EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Sonstiges und drumherum.
Fuchsi
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EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Fuchsi »

https://www.youtube.com/watch?v=pQjV1dqH2oU

hier gehts über den Untergang der beliebten Zuggattung Interregio. Wusste nicht, dass zwei EU-Verordnungen der Totengräber waren... :/

Die Überführung von Staatsbahnen in privatrechtliche und dann der Nahverkehrs-Krams nachgeschoben.

Meine Meinung: Der Interregio war erfolgreich vermutlich also gewinnbringend. Selbst falls nicht, darf ein wohlhabendes Land seinen Bürgern auch einen komfortablen Eisennbahnverkehr finanzieren. Und muss nicht diese Staatsknete alternativ über Abellio usw. an einen kanadichen Pensionsfond usw. überweisen :pfeif:

Da fuhren schöne Züge nach Norddeich, durch den Schwarzwald an den Bodensee, mit Bistrowagen... jetzt fährt auf diesen Verbindungen nur noch ein Margret-Thatcher-Express (*zwinker*) oder diese billigen IC2 mit vergleichbaren Wagen wie der "M-T-E" :nein:


To be continued... :narr: :zirkusdirektor: :panisch:

Caviteño
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Caviteño »

Fuchsi hat geschrieben:
Freitag 17. Februar 2023, 16:56
https://www.youtube.com/watch?v=pQjV1dqH2oU

hier gehts über den Untergang der beliebten Zuggattung Interregio. Wusste nicht, dass zwei EU-Verordnungen der Totengräber waren... :/

Die Überführung von Staatsbahnen in privatrechtliche und dann der Nahverkehrs-Krams nachgeschoben.

Meine Meinung: Der Interregio war erfolgreich vermutlich also gewinnbringend. Selbst falls nicht, darf ein wohlhabendes Land seinen Bürgern auch einen komfortablen Eisennbahnverkehr finanzieren. Und muss nicht diese Staatsknete alternativ über Abellio usw. an einen kanadichen Pensionsfond usw. überweisen :pfeif:

Da fuhren schöne Züge nach Norddeich, durch den Schwarzwald an den Bodensee, mit Bistrowagen... jetzt fährt auf diesen Verbindungen nur noch ein Margret-Thatcher-Express (*zwinker*) oder diese billigen IC2 mit vergleichbaren Wagen wie der "M-T-E" :nein:
Mehr Wettbewerb auf Straße und Schiene ist sicherlich nicht falsch und dürfte eine der wenigen guten Entscheidungen der EU gewesen sein.
Warum? Monopolstrukturen sind immer teuer, weil der Monopolist die Preise diktieren kann. Wenn der VRR also eine S- ode RE-Bahn-Verbindung jetzt ausschreibt, bekommt er mehr als ein Angebot und kann dementsprechend wählen. Ist die DB dagegen der einzige Anbieter und bekommt der VRR die Verluste durch die Politik erstattet, sind die Preise doch egal - die Differenz drückt der Steuerzahler ab.

Abelio ist im übrigen ein denkbar schlechtes Beispiel. Es handelte sich um eine Tochter der niederländischen Bahn, die inzwischen veräußert wurde bzw. pleite ist:
Vom Juli 2021 bis August 2022 befand sich das Unternehmen in einem Insolvenzverfahren, nachdem die NS nicht mehr bereit war, die Verluste aus dem Deutschlandgeschäft zu tragen. Davon waren auch die Tochterfirmen mit insgesamt 52 Bahnlinien in Deutschland betroffen.[2][3] Im Rahmen der Insolvenz wurde zum Jahreswechsel 2021/22 das Tochterunternehmen Abellio Rail Baden-Württemberg an die SWEG Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH veräußert und der Betrieb der für Nordrhein-Westfalen zuständigen Abellio Rail in Hagen Anfang 2022 eingestellt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Abellio_(Unternehmen)

Die Deutsche Bahn ist da nicht anders, sie macht inzwischen die Hälfte ihres Umsatzes im Ausland:
Die sogenannte Anteilsbesitzliste der DB AG umfasst dort siebeneinhalb eng bedruckte Seiten, insgesamt ist die DB AG mit mehr als 400 Tochtergesellschaften auf der Welt unternehmerisch tätig: in Australien ebenso wie in Venezuela, Kasachstan oder China. Der Staatskonzern hat seit der Bahnreform im Jahr 1994 seine Expansion im Ausland stark vorangetrieben, inzwischen macht er rund die Hälfte seiner Umsätze außerhalb Deutschlands – ohne einen erkennbaren Mehrwert für die Hauptaufgabe des Konzerns, denn den Bahnfahrern in Deutschland ist damit nicht geholfen.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ ... 52991.html

Fuchsi
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Fuchsi »

da hast Du sicher nicht unrecht. Allerdings passiert nun etwas, was gar nicht so geplant war. Zu Zeiten der Staatseisenbahnen subventionierte der Gewinn aus dem Fernverkehr den defizitären Nahverkehr. Wenn irgendwann die BAhn an der Börse ist, so geht der Gewinn aus dem Geschäft direkt auf private Konten. Zusätzlich gehen Subventionen für private ÖPNV-Gesellschaften ebenso in private Portemonnaies. Unter diesen Gesichtspunkten wäre ich dafür, die Bahn weiterhin in staatlicher Hand zu lassen und weiterhin so zu verfahren wie zu Bundsbahnzeiten...

BTW genau wegen dieser dämlichen Subventionspolitik ist der doch recht erfolgreiche Interregio eingestampft worden...

gut gemeint ist nun mal nicht immer gut. Und Politikern darf man ohnehin getrost unterstellen, es noch nicht einmal gut gemeint zu haben :pfeif: :unbeteiligttu: Da waren wohl Interessensverbände einflussreich tätig

Fuchsi
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Fuchsi »

Ich habe einmal bei der öffentlich zugänglichen Wikipedia gelesen. Folgendes:

https://de.wikipedia.org/wiki/Eurobahn
Bis zum 31. Dezember 2021 gehörte das Unternehmen zum internationalen Verkehrskonzern Keolis, dessen Hauptaktionär die französische Staatsbahn SNCF ist. Seither befindet sich das Unternehmen im Eigentum der Anwaltskanzlei Noerr, die einen neuen strategischen Investor finden soll.
strategischer Investor :panisch:

weiter...:

https://de.wikipedia.org/wiki/Keolis
Die Keolis S.A. mit Sitz in Paris ist eine 2001 gegründete, international im Personenverkehr tätige Tochtergesellschaft der SNCF (70 %), der französischen Staatsbahn, und der Caisse de dépôt et placement du Québec (30 %), der Renten- und Sozialversicherungskasse der kanadischen Provinz Quebec.
...und was hinter verschlossenen Türen (analog zu gelöschten Handy-Inhalten) alles so abgekungelt wurde, erfährt der Schlafmichel sowieso nicht...


Wenn ich richtig kombiniere, geht das Steuergeld aus D für das 49€-Ticket über 7 Ecken in einen kanadischen Pensionsfond bzw an einen strategischen Investor oder ähnliche Konsorten

dazu der "Vater der Interregio-Waggons:
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Dieter_Bodack
Aus diesem Grunde sei der Börsengang der Deutsche Bahn AG illusorisch. Bodack bezeichnet das als „sozial und gesellschaftlich gut“, weil sonst nach Verkauf an Investoren diese „sowohl Mitarbeiter als auch Fahrgäste mit ihren Renditeforderungen belasten… und… von den Regierungen immer höhere Subventionen erpressen könnten.“[1]

Caviteño
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Caviteño »

Fuchsi hat geschrieben:
Samstag 1. April 2023, 09:41
Allerdings passiert nun etwas, was gar nicht so geplant war. Zu Zeiten der Staatseisenbahnen subventionierte der Gewinn aus dem Fernverkehr den defizitären Nahverkehr. Wenn irgendwann die BAhn an der Börse ist, so geht der Gewinn aus dem Geschäft direkt auf private Konten. Zusätzlich gehen Subventionen für private ÖPNV-Gesellschaften ebenso in private Portemonnaies. Unter diesen Gesichtspunkten wäre ich dafür, die Bahn weiterhin in staatlicher Hand zu lassen und weiterhin so zu verfahren wie zu Bundsbahnzeiten...
Ich weiß nicht, woher dieser urdeutsche Glaube an die Allwissenheit und Leistungsfähigkeit staatlicher Institutionen kommt. Spätestens seit der Postreform wissen wir doch, daß der Wettbewerb preissenkend wirkt und auch zu einer besseren Versorgung führt. Wer möchte denn noch in die Zeiten des Telefonmonopols zurück und die hohen Preise zahlen? Wie sähe eine "Beamtenpost" heute aus? Wäre sie auch so erfolgreich im Paketgeschäft wie die Deutsche Post - DHL? Das glaube ich kaum. Stattdessen würde man immer lauter nach staatlichen Zuschüssen rufen, weil der Briefverkehr rückläufig ist.

Ähnliches dürfte auch für die Bahn gelten. Ob der Fernverkehr wirklich noch Gewinne abwirft, das weiß ich nicht, möchte es aber bezweifeln. Früher mag das anders gewesen sein, aber heute gibt es eine starke Konkurrenz durch das Flugzeug. Ein Flug ist häufig billiger als eine Fahrkarte. Wenn ich mir die Auslastung der ICE's, die stündlich fahren und der Regionalzüge ansehe, verstärken sich meine Zweifel noch.

Natürlich stellt ein ICE etwas ganz anderes dar als eine schnöde S-Bahn, dementsprechend gilt die Aufmerksamkeit des Bahnvorstandes auch den Prestigeobjekten. Wenn man wirklich mit dem Fernverkehr gutes Geld verdienen könnte, warum gibt es dann nur so wenige private Anbieter und Strecken?

ME ist es die fehlende Trennung von Netz und Betrieb. Hier hat die EU nicht ausreichend Druck ausgeübt. Wenn die Trennung einigermaßen ordentlich erfolgt und Kungeleien unterbleiben, kann man im Nahverkehrsbereich sehen, daß auch private Anbieter eine Chance haben, vernünftige Leistungen zu erbringen. Natürlich wollen private Anbieter Gewinne machen und selbstverständlich profieren davon die Anteilseigner. Was ist daran schlecht? Die Aktien der DAX-Unternehmen liegen zur mehr als 50% in ausländischer Hand und dahin fließen auch die Dividenden 51 Mrden € im letzten Jahr. Wenn Du Dich darüber beklagst, daß kanadische Pensionsfonds profitieren, dann stellt sich doch die Frage: Warum gibt es keine Pensionsfonds hier, die von den Bahnen im Ausland profitieren? Statt dessen beteiligt sich die Deutsche Bahn in allen möglichen Ländern, ohne daß die Kunden davon einen Vorteil haben.
Das ist doch der eigentliche Skandal: Man hat kein Geld für Investition, fragt nach Steuergeld und kauft gleichzeitig weltweite Beteiligungen.

Dem Fahrgast ist es doch vollkommen egal, ob er mit einem DB-Zug, einem von Keolis oder einem anderen Anbieter an sein Ziel kommt. Wichtig sind vor allem Pünktlichkeit und Sauberkeit sowie eine angemessene Vertaktung. Warum sollten Privatgesellschaften das nicht können?

Fuchsi
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Fuchsi »

Oh... gerade wieder da - ist eine frische Antwort angekommen :huhu:

Wie schon gesagt, grundsätzlich ist das alles nicht schlecht, wenn es denn mit Hand und Fuß getätigt worden wäre. Die Post ist tatsächlich ein gutes Beispiel, dass sowas funktionieren kann, die Bahn ist es leider nicht.

...nun ja, wie Du schriebst, ist es fraglich, ob der Fernverkehr immer noch Gewinn abwirft. Daher meine ich, dass irgendeine SAche, die der Daseinsvorsorge dient, am besten in staatlicher Hand aufgehoben ist. Der reinen Logik zufolge kann nur dieses die dann kostengünstigste Option sein.

Bahnverkehr kostet Summe X

Der Staat führt diesen durch und muss dafür genau diese Summe X aufwenden...

Privatleute führen diesen durch, müssen ebenfalls Summe X zum Betrieb aufbringen dazu kommt dann der Gewinn für die Aktionäre... Also kostet der Spass Sigma=X+y

wie bereits Mr-Interregio m. E. zu Recht kritisierte:
Investoren diese „sowohl Mitarbeiter als auch Fahrgäste mit ihren Renditeforderungen belasten… und… von den Regierungen immer höhere Subventionen erpressen könnten.“[1]
...erfahrungsgemäss gibts bei den privaten ÖPNV-Erbringern immer dann Probleme, wenn die öffentliche Hand den Daumen auf weiteren Subventionen hält...

...da wird bissel zu viel gekungelt...

BTW auch die Telekom ist in den 1990ern verspottet worden als "Gurkentruppe", dieser Spott ist lange verstummt... ob die Bahn auch irgendwann einmal "gut laufen wird"???

Apropos Interregio: der ist ja nur deshalb nicht mehr im Programm, weil subventionierter Nahverkehr lukrativer ist... so zumindest die Aussage des ursprünglich verlinkten Videos...

Fuchsi
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Fuchsi »

Ich weiß nicht, woher dieser urdeutsche Glaube an die Allwissenheit und Leistungsfähigkeit staatlicher Institutionen kommt.
Meine Theorie:

zwischen 1949 und 1990 sorgte der Staat irgendwie immer dafür, dass es allen peu a peu besser ging. Dann kamen ab 1990 Arbeitsmarkreformen, Reformen im Sozialsystem, immer mehr "Fremdbestimmung" durch "Brüssel". Daraus resultiert oft eine Einstellung in Etwa wie folgt:

"Die" haben ihre Schäfchen im Trockenen


"Denen" sind wir doch egal. Wir sind eh "Nur eine Nummer"

Früher war alles besser

das mag nicht 100% rational sein, aber emotional kann man diese Meinung nicht von der Hand weisen...

Wohl sowas wie gefühlte Ohnmacht, nicht mehr selbst bestimmen können, ausgeliefert sein, fremdbestimmt... nicht nur im Osten, auch im Westen...

Caviteño
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Caviteño »

Fuchsi hat geschrieben:
Samstag 1. April 2023, 18:02
...nun ja, wie Du schriebst, ist es fraglich, ob der Fernverkehr immer noch Gewinn abwirft. Daher meine ich, dass irgendeine SAche, die der Daseinsvorsorge dient, am besten in staatlicher Hand aufgehoben ist. Der reinen Logik zufolge kann nur dieses die dann kostengünstigste Option sein.

Bahnverkehr kostet Summe X

Der Staat führt diesen durch und muss dafür genau diese Summe X aufwenden...

Privatleute führen diesen durch, müssen ebenfalls Summe X zum Betrieb aufbringen dazu kommt dann der Gewinn für die Aktionäre... Also kostet der Spass Sigma=X+y
Da täuscht Dich die "reine Logik". Der Bahnverkehr kostet nicht die Summe x, sondern die Kosten werden -je nach den Voraussetzungen bei den einzelnen Anbietern - unterschiedlich sein. Die Unterschiede können durch das rollende Material begründet sein, wenn man z.B. Fahrzeuge nur least und nicht kauft, neuere Fahrzeuge mit geringerem Energieverbrauch einsetzt, flexiblere Kapazitäten je nach Auslastung einsetzt usw. usf. Außerdem können schlankere Verwaltungsstrukturen und eine bessere Digitalisierung kostenmindernd wirken - bei gleicher Qualität.
Man kann das auch bei den Versicherugen sehen. Da gibt es die Rechtsform der Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit (VVaG), bei denen die erwirtschafteten Gewinne im Unternehmen verbleiben (ähnlich wie bei der Bahn). Sind sie gegenüber ihren "privaten" Konkurrenten, die in Form einer AG operieren, erfolgreicher? Nicht unbedingt, meist liegen die privaten Unternehmen wie Allianz & Co vorne - obwohl sie jährlich Mrden an ihre Anteilseigner zahlen.
Der Nahverkehr zeigt, daß private Anbieter durchaus wettbewerbsfähig sind. Sie müssen sich bei den Ausschreibungen mit günstigeren Angeboten durchsetzen - gegen die Bahn. Da sie keine Verluste machen wollen, müssen ihre Kosten also geringer sein.
Wenn jetzt nach einer immer höheren Subventionierung des Nahverkehrs gerufen wird, dann sollte man auf die "Rufer" achten: Noch immer erbringt die Bahn die meisten Leistungen im Nahverkehr, ca. 2/3. Daran kann man sehen, daß der Wettbewerb wirkt.

Ob der Interregio tatsächlich zur "Daseinsvorsorge" notwendig war, da habe ich doch erhebliche Zweifel. Heute gibt es Alternativen, das Auto, das Flugzeug und der Bus.
Der IR wurde damals eingeführt, um die D-Züge abzulösen - ein Zwitter zwischen IC und Regionalverkehr. Ich kann mich noch an die Werbung erinnern, der diese Züge vor allem für die Fahrten in die Urlaubsregionen angepriesen wurden.
Dementsprechend fuhr der IR bei uns zur Nordsee auf der Emslandstrecke. Heute hat man den IR durch IC ersetzt - alles andere ist unverändert, selbst die Abfahrzeiten.
Ich fand den IR nie sehr attraktiv. Die Sitzanordnungen waren weder Fisch noch Fleisch, man versuchte Abteil- und Großraumwagen zu kombinieren und ist damit nach meiner Meinung gescheitert. Drei Sitze nebeneinander, relativ eng - nein danke, das möchte ich nicht.

Peduli
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Peduli »

Fuchsi hat geschrieben:
Samstag 1. April 2023, 18:14
Ich weiß nicht, woher dieser urdeutsche Glaube an die Allwissenheit und Leistungsfähigkeit staatlicher Institutionen kommt.
Meine Theorie:

zwischen 1949 und 1990 sorgte der Staat irgendwie immer dafür, dass es allen peu a peu besser ging. Dann kamen ab 1990 Arbeitsmarkreformen, Reformen im Sozialsystem, immer mehr "Fremdbestimmung" durch "Brüssel". Daraus resultiert oft eine Einstellung in Etwa wie folgt:

"Die" haben ihre Schäfchen im Trockenen


"Denen" sind wir doch egal. Wir sind eh "Nur eine Nummer"

Früher war alles besser

das mag nicht 100% rational sein, aber emotional kann man diese Meinung nicht von der Hand weisen...

Wohl sowas wie gefühlte Ohnmacht, nicht mehr selbst bestimmen können, ausgeliefert sein, fremdbestimmt... nicht nur im Osten, auch im Westen...
Ganz grob beschrieben:
In den drei Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg wurde in Deutschland volkswirtschaftlich mehr Vermögen geschaffen als durch den Staat verteilt worden ist. Wo bleibt dieses überschüssige Vermögen? Richtig, beim Bürger.
Das kippte dann Mitte der 80-er-Jahre. :hmm:
Danach wurde mehr durch den Staat verteilt als volkswirtschaftlich Vermögen geschaffen worden war. Das Volk merkt's nur nicht, weil sich gigantische Schuldenberge aufgetürmt haben. Das Ding hat sogar 'nen Namen aus der keynesianischen Theorie: "deficit spending"! :auweia:
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

Fuchsi
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Fuchsi »

Peduli hat geschrieben:
Sonntag 2. April 2023, 05:57
Fuchsi hat geschrieben:
Samstag 1. April 2023, 18:14
Ich weiß nicht, woher dieser urdeutsche Glaube an die Allwissenheit und Leistungsfähigkeit staatlicher Institutionen kommt.
Meine Theorie:

zwischen 1949 und 1990 sorgte der Staat irgendwie immer dafür, dass es allen peu a peu besser ging. Dann kamen ab 1990 Arbeitsmarkreformen, Reformen im Sozialsystem, immer mehr "Fremdbestimmung" durch "Brüssel". Daraus resultiert oft eine Einstellung in Etwa wie folgt:

"Die" haben ihre Schäfchen im Trockenen


"Denen" sind wir doch egal. Wir sind eh "Nur eine Nummer"

Früher war alles besser

das mag nicht 100% rational sein, aber emotional kann man diese Meinung nicht von der Hand weisen...

Wohl sowas wie gefühlte Ohnmacht, nicht mehr selbst bestimmen können, ausgeliefert sein, fremdbestimmt... nicht nur im Osten, auch im Westen...
Ganz grob beschrieben:
In den drei Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg wurde in Deutschland volkswirtschaftlich mehr Vermögen geschaffen als durch den Staat verteilt worden ist. Wo bleibt dieses überschüssige Vermögen? Richtig, beim Bürger.
Das kippte dann Mitte der 80-er-Jahre. :hmm:
Danach wurde mehr durch den Staat verteilt als volkswirtschaftlich Vermögen geschaffen worden war. Das Volk merkt's nur nicht, weil sich gigantische Schuldenberge aufgetürmt haben. Das Ding hat sogar 'nen Namen aus der keynesianischen Theorie: "deficit spending"! :auweia:
...genau, das Volk merkt es nicht... :achselzuck:

Fuchsi
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Fuchsi »

Caviteño hat geschrieben:
Sonntag 2. April 2023, 04:18
Fuchsi hat geschrieben:
Samstag 1. April 2023, 18:02
...nun ja, wie Du schriebst, ist es fraglich, ob der Fernverkehr immer noch Gewinn abwirft. Daher meine ich, dass irgendeine SAche, die der Daseinsvorsorge dient, am besten in staatlicher Hand aufgehoben ist. Der reinen Logik zufolge kann nur dieses die dann kostengünstigste Option sein.

Bahnverkehr kostet Summe X

Der Staat führt diesen durch und muss dafür genau diese Summe X aufwenden...

Privatleute führen diesen durch, müssen ebenfalls Summe X zum Betrieb aufbringen dazu kommt dann der Gewinn für die Aktionäre... Also kostet der Spass Sigma=X+y
Da täuscht Dich die "reine Logik". Der Bahnverkehr kostet nicht die Summe x, sondern die Kosten werden -je nach den Voraussetzungen bei den einzelnen Anbietern - unterschiedlich sein. Die Unterschiede können durch das rollende Material begründet sein, wenn man z.B. Fahrzeuge nur least und nicht kauft, neuere Fahrzeuge mit geringerem Energieverbrauch einsetzt, flexiblere Kapazitäten je nach Auslastung einsetzt usw. usf. Außerdem können schlankere Verwaltungsstrukturen und eine bessere Digitalisierung kostenmindernd wirken - bei gleicher Qualität.
Man kann das auch bei den Versicherugen sehen. Da gibt es die Rechtsform der Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit (VVaG), bei denen die erwirtschafteten Gewinne im Unternehmen verbleiben (ähnlich wie bei der Bahn). Sind sie gegenüber ihren "privaten" Konkurrenten, die in Form einer AG operieren, erfolgreicher? Nicht unbedingt, meist liegen die privaten Unternehmen wie Allianz & Co vorne - obwohl sie jährlich Mrden an ihre Anteilseigner zahlen.
Der Nahverkehr zeigt, daß private Anbieter durchaus wettbewerbsfähig sind. Sie müssen sich bei den Ausschreibungen mit günstigeren Angeboten durchsetzen - gegen die Bahn. Da sie keine Verluste machen wollen, müssen ihre Kosten also geringer sein.
Wenn jetzt nach einer immer höheren Subventionierung des Nahverkehrs gerufen wird, dann sollte man auf die "Rufer" achten: Noch immer erbringt die Bahn die meisten Leistungen im Nahverkehr, ca. 2/3. Daran kann man sehen, daß der Wettbewerb wirkt.

Ob der Interregio tatsächlich zur "Daseinsvorsorge" notwendig war, da habe ich doch erhebliche Zweifel. Heute gibt es Alternativen, das Auto, das Flugzeug und der Bus.
Der IR wurde damals eingeführt, um die D-Züge abzulösen - ein Zwitter zwischen IC und Regionalverkehr. Ich kann mich noch an die Werbung erinnern, der diese Züge vor allem für die Fahrten in die Urlaubsregionen angepriesen wurden.
Dementsprechend fuhr der IR bei uns zur Nordsee auf der Emslandstrecke. Heute hat man den IR durch IC ersetzt - alles andere ist unverändert, selbst die Abfahrzeiten.
Ich fand den IR nie sehr attraktiv. Die Sitzanordnungen waren weder Fisch noch Fleisch, man versuchte Abteil- und Großraumwagen zu kombinieren und ist damit nach meiner Meinung gescheitert. Drei Sitze nebeneinander, relativ eng - nein danke, das möchte ich nicht.
Ähm... kurze Korrektur: der Interregio ist nicht Daseinsvorsorge - das wollte ich nicht aussagen...

aber diesbezüglich ist es genau auf der Emslandlinie offensichtlich: Die Intercityzüge sind "Nahverkehr", es gibt keinen Speisewagen, die Wagen sind nicht leiser oder komfortabler... ich fand den Interregio natürlich besser. Ab da hat jeder seine Präferenzen...

flexiblere Kapazitäten je nach Auslastung einsetzt usw. usf. Außerdem können schlankere Verwaltungsstrukturen und eine bessere Digitalisierung kostenmindernd wirken - bei gleicher Qualität.

Dem kann ich nur zustimmen...

Ob Leasing billiger sein kann.. hmm... da will noch jemand was vom Kuchen ab haben... ich sehe das so, der Staat stellt eine gewisse Summe für den ÖPNV zur Verfügung, je mehr Leute daran verdienen wollen umso mehr "Murks" kommt dabei heraus... aber ich lese anderweitige Erläuterungen gern und möchte letztendlich nur "die Wahrheit" erfahren...

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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Marion »

So wie es gerade aussieht kann man wohl nur zwischen Pest und Cholera wählen... Egal wer sich kümmert, alle wollen nur abzocken.

Wenn ein Land einen echten König hat soll das besser sein, da der König ein echtes Interesse daran hat, dass sein Land blüht, da der Besitz in der Familie bleibt. Also der Sohn das Land erbt. So sagte der "Thronnachfolger" in Brasilien einmal.
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Head_of ... _of_Brazil
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Marion »

Caviteño hat geschrieben:
Sonntag 2. April 2023, 04:18
Verwaltungsstrukturen
Da sagst du was. Habe demletzt gehört, dass 35% der Krankenversicherungsbeiträge in der Verwaltung hängen bleiben :auweia:
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Dr.Hackenbush »

Marion hat geschrieben:
Sonntag 2. April 2023, 16:45
So wie es gerade aussieht kann man wohl nur zwischen Pest und Cholera wählen...
Ja, das glaube ich auch und ich habe mich schon oft gefragt, warum es keine/r als Staatsoberhaupt kandidiert (egal ob als König/in, Kanzler/in, Präsident/in), der z.B. sowohl für gerechte Sozialpolitik, als auch gegen die willkürliche Zuwanderung ist? Der sowohl gegen die Homoehe (wie Merkel noch 2015), als auch gegen Abtreibung ist? Der sowohl für unabhängige (von NATO/USA/EU) Außenpolitik, als auch für wirtschaftliche Länderpartnerschaft ist?

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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Caviteño »

Marion hat geschrieben:
Sonntag 2. April 2023, 16:45
So wie es gerade aussieht kann man wohl nur zwischen Pest und Cholera wählen... Egal wer sich kümmert, alle wollen nur abzocken.
Marion, wann ist die Wahrscheinlichkeit der "Abzocke" höher: Wenn man nur einen Monopolisten hat, dem auf der anderen Seite nur eine anonyme Masse an Fahrgästen gegenübersitzt oder wenn man Verkehrsleistungen ausschreibt und unter mehreren Anbietern das beste Angebot auswählen kann?

Zumindest bei den schienengebundenen Nahverkehrsleistungen ist das letzte Verfahren der Standard. Ich beziehe mich hier auf den VRR - den wohl größten Verkehrsverbund in Deutschland. Sobald Verträge auslaufen, werden sie neu ausgeschrieben.
Der Schienenpersonennahverkehr funktioniert nach dem sogenannten "Besteller-Ersteller-Prinzip". Das heißt, dass der VRR als Aufgabenträger die Verkehre bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) bestellt. Diese wiederum erbringen ihre Leistungen in Eigenregie – und zwar im Rahmen von entsprechenden Verkehrsverträgen. Seit Februar 2022 betreiben sechs EVU die 49 Regionalexpress-, Regionalbahn- und S-Bahn-Linien im VRR.
(...)
Wenn ein Verkehrsvertrag mit einem Eisenbahnverkehrsunternehmen ausläuft, dann schreiben wir die Leistungen neu aus und vergeben unsere Linien und Netze in europaweiten Wettbewerbsverfahren. Hierzu ist jeder SPNV-Aufgabenträger seit der Bahnreform 1996 verpflichtet. Für Sie und auch für uns bringt dies zahlreiche Vorteile mit sich. Denn den Zuschlag erhält das Eisenbahnverkehrsunternehmen, das die geforderte Qualität zu besonders wirtschaftlichen Konditionen bietet. So können wir die begrenzt verfügbaren finanziellen Mittel bestmöglich einsetzen und für Sie optimale Leistungen erzielen.
https://www.vrr.de/de/der-vrr/spnv-aufg ... gerschaft/

Etwas anderes ist sehr interessant.
Neue Züge sind ein enormer Kostenfaktor. Deshalb finanzieren wir – wenn gewünscht – die Fahrzeuge und verpachten sie für die Laufzeit des Verkehrsvertrages an den Betreiber. So können sich einerseits auch kleinere oder mittelständische Unternehmen an unseren Vergabeverfahren beteiligten und andererseits führen bessere Kreditkonditionen der öffentlichen Hand zu günstigeren Preisen.
Quelle: s.o.

Hier wird geschildert, wie so etwas heute abläuft:
Bei der Beschaffung der Züge für das Niederrhein-Münsterland-Netz in einem europaweiten Vergabeverfahren nutzten wir das bewährte NRW-RRX-Modell. Das heißt, die Ausschreibung von Produktion, Lieferung und Instandhaltung über den Lebenszyklus der Fahrzeuge erfolgt getrennt von den Ausschreibungen der Betriebsleistungen auf den Linien des Netzes.
Aus der Ausschreibung für die Fahrzeuge des Niederrhein-Münsterland-Netzes ging CAF im Juli 2021 als Gewinner hervor. Das Unternehmen liefert die 76 Züge vom Typ "Civity BEMU" in zwei Größen: 15 rund 45 Meter lange Fahrzeuge mit 120 Sitzplätzen und 48 rund 55 Meter lange Fahrzeuge mit 160 Sitzplätzen. CAF wird die Züge allerdings nicht nur herstellen und liefern. Das Unternehmen wird sie auch über ihren gesamten Lebenszyklus instand und verfügbar halten – und so zu einem reibungslosen Betrieb mit beitragen.
https://www.vrr.de/de/der-vrr/spnv-aufg ... land-netz/

Bei CAF handelt es sich um ein spanisches Unternehmen. Nachdem es den Zuschlag erhalten hat, hat es in Gelsenkirchen ein ehemaliges Bahnbetriebswerk übernommen und dort erfolgt auch die Instandhaltung der Triebzüge.

Ich finde das gesamte Verfahren optimal und obwohl ich ja wirklich nicht als Freund der EU hier im Forum bekannt bin, muß ich feststellen: Hier haben die EU-Vorschriften der Privatisierung beim Schienenverkehr und die zwingende europaweite Ausschreibung etwas Gutes bewirkt.
Man kann sich doch vorstellen, wie es sonst ausgesehen hätte: Der Monopolist Deutsche Bahn hätte seine Bedingungen dem Aufgabenträger (VRR) diktiert. Der hätte sich an die Politik gewandt. Dem Bund als Eigentümer wäre es egal, ob er die Bahn direkt oder über Zahlungen an den VRR unterstützt. Dabei wäre die letzte Alternative für die Politik attraktiver: Indirekte Zahlungen sind weniger sichtbar, fallen also nicht auf und außerdem hätte es jede Menge Versorgungsposten in den Aufsichtsgremien gegeben.

@Fuchsi: In 2021 wurden von den über 50 Mil. Zugkilometern im VRR von DB weniger als 40% erbracht - der Rest entfiel auf private Eisenbahnunternehmen (EVU). In 2022 ist der Anteil der DB aufgrund der Insolvenz von Abelio wieder angestiegen.

https://www.vrr.de/fileadmin/user_uploa ... V_2021.pdf
hier: S. 39

Bei einem so hohen Anteil von Verkehrsleistungen, die von "Privaten" erbracht werden, kann es mE keinen Zweifel geben, daß dieses System erfolgreich ist. Man kann nur hoffen, daß auch im Fernverkehr das Quasi-Monopol der DB bald "geknackt" wird.

Caviteño
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Caviteño »

Marion hat geschrieben:
Sonntag 2. April 2023, 16:54
Caviteño hat geschrieben:
Sonntag 2. April 2023, 04:18
Verwaltungsstrukturen
Da sagst du was. Habe demletzt gehört, dass 35% der Krankenversicherungsbeiträge in der Verwaltung hängen bleiben :auweia:
Glaube ich nicht. Hier werden 4,5% ausgewiesen:

https://de.statista.com/statistik/daten ... einnahmen/

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Marion
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Marion »

Caviteño hat geschrieben:
Sonntag 2. April 2023, 19:26
Marion hat geschrieben:
Sonntag 2. April 2023, 16:54
Caviteño hat geschrieben:
Sonntag 2. April 2023, 04:18
Verwaltungsstrukturen
Da sagst du was. Habe demletzt gehört, dass 35% der Krankenversicherungsbeiträge in der Verwaltung hängen bleiben :auweia:
Glaube ich nicht. Hier werden 4,5% ausgewiesen:

https://de.statista.com/statistik/daten ... einnahmen/
Danke! Dieses sind aber nicht die Verwaltungskosten, die im Gesundheitssystem anfallen . . .
Kurz weitergegoogelt:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/34652 ... ungsanteil
Hier schätzt einer 2002 im Ärzteblatt 25%
Für mich erschreckend ist, dass eine Anfrage im Gesundheitsministerium, wie hoch der Gesamt-
anteil der Verwaltungskosten an allen Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen sei, mit Hinweis auf fehlende Zahlen nicht beantwortet werden konnte . . . Ich wage eine weitere Behauptung: Der Gesamtkostenanteil der Gesamtverwaltung im Gesundheitswesen hat bereits 25 % der Gesamtkosten im Gesundheitswesen überschritten . . .
Das war vor über 20 Jahren. Ich kann mir gut vorstellen, dass das alles zusammen zwischenzeitlich auf 35% gestiegen ist. Habs die Woche erst auf Auf1 gehört. Allerdings nur in einem Nebensatz ohne Quellenangabe.
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Fuchsi
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Fuchsi »

Caviteño hat geschrieben:
Sonntag 2. April 2023, 19:11
Marion hat geschrieben:
Sonntag 2. April 2023, 16:45
So wie es gerade aussieht kann man wohl nur zwischen Pest und Cholera wählen... Egal wer sich kümmert, alle wollen nur abzocken.
Marion, wann ist die Wahrscheinlichkeit der "Abzocke" höher: Wenn man nur einen Monopolisten hat, dem auf der anderen Seite nur eine anonyme Masse an Fahrgästen gegenübersitzt oder wenn man Verkehrsleistungen ausschreibt und unter mehreren Anbietern das beste Angebot auswählen kann?

Zumindest bei den schienengebundenen Nahverkehrsleistungen ist das letzte Verfahren der Standard. Ich beziehe mich hier auf den VRR - den wohl größten Verkehrsverbund in Deutschland. Sobald Verträge auslaufen, werden sie neu ausgeschrieben.
Der Schienenpersonennahverkehr funktioniert nach dem sogenannten "Besteller-Ersteller-Prinzip". Das heißt, dass der VRR als Aufgabenträger die Verkehre bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) bestellt. Diese wiederum erbringen ihre Leistungen in Eigenregie – und zwar im Rahmen von entsprechenden Verkehrsverträgen. Seit Februar 2022 betreiben sechs EVU die 49 Regionalexpress-, Regionalbahn- und S-Bahn-Linien im VRR.
(...)
Wenn ein Verkehrsvertrag mit einem Eisenbahnverkehrsunternehmen ausläuft, dann schreiben wir die Leistungen neu aus und vergeben unsere Linien und Netze in europaweiten Wettbewerbsverfahren. Hierzu ist jeder SPNV-Aufgabenträger seit der Bahnreform 1996 verpflichtet. Für Sie und auch für uns bringt dies zahlreiche Vorteile mit sich. Denn den Zuschlag erhält das Eisenbahnverkehrsunternehmen, das die geforderte Qualität zu besonders wirtschaftlichen Konditionen bietet. So können wir die begrenzt verfügbaren finanziellen Mittel bestmöglich einsetzen und für Sie optimale Leistungen erzielen.
https://www.vrr.de/de/der-vrr/spnv-aufg ... gerschaft/

Etwas anderes ist sehr interessant.
Neue Züge sind ein enormer Kostenfaktor. Deshalb finanzieren wir – wenn gewünscht – die Fahrzeuge und verpachten sie für die Laufzeit des Verkehrsvertrages an den Betreiber. So können sich einerseits auch kleinere oder mittelständische Unternehmen an unseren Vergabeverfahren beteiligten und andererseits führen bessere Kreditkonditionen der öffentlichen Hand zu günstigeren Preisen.
Quelle: s.o.

Hier wird geschildert, wie so etwas heute abläuft:
Bei der Beschaffung der Züge für das Niederrhein-Münsterland-Netz in einem europaweiten Vergabeverfahren nutzten wir das bewährte NRW-RRX-Modell. Das heißt, die Ausschreibung von Produktion, Lieferung und Instandhaltung über den Lebenszyklus der Fahrzeuge erfolgt getrennt von den Ausschreibungen der Betriebsleistungen auf den Linien des Netzes.
Aus der Ausschreibung für die Fahrzeuge des Niederrhein-Münsterland-Netzes ging CAF im Juli 2021 als Gewinner hervor. Das Unternehmen liefert die 76 Züge vom Typ "Civity BEMU" in zwei Größen: 15 rund 45 Meter lange Fahrzeuge mit 120 Sitzplätzen und 48 rund 55 Meter lange Fahrzeuge mit 160 Sitzplätzen. CAF wird die Züge allerdings nicht nur herstellen und liefern. Das Unternehmen wird sie auch über ihren gesamten Lebenszyklus instand und verfügbar halten – und so zu einem reibungslosen Betrieb mit beitragen.
https://www.vrr.de/de/der-vrr/spnv-aufg ... land-netz/

Bei CAF handelt es sich um ein spanisches Unternehmen. Nachdem es den Zuschlag erhalten hat, hat es in Gelsenkirchen ein ehemaliges Bahnbetriebswerk übernommen und dort erfolgt auch die Instandhaltung der Triebzüge.

Ich finde das gesamte Verfahren optimal und obwohl ich ja wirklich nicht als Freund der EU hier im Forum bekannt bin, muß ich feststellen: Hier haben die EU-Vorschriften der Privatisierung beim Schienenverkehr und die zwingende europaweite Ausschreibung etwas Gutes bewirkt.
Man kann sich doch vorstellen, wie es sonst ausgesehen hätte: Der Monopolist Deutsche Bahn hätte seine Bedingungen dem Aufgabenträger (VRR) diktiert. Der hätte sich an die Politik gewandt. Dem Bund als Eigentümer wäre es egal, ob er die Bahn direkt oder über Zahlungen an den VRR unterstützt. Dabei wäre die letzte Alternative für die Politik attraktiver: Indirekte Zahlungen sind weniger sichtbar, fallen also nicht auf und außerdem hätte es jede Menge Versorgungsposten in den Aufsichtsgremien gegeben.

@Fuchsi: In 2021 wurden von den über 50 Mil. Zugkilometern im VRR von DB weniger als 40% erbracht - der Rest entfiel auf private Eisenbahnunternehmen (EVU). In 2022 ist der Anteil der DB aufgrund der Insolvenz von Abelio wieder angestiegen.

https://www.vrr.de/fileadmin/user_uploa ... V_2021.pdf
hier: S. 39

Bei einem so hohen Anteil von Verkehrsleistungen, die von "Privaten" erbracht werden, kann es mE keinen Zweifel geben, daß dieses System erfolgreich ist. Man kann nur hoffen, daß auch im Fernverkehr das Quasi-Monopol der DB bald "geknackt" wird.
@Caviteno: Vielen Dank für die ausführliche Info. :hutab: :hutab:
BTW habe ich vor kurzer Zeit dem spanischen https://www.deutschebahn.com/de/talgo_ecx-6876314 gegenüber Misstrauen gehegt - im Sinne von "Subventionskokolores" Aber sogar die Wikipedia sagt aus, dass schon vor 80 Jahren ein pfiffiger Ingenieur die Vorläufer deses Zuges entwickelte. Und somit meine volle Hochachtung geniesst (nun ja, kanner sich n Ei drauf pellen, ich weiss... :breitgrins: )... aber nun freu ich mich, wenn der ECx 2024 auf die Schiene kommt... wo der fährt is ja nich weit von hier... :)

Fuchsi
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Re: EU-Müll - kommt doch ans Licht. Ein Sammelstrang zur Erinnerung und Mahnung.

Beitrag von Fuchsi »

Diesbezüglich noch ein wenig Themenvernetzung:

*Der span. Ingenieur (Talgo-Züge) hat sein Studium seinerzeit an einer Jesuitenhochschule absolviert...
*ich erinnere mich dunkel an einen Film, in dem eine Szene stattfand, wo ein Jesuit im 17. Jahrhundert eine Engelsfigur mittels zwei gegenpoliger Magnete über der Weihnachtskrippe schweben lassen wollte... k. A. ob ich da Buch, Zeitung, Film durcheinanderwerfe... da war ich etwa 10... BTW kennt jemand einen solchen Film (Friedrich v Spee; Hexen in Köln irgendwie sowas aus der Richtung wars)???
*bei den Hl Gräbern findet sich oft eine interessante Mechanik für die "Auferstehung"... diese Frömmigkeitsform soll ja ebenfalls auf Jesuiten zurückgehen
*Davon unabhängig haben Jesuiten wirklich gute und beliebte Marien- und Sakramentslieder herausgebracht...
*Schlussfolgerung: Eine produktive Melange aus Wissenschaft, Technik und Glauben...

Allerdings muss ich ja nichts mehr dazu sagen, was aus den Jesuiten im 21. Jhdt. geworden ist; Papst Franz spricht Bände :(

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