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Ist es vernünftig an Gott zu glauben?

Verfasst: Sonntag 12. Oktober 2008, 20:34
von stine
Hallo liebe Forumsteilnehmer,

ich suche für ein Referat im Fach kath. Religion in der K12 Argumente zum Thema Vernunft und Glauben.

"Ist es vernünftig an Gott zu glauben?"

Vielleicht kann mir jemand ein paar Vernunftargumente aufzeigen, wäre sehr dankbar!

LG stine

Verfasst: Sonntag 12. Oktober 2008, 20:46
von Clementine
Hallo stine,

zu dem Thema kann ich Dir zwei Bücher empfehlen, die insbesondere auch leicht verständlich geschrieben sind und die ich persönlich sehr gut finde:

"Pardon, ich bin Christ" von C.S. Lewis (wie Du vielleicht weißt, war der allerdings Anglikaner und nicht Katholik) und
"Gott - Eine kleine Geschichte des Größten" von Manfred Lütz.

Allerdings enthalten sie keine Aufstellung von Vernunftargumenten, sondern behandeln verschiedene Punkte in den Büchern.

Hoffe, das hilft Dir trotzdem weiter.

Viele Grüße und viel Erfolg bei Deinem Referat!


Clementine

Verfasst: Sonntag 12. Oktober 2008, 20:50
von Gerhard
Das Spannungsfeld "Glaube und Vernunft" scheint eines der Steckenpferde unseres Heiligen Vaters zu sein. So etwas in einem Referat erschöpfend abzuhandeln, halte ich für gewagt.

Papst Benedikt XVI. begründet einen Zusammenhang von Glaube und Vernunft im Rückblick auf den offenbarten Gott, der sich mit dem hellenistischen Judentum verband.

So oder so ähnlich hat es vor einigen Tagen Radio Vatikan berichtet.

Die Enzyklika "Fides et ratio" von Papst Johannes Paul II. sollte hier auch einiges an Informationen bieten. Du findest sie hier: http://www.stjosef.at/dokumente/fides_et_ratio.htm

Verfasst: Sonntag 12. Oktober 2008, 22:00
von Linus
Heiß zu Empfehlen auch G.K. Chestertons Orthodoxie.

Verfasst: Sonntag 12. Oktober 2008, 22:04
von Raphaela
K 12 hört sich nach Gymnasium an.
Ich habe zwar selber als Gemeindereferentin gearbeitet, aber meine Ausbildung an einer Fachakademie gemacht, die auch Leute nahm, die (nur) mittlere Reife und anschließend eine Berufsausbildung hatten.- Daher konnte ich nur an Sonderschulen, Grund- und Hauptschulen unterrichten. Ich hoffe dir jetzt trotzdem weiterhelfen zu können, wobei nicht alles von mir kommt:
Klar ist, dass du die Schüler erst mal da abholen musst, wo sie stehen, sie glauben nämlich an irgendwas. Dann ist mir ein Vortrag eingefallen, den ich so nebenbei irgendwo gehört habe. Da erzählte ein Pfarrer davon, dass er alle Leute seiner Pfarrei besucht, auch diejenigen, die nicht in die Kirche gehen und oft hört:"Sie hätten sich den Besuch sparen können, ich glaube sowieso an nichts!" Und dann hat er in dem Vortrag aufgezählt, an was die Leute ganz selbst verständlich glauben, aber eben nicht an Gott. (Nimm da einfach solche Sachen, wie sichere Renten, sichere Finanzen.... - mehr als genug haben bis vor kurzem noch daran geglaubt.) Dann kannst du ja überleiten.

Verfasst: Sonntag 12. Oktober 2008, 22:11
von Gerhard
Warum sollen Schüler nicht unvernünftig sein? Ist Gott nach menschlichen Maßstäben "vernünftig"?

Geht es darum, Schülern die katholische Kirche näherzubringen, stine? Betreibst Du Missionsarbeit?

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 08:36
von stine
Danke erstmal an alle!
Nein, ich betreibe keine Missionsarbeit.
Ich bin, in diesem Zusammenhang NUR Mutter eines stoffsuchenden Schülers.
Das Referatsthema wurde so vergeben und da ich Leser (und manchmal auch Schreiber) in verschiedenen einschlägigen Foren bin, dachte ich mir, ich stelle das Thema mal hier herein. Sozusagen als Brainstorming für all jene, die sich häufig mit solcherlei Themen befassen.
Ist ja auch schon mal gut, wenn man Lektüre dazu vorgeschlagen bekommt :) .

Der Vernunftansatz, wie die Schüler das verstehen, wäre hier die Theorie, dass religiöse Bildung alleine Fanatismus schafft und rein rationale Bildung die Menschen zu seelenlosen Objekten stempelt und sollte ein vernünftiger Glaube das ausbalancieren können?
Und wie könnte das aussehen :hmm: ?

LG stine

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 08:39
von Gerhard
stine hat geschrieben:Ich bin, in diesem Zusammenhang NUR Mutter eines stoffsuchenden Schülers.
Jetzt stell Dein Licht mal nicht unter den Steffel.
stine hat geschrieben:Ist ja auch schon mal gut, wenn man Lektüre dazu vorgeschlagen bekommt :) .
Danke.
stine hat geschrieben:Der Vernunftansatz, wie die Schüler das verstehen, wäre hier die Theorie, dass religiöse Bildung alleine Fanatismus schafft und rein rationale Bildung die Menschen zu seelenlosen Objekten stempelt und sollte ein vernünftiger Glaube das ausbalancieren können?
Hast Du "Fides et ratio" gelesen?

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 09:05
von tantum ergo
Gelungen finde ich zu dem Thema auch Der letzte Gottesbeweis von Spaemann

Von dem habe ich auch mal einen Vortrag in einem Podcast gehört, ich glaube auf Domradio-Podcast, bin ich aber nicht mehr sicher

Gottes Segen,
tantum ergo

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 09:13
von Gerhard
Scheint auch so ein Lieblingsthema von dir zu sein :freude:

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 09:17
von tantum ergo
Gerhard hat geschrieben:Scheint auch so ein Lieblingsthema von dir zu sein :freude:
Moi? :hmm: Eigentlich nicht, weil ich zwar glaube, dass es vernünftig ist zu glauben, mir aber nicht vorstellen kann, meinen Glauben auf Vernunft zu gründen.

Interessant ist es aber allemal - allerdings auch nicht einfach, diesen philosophischen Ausführungen zu folgen :/

Gottes Segen,
tantum ergo

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 09:35
von Gerhard
Ich bevorzuge katholische Autoren :freude:

Re: Ist es vernünftig an Gott zu glauben?

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 09:39
von overkott
stine hat geschrieben:Hallo liebe Forumsteilnehmer,

ich suche für ein Referat im Fach kath. Religion in der K12 Argumente zum Thema Vernunft und Glauben.

"Ist es vernünftig an Gott zu glauben?"

Vielleicht kann mir jemand ein paar Vernunftargumente aufzeigen, wäre sehr dankbar!

LG stine
Die Frage beinhaltet drei weitere Fragen:

1) Was meint eigentlich das Wort vernünftig?

2) Was bedeutet das Wort Gott?

3) Was bedeutet eigentlich glauben?

Ad 1)

a) Vernünftig kann beschreibend meinen: geistig einsehbar

b) Vernünftig kann wertend meinen: richtig, erstrebendswert

Ad 2)

Das Wort Gott erschließt sich uns immer im Zusammenhang einer Lehre von Gott (Theologie).

Deshalb müssen wir genauer fragen:

a) Was bedeutet das Wort Gott in der Bibel?

b) Was bedeutet das Wort Gott im Neuen Testament?

Ad 3)

Die Bedeutung des Wortes glauben ist eine Übersetzung des lateinischen Wortes credere, das uns im deutschen auch im Wort Kredit begegnet.

Aus diesem Zusammenhang heraus verstehen wir das Wort glauben als vertrauen.

Sprachphilosophen verstehen das Wort credere als eine Zusammensetzung aus den Worten cor und dare und übersetzen daher credere als Herz schenken, lieben.

Während der Wortbedeutung nach Philosophen Freunde der Weisheit sind, sind Theologen Lehrer (des Wortes) Gottes und die Gläubigen ihre Schüler.

In der katholischen Theologie meint das Wort Gott Jesus Christus. Er ist das im Alten Testament angekündigte Wort. Er ist der letzte und endzeitliche Gottesbeweis. Er ist die Inkarnation der Gottes- und Nächstenliebe. Das ist die Theologie von Johannes und Paulus.

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 10:00
von Gerhard
Geschätzter overkott,

bei manchen Einträgen hier im Forum habe ich eher den Eindruck, es sei vernünftiger, nicht an Gott zu glauben.


lg
Gerhard

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 10:22
von Robert Ketelhohn

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 10:23
von Gerhard
:mrgreen:

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 10:56
von overkott
Wenn ich heute diesen Artikel kritischer betrachte als etwa vor neun Jahren, dann hat dies mit einer Neubesinnung auf die Personalität des Christentums zu tun. Das heißt, man kann die Botschaft nicht vom Boten trennen.

Denn das Christentum ist vor allem eine Personalgemeinschaft mit ihrem Meister und Lehrer Jesus Christus, der in dieser Personalgemeinschaft weiter lebt, und untereinander.

Personalgemeinschaft bedeutet, sein Wort bewahren, Eucharistie feiern und aus diesem Geist heraus den Alltag leben. Diese Gemeinschaft ist jedoch kein in sich geschlossener Kreis, sondern offen für alle, die nach der Gottes- und Nächstenliebe suchen und sie benötigen.

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 10:57
von Gerhard
Meinst du den Artikel von Joseph Kardinal Ratzinger?

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 11:00
von stine
@overkott:

"Mit Vernunft als philosophischem Fachbegriff wird die Fähigkeit des menschlichen Geistes bezeichnet, von einzelnen Beobachtungen und Erfahrungen auf universelle Zusammenhänge in der Welt zu schließen, deren Bedeutung zu erkennen und danach zu handeln – insbesondere auch im Hinblick auf die eigene Lebenssituation. Die Vernunft ist das oberste Erkenntnisvermögen, das den Verstand kontrolliert und diesem Grenzen setzt bzw. dessen Beschränkungen erkennt. Sie ist damit das wichtigste Mittel der geistigen Reflexion und das wichtigste Werkzeug der Philosophie."
sagt Wiki.

So gesehen wären unter "Vernunftglaube" jene Erfahrungen zu nennen, die wir immer dann machen, wenn uns etwas "zufällt" und wir das dann in die Schublade der mystischen Erfahrungen stecken.
Sind nicht gerade junge Christen gerade dabei, der strengen theologischen Auslegung den Rücken zu kehren und ihre eigenen Denkmodelle in "Sachen Gott" entdecken zu wollen?

Es wird viel Zeit brauchen, die aufgezeigten Links zu durchforsten.
Vielen Dank.

LG stine

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 11:04
von Gerhard
stine hat geschrieben:So gesehen wären unter "Vernunftglaube" jene Erfahrungen zu nennen, die wir immer dann machen, wenn uns etwas "zufällt" und wir das dann in die Schublade der mystischen Erfahrungen stecken.
Liebe stine,

der Mensch handelt so. Wie oft hört man die Frage "Warum ich?", wenn jemandem Leid widerfährt.

Letztendlich wird der Mensch diese Frage aber nie erschöpfend beantworten können, da er nur den Teil seiner eigenen Existenz kennt.

Das Internet kann hier eine gute Möglichkeit sein, sich mehrdimensional zu betätigen.


lg
Gerhard

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 11:13
von overkott
Ja, ich meine den Ratzinger-Artikel. Er sagt viel Wahres, Gutes und Schönes. Aber er geht darin über Jesus Christus hinweg, erwähnt den Namen Jesu nur zweimal im negativen Kontext. Zurecht unterscheidet er Philosophie und katholische Theologie in Theorie und Orthopraxie. Die Lebendigkeit der Theologie und Tradition Jesu Christi erweist sich in der Tat, in gelebter Gottes- und Nächstenliebe. Jesus lebt im geringsten seiner Brüder.

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 11:14
von Gerhard
overkott hat geschrieben:Die Lebendigkeit der Theologie und Tradition Jesu Christi erweist sich in der Tat in gelebter Gottes- und Nächstenliebe.
Ich möchte hinzufügen: In recht verstandener Gottes - und Nächstenliebe. :freude:

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 11:28
von overkott
stine hat geschrieben:So gesehen wären unter "Vernunftglaube" jene Erfahrungen zu nennen, die wir immer dann machen, wenn uns etwas "zufällt" und wir das dann in die Schublade der mystischen Erfahrungen stecken.
Was ist mystisch? Liturgisch gesehen: Sakramentenmystik. Die Erfahrung der Einheit und Gemeinschaft in der Feier der Sakramente. Ethisch gesehen: caritas. Die Erfahrung der Einheit und Gemeinschaft in der Hilfe für den Notleidenden. Philosophisch gesehen: Existenzmystik. Die Erfahrung der Existenz als Schicksalsgemeinschaft.

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 11:31
von Gerhard
Das ist mir jetzt zu fatalistisch. :freude:

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 11:36
von overkott
Das sei dir auch unbenommen.

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 11:37
von Gerhard
Danke, overkott. Ich weiß, was ich an dir habe. :freude:

Verfasst: Montag 13. Oktober 2008, 14:59
von overkott
Keine Ursache.

Verfasst: Dienstag 14. Oktober 2008, 07:55
von Gerhard
Aus der "Regensburger Rede" von Papst Benedikt XVI. stammt der folgende Satz "Der entscheidende Satz in dieser Argumentation gegen Bekehrung durch Gewalt lautet: Nicht vernunftgemäß handeln ist dem Wesen Gottes zuwider".

Radio Vatikan weiß: "Das sei etwas anderes als ein Gott, der – wie in manchen islamischen Schulen gelehrt – durch nichts dazu verpflichtet sei, die Wahrheit zu offenbaren."

Ist es vernünftig, in Afghanistan Krieg zu führen?

Verfasst: Dienstag 14. Oktober 2008, 08:42
von overkott
Die Rückbindung an die Vernunft, das tägliche Lesen in Schriften voller Licht und Klarheit, das feste Überzeugtsein vom kategorischen Imperativ und konsequente Umsetzen in politisches Handeln, das rituelle Wiederholen programmatischer Sätze, die Ehrbezeigungen den mächtigen Leitfiguren gegenüber, ist das, was uns über die Dummheit und das dunkle Unwissen der Vergangenheit erhebt.

Daher ist unsere Gewalt nicht heilig, sondern absolut gerechtfertigt.

Zumindest dürfen wir verhindern, dass bei uns die Kathedralen der Vernunft zum Einsturz gebracht werden.

Verfasst: Dienstag 14. Oktober 2008, 08:43
von Gerhard
overkott hat geschrieben:her ist unsere Gewalt nicht heilig, sondern absolut gerechtfertigt.
Nur zum Verständnis - was meinst du mit "unserer Gewalt"?

Verfasst: Dienstag 14. Oktober 2008, 08:49
von overkott
Gerhard hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:her ist unsere Gewalt nicht heilig, sondern absolut gerechtfertigt.
Nur zum Verständnis - was meinst du mit "unserer Gewalt"?
Kriege, Revolutionen, kollektive Destruktion.

Verfasst: Dienstag 14. Oktober 2008, 08:52
von Gerhard
:shock: