Gebetsecke / Beten - was ist das? Wie geht das?

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Anastasis

Beitrag von Anastasis »

Kathrin hat geschrieben:Wenn man bei google nach "Christlicher Meditation" sucht, findet man auch Hinweise auf das Herzensgebot, auf eine halbstündige Meditation eines Bibelwortes... Wie sieht es damit aus?
Oder das Jesusgebet, die ständige Anrufung des Namens Jesu... man muß sich übrigens nicht notwendigerweise auf eine halbe Stunde beschränken.
Kathrin hat geschrieben: Und jetzt noch die ganz große Frage: Wie schafft man den Sprung vom rein mündlichen zum meditativen Gebet?
Anfangen und üben... :ja:

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Kathrin
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Beitrag von Kathrin »

Anastasis hat geschrieben: Anfangen und üben... :ja:
Und wie? Oder sollte man über das Gebet gar nicht soviel nachdenken, sondern lieber dem (Werbe)motto eines großen Sportartikelherstellers folgen: Just do it! ? :kratz:

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Kathrin
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Beitrag von Kathrin »

Oh, ich weiß sehr wohl, daß der Wunsch zu beten ein Gebet ist und Gott nicht mehr verlangen kann.
Aber es war gar keine Erfüllung meiner Pflicht. In jenem Augenblick war das Gebet für mich so unerlässlich wie für meine Lungen die Luft und der Sauerstoff für mein Blut.
Wir machen uns gewöhnlich eine gar widersinnige Vorstellung vom Gebet. Wie können doch Menschen, die es kaum kennen –wenig oder gar nicht kennen-, mit solcher Leichtfertigkeit davon reden? Ein Trappist oder ein Kartäusermönch wird sich jahrelang abquälen, um ein Mann des Gebets zu werden, und da will nun der erstbeste hergelaufene Leichtfuß über die Bemühungen eines ganzen Lebens urteilen! Wäre das Gebet wirklich das, was die da denken, eine Art Geschwätz, die Zwiesprache eines Wahnbesessenen mit seinem Schatten, oder sogar noch weniger als das: ein eitles und abergläubisches Bittgesuch, das die Güter der Welt haben will- wäre dann wohl möglich, dass Tausende und aber Tausende bis zu ihren allerletzten Tagen zwar vielleicht noch nicht so sehr Süße darin finden- denn sie misstrauen den gefühlsseligen Tröstungen- wohl aber eine harte, starke und vollkommene Freude!
aus: Georges Bernanos: Tagebuch eines Landpfarrers

Edith
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Beitrag von Edith »

Kathrin hat geschrieben:
Anastasis hat geschrieben: Anfangen und üben... :ja:
Und wie?
man könnte beginnen mit Betrachtungen... zB über eine Schriftstelle... oder über das Vater Unser...

nachdenken über... führt zuweilen in ein still werden vor....
so als Brücke....
Und Betrachtung des Vater Unser ist gerade als Brücke vom mündlichen zum inneren Gebet hin... ideal! :)


ich empfehle immer wieder gerne das Buch "Weg der Vollkommenheit" von Teresa v. Avila... Kapitel 26 ff.

Die Frau ist Kirchenlehrerin... des Gebets. Sollte man mal gelesen haben. 8)

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Hobbes
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Beitrag von Hobbes »

Kathrin hat geschrieben:
Und wie? Oder sollte man über das Gebet gar nicht soviel nachdenken, sondern lieber dem (Werbe)motto eines großen Sportartikelherstellers folgen: Just do it! ? :kratz:
doch sicher sollte man nachdenken im gebet. den wer nicht denkt der plappert und genau das sollen wir nicht tun. (matthäus 6,7 elberfelder)

sprich mit gott wie mit einem freund vor dem du respekt hast. lob und dank ihm für die dinge dir dir heute gefallen haben, was dir spass gemacht hat. sag ihm was dich bedrückt und was dir sorgen macht. bitte für die probleme anderer.


kennt jemand von euch das buch: das abenteuer gebet

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Kathrin hat geschrieben:
Anastasis hat geschrieben: Anfangen und üben... :ja:
Und wie? Oder sollte man über das Gebet gar nicht soviel nachdenken, sondern lieber dem (Werbe)motto eines großen Sportartikelherstellers folgen: Just do it! ? :kratz:
Ja. Ich hab irgendwann einmal angefangen, einfach den Rosenkranz zu beten, obwohl ich davor überhaupt nichts damit anfangen konnte. Manche Dinge erschließen sich wirklich erst beim Tun.
Andererseits kann ich auch nichts Schlimmes daran finden, wenn man den ganzen Tag mit Gott "plappert" oder ihn um die unmöglichsten Kleinigkeiten bemüht ...
Der Wunsch nach mehr Ruhe und Stille kommt von selbst ...mit der Zeit. Und dann ist noch immer die Frage, wie ein Familienmensch mit Beruf und allem möglichen, was an ihm hängt, Zeit für Stilles Gebet finden soll.
Mir hat mein Beichtvater da ein paar gute Ratschläge gegeben ...

Geronimo

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Kathrin
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Beitrag von Kathrin »

Geronimo hat geschrieben: Mir hat mein Beichtvater da ein paar gute Ratschläge gegeben ...

Geronimo
Ja? Dann erzähl mal! ;) Gehört aber das "plappern" mit Gott über den Tag über nicht auch irgendwie dazu? "Betet ohne Unterlaß!"

Also, ich bete ja schon :ja:, auch mit Bibelbetrachtung und so, nur finde ich diesen Übergang irgendwie schwierig. Hach ja, vermutlich bin ich einfach nur ungeduldig. Ungeduld ist auch nicht gerade eine gute Voraussetzung fürs Gebet. Aber hier ist auch wieder der Kopf schneller als das Herz... :/

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Klar gehört das "Plappern" auch dazu ...sag ich doch.

Naja, was meinen Beichtvater betrifft, so ist der schon froh, wenn ich es schaffe, mir fünf Minuten freizuschaufeln fürs Stille ...also wirklich ganz abzuschalten. Was willst du machen mit jemandem, der abends im Bett beim ersten Gesätz vom Rosenkranz schlichtweg ...einschläft?

Geronimo

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Hobbes
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Beitrag von Hobbes »

Kathrin hat geschrieben:Also, ich bete ja schon :ja:, auch mit Bibelbetrachtung und so, nur finde ich diesen Übergang irgendwie schwierig.
was den für ein übergang?

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Kathrin
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Beitrag von Kathrin »

Geronimo hat geschrieben: Was willst du machen mit jemandem, der abends im Bett beim ersten Gesätz vom Rosenkranz schlichtweg ...einschläft?
Geronimo
Ein Priester hat mal in einer Predigt über den Rosenkranz gesagt, daß es mal passieren kann, daß man übern Rosenkranz einschläft, das ist nicht so schlimm. ;)
Hobbes hat geschrieben: was den für ein übergang?
Den Übergang vom mündlichen zum betrachtenden Gebet.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Geronimo hat geschrieben:Was willst du machen mit jemandem, der abends im Bett beim ersten Gesätz vom Rosenkranz schlichtweg ...einschläft?
Gucken, dass die Person gut zugedeckt ist vielleicht?

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lancelot
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Beitrag von lancelot »

Ich könnte mir vorstellen, daß sich die Muttergottes freut.

Ich bete meinen Rosenkranz beim Autofahren auf der A3. Bisher ist mir noch nichts passiert.

Ralf

Beitrag von Ralf »

lancelot hat geschrieben: Ich bete meinen Rosenkranz beim Autofahren auf der A3. Bisher ist mir noch nichts passiert.
Ach Du warst das, der seine Finger zählend heute so gedrängelt hat? :mrgreen:

Benedikt

Beitrag von Benedikt »

lancelot hat geschrieben:Ich bete meinen Rosenkranz beim Autofahren auf der A3. Bisher ist mir noch nichts passiert.
Solange du dabei nicht einschläfst.

Biggi
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Beitrag von Biggi »

lancelot hat geschrieben:Ich bete meinen Rosenkranz beim Autofahren auf der A3. Bisher ist mir noch nichts passiert.
Das funktioniert übrigens auch auf der A 46 und A 57 (täglich) - und auf den meisten anderen Autobahnen Deutschlands (gelegentlich).... ;D

Dabei ist mein Prinzip immer: bei den Tätigkeiten, bei denen ich zur Unterhaltung mit einem Menschen neben mir fähig bin (und dazu gehört Autofahren ganz sicher!), kann ich auch beten, z.B. den Rosenkranz.

Das heißt jetzt natürlich nicht, dass ich nur so "nebenher" bete... ;)

LG
Biggi
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll.
(Adolph Kolping, Patron des XX. Weltjugendtags 2005)

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Funktioniert auch in der U35 - der U-Bahn zur Bochumer Uni. Hat den Vorteil, dass man beim Rosenkranz auch einschlafen könnte, ohne dass etwas passiert...

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Hobbes
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Beitrag von Hobbes »

wieso nehmt ihr euch nicht zeit? wieso muss das wärend einer anderentätigkeit sein z.b. autofahren?

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Hobbes hat geschrieben:wieso nehmt ihr euch nicht zeit? wieso muss das wärend einer anderentätigkeit sein z.b. autofahren?
Das eine schließt das andere nicht aus.
Und bei einer Autofahrt oder U-Bahnfahrt muss man sich genauso die Zeit nehmen, wie auf dem heimischen Sofa. Ich kann im Auto auch Radio hören und mir in der U-Bahn die Menschen anschauen, anstatt zu beten. Genauso kann ich im Wohnzimmer den Fernseher einschalten, oder an meinem Schreibtisch per Computer das Kreuzgang-Forum anwählen, anstatt zu beten..

Hallo Kollege, übrigens! :D

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Hobbes
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Beitrag von Hobbes »

ich finde zum beten sollte man sich speziell zeit nehmen.
ich schweife nur schon in gedanken ab wenn es ruhig um mich ist. wenn ich dann auto fahre bin ich nochmehr abgelenkt.
ich möchte mich 100% auf gott konzentrieren wenn ich mit ihm spreche.

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Kathrin
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Beitrag von Kathrin »

Ich finde beides sinnvoll und richtig. Die Zeit beim Autofahren oder auch beim Spazieren gehen, in der Bahn für das Gebet zu nutzen folgt doch nur Christi Aufforderung "Bete ohne Unterlaß". So habe ich übrigens angefangen, den Rosenkranz richtig zu entdecken. Ich saß im Zug, hatte meinen Rosenkranz dabei, ein kleines Kärtchen mit den Gesätzen des lichtreichen Rosenkranz...

Aber sich auch Zeit speziell für das Gebet zu nehmen finde ich wichtig, damit man sich wohl und ganz auf das Gebet und damit auf Gott konzentrieren kann.

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Der Apostel sagt: "Betet allezeit!" (1 Thess 5,17) - also manchmal in eigenen Gebetszeiten, sonst bei allem, was ihr tut! (Straßenbahn-Gebete liebe ich!)
Zuletzt geändert von roncalli am Montag 16. August 2004, 23:10, insgesamt 1-mal geändert.

Biggi
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Beitrag von Biggi »

Hobbes hat geschrieben:ich möchte mich 100% auf gott konzentrieren wenn ich mit ihm spreche.
Ich auch - möglichst... (Klappt oft genug nicht. :/ ) Allerdings möchte ich mehr Zeit mit Gott im Gespräch sein als nur in diesen (bei mir recht ausgedehnten) Zeiten des ausschließlichen Gesprächs mit ihm. Ebenso wie ich im Laufe eines Tages nicht nur dann mit Menschen rede, wenn ich mich 100%ig auf das jeweilige Gegenüber konzentrieren kann, sondern auch bei einem Spaziergang, beim Autofahren, bei der Hausarbeit, bei.... - genauso halt mit Gott. Und ich glaub nicht, dass er was dagegen hat.
Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll.
(Adolph Kolping, Patron des XX. Weltjugendtags 2005)

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Geronimo hat geschrieben:Was willst du machen mit jemandem, der abends im Bett beim ersten Gesätz vom Rosenkranz schlichtweg ...einschläft?
Den Seinen gibts der Herr auch im Schlaf, Geronimo, da würde ich drauf vertrauen :ja:

Ehrlich, ich finde das nicht schlimm, ganz im Gegenteil - ist doch herrlich, in der inneren Nähe zu Gott oder meinetwegen auch zur Gottesmutter einfach wegzuschlummern.

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Meine Großmutter (+ 1985) sagte dazu immer:
"Wenn ich einschlafe, beten die Engel weiter..."

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ihr seid wirklich lieb ... :kiss:


Geronimo

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Ermi
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Re: Christliche Meditation?

Beitrag von Ermi »

Kathrin hat geschrieben:Ich habe schon oft etwas den Begriff Meditation im Zusammenhang mit dem christlichen Gebet gehört, weiß damit aber nichts anzufangen. Ist das einfach ein anderer Ausdruck für ein nachdenkendes Gebet oder was verbirgt sich dahinter? :kratz:
Hallo Kathrin!
Darf ich Dir hier einige Punkte zum meditativen – kontemplativen Gebetes aufschreiben.

• Wie unterscheidet sich das kontemplative Gebet z. B. zum charismatischen Gebet? Im charismatischen Gebet wird die Geste, die oft spontan, schwungvoll, überschwenglich ist (z.B. klatschen, rhythmisches Bewegen des Körpers) begleitet von frohlockenden Gebeten, Akklamationen, Lobgesängen. Beim im Körper ausgedrückten oder gesungenen kontemplativen Gebet muß man aber von einer Verinnerlichung des Körpers und der Sinne sprechen. (Paul de la Croix)
• Der Ort Gottes – Diesen Rückzug des Menschen im Gebet in die innerste Mitte, wo das Schweigen geboren wird, haben die Mönche der Ostkirche von allem Anfang an gekannt und praktiziert. Es gibt dafür einen Ausdruck: hesychia. (Paul de la Croix)
• Ich bleibe in der Liebe des Vaters – Wir berühren hier das Spezifische des christlichen Gebetes. Mit Christus und durch Christus kommt der Christ zu Gott und in seiner Liebe. (Paul de la Croix)
• Wenn Du kontemplativ beten willst, versuche es erst täglich mit 10 Minuten. Erst nach längerem Einüben kannst Du die Zeit verlängern. :argue:
Gott ist mittendrin!

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Kathrin
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Beitrag von Kathrin »

Blöde Frage: Aber was mache ich in den zehn Minuten? :kratz:

Anastasis

Beitrag von Anastasis »

Kathrin hat geschrieben:Blöde Frage: Aber was mache ich in den zehn Minuten? :kratz:
Eigentlich... möglichst nichts.
Außer Dich öffnen und lauschen.
Das "Machen" übernimmt ein anderer.

Wie man dahin kommt - dafür gibt es unzählige Wege und genausoviele Anleitungen. Ein paar davon z.B. hier. Oder einfach mal einen Wochenendkurs "kontemplatives Gebet" oder "Herzengebet" oder "Jesusgebet" oder so machen.

Laura

Beitrag von Laura »

Kathrin hat geschrieben:Blöde Frage: Aber was mache ich in den zehn Minuten? :kratz:

Die Übung war von Micha schon mal vorgeschlagen worden...
Hier noch mal, weil es einfach gut ist.

Angeleitete Übung GEBET DER LIEBENDEN AUFMERKSAMKEIT Wie bei jeder Gebetszeit beginne ich damit, mich vor Gott einzufinden. Ich nehme mich wahr, wie ich bin und stelle mir vor, dass Gottes Gegenwart mich einhüllt. Dann beginne ich mit dem großen Kreuzzeichen und spreche: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Herr, am Ende dieses Tages trete ich noch einmal vor dich. Du bist der Ursprung, der tragende Grund und das Ziel aller Wirklichkeit. Du bist auch der Herr meines Lebens. Darum ist es gut für mich, vor dir dazusein. Und es ist gut, dir zu danken für die vielen Zeichen deiner Liebe, mit der du mich auch heute wieder umgeben hast. Manches, was dieser Tag brachte, ist mir noch rätselhaft. Ohne dich bleibt mir diese Wirklichkeit verschlossen. So möchte ich nun an deiner Hand auf mein eigenes Leben eingehen. Hilf mir, die Wirklichkeit dieses Tages ans Licht kommen zu lassen. Lass sie mich mit liebender Aufmerksamkeit anschauen, ohne gleich zu werten oder zu urteilen, ohne sofort Ja oder Nein zu sagen, ohne zu beurteilen, was sein darf und was nicht. Hilf mir, zu sehen und gelten zu lassen, was heute war: in mir, durch mich und um mich. Ich lasse nun den Tag an mir vorbeiziehen: Stunde für Stunde - Ort um Ort - Begegnung nach Begegnung. Manches betrachte ich wie in Zeitlupe, anderes zieht im Zeitraffertempo an mir vorbei. Wichtig ist nicht die Vollständigkeit, sondern ein Verweilen bei dem, „was sich anbietet“. Empfindungen, z.B. Sinneswahrnehmungen, bzw. Gefühle wie Freude, Ärger, Angst oder auch Gedanken, die ich in einzelnen Situationen hatte, können wieder aufsteigen - andere melden sich vielleicht jetzt neu. Aus dem Abstand heraus, den ich in dieser Abendstunde habe, kann ich dann auch Stellung nehmen zu dem, was heute war. Ich versuche wahrzunehmen, ob und wie ich in all dem den Heiligen Geist, d.h. die Bewegungen von Lieben, Glauben und Hoffen, am Werk spüre oder die Umtriebe des unheiligen Geistes, d.h. die von Egoismus, Misstrauen, Entmutigung.
Mit der so erfahrenen Wirklichkeit wende ich mich nun wieder Gott zu, im Vertrauen, dass er mich so annimmt, wie ich wirklich bin. - Je nachdem, was ich erkannt habe und wie ich mich heute erlebt habe, wird das nun folgende Gebet mehr von Freude und Dankbarkeit oder von Reue und Hoffnung auf Erbarmen bestimmt sein.
Nun gilt es noch, auf den kommenden Tag zuzugehen: Was bewegt mich schon jetzt im Blick auf den morgigen Tag? Pläne – Ereignisse – Begegnungen - Hoffnungen - Befürchtungen - ich lege sie in Gottes Hand und bitte ihn um Vertrauen und Zuversicht, um Entschiedenheit für das, was jetzt gerade wichtig für mich ist, wohin mich meine Sehnsucht zieht.
Ich bete mit den Worten des greisen Simeon: "Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit, und in Ewigkeit. Amen.

Quelle: www.kath.de/bistum/mainz/exa/advent/Einf%FChrung 02.pdf

Und immer schön üben ... jeden Abend


Laura

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Man kann es auch richtig studieren:

Universität Heidelberg. Theologische Fakultät, Wintersemester 2004/5:

Beten - wie geht das?
Dozent/in
Prof. Dr. Christian Möller, Ordinarius

Angaben
Vorlesung, 2 SWS, Schein
Zeit und Ort: Mo 9:00 - 11:00, NUni HS4

Institution: Praktisch-Theologisches Seminar

**************************************

Ob der Professor mit den Studis da jeden Montag zwei Stunden betet? :roll:

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Ketzerin
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Wohnort: Ba-Wü

Beitrag von Ketzerin »

Hmmm, Möller ist sicher spannend....hab ihn mal predigen hören.
Fands ganz gut. Ich glaub aber eher weniger, daß er mit den Studis betet.
Aber ich hab gehört, daß es schon ganz spannende "Übungen" bei ihm im Seminar geben kann.
Falls jemand hingeht, lasst es mich doch bitte per PN wissen.
Und eure Meinung dazu :mrgreen:
soli deo gloria

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Ketzerin hat geschrieben:Falls jemand hingeht, lasst es mich doch bitte per PN wissen.
Wenn ich es irgend schaffe (ich bin ganztags berufstätig), höre ich mir zumindest die erste Vorlesung mit dem Semesterüberblick an und gehe dann vielleicht hin und wieder hin ... mal sehen. Ich würde mich dann noch mal melden.

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