag von ad-fontes »

Bernado hat geschrieben:Der Nachteil bei den monastischen Brevieren ist, daß sie einen oft sehr speziellen Heiligenkalender haben, in dem viele wichtige Namen fehlen.
Was sind wichtige Namen? (Welches Kriterium legst du da an?)

Ist es mit dem Kalendarium nicht wie mit dem Friedensgruß, wie du ihn erklärt hast? Demnach reicht es, wenn er Heilige in Auswahl bietet, d.h. exemplarischen Charakter hat*; keine auf Vollständigkeit bedachte Heiligenliste.

* Z. B. wenn er einen bestimmten Entwicklungsstand widerspiegelt oder ein bestimmtes Kolorit trägt.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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