Israel: Heilige Stätten dem Vatikan übergeben?

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cantus planus
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Israel: Heilige Stätten dem Vatikan übergeben?

Beitrag von cantus planus »

Was ist von diesem Vorschlag zu halten? http://www.kath.net/detail.php?id=22831

Ermöglicht er eine bessere Verwaltung der Heiligtümer? Oder müssen wir uns auf eine gegen Terroristen kämpfende Schweizergarde einstellen? Wie sollte das überhaupt praktisch funktionieren? :achselzuck:
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sofaklecks
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Danaergeschenke

Beitrag von sofaklecks »

Israel wird sicher keine exterritorialen Gebiete dulden.

Was die Herren wollen, ist klar: Geld sparen.

Bitte, welcher Christ besucht das Heilige Land nur, weil der Garten Gethsemane vom Vatikan verwaltet wird?

Wie unsinnig der Vorschlag ist, zeigt, dass auch der Abendmahlssaal auf dem Berg Zion zu den Stätten gehören soll. Schlichter Unsinn. Zum einen täten die Mitglieder aus der Sakristei zu Recht murren. Zum anderen aber: Direkt nebenan liegt das Davidsgrab. Tät nie gutgehen. Man denke: Der Berg Zion in der Hand des Vatikans.

Schlichte Ente.

sofaklecks

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Granuaile
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Re: Israel: Heilige Stätten dem Vatikan übergeben?

Beitrag von Granuaile »

cantus planus hat geschrieben:Was ist von diesem Vorschlag zu halten? http://www.kath.net/detail.php?id=22831

Ermöglicht er eine bessere Verwaltung der Heiligtümer? Oder müssen wir uns auf eine gegen Terroristen kämpfende Schweizergarde einstellen? Wie sollte das überhaupt praktisch funktionieren? :achselzuck:
Auch wenn die römisch-katholische Kirche sich als die einzig wahre christliche Kirche sieht, ist doch zu beachten, dass die Christenheit gespalten ist und dass die nicht römisch-katholischen Konfessionen nicht einfach unbeachtliche bzw. nicht ins Gewicht fallende Sekten sind. Ein Monopol der römisch-katholischen Kirche an den heiligen Stätten der Christenheit steht deshalb ausser Frage. Wenn schon die Verwaltung vom israelischen Staat auf die Christenheit übertragen werden soll, würde eigentlich der Ökumenische Rat der Kirchen als internationale Organisation näher liegen. Dort allerdings ist die römisch-katholische Kirche - als Konsequenz ihres Kirchenverständnisses - nicht Mitglied (obwohl sie in verschiedenen Kommissionen mitarbeitet). Es wird schwierig sein, eine Lösung zu finden, welche dem gemeinschaftlichen Interesse der gesamten Christenheit gerecht wird und keine der grossen Konfessionen diskriminiert oder gar ausschliesst. Ich glaube deshalb im Moment nicht an eine solche Lösung.

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Florianklaus
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Re: Israel: Heilige Stätten dem Vatikan übergeben?

Beitrag von Florianklaus »

ich finde die Idee gut, und Euch würden wir auch ab und zu mal einlassen.............. :)

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Juergen
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Re: Israel: Heilige Stätten dem Vatikan übergeben?

Beitrag von Juergen »

Granuaile hat geschrieben:Auch wenn die römisch-katholische Kirche sich als die einzig wahre christliche Kirche sieht, ist doch zu beachten, dass die Christenheit gespalten ist...
...und ihner, weil man sich nicht einig wird, über kurz oder lang das Dach der Grabeskirche auf den Kopf fällt.
Gruß Jürgen

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Sebastian
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Re: Israel: Heilige Stätten dem Vatikan übergeben?

Beitrag von Sebastian »

Ich bin dagegen ! ;D
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holzi
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Re: Israel: Heilige Stätten dem Vatikan übergeben?

Beitrag von holzi »

Sebastian hat geschrieben:Ich bin dagegen ! ;D
Quod erat expectandum... :kugel:

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cantus planus
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Re: Israel: Heilige Stätten dem Vatikan übergeben?

Beitrag von cantus planus »

Das Problem ist ja nicht einmal die gespaltene Christenheit - wie wir in dieser kurzen Diskussion schon sehen könenn -, sondern die Spaltung des Heiligen Landes selbst. Es ist ja nicht einmal der zukünftige Status Jerusalems geklärt.

Ich meine, Israel würde dem Vatikan eine Büchse der Pandora schenken, wenn dieser Vorschlag wirklich umgesetzt würde.
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lifestylekatholik
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Re: Israel: Heilige Stätten dem Vatikan übergeben?

Beitrag von lifestylekatholik »

Granuaile hat geschrieben:Auch wenn die römisch-katholische Kirche sich als die einzig wahre christliche Kirche sieht, ist doch zu beachten, dass die Christenheit gespalten ist und dass die nicht römisch-katholischen Konfessionen nicht einfach unbeachtliche bzw. nicht ins Gewicht fallende Sekten sind.
Was hat das mit "Konfessionen" zu tun? Selbstverständlich sind - auch nach katholischem Verständnis - die Ostkirchen keine "unbeachtlichen bzw. nicht ins Gewicht fallenden Sekten". Aber als "Konfessionen" würde ich sie nun wirklich nicht bezeichnen.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Granuaile
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Re: Israel: Heilige Stätten dem Vatikan übergeben?

Beitrag von Granuaile »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Granuaile hat geschrieben:Auch wenn die römisch-katholische Kirche sich als die einzig wahre christliche Kirche sieht, ist doch zu beachten, dass die Christenheit gespalten ist und dass die nicht römisch-katholischen Konfessionen nicht einfach unbeachtliche bzw. nicht ins Gewicht fallende Sekten sind.
Was hat das mit "Konfessionen" zu tun? Selbstverständlich sind - auch nach katholischem Verständnis - die Ostkirchen keine "unbeachtlichen bzw. nicht ins Gewicht fallenden Sekten". Aber als "Konfessionen" würde ich sie nun wirklich nicht bezeichnen.
Ich weiss nicht, ob wir unter dem Begriff "Konfession" verschiedenes verstehen. Nach Wikipedia ist eine Konfession heute eine Untergruppe einer Religion. (Die Bedeutung des Begriffs hat sich im Laufe der Geschichte gewandelt.) In Jerusalem haben verschiedene christliche Gruppen ihre Niederlassungen: Römisch-katholische, Orthodoxen (mit wieder verschiedenen Ausprägungen), Lutheraner, Reformierte, Anglikaner usw. Natürlich gibt es Gruppen, die anderen Gruppen nach Lehren und Liturgie näher stehen, zwischen anderen bestehen grösse Differenzen. Wo ist der Trennstrich zu ziehen zwischen Varianten innerhalb derselben Konfession einerseits und zwischen verschiedenen Konfessionen?

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Juergen
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Re: Israel: Heilige Stätten dem Vatikan übergeben?

Beitrag von Juergen »

Man kann mit dem Begriff "Konfession" hier nicht argumentieren/diskutieren. Das liegt einfach daran, weil der Begriff, so wie er zumeist gebraucht wird, ein zu vermeidender, berscheuerter Begriff ist.

Schon im Oktober 24 schrieb ich hier im Forum:
"Konfession" ist nichts, das man hat,
auch nichts dem man angehört,
auch nichts das man ist oder gar ißt;
sondern etwas das man tut.

Vgl. auch, was Robert schrieb etwa dort: http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php? ... 514#p98514 schrieb, sowie an einigen anderen Stellen.
Gruß Jürgen

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Pit
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Re: Israel: Heilige Stätten dem Vatikan übergeben?

Beitrag von Pit »

cantus planus hat geschrieben:Was ist von diesem Vorschlag zu halten? http://www.kath.net/detail.php?id=22831

Ermöglicht er eine bessere Verwaltung der Heiligtümer? Oder müssen wir uns auf eine gegen Terroristen kämpfende Schweizergarde einstellen? Wie sollte das überhaupt praktisch funktionieren? :achselzuck:
Von der Idee könnte man evtl. etwas halten, wenn die Stätten ausschliesslich für römisch-katholische Christen eine Bedeutung hätten.
Nein, ich bin dagegen.
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incarnata
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Re: Israel: Heilige Stätten dem Vatikan übergeben?

Beitrag von incarnata »

Vielleicht denken die Israelis:der Papst ist"irgendwie" das Haupt der Christenheit zumindest der erste Ansprechpartner in Sachen Christentum für die nichtchristliche Welt.Der aktuelle Papst ist Deutscher.Die Deutschen können bekanntlich gut organisieren , haben Geld und stehen durch die Geschichte des 3. Reiches in Israel unter dem Zwang ja nichts zu tun,was nur entfernt antiisrelisch riecht.Also ist am ehesten dieser Papst in der Lage im innerchristlichen Chaos der Gebetsstätten für Ordnung zu sorgen und diese gewinnbringend für nach Israel reisende Pilgerströme zu verwalten und zu "vermarkten".Ist die deutsche Ordnung erst einmal eingeführt,werden auch päpste anderer Nationen später daran nichts mehr ändern.Soviel ich weiss haben die Israelis in etlichen Punkten(verfassung,Militär,gesundheitswesen) vieles von den Deutschen kopiert trotz ihrer negativen Erfahrungen mit unserem Regime.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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Niels
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Re: Israel: Heilige Stätten dem Vatikan übergeben?

Beitrag von Niels »

Nun, es waren ja nicht wenige "Jeckes" am Aufbau des Staates Israel beteiligt.

Als ich 1998 u.a. in Nazareth war, hatten die Moslems wenige Meter von der Verkündigungsbasilika entfernt auf einem Parkplatz eine provisorische Moschee in Form eines grünen Zeltes errichtet und störten die sonntäglichen Gottesdienste bewusst (wie ich durch mehrere Gespräche mit Christen erfuhr und selbst erlebte) durch lautes, durch Lautsprecher übertragenes "Geschrei".
Weiß jemand, was daraus geworden ist?
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Granuaile
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Re: Israel: Heilige Stätten dem Vatikan übergeben?

Beitrag von Granuaile »

incarnata hat geschrieben:Vielleicht denken die Israelis:der Papst ist"irgendwie" das Haupt der Christenheit zumindest der erste Ansprechpartner in Sachen Christentum für die nichtchristliche Welt.Der aktuelle Papst ist Deutscher.Die Deutschen können bekanntlich gut organisieren , haben Geld und stehen durch die Geschichte des 3. Reiches in Israel unter dem Zwang ja nichts zu tun,was nur entfernt antiisrelisch riecht.Also ist am ehesten dieser Papst in der Lage im innerchristlichen Chaos der Gebetsstätten für Ordnung zu sorgen und diese gewinnbringend für nach Israel reisende Pilgerströme zu verwalten und zu "vermarkten".Ist die deutsche Ordnung erst einmal eingeführt,werden auch päpste anderer Nationen später daran nichts mehr ändern.Soviel ich weiss haben die Israelis in etlichen Punkten(verfassung,Militär,gesundheitswesen) vieles von den Deutschen kopiert trotz ihrer negativen Erfahrungen mit unserem Regime.
Die deutsche Nationalität von Benedikt XVI spielt hier kaum eine Rolle. Die zuständigen israelischen Behörden setzen nicht Benedikt mit Deutschland gleich. Sie sehen auch, dass die Kurie in Rom anders funktioniert als der Behördenapparat in der Bundesrepublik Deutschland. Weiter ist der gegenwärtige Papst nicht mehr so jung, auch wenn er - soweit ersichtlich - gesundheitlich gut drauf ist. Wenn die Heiligen Stätten dem Vatikan übergeben werden sollten, woran ich zweifle, so würde dies nicht im Hinblick die Person von Benedikt (oder eines anderen bestimmten Funktionsträgers in der Kurie) geschehen, sondern es würde eine Lösung gesucht, welche auch dann noch tragen würde, wenn jüngere Personen in die Fussstapfen der heute Aktiven und Massgeblichen treten werden.

[Noch nebenbei, aber ich möchte dies hier nicht vertiefen: Ich habe Mühe damit, hier einmal mehr das 3. Reich und die Organisationskunst der Deutschen miteinander zu verknüpfen. Auch Deutschland hat in den letzten 60 Jahren eine Entwicklung durchgemacht. Mindestens die besonnenen Israelis haben dies erkannt.]

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