Die Irrtümer des Jan Hus

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Kurt
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Die Irrtümer des Jan Hus

Beitrag von Kurt »

Kann mir jemand eine (vollständige) Online-Quelle für die Irrtümer des Jan Hus liefern, die das Konzil von Konstanz bestätigt hat? Wenns geht auf deutsch.
Zuletzt geändert von Kurt am Sonntag 23. September 2007, 22:01, insgesamt 1-mal geändert.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Der soll ja noch schlimmer als Luther gewesen sein. Wobei Luther sich in Laufe der Zeit komplett pervertierte. Seine anfänglichen Verbesserungsvorschläge sollen ja noch diskussionswürdig gewesen sein, aber sein Wandel danach war einfach nur noch peinlich.

Kurt
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Beitrag von Kurt »

War zum einen nicht meine Frage, und zum anderen kann ich das evtl. erst Beurteilen, wenn ich die verurteilten Irrtümer kenne.

Baerchen
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Re: Die Irrtümer des Jan Hus'

Beitrag von Baerchen »

Kurt hat geschrieben:Kann mir jemand eine (vollständige) Online-Quelle für die Irrtümer des Jan Hus' liefern, die das Konzil von Konstanz bestätigt hat? Wenns geht auf deutsch.
Du meinst den "Irrtum" des Konstanzer Konzils, Jan Hus ermordet zu haben?
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Kurt
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Re: Die Irrtümer des Jan Hus'

Beitrag von Kurt »

Baerchen hat geschrieben:
Kurt hat geschrieben:Kann mir jemand eine (vollständige) Online-Quelle für die Irrtümer des Jan Hus' liefern, die das Konzil von Konstanz bestätigt hat? Wenns geht auf deutsch.
Du meinst den "Irrtum" des Konstanzer Konzils, Jan Hus ermordet zu haben?
Nein, das Konzilsdekret.

Marcus Hamburgensis
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zwei Titel

Beitrag von Marcus Hamburgensis »

Ich fürchte, Du wirst nicht um den Gang zur nächsten (Uni-)Bibliothek herumkommen.... hier zwei Titel:

Brandmüller, Walter, Das Konzil von Konstanz, Band I: Bis zur Abreise Sigismunds nach Narbonne, Paderborn 1991 (=Konziliengeschichte; Reihe A)

Hilsch, Peter, Johannes Hus (um 1370-1415) Prediger Gottes und Ketzer, Regensburg 1999

Beide Autoren setzen sich jeweils in einem Kapitel mit den Ideen von Jan Hus auseinander.
Zuletzt geändert von Marcus Hamburgensis am Sonntag 23. September 2007, 21:41, insgesamt 1-mal geändert.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Dieser Hus wurde doch während des Krieges zwischen katholischen und protestantischen Fürsten umgebracht. Da er als Katholik auf Seite der protestantischen Fürsten kämpfte, hatte wohl die logische Konsequenz dass er von den katholischen Fürsten als Kriegsgegner behandelt wurde.
Zuletzt geändert von Knecht Ruprecht am Sonntag 23. September 2007, 21:43, insgesamt 1-mal geändert.

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Walter
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Beitrag von Walter »

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:Da er als Katholik auf Seite der protestantischen Fürsten kämpfte, hatte wohl die logische Konsequenz dass er von den katholischen Fürsten als Kriegsgegner behandelt wurde.
Mir sind zwar die genauen Umstände der Verurteilung nicht bekannt, aber zuerst freies Geleit zusichern und dann verbrennen ist kein guter Stil. Zu verantworten hat das wohl primär der Kaiser und nicht die Kirche, aber trotzdem.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Baerchen
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Beitrag von Baerchen »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:Dieser Hus wurde doch während des Krieges zwischen katholischen und protestantischen Fürsten umgebracht. Da er als Katholik auf Seite der protestantischen Fürsten kämpfte, hatte wohl die logische Konsequenz dass er von den katholischen Fürsten als Kriegsgegner behandelt wurde.
Aua, das tut weh!

Hus wurde bereits im Jahre 1415 auf dem Konzil zu Konstanz auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.
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Baerchen
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Beitrag von Baerchen »

Peregrin hat geschrieben:
Knecht Ruprecht hat geschrieben:Da er als Katholik auf Seite der protestantischen Fürsten kämpfte, hatte wohl die logische Konsequenz dass er von den katholischen Fürsten als Kriegsgegner behandelt wurde.
Mir sind zwar die genauen Umstände der Verurteilung nicht bekannt, aber zuerst freies Geleit zusichern und dann verbrennen ist kein guter Stil. Zu verantworten hat das wohl primär der Kaiser und nicht die Kirche, aber trotzdem.
Der Kaiser hat ihn nicht hinrichten lassen, sondern der damalige Papst und seine Konzils-Konsorten.
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Baerchen hat geschrieben: Der Kaiser hat ihn nicht hinrichten lassen, sondern der damalige Papst und seine Konzils-Konsorten.
Auch das ist zweifelhaft, da ja immer der "weltliche Arm" hingerichtet hat. Aber darum geht es gar nicht, sondern darum, wer das freie Geleit erst zugesichert und dann nicht gewährt hat.
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Kurt
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Beitrag von Kurt »

Peregrin hat geschrieben: Auch das ist zweifelhaft, da ja immer der "weltliche Arm" hingerichtet hat. Aber darum geht es gar nicht, sondern darum, wer das freie Geleit erst zugesichert und dann nicht gewährt hat.
Nö, es geht um eine deutschsprachige Online-Quelle (vorl. dank an Walter)
Meinetwegen waren die Päpste auch böse und schwarz.
(Ob es soviel friedlicher war, 7 Ratsherren aus dem Fenster zu stürzen, die anschließend aufgespießt wurden, interessiert mich übrigens auch nicht.)

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Von protestantischen Fürsten kann zu Hussens Zeit übrigens kaum
die Rede sein. Auch wenn man Hus mit Recht als Protoprotestanten
ansehen kann.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Baerchen hat geschrieben: Der Kaiser hat ihn nicht hinrichten lassen, sondern der damalige Papst und seine Konzils-Konsorten.
Der schwarze Peter bleibt bei dert Kirche.
Nein, bestimmt nicht. Papst Johannes Paul II. hat schon 1999 sein tiefstes Bedauern über die damaligen Vorgänge bekundet.
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Raimund Josef H. hat geschrieben: Nein, bestimmt nicht. Papst Johannes Paul II. hat schon 1999 sein tiefstes Bedauern über die damaligen Vorgänge bekundet.
Wollte er Hus nicht auch rehabilitieren und zum großen gemeinsamen Kirchenlehrer erklären? Was ist denn daraus eigentlich geworden?
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Kurt
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Beitrag von Kurt »

Dann muss ich wohl selber erfassen.
Vielleicht interessiert es ja jemanden :kiss:
Zuletzt geändert von Kurt am Sonntag 23. September 2007, 22:51, insgesamt 1-mal geändert.

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Peregrin hat geschrieben:
Raimund Josef H. hat geschrieben: Nein, bestimmt nicht. Papst Johannes Paul II. hat schon 1999 sein tiefstes Bedauern über die damaligen Vorgänge bekundet.
Wollte er Hus nicht auch rehabilitieren und zum großen gemeinsamen Kirchenlehrer erklären? Was ist denn daraus eigentlich geworden?
Vatikanische Wiedervorlage, also so in ca. hundert Jahren.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

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Walter
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Beitrag von Walter »

Kurt hat geschrieben:Dann muss ich wohl selber erfassen.
Vielleicht interessiert es ja jemanden :kiss:
Ja, da bin ich mal gespannt. Eine deutsche Fassung der Konzilsbeschlüsse vom 6. Juli 1415 scheint es wohl wirklich noch nicht online zu geben.

Für die Geschichtsinteressierten derweil hier noch mal die Ereignisse 1413–15 am Stück:

Wikipedia hat geschrieben:1413 schrieb Hus De Ecclesia (Über die Kirche). Darin vertrat er die Ansicht, dass die Kirche eine nicht hierarchisierte Gemeinschaft sei, in der nur Christus das Oberhaupt sein könne. Dafür wurde er ein Jahr später vor das Konstanzer Konzil zitiert.

Der deutsche König Sigismund sicherte Hus freies Geleit (einen salvus conductus für Hin- und Rückreise und die Zeit des Aufenthalts) zu und stellte am 18. Oktober 1414 einen Geleitbrief aus. Hus machte sich aber schon vorher auf den Weg, um seine Ansichten vor dem Konzil darzustellen, und erreichte am 3. November Konstanz, wo er zunächst drei Wochen in einer Herberge predigte und danach festgenommen wurde. Um seine Flucht zu verhindern, setzte man ihn am 28. November in der Wohnung eines Domherrn und am 6. Dezember im Verlies des Dominikanerklosters (kleiner Turm des heutigen Inselhotels zur Seeseite hin) gefangen. Hier durchlebte er einige qualvolle Wochen. Bei Tage wurde er gefesselt und nachts in einen Verschlag gesperrt. Er war dem Gestank einer Kloake ausgesetzt, wurde schlecht ernährt und war von Krankheit gepeinigt. Da mit seinem Tode nicht gedient war – man wollte seinen Widerruf –, wurde er in ein etwas erträglicheres Gelass verlegt.

Als Sigismund am 24. Dezember 1414 eintraf, gab er sich über den Bruch des Geleitbriefes zornig, tat aber nichts, um Hus zu helfen, denn da er die böhmische Krone seines Bruders Wenzel beerben wollte, war ihm daran gelegen, dass Böhmen ruhig blieb und sich nicht zu einem Ketzerland entwickelte, als das es zu diesem Zeitpunkt schon verschrien war. Auch er wollte, dass Hus widerrief. Die Geleitzusage Sigismunds wurde für nichtig erklärt, da Hus seine „ketzerischen“ Ansichten nicht zurücknehmen wolle und deshalb nicht mehr die weltliche Ordnung für ihn zuständig sei, sondern die kirchliche.

Im März des folgenden Jahres floh Papst Johannes XXIII., als dessen Gefangener Hus galt, aus Konstanz. Hus kam daraufhin in den Gewahrsam des Bischofs von Konstanz. Der Papst wurde wieder eingefangen, nach Konstanz zurückgebracht und eingekerkert. Die Ironie des Schicksals wollte es, dass er einige Tage Wand an Wand mit Hus hauste, in der bischöflichen Burg Gottlieben am Rhein.

Am 4. Mai 1415 verdammte das Konzil Wyclif und seine Lehre, konnte seiner jedoch nicht mehr habhaft werden, da er bereits 30 Jahre zuvor eines natürlichen Todes gestorben war. (Dafür wurde die Verbrennung seiner Gebeine angeordnet und 1418 tatsächlich durchgeführt.)

Hus kam am 5. Juni in das Franziskanerkloster. Dort verbrachte er die letzten Wochen seines Lebens. Vom 5. – 8. Juni wurde Hus im Refektorium vor dem Konzil verhört. Eine ausführliche Rechtfertigung gestattete man ihm nicht, sondern verlangte von ihm den öffentlichen Widerruf und die Abschwörung seiner Lehren. Hus lehnte dies ab. Bis Ende Juni versuchte man noch mehrfach vergeblich, ihn zum Widerruf zu bewegen.

Am Vormittag des 6. Juli 1415 wurde er in feierlicher Vollversammlung des Konzils im Dom (heutiges Konstanzer Münster) als Ketzer zum Feuertod verurteilt auf Grund seiner Lehre von der „Kirche als der unsichtbaren Gemeinde der Prädestinierten“. Beteiligt am Konzil im Dom waren als Repräsentanten der weltlichen Mächte König Sigismund, der Pfalzgraf, der Hohenzoller Friedrich, ein Bayernherzog und ein ungarischer Magnat. Die Beteiligten am kirchlichen Schuldspruch „Ketzer“ waren der Kardinalsbischof von Ostia, der Bischof von Lodi, der Bischof von Concordia und der Erzbischof von Mailand. Ein autorisierter Papst nahm an der Verurteilung nicht teil, weil Papst Johann XXIII. kurz zuvor abgesetzt worden war.

Der tschechische Reformator Jan Hus wurde am Nachmittag des 6. Juli 1415 auf dem Brühl, zwischen Stadtmauer und Graben, zusammen mit seinen Schriften verbrannt. Seine Asche wurde in den Rhein gestreut.
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Walter hat geschrieben: Für die Geschichtsinteressierten derweil hier noch mal die Ereignisse 1413–15 am Stück:
Na eben, Sigismund hat die Geleitzusage gebrochen.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Kurt
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Beitrag von Kurt »

Walter hat geschrieben:Eine deutsche Fassung der Konzilsbeschlüsse vom 6. Juli 1415 scheint es wohl wirklich noch nicht online zu geben.
Die Irrtümer sind nun vollständig

Übrigens habe ich den lateinischen Teil des Denzinger auf einer französischen Seite gefunden.

Baerchen
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Beitrag von Baerchen »

Und nun?
SOLI DEO GLORIA - GOTT ALLEIN DIE EHRE!

Kurt
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Beitrag von Kurt »

Baerchen hat geschrieben:Und nun?
Wenn Robert noch Holz hat, kann er den Grill anmachen. :roll:

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Edi
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Beitrag von Edi »

Kurt hat geschrieben:
Baerchen hat geschrieben:Und nun?
Wenn Robert noch Holz hat, kann er den Grill anmachen. :roll:
Oder Linus bringt seinen Mobilscheiterhaufen. :)

Ich habe mal einiges über Wyclif aus deinem Link gelesen, der hat aber schon unsinnige und verkehrte Sachen gesagt. Dass da die Kirche nicht begeistert war, kann man verstehen.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Edi hat geschrieben:
Kurt hat geschrieben:
Baerchen hat geschrieben:Und nun?
Wenn Robert noch Holz hat, kann er den Grill anmachen. :roll:
Oder Linus bringt seinen Mobilscheiterhaufen. :)
Danke fürs Verständnis. Man muß ja von irgendwas leben :ikb_wine:
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