Reliquienfoto

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Nietenolaf
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Reliquienfoto

Beitrag von Nietenolaf »

Wer erkennt, um die Gebeine welches Heiligen es sich hierbei handelt? Ich habe keine Angabe darüber, wo das ist. Überhaupt keine weiteren Informationen.
Dank im Voraus!

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die Frage hab’ ich mir auch gestellt, als ich das gestern abend sah.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Erich
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Beitrag von Erich »

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um die Gebeine welches Heiligen es sich hierbei handelt? 
Rumänien - Dracula?? :/
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

Peter
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Beitrag von Peter »

Wenn diese Gebeine nicht so überaus überbordend geschmückt wären, erinnerten sie mich an die Glasgrüfte in Ottobeuren (Klosterbasilika); dabei muß es sich nicht notwendig um einen echten Heiligen, sondern um ein recht sinnenfälliges memento mori handeln.

Also: Es könnte vielleicht die Klosterbasilika zu Ottobeuren sein, und möglicherweise sind es Gebeine eines Unbekannten, die zur Erbauung der Sonntagsgemeinde als Bischof ausgestellt wurden. In Ottobeuren gibt es vier davon, an jedem Pfeiler der Vierung einer.

Zufälligerweise kenne ich in der Gegend eine ganz reizende Pastoralreferentin, die uns vielleicht Aufschluß geben kann.

Peter
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Beitrag von Peter »

Sucht, und ihr werdet finden: Vielleicht können die Sherlocks unter euch mal eben festzustellen versuchen, ob der Glasschrein auf deinem Photo, Olaf, du Untergurkenheimer, sich mit dieser Aufnahme einer Aktion zum Heiligen Erntedankfest in der Basilika deckt.

Im Hintergrund ist der Schrein. Der letzte Schrein, gewissermaßen. Die beiden Mädels scheinen keine Angst vor ihrem gruseligen Nachbarn zu haben.

(Vielleicht sollten wir auch Pater Johannes fragen.)

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die Frage hab’ ich mir auch gestellt, als ich das gestern abend sah.
Ha, da kenne ich ja sozusagen schon manchen Deiner abendlichen Wege. Dann wirst Du ja wissen, daß man sich an der Stelle auch fragt, welcher Heilige das ist. Denkbar wären m.E. der hl. Martinus, Bischof von Tours (+397), oder der hl. Martinus, Bekenner, Papst von Rom (+655 in der Verbannung in Hersones; dessen Gebeine kamen später über Konstantinopel zurück nach Rom).

Peter: Wessen Reliquienschrein ist das denn da in Ottobeuren? Sieht mir nicht nach dem gesuchten aus...

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lancelot
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Beitrag von lancelot »

Nicht Martin von Tours:

"Ihr Nachfolgebau wurde 1562 von den Hugenotten, die auch die Reliquien des hl. Martin bis auf wenige Ausnahmen verbrannten, schwer beschädigt und verfiel dann während der Französischen Revolution. 1924 wurde die jetzige Basilika über dem Grab des Heiligen erbaut." Quelle)

Peter
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Beitrag von Peter »

Ich möchte euch kurz das Ergebnis meines Telefonates berichten.

Wenn auch «unser» edelsteingeschmückter Kandidat vielleicht nicht in Ottobeuren liegt – der barocke Schwung des Gemäldes ist anders, zudem sind die Ottobeurener Reliquien mit Dalmatiken geschmückt – es handelt sich um Diakone, aber dazu später mehr: Das Phänomen edelsteingeschmückter Gebeine ist offensichtlich in Bayern mehrfach anzutreffen. (Warum also nicht auch in Rumänien?)

Die Ausstellung der Gebeine hat tatsächlich den Sinn, die Menschen an ihre Vergänglichkeit zu erinnern: Mensch, der du dich mit Würden schmückst – gedenke, daß deine Tage gezählt sind! Du bist sterblich, welkst dahin wie die Blume auf dem Feld. Memento mori! Eine Haltung, die typisch für den Barock in seiner Zerrissenheit zwischen überschwenglicher Lebenslust und Leiderfahrung war.

Dann aber handelt es sich auch um «echte» Reliquien, jedoch in einer Weise, die uns heute befremdlich anmuten muß. Ich berufe mich auf den hilfsbereiten Pater: Wegen akuter Geldnot begann der Papst, Reliquien zu «verkaufen». – Ich setze das absichtlich in Anführungszeichen, da ich jener Zeit nicht Unrecht tun möchte. Man kann vielleicht davon ausgehen, daß sowohl Käufer als auch Verkaufende der Überzeugung waren, ein verdienstliches Werk zu tun.

Bei den Ottobeurener Gebeinen handelt es sich um Gebeine aus den Katakomben in Rom, bei denen man davon ausgehen mußte, daß es sich um Märtyrer der ersten Jahrhunderte handele. Diese Gebeine – da man sich vielleicht doch nicht so ganz sicher war – wurden getauft (wenn ich das richtig verstanden habe) und auch gleich befördert, und zwar zu Diakonen. Endlich wurden sie mit Dalmatiken angetan, geschmückt, in einem verglasten Grabmal zur Ruhe gebettet und der Verehrung des frommen Volkes anerboten.

Ich kann mir vorstellen, daß dein Beispiel, lieber Olaf, eine Reliquie mit einer ganz ähnlichen Karriere ist.

Peter
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Beitrag von Peter »

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Das ist übrigens eine «Dalmatik» (Diakonengewand).

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

In der Stiftskirche Engelszell (Trappistenabtei) werden ebenfalls derart geschmückten Skelette von Heiligen in verglasten Särgen den Andächtigen zur Mahnung und Ermunterung dargeboten. Nur scheint mir, dass diese nicht derart in Position gelegt wurden, wie es auf dem Foto dargestellt ist.
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Lieber Peter, und alle anderen,

danke für Eure Mühen bezüglich des Reliquienfotos. Die Geschichte mit dem "Verkauf" von Reliquien ist mir so in etwa bekannt, und man muß deswegen und wegen ähnlicher Dinge schon eine ganze Menge an Spott einfahren, der von Leuten hereinregnet, denen die Verehrung von Reliquien nichts bedeutet. Als bestes Beispiel sei Umberto Ecos "Baudolino" erwähnt, wo suggeriert wird, daß Reliquien sowieso nur Pfusch sind und nichts als ein Geschäft mit dem Aberglauben der Massen.

Das von mir verlinkte Bild zeigt aber m.E. einen Bischof (Mitra); das abgeschnittene Schild ganz rechts läßt die Beschriftung "CORP[-US] MART[-YR(-YRI)? / -INUS(-INI) / -INIANUS(-INIANI)] NOM[-INE/-INI/...]" erahnen; daher mein Gedanke, es handele sich um die Gebeine eines konkreten, nicht unwichtigen Heiligen; ich dachte, durch die charakteristische, weil ungewöhnliche Lage des Körpers sei diese Reliquie bekannt. Scheinbar ist dem nicht so.

Ich habe das Bild aus einem russischen religiösen Forum, wo es - mehr oder weniger - dem Spott preisgegeben wurde; Erichs Reaktion hier rief ja ganz dieselbe Reaktion hervor. Ich denke freilich, daß man den mittelalterlichen Kitsch (Schmuck) getrost übersehen bzw. richtig interpretieren kann, und auch die Lage des Körpers erinnert mich eher an die Beschreibung eines Menschen, der mit Abraham und Isaak und Jakob "zu Tische liegt im Himmelreich" (Matth. 8:11), als an eine ruhende Venus (eine Assoziation aus dem erwähnten Forum). Wüßte man, welcher Heilige das ist (sollte es einer sein, was ich annehme), könnte man vielleicht manchem Spott einen Riegel vorschieben. In dem Forum ist er nicht bekannt, bekannt ist nur, daß der Schrein scheinbar in dieser Kirche steht. Was das für eine Kirche ist und wo sie sich befindet, weiß keiner.

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