Obdachlose in Deutschland - Wer ist schuld an der Lage?

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Pit
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Obdachlose in Deutschland - Wer ist schuld an der Lage?

Beitrag von Pit »

Hallo !

Mittlerweile spüren Obdachlose in Deutschland wieder zunehmende Kälte- nicht nur die temperaturbedingte, sondern auch die zwischenmenschliche.
Aber wer ist an der Lage/Situation der Obdachlosen schuld?
-die gesellschaftliche Lage?
-unser Gesellschaftssystem?

Oder sind die Obdachlosen selber schuld (teilweise trifft es sicher zu), oder ist die Obdachlosigkeit eine Strafe Gottes, die die "Penner" auf Grund ihrer Sünde ereilt?

Gruß, Pit
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Die Frage ist interessat. Denn nach Deutschland migrierte Menschen aus Arabien, Afrika oder anderen Teilen der Welt, schaffen es in Deutschland finanziell mindestens auf ALG2 Niveau, also eigene Wohnung, Krankenversicherung und 345€ jeden Monat, zu leben. Wieso das in dem Staat, in dem das möglich ist, ein paar Einheimische nicht schaffen, sollte doch zu hinterfragen sein.

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Pit
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Beitrag von Pit »

Wieviele Migranten (oder meinst Du Asylbewerber) leben denn in Deutschland mit "Hartz IV" (also ALG II) ?
Aber mal zum Thema:
Wieso sieht denn Deiner Meinung nach die Situation bei den deutschen Obdachlosen so aus, wie sie ist?
Wer ist an deren Lebenslage Schuld?

Gruß, Pit
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Die Frage ist interessat. Denn nach Deutschland migrierte Menschen aus Arabien, Afrika oder anderen Teilen der Welt, schaffen es in Deutschland finanziell mindestens auf ALG2 Niveau, also eigene Wohnung, Krankenversicherung und 345€ jeden Monat, zu leben. Wieso das in dem Staat, in dem das möglich ist, ein paar Einheimische nicht schaffen, sollte doch zu hinterfragen sein.
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Das ist die Frage, wieso kriegen in Deutschland ein paar Obdachlose nicht das hin, was Migranten aus Arabien und Afrika hinbekommen?

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Edi
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Beitrag von Edi »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:Das ist die Frage, wieso kriegen in Deutschland ein paar Obdachlose nicht das hin, was Migranten aus Arabien und Afrika hinbekommen?
Kriegt man überhaupt von einer Behörde Geld, wenn man keinen Wohnsitz hat?
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Edi hat geschrieben:
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Das ist die Frage, wieso kriegen in Deutschland ein paar Obdachlose nicht das hin, was Migranten aus Arabien und Afrika hinbekommen?
Kriegt man überhaupt von einer Behörde Geld, wenn man keinen Wohnsitz hat?
Über das Hauptmann von Köpenicksyndrom habe ich hier in der Vergangenheit schon mehrfach geschrieben. Die die schon immer arbeitslos waren oder aus einem arbeitslosen Umfeld kommen, fallen nie durchs soziale Netz. Aber die die neu dazukommen (die Migranten aus Arabien und Afrika ausgeschlossen), bei den fangen die Probleme an. Am schlimmsten haben es junge Menschen bei ihren Eltern wohnend, die nach der Schule nie in die Arbeitswelt eindringen konnten, wenn da noch das arbeitslose Umfeld der Eltern fehlt, dann viel Spass beim ALG2 samt gesetzlicher Krankenversicherung beantragen von WBS gar nicht zu sprechen.

Uwe Schmidt
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Re: Obdachlose in Deutschland - Wer ist schuld an der Lage?

Beitrag von Uwe Schmidt »

Pit hat geschrieben:Hallo !

Mittlerweile spüren Obdachlose in Deutschland wieder zunehmende Kälte- nicht nur die temperaturbedingte, sondern auch die zwischenmenschliche.
Aber wer ist an der Lage/Situation der Obdachlosen schuld?
-die gesellschaftliche Lage?
-unser Gesellschaftssystem?

Oder sind die Obdachlosen selber schuld (teilweise trifft es sicher zu), oder ist die Obdachlosigkeit eine Strafe Gottes, die die "Penner" auf Grund ihrer Sünde ereilt?

Gruß, Pit


Oft sind sie drogen- und alkoholsüchtig und deshalb nicht mehr für die Gesellschaft zu gebrauchen. Ihre Angehörigen schmeißen sie dann irgendwann raus, wenn sie gewalttätig werden oder wenn sie sich ihrer schämen. Stell dir vor, einmal habe ich mich mit einem Penner unterhalten, der hat das Liber Al vel legis gelesen (er habe es von einem Kumpel) - Satanisten sind also auch unter denen.
Die Sünde wäre in dem Fall halt, drogen- und alkoholsüchtig geworden zu sein.

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Pit
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Re: Obdachlose in Deutschland - Wer ist schuld an der Lage?

Beitrag von Pit »

Demnach sind Obdachlose also oft drogen- und alkoholsüchtig, und deshalb - gewissermassen als Strafe Gottes - obdachlos oder sind sie obdachlos, und werden - leider - deshalb (!) manchmal alkohol- oder drogensüchtig?
In kenne manche Obdachlosen, die u.a. die "draussen" (die münsteraner Strassenzeitung) verkaufen. Und von denen ist kein Einziger alkoholabhängig.
Satanisten mag es unter den Obdachlosen sicher auch geben, genauso wie evangelische Christen, Katholiken, Muslime, Juden, Buddhisten, Atheisten und was auch immer.
Denn:
Obdachlose sind Menschen.
Übrigens:
"...nicht mehr für die Gesellschaft zu gebrauchen.." heisst doch nichts anderes als "Der Mensch ist unbrauchbar,unnütz."
Sorry, aber das erinnert mich an eine andere Zeit.

Gruß, Pit
Uwe Schmidt hat geschrieben:
Oft sind sie drogen- und alkoholsüchtig und deshalb nicht mehr für die Gesellschaft zu gebrauchen. ... Satanisten sind also auch unter denen.
Die Sünde wäre in dem Fall halt, drogen- und alkoholsüchtig geworden zu sein.
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sofaklecks
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Sünde

Beitrag von sofaklecks »

Gibt es eigentlich auch die Sünde der Dummheit?

sofaklecks

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Pit
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Re: Sünde

Beitrag von Pit »

Ich zweifel nicht mehr daran, seit ich einige Beiträge in diesem Thread gelesen habe.
Und ich bete für einige Menschen, daß sie die Liebe, Güte und Barmherzigkeit Gottes erleben und erfahren. Und mit diesen Menschen meine ich keineswegs nur die Obdachlosen.

Gruß, Pit
sofaklecks hat geschrieben:Gibt es eigentlich auch die Sünde der Dummheit?

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Uwe Schmidt
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Re: Obdachlose in Deutschland - Wer ist schuld an der Lage?

Beitrag von Uwe Schmidt »

Pit hat geschrieben:Demnach sind Obdachlose also oft drogen- und alkoholsüchtig, und deshalb - gewissermassen als Strafe Gottes - obdachlos oder sind sie obdachlos, und werden - leider - deshalb (!) manchmal alkohol- oder drogensüchtig?
In kenne manche Obdachlosen, die u.a. die "draussen" (die münsteraner Strassenzeitung) verkaufen. Und von denen ist kein Einziger alkoholabhängig.
Satanisten mag es unter den Obdachlosen sicher auch geben, genauso wie evangelische Christen, Katholiken, Muslime, Juden, Buddhisten, Atheisten und was auch immer.
Denn:
Obdachlose sind Menschen.
Übrigens:
"...nicht mehr für die Gesellschaft zu gebrauchen.." heisst doch nichts anderes als "Der Mensch ist unbrauchbar,unnütz."
Sorry, aber das erinnert mich an eine andere Zeit.

Gruß, Pit
Uwe Schmidt hat geschrieben:
Oft sind sie drogen- und alkoholsüchtig und deshalb nicht mehr für die Gesellschaft zu gebrauchen. ... Satanisten sind also auch unter denen.
Die Sünde wäre in dem Fall halt, drogen- und alkoholsüchtig geworden zu sein.



Bei uns in Saarbrücken verkaufen sie eine Obdachlosen-Zeitung, die von der örtlichen Freimaurerloge gesponsert wird. Ich habe dankend abgelehnt.

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Pit
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Re: Obdachlose in Deutschland - Wer ist schuld an der Lage?

Beitrag von Pit »

Nun, die hiesige Strassenzeitung wurde (wenn ich mich nicht täusche) - bevor Gelder im Sozialbereich gestrichen wurden - von der CDU-Fraktion finanziell bezuschusst. Seit die Gelder gestrichen sind, stand die "draussen" mehrfach sehr kurz vor dem Aus und kann sich durch den Verkaufspreis von 1.50 Euro und die einen oder anderen Spenden so eben über Wasser halten.

Aber meine Frage, warum Du der Meinung bist, daß Obdachlose oft drogensüchtig sind, ist immer noch nicht beantwortet.

Gruß, Pit
Uwe Schmidt hat geschrieben:
Bei uns in Saarbrücken verkaufen sie eine Obdachlosen-Zeitung, die von der örtlichen Freimaurerloge gesponsert wird. Ich habe dankend abgelehnt.
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Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Nunja, das ist wohl offensichtlich. Häufig merkt man aber auch, dass sie alkoholsüchtig sind. Das eigentliche Problem der Obdachlosen und Süchtigen ist wohl die Disziplinlosigkeit. Deshalb wird bei Cenacolo in Medjugorje oder Synanon in Berlin ja auch so ein strenges Regiment geführt, damit die Leute nicht immer wieder vor Unangenehmem flüchten.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

ich kaufe weder Straßenzeitungen, noch andere Zeitungen. Ich gebe dafür meine Wohnadresse weiter für kostenlose Kugelschreiber. Ich kann diese ja nicht selber an irgendwelche Firmen weiterverkaufen, darum ist ein kostenloser Kugelschreiber besser als nichts. Ich bin schon dazu übergegangen mit den Gewinnspielständen die in irgendwelchen Einkaufscentern o. in der Uni stehen, gleich vorweg zu klären, dass ich nur meine Adresse weitergebe, wenn ich einen kostenlosen Kugelschreiber bekomme, weil einige doch dazu übergegangen sind einfach nur die Wohnadresse einzusacken und das war`s dann mit dem Spass.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:ich kaufe weder Straßenzeitungen, noch andere Zeitungen. Ich gebe dafür meine Wohnadresse weiter für kostenlose Kugelschreiber. Ich kann diese ja nicht selber an irgendwelche Firmen weiterverkaufen, darum ist ein kostenloser Kugelschreiber besser als nichts. Ich bin schon dazu übergegangen mit den Gewinnspielständen die in irgendwelchen Einkaufscentern o. in der Uni stehen, gleich vorweg zu klären, dass ich nur meine Adresse weitergebe, wenn ich einen kostenlosen Kugelschreiber bekomme, weil einige doch dazu übergegangen sind einfach nur die Wohnadresse einzusacken und das war`s dann mit dem Spass.
Für meine Daten krieg ich mindestens eine eitrige beim Würschtlinger, Knecht, du verkaufst dich zu billig.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Linus hat geschrieben:
Knecht Ruprecht hat geschrieben:ich kaufe weder Straßenzeitungen, noch andere Zeitungen. Ich gebe dafür meine Wohnadresse weiter für kostenlose Kugelschreiber. Ich kann diese ja nicht selber an irgendwelche Firmen weiterverkaufen, darum ist ein kostenloser Kugelschreiber besser als nichts. Ich bin schon dazu übergegangen mit den Gewinnspielständen die in irgendwelchen Einkaufscentern o. in der Uni stehen, gleich vorweg zu klären, dass ich nur meine Adresse weitergebe, wenn ich einen kostenlosen Kugelschreiber bekomme, weil einige doch dazu übergegangen sind einfach nur die Wohnadresse einzusacken und das war`s dann mit dem Spass.
Für meine Daten krieg ich mindestens eine eitrige beim Würschtlinger, Knecht, du verkaufst dich zu billig.
Kannst du das auch noch mal in Hochdeutsch schreiben, damit ich es verstehen kann?

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pierre10
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Re: Sünde

Beitrag von pierre10 »

sofaklecks hat geschrieben:Gibt es eigentlich auch die Sünde der Dummheit?

sofaklecks
Nein, mein Lieber, Dummheit ist ein Geschenk, von wem auch immer.

Pierre :freude:
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Linus
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Re: Sünde

Beitrag von Linus »

Pierre hat geschrieben:
sofaklecks hat geschrieben:Gibt es eigentlich auch die Sünde der Dummheit?

sofaklecks
Nein, mein Lieber, Dummheit ist ein Geschenk, von wem auch immer.

Pierre :freude:
Au contraîre, mon Pierre. Dummheit ist mitnichten in Geschenk. Die muß man sich hart und langandauernd erarbeiten.
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"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:Die Frage ist interessat. Denn nach Deutschland migrierte Menschen aus Arabien, Afrika oder anderen Teilen der Welt, schaffen es in Deutschland finanziell mindestens auf ALG2 Niveau, also eigene Wohnung, Krankenversicherung und 345€ jeden Monat, zu leben. Wieso das in dem Staat, in dem das möglich ist, ein paar Einheimische nicht schaffen, sollte doch zu hinterfragen sein.
Da muß man nicht lange "hinterfragen".

"Alle sind gleich, aber manche sind gleicher."
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
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Maria Magdalena
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Beitrag von Maria Magdalena »

Knecht

weil Obdachlose sich in einigen Gemeinden nur max. 3 Tage aufhalten dürfen und einen Tagessatz von ca. 17,68 Euro pro Tag erhalten, von dem sie ,z.B. in Bützow ca. um 10 Euro für die Unterbringung im Obdachlosenasly bezahlen dürfen und den Rest für Essen, Wäsche wachen usw. einsetzen können.

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Walter
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Beitrag von Walter »

Maria Magdalena hat geschrieben:Knecht

weil Obdachlose sich in einigen Gemeinden nur max. 3 Tage aufhalten dürfen und einen Tagessatz von ca. 17,68 Euro pro Tag erhalten, von dem sie ,z.B. in Bützow ca. um 10 Euro für die Unterbringung im Obdachlosenasly bezahlen dürfen und den Rest für Essen, Wäsche wachen usw. einsetzen können.
In Anbetracht dieser Tatsache ist es auch besonders zynisch, dass in manchen Gemeinden das Geld auch nur an einem bestimmten Wochentag bar ausgezahlt wird. (Denn welcher Obdachlose wird heutzutage als so kreditwürdig eingestuft, dass er ein Girokonto eröffnen darf?) :nein:
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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Man müßte Obdachlose zumindest in geschützten Räumen nächtigen lassen.

Und Kirchenasyl sollte nicht nur Asylbetrügern gewährt werden.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

sofaklecks
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Können und wollen

Beitrag von sofaklecks »

Selbstverständlich gibt es in Deutschland für jeden Obdachlosen die Möglichkeit, in geheizten Räumen zu schlafen.

Aber sie wollen das nicht. Sei es aus Prinzip oder weil das eben auch eine Anpassung an eine gewisse Ordnung voraussetzt.

Es muss niemand in Deutschland unter Brücken schlafen.

sofaklecks

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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Es gab und wird immer Menschen geben, die aus den unterschiedlichsten Gründen sich außerhalb der Gesellschaft (was das auch immer bedeuten mag) aufhalten wollen. Hier in unserer kleinen Stadt 70.000 E. gibt es zum Beispiel einen etwa 50Jährigen, der jeden Tag, bei jedem Wetter mit seinen Habseligkeiten auf der Strasse sitzt und in diskreter Weise bettelt. Im Winter findet er immer irgendwo einen Platz im Warmen, seine Kleidung ist unsauber und oft zerrissen, aber ich erlebe ihn nun schon seit vielen Jahren schon.

In Frankreich gibt es ein Gesetz, das je nach Temperatur die Sozialbehörden zwingt, immer ausreichend Betten zur Verfügung zu stellen, evtl. auch in einfachen Hotels.

Aber viele wollen diese Hilfe nicht, ..... warum auch immer. Und ich denke, wir müssen das akzeptieren, nur bei Familie (oft Frauen) mit Kindern ist es notwendig, einzugreifen.

Hier würde auch ein Grundeinkommen nicht alle Probleme lösen.

Pierre
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sofaklecks
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Alter

Beitrag von sofaklecks »

Je älter ich werde, umso mehr fällt mir auf, wie wenig wir auf die Seele der Menschen eingehen. Wir neigen dazu, uns an Äusserlichkeiten, an Messbarem, an Sichtbarem zu orientieren, wenn wir ein Problem sehen. Wir messen. Für die Seele haben wir kein Massband, also ignorieren wir sie.

Und weil wir Menschen Körper und Seele sind, ist das so schlimm einseitig.

Jemand ist in Not? Gebt ihm Geld! Sein Grundbedarf an Geld ist messbar. Und sein Grundbedarf an Verständnis?

Jemand ist krank? Gebt ihm Medikamente! Seine Blutwerte lassen sich bestimmen. Und die Ursache für einen schlechten Blutwert?
Die Dame meines Herzens ist Diabetikerin. Klar, dass ich keine Sendung über Diabetes versäume. Und jedesmal ärgere ich mich: Kluge Ratschläge über die Ernährung. Dabei wird der Zuckerspiegel entscheidend von dem Zustand der Psyche beeinflust: Regt sie sich auf, ist der Zucker hoch, ist sie entspannt, dann muss sie nach einem fünfgängigen Menü im Elsass aufpassen, über Nacht keine Unterzuckerung zu kriegen. Noch nie hab ich einen Diabetologen im Fernsehen gesehen, der darauf näher eingegangen wäre.

Und wenn ich mich an meine Heidelberger Zeit erinnere, als ich nachts im Fischerstüble alle getroffen habe, die nicht heim wollten oder konnten (und zu den letzteren gehörten einige Obdachlose), dann waren das vor allem Leute, die aus der Bahn geworfen waren und keinen Halt mehr hatten. Durchaus nicht ohne eigene Schuld, aber man hätte den Absturz verhindern können.

Ich habe vor kurzem einen Film gesehen, in dem ein Vater durch einen Unfall auf tragische Weise Frau und Kind verlor. Frage mal: An wen wendet er sich in dieser Situation, wenn er neu in der Stadt ist und keine Freunde hat. Oder keine echten Freunde?

Wenn man aus Wunden des Körpers blutet, muss man sich keine Sorgen machen. Da werden Sie geholfen. Und bei Wunden der Seele?

Ich habe die Hospizbewegung immer unterstützt. Hilfe beim Sterben ist eine gute Sache. Aber Hilfe beim Leben wäre auch nicht schlecht. Ich meine, ohne Sigmund Freud. Einfach eine brigde over troubled water zu bekommen, wenn man sie braucht. Nicht lange, bis man halt wieder Boden unter den Füssen hat.

Aber einem Odachlosen hört keiner zu, weil keiner Zeit hat. Ausser einem anderen Obdachlosen vielleicht.

Und ehrlich: In der Schule lernen wir die Nebenflüsse der Donau: Iller, Lech, Isar, Inn, führen rechts zur Donau hin. Aber wo lernen wir leben? Im Fernsehen aus den Telenovelas? Oder in der Kirche? Leben heisst leiden?

Und da wundern wir uns über Obdachlose?

sofaklecks

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Edi
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Beitrag von Edi »

Eine Bekannte von mir hat schon vor Jahren mal eine Zeichnung machen lassen mit dem Thema:
Ein Kind ist in den Brunnen gefallen.
Und nun kommen sie alle und wollen es heraus holen, der Herr Doktor steht da, auch der Herr Pfarrer, der Bürgermeister und die Feuerwehr und wer auch immer. Nur: es war keiner da, der es am Hineinfallen hinderte.

Ich kam mal in Frankfurt in ein Gespräch mit einem Obdachlosen. Er erzählte mir, dass er einen gut gehenden Laden gehabt habe und dann sei die Scheidung gekommen und er habe dabei sein ganzes Vermögen verloren. Schliesslich sei er auf der Strasse gelandet.
Natürlich landen nicht alle nach einer Scheidung auf der Strasse, da müssen noch andere Faktoren als nur finanzielle hinzu kommen. Welche das sind, kann man aber nur erfahren, wenn sich mit jemand Vertrauen aufgebaut hat, aber viele Leute haben ja keine Zeit mehr für andere und nehmen sie auch nicht ernst und dasi ist auch sehr oft unter Christen nicht anders. Da werden viele auch einfach nur abgefertigt.
Dann, wenn so ein Fall wie in Emsdetten auftritt, dann kommt wieder das öffentliche Bedauern und Entsetzen usw., aber vorher hat sich kein Mensch um den jungen Mann, der durchdrehte, gekümmert.
Zuletzt geändert von Edi am Samstag 25. November 2006, 14:05, insgesamt 1-mal geändert.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
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die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

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Maria Magdalena
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Beitrag von Maria Magdalena »

Ja, ihr habt recht! Heute hört niemand mehr den Anderen zu, weil wir viel zu sehr damit uns selbst beschäftigt sind. Oder uns via Medien "das wahre Leben" von Aussen beschauen ,alsob es eine Serie wäre.
Denn wäre nicht gelernt hat einen Anderen zu zuhören als Kind wird es als Erwachsener auch nicht können.

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Ewald Mrnka
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Re: Können und wollen

Beitrag von Ewald Mrnka »

sofaklecks hat geschrieben:Selbstverständlich gibt es in Deutschland für jeden Obdachlosen die Möglichkeit, in geheizten Räumen zu schlafen.

Aber sie wollen das nicht. Sei es aus Prinzip oder weil das eben auch eine Anpassung an eine gewisse Ordnung voraussetzt.

Es muss niemand in Deutschland unter Brücken schlafen.

sofaklecks
Das habe ich nicht gewußt; das ist mir neu.
Danke.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
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Maria Magdalena
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Beitrag von Maria Magdalena »

@ Sofaklechs

Dies ist doch der Unsinn unserer Zeit! "Alles was wir nicht berechnen können und so nicht im Sinne der Mathematik nachweisbar ist hat keine Bedeutung!
Ein Beispiel ,was hier eigendlich nicht hingehört, aber es sehr gut verdeutlicht. Ich habe selbst einmal mit anhören müssen, wie ein Richter einem Vergewaltigungsopfer sagte" Es sei ja nicht so schlimm gewesen, weil ja alle körperlichen Spuren schon verheilt wären."
Das die auf der Seele nie wirklich verheilen, schien ihm garnicht in den Sinn zu kommen und so war dann auch das Urteil für den Täter

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Walter
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OHNE DACH UND GESETZ

Beitrag von Walter »

[right]http://www.affichescinema.com/insc_s/sans_loi.jpg[/right]SANS TOI NI LOI – OHNE DACH UND GESETZ

Dieser Film von Agnès Varda (1985) gewann den »Goldenen Löwen« von Venedig, kam unter dem Titel »Vogelfrei« auch in die deutschen Kinos, ist aber mittlerweile leider wieder in Vergessenheit geraten. Es ist einer meiner Lieblingsfilme, unter anderem, weil er klar macht, dass das Problem der Obdachlosigkeit eben nicht im Mangel materieller Versorgung wurzelt, sondern im Selbstverständnis, besser Unverständnis unserer heutigen, entgöttlichten Gesellschaft, womit manche Menschen scheinbar besser, manche eben weniger gut klar kommen. Wenn »gut gemeinte Hilfe« nichts bewirkt oder von vorn herein abgelehnt wird, wird dann aus Mitleid oft Hass und Empörung über diese »Unverbesserlichen«.

Die filmzentrale schreibt über diesen Film (zwei Hervorhebungen von mir):


Mona ist die totale Aussteigerin. Entgegen allen filmischen Gepflogenheiten marschiert sie konsequent von links nach rechts.

Ein Mädchen wird verdreckt und steif in einem Graben gefunden. Es ist tot. Erfroren. »NATÜRLICHER TOD«, stellt die Polizei lapidar fest, und ein Bauer vermutet, sie sei eine Streunerin gewesen. Im Off-Ton die Stimme der Regisseurin, die die letzten Wochen der Toten rekonstruieren will, mit Leuten sprechen möchte, die Mona begegnet waren, wobei sie gleich sagt, daß sie selbst nicht viel von ihr wisse und viel auch nicht verstehen würde.

Mona begegnen unterwegs Menschen - manchmal Randfiguren der Gesellschaft wie sie - aber auch Arbeiter, Bauern, Menschen, die ihr helfen, ihr Arbeit geben und sie eine Zeitlang bei sich aufnehmen. Die Menschen, denen sie begegnet war, erinnern sich an sie, sagen ihre Meinung über Mona frontal in die Kamera. Die Statements sagen mehr über die Menschen als über Mona aus.

Mona löst Emotionen aus: Bewunderung, Ekel, Neugierde, Unverständnis, Hilfsbereitschaft und schlechtes Gewissen, »sie stört und verwirrt, weil sie alles zurückweist, auch die geringste soziale Anbiederung, jegliche Perspektive. Sie stört auch, weil sie nie Opfer ist, nie bedauernswert«. (Agnes Varda.)

[right]http://abasedicarciofo.wordpress.com/fi ... iccola.jpg[/right]Im Gegensatz zu dem pathetischen deutschen Verleihtitel VOGELFREI entspricht der französische Originaltitel SANS TOI NI LOI - OHNE DACH UND GESETZ sehr viel eher dem Tenor des Films. Vogelfrei wird man erklärt, ein Vogelfreier ist zum »Abschuß« freigegeben, jeder kann sich ungestraft an einem Vogelfreien vergehen.

Ohne Dach und Gesetz zu leben, ist Monas freier Entschluß, sie hat ihrer gesicherten Existenz den Rücken zugekehrt; sie hat die Straße gewählt und die Freiheit. Aber absolute Freiheit bedeutet auch absolute Einsamkeit. Sylvain, ein Ziegenhirte mit Philologiestudium, dem Mona unterwegs begegnet, meint zu ihrer Suche nach Freiheit: »... es kommt ein Moment, wo man sich zerstört, wenn man weitermacht. Alle Freunde, die unterwegs waren und nicht aufhören konnten, sind tot oder inzwischen Wracks, Alkoholiker, Drogensüchtige. Weil die Einsamkeit sie völlig zermürbt und aufgefressen hat, im wahrsten Sinne ... « Durch einen Brand verliert Mona Rucksack, Zelt, Schlafsack und stolpert, zum erstenmal wirklich schutzlos, in den Tod. [...]
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Petra
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Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 19:30

Beitrag von Petra »

Gestern hatte ich ganz kurz in eine Talk-Show reingehört, da erzählte jemand von einem Zeit-Artikel, in dem eine Untersuchung ergeben hatte, dass die Amok-Jugendlichen, die ihre Schulen unsicher machen und z.T. getötet haben, alle keine Freundin hatten. – Das erinnert mich an eine Aussage zu Obdachlosen, die besagte, es ginge erst richtig für die Männer bergab, wenn sie nicht mehr mit ihren Frauen oder Freundinnen zusammen sind.

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