Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Fragen, Antworten, Nachrichten.
Bruder Donald

Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Bruder Donald »

Bevor die nächste Bischofssynode zum Thema Synodalität stattfindet, will Papst Franziskus bereits dieses Jahr einen globalen synodalen Prozess beginnen.
Die ganze Kirche startet synodalen Prozess unter Federführung Roms
Der Synodale Weg in Deutschland bekommt ein Problem: Mit einem großen synodalen Prozess, den der Papst mit dem Generalsekretariat der römischen Bischofssynode am 9. und 10. Oktober in Rom eröffnen wird, will Franziskus die Gespräche über Reformen in der Kirche auf Weltebene heben. Sonderwege wie der in Deutschland können in den Prozess eingegliedert werden, müssen sich aber im Konzert des Weltepiskopats bewähren. Am Sonntag, den 17. Oktober dieses Jahres, soll die Synode in den Teilkirchen eröffnet werden.
Ein Versuch, in den deutschen Synodalen Weg zu grätschen?

Bruder Donald

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Bruder Donald »

Hier das offizielle Dokument zum synodalen Prozess nachzulesen:
Bischofssynode: Ortskirchen werden eingebunden

Ein Kommentar von Guido Horst dazu:
Wie ein Drittes Vatikanum
Aber die Wirkungen und Signale, die von der bevorstehenden Bischofssynode mit dem Thema „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission“ ausgehen können, wären mit denen eines ordentlichen Konzils zu vergleichen. Ende des Klerikalismus, Einbettung von mehr Laien in die Kirchenführung, wie das im Vatikan schon lange der Fall ist, Frauen in Leitungspositionen – und vor allem: Mission und Evangelisierung in einer säkularen Welt, in der der katholische Glaube zu verdunsten scheint.

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Trisagion »

Liberale und insbesondere auch deutsche Kräfte haben sich in der Vergangenheit meist als recht geschickt darin bewiesen die Strukturen von solchen "Mega-Meetings" für ihre Zwecke auszunutzen. Siehe u.a. auch Vatikan II, womit hier verglichen wird.

Ich denke nicht, daß irgendeiner der bischöflichen Pappenheimer in Deutschland hierüber besonders bestürzt ist. Vermutlich müssen sie Vaseline kaufen, damit das viele Händereiben nicht so schmerzhaft wird...

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von taddeo »

Trisagion hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 13:53
Liberale und insbesondere auch deutsche Kräfte haben sich in der Vergangenheit meist als recht geschickt darin bewiesen die Strukturen von solchen "Mega-Meetings" für ihre Zwecke auszunutzen. Siehe u.a. auch Vatikan II, womit hier verglichen wird.
Solche Ereignisse haben immer das Potential, eine vorher nicht erwartete Eigendynamik zu entwickeln - auch dafür ist das II. Vaticanum ein Paradebeispiel, leider nicht im positiven Sinne. Man weiß daher nicht, ob man dieses kommende Beinahe-Konzil (so muss man es wohl werten, weil ein förmliches Konzil unter den derzeitigen Umständen undurchführbar wäre) mit Hoffen oder Bangen erwarten soll.
Da aber im Weltmaßstab die "alten, weißen Kirchen" wie hierzulande nicht (mehr) das Maß aller Dinge sind, sollte man vielleicht mal mit einem gewissen katholischen Grundoptimismus abwarten. Schlimmer als heute wird es auch ohne so einen Synodalprozess auf alle Fälle; besser werden kann es ohne sowas eher nicht.

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Trisagion »

taddeo hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 15:47
Da aber im Weltmaßstab die "alten, weißen Kirchen" wie hierzulande nicht (mehr) das Maß aller Dinge sind, sollte man vielleicht mal mit einem gewissen katholischen Grundoptimismus abwarten. Schlimmer als heute wird es auch ohne so einen Synodalprozess auf alle Fälle; besser werden kann es ohne sowas eher nicht.
Nun ja. Für jeden Sarah gibt es einen Tagle in den "neuen, farbigen Kirchen". Südamerika etwa ist auch nicht gerade eine Hort der Orthodoxie, wie unser prominentes Kirchenpersonal jetzt schon eine ganze Weile vor Augen führt.

Für mich ist allerdings das größte Übel, das mit den "alten" europäischen Kirchen auch ein Geschichts- und Problembewußtsein stirbt, eine Erinnerung an all die Dinge die die Kirche eigentlich schon hinter sich hat... Wenn die Wertung von Tradition verloren geht, folgt die Wertschätzung schnell; und eine Ablösung der altersdementen europäischen Kirchen durch die ahnungslosen nicht-europäischen ändert nur die Verpackung des Verfalls.

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7121
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Protasius »

Trisagion hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 16:21
taddeo hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 15:47
Da aber im Weltmaßstab die "alten, weißen Kirchen" wie hierzulande nicht (mehr) das Maß aller Dinge sind, sollte man vielleicht mal mit einem gewissen katholischen Grundoptimismus abwarten. Schlimmer als heute wird es auch ohne so einen Synodalprozess auf alle Fälle; besser werden kann es ohne sowas eher nicht.
Nun ja. Für jeden Sarah gibt es einen Tagle in den "neuen, farbigen Kirchen". Südamerika etwa ist auch nicht gerade eine Hort der Orthodoxie, wie unser prominentes Kirchenpersonal jetzt schon eine ganze Weile vor Augen führt.

Für mich ist allerdings das größte Übel, das mit den "alten" europäischen Kirchen auch ein Geschichts- und Problembewußtsein stirbt, eine Erinnerung an all die Dinge die die Kirche eigentlich schon hinter sich hat... Wenn die Wertung von Tradition verloren geht, folgt die Wertschätzung schnell; und eine Ablösung der altersdementen europäischen Kirchen durch die ahnungslosen nicht-europäischen ändert nur die Verpackung des Verfalls.
Was für ein „Geschichts- und Problembewußtsein“ hast du dabei vor Augen? Die Erfahrungen aus Kulturkampf und den Konkordaten?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von taddeo »

Trisagion hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 16:21
Für jeden Sarah gibt es einen Tagle in den "neuen, farbigen Kirchen". Südamerika etwa ist auch nicht gerade eine Hort der Orthodoxie, wie unser prominentes Kirchenpersonal jetzt schon eine ganze Weile vor Augen führt.
Das sind genau diese überkommenen kirchenpolitischen Schablonen, die so ein weltweiter Prozess schneller über den Haufen schmeißen könnte, als manchem lieb ist.
Für mich ist allerdings das größte Übel, das mit den "alten" europäischen Kirchen auch ein Geschichts- und Problembewußtsein stirbt, eine Erinnerung an all die Dinge die die Kirche eigentlich schon hinter sich hat... Wenn die Wertung von Tradition verloren geht, folgt die Wertschätzung schnell; und eine Ablösung der altersdementen europäischen Kirchen durch die ahnungslosen nicht-europäischen ändert nur die Verpackung des Verfalls.
Ich glaube, man unterschätzt die nicht-europäischen Kirchen ganz gewaltig, wenn man sie als "ahnungslos" bezeichnet. Die haben oft mehr Ahnung von Tradition, als man denkt. Nicht nur wegen ihrer eigenen kulturellen Traditionen, sondern auch, weil sehr viele ihrer Oberhirten einerseits in Europa ausgebildet wurden, andererseits einen durchaus eigenständigen "Blick von außen" auf unsere europäische Kirchentradition haben.

Benutzeravatar
Lycobates
Beiträge: 3891
Registriert: Mittwoch 12. Juni 2013, 23:12

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Lycobates »

taddeo hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 18:46

Ich glaube, man unterschätzt die nicht-europäischen Kirchen ganz gewaltig, wenn man sie als "ahnungslos" bezeichnet. Die haben oft mehr Ahnung von Tradition, als man denkt. Nicht nur wegen ihrer eigenen kulturellen Traditionen [...]
Das sind aber die falschen Traditionen.
Die hatten wir auch, „unsere eigenen kulturellen Traditionen“, wir liebten u.a. gewisse Eichen. Als wir mit den Sachsenkriegen katholisch wurden, haben wir aber davon lassen müssen, und Latein lernen, nicht immer nur Fleisch essen, und Wein und Olivenöl verwenden.
Das war hart, aber sehr gut so.
Traditionen haben reicht nicht. Es müssen auch die richtigen sein.
Unsere Kirche ist römisch (nicht nur lateinisch, sie ist auch griechisch, syrisch, armenisch, usw., aber doch immer römisch), und wer ihr angehört, muß Römer werden, auch kulturell, geschichtlich, zivilisatorisch, ... egal, ob er Europäer oder was anderes ist.
Rom und die romanità sind das Zentrum, alles andere ist Peripherie, altes oder neues Missionsgebiet, sekundär.
taddeo hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 18:46
[...]
sondern auch, weil sehr viele ihrer Oberhirten einerseits in Europa ausgebildet wurden [...]
Zu ihrem und unserem Verderben fast ausnahmslos an modernistisch verseuchten Fakultäten.
Ich habe sie erlebt, schon vor vierzig Jahren, die heute im Purpur unter Gelben und Schwarzen herrschen. Dominari in cleris.
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
*
Fac me Tibi semper magis credere, in Te spem habere, Te diligere
*
... una cum omnibus orthodoxis, atque catholicae et apostolicae fidei cultoribus

Germanus
Beiträge: 754
Registriert: Dienstag 17. Oktober 2006, 20:39

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Germanus »

Lycobates hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 23:58
taddeo hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 18:46

Ich glaube, man unterschätzt die nicht-europäischen Kirchen ganz gewaltig, wenn man sie als "ahnungslos" bezeichnet. Die haben oft mehr Ahnung von Tradition, als man denkt. Nicht nur wegen ihrer eigenen kulturellen Traditionen [...]
Das sind aber die falschen Traditionen.
Die hatten wir auch, „unsere eigenen kulturellen Traditionen“, wir liebten u.a. gewisse Eichen. Als wir mit den Sachsenkriegen katholisch wurden, haben wir aber davon lassen müssen, und Latein lernen, nicht immer nur Fleisch essen, und Wein und Olivenöl verwenden.
Das war hart, aber sehr gut so.
Traditionen haben reicht nicht. Es müssen auch die richtigen sein.
Unsere Kirche ist römisch (nicht nur lateinisch, sie ist auch griechisch, syrisch, armenisch, usw., aber doch immer römisch), und wer ihr angehört, muß Römer werden, auch kulturell, geschichtlich, zivilisatorisch, ... egal, ob er Europäer oder was anderes ist.
Rom und die romanità sind das Zentrum, alles andere ist Peripherie, altes oder neues Missionsgebiet, sekundär.
taddeo hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 18:46
[...]
sondern auch, weil sehr viele ihrer Oberhirten einerseits in Europa ausgebildet wurden [...]
Zu ihrem und unserem Verderben fast ausnahmslos an modernistisch verseuchten Fakultäten.
Ich habe sie erlebt, schon vor vierzig Jahren, die heute im Purpur unter Gelben und Schwarzen herrschen. Dominari in cleris.
X B!
Eine solche "romanità" hat sich aber doch nur das Kostüm der Rechtgläubigkeit übergeworfen, während sie sich durchaus das ihr Genehme aus der Lehre der Kirche ausgewählt hat (seit Jahrhunderten schon). Das Geschichtsbild, das diese "romanità" vertritt, entspricht den Sichtweisen einer kleinen Gruppe von Menschen, die den Begriff der Kultur nur sehr beengt verstehen kann (und das schon seit sehr vielen Jahrzehnten, auch in der Geschichtswissenschaft etwa). Die Verzahnung / Gleichsetzung der einstigen "romanità" mit der Kirche kann nicht mehr Maßstab sein, da Gott auch der Herr über Zeiten und menschliche Geschicke ist. Dass die Kirche heute dort steht, wo sie sich befindet, kann folglich nicht dem menschlichen Unvermögen allein angelastet werden. Dazu ist, wie sich am oben angeführten Verständnis von Kultur zeigt, der Mensch weiterhin zu eingeschränkt in seiner Wahrnehmungskraft.
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

Benutzeravatar
FranzSales
Beiträge: 976
Registriert: Dienstag 14. Oktober 2003, 08:46

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von FranzSales »

Lycobates hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 23:58
taddeo hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 18:46

Ich glaube, man unterschätzt die nicht-europäischen Kirchen ganz gewaltig, wenn man sie als "ahnungslos" bezeichnet. Die haben oft mehr Ahnung von Tradition, als man denkt. Nicht nur wegen ihrer eigenen kulturellen Traditionen [...]
Das sind aber die falschen Traditionen.
Die hatten wir auch, „unsere eigenen kulturellen Traditionen“, wir liebten u.a. gewisse Eichen. Als wir mit den Sachsenkriegen katholisch wurden, haben wir aber davon lassen müssen, und Latein lernen, nicht immer nur Fleisch essen, und Wein und Olivenöl verwenden.
Das war hart, aber sehr gut so.
Traditionen haben reicht nicht. Es müssen auch die richtigen sein.
Unsere Kirche ist römisch (nicht nur lateinisch, sie ist auch griechisch, syrisch, armenisch, usw., aber doch immer römisch), und wer ihr angehört, muß Römer werden, auch kulturell, geschichtlich, zivilisatorisch, ... egal, ob er Europäer oder was anderes ist.
Rom und die romanità sind das Zentrum, alles andere ist Peripherie, altes oder neues Missionsgebiet, sekundär.
taddeo hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 18:46
[...]
sondern auch, weil sehr viele ihrer Oberhirten einerseits in Europa ausgebildet wurden [...]
Zu ihrem und unserem Verderben fast ausnahmslos an modernistisch verseuchten Fakultäten.
Ich habe sie erlebt, schon vor vierzig Jahren, die heute im Purpur unter Gelben und Schwarzen herrschen. Dominari in cleris.
Wenn der römische Katholizismus tatsächlich römisch ist, dann ist er nicht wirklich katholisch. Jeder der von anderen verlangt Römer zu werden, ist nicht katholisch.
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von taddeo »

Lycobates hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 23:58
Unsere Kirche ist römisch (nicht nur lateinisch, sie ist auch griechisch, syrisch, armenisch, usw., aber doch immer römisch), und wer ihr angehört, muß Römer werden, auch kulturell, geschichtlich, zivilisatorisch, ... egal, ob er Europäer oder was anderes ist.
Rom und die romanità sind das Zentrum, alles andere ist Peripherie, altes oder neues Missionsgebiet, sekundär.
Dem würde ich widersprechen. Für jeden "Lateiner" muss das gelten, das würde ich auch sagen. Aber nicht für jeden Katholiken.
Ein katholischer "Grieche" beispielsweise (also Byzantiner, egal aus welcher Teilkirche) muss sicher kulturell nicht "römisch" werden im Sinn von "weströmisch". Er ist ja schon "(ost)römisch" und apostolisch und steht in Einheit mit Westrom, das muss auf alle Fälle reichen.
Als griechische Mönche einst nach Grottaferrata kamen und sich dem Patriarchat des römischen Papstes unterstellten, blieben sie auch einfach "Griechen" bis auf die Jurisdiktion. Und so ist es bis heute. Da dies vor der sogenannten "Kirchenspaltung" von 1054 geschah, sind sie letztlich weder "orthodox" noch "römisch-katholisch" im heutigen konfessionellen Sinn.

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Trisagion »

Protasius hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 17:39
Was für ein „Geschichts- und Problembewußtsein“ hast du dabei vor Augen? Die Erfahrungen aus Kulturkampf und den Konkordaten?
Meinetwegen solch "äußere" Dinge auch, aber mir ging es mehr um die vielen Irrwege des Glaubens und der Glaubenspraxis selber, die wir schon hinter uns haben. Oder auch das positive Gegenteil, die vielen estrebenswerten Möglichkeiten, die wir schon gefunden haben.

Anlaß für meine Gedanken war der von mit in einem anderen Strang zitierte Satz des neuen Ordensmeisters der Dominikaner, eines Filipino, der gutheißend "Unseren täglichen Reis gib uns heute." als inkulturierende Übersetzung aus dem 16. Jahrhundert erwähnte.

Wenn man aber Ahnung hat (wie man vielleicht von dem Ordensmeister der Dominikaner erwarten kann), dann weiß man das hier ἐπιούσιος steht, mit einer vielleicht historisch gewachsenen Zweideutigkeit zwischen "täglich" und "superessentiell". Und während "tägliches Brot" vielleicht wirklich "täglicher Reis" werden kann, kann eben "superessentielles Brot" niemals "superessentieller Reis" werden. Das ist ein direkter Angriff auf das zentrale Sakrament der Eucharistie.

Nun kann man die Haltung haben "ist doch egal, weiß und merkt doch praktisch keiner, und da passiert doch garnichts". Und das ist es genau was ich mit der Alterdemenz der europäischen Kirchen und der Ahnungslosigkeit der nicht-europäischen meine. Es ist diese Vergesslichkeit, diese Wegbröckeln der vielen kleine Dinge und Details die wir als Gedankenerbe angehäuft haben (rein historisch gesehen halt hauptsächlich in Europa, teilweise Amerika). Und ja, erstmal passiert da nicht viel. Genau wie bei Alzheimer auch erstmal nicht viel passiert. Man wird halt etwas vegesslich und ungeschickt. Aber die kleinen Dinge sind wie ein Kitt. Wenn der Kitt bröckelt, lösen sich auch irgendwann die größeren Brocken...

Und bei dem erwähnten Beispiel kann man ja recht gut die Linie sehen, an deren Ende die Hostie aus Reismehl, oder vielleicht gleich die Reisschale steht - inkulturierender "superessentieller Reis" halt.
Zuletzt geändert von Trisagion am Samstag 22. Mai 2021, 14:13, insgesamt 1-mal geändert.

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Trisagion »

Lycobates hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 23:58
Unsere Kirche ist römisch (nicht nur lateinisch, sie ist auch griechisch, syrisch, armenisch, usw., aber doch immer römisch), und wer ihr angehört, muß Römer werden, auch kulturell, geschichtlich, zivilisatorisch, ... egal, ob er Europäer oder was anderes ist. Rom und die romanità sind das Zentrum, alles andere ist Peripherie, altes oder neues Missionsgebiet, sekundär.
Rom - das antike römische Reich - ist im Prinzip als rein menschliche Kultur austauschbar. Der Mensch braucht allerdings immer irgendeine sozial-kulturelle Verortung, und die Kirche als menschliche Organisation hat nun mal historisch gesehen eine "römische" - oder vielleicht genauer "griechisch-römische" - Prägung erhalten. Die wird sie nun den Rest ihres Lebens mit sich rumschleppen, zum Guten wie zum Bösen, wie das Menschen halt so tun. Ich bin ja auch für immer "Deutscher" obwohl ich weder in Deutschland lebe noch (außerhalb diese Forums und meiner Familie) irgendetwas mit Deutschland zu tun habe...

Man kann eventuell noch argumentieren, daß die Griechen die notwendige Philosophie und die Römer die notwendige soziale Organisation mitbrachten. Ich behaupte nicht, daß historisch-praktisch gesehen "Rom" wirklich austauschbar war: es war vermutlich die einzige Quelle notwendiger kultureller Entwicklungen in der Nähe, die aus dem Tempel-Judentum eine christliche Kirche machen konnte.

Die Vergöttlichung aber dieses antiken, brutalen Militärimperiums und insbesonderer seiner Sprache - des "heiligen" Latin - kann viel zu weit gehen. Und dies ist oft bei den "Tradis" der Fall, wo man so furchtbar gerne des Kultur- und Bildungssnobismus frönt. In dem Sinne kann mir die romanità echt den deutschen Buckel herunterrutschen...

Raphael

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Raphael »

Trisagion hat geschrieben:
Samstag 22. Mai 2021, 14:12
Lycobates hat geschrieben:
Freitag 21. Mai 2021, 23:58
Unsere Kirche ist römisch (nicht nur lateinisch, sie ist auch griechisch, syrisch, armenisch, usw., aber doch immer römisch), und wer ihr angehört, muß Römer werden, auch kulturell, geschichtlich, zivilisatorisch, ... egal, ob er Europäer oder was anderes ist. Rom und die romanità sind das Zentrum, alles andere ist Peripherie, altes oder neues Missionsgebiet, sekundär.
Rom - das antike römische Reich - ist im Prinzip als rein menschliche Kultur austauschbar. Der Mensch braucht allerdings immer irgendeine sozial-kulturelle Verortung, und die Kirche als menschliche Organisation hat nun mal historisch gesehen eine "römische" - oder vielleicht genauer "griechisch-römische" - Prägung erhalten. Die wird sie nun den Rest ihres Lebens mit sich rumschleppen, zum Guten wie zum Bösen, wie das Menschen halt so tun. Ich bin ja auch für immer "Deutscher" obwohl ich weder in Deutschland lebe noch (außerhalb diese Forums und meiner Familie) irgendetwas mit Deutschland zu tun habe...

Man kann eventuell noch argumentieren, daß die Griechen die notwendige Philosophie und die Römer die notwendige soziale Organisation mitbrachten. Ich behaupte nicht, daß historisch-praktisch gesehen "Rom" wirklich austauschbar war: es war vermutlich die einzige Quelle notwendiger kultureller Entwicklungen in der Nähe, die aus dem Tempel-Judentum eine christliche Kirche machen konnte.

Die Vergöttlichung aber dieses antiken, brutalen Militärimperiums und insbesonderer seiner Sprache - des "heiligen" Latin - kann viel zu weit gehen. Und dies ist oft bei den "Tradis" der Fall, wo man so furchtbar gerne des Kultur- und Bildungssnobismus frönt. In dem Sinne kann mir die romanità echt den deutschen Buckel herunterrutschen...
"Es gibt drei Hügel, von denen das Abendland seinen Ausgang genommen hat: Golgatha, die Akropolis in Athen, das Capitol in Rom. Aus allen ist das Abendland geistig gewirkt, und man darf alle drei, man muss sie als Einheit sehen."
(Theodor Heuss)

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Trisagion »

Raphael hat geschrieben:
Mittwoch 26. Mai 2021, 22:18
"Es gibt drei Hügel, von denen das Abendland seinen Ausgang genommen hat: Golgatha, die Akropolis in Athen, das Capitol in Rom. Aus allen ist das Abendland geistig gewirkt, und man darf alle drei, man muss sie als Einheit sehen."
(Theodor Heuss)
Egal ob man das nun wieder glaubt oder nicht - die Kirche ist nicht das Abendland, und das Abendland ist nicht die Kirche.

Raphael

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Raphael »

Trisagion hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 00:14
Raphael hat geschrieben:
Mittwoch 26. Mai 2021, 22:18
"Es gibt drei Hügel, von denen das Abendland seinen Ausgang genommen hat: Golgatha, die Akropolis in Athen, das Capitol in Rom. Aus allen ist das Abendland geistig gewirkt, und man darf alle drei, man muss sie als Einheit sehen."
(Theodor Heuss)
Egal ob man das nun wieder glaubt oder nicht - die Kirche ist nicht das Abendland, und das Abendland ist nicht die Kirche.
Kultur ist ein komplexes Phänomen mit vielfältigen Interdependenzen.
Die Kultur des Abendlandes ist durch das Christentum geprägt worden.
Diese historische Wahrheit auszusprechen ist weder banal noch überflüssig.

Das Christentum wiederum ist ohne die drei Berge Golgatha, Akropolis und Capitol unverständlich.
Hierbei steht
  • Golgatha für die Verbindung zum Alten Bund und nimmt dadurch die Geschichte des Gottesvolkes vor Christus in sich auf
  • die Akropolis für die inhärente Rationalität der christlichen Lehre, basierend auf der philosophischen Aufklärung durch Sokrates, Platon und Aristoteles
  • das Capitol für den universellen Machtanspruch von Christus, dem Pantokrator

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Trisagion »

Raphael hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 05:56
Die Kultur des Abendlandes ist durch das Christentum geprägt worden.
Diese historische Wahrheit auszusprechen ist weder banal noch überflüssig.
Das ist alles richtig. Aber es waren eben nicht Gegenstand der Diskussion hier, und ich sehe keine Grund das nun zu ändern.
Raphael hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 05:56
das Capitol für den universellen Machtanspruch von Christus, dem Pantokrator
Der universelle Machtanspruch Christus hat wenig mit "dem Capitol" zu tun. Sein Machtanspruch ist primär schlicht göttlich und sekundär jüdisch geprägt ('Messias'... in der Tat 'Christus'). Man kann auch noch sagen, daß sein Machtanspruch teilweise in einer Weise beschrieben wird der Anleihe macht beim Vokabular des Capitol (etwa 'Evangelium'). Wenn man aber versucht den Aspekt der Universalität des Christentums, des Anspriuchs die ganze Welt (und nicht nur die Juden) zu umfassen, als vom Römischen Imperium übernommen zu erklären, dann spielt man schlicht das Spiel der Gegner des Christentums. Dann erklärt man das Christentum eben weg, als ein Kulturphänomen, wo sich halt ein spinnerter Rabbi für den römischen Gottkaiser hält. Der universelle Anspruch kommt aber aus dem Göttlichen und ist auch in der Heiligen Schrift zu finden, wenn er dann auch kulturell bei den Juden verengt wurde.

Es gibt viel Römisches in der Kirche, aber ist eben weitgehend ein "kultureller Geschmack". Der Chef vom Ganzen ist in wortwörtlich in Rom zu finden, die 'Priester turnen immer noch in römischen Klamotten herum, die Amtssprache tut immer noch so als ob sie Latein wäre, und war es tatsächlich nach dem Fall, das Gesetzeswesen ist römisch inspiriert, die Heilige Schrift war lange den meisten nur in Latein zugänglich, ...

Aber wären die Koreaner das auserwählte Volk gewesen, dann wäre das alles eben jetzt chinesisch, und das Zentrum wäre irgendwo in China, und Du würdest mir irgendeine Spruch von den drei Bambushainen bringen. Das wäre anders, ginge aber eben auch. Wer hier die Römer abfeiern will als essentiell für Christentum sollte tunlichst nicht vergessen, wie lange sie die Christen unterdrückt und abgeschlachtet haben. Das Christentum ist mindestens so sehr im Widerstand gegen Rom aufgebaut worden, wie in der Übernahme von Aspekten und Personal dieser damaligen Leitkultur.

Raphael

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Raphael »

Trisagion hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 11:32
Raphael hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 05:56
Die Kultur des Abendlandes ist durch das Christentum geprägt worden.
Diese historische Wahrheit auszusprechen ist weder banal noch überflüssig.
Das ist alles richtig. Aber es waren eben nicht Gegenstand der Diskussion hier, und ich sehe keine Grund das nun zu ändern.
Zum Gegenstand der Diskussion waren antirömische Affekte geworden, die sich in der Ablehnung des Bedeutungsinhaltes von romanità artikulierten.

Zum Anderen später .................

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Trisagion »

Raphael hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 14:08
Zum Gegenstand der Diskussion waren antirömische Affekte geworden, die sich in der Ablehnung des Bedeutungsinhaltes von romanità artikulierten.
Nein.

Raphael

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Raphael »

Trisagion hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 17:00
Raphael hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 14:08
Zum Gegenstand der Diskussion waren antirömische Affekte geworden, die sich in der Ablehnung des Bedeutungsinhaltes von romanità artikulierten.
Nein.
Doch! :maske:

Lies einfach nochmal Deine Antwort an Lycobates vom 22.05.2021, 14:12 Uhr! :pfeif:

Raphael

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Raphael »

Trisagion hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 11:32
Der universelle Machtanspruch Christus hat wenig mit "dem Capitol" zu tun. Sein Machtanspruch ist primär schlicht göttlich und sekundär jüdisch geprägt ('Messias'... in der Tat 'Christus'). Man kann auch noch sagen, daß sein Machtanspruch teilweise in einer Weise beschrieben wird der Anleihe macht beim Vokabular des Capitol (etwa 'Evangelium'). Wenn man aber versucht den Aspekt der Universalität des Christentums, des Anspriuchs die ganze Welt (und nicht nur die Juden) zu umfassen, als vom Römischen Imperium übernommen zu erklären, dann spielt man schlicht das Spiel der Gegner des Christentums. Dann erklärt man das Christentum eben weg, als ein Kulturphänomen, wo sich halt ein spinnerter Rabbi für den römischen Gottkaiser hält. Der universelle Anspruch kommt aber aus dem Göttlichen und ist auch in der Heiligen Schrift zu finden, wenn er dann auch kulturell bei den Juden verengt wurde.
Der Zeitpunkt und der Ort der Inkarnation hat seine eigene Bedeutung.

Das Judentum war schon stark hellenisiert und die Messias-Erwartung in ihm hatte bereits einen deutlich weltlichen Touch.
Die Römer hatten die politischen Voraussetzungen geschaffen, daß sich das Christentum schnell verbreiten konnte und es eben keine jüdische Sekte blieb, wie es die Gegner so gerne gehabt hätten.

Beides gehörte zum Heilsplan, welchen der Herr für die Welt verfolgt.
Trisagion hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 11:32
Es gibt viel Römisches in der Kirche, aber ist eben weitgehend ein "kultureller Geschmack". Der Chef vom Ganzen ist in wortwörtlich in Rom zu finden, die 'Priester turnen immer noch in römischen Klamotten herum, die Amtssprache tut immer noch so als ob sie Latein wäre, und war es tatsächlich nach dem Fall, das Gesetzeswesen ist römisch inspiriert, die Heilige Schrift war lange den meisten nur in Latein zugänglich, ...
Warum so abfällig gegenüber kirchlichen Gepflogenheiten?
Soll die Pejoration zu Aggressionen aufstacheln?
Trisagion hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 11:32
Aber wären die Koreaner das auserwählte Volk gewesen, dann wäre das alles eben jetzt chinesisch, und das Zentrum wäre irgendwo in China, und Du würdest mir irgendeine Spruch von den drei Bambushainen bringen. Das wäre anders, ginge aber eben auch. Wer hier die Römer abfeiern will als essentiell für Christentum sollte tunlichst nicht vergessen, wie lange sie die Christen unterdrückt und abgeschlachtet haben. Das Christentum ist mindestens so sehr im Widerstand gegen Rom aufgebaut worden, wie in der Übernahme von Aspekten und Personal dieser damaligen Leitkultur.
Hätte, hätte, Fahrradkette! 8)

Die Pädagogik Gottes umfaßte eben auch die Verfolgungen der ersten Jahrhunderte.
Um es in ein naturwissenschaftliches Bild zu fassen: Diamanten entstehen unter hohem Druck, billiger Kohlenstoff wird dann luzide und wäre viel zu schade für's Feuer der Hölle!

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Trisagion »

Raphael hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 18:12
Lies einfach nochmal Deine Antwort an Lycobates vom 22.05.2021, 14:12 Uhr! :pfeif:
Ich weiß genau was ich da geschrieben habe, darum halt einfach "Nein".

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Trisagion »

Raphael hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 18:29
Beides gehörte zum Heilsplan, welchen der Herr für die Welt verfolgt.
Nun hat Gott sich seinen Heilsplan von mir nicht abzeichnen lassen, insofern möchte ich jetzt keine eindeutigen Aussagen dazu machen was da geschichtlich genau wie gewollt war, und was mehr allzumenschliches Gewusel war. Aber mir ist nicht klar was Du damit bezweckst hier zu wiederholen, was ich weiter oben bereits selber sagte.
Raphael hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 18:29
Warum so abfällig gegenüber kirchlichen Gepflogenheiten? Soll die Pejoration zu Aggressionen aufstacheln?
Mehr zur Einsicht, daß "Gepflogenheiten" genau das richtige Wort ist...
Raphael hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 18:29
Die Pädagogik Gottes umfaßte eben auch die Verfolgungen der ersten Jahrhunderte. Um es in ein naturwissenschaftliches Bild zu fassen: Diamanten entstehen unter hohem Druck, billiger Kohlenstoff wird dann luzide und wäre viel zu schade für's Feuer der Hölle!
Auch das geht vollkommen in Ordnung, jedenfalls aus der sicheren Distanz der Geschichte. Aber mein Punkt war ja schlicht, daß das Gerede von "wir sind alle Römer" gerne ignoriert, wie sehr wir auch "römisch geprägt" sind durch die Abwehr von und den Widerstand gegen Rom.

Aber da ich das hier hauptsächlich mit mit den letzten Mohikanern des Bildungsbürgertums diskutiere (der Rest hat weder Ahnung noch Interesse, und denkt Rom hätte die Pizza erfunden), kann ich das auch viel einfacher auf den Punkt bringen.

In dem Sinne, in dem wir alle Römer sind hier in Europa, werden die künftigen Generationen der Welt alle Amerikaner sein.

Tja.

Benutzeravatar
Siard
Beiträge: 8542
Registriert: Dienstag 25. August 2009, 22:31
Wohnort: Die Allzeit Getreue

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Siard »

Trisagion hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 21:34
In dem Sinne, in dem wir alle Römer sind hier in Europa, werden die künftigen Generationen der Welt alle Amerikaner sein.
Chinesen.

:blinker:

Raphael

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Raphael »

Trisagion hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 21:34
Raphael hat geschrieben:
Donnerstag 27. Mai 2021, 18:29
Beides gehörte zum Heilsplan, welchen der Herr für die Welt verfolgt.
Nun hat Gott sich seinen Heilsplan von mir nicht abzeichnen lassen, insofern möchte ich jetzt keine eindeutigen Aussagen dazu machen was da geschichtlich genau wie gewollt war, und was mehr allzumenschliches Gewusel war.
..........
Der spöttische Unterton verwundert ein stückweit, soll aber nicht weiter thematisiert werden. :maske:

Zu dem, was in der Schöpfung geschieht, gibt es eindeutige Aussagen der Hl. Schrift:
Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet im Licht, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet auf den Dächern! Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch eher vor dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann! Verkauft man nicht zwei Spatzen für einen Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters.
(Matthäus 10, 27 ff.)

Mithin geschieht alles in der Schöpfung nach dem Willen des Vaters, so wie IHM es obliegt, das Geschehen zu beurteilen.

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Trisagion »

Raphael hat geschrieben:
Freitag 28. Mai 2021, 06:07
Mithin geschieht alles in der Schöpfung nach dem Willen des Vaters, so wie IHM es obliegt, das Geschehen zu beurteilen.
Eine ziemlich verkürzte Darstellung der Dinge, aber da sie nichts zur Sache tut können wir das auch einfach ignorieren.

Raphael

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Raphael »

Trisagion hat geschrieben:
Freitag 28. Mai 2021, 14:20
Raphael hat geschrieben:
Freitag 28. Mai 2021, 06:07
Mithin geschieht alles in der Schöpfung nach dem Willen des Vaters, so wie IHM es obliegt, das Geschehen zu beurteilen.
Eine ziemlich verkürzte Darstellung der Dinge, aber da sie nichts zur Sache tut können wir das auch einfach ignorieren.
Nun, natürlich ist sie verkürzt, denn schließlich werden hier keine Ausarbeitungen im Stile einer Habilitation erwartet.

Nichtsdestoweniger tut sie etwas zur Sache, denn Deine Behauptung lautete:
Trisagion hat geschrieben:
Samstag 22. Mai 2021, 14:12
Rom - das antike römische Reich - ist im Prinzip als rein menschliche Kultur austauschbar. Der Mensch braucht allerdings immer irgendeine sozial-kulturelle Verortung, und die Kirche als menschliche Organisation hat nun mal historisch gesehen eine "römische" - oder vielleicht genauer "griechisch-römische" - Prägung erhalten. Die wird sie nun den Rest ihres Lebens mit sich rumschleppen, zum Guten wie zum Bösen, wie das Menschen halt so tun. Ich bin ja auch für immer "Deutscher" obwohl ich weder in Deutschland lebe noch (außerhalb diese Forums und meiner Familie) irgendetwas mit Deutschland zu tun habe...
Dieser Ansicht ist zu widersprechen, solange man katholisch bleiben möchte! :maske:
Denn im Prinzip ist das Christentum im römischen Reich entstanden und hat damit die politische und sozial-kulturelle Verortung erhalten, die Deinerseits für austauschbar, mithin beliebig, gehalten wird.
Beliebigkeit ist jedoch keine Kategorie, in der sich göttliches Handeln bewegt.

Das Problem scheint zu sein, daß Deinerseits Geschichte nicht als Heilsgeschichte interpretiert wird. :hmm:

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Trisagion »

Raphael hat geschrieben:
Freitag 28. Mai 2021, 16:23
Dieser Ansicht ist zu widersprechen, solange man katholisch bleiben möchte! :maske:
Vielleicht mal einfach die große Holzkeule stecken lassen? :roll:
Raphael hat geschrieben:
Freitag 28. Mai 2021, 16:23
Das Problem scheint zu sein, daß Deinerseits Geschichte nicht als Heilsgeschichte interpretiert wird. :hmm:
Der Teil der Geschichte der für das Heil essentiell ist, ist sehr begrenzt verglichen mit der Gesamtheit der menschlichen Geschichte. Hinzu kommt, daß etwas in bestimmten Aspekten und Funktionen wesentlich sein kann ohne als Ganzes wesentlich zu sein. So mußt Du als Mensch regelmäßig Nahrung zu Dir nehmen, aber es ist weitgehend egal ob das nun französische oder koreanische Küche ist. Im gleichen Sinne sind selbst jene Dinge die für die Heilsgeschichte tatsächlich essentiell waren nicht unbedingt in ihrer Gänze wesentlich.

Es ist jedenfalls merkwürdig zu glauben, daß Gott quasi den einen und einzigen Lösungsweg auspuzzeln mußte, auf dem die Gänze der Geschichte geschlossen zur Heilsgeschicht werden konnte.

Raphael

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Raphael »

Trisagion hat geschrieben:
Freitag 28. Mai 2021, 21:41
Raphael hat geschrieben:
Freitag 28. Mai 2021, 16:23
Dieser Ansicht ist zu widersprechen, solange man katholisch bleiben möchte! :maske:
Vielleicht mal einfach die große Holzkeule stecken lassen? :roll:
Je abstrakter es wird, umso mehr kommt es auf die Details an! 8)

Wenn man genau hinschaut, lächelt der Mann mit der Maske! :blinker:
Trisagion hat geschrieben:
Freitag 28. Mai 2021, 21:41
Raphael hat geschrieben:
Freitag 28. Mai 2021, 16:23
Das Problem scheint zu sein, daß Deinerseits Geschichte nicht als Heilsgeschichte interpretiert wird. :hmm:
Der Teil der Geschichte der für das Heil essentiell ist, ist sehr begrenzt verglichen mit der Gesamtheit der menschlichen Geschichte. Hinzu kommt, daß etwas in bestimmten Aspekten und Funktionen wesentlich sein kann ohne als Ganzes wesentlich zu sein. So mußt Du als Mensch regelmäßig Nahrung zu Dir nehmen, aber es ist weitgehend egal ob das nun französische oder koreanische Küche ist. Im gleichen Sinne sind selbst jene Dinge die für die Heilsgeschichte tatsächlich essentiell waren nicht unbedingt in ihrer Gänze wesentlich.

Es ist jedenfalls merkwürdig zu glauben, daß Gott quasi den einen und einzigen Lösungsweg auspuzzeln mußte, auf dem die Gänze der Geschichte geschlossen zur Heilsgeschicht werden konnte.
Bei der Betrachtung von Teilen auf der einen und des Ganzen auf der anderen Seite verwickelt man sich leichter in Paradoxien als man glauben mag. :unbeteiligttu:

Manch Lebensweg, der immer ein völlig subjektiver bleibt, ist schon ganz besonders von Gott ausgepuzzelt worden; um Deine Begrifflichkeit aufzunehmen.

Bei Jesus war es so, daß er sich gänzlich dem Willen des Vaters unterstellte und dies auch seinen Jüngern zu beten auftrug.

Raphael

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Raphael »

Raphael hat geschrieben:
Samstag 29. Mai 2021, 06:09
...........
Bei Jesus war es so, daß er sich gänzlich dem Willen des Vaters unterstellte und dies auch seinen Jüngern zu beten auftrug.
Mit dieser Anmerkung schließt sich übrigens auch der Kreis zum Threadthema! :doktor:

In der Kirche sind unterschiedliche Kulturen am Werke.
Diese unterschiedlichen Kulturen sind im großartigen geschichtstheologischen Werk des Hl. Augustinus "De civitate dei" beschrieben. Während jedoch Aurelius die Situation analysierte kurz nachdem das Christentum unter Theodosius I. zur Staatsreligion im untergehenden römischen Reich ernannt worden war, hat sich nun eine Änderung ergeben:
Der Kampf zwischen der civitas dei und der civitas terrana findet innerhalb der allgemein sichtbaren Kirche statt. Zur civitas dei gehören hierbei die Bischöfe, welche sich die oben zitierte Anmerkung zu eigen gemacht haben. Aber es gibt auch Bischöfe, die die Interessen der civitas terrana vertreten und diese innerhalb der Kirche verwirklichen wollen.

Es bleibt also abzuwarten, ob die Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023 für die weitere Entwicklung der Kirche förderlich ist oder nicht.

Trisagion
Beiträge: 1890
Registriert: Donnerstag 26. Dezember 2019, 03:59

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Trisagion »

Raphael hat geschrieben:
Sonntag 30. Mai 2021, 06:52
Raphael hat geschrieben:
Samstag 29. Mai 2021, 06:09
...........
Bei Jesus war es so, daß er sich gänzlich dem Willen des Vaters unterstellte und dies auch seinen Jüngern zu beten auftrug.
Der Kampf zwischen der civitas dei und der civitas terrana findet innerhalb der allgemein sichtbaren Kirche statt. Zur civitas dei gehören hierbei die Bischöfe, welche sich die oben zitierte Anmerkung zu eigen gemacht haben. Aber es gibt auch Bischöfe, die die Interessen der civitas terrana vertreten und diese innerhalb der Kirche verwirklichen wollen.
Es gibt sicherlich "Christen", und auch "Bischöfe", die nicht oder wenig glauben, die Kirche als eine Art weltliche Institution sehen, und sie dementsprecheden in die Zukunft führen wollen.

Es war aber immer schon das eigentliche Problem der Kirche, daß Christen und Bischöfe den Willen des Vaters anders sahen und ausführten als dies die schließlichen Sieger der Geschichte taten. Es ist naiv anzunehmen, daß die geschichtliche Parade von Häretikern und Schismatikern weniger intensiv glaubten dem Willen des Vaters zu folgen. Schön wär's, aber so einfach ist es eben nicht.

Die Aussage der Konservativen und Traditionellen ist im Wesentlichen: hier ist ein etabliertes System der Wahrheitsfindung, wenn man ihm folgt, zeigt sich, daß eure liberalen Ansichten falsch liegen was den Willen des Vaters angeht. Die Antwort der ... Halb-Liberalen ist, daß die Anwendung des Systems falsch erfolgt ist in den Händen der Konservativen und Traditionellen, woraufhin sich Grabenkriege bzgl. der Interpretation ergeben. Fortschritte sind hier langsam und schmerzhaft, aber nicht komplett unmöglich. Grabenkrieg halt. Die Antwort der echten Liberalen ist aber, daß die Wahrheit ihrer Position bzgl. des Willens des Vaters offensichtlich ist, und falls das System der Wahrheitfindung zu einem anderen Resultat kommt, dann ist es halt gestört und unbrauchbar, und muß entsprechend reformiert oder einfach entfernt werden. Die Aussagen der Liberalen werden dabei meist moralisch-ethisch unterfüttert, d.h. die Argumentationslinie ist im wesentlichen dieselbe mit der man sich den Gesetzen eines Staates trotz dessen echter Autorität widersetzen kann, wenn die Gesetze eben moralisch-ethisch unrecht sind. Dies ist also der Natur nach eine direkter Appell an den Willen des Vaters, wie er eben in menschliche Herzen geschrieben ist.

Die Tragikomik der Aussage von Raphaels wird hier deutlich. Nichts ist in der Praxis weniger geeignet die Rechtgläubigen von den Unrechtgläubigen zu trennen als "der Wille des Vaters", obwohl dieser selbstverständlcih definiert wer auf welcher Seite steht. Aber eben darum nimmt halt jede (ernstzunehmende) Seite diesen Willen für sich in Anspruch. Und jede Seite findet die Inanspruchnahme der anderen Seite absurd.

Die Konservativen und Traditionellen haben den Liberalen die Geschichte voraus. Die Liberalen haben den Konservativen und Traditionellen die Einsicht voraus, daß die Geschichte von Siegern geschrieben wird. Wenn die katholischen Konservativen und Traditionellen nicht bald in den dreckigen Machtkampf ziehen, dann ist klar, wer hier die Interpretationshoheit gewinnen wird. Das würde die Position von entweder den schismatischen Sedevakanten oder den schismatischen Orthodoxen als nicht-schismatisch beweisen, und die katholische Kirche wie wir sie kennen de facto beenden.

Bruder Donald

Re: Bischofssynode zur Synodalität 2022/2023

Beitrag von Bruder Donald »

Trisagion hat geschrieben:
Sonntag 30. Mai 2021, 13:39
Wenn die katholischen Konservativen und Traditionellen nicht bald in den dreckigen Machtkampf ziehen, [...]
Was ist unter "dreckigem Machtkampf" zu verstehen?

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema