Psalmenverteilung in der Regula Benedicti

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Ralf B.
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Psalmenverteilung in der Regula Benedicti

Beitrag von Ralf B. »

Weiß zufällig jemand Literatur oder eine Internetseite, auf der die Psalmenverteilung der Regula Benedicti im Offizium aufgelistet ist? Ich meine nicht die heute meist gebräuchliche, sondern genau die, wie sie in der Benediktsregel steht. Ich könnte sie mir natürlich auch aus den 15 betreffenden Kapiteln der RB selbst heraussuchen, aber das ist nicht ganz einfach (weil ja auch die griechisch-lateinische und die hebräisch-deutsche Psalmenzählung nicht gleich ist und manches ja erst noch einzeln rekonstruiert werden muss, so in der Art "alle übrigen Psalmen verteile man nach folgenden Prinzipien...").

Vielleicht weiß zufällig jemand, wer diese Arbeit schon gemacht hat, so dass ich darauf zurückgreifen kann!

Herzlichen Dank!

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Johannes XXIII.
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Beitrag von Johannes XXIII. »

"Wenn die Menschen, gerade die Jugend, ungestüm nach dem Sinn des Lebens fragen: Gebt ihr eine überzeugende, verständliche Antwort." (P.P. Johannes Paulus II.)

Ralf B.
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Beitrag von Ralf B. »

Johannes XXIII. hat geschrieben:Das ist nix, oder?
http://www.abtei-ettal.de/psalmenverteilung.htm
Nein, genau das ist "nix" ;) Das ist die heute weitgehend gebräuchliche Psalmenaufteilung. Aber die in der RB selbst ist in vielem anders. Ich habe im Netz bisher noch nichts gefunden, aber Fragen kostet ja nichts!

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Johannes XXIII.
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Beitrag von Johannes XXIII. »

Ich glaube dann sieht es schlecht, aus, denn Benedikt verteilt ja den ganzen Psalter auf eine Woche. Das ist schon sehr viel für jeden Tag. So wird glaub ich heute nirgends mehr gebetet.
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Ralf B.
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Beitrag von Ralf B. »

Johannes XXIII. hat geschrieben:Ich glaube dann sieht es schlecht, aus, denn Benedikt verteilt ja den ganzen Psalter auf eine Woche. Das ist schon sehr viel für jeden Tag. So wird glaub ich heute nirgends mehr gebetet.
Ja, ich weiß. Aber irgendein Liturgiehistoriker oder Kirchenhistoriker dürfte sich doch mal die Mühe gemacht haben, die Psalmenverteilung Benedikts tabellarisch aufzulisten... Oder sollte ich der erste sein? :/

Ralf B.
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Beitrag von Ralf B. »

Ha, nun hab ich's doch gefunden:

http://individual.utoronto.ca/aaronorear/psalmody.html

Das müsste es sein!

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Johannes XXIII.
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Beitrag von Johannes XXIII. »

Allerdings sagt unser Heiliger Vater Benedikt auch:
"Wir machen ausdrücklich darauf aufmerksam: Wenn jemand mit dieser Psalmenordnung nicht einverstanden ist, stelle er eine andere auf, die er für besser hält." (RB 18,22)
Aber im nächsten Satz sagt er auch es sollten alle 150 Psalmen in einer Woche gebetet werden. Da sonst der Mönch zu träge sei, da die hl. Väter den Psalter an einem Tag gebetet hätten.
;) ;D
Aber es muss jeder für sich entscheiden, wie er das macht. (Ich persönlich bete das röm. Stundengebet, weil einfach von der Zeit her nicht mehr drinn ist)
Aber ich finde es bewundernswert, wenn jemand den ganzen Psalter in einer Woche betet. Oder zu mindest einzelene Horen. :jump: :jump:
Falls die Frage für diesen Zweck bestimmt war, wurden mich Ihre
Erfahrungen interessieren.
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Ralf B.
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Beitrag von Ralf B. »

Johannes XXIII. hat geschrieben: Aber ich finde es bewundernswert, wenn jemand den ganzen Psalter in einer Woche betet. Oder zu mindest einzelene Horen. :jump: :jump:
Falls die Frage für diesen Zweck bestimmt war, wurden mich Ihre
Erfahrungen interessieren.
Nein, mir ging es nur um das rein liturgiehistorische Interesse.

Persönlich pflege ich eigentlich fast jeden Abend die lateinische Komplet, für gewöhnlich aus dem "Vesperale Monasticum" der Abtei Gerleve (also täglich gleichbleibend).

Je nach Zeit kommt die Vesper dazu - entweder auch aus dem Vesperale Monasticum oder aus dem "Benediktinischen Antiphonale" von Münsterschwarzach.

Und ebenfalls je nach Zeit kommt eine Art selbstgestrickte "Lesehore" dazu; morgens oder irgendwann im Laufe des Tages lese ich auf Deutsch den Psalter, immer einen Psalm nach dem anderen. Manchmal mehrere hintereinander, manchmal nur einen, manchmal mehrere Tage gar keinen.

Persönlich mag ich das Römische nicht so; einfach weil es nicht vertont ist. Selbst wenn ich nur alleine bete, möchte ich doch zumindest die Melodie sehen, vielleicht die ein oder andere Antiphon selbst singen. Und das kann ich mit dem römischen "Brevierlesebuch" ja nicht. Außerdem finde ich in den monastischen Traditionen die ausgewählten Lesungen viel tiefsinniger, aber vielleicht bin ich da unfair.

Hm, aber darum ging es mir ja eigentlich gar nicht ;D

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Johannes XXIII.
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Beitrag von Johannes XXIII. »

Hätte mich auch sehr gewundert, wenn es zum privaten Gebet gewesen wäre.

Ich finde die benediktinischen Lesungen auch besser. Vorallem weil die auch länger sind. In der Tageshore im röm. Brevier sind das ja wirklich nur kurze Sätze. Ich bete auch oft die Mittagshore über St. Ottilien mit. Im Prinzip finde ich gesungen auch schöner, aber ich bin allein und kann nicht singen. Beim monastischen Gebet merkt man einfach oft auch, dass es schon länger "im Einsatz ist", anders als das röm., dass ja erst nach dem VII "zusammengebastelt wurde. ;)
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Ralf B.
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Beitrag von Ralf B. »

Johannes XXIII. hat geschrieben:Ich finde die benediktinischen Lesungen auch besser. Vorallem weil die auch länger sind.
Durchaus nicht. Gerade in den älteren Traditionen (Antiphonale Monasticum u.ä.) sind die Lesungen äußerst kurz!
Johannes XXIII. hat geschrieben:Beim monastischen Gebet merkt man einfach oft auch, dass es schon länger "im Einsatz ist", anders als das röm., dass ja erst nach dem VII "zusammengebastelt wurde. ;)
Hm, das ist nun auch wieder ein wenig unfair - denn die heute gebräuchliche benediktinische Psalmenaufteilung stammt von Notker Füglister OSB, also ebenfalls erst aus der Konzilsgeneration! Wenn ich das auf den ersten Blick richtig sehe (aber da mag mich jemand korrigieren und ich habe jetzt nicht mehr die Zeit, das noch genau zu überprüfen), dann war bis zum Konzil die "ur-benediktinische" Psalmenaufteilung durchaus die gebräuchliche - jedenfalls findet die sich anscheinend noch im Antiphonale Monasticum von 1935! (Was dann aber auch in der Praxis oft hieß, dass die vielen Psalmen rasend schnell heruntergeleiert wurden - nicht zuletzt waren ja Mönche an der Liturgischen Bewegung maßgeblich beteiligt, weil sie wohl gemerkt haben, dass das mit diesem "Abarbeiten von Psalmen" einfach nicht so weitergehen kann...)

Germanus
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Beitrag von Germanus »

Gruß und Segen!
Auch mich interessieren diese Fragen seit längerem: Wie gut und sinnvoll den Psalter zum Gebet gebrauchen. Die Lesungen in den Tageshoren z.B. sind deshalb so kurz, weil sie auswendig vorgetragen wurden und gekonnt werden mussten, wie die Psalmen übrigens auch - also alle 150 Psalmen! Wie das RB-Schema schon vorgibt, wurde ja der größte Teil in der Nacht gebetet (12 Psalmen und an Festtagen zusätzlich 3 Cantica). Vieles geschah ohne Lichtquelle. Die saß nämlich am Lesepult und wohl auch noch verteilt in der Kirche, aber eher nicht in Lesequalität.
Es gibt übrigens in Frankreich noch Gemeinschaften der Benediktiner, die die alte RB-Psalmenverteilung benützen (mit Prim sogar), meines Wissens z.B. die Abtei Triors (die ich mal besucht habe) und einige andere. Es gibt aber auch Schemata, die alle 150 Psalmen in einer Woche einplanen, dafür aber die Wiederholungen (Ps. 3, 50, 66, 94, die Gradualpsalmen und die Laudes-Psalmen) streichen und jeweils mit einem Psalm besetzen, der eben dann nicht wiederholt wird.
Wichtig ist für den hl. Benedikt wohl auch das alte Prinzip der fortlaufenden Psalmenlesung. Das Praktische beim benediktinischen System ist aber, wie schon gesagt, die Möglichkeit, die Horen auswendig singen zu können. Das musste man und wollte man auch in früherer Zeit, einfach der Einfachheit halber. Und dieses ideal finde ich noch nicht mal so abwegig, mit welcher Einteilung auch immer man sein Gebet bereichert.
Herzliche Grüße, German
Ralf B. hat geschrieben:
Johannes XXIII. hat geschrieben:Ich finde die benediktinischen Lesungen auch besser. Vorallem weil die auch länger sind.
Durchaus nicht. Gerade in den älteren Traditionen (Antiphonale Monasticum u.ä.) sind die Lesungen äußerst kurz!
Johannes XXIII. hat geschrieben:Beim monastischen Gebet merkt man einfach oft auch, dass es schon länger "im Einsatz ist", anders als das röm., dass ja erst nach dem VII "zusammengebastelt wurde. ;)
Hm, das ist nun auch wieder ein wenig unfair - denn die heute gebräuchliche benediktinische Psalmenaufteilung stammt von Notker Füglister OSB, also ebenfalls erst aus der Konzilsgeneration! Wenn ich das auf den ersten Blick richtig sehe (aber da mag mich jemand korrigieren und ich habe jetzt nicht mehr die Zeit, das noch genau zu überprüfen), dann war bis zum Konzil die "ur-benediktinische" Psalmenaufteilung durchaus die gebräuchliche - jedenfalls findet die sich anscheinend noch im Antiphonale Monasticum von 1935! (Was dann aber auch in der Praxis oft hieß, dass die vielen Psalmen rasend schnell heruntergeleiert wurden - nicht zuletzt waren ja Mönche an der Liturgischen Bewegung maßgeblich beteiligt, weil sie wohl gemerkt haben, dass das mit diesem "Abarbeiten von Psalmen" einfach nicht so weitergehen kann...)

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Linus
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Beitrag von Linus »

Johannes XXIII. hat geschrieben:Ich glaube dann sieht es schlecht, aus, denn Benedikt verteilt ja den ganzen Psalter auf eine Woche. Das ist schon sehr viel für jeden Tag. So wird glaub ich heute nirgends mehr gebetet.
Doch, Frankreich, vereinzelt. Auf Latein.
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