Verunsicherung bez. Kircheneintritt auf der Schlussgeraden

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Kai
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Verunsicherung bez. Kircheneintritt auf der Schlussgeraden

Beitrag von Kai »

Hallo,


Ich habe seit gestern Abend ein großes Problem und hoffe, hier Hilfe zu finden.

Worum es geht: Ich werde Anfang Dezember in die röm-kath. Kirche aufgenommen (Taufe, Firmung, Erstkommunion). Mein Weg der spirituellen Suche hat mich von latentem Christsein in der Kindheit, über starkes Angezogensein zum Buddhismus (Zen) während meiner Studentenzeit, und vor allem durch viele (unterschiedlich geprägte) agnostische Phasen hindurch, letzten Endes zum Christentum geführt. Nach ein paar Jahren wurde mir klarer, dass die Taufe (und damit der Eintritt in eine Kirche) der nächste Schritt sein müsste. Bis dahin war ich der Überzeugung, das allein mit Gott ausmachen zu können (ich bin durch die Erziehung evangelisch geprägt). Nach einiger Beschäftigung mit dem Thema kamen für mich nur die katholische oder orthodoxe Kirche in Frage (wegen des Kirchenbegriffs), die orthodoxe habe ich aber – hauptsächlich aus praktischen Erwägungen – sehr schnell ausgeschieden.

Im letzten Jahr habe ich viel von Ratzinger und Scott Hahn gelesen, mein Entschluss schien immer fester und auch intellektuell besser begründet zu sein. Letzteres ist mir wichtig. Ich bin ein Wahrheitssucher, meinen Glauben, meine Religion muss ich vor meinem zum Zweifeln neigenden Intellekt verantworten können. Uah, klingt das pathetisch, jetzt wo ich es lese, aber so ist das halt. Alles war in Butter, der Tauftermin steht fest. Und gestern dann bin ich beim Surfen über James White gestolpert, ein baptistisch-reformierter Apologet. Der Mann ist intelligent, schreibgewandt, gebildet und – leider – hat mich echt geschockt und zum Zweifeln gebracht. Ich will mich davon überzeugen, dass der Mann Unrecht hat, was seine Vorwürfe gegenüber „Rom“ (wie er sich ausdrückt) und die Tradition betrifft. Er glaubt übrigens durchaus an die eine katholische Kirche, nur sieht er diese halt nicht in der röm.-kath., ganz im Gegenteil. Der Stil von James White ist sehr überzeugungskräftig und seine Argumentation erscheint mir oft zwingender als z.B. die von Hahn.

Wer des Englischen mächtig ist und mir helfen möchte, sehe sich bitte diesen Artikel von White auf seiner Homepage unter folgendem Link an:

http://www.aomin.org/Morrow.html

Auf seiner Page sind noch x weitere Artikel zu finden; aber der unter dem o.g. Link war das Erste was ich von ihm gelesen habe und der Auslöser meiner Verunsicherung. Wer weiterlesen möchte:

http://www.aomin.org/Sermo131.html (Über Augustin und Cyprian).

Oder hier (achtet auch auf die Augustinus- und Athanasiuszitate), eine Forumsschlacht mit Mark Shea, einem kath. Apologeten, der hier sehr alt aussieht: http://www.aomin.org/ByWhatAuthority.html

Mein Termin für die Aufnahme in die Kirche ist in 3 Wochen; ich will ihn nicht absagen müssen (nach der ganzen Odyssee und wo ich endlich meine geistliche Heimat gefunden zu haben glaubte). Aber ich muss das vorher klären, und allein schaffe ich das, zumindest in der Kürze der Zeit, nicht.

Was ist jetzt die Wahrheit? Ist die röm.-kath. Kirche durch Jesus Christus gestiftet und Trägerin der Wahrheit, oder ist sie eine menschliche Organisation, die ihre eigene Geschichtsversion präsentiert und historische Fakten verdreht, um den eigenen Primat zu untermauern, während sie vom Hl. Geist längst verlassen wurde und die wahre Kirche Christi unter Teilen der Protestanten zu finden ist? Liegt White falsch und wenn ja, warum? Seine u.a. durch patristische Quellen belegte Argumentation gegen den Primat des Petrus/Bischofs von Rom, die Unfehlbarkeit des Lehramtes und die apostolische Sukzession ist beängstigend.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Hallo Kai,

kannst Du mal ein in paar Sätzen die Kernargumentationen herausschreiben, die Dich aus der Kurve bringen?

Daneben: Hast Du mal überlegt, ob das "sola scriptura" Prinzip auch für die Christen der ersten beiden Jahrhunderte bzw. für die Vor-Lutherische Zeit gelten konnte und wie es in die Kirche Eingang gefunden hat?

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Edi
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Beitrag von Edi »

Das Sola Sciptura Prinzip, das White in einer Zusammenfassung, die ich gerade gelesen habe, als genügend oder angemessen erwähnt, lässt sich im frühen Christentum historisch nie und nimmer nachweisen. Es ist erst viel, viel später aufgekommen, deutlich und massiv erst bei der Reformation, also um 1500.
Schon von daher liegt der gute Mann falsch.

Dann schreibt er noch, es gäbe keine Evangeliumspredigt, wenn es Kompromisse bei Sola sciptura gäbe (oder heisst es gar kompromittiert?) Das heisst ja, dass vor Luther allen Christen das Evangelium vorenthalten worden wäre.
Zitat: "There is no gospel preaching when sola scriptura is compromised."
Wie hätten dann die Apostel, die kein NT hatten evangelisieren können? Wie hätte ganze die Kirche missionieren können, die von Anbeginn und bis heute nie auf diesem Prinzip aufgebaut war, sondern auch die mündliche Überlieferung hatte. Oder ist bekannt, dass Jesus selber ein Buch geschrieben hätte ?

Wieviele Denominationen hat denn das "grossartige" Sola scriptura hervorgebracht, die sich alle nicht einig sind. Selbst wenn dieses Prinzip gelten würde, sind es immer noch Menschen bzw. Gemeinden, die bestimmen, wie die Schrift auszulegen ist. Man könnte das dann auch mit Sola ecclesia speciale bezeichnen, denn wie oben schon erwähnt, sind die Anhänger von Sola.. in viele Denominationen gespalten.

Man kann ja solche Texte gar nicht alle lesen, schon der Zeit wegen, aber wenn sich jemand schon bei solchen einfachen Dingen total irrt, was wird der dann sonst noch an Unwahrem schreiben?
Zuletzt geändert von Edi am Dienstag 15. November 2005, 00:47, insgesamt 3-mal geändert.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Ich kann nur für mich anmerken, daß White - betreffs des hl. Cyprian - nicht blind ist, wie manche von jenen, die hier im > Thread über das Primat des Papstes von Rom mitschrieben. Ich möchte Kai einladen, sich die dortige Diskussion einmal zu Gemüte zu führen, ganz besonders natürlich die "Ekklesiologischen Basics", damit die Wirren des Protestantismus gar nicht erst in Frage kommen. Zum hl. Cyprian wird in der Gegend auch referiert.

Ragnar
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Re: Verunsicherung bez. Kircheneintritt auf der Schlussgerad

Beitrag von Ragnar »

Hallo Kai,
Kai hat geschrieben:... hat mich von latentem Christsein in der Kindheit, .... (ich bin durch die Erziehung evangelisch geprägt).
...
hat da keine Taufe statt gefunden?

MfG
Ragnar
Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist...

!Nichts

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Nietenolaf
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Re: Verunsicherung bez. Kircheneintritt auf der Schlussgerad

Beitrag von Nietenolaf »

Kai hat geschrieben:Was ist jetzt die Wahrheit?
Andererseits ist der Intellekt natürlich ein Monster, das alles niederzutrampeln vermag. Ich schätze, den gilt es an die Zügel zu nehmen, oder kannst Du Dinge wie die Menschwerdung Gottes, Sein Leiden, Seine Auferstehung "vor dem Intellekt verantworten"? Der Schritt, den Du tun willst, ist in erster Linie ein Schritt des Glaubens. Der Intellekt macht eher die Häresien, das sieht man ziemlich deutlich schon im Altertum: die Häresiearchen der Arianer, Nestorianer usw. waren durchaus die intellektuelle Elite ihrer Zeit. Ehrlich gesagt würde ich mich nicht allzusehr von der Gewandtheit dieses Herrn White blenden lassen. Was Dir geschieht, betrachte als Versuchung. Du hast vor, in die Kirche einzugehen; die Kirche, dieser gott-menschliche Organismus, wirkt Dein Heil, nicht der Intellekt. Dich in Kirchengeschichte bilden kannst Du immer noch, bedenke nur eins: solltest Du morgen sterben, nützt das ganze Klügeln nichts mehr.

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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Die Vernunft galoppiert ohnehin schneller, als sie den trägen Wagen des Herzens mitzunehmen vermag. Alle Wahrheit in Ehren - man kann sich aber auch in Diskussionen verlieren, so lange bis man nicht mehr man selbst ist. Wahrheit kann zur Sucht werden, zur Droge.

Es wird immer genug Einwände geben, und diese werden immer genauso vernünftig sein, wie die Gegeneinwände, wenn man sie denn zu hören bekommt. Daher ist vieles irgendwann de facto eine Frage der Entscheidung.

Die grundlegende Frage der Wahrheit ist die Frage Christi an Petrus:
Petrus, liebst Du mich?
Und Petrus antwortete: Ja, Herr, Du weißt, dass ich Dich liebe.

Alles andere ist dessen Entfaltung. Und die ist bei uns unübertroffen gut, wir werden immer weiter zu Christus geführt und stehen in innigem Kontakt. Das ist meine volle Herzensüberzeugung, das ist es, was ich jeden Tag denke und wofür ich Gott jeden Tag danke.
Zuletzt geändert von Steffen am Dienstag 15. November 2005, 08:26, insgesamt 2-mal geändert.

Raphael

Beitrag von Raphael »

Nietenolaf hat geschrieben:Ich kann nur für mich anmerken, daß White - betreffs des hl. Cyprian - nicht blind ist, wie manche von jenen, die hier im > Thread über das Primat des Papstes von Rom mitschrieben.
Wer keine Antworten auf simple Fragen gibt (kennt??), sollte andere nicht als "Blinde" beschimpfen, Nietenolaf!

Stefan

Beitrag von Stefan »

Mt 20,30ff hat geschrieben:Und siehe, zwei Blinde saßen am Wege; und als sie hörten, daß Jesus vorüberging, schrien sie: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich unser! Aber das Volk fuhr sie an, daß sie schweigen sollten. Doch sie schrien noch viel mehr: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich unser! Jesus aber blieb stehen, rief sie und sprach: Was wollt ihr, daß ich für euch tun soll? Sie sprachen zu ihm: Herr, daß unsere Augen aufgetan werden. Und es jammerte Jesus, und er berührte ihre Augen; und sogleich wurden sie wieder sehend, und sie folgten ihm nach.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Raphael, ich hüte mich wohl davor zu "schimpfen", auch warst es nicht Du, der den Kern der Ekklesiologie des hl. Cyprian ignorierte. Dieses Ignorieren führt aber nun dazu, daß ihr euch von einem Sektierer sagen lassen müßt, daß der hl. Cyprian das Bischofsamt, nicht aber die römische Cathedra meint, wenn er vom "Stuhl Petri" spricht. Welche simple Frage meinst Du denn? Die nach dem Kollegialitätsprinzip? Das ist ein Begriff, der dem alten Kirchenerbe fremd ist, deswegen kaum (oder nur mit "Jein") zu beantworten.

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Robert Ketelhohn
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Re: Verunsicherung bez. Kircheneintritt auf der Schlussgerad

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Nietenolaf hat geschrieben:
Kai hat geschrieben:Was ist jetzt die Wahrheit?
Andererseits ist der Intellekt natürlich ein Monster, das alles niederzutrampeln vermag. Ich schätze, den gilt es an die Zügel zu nehmen, oder kannst Du Dinge wie die Menschwerdung Gottes, Sein Leiden, Seine Auferstehung "vor dem Intellekt verantworten"? Der Schritt, den Du tun willst, ist in erster Linie ein Schritt des Glaubens. Der Intellekt macht eher die Häresien, das sieht man ziemlich deutlich schon im Altertum: die Häresiearchen der Arianer, Nestorianer usw. waren durchaus die intellektuelle Elite ihrer Zeit. Ehrlich gesagt würde ich mich nicht allzusehr von der Gewandtheit dieses Herrn White blenden lassen. Was Dir geschieht, betrachte als Versuchung. Du hast vor, in die Kirche einzugehen; die Kirche, dieser Gott-menschliche Organismus, wirkt Dein Heil, nicht der Intellekt. Dich in Kirchengeschichte bilden kannst Du immer noch, bedenke nur eins: solltest Du morgen sterben, nützt das ganze Klügeln nichts mehr.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Kai, die orthodoxe Kirche ist die wahre Kirche.
Beschäftige Dich mit den Sachen. Eine Taufe mit einem halben Herzen ist doch nicht der Sinn der Sache. Eine gründliche Katechese sollte der Taufe vorangehen, findest Du nicht?
Wenn man die römisch-katholische Kirche nimmt und die Verzerrungen abstreift, dann bekommt man die orthodoxe Kirche. Sie ist in der apostolschen Sukzession und in einer vollen Übereinstimmung zum altchristlichen Erbe, zu den Kirchenvätern. Sie ist dieselbe, wie im ersten Jahrtausend.
Die Baptisten und andere Prostestanten haben sich eine eigene Religion zusammengedichtet. Sie haben einen Teil der Überlieferung genommen (z.B. die Bibel) und andere Teile von ihr weggeworfen, alleine nach dem eigenen Gutdünken. Die Reformatoren waren stolze Männer, bar der Demut. Darum gibt es so viele protestanische Splitterkirchen. Jeder deutet die Bibel auf eigene Manier, es gibt keine Kriterien für die Exegese, wie in der Kirche der apostolischen Überlieferung.
Was heißt Häresie? --- "Auswahl"! Wenn man sich aus der Tradition Sachen auswählt, die einem genehm sind. Wenn man sich einen Gott und eine Kirche nach dem eigenem Bilde zurechtmacht.
Also denn, begebe dich nicht in diese Gruppe der umherirrenden, die sich aus der apostolischen Oase mit dem Brunnen der Sakramente entfert haben und ohne sie verschmachten. Keiner kann eine Kirche gründen, nur Christus allein. Er bestellte seine Apostel, diese weihten durch Handauflegung die Bischöfe, und so läuft es bis an den heutigen Tag. Wie es der hl. Kyrill von Alexandria und eine ganze Reihe von anderen Kirchenvätern sagte, "Wem die Kirche keine Mutter ist, dem ist auch Gott kein Vater."
Ein harter Spruch, doch hat an ihm vor Zwingli, Martin Luther und Calvin niemand gezweifelt. Diese Phantasuere haben aber nichts mit dem eigentlichen ungebrochenen Christentum zu tun.
Tue mal Folgendes: stelle Dich vor Gott und bete demütig eine Viertelstunde darum, daß Gott Dir zeige, wo die Wahrheit ist.
Zuletzt geändert von Alexander am Dienstag 15. November 2005, 14:09, insgesamt 1-mal geändert.
Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
ich weiß nicht ein noch aus.
Gott, sei gnädig und hilf.
Gib Kraft zu tragen, was du schickst,
laß die Furcht
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(D. Bonhoeffer)

Raphael

Beitrag von Raphael »

Lieber Alexander,
Alexander hat geschrieben:
Wenn man die römisch-katholische Kirche nimmt und die Verzerrungen abstreift, dann bekommt man die orthodoxe Kirche.
wenn man die orthodox-christliche Gemeinschaft nimmt und die Verzerrungen abstreift, dann bekommt man die katholische Kirche, welche in der römisch-katholischen Kirche subsistiert! :)

So wird ein Schuh d'raus ........... ;)

GsJC
Raphael

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Beweise. Nenne die Verzerrungen. Weise nach, daß es sie in der alten Kirche nicht gab. Konsultiere auch die >>>XII Thesen Roberts, um einen Gund zu legen, auf dem man aufbauen kann.
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Kai
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Beitrag von Kai »

Danke allen, die mir geantwortet haben!

Das Problem erscheint mir inzwischen überwunden zu sein. Jedem, der jetzt denkt „Spinnt der? Gestern noch großes Problem und jetzt gelöst.“ muss ich recht geben. Ich weiß nicht, was das jetzt war, ob psychologisches Phänomen (so eine Art Torschlusspanik, wie man schon mal von Leuten unmittelbar vor der Hochzeit hört) oder der großer Versucher, auf jeden Fall hab ich überreagiert, Nerven blank scheinbar, sehr merkwürdig.

Was mir geholfen hat waren einige Gedanken von euch, über die ich in Ruhe nachgedacht habe, beten, und der Hinweis von jemandem auf die Regeln zu Unterscheidung der Geister (I. v. Loyola). Außerdem habe ich einfach mal im Netz nach Erwiderungen von kath. Seite auf White gesucht und bin da auf amerik. Seiten fündig geworden.

@Ragnar: Ich bin ungetauft. Meine Eltern sind aber von Haus aus evangelisch (allerdings nicht gläubig) und ich hatte ev. Religionsunterricht. Von daher bin ich in meinem Denken ursprünglich ev.-agnostisch geprägt.

@ Alexander: Die orthodoxe Kirche ist für mich aus den von Dir genannten Gründen auch in Frage gekommen. Dagegen habe ich mich entschieden, weil sie mir zu ethnisch und national geprägt/orientiert ist/sind (und damit halt weniger "katholisch"), zum anderen aus praktischen Erwägungen. Zu Deinem letzten Tipp: Das habe ich die letzten anderthalb Tage mehrfach praktiziert. Hat auch geholfen.


Kai

Stefan

Beitrag von Stefan »

@ Kai,

solche Fragen tauchen normalerweise immer wieder mal auf, auch nach Jahren. Manchmal muß man auch einfach akzeptieren, wenn es keine rationale Erklärung für irgendwas gibt, oder Widersprüche bestehen bleiben. Dann kann auch einfach die benediktinische stabilitas loci helfen. Man bleibt einfach da, wo man steht und wartet geduldig ab.

Für Deine Taufe alles Gute! :)

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Kai hat geschrieben:@ Alexander: Die orthodoxe Kirche ist für mich aus den von Dir genannten Gründen auch in Frage gekommen. Dagegen habe ich mich entschieden, weil sie mir zu ethnisch und national geprägt/orientiert ist/sind (und damit halt weniger "katholisch"), zum anderen aus praktischen Erwägungen.Kai
Tja, die Kirche ist eben ein gottmenschlicher Organismus. Und trotz der verschiedenen Sprachen und Kulturen, die voll respektiert werden können, und trotz des Fehlens eines Bischofsfürsten wie in der römischen Kirche hat es die Orthodoxie über zwei Tausend Jahre geschafft, die eine Kirche zu bleiben. Ob in Griechenland oder Serbien, ob in Rumänien oder in Rußland, oder in der Diaspora der ganzen Welt, auch hier in Deutschland (wo es übrigens auch deutschsprachige Gemeinden gibt) ist sie die Eine Heilige Katholische und Apostolische Kirche.
Katholisch ist sie, denn sie ist orthodox, und sie ist nur darum orthodox, weil katholisch. Das Eine geht nicht ohne das Andere.
Es gab Zeiten (Monophysitentum/Monotheletismus-Kontroverse), da war sie eine kleine Minderheit, und doch war allein sie katholish und orthodox, und die Monophysiten/Monotheleten waren es trotz allen äußeren Triumphes nicht.
Heute sind die meisten Christen Protestanten. Und doch haben sie keine Katholizität.
Es geht bei der ganzen Sache ja nicht darum, was das Bequemste ist (dann sollte man nämlich wirklich Protestant werden), sondern wo die ursprüngliche und gnadenerfüllte Kirche ist.
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Kai
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Beitrag von Kai »

Zum Abschluss des Themas "James White": Ich habe heute herausgefunden, dass seine Schwester vor wenigen Jahren konvertiert ist. Und ihr ratet nie...

Ist das lustig, oder was?

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Linus
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Beitrag von Linus »

sie wurde ne rühmliche Kotlette? ((C) Adrian Plass in Andromedas Briefe) oder ? :mrgreen: :ikb_angel_not: :ikb_clap:
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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Kai
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Beitrag von Kai »

Jepp! :mrgreen:

(Wobei ich noch nichts von Plass gelesen habe.)

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Sarrha
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Beitrag von Sarrha »

Kai hat geschrieben:Jepp! :mrgreen:

(Wobei ich noch nichts von Plass gelesen habe.)

Solltest du aber unbedingt! :mrgreen:


Man bleibt einfach da, wo man steht und wartet geduldig ab.



Ein guter Rat - könnte fast aus dem Zen stammen ;)


Gruß von Sarrha

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Linus
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Beitrag von Linus »

Sarrha hat geschrieben:
Kai hat geschrieben:Jepp! :mrgreen:

(Wobei ich noch nichts von Plass gelesen habe.)
Solltest du aber unbedingt! :mrgreen:
Vor allem wenn man in charismatischen Kreisen herumkrebst pflichtlektüre:

"Wer noch Kaffee will, bitte die Hände unten lassen."
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Sarrha
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Beitrag von Sarrha »

Kenn ich in der Version:

Gerald: Na, ihr goldigen Charismatiker - Hand runter, wer 'nen Kaffee will :mrgreen:

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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

Zum Abschluss des Themas "James White": Ich habe heute herausgefunden, dass seine Schwester vor wenigen Jahren konvertiert ist. Und ihr ratet nie...
Ihre Geschichte kann man hier nachlesen:
http://www.chnetwork.org/pattybondsconv.htm

Ihren "Abschiedsbrief" an ihren Bruder James White hier:
http://www.bringyou.to/apologetics/s17.htm
:tanz:
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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holzi
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Beitrag von holzi »

Alexander hat geschrieben:
... Es gab Zeiten (Monophysitentum/Monotheletismus-Kontroverse), da war sie eine kleine Minderheit, und doch war allein sie katholish und orthodox, und die Monophysiten/Monotheleten waren es trotz allen äußeren Triumphes nicht.
Heute sind die meisten Christen Protestanten. Und doch haben sie keine Katholizität.
...
Naja - meinst Du jetzt die absolute Anzahl der Gläubigen oder eher deren Lautstärke? Dann wären die evangelikalen in der Tat in der Überzahl.

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Ja, vor kurzem habe ich gelesen, daß es dem nicht so sei. Da war meine vorige Quelle offenbar parteiisch. Nach der zuletzt konsultierten Quelle: zuerst die Römischen, dann die Orthodoxen, und dann erst die Protestanten.
Wie rum auch immer: unverfälschte Treue zur heiligen Apostolischen Überlieferung und somit auch die richtige Katholizität gibt es nur in der Orthodoxen Kirche. Andere Gemeinschaften haben leider (in sehr unterschiedlichem Maße) verzerrte Lehren. Was schade ist angesits der in ihnen sehr wohl vorhandenen aufrichtigen Christen, die auf ungesundem Boden wachsen.
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holzi
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Beitrag von holzi »

Alexander hat geschrieben:
Ja, vor kurzem habe ich gelesen, daß es dem nicht so sei. Da war meine vorige Quelle offenbar parteiisch. Nach der zuletzt konsultierten Quelle: zuerst die Römischen, dann die Orthodoxen, und dann erst die Protestanten.
Wie rum auch immer: unverfälschte Treue zur heiligen Apostolischen Überlieferung und somit auch die richtige Katholizität gibt es nur in der Orthodoxen Kirche. Andere Gemeinschaften haben leider (in sehr unterschiedlichem Maße) verzerrte Lehren. Was schade ist angesichts der in ihnen sehr wohl vorhandenen aufrichtigen Christen, die auf ungesundem Boden wachsen.
Und gerade beim jetzigen Papst Benedikt habe ich die begründete Hoffnung, dass sich im Verhältnis zur Orthodoxie - guten Willen auf beiden Seiten vorausgesetzt - eine merkliche Annäherung ergeben könnte. Man denke nur an seinen Einsatz für die Errichtung und erst kürzlich für die Erhaltung des Lehrstuhls für Orthodoxe Theologie an der Uni München, seine Aussagen zum römischen Primat (dass man im Amtsverständnis des Papstes als Bischof von Rom und Patriarch der Lateinischen Kirche einerseits und den Primat des Petrusamtes andererseits unterscheiden müsse). Leider gibt es halt Quertreiber und Scharfmacher in beiden Lagern, denen an einer Versöhnung weniger liegt als an ihrer eigenen Profilierung ...

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

So, und wenn meinst Du genau mit Quermacher und Scharftreiber im östlichen "Lager" *krampf*, etwa den russischen Patriarchen, der sich mit dem Papst vorläufig nicht treffen will? :D
Herr Gott,
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holzi
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Beitrag von holzi »

Alexander hat geschrieben:So, und wenn meinst Du genau mit Quermacher und Scharftreiber im östlichen "Lager" *krampf*, etwa den russischen Patriarchen, der sich mit dem Papst vorläufig nicht treffen will? :D
Unter anderem den inzw. Ex-Patriarchen von Jerusalem und den Erzbischof Christodulos von Athen bzw. Teile des dortigen Klerus'.
Ich dachte der Patriarch von Moskau hat inzwischen wieder Kontakte mit dem Papst aufegnommen?

Aber auch gerade unter den Spanisch-Lateinamerikanischen Katholiken gibt es enorme Vorbehalte gegen die Orthodoxie - deren Spiritualität und Hierarchieverständnis sind ja bekanntlich komplett anders gepolt.

@Moderator: Sind wir hier eigentlich noch On-Topic?

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Der Patriarch von Moskau hat die Kontakte auch nie unterbrochen, doch weigert er sich wegen der Aktivität der unierten Kirchen, an einem Treffen mit dem Papst teilzunehmen. Sein Widerstand hatte auch zur Folge, das der Papst Rußland nicht besuchen konnte. Dabei ist der Patriarch von Moskau für die orthodoxen Verhältnisse sehr offen für die Ökumene, wirklich sehr.

S.E. Chrysostomos hat sich mit dem Papst Johannes Paul getroffen und akzeptierte von ihm die Entschuldigung für die Kreuzzüge und, nach meiner Kenntnis, umarmte ihn.

Du schätzt die Lage falsch ein, Holzi. Zu einer Einigung braucht man nicht weniger als Folgendes:
I. Daß das Filioque gestrichen und nirgendwo im Credo benutzt wird
II. Daß die Dogmen von der päpstlichen Unfehlbarkeit und der unbefleckten Empfängnis Mariä im Westen als falsche Lehren erkannt werden.
III. Daß der Papst den Anspruch auf seine angebliche höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt über die ganze Kirche fallenläßt, daß er sich in das synodale System einfügt (=Konzil über dem Papst, kann ihn auch richten und absetzen).
IV. Daß die asketischen Folgen des Schismas überwunden werden --- die sinnlichen Mystiker sind als fehlleitende Führer zu erkennen.
V. Alles zuvor Aufgezählte erfordert eine Bereinigung bzw. Wiederherstellung der Gnadenlehre.

Dazu müßten noch ein paar Sachen im Gottesdienst geregelt werden, wie zum Beispiel die Epiklese, die ja im Römischen Kanon, (in NOM das Eucharistische Gebet I) nicht vorhanden ist und ähnliches; solche Aufrund der Gnadenlehre unzulässige Geschichten wie Ablässe und dergleichen lehrmäßiger, kanonischer und praktischer Kleinkram. Mit solchen Kreisen wie der Kirchenvolksbewegung und anderen liberalprotestantischen und relativistischen Auswüchsen muß man dann kurzen Prozeß machen.

In einem Satz: alle Vezerrungen der apostolischen Überlieferung, die die Trennung bedingen, müssen weg. Ohne das gibt es keine Einigung, sie wäre verheerend.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Alexander hat geschrieben:V. Alles zuvor Aufgezählte erfordert eine Bereinigung bzw. Wiederherstellung der Gnadenlehre.
Könntest du das päzisieren ausführen, oder zumindest einen link, wo das schon geschrieben ist geben?
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Alexander
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Beitrag von Alexander »

* Das Prinzip der Synergie --- Gott gibt nur dann rettende Gnade, wenn der Mensch mitmacht. Das Prinzip "ex opere operato" ist ein Irrtum. Und in puncto der Beichte verstehen die römischen Katholiken das ja anscheinend. Die Absolution ist unwirksam ohne die Umkehr des Gläubigen. Es ist notwedig, daß es auch für alle anderen Gnadenwirkungen eingesehen wird. Die angeblichen Unfehlbarkeit des Papstes, unbefleckte Empfängnis u.ä. hängen damit auch zusammen.

* Es gibt aber keine Verdienste. Wir stehen alle im Minus vor Gott, da wir sündigen, und selig sind die armen im Geiste, die es erkennen. Wenn wir alles erfüllen würden ohne Fehl, dann gilt das Wort des Herrn: "Lk 17, 10 Also auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprechet: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren". Damit entfällt übrigens die Ablaßlehre, die auf der Mär von den überzähligen Verdiensten der Heiligen gegründet ist. Man kann auch keine Genugtuung (satisfactio) für die Sünden leisten, Jesus allein hat den Schuldschein unserer Sünden am Kreuz zerrissen, wir selbst können das nicht.

Die beiden erwähnten Probleme gipfelten bei den Protestanten in der Verwerfung der Heilsnotwendigkeit der Werke (erster Punkt) und bei den Pelagianern lange davor in der Überbewertung der Werke (zweiter Punkt). Beides kommt vom falschen Verständnis der Gnadenlehre.

* Die höchste priesterliche Gnade ist bei dem Bischof (vom Bischofssitz unabhängig).

* Das Wichtigste wohl: die ursprüngliche und von den Vätern so betonte Lehre und Praxis der Theosis! Als Teil davon der Glaube an die unerschaffenen Energien Gottes. Aber dieser letzte Punkt ist eines eigenen Beitrags oder einer ganzen Serie davon wert. Vielleicht komme ich irgendwann dazu.
Zuletzt geändert von Alexander am Dienstag 6. Dezember 2005, 14:53, insgesamt 1-mal geändert.
Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
ich weiß nicht ein noch aus.
Gott, sei gnädig und hilf.
Gib Kraft zu tragen, was du schickst,
laß die Furcht
nicht über mich herrschen.
(D. Bonhoeffer)

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