Glauben, à la carte oder au menu?

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pierre10
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Glauben, à la carte oder au menu?

Beitrag von pierre10 »

Glauben, das kann aus verschiedenen Quellen kommen. Meist ist es eine aus der Familiengeschichte entstandene Linie, das Kind wurde getauft, später Konfirmation oder Kommunion, dann sehr oft auch Trennung vom Glauben, später dann auch ein wiederzurückfinden..........

Andere stammen aus einem eher religiongleichgültigen Elternhaus, finden alleine zum Glauben.....

und viele andere Entwicklungen mehr.

Nun stellt sich die Frage, muss Religion au menu gelebt werden, also streng nach den Regeln einer Kirche, oder kann sich Mensch seinen persönlichen Glauben zusammenstellen, je nach eigener Erfahrung. Manche nennen letzteres sich einen Glauben "zusammenbasteln" ......

Dass in ferner Vergangenheit die christlichen Religionen sicher weitgehend nach strikten Regeln gelebt wurden, ist bekannt. Heute, in unserem sogenannten aufgeklärten Zeitalter ist ein persönlich gebildeter Glaube vielleicht möglich, kann auch konstruktiv sein und zu einer sehr persönlichen Gottesbeziehung führen.

Pierre
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Was ist Wahrheit?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Was ist Wahrheit?
gibt es nicht generell, aber vielleicht kennst Du Deine Wahrheit, ich meine, usw.

Pierre
Zuletzt geändert von pierre10 am Samstag 12. Januar 2008, 22:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Chiara
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Beitrag von Chiara »

Ich würde nicht pauschal behaupten, dass erst die Entwicklung unserer Zeit zu einer echten persönlichen Glaubensentscheidung führt.
Auch früher, inmitten einer "Volkskirche", gab es "Laue" und solche, die mit dem Glauben ernst gemacht haben. Aber es war viel mehr als heute legitim, einem vorgegebenen Weg zu folgen (in der eigenen Biographie, aber eben auch in der Weltanschauung und Religion) wie z.B. dem durch die Kirche vorgelegten Glauben. Heutzutage steht man stark unter dem gesellschaftlichen Druck, sich zum einen als kritisch und aufgeklärt zu beweisen und zum anderen unbedingt und in jeder Hinsicht einen individuellen Weg zu gehen - und das in einer Welt, in der vielerorts alles "gleich gültig" = gleichgültig geworden ist und zugleich das Diktat des Zeitgeistes herrscht.
"Scio cui credidi"

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Chiara
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Beitrag von Chiara »

Pierre hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Was ist Wahrheit?
gibt es nicht generell, aber vielleicht kennst Du Deien Wahrheit, ich meine, usw.

Pierre
Damit würde der Wahrheitsbegriff sich selbst auflösen - und die Grenze zwischen Meinung und Wahrheit verschwinden. Der Plural von Wahrheit ist in gewisser Weise bereits ein Widerspruch in sich.
"Scio cui credidi"

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overkott
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Beitrag von overkott »

Chiara hat geschrieben:
Pierre hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Was ist Wahrheit?
gibt es nicht generell, aber vielleicht kennst Du Deien Wahrheit, ich meine, usw.

Pierre
Damit würde der Wahrheitsbegriff sich selbst auflösen - und die Grenze zwischen Meinung und Wahrheit verschwinden. Der Plural von Wahrheit ist in gewisser Weise bereits ein Widerspruch in sich.
Es gibt eben eine objektive Wahrheit und eine subjektive Wahrnehmung. Der Widerspruch ist ein Teil der Wahrheit. Das heißt: Es gibt eine objektive Wahrheit im Plural vieler subjektiver Wahrheiten. Demgegenüber stehen zwei Extrempositionen:

1. die objektive Seite zu verabsolutieren
2. die subjektive Seite zu verabsolutieren

Ich rate von den Extrempositionen ab.

Das gilt natürlich auch für die spiritualitätsgeschichtliche Wahrnehmung von pierre. Er setzt etwas als "bekannt" voraus, was es so gar nicht gab. Der hl. Bonaventura kannte seine Brüder sehr genau und wusste nicht nur wie persönlich und unterschiedlich ihre Frömmigkeit war. Seine Theologie ist ein großartiger Integrationsversuch.

Peter47
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Registriert: Donnerstag 3. Januar 2008, 19:48

Beitrag von Peter47 »

Guten Morgen, Pierre,
wenn ich mein Mittagsschläfchen halte, habe ich oft überraschende Einfälle. Hier einer zu Deinem Thema:

Es ist offensichtlich, dass religiöse Bindung ein grundsätzliches menschliches Bedürfnis ist
und dass die großen Amtskirchen dieses nicht zufriedenstellend abdecken können.

Wenn ich bei einem Religionsanbieter etwas zu sagen hätte, dann würde ich das Angebot der Nachfrage gemäß aufsplitten.
Als erstes Angebot: Reli light Geboten wird ein lieber Gott, ein Himmel für die Toten, keine Hölle,
nach Wunsch festliche Gestaltung von Familienfeiern und Weihnachten freier Eintritt zu einem feierlichen Event!
zweites Angebot: Christentum für alle mit Kirchenchor und Schützenverein, wöchentlich wechselndes Angebot.
Die Software sollte aber update-fähig sein, Problematische Thesen werden dem neusten Wissensstand angepasst.
Zusätzlich gibt es Upgrades, damit auch die Spezialisten von Pax Christi bis Opus Dei zufrieden gestellt werden können.

Einen schönen Sonntag
wünscht Peter

PS. I have a dream ..

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pierre10
cum angelis psallat Domino
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Registriert: Sonntag 4. September 2005, 06:23

Beitrag von pierre10 »

@peter47

Hallo Peter,

Es lebe der Mittagsschlaf....

Sicher gibt es nicht ein System, das als Religion von allen akzeptiert werden kann. Ich kenne Menschen, die katholisch sind weil es ganz feste Regeln gibt, an die sie sich halten "wollen", was nicht immer gelingt. Andere sind zum Islam gegangen, der nach ihrer Meinung sehr viel genauer beschreibt, wie er zu leben ist.

Aber das ist nicht unbedingt das Thema. Ich hatte nun mal das Glück, oder das Problem, mit verschiedenen Glaubensrichtungen aufzuwachsen, so dass sich die Frage stellte, in welche will ich nun gehen, oder muss ich mir meinen Glauben selbst "erschaffen".

Zugegeben, zwischen 20 und 40 hatte ich ganz andere Probleme und befasste mich nicht mit Glauben. Später aber wurde mir klar, dass ich mich öffnen muss.....


Pierre
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Peter47
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Beitrag von Peter47 »

Hallo Pierre,
ich kann Deine Situation sehr gut nachvollziehen! Meine ist ähnlich.
Aber ich achte darauf, dass mein "Glauben" nicht im Widerspruch steht zu meinem "Wissen".
Da ich aber nicht alles weiß, muss ich vieles glauben.

Zum Judentum habe ich von I. Finkelstein "Keine Posaunen vor Jericho" gelesen. Diese Sichtweise gefällt mir!

Beim Christentum stört mich die Übernahme "heidnischer," griechischer Philosophien. So hat das der Jude Jesus nie und nimmer gemeint!

Den Islam hat sich Mohammed ausgedacht ("wurde ihm geoffenbart") in der Übergangszeit vom Nomadenleben der Kameltreiber
zum städtischen Leben der Kamelhändler. Also nichts Neues!

Zu Wiedergeburt und sonstigen asiatischen Religionen; woher wissen die das? Halten die auch Mittagsschlaf?

Ich fürchte, mir bleibt nichts anderes übrig, als zu akzeptieren: "Et kütt, wie et kütt!" on "et hätt noch emme joot jejange!"

Viele Grüße
Peter

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pierre10
cum angelis psallat Domino
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Beitrag von pierre10 »

Ja, lieber Peter....

letztlich geht es doch um Glauben, wenn wir mit dem Wissen nicht weiter kommen.

Liebe Grüße aus dem heute sonnigen Elsass
Pierre
Grenzen im Kopf sind sehr hinderlich

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