Die liberale „Funktion“ der Kirche

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liberalerphilosoph
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Die liberale „Funktion“ der Kirche

Beitrag von liberalerphilosoph »

-

Hat die Kirche eine liberale "Funktion" in der Gesellschaft?

Hier ein Kommentar im Forum Ordnungspolitik:

http://www.forum-ordnungspolitik.de/con ... ew/358/32/


-

Kurt
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Re: Die liberale "Funktion" der Kirche

Beitrag von Kurt »

liberalerphilosoph hat geschrieben:Hat die Kirche eine liberale "Funktion" in der Gesellschaft?
Ja sicher.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Lateinisch liberalis bedeutet ja „freigiebig“.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Kurt
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Beitrag von Kurt »

Letztlich funktioniert Liberalismus ohne Kirche nicht. Das macht sie nützlich. Das hatten wir schon mal.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich hätt’ lieber Aal.
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Carl Caiser
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Beitrag von Carl Caiser »

Kann eine "Funktion" "liberal" sein?
Ubi spiritus domini ibi libertas!

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Linus
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Beitrag von Linus »

Carl Caiser hat geschrieben:Kann eine "Funktion" "liberal" sein?
Frag Luhmann. :D
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Raphael

Re: Die liberale "Funktion" der Kirche

Beitrag von Raphael »

liberalerphilosoph hat geschrieben:-

Hat die Kirche eine liberale "Funktion" in der Gesellschaft?

Hier ein Kommentar im Forum Ordnungspolitik:

http://www.forum-ordnungspolitik.de/con ... ew/358/32/


-
Bei derlei Fragestellungen kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß damit Religion (im weitesten Sinne) technokratisch vereinnahmt werden soll! :hmm:

Ein rationalistisches Mißverständnis dessen, was Religion eigentlich ausmacht!

Carl Caiser
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Beitrag von Carl Caiser »

Jede Funktion bewirkt Polarisierung - Es gibt keine Funktion, die "liberal" wäre.

"Leonardo Boff schreibt in "Kirche: Charisma und Amt": "Was das Christentum sein soll, wissen wir nicht, wir wissen nur, als was es sich im historischen Prozeß erweist."

Damit wird die göttliche Person Jesu Christi in Frage gestellt. Seine Offenbarung wird ihres ewigen göttlichen Wesens und ihrer Einzigkeit entkleidet und zu einer Stufe innermenschlicher Evolution gemacht. Von dieser Prämisse aus werden die ganze Heilige Schrift und alle bisherigen kirchlichen Verkündigungen hinterfragt.
Damit ist die Ökumene mit allen so Gesinnten problemlos geworden. Das Festhalten der Kirche an trennenden Glaubensunterschieden, aber auch das Glaubensbekenntnis der Reformation erscheint als beherrschender Zwang, der das Einswerden verhindert.

Es ist offensichtlich, daß in einer solchen Ideologie das Selbstzeugnis der Kirche, sie sei Verkünderin der göttlichen Wahrheit, als unerträgliche Anmaßung und überholter Starrsinn erscheint - ganz im Sinne der political correctness - und eine Polarisierung bewirkt, welche Einheit zerstört und die Menschen in Unmündigkeit zurückhält. Damit ist von Seiten dieser Ideologie die Polarisierung klar gegeben, da sie die göttliche Verkündigungsvollmacht der Kirche vom Dialog ausschließt und mit allen Kommunikationsmitteln darum kämpft, die öffentliche Meinung dem katholischen Lehramt zu entfremden. ...

Dieser Kampf ist so erfolgreich, daß die katholisch Glaubenden von Zweifeln und Ängsten befallen werden. Eingeschüchtert durch den Vorwurf, daß sie durch Polarisierung die Einheit stören, vermeiden viele jedes öffentliche Bekenntnis zur göttlichen Vollmacht der Kirche, ja dieser Glaube hört unmerklich auf.

Unsere Zeit will die Gegensätzlichkeit von Wahrheit und Irrtum wegtäuschen und durch Anpassung die Einheit machen. Sie will den Frieden bringen, wie die Welt ihn gibt. Christus aber sagt, Er bringe das Schwert, nämlich das Schwert aus seinem Mund, das Wort der Wahrheit, das vom Irrtum scheidet. Sein Friede ist dieses Geschenk der göttlichen Wahrheit, die den frei macht, der sie annimmt. ..." P. Eugen Mederlet OFM

Also, ...was wollen "katholische" Liberalisten:
"katholische" Liberalisten wollen die Quadratur des Kreises:
Sie wollen
- ...einerseits "katholisch" qua Taufe und sonstiger gesellschaftlich relevanter AddOns (Kommunion, Firmung, Hochzeit, etc) sein, aber kein vollumfängliches Bekenntnis ablegen.
- ...Vereinbarkeit von Pluralismus und göttlich beglaubigtem Lehramt
- ...beliebig veränderbare d.h. an den Zeitgeist anpassbare göttliche Offenbarung
- ... etc.

Damit hätten wir eine Beschreibung des katholischen Mainstream in Deutschland:
"Deutschkatholizismus" (Ideologie)

Mit dem Titel zu diesem Thread wird eine unbewiesene Aussage auf ein bestimmtes Ziel hin gewählt und als gewiß gesetzt, nach welcher alles damit Zusammenhängende gedeutet und umgedeutet werden soll. (Das, liebe Anhänger des Deutschkatholizismus, ist übrigens die Definition einer jeden Ideologie.)

Hier hilft nur Umkehr bzw. persönliche Bekehrung, bevor es zu spät ist!
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liberalerphilosoph
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Beitrag von liberalerphilosoph »

Carl Caiser hat geschrieben:Jede Funktion bewirkt Polarisierung - Es gibt keine Funktion, die "liberal" wäre.

...


Also, ...was wollen "katholische" Liberalisten:
"katholische" Liberalisten wollen die Quadratur des Kreises:
Sie wollen
- ...einerseits "katholisch" qua Taufe und sonstiger gesellschaftlich relevanter AddOns (Kommunion, Firmung, Hochzeit, etc) sein, aber kein vollumfängliches Bekenntnis ablegen.
- ...Vereinbarkeit von Pluralismus und göttlich beglaubigtem Lehramt
- ...beliebig veränderbare d.h. an den Zeitgeist anpassbare göttliche Offenbarung
- ... etc.


Wieso legen Katholiken, die politisch liberal sind, kein vollumfängliches Bekenntnis ab?

Wieso ist der Pluralismus nicht mit dem kirchlichen Lehramt vereinbar?

Carl Caiser
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Beitrag von Carl Caiser »

liberalerphilosoph hat geschrieben:
Carl Caiser hat geschrieben:Jede Funktion bewirkt Polarisierung - Es gibt keine Funktion, die "liberal" wäre.

...


Also, ...was wollen "katholische" Liberalisten:
"katholische" Liberalisten wollen die Quadratur des Kreises:
Sie wollen
- ...einerseits "katholisch" qua Taufe und sonstiger gesellschaftlich relevanter AddOns (Kommunion, Firmung, Hochzeit, etc) sein, aber kein vollumfängliches Bekenntnis ablegen.
- ...Vereinbarkeit von Pluralismus und göttlich beglaubigtem Lehramt
- ...beliebig veränderbare d.h. an den Zeitgeist anpassbare göttliche Offenbarung
- ... etc.


Wieso legen Katholiken, die politisch liberal sind, kein vollumfängliches Bekenntnis ab? (1)

Wieso ist der Pluralismus nicht mit dem kirchlichen Lehramt vereinbar? (2)
Ad 1:
Damit habe ich Sie gemeint, liberalerphilosoph.
Ad 2:
Wurde das nicht bereits in meinem Artikelzitat deutlich?
Für Sie noch einmal deutlich:

"...Es ist offensichtlich, daß in einer solchen Ideologie das Selbstzeugnis der Kirche, sie sei Verkünderin der göttlichen Wahrheit, als unerträgliche Anmaßung und überholter Starrsinn erscheint - ganz im Sinne der political correctness - und eine Polarisierung bewirkt, welche Einheit zerstört und die Menschen in Unmündigkeit zurückhält. ..."

Sie, Die Kirche nämlich, ist die Verkünderin der göttlichen Wahrheit.
(Hoffentlich müssen wir beide uns jetzt nicht noch über den Kirchenbegriff streiten)
"Pluralismus" in diesem Zusammenhang meint, daß die Kirche kosmosweit eine unter vielen authentischen Verkünderinnen der einen Wahrheit sei - dies jedoch ist ausgeschlossen.
Ubi spiritus domini ibi libertas!

liberalerphilosoph
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Beitrag von liberalerphilosoph »

Carl Caiser hat geschrieben:
liberalerphilosoph hat geschrieben:
Wieso legen Katholiken, die politisch liberal sind, kein vollumfängliches Bekenntnis ab? (1)

Wieso ist der Pluralismus nicht mit dem kirchlichen Lehramt vereinbar? (2)
Ad 1:
Damit habe ich Sie gemeint, liberalerphilosoph.
Ad 2:
Wurde das nicht bereits in meinem Artikelzitat deutlich?
Für Sie noch einmal deutlich:

"...Es ist offensichtlich, daß in einer solchen Ideologie das Selbstzeugnis der Kirche, sie sei Verkünderin der göttlichen Wahrheit, als unerträgliche Anmaßung und überholter Starrsinn erscheint - ganz im Sinne der political correctness - und eine Polarisierung bewirkt, welche Einheit zerstört und die Menschen in Unmündigkeit zurückhält. ..."

Sie, Die Kirche nämlich, ist die Verkünderin der göttlichen Wahrheit.
(Hoffentlich müssen wir beide uns jetzt nicht noch über den Kirchenbegriff streiten)
"Pluralismus" in diesem Zusammenhang meint, daß die Kirche kosmosweit eine unter vielen authentischen Verkünderinnen der einen Wahrheit sei - dies jedoch ist ausgeschlossen.

In diesem Sinne sind wir sogar einer Meinung. Anstelle von "Pluralismus" sollte man jedoch von "Relativismus" sprechen.

Carl Caiser
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Beitrag von Carl Caiser »

liberalerphilosoph hat geschrieben:
Carl Caiser hat geschrieben:
liberalerphilosoph hat geschrieben:
Wieso legen Katholiken, die politisch liberal sind, kein vollumfängliches Bekenntnis ab? (1)

Wieso ist der Pluralismus nicht mit dem kirchlichen Lehramt vereinbar? (2)
Ad 1:
Damit habe ich Sie gemeint, liberalerphilosoph.
Ad 2:
Wurde das nicht bereits in meinem Artikelzitat deutlich?
Für Sie noch einmal deutlich:

"...Es ist offensichtlich, daß in einer solchen Ideologie das Selbstzeugnis der Kirche, sie sei Verkünderin der göttlichen Wahrheit, als unerträgliche Anmaßung und überholter Starrsinn erscheint - ganz im Sinne der political correctness - und eine Polarisierung bewirkt, welche Einheit zerstört und die Menschen in Unmündigkeit zurückhält. ..."

Sie, Die Kirche nämlich, ist die Verkünderin der göttlichen Wahrheit.
(Hoffentlich müssen wir beide uns jetzt nicht noch über den Kirchenbegriff streiten)
"Pluralismus" in diesem Zusammenhang meint, daß die Kirche kosmosweit eine unter vielen authentischen Verkünderinnen der einen Wahrheit sei - dies jedoch ist ausgeschlossen.

In diesem Sinne sind wir sogar einer Meinung. ...
...dies hatte ich erhofft und erbetet und freue mich sehr darüber!
Ubi spiritus domini ibi libertas!

Funnemann
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Beitrag von Funnemann »

Die Kirche sollte die Verkünderin der göttlichen Wahrheit sein.
Sie hat aber auch schon Irrlehren verkündet Die Kreuzzüge gehören z. B. dazu, auch der Ablaßhandel ist bis heute zumindestens fragwürdig.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Funnemann hat geschrieben:Die Kirche sollte die Verkünderin der göttlichen Wahrheit sein.
Sie hat aber auch schon Irrlehren verkündet Die Kreuzzüge gehören z. B. dazu, auch der Ablaßhandel ist bis heute zumindestens fragwürdig.
Was ist an der Intention des Kreuzzuges falsch? (Mission, die ist uns sogar durch Jesus "verordnet"), der Ablaß (nicht der Handel damit) ist ebenso nötig wie sinnvoll.
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Funnemann
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Beitrag von Funnemann »

Die Kreuzzüge waren gewalttätig und haben vielen, vielen Menschen das Leben gekostet. Und über frühere Missionstätigkeiten
kann man sicherlich kontrovers diskutieren. Jesus hat in seiner
Bergpredigt eindeutig die Gewalt abgelehnt.

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Funnemann

Betreibe mal Quellenforschung und befasse Dich mit den Ursachen der Kreuzzüge, bevor Du hier in Deiner Unkenntnis Dich weiterhin unnötig prostituierst.
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

ad_hoc hat geschrieben:Funnemann

Betreibe mal Quellenforschung und befasse Dich mit den Ursachen der Kreuzzüge, bevor Du hier in Deiner Unkenntnis Dich weiterhin unnötig prostituierst.
Und was für einen Sinn hat es deiner Meinung nach, zu einem Kinderkreuzzug aufrufen und damit die Kinder in den sicheren Tod zu senden? - Keiner der Kinder ist damals wieder zurückgekommen!

Funnemann
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Beitrag von Funnemann »

Ursachen gibt es für alle Aktivitäten. Nur davon werden Sie nicht zum Recht erhoben. Gewalt ist Unrecht und im Namen Christi besonders verwerflich!

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Funnemann hat geschrieben:Ursachen gibt es für alle Aktivitäten. Nur davon werden Sie nicht zum Recht erhoben. Gewalt ist Unrecht und im Namen Christi besonders verwerflich!
Die Frage oben war an ad_hoc gestellt, aufgrund seiner Antwort.

liberalerphilosoph
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Brich in Deiner Kirche an...

Beitrag von liberalerphilosoph »

--

Das Problem der Kreuzzüge ist sicherlich interessant, zumal heute niemand die Frage stellt, mit welchen Mitteln die Moslems zuvor nach Jerusalem gekommen sind. Trotzdem ist die Kritik von Funnemann insofern berechtigt und wichtig, als sie auf eine Vermischung von politischer Gewalt und kirchlicher Lehre hinweist, die letztlich die Ursache für die Kreuzzüge bildet. Die Forderung des Liberalismus, Politik und Kirche zu unterscheiden und zu trennen, gewinnt aus dieser Perspektive ihren christlich-moralischen Sinn.

Heute ist jedoch ein anderes Problem für uns Westeuropäer viel wichtiger: Die Menschen hängen aus Angst vor dem Leben lieber am Rockzipfel des Staates, weil sie sich dann sicherer fühlen. Eine von der katholischen Kirche anzustoßende Reevangelisierung Deutschlands hat genau hier anzusetzen. Wieso fühlen sich die Menschen, denen es in der europäischen Geschichte selten so gut ging wie heute, so ängstlich? Wieso schleudert die katholische Kirche ihnen nicht wortgewaltig und voller Überzeugung und von allen Kanzeln und Fernsehkanälen das "Fürchtet Euch nicht!" entgegen?

Doch wohl auch deshalb nicht, weil man vor lauter Staatsfixierung selber nicht mehr vom "Fürchtet Euch nicht!" überzeugt ist. Wahrscheinlich haben wir es hier mit einem Teufelskreis im wahrsten Sinne des Wortes zu tun: Der Staat erzeugt heute durch institutionelle Fehlsteuerung die Ängste, die die einzelnen angstvollen Menschen dann dazu veranlaßt, wieder direkte Hilfe beim Staat zu suchen. Abhängigkeit vom Staat und Suchtverhalten nach staatlichen Leistungen sind die Folge. Und die Kirche traut sich nicht, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, weil sie verlernt hat, wechselseitige Kooperation der Individuen und gegenseitige Selbsthilfe jenseits aller staatlichen Leistungen auch nur zu denken. Im antiken Rom war die Kirche da wohl moderner.

Wieso will heute in der katholischen Kirche in Deutschland eigentlich niemand wahrnehmen, daß die Einführung der Sozialversicherung durch Bismarck auch im Zusammenhang mit dem Kulturkampf steht. Bismarck hat vermutlich sehr deutlich gesehen, daß durch eine gesetzliche Sozialversicherung die katholischen Verbände und Selbsthilfevereinigungen weitgehend ihren lebenspraktischen Sinn verlieren und zu reinen kuscheligen Freizeitgruppen mutieren werden. Gleichzeitig wurde das liberale Genossenschaftswesen vernichtet. Der Liberale Eugen Richter wußte also sehr genau, weshalb er sich auch gegen den Kulturkampf wortgewaltig aufgelehnt hat. Und daß heute in Europa seit über 40 Jahren ein Kulturkampf mit anderen Mitteln gegen Eigentum, Familie und Religion geführt wird, ist doch mehr als offensichtlich.

Also, wir brauchen innerhalb der katholischen Kirche dringend Menschen, die sich mit der Vereinbarung von Katholizismus und Liberalismus auseinandersetzen und die das Credo aus dem Buch von Abtprimas Dr. Notker Wolf OSB "Worauf warten wir?" wissenschaftlich und theologisch fundieren und innerhalb der katholischen Kirche weitertragen und Überzeugungsarbeit leisten. "Brich in Deiner Kirche an, daß die Welt es sehen kann! Erbarm Dich, Herr!"

--

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Esperanto
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Beitrag von Esperanto »

Also Kirche als Funktion ist uns zu wenig, auch wenn es hier schon im Titel in Anführungsstriche gesetzt wurde. Mir ist es lieber, wenn die Kirche sich nicht mit den Reichen und Mächtigen verbündet, um dann einen Blankoscheck zur Volksmission erteilt zu bekommen. Das ist zwar über Jahrhunderte sehr effektiv und erfolgreich so gelaufen, aber gegen Reiche und Mächtige, besonders gegenüber Liberalen, habe ich heftige Vorbehalte.

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Raphaela hat geschrieben:
Und was für einen Sinn hat es deiner Meinung nach, zu einem Kinderkreuzzug aufrufen und damit die Kinder in den sicheren Tod zu senden? - Keiner der Kinder ist damals wieder zurückgekommen!
Raphaela. Das für Funnemann Gesagte gilt auch für Dich. Beschäftige Dich zunächst mit den Kreuzzügen, bevor Du hier irgend eine Meinung, wenn auch in Frageform, einstelltst.
Wer hat den Kinderkreuzzug initiiert? Wer hat zum Kinderkreuzzug aufgerufen? Weißt Du überhaupt, wie der Kinderkreuzzug im einzelnen verlaufen ist und wie er endete?
Welchen Anteil hatten die Eltern, die Kirche, staatliche Institutionen, sonstige Personen usw. daran? Wie ist deren Verhalten zu bewerten?


Funnemann

Du solltest Dich wirklich mit den Kreuzzügen beschäftigen, bevor Du hier den vergeblichen Versuch machst, etwas Sinnvolles auszusagen.
Welche Ursache müßte also gesetzt worden sein, dass der Beschluss zu Durchführung eines Kreuzzugs gerechtfertigt sein könnte? Welche Kriterien waren damal für die Entscheidungsfinung des Papstes maßgebend?
Eine kleine Unterstützung: Der erste Kreuzzug war aus damaliger Sicht und nach Lage der Dinge gerechtfertigt. Er hätte nur um Jahrhunderte früher stattfinden sollen.
Mache also zunächst mal Deine Hausaufgaben - dann bin ich Dir gerne bei der weiteren Analyse vor allem in Bezug auf Die Rechtfertigungsfrage behilflich.
Dann, und zwar erst dann, stellt sich die Frage nach der Art und Weise, wie der Kreuzzug sich weiterhin entwickelte.

Gruß, ad_hoc
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Funnemann
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Beitrag von Funnemann »

Ich wiederhole - egal welche Ursachen die Kreuzzüge hatten -
Rechtfertigungen gibt es immer. Die Kreuzzüge wiedersprechen
der Bergpredigt und der christlichen Gewaltlosigkeit, die Jesus
gepredigt hat, da gibt es kein Wenn und Aber!

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Linus
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Beitrag von Linus »

Funnemann hat geschrieben:Die Kreuzzüge wiedersprechen
der Bergpredigt und der christlichen Gewaltlosigkeit, die Jesus
gepredigt hat, da gibt es kein Wenn und Aber!
na wenns die Kreuzzüge eh der Bergprefigt wiedersprechen, dann ist eh alles in Butter. Doppelt hält bekanntlich besser.

Und wie kommst du auf "Gewaltlosigkeit des Christentums"?
Jesus in Matthäus'( 10,34) Worten hat geschrieben:" Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert."
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Maurus
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Beitrag von Maurus »

Linus hat geschrieben:
Funnemann hat geschrieben:Die Kreuzzüge wiedersprechen
der Bergpredigt und der christlichen Gewaltlosigkeit, die Jesus
gepredigt hat, da gibt es kein Wenn und Aber!
na wenns die Kreuzzüge eh der Bergprefigt wiedersprechen, dann ist eh alles in Butter. Doppelt hält bekanntlich besser.

Und wie kommst du auf "Gewaltlosigkeit des Christentums"?
Jesus in Matthäus'( 10,34) Worten hat geschrieben:" Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert."
In den Kontext der übrigen Lehre gesetzt kann das mE nur ein Hinweis darauf sein, was Christen später zu allen Zeiten zu erdulden hatten (vgl auch Jesus zu Petrus im Garten Getsemane).

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Linus
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Beitrag von Linus »

Maurus hat geschrieben: In den Kontext der übrigen Lehre gesetzt kann das mE nur ein Hinweis darauf sein, was Christen später zu allen Zeiten zu erdulden hatten (vgl auch Jesus zu Petrus im Garten Getsemane).
JA UND?
wurde Christus denn ans Kreuz genagelt, oder hat man Ihn todgestreichelt?

Verständnislos

Linus
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Carl Caiser
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Re: Brich in Deiner Kirche an...

Beitrag von Carl Caiser »

liberalerphilosoph hat geschrieben:--
...
Die Forderung des Liberalismus, Politik und Kirche zu unterscheiden und zu trennen, gewinnt aus dieser Perspektive ihren christlich-moralischen Sinn.
...
Wieso schleudert die katholische Kirche ihnen nicht wortgewaltig und voller Überzeugung und von allen Kanzeln und Fernsehkanälen das "Fürchtet Euch nicht!" entgegen?
Doch wohl auch deshalb nicht, weil man vor lauter Staatsfixierung selber nicht mehr vom "Fürchtet Euch nicht!" überzeugt ist.
...
die Kirche traut sich nicht, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, weil sie verlernt hat, wechselseitige Kooperation der Individuen und gegenseitige Selbsthilfe jenseits aller staatlichen Leistungen auch nur zu denken.
...
Bismarck hat vermutlich sehr deutlich gesehen, daß durch eine gesetzliche Sozialversicherung die katholischen Verbände und Selbsthilfevereinigungen weitgehend ihren lebenspraktischen Sinn verlieren und zu reinen kuscheligen Freizeitgruppen mutieren werden. Gleichzeitig wurde das liberale Genossenschaftswesen vernichtet.
...
Also, wir brauchen innerhalb der katholischen Kirche dringend Menschen, die sich mit der Vereinbarung von Katholizismus und Liberalismus auseinandersetzen
...
"Brich in Deiner Kirche an, daß die Welt es sehen kann! Erbarm Dich, Herr!"

--
Es drängt mich dieses Ihr o.g. Exzerpt des bekannten Kirchenliedes zu vervollständigen, um einmal mehr zu verdeutlichen VON WEM (und nicht von welcher Ideologie z.B. Liberal-ismus oder Klerikalfasch-ismus ["Stuhlkreispastoral"]) wir Hilfe erflehen und erwarten:

"Sonne der Gerechtigkeit

1. Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unsrer Zeit;
brich in Deiner Kirche an, daß die Welt es sehen kann.
Erbarm Dich, Herr!

2. Weck die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit,
das sie Deine Stimme hört, sich zu Deinem Worte kehrt.
Erbarm Dich, Herr!

3. Schaue die Zertrennung an, der sonst niemand wehren kann;
sammle großer Menschenhirt, alles, was sich hat verirrt.
Erbarm Dich, Herr!

4. Tu der Völker Türen auf; Deines Himmelreiches Lauf
hemme keine List noch Macht. Schaffe Licht in dunkler Nacht!
Erbarm Dich, Herr!

5. Gib den Boten Kraft und Mut, Glauben, Hoffnung, Liebesglut,
und lass reiche Frucht aufgehn, wo sie unter Tränen sä'n.
Erbarm Dich, Herr!

6. Laß uns Deine Herrlichkeit sehen auch in dieser Zeit
und mit unsrer kleinen Kraft suchen, was den Frieden schafft.
Erbarm Dich, Herr!

7. Lass uns eins sein, Jesu Christ, wie Du mit dem Vater bist,
in Dir bleiben allezeit, heute, wie in Ewigkeit.
Erbarm Dich, Herr!

8. Kraft, Lob, Ehr und Herrlichkeit sei dem Höchsten allezeit,
der, wie Er ist drei in ein, uns in Ihm lässt eines sein.
Erbarm Dich, Herr!"

(Lied, Autor: Christian David 1692 - 1751, C.G.Barth, C. Nehring)

Daraus folgt, was wir innerhalb der katholischen Kirche dringend brauchen:
Menschen, die in Gebet + Tat, Kontemplation + Aktion, Tat + Wahrheit dem einzig wahren Hirten zu folgen bereit sind - jenem Hirten, der uns exemplarisch vorausgegangen ist...
... und dies kaum in der Erwartung "totgestreichelt" zu werden...
Ubi spiritus domini ibi libertas!

Stephen Dedalus
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Re: Brich in Deiner Kirche an...

Beitrag von Stephen Dedalus »

Carl Caiser hat geschrieben:Es drängt mich dieses Ihr o.g. Exzerpt des bekannten Kirchenliedes zu vervollständigen, um einmal mehr zu verdeutlichen VON WEM (und nicht von welcher Ideologie z.B. Liberal-ismus oder Klerikalfasch-ismus ["Stuhlkreispastoral"]) wir Hilfe erflehen und erwarten:
Ein wunderbares Lied! Gedichtet im Umfeld der sogenannten "Böhmischen Brüder" unter dem Druck der katholischen Gegenreformation im Zeitalter der Konfessionalisierung. Die Böhmischen Brüder waren die Nachfolger der Hussiten. Sie wurden grausam aus ihrer Heimat vertrieben und siedelten sich zum Teil in Sachsen, zum Teil in Brandenburg an, wo man ihnen Zuflucht bot.

Vor diesem Hintergrund gewinnt besonders die fünfte Strophe ein eigenes Gewicht:
5. Gib den Boten Kraft und Mut, Glauben, Hoffnung, Liebesglut,
und lass reiche Frucht aufgehn, wo sie unter Tränen sä'n.
Erbarm Dich, Herr!
Die Menschen, die dies gedichtet und gesungen haben, hatten zu leiden. Ihre Verfolger waren die römische Kirche in Verbindung mit dem Habsburgerstaat.
If only closed minds came with closed mouths.

Carl Caiser
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Beitrag von Carl Caiser »

Ich gestehe - beinahe wäre mir die feine Spitze entgangen - jedoch möchte ich klarstellen, daß ich mich zur Kirche, auch deshalb bekenne, weil Sie Kirche der fortwährenden Umkehr ist, weil sie aus Mitgliedern besteht, die der fortwährenden Umkehr bedürfen. Aufgrund Ihrer Eingabe freue ich mich sehr, daß wohl inner- und ausserkatholischerseits das Bedürfnis besteht sowohl einem INTERgemeindlichen als auch einem INNERkirchlichen Klerik alfaschi smus die Stirn zu bieten, z.B. durch das von Herzen gesungene o.g. Lied...
Ubi spiritus domini ibi libertas!

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

ad_hoc hat geschrieben:Raphaela hat geschrieben:
Und was für einen Sinn hat es deiner Meinung nach, zu einem Kinderkreuzzug aufrufen und damit die Kinder in den sicheren Tod zu senden? - Keiner der Kinder ist damals wieder zurückgekommen!
Raphaela. Das für Funnemann Gesagte gilt auch für Dich. Beschäftige Dich zunächst mit den Kreuzzügen, bevor Du hier irgend eine Meinung, wenn auch in Frageform, einstelltst.
Wer hat den Kinderkreuzzug initiiert? Wer hat zum Kinderkreuzzug aufgerufen? Weißt Du überhaupt, wie der Kinderkreuzzug im einzelnen verlaufen ist und wie er endete?
Welchen Anteil hatten die Eltern, die Kirche, staatliche Institutionen, sonstige Personen usw. daran? Wie ist deren Verhalten zu bewerten?



Funnemann

Du solltest Dich wirklich mit den Kreuzzügen beschäftigen, bevor Du hier den vergeblichen Versuch machst, etwas Sinnvolles auszusagen.
Welche Ursache müßte also gesetzt worden sein, dass der Beschluss zu Durchführung eines Kreuzzugs gerechtfertigt sein könnte? Welche Kriterien waren damal für die Entscheidungsfinung des Papstes maßgebend?
Eine kleine Unterstützung: Der erste Kreuzzug war aus damaliger Sicht und nach Lage der Dinge gerechtfertigt. Er hätte nur um Jahrhunderte früher stattfinden sollen.
Mache also zunächst mal Deine Hausaufgaben - dann bin ich Dir gerne bei der weiteren Analyse vor allem in Bezug auf Die Rechtfertigungsfrage behilflich.
Dann, und zwar erst dann, stellt sich die Frage nach der Art und Weise, wie der Kreuzzug sich weiterhin entwickelte.

Gruß, ad_hoc
Hallo ad_hoc
ich hatte dich nicht nach dem geschichtlichen Hintergrund gefragt, sondern nach deiner eigenen Meinung .
Den geschichtlichen Hintergrund kann sich jeder anlesen, eine eigene Meinung muss sich jeder selber bilden.

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Den geschichtlichen Hintergrund kann sich jeder anlesen, eine eigene Meinung muss sich jeder selber bilden.
Was für einen geschichtlichen Hintergrund?
Die eigene Meinung ist immer abhängig von der Anzahl und der Qualität der Quellen. Sind diese schlecht bzw. überwiegend schlecht, ist es naturgemäß auch mit der eigenen Meinung nicht gut bestellt.
Derjenige, der sich bei seiner Meinungsbildung also nur auf sein Schul- und Internetwissen verlassen muß, ist bereits verlassen.

Meine Meinung zu den Kreuzzügen geht aus meinen wenigen Bemerkungen in diesem Thread bereits hervor. Danach waren die Kreuzzüge ohne Zweifel gerechtfertigt, die Art und Weise, wie der erste und die folgenden Kreuzzüge für Privatfehden untereinander genutzt und zweckentfremdet wurden, ist eine andere Sache.
Dem Papst ist also nicht vorzuwerfen, dass er die Kreuzzüge initiiert hat. Ihm, und somit auch der Kirche, ist auch nicht vorzuwerfen, dass die Kreuzzüge aufgrund des vorwerfbaren Verhaltens der damit beauftragten weltlichen Herrscher, Fürsten und sonstige Ritter ausartete und sich zum Teil sogar andere Opfer suchte.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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