Kath. Religionslehrerin wird entlassen

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Raimund J.
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Kath. Religionslehrerin wird entlassen

Beitrag von Raimund J. »

Merkwürdige Geschichte in Hildesheim. Die Nachricht ist leider noch etwas oberflächlich:

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Kündigung aus heiterem Himmel

Bistum wirft katholischer Religionslehrerin vor, auch evangelischen Religionsunterricht erteilt zu haben

http://www.newsclick.de/index.jsp/menui ... id/6740475
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overkott
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Beitrag von overkott »

Fortgesetzter Vertragsbruch muss schon ernst genommen werden.

Natürlich kann sich die Betroffene wehren.

Ein Gericht wird die Kündigungsgründe überprüfen.

Das Bistum hat das Recht, von seinen Beauftragten Loyalität zu verlangen.

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taddeo
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Beitrag von taddeo »

overkott hat geschrieben:Fortgesetzter Vertragsbruch muss schon ernst genommen werden.

Natürlich kann sich die Betroffene wehren.

Ein Gericht wird die Kündigungsgründe überprüfen.

Das Bistum hat das Recht, von seinen Beauftragten Loyalität zu verlangen.
Völlig richtig. Meines Wissens dürfte meine Frau (ist auch kath. Religionslehrerin) nicht einmal gleichzeitig Ethik unterrichten, ohne mit der Missio canonica in Konflikt zu kommen. Daß Schulleitung und Regierung das angeleiert haben, entschuldigt rein gar nichts.
Der Rauswurf kann wie jede arbeitsrechtliche Sache von Gerichten überprüft werden. Arbeitslos wird die Dame wohl eh nicht werden, denn als Beamtin oder langjährige Angestellte wird sie wohl unkündbar sein und müßte dann anderweitig beschäftigt werden.

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Hm. Als Religionslehrerin i.K. macht mich das schon betroffen - aber grundsätzlich stimmt es schon: Ich DÜRFTE (und das weiß ich seit meiner Ausbildung) kein Ethik oder ev. Religion unterrichten, weil ich von der katholischen Kirche für katholische Religionslehre bezahlt werde - und für NICHTS anderes.

Bei den staatlichen Lehrern ist das was anderes, die könnten als Zweitfach kath. Religionslehre haben und als Drittfach dann Ethik (ich wüsste nicht, dass es Lehrer gäbe, die sowohl katholische als auch ev. Religionslehre unterrichten (dürfen)) - da ist das "egal". Die sind vom Staat angestellt - und haben eben die Missio (Unterrichtserlaubnis) für katholische Religionslehre. Da ist die Lage eine ganz andere. Da weiß man das. Aber ich würde auch nicht jemanden für was Geld geben, das er nicht machen darf. Wie will denn jemand eigentlich eine andere Konfession unterrichten?
Ich meine, ich kann prinzipiell "wertfrei"/religionswissenschaftlich Dinge sagen - aber ich kann doch nicht evangelischen Bekenntnisunterricht erteilen!

Ganz ehrlich - und die Tatsache, dass sie sagt, sie betone das Ökumenische, das reicht mir nicht - das ist Ausrede. Betonen kann man viel, aber wo bleibt dann der Schwerpunkt, der es eigentlich sein soll... ?

Sie hat es vorher gewusst, dass sie es nicht darf. Sie hat es gewusst. Nehme ich jetzt mal an - dann muss sie die Konsequenzen auch tragen...
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sofaklecks
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Fristen

Beitrag von sofaklecks »

Aus juristischer Sicht dürfte die Dame gute Chancen haben: wenn es zutrifft, dass das Bistum von den Tatsachen, auf die die fristlose Kündigung gestützt ist, schon seit Ende des letzten Jahres wusste, wäre die Kündigung verfristet: fristlose Kündigungen müssen prinzipiell innerhalb von zwei Wochen nach Kenntnis vom Kündigungsgrund ausgesprochen werden.

Ansonsten wundere ich mich immer, wie solche Fragen behandelt werden: dass man die Ebenen nicht unterscheidet, auf denen argumentiert werden muss. Es gibt eine juristische Ebene, bei der die Frage zu stellen ist, ob die Betroffene wissen musste, dass sie mit ihrer Aushilfe das Vertrauensverhältnis zum Bistum zerstört. Offenbar war dies nicht der Fall. Dann aber bedarf es einer vorherigen Abmahnung und eines erneuten Verstoßes, bevor gekündigt werden kann. Und gefährlich ist auch der Hinweis darauf, dass das schon jahrelang so gehe. Das provoziert nämlich die Frage, weshalb das nicht schon früher aufgefallen ist.

Und daneben dann immer der Hinweis auf die moralische Verantwortung der Kirche und den Rückschritt in der Ökumene und was weiß ich noch. Als ob die Kirche keine Verantwortung gegenüber sich selbst habe.

Einmal mehr scheint mir aber der Ratschlag eines befreundeten Steuerberaters richtig zu sein, der immer sagt: "tut niemand was Gutes, geschieht dir nichts Böses!" Sie hat ja nur gut gewollt, die Arme.

Sofaklecks

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Edi
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Beitrag von Edi »

Da gibt es schlimmere Dinge unter den kath. Religionslehrern, nicht wenige lehren nicht die kath. Religion, sondern Esoterik und alles mögliche im Unterricht und kein Vorgesetzter schreitet ein. Es soll doch niemand glauben, dass das in keinem Fall bekannt wird. Man unternimmt nur nichts dagegen und lässt wie der Bischof von Linz eben alles laufen und schläft weiter.
Mir scheint der jetzige Fall noch relativ harmlos zu sein.
Ansonsten muss m.W. vor einer fristlosen Kündigung meistens abgemahnt werden, vielleicht ist das auch passiert. Man kennt ja die Einzelheiten nicht genau.
Zuletzt geändert von Edi am Samstag 12. Mai 2007, 16:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Ich hab den Artikel jetzt nochmal gelesen. Hm. Ist sie Angestellte i.K. oder staatliche Lehrerin? Das geht nicht wirklich aus dem Artikel hervor... und der Presse trauen, die den Eindruck erweckt, sie sei entlassen worden?
OK, wenn sie i.K. wäre, ist das Kündigungsgrund. Endgültig.
Aber wenn sie staatliche ist, entzieht man ihr die Missio und sie kann weiter unterrichten (nur eben nicht kath. Religionslehre)...

...da müsste man hier echt mehr wissen, um klar was sagen zu können...
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Walter
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Beitrag von Walter »

Ecce Homo hat geschrieben:Hm. Als Religionslehrerin i.K. macht mich das schon betroffen - aber grundsätzlich stimmt es schon: Ich DÜRFTE (und das weiß ich seit meiner Ausbildung) kein Ethik oder ev. Religion unterrichten, weil ich von der katholischen Kirche für katholische Religionslehre bezahlt werde - und für NICHTS anderes.

Bei den staatlichen Lehrern ist das was anderes, die könnten als Zweitfach kath. Religionslehre haben und als Drittfach dann Ethik
Im Gegensatz zum Fach Philosophie, das es bei uns nur in der Oberstufe gibt, darf der Ethikunterricht in Hessen für die Sek. I auch fachfremd unterrichtet werden (und wird es meist auch) - ich sehe da ehrlich gesagt kein Problem, denn da wird ja keine Gegenposition zum Reli-Unterricht gelehrt.

Bei uns war es zudem viele Jahre so, dass nicht genug katholische Kinder da waren (und auch zu wenig Lehrerstellen), und so ev. und rk. Kinder an Gesamtschulen im Fach Religion überkonfessionell zusammen unterrichtet wurden. Dagegen hatte sich die kath. Kirche irgendwann auch gewehrt, so dass dieser Unterricht nicht mehr von Katholiken durchgeführt wurde (ob er dadurch wohl besser wurde?).

Seit der evangelische Ministerpräsident Hans Eichel durch seinen katholischen Nachfolger Roland Koch abgelöst wurde, gibt es allerdings wieder nur noch streng konfessionell getrennten Unterricht.
Zuletzt geändert von Walter am Samstag 12. Mai 2007, 16:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Du, ich finde es als Mitglied der "betroffenen" Berufsgruppe aber auch hochsinnvoll, wenn der Unterricht konfessionell getrennt unterrichtet wird und zwar von Lehrkräften der "betroffenen" Konfession.
Weil, ich könnte zwar rein von der Technik her und vielleicht auch vom Wissen evangelische Relgionslehre unterrichten, aber für mich wäre das Heuchelei, weil ich müsste was verbreiten, hinter dem ich nicht stehe. Weil ich nicht evangelisch bin. Man spricht dann doch ganz anders, wenn ich von diesem Boden herkomme und darüber erzähle...
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ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Abgesehen von all den Argumenten hier: Mal ehrlich, würde jemand dieser Frau aufgrund dieses Vorkommnisses noch einen Job geben, einer Frau also, nicht weiß, wo die Grenzen ihrer Kompetenzen liegen, die in ihrer vorgeblichen Gutheit, wohl eher Oberflächlichkeit im Denken, auch Religionsunterricht für Protestanten gibt, die selbstherrlich (wohl die übliche Dominanz der eigenen Gewissenskompetenz) Entscheidungen trifft, die sie nicht zu treffen hat und der letztlich anscheinend noch nicht mal die wesentlichen Unterschiede zwischen dem katholischen und dem protestantischen Glauben bekannt sind, bzw. die sie evtl. sogar für vernachlässigbar hält?
Kein Chef eines privaten Unternehmens würde solch eine Person noch länger im Unternehmen behalten, als genu die Zeit, die sie benötigt, das Firmengelände zu verlassen.

Die Frage ist doch wohl eher, welche Fähigkeiten die zuständige Diözesanverwaltung nicht zu besitzen scheint?
Frauen in Kirchendiensten müßten vor der Einstellung bzw. vor der Übertragung von Aufgaben, doppelt und dreifach überprüft werden, ob sie für diesen Dienst überhaupt geeignet sind. Warum? Weil bestimmte Frauen sich und ihre Meinung einfach zu wichtig nehmen und vorrangig ihre Gleichstellung zum Mann daher ableiten, dass sie dasselbe leisten wollen, wie üblicherweise bislang der Mann.

Es ist mir gleichgültig, ob irgendwelche Frauen, die sich aufgrund meiner Äußerungen angesprochen fühlen, oder auch Männer, die in ihrer verständnissinnigen Art sich verpflichtet fühlen, diesen Frauen Beistand zu leisten, hier ihren Unmut zur Kenntnis geben. Ich werde deshalb meine Meinung nicht ändern.

Gerade wieder dadurch belästigt worden, dass ich einer älteren unansehnlichen Frau zusehen mußte, wie sie, im Bewußtsein ihrer Aufgabe, mehrmals ganz wichtig quer durch den Altarraum watschelte und hierbei auch dem Pfarrer bei der Kommunionausteilung fast zur Gefahr wurde. Bei den wenigen Leutchen wäre sie übrigens gar nicht notwendig gewesen. Fragt sich nur, wer hier die Entscheidung bzgl. der Präsenz dieser Frau getroffen hat, der Pfarrer oder diese Zumutung selbst.
Um mindestens 15 Härtegrade wurde dadurch mein obiges Statement verschärft.
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sofaklecks
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Veständlich

Beitrag von sofaklecks »

Verständlich, ad_hoc, sehr verständlich.

Die Härtegrade meiner Beiträge wird auch durch solche Beispiele merklich erhöht, in denen sich jemand zu wichtig nimmt.

Nur sind es da meistens Männer.

sofaklecks

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Gut, sofaklecks, aber Du mußt mir ja nicht immer nachhetzen, um mir Deine Meinung zu geigen. :D

Natürlich gibt es auch Männer, die sich wichtig nehmen, das habe ich ja nie bestritten. Aber, wenn Frauen sich wichtig nehmen, ist dies in seiner Auswirkung deutlich schlimmer als bei Männern. :D

Gruß, ad_hoc
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Chiara
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Beitrag von Chiara »

Tja, ad_hoc, deine These scheint ja bisher eher in den Bereich "spekulative Theologie" zu gehören, aber weißt du, zunächst einmal sollte man die ursprüngliche Frage (die Entlassung einer Religionslehrerin wegen gegen die Missio verstoßenden Verhaltens) von der dich nervenden Kommunionhelferin getrennt halten,
zweitens sollte man - vielleicht auch in demütigem Bewusstsein dessen, dass man selbst vielleicht keine Augenweide für die Mitmenschen ist - die watschelnde Dame so lieben wie sich selbst,
drittens sollte man bei liturgischen Diensten auf so vordergründige Beurteilungskriterien wie die Optik keinen Wert legen (denn wenn man jeden aus Alters- oder Körperfüllegründen watschelnden oder bei der kleinsten Bewegung in Strömen schwitzenden Priester oder Diakon mit demselben Maßstab aburteilte, wären die Klerikerzahlen noch geringer)
und schließlich konnte ich bisher noch nicht erkennen (weder im Kommilitonen- noch im Kollegenkreis), dass eins der beiden Geschlechter hinsichtlich eines dogmatischen SuperGAUs besonders gefährdet wäre und darum eine Sonderprüfung bedürfte. Mir fallen im Gegenteil eine Reihe konkreter Priesteramtskandidaten ein, die wegen ihres gehässigen Herziehens über Vorgesetzte und Kommilitonen und wegen ihrer lächerlichen kleinen Mobbingszenarien im Priesterseminar bzw. Theologenkonvikt - abgesehen von einigen Leuten mit theologisch sehr fragwürdiger Einstellung - längst mit dem dicksten Bischofsstab aus der Diözese hätten geprügelt werden sollen, statt sie auf eine unschuldige Pfarrgemeinde loszulassen. Und weißt du, aus persönlicher Erfahrung: die sogenannten Laientheologen unter den Theologiestudierenden haben im Gegensatz zum Dauerspott der PAK's eine echte Liebe zur konkreten Kirche gehabt und haben hinter Papst und Bischof mit Worten UND Taten gestanden.

Also, wenn dich mal wieder eine Kommunionhelferin aufregt, dann geh lieber in den Wald ein bißchen Holz hacken, als die Zunft einiger hier Beteiligter rundweg zu verdammen.

In meiner früheren (geographischen) Heimatgemeinde hatte ich am vergangenen Dienstag auch zu ertragen, dass ein Paris-Hilton-Klon in der Werktagsmesse die Homilie gehalten hat. Und, was sollte ich tun? Das Lokalinterdikt verhängen? Ich werde mir den Pfarrer und den Zelebranten der besagten Messe schnappen und denen ein paar Takte aus dem CIC zitieren - aber was bringt es, wenn sie sich nicht daran halten? (Vielleicht sogar, weil sie meinen - so wie du eben - dass von Evastöchtern eh nichts Gutes kommen kann...?)
"Scio cui credidi"

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Hallo Chiara

Niemand kann eine Kritik schöner verpacken als Du.
Ich sage Dir auch gleich, dass Du Recht hast.

Allerdings, irgendwann mal ist der Punkt erreicht, wo einem nichts anderes mehr übrig bleibt als die Feststellung: Damit hat es angefangen und dies hat letztlich zu einer gewissen Abflachung, zu einer fortschreitenden Oberflächligkeit geführt. Auch beispielsweise zu diesem, dass eine Religionslehrerin wegen ihres Verhaltens entlassen wurde, andererseits eine unansehnliche ältere Frau querbeet und sinnlos durch den Altarraum huscht. Irgendwo an einem bestimmten Punkt trifft sich die gesammelte Oberflächlichkeit und feiert mit der Inkompetenz, mit der falschen 'Auslegung etc. Hochzeit.

Wenn ich in die Kirche gehe, so gehört dazu eine schöne Orgelmusik. Ist diese nicht vorhanden, so stört mich dies nicht. Taugt aber der Orgelspieler nichts, so begeht dieser während der Zeit meiner Anwesenheit eine ständige und fortgesetzte Körperverletzung an mir, der ich mich nur durch das Verlassen der Messfeier entziehen könnte.
Wenn der Pfarrer sich nicht auf die Predigt vorbereitet hat, oder schlecht auslegt oder grundsätzlich nicht das predigt, worüber er predigen soll, so verletzt dies mein Ordnungsempfinden.
Wenn ein altes Weib vorne rumtrampelt und ich mir das Ganze ansehen muß, dann verletzt dies mein Gefühl für Ästhetik.

Und dies stört mich in meiner Andacht, in der korrekten Mitfeier und beeinträchtigt wesentlich mein Wohlempfinden, welches ich an einem solchen Ort und zu einem solchen Moment empfinden möchte.
Ich bin nicht soweit, um in Geduld ertragen zu können, was andere in ihrer Unwissenheit, Dummheit oder Dreistigkeit von sich geben. Ich verlange allerdings auch nicht, dass andere mich so akzeptieren, wie ich bin.

Wie schon erwähnt, hast Du Recht, vor allem in den von Dir aufgezeigten Beispielen.
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sofaklecks
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Geige

Beitrag von sofaklecks »

Weisst du ad_hoc, ich spiele nicht Geige, sondern Orgel.

Deshalb kann ich dein Beispiel mit dem miserablen Organisten nachvollziehen.

Augen kann man schliessen, aber Ohren nicht.

sofaklecks

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Hier noch ein paar Infos (ja ausgerechnet die TAZ...)

http://www.taz.de/dx/2007/05/15/a0193.1/text

Nach diesen Informationen scheint der Fall wirklich sehr eindeutig zu sein. Klarer Verstoss (und das wiederholt und fortgesetzt) gegen den Arbeitsvertrag.
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

...da sind "wichtige" Infos drin:
Wie andere Religionslehrer in Niedersachsen war auch L. bei der Kirche angestellt. Aufgrund einer Vereinbarung zwischen Land und Kirche bildet das Bistum so genannte katechetische Lehrkräfte aus und stellt sie den Schulen zur Verfügung. Sie sind keine Beamten, ihre Entlohnung liegt unter der anderer Lehrer. Nach Auffassung der Katholiken hat L. mit dem "Fremdunterricht" gegen die "Missio Canonica" verstoßen, die kirchliche Lehrerlaubnis.
In dem Augenblick, wo sie den Bitten des Rektors stattgibt, verstoßt sie wirklich gegen die Missio - und das weiß sie und das ist fristloser Kündigungsgrund... s.h. die Kirche zahlt die Lehrerin für den katholischen Unterricht - und die Zeit, die sie von der Kirche bezahlt kriegt, hat sie anders verwendet - und sich für andere Fächer zahlen lassen... da verstehe ich rein vom Arbeitgeber her die Reaktion - ob man da vielleicht wirklich rein menschlich hätte abmahnen müssen/können, keine Ahnung...
Aber niemand kann sagen, sie habe es nicht gewusst - was haben die uns hier was eingedrillt in diesem Punkt... ehrlich!
Zuletzt geändert von Ecce Homo am Dienstag 15. Mai 2007, 05:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Beim NDR Niedersachsen klingt das von wegen Vorwarnung irgendwie anders:
[...]Nach Angaben des Bistums hatte die 53-Jährige nicht nur evangelische Religion, sondern auch andere Fächer unterrichtet. "Das Bistum hat ihr gekündigt, weil sie vertragswidrig andere Fächer als katholische Religion unterrichtet hat, nicht weil sie evangelische Religion unterrichtet hat", sagte Bistumssprecher Michael Lukas am Montag in Hildesheim. Auch das niedersächsische Kultusministerium betonte, die Kündigung sei kein ökumenisches, sondern ein arbeitsrechtliches Problem.[...]

Auf Weisung des früheren Schulleiters und mit Einverständnis der damaligen Bezirksregierung habe sie hin und wieder auch einige Stunden evangelische Religion unterrichtet, sagte der Vorsitzende des Schulelternrates, Michael Kück. Das Bistum habe im vergangenen Herbst davon erfahren und den Schulleiter aufgefordert, den Unterrichtseinsatz so zu ändern, dass er "vertragskonform" sei. Daher unterrichte die Lehrerin seit Februar ausschließlich katholische Religion, betonte Rollinger. Der Schule sei kein Schaden entstanden, und der Vertrag werde jetzt eingehalten.
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Chiara
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Beitrag von Chiara »

Hallo ad_hoc,
dankeschön für's Kompliment... :ikb_kisss:

Zu den neuesten Entwicklungen kann ich nur sagen, dass da seit Februar mehr passiert sein muss, denn es wäre nicht nur unmenschlich, sondern wahrscheinlich auch juristisch riskant, die Frau jetzt vor die Tür zu setzen, nachdem sie ein Halbjahr lang "brav" geblieben ist. Ich würde eher vermuten - weil ich von ähnlichen Geschichten gehört habe - dass auf dem Stundenplan "Katholische Religion" draufstand, sie aber in Wirklichkeit weiterhin fächermäßig "fremdgegangen" ist. Und das flog dann auf. Denn der Schulleiter würde wahrscheinlich nicht behaupten, es sei alles vertragskonform gewesen, wenn es nicht formal auch so wäre.
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sofaklecks
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Beste Methode

Beitrag von sofaklecks »

Wenn ich das so lese, scheint mir, als sei das wieder einmal so abgelaufen, wie das ein Jurist zutiefst hasst, nämlich nach der Methode: Jetzt habe ich lange genug zugesehen, jetzt ist mir der Kragen geplatzt. Aber genau das geht im Arbeitsrecht nicht.

Eine fristlose Kündigung wäre aber dann berechtigt, wenn sie, wie Ecce vermutet, fachfremde Stunden ihrem Bistum berechnet hat und das jetzt erst rauskam. Sowas nennt man Betrug, und da hört die Gemütlichkeit auf. Aber darauf ist die Kündigung offenbar nicht gestützt.

Das Ganze ist vor allem ein juristisches Problem. Man sollte es auf dieser Ebene als erstes zu lösen versuchen. Ruhig und mit dem Verstand. Ich werde nie begreifen, dass jemand glaubt, er könne auf der juristischen Ebene mehr erbeuten, wenn er außerhalb des Gerichtssaals jemandem mit Demonstrationen unter Druck setzt. Genau das macht dem anderen die bessere Einsicht und das Nachgeben unmöglich.

Um es klar zu sagen: die Demonstration mit den Pamphleten vor dem Bischofssitz ist die beste Methode, die Dame loszuwerden.


Sofaklecks

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Jetzt habe ich lange genug zugesehen, jetzt ist mir der Kragen geplatzt. Aber genau das geht im Arbeitsrecht nicht.
Bitte, hilf doch meinem Rechtsempfinden auf die Sprünge. Fest steht anscheinend, dass die Religionslehrerin gegen arbeitsrechtliche bzw. vertragliche Pflichten verstoßen hat.

D.h., zu prüfen wäre demnach, ob eine Arbeitsvertragsverletzung seitens der Religionslehrerin vorliegt oder nicht. Dann müßte aus dem vorliegenden Arbeitsvertrag der Umfang ihrer Rechte und Pflichten hervorgehen, aus dem wiederum eine womögliche Verletzung ihrer Pflichten abzuleiten ist.
Wenn vertragliche Verstöße seitens des Arbeitnehmers durch den Arbeitgeber geduldet werden, so kann dies doch nicht heißen, dass ab diesem Zeitpunkt kein Verstoß des Arbeitnehmers gegenüber seinen vertraglichen Verpflichtungen mehr vorliegt
M. E. liegt also eine Vertragsverletzung vor, auch wenn der Arbeitgeber, aus welchen Erwägungen heraus auch immer, nicht sofort darauf reagiert, sondern, wie in diesem Fall, erst später. Ich denke, es bleibt dem Arbeitgeber überlassen, ob, wie, wann und in welchem Umfang er Maßnahmen trifft; sie müssen nur im Vertrag geregelt sein.

Gruß, ad_hoc
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sofaklecks
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Arbeitsrecht

Beitrag von sofaklecks »

Im Arbeitsrecht ist das etwas anders:

Gerade bei einem seit längerer Zeit bestehenden Arbeitsverhältnis ist eine Beendigungskündigung nur die ultima ratio.

Jeder verhaltensbedingten Kündigung muss im übrigen eine Abmahnung vorausgehen, aus der der Arbeitnehmer erkennen kann, dass es für seinen Arbeitsplatz ernst wird. Das gilt nur dann nicht, wenn die Abmahnung sozusagen eine leere Förmelei wäre, weil ganz klar ist, dass ein Verhalten keinesfalls geduldet werden kann. Das ist der Fall, wenn das Hausmädchen die goldenen Löffel klaut, worauf dort einige anspielen.

Und wenn ein Arbeitgeber einige Zeit tatenlos zuschaut, wie gegen Pflichten verstoßen wird, auch wenn sie im Arbeitsvertrag geregelt sind, dann kann der Arbeitnehmer durchaus auf den Gedanken kommen, dass der Arbeitgeber selbst das nicht so ernst nimmt, dass er gleich mit einer Kündigung reagiert.

Es ist absolut unsinnig, Gründe für verhaltensbedingte Kündigungen in die Schublade zu legen, um sie bei passender Gelegenheit herauszuziehen. Entweder etwas geht nicht, dann geht es nicht und wird deshalb beanstandet. Oder man beanstandet es nicht, dann zeigt man durch sein Verhalten, dass es offenbar doch geht.

Und eine fristlose Kündigung, das steht im Gesetz, kann nur aus Gründen erklärt werden, nicht älter als zwei Wochen sind.

Sofaklecks

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Vielen Dank für die überzeugende Darlegung.
Gar nicht undumm, wie einige gesetzliche Bestimmungen vom Gesetzgeber begründet werden.

Gruß, ad_hoc
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Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Oje, der Spiegel hat das Thema auch schon entdeckt und berichtet auf seine Art darüber: :nein:

http://www.spiegel.de/schulspiegel/wiss ... 06,00.html
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Oje, der Spiegel hat das Thema auch schon entdeckt und berichtet auf seine Art darüber: :nein:

http://www.spiegel.de/schulspiegel/wiss ... 06,00.html
Klar - seine Art:
Die fristlose Kündigung erfolgte, obwohl Schüler, Eltern und auch die Kollegen die katholische Seiteneinsteigerin überaus schätzten; auch gab es nie Beanstandungen. Ex-Rektor Adamski: "Alle hatten großes Vertrauen in ihre pädagogischen Fähigkeiten."

Hinzu kam: Lehrerin Lünig war eine billige Arbeitskraft. Mit rund 1400 Euro netto verdiente sie weit weniger als ihre Beamtenkollegen. Ihr Gehalt überwies das Bistum Hildesheim, das Land Niedersachsen gab die Personalkosten an die Kirche zurück.
Also doch: Die Kirche hat dafür bezahlt, dass sie Religion unterrichtet - und nicht, dass sie was mit Wüsten oder Sozialkunde macht...
das der Staat den Protest nicht verstehen kann, verstehe ich natürlich auch... :/
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Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Ecce Homo hat geschrieben: Also doch: Die Kirche hat dafür bezahlt, dass sie Religion unterrichtet - und nicht, dass sie was mit Wüsten oder Sozialkunde macht...
das der Staat den Protest nicht verstehen kann, verstehe ich natürlich auch... :/
Vor allem war diese geübte Praxis auch zutiefst unfair gegenüber dem pädagogischen Nachwuchs. Wenn überall die von der Kirche bezahlten Religionspädagogen weitere fachfremde Stunden übernehmen kommt niemand auf die Idee auch mal neue Planstellen zu schaffen.
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Beitrag von Ecce Homo »

Raimund - da hast du natürlich auch Recht... so kann es sich der Statt echt einfach machen... ;)
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sofaklecks
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Ihr habt ja so Recht

Beitrag von sofaklecks »

Ach, ihr habt ja so Recht.

Hätte sie nicht dürfen. Wusste sie auch.

Aber hätte es eine Abmahnung nicht auch getan?

Wisst ihr, was einem (ich sprech aus Erfahrung) besonders ärgert, wenn man was falsch macht? Wenn man es einsieht, damit aufhört und dann, nachdem man sich geändert hat, noch einen so richtig auf die Nüsse kriegt.

Aber gut, such is life, wie der alte Bernstein zum letzten Satz der vierten Sinfonie von Vaughn Williams bemerkte.

Nach meiner Aufassung haben es sich da einige echt einfach gemacht. Der richtige Weg wäre gewesen, wenn das Bistum mit dem Staat Zoff gemacht und eine klare Anweisung an deren Rektoren verlangt hätte, solche Erpressungen künftig bei Vermeidung von Disziplinarstrafen zu unterlassen.

Nein, ich bin nicht Eurer Meinung.

sofaklecks

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Peregrin
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Re: Ihr habt ja so Recht

Beitrag von Peregrin »

sofaklecks hat geschrieben: Nein, ich bin nicht Eurer Meinung.
Ich bin dafür Deiner Meinung. Nur frage ich mich, ob die vorgeschobenen Gründe für die Kündigung die wahren Gründe sind. Denn auf die Idee, zuerste einmal mit den Leuten zu reden, kommt doch wohl jeder?
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Siehe Spiegel: Das Bistum lenkt ein, die Lehrerin wird wieder eingestellt...
*Klick-für-Quelle*
Angelika Lüning darf weiter als Religionslehrerin arbeiten. Das kündigte das Bistum Hildesheim am Dienstag nach einem Schlichtungstermin an. Die 53-Jährige solle vom kommenden Schuljahr an allerdings nicht mehr an der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule unterrichten, sondern werde an anderen Schulen im Raum Braunschweig eingesetzt. Einzelheiten des Schlichtungsgesprächs wurden nicht bekannt.
...
Die heftigen Reaktionen in der Öffentlichkeit nach der rigorosen Entscheidung hatten die Verantwortlichen offenkundig überrascht. Die Ausbootung der beliebten Lehrerin verursachte einen immensen Imageschaden. So kam es schließlich zum Schlichtungsgespäch - und zur Wiedereinstellung der Lehrerin.

Lüning sei nicht entlassen worden, weil sie evangelischen Religionsunterricht erteilt habe, sondern weil sie andere Fächer unterrichtet habe, so die Darstellung des Bistums. Beim Religionsunterricht kooperierten beide Konfessionen durchaus miteinander, dies sei nicht Stein des Anstoßes gewesen.
Aha, im Religionsunterricht kooperieren beiden Konfessionen -ich würde gerne mal wissen, wann die Evangelischen da was über Beichte oder Marienverehrung lernen...
:sauer: :/
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Baerchen
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Beitrag von Baerchen »

Ecce Homo hat geschrieben: Aha, im Religionsunterricht kooperieren beiden Konfessionen -ich würde gerne mal wissen, wann die Evangelischen da was über Beichte oder Marienverehrung lernen...
:sauer: :/
Also, ich habe am katholischen Reli-Unterricht im Abendgymnasium ~anno~dunnemals~ teilgenommen und nicht die Bohne über Beichte, Marienverehrung usw. "gelernt" (kannte ich ja eh schon aus meiner Katholenzeit). Da der Reli-Lehrer ( ein Priester) einen Ruf als "roter Kaplan" hatte, war dann mehr Befreiungstheologie usw. angesagt. Echt gut. Hab viel gelernt bei ihm. :ja: :ja: :ja:

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