Fuchsi hat geschrieben: ↑Dienstag 13. Juli 2021, 15:16
Beim Aufräumen im Elternhaus letzte Tage wiedergefunden:
Ein aufgeblasen getrockneter Kugelfisch, gekauft In den 1980ern im Zee-Aquarium Delfzijl (Niederlande). WIMRE gabs da auch einen präparierten "dicken fetten" Taschenkrebs,
20cm Panzerdurchmesser, der für mein Kinderurlaubstaschengeldbudget zu teuer war (20 Gulden).
Habt ihr auch noch was beizusteuern in diese Urlaubskrimskrams-Anthologie?
Trotz, nein, wegen der "20cm Panzerung" blieb mir nichts anderes übrig, als eine kleine "Anthologie" beizusteuern: ein Foto eines Panzers.
Unter Reiseleitung eines Mitgliedes der oberschlesischen Landsmannschaft zu Bavaria reiste ich im August 2019 nach Ratibor, der Hauptstadt Oberschlesiens. Auch hatte ich Gelegenheit, dessen oberschlesische Verwandschaft zu besuchen um nebenbei in Gesprächen mit anderen oberschlesischen Familien die aktuelle deutschgebliebene Stimmungslage zu peilen.
Der wichtigste oberschlesische Wallfahrtsort St. Annaberg und seine militärisch strategische Bedeutung standen auch auf dem Programm.
Fährt man den Annaberg hinauf, befindet sich linker Hand das 1961 errichtete so genannte "Museum der Aufständischen Tat" (Muzeum Czynu Powstańczego) mit dem die Kollaborateure mit den polnischen Landräubern geehrt werden, ich hätte auch sagen können "um die Heldentaten der polnisch gesinnten Oberschlesier gebührend zu ehren", aber das möchte ich nicht, denn das Museum ist unzweideutig politisch einseitig ausgerichtet, was sich auch nach der politischen Wende nach 1989 nicht geändert hat, was die zahlreichen originalen Propagandaplakate aus dem Jahre 1921 belegen. Vor dem Eingang stand eine stählerne Panzerattrappe im Format 1:1 mit aufgemaltem Jolly Roger. Hofnarren finden so was total witzig und v.a. sinnig(!), und so habe ich ein paar Narrenfotos geschossen. Unterdessen wurde ich jedoch von dem sehr kundigen und sehr ernsthaften Reiseleiter über die grosse und wichtige Bedeutung des Wallfahrtsortes aufgeklärt, was meinen ausgelassenen Schalksinn wieder einigermaßen unter den Teppich kehrte.
Am Ende des Tages wurde mir dann doch klar, dass und wie Gott auf krummen Zeilen gerade schreibt, denn Oberschlesien - früher eine katholische Insel inmitten einer preussisch-protestantischen Umgebung - ist heute rundum und vollständig in ein katholisches Umfeld integriert.
Freilich ist die polnische Weise katholisch zu sein eine andere als die oberschlesische (und die oberbayerische und die fränkische und die rheinländische...) aber insgesamt ist es doch schon wohltuend beeindruckend, wenn man heute in Ratibor an einem gewöhnlichen Donnerstag vormittag in der Stadtpfarrkirche im Gewusel des Stadtzentrums einfach so im Vorbeigehen dem Allerheiligsten eine Kurzandacht widmen kann zusammen mit 20 bis 30 anderen Gleichgesinnten jeden Alters, die hier für kurz oder lang zwischen ihren Besorgungen verweilen.
Einen ausgesprochen nationalkatholizistischen Hang, wie ihm der gewöhnliche Pole in seinem völkerrechtskonformen Zentralgebiet zu eigen ist, konnte ich nicht feststellen. Diesen Hang kann man nur in Tschenstochau - kniend vor dem historischen Background der Schwarzen Madonna - verstehen, und der befindet sich bekanntlich nicht in Oberschlesien.
In Ratibor gibt es auch noch die weniger frommen, d.h. national gesinnten Altkommunisten, die ihrer Sehnsucht nach "Mutter Polonia" inmitten der oberschlesischen Hauptstadt Ratibor ein Denkmal setzten - absurd für oberschlesische Katholiken, auch für viele polnische, aber durchaus als Mahnung geeignet, ... hier erahnte ich, für mich völlig unerwartet, Schnittmengen.
Was ich wahrgenommen habe:
diejenigen die sich nicht haben vertreiben lassen, d.h. die standhaft geblieben Seienden bzw. wacker ihr angestammtes deutsches Eigentum bis heute verteidigenden Oberschlesier haben sich mit den Polen gütlich arrangiert, sind oftmals erfolgreiche Arbeitgeber, die sich um beste Arbeitsbedingungen mühen und fühlen sich innerhalb der künstlich erweiterten Staatsgrenze mindestens genauso sicher, wie die Zentralpolen. Sie wollen um nichts in der Welt in den unsicheren "Westen" mithin in das "unsichere Deutschland" wechseln, will meinen, die Polen passen auf "ihre" Deutschen gut auf, weil sie gemerkt haben, wie sehr sie ihnen gut tun.