Jo jo, da bin ich heute konsequent, habe nur eine Art Heimatrunde gedreht und schreibe trotzdem darüber, kann sein, dass dieser Bericht überwiegend als Einschlafhilfe dient, wer weiss das schon
Ich habe sozusagen eine Westmünsterlandrunde gedreht, über die Verbindungen Münster -> Gronau -> Coesfeld -> Münster
Vorweg sei gesagt, dass das Münsterland inzwischen ein genauso forumspezifisch unbeschriebenes Blatt ist wie Wanne-Eickel
Aber ich wäer ja kein Fuchs(i), wenn ich nicht forumspezifische Hintergrund"musik" laufen lassen könnte...
Auf der Strecke Münster-Gronau liegen zwei evangelische (reformierte) Enklaven im Münsterland: Burgsteinfurt mit dem Schloss und dem Fürstenhaus und Gronau, dessen Schloss nicht mehr existiert... landschaftlich gibts dort den ein oder anderen stolzen münsterländer Bauernhof ab und an zu sehen... Bahnhof Metelen ist ganz hübsch... In Gronau Reste der Textilfabriken, in die Fabrik(en) und deren Gelände integriert bereits leicht modernd die Betonelemente der Landesgartenschau... im zur Zeit im Umbau befindlichen Drilandmuseum Gronau ein Skelett des Gronausaurus aus einer nahegelegenen Tongrube...
zwischen Gronau und Ahaus wirklich sehr reizarme Landschaft, nahezu meditativ, man sieht kaum Gebäude der Eper Kirchturm blitzt kurz in weiterer Entfernung hervor... etliche Hasen waren auf den Wiesen und Feldern am herumhoppeln... Streichhölzer für die Augenlider gefällig?

BTW die paar Bauernhöfe bei Epe und Gronau bereits etwas niederländisch (grün gestrichene Giebel, weisse Windfedern))
Ahaus war einst fürstbischöfliche Residenz, das Schloss steht , obwohl im Krieg bombardiert. Nicht weit davon St. Horten, das kann man googeln
Legden hat einen schönen Bahnhof, ein Stück weiter sieht man die St.-Brigida-Kirche, westfälische spätromanische Stufenhalle mit Westerweiterung von 1890xy; unter der Hand bekannt für das farbige Wurzel-Jesse-Fenster aus dem 13. Jahrhundert... eine vertrocknete Schwurhand aus dem Mittelalter wurde vor einigen Jahren aus dieser Kirche gestohlen... Heute an der Kirche dort: eine Fahne, muss aber nicht zwangsläufig mit dem morgigen Fronleichnamstag zuammenhängen... wie schon geschrieben "Wanne-Eickel"... pittoresk aber trotzdem...
Bei Holtwick kommt man an der B474 vorbei, auch als Strasse der Seeigel in Fachkreisen bekannt, dort auf den Äckern sind fossile Lesefunde aus dem Kreidezeitalter möglich, sofern man nicht die Saaten beschädigt...
Dort, wo man den Coesfelder Kreuzweg kreuzt, kann man vom Zug aus die "Kleine Kapelle" sehen, wenn man nicht träumt und diese verpasst... Die Kreuztracht wurde schon mal von einer geschlossenen Schranke durchtrennt, sowat häppens... bei der weiteren Einfahrt nach Coesfeld kreuzt man wiederum den Kreuzweg, der dort auf der Borkener Strasse verläuft, ich glaub man sieht aber keine der barocken Stationen vom Zug aus. aber dafür sieht man St Lamberti und vor allem die Jesuitenkirche ganz kurz und etwas später St. Jakobi, wo sel. Anna Katharina Emmerick getauft wurde. Auch diese Kirche ist ein 50er Jahre Bau, aber den Taufstein und ein paar Details sind dort noch vorhanden (Antwerpener Schnitzaltar, romanisches Stufenportal)
Auf dem Weg Coesfeld-Münster umrunden wir die Coesfelder Innenstadt, halten am Schulzentrum, in dessen unmittelbarer Umgebung noch ein Rest der Zitadelle Ludgerusburg aus dem 17. Jhdt. steht... Auch Coesfeld war Residenz der Fürstbischöfe von Münster... Dort auch da Gymnasium Nepomucenum, von seiner Historie eine Jesuitenschule einst gewesen... eine moderne Darstellung des Patrons ist vom Zug aus am Schulgebäude zu erblicken... Kurze Zeit später zuckeln wir am Coesfelder Berg vorbei; auf den Höhen sieht man die Allee, die vom Walkenbrückentor irgendwie an der Ludgerirast und Kloster Gerleve nach Billerbeck verläuft... auf einem Bauernhof am Coesfelder Berg hat das COE-Kreuz die Bombardierung 1945 überstanden... es wurde nach dem ersten der drei Angriffstage dorthin gebracht... dort fanden auch 1945 die Kreuzfeierlichkeiten zu Pfingsten 1945 statt... auf den Äcker des Coesfelder Berges gibts auch fossile Seeigel zu finden...
Lutum hat auch einen schönen Landbahnhof aus alter Zeit erhalten... der war schomma im ZDF Morgenmagazin Thema
Die reizvollen Baumberge durchfährt der Zug in tiefen Einschnitten (wie Sie sehen sehen Sie nichts), dennoch gibts ab und zu einen kleinen "Ausblick mit Aussicht", aber nur nicht zu lange... In Billerbeck fährt der Zug am majestätischen Billerbecker Dom vorbei, der neugotischen Wallfahrtskirche zum Hl. Ludgerus... das Panorama ist ein wirklicher Hingucker
Dann bis Münster wieder Parklandschaft mit ein paar stolzen Bauernhöfen... Roxel, ein ehemals Dorf im Landkreis Münster, in dem erstaunlich lange nach dem Krieg das Zentrum (Partei des politischen Katholizismus 1870 - 1933, nach 1945 ansonsten eine Splitterpartei neben der CDU; ich erläutere dies, falls der Diözesanwasserkopf mitliest

)) noch eine Rolle gespielt hat...
Dann erreichen wir MS HBF und haben diese Tour fertig!
Fazit: Info fürs Forum: wenn man sowas mag und machen möchte: Die ruhigen Abschnitte zwischen Gronau-Ahaus und Münster-Billerbeck eignen sich ganz gut für eine ganz individuelle (Zug-)Wallfahrt zum Coesfelder Kreuz, da ich keine Pfarrei kenne, die sowas anbietet. Man sitzt im Zug und kann ja still im Inneren Rosenkranz beten... die Stimmung des frühsommerlichen Wallens gen heiliger Stätte kommt wohl auf... vom Bf zur LAmbertikirche muss man halt laufen...
