Wahr.Cicero hat geschrieben:(...)
Oder ein Primat der Liturgie?
Ein Benediktiner sagte mir einmal, selbst das Essen ist bei uns Liturgie.
Das hab ich als Gast in Einsiedeln erlebt, im Refektorium. Ich hab mir zum Essen ein Glas Wein eingeschenkt und habe es, wie mir das gelegentlich passiert, vergessen.
Am Ende der Mahlzeit entstand eine lange Pause, bis mich der Verdacht beschlich, die versammelte Mönchsgemeinde könnte womöglich warten, bis ich ausgetrunken habe.
Die Mitte zwischen unziemlicher Hast und frechem Getrödel suchend, habe ich das getan, und wirklich, kaum stand mein Glas wieder auf dem Tisch, kam das Signal zum Beendigen der Mahlzeit!
Hat mich sehr beeindruckt, das Ganze: Der gemessene Einmarsch, das Tischgebet, die Lesungen und das Schweigen, auch sein Brechen zu Mittag, die Tischdienst verrichtenden Brüder mit den weißen Schürzen über den Kutten, das Abschlussgebet und der wieder gemessene Ausmarsch. Und vor allem: Die Aufmerksamkeit für den Gast.
Das Brechen des Schweigens: Zu Mittag wurden die Lesungen verkürzt, dann ein Weilchen schweigend gegessen, und auf ein Glockenzeichen des Abtes brach ein abrupter Gesprächssturm los, der mich einen Moment fassungslos machte: Dass einem so plötzlich was zum Reden einfallen kann!