Votiv- Taufe?

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Sarrha
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Votiv- Taufe?

Beitrag von Sarrha »

Hat jemand diesen Begriff schon mal gehört?

Ich habe letzte Woche einen Teil der Predigt verpasst und bin nicht sicher ob ich das richtig verstanden habe ( Ich war in St. Bonifatius inBerlin Kreuzberg - falls jemand zufällig auch da gewesen sollte :) )
Der Priester sagte, dass jemand, der sich wie ein Christ verhält, aber aus Unwissenheit keiner wäre, auch als getauft gelten kann. Das hieße Votiv-Taufe und wäre im Kirchenrecht auch niedergeschrieben.

Ich habe nun überhaupt nichts darüber gefunden und bin nicht sicher, ob ich da etwas völlig falsch verstanden habe.
Kann mir jemand weiter helfen?


Sarrha

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Der Begriff Votivtaufe wäre mir neu.

Gemeint ist wahrscheinlich die Begierdetaufe. Kathpedia erklärt dazu:
Nach allgemeiner katholischer Lehre schließt schon der Wunsch nach der Taufe den Menschen in die Gemeinschaft mit Christi ein, wenn die Taufe aus äußeren Gründen (Krieg, Verfolgung, Tod o.ä.) nicht in der Form des Taufsakraments (als Wassertaufe) gespendet werden kann. Theologiegeschichtlich wurde in Bezug auf die Begierdetaufe (lat. baptisma flaminis) jedoch unterschiedlich darauf geantwortet, ob der Wunsch mit dem ausdrücklichen Bekenntnis des Glaubens an Gott und einen von ihm gesandten Erlöser verbunden sein müsse, oder aber ein impliziter Wunsch (aufrichtiges Bemühen um ein gerechtes Leben und aufrichtige Suche nach dem wahren Gott) ohne ausdrückliches Bekenntnis die Bedingung der Begierdetaufe erfülle. Das Heilige Offizium erklärte 1949 das implizite Votum für notwendig und hinreichend. Die Lehre des II. Vatikanum bekräftigte zwar die Lehre von der Heilsnotwendigkeit von Glaube und Taufe, bekannte sich aber zugleich dazu, dass die Gnade Gottes jeder menschlichen Seele das Heil anzubieten imstande sei.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

  1. Sich „wie ein Christ zu verhalten“ nützt gar nichts. Was heißt das überhaupt? Moralisch gut? Dann wären nicht einmal Christen Christen. Daß einer sich sittlich tadellos verhielte, kommt nicht vor. Gute Taten sind zwar nicht umsonst und nicht wertlos, aber sie retten nicht. Gerettet werden kann nur, wer sich retten läßt. Es geht also, wenn schon, nicht um Wohlverhalten, sondern um das (explizite oder implizite) Begehren, gerettet zu werden.
  2. Die Kirche lehrt, daß, wer explizit den Wunsch (votum oder desiderium) nach der Taufe zu seiner Errettung hegt und äußert, wie ein tatsächlich Getaufter gerettet wird (oder auch nicht, wenn er nämlich durch Todsünde der Gnade wieder verlustig geht und unversöhnt stirbt).
  3. Entsprechendes gilt analog von der Bluttaufe des (noch nicht tatsächlich getauften) Märtyrers (außer der Möglichkeit, die Gnade wieder zu verlieren, die man hier wohl ausschließen kann).
  4. Ist dieser Wunsch nach der Taufe nur implizit, kann nicht von Begierdtaufe gesprochen werden. Gleichwohl lehrt die Kirche, daß Gott, dem nichts unmöglich ist, denjenigen, der die Taufe oder die Zugehörigkeit zu Jesu Christo und der Kirche wegen unüberwindlicher Unkenntnis nur implizit begehren kann, nicht von vornherein und absolut vom Heil ausschließt, sondern ebenso retten kann wie den tatsächlich Getauften. Ob, wo und in welchem Umfang Gott dies aber tut, weiß keiner, und niemand kann darum behaupten zu wissen oder sich darauf verlassen, daß ein solcher implizit Rettung Wünschender (sei es er selbst oder ein dritter) tatsächlich gerettet werde (dies also im Gegensatz zur Begierdtaufe: anders als kathpedia.com schreibt, ist das »implizite Votum« also keineswegs als »hinreichend« anzusehen; es besteht keine Gewißheit).
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Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Sarrha
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Beitrag von Sarrha »

Sich „wie ein Christ zu verhalten“ nützt gar nichts. Was heißt das überhaupt? Moralisch gut? Dann wären nicht einmal Christen Christen. Daß einer sich sittlich tadellos verhielte, kommt nicht vor. Gute Taten sind zwar nicht umsonst und nicht wertlos, aber sie retten nicht. Gerettet werden kann nur, wer sich retten läßt
Ja, das kam mir auch komisch vor, deshalb mein Verdacht etwas falsch verstanden zu haben.
Ist dieser Wunsch nach der Taufe nur implizit,
Sorry, aber was bedeutet das ... und was ist Bluttaufe?

:hmm:
Sarrha

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Das Erleiden des Märtyrertodes.
???

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Linus
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Beitrag von Linus »

@Sarrha
Implizit: Hier als nicht ausdrücklich bekanntgegebener Wunsch zur Taufe durch Wasser und Geist mittels trinitarischer Formel. Beispiel: Wer also "nur" sagt: Diese Christen haben was, was sie so sympatisch macht und darüberhinaus sind sie moralisch so hochstehend, das hätt ich auch gern " der hat nur impliziten Taufwunsch. Er hängt nicht am Kern: dem Wunsch der Gemeinschaft in Christus und mit Ihm. Glied seiner Kirche werden zu wollen.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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overkott
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Beitrag von overkott »

Der Taufwunsch ist sicherlich der erste Schritt in die neue Schöpfung, die Dämmerung des ersten Tages, als der Geist wie eine Taube über dem Wasser schwebte.

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