Bruder Donald hat geschrieben: ↑Freitag 17. Mai 2019, 21:24
Lauralarissa hat geschrieben: ↑Freitag 17. Mai 2019, 19:16
Offen gestanden: Das verletzt mich. Ich bemühe mich seit Tagen, authentisch und in großer Offenheit zu erklären, warum ich aus Treue und Liebe zu Kirche und aufgrund einer langen geistlichen Entscheidung im Gebet die Aktion unterstütze.
Ich diskutiere hier mit, weil ich der felsenfesten Überzeugung bin, dass wir mit dem "konservativ-progressiv" Lagerdenken der Kirche nur schaden, dass wir damit letztlich den Auftrag Jesu zur Einheit verraten.
Deswegen schreibe ich hier. Deswegen besuche ich in meiner Pfarrgemeinde ebenso die Aktion Maria 2.0 wie auch beim Nightfever und anderen Veranstaltungen der Jugend 2000 auftauche. Weil ich glaube, dass wir mit Spaltung nicht weiterkommen, auch nicht mit Lagerdenken. Und oft genug ernte ich auch bei meinen progressiven Freunden Spott und Ärger, wenn ich z.B. darauf hinweise, dass eine Eucharistiefeier etwas anderes ist als eine Wort-Gottes-Feier, dass man die Beichte nicht komplett in die Mottenkiste schmeißen und durch Bußgottesdienste ersetzen muss. Da werde ich ganz oft genauso angefeindet wie hier.
Ich bemühe mich, die hier vorgebrachten Argumente zu verstehen und nachzuvollziehen, auch wenn sie manche von ihnen aus fundamentaltheologischer, dogmatischer und exegetischer Sicht problematisch erscheinen. Andere zeigen von sehr großen theologischen Kenntnissen.
Bruder Donald hat geschrieben: ↑Freitag 17. Mai 2019, 21:24
Ich möchte mich bei dir entschuldigen, denn es ist nicht meine Absicht dir per se unlautere Motive zu unterstellen.
Vielen, vielen Dank! Die Entschuldigung nehme ich gerne an!
Bruder Donald hat geschrieben: ↑Freitag 17. Mai 2019, 21:24
Du magst aber bitte zur Kenntnis nehmen, dass für viele Katholiken, welche die Kirche wirklich lieben, nicht verständlich ist, wie "Ich liebe die Kirche" mit so einem ... Aktionismus vereinbar ist. Argumente habe ich dir dazu genannt, was mich persönlich daran alles stört und wieso ich so dreißt bin, der Aktion tatsächlich unlautere Motive zu unterstellen.
(...)
Schließt sich das aus?
Oder ist es vielleicht nur der Blick auf den jeweils Andersdenkenden?
Vielleicht denke ich - als eher Progressive - ja wirklich stereotyp, dass Konservative nur ihre "Sonntagspflicht" erfüllen, keinen reflektierten eigenen Glauben haben etc. und das stimmt gar nicht?
Oder vielleicht denken so manche Konservative, dass Progressive, die vielleicht nicht jeden Sonntag in der Kirche sind, einfach keine Beziehung zu Gott haben und das stimmt gar nicht!
Bruder Donald hat geschrieben: ↑Freitag 17. Mai 2019, 21:24
In meinen Augen liegt auf dieser Aktion kein Segen und ich sage nochmal, dass es Bewegungen brauch, die den Menschen innerlich verändern.
Ich stimme Dir völlig zu, dass es Bewegungen gibt, die den Menschen innerlich verändern, die ihnen helfen, eine wirkliche tiefe, eigene Beziehung zu Gott zu finden.
Ich selbst habe das in verschiedenen Formen von Exerzitien gefunden. Anderen hilft der Lobpreis, wieder anderen die lateinische Messe, wieder anderen das Pilgern. Und da zitiere ich Benedikt XVI: "Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt."
Und dennoch: Es gibt für mich doch einen Zusammenhang zwischen den äußeren Strukturen der Kirche und der inneren Erneuerung.
Ein ganz konkretes Beispiel: Früher gab es Seelsorge in der katholischen Kirche fast nur im Kontext einer oft schematischen Beichte (z.B. in den 50er Jahren). Ich erlebe es in Exerzitien als äußerst angenehm, von verheirateten Frauen mit ganz normalen Berufen begleitet zu werden, die vieles von dem, was ich in meinem Alltag erlebe (Familie, Kinder, Partnerschaft, Beruf ...) selbst genauso erleben und das gleiche Ringen darum leben, Gottes Handeln in diesen Lebensbereichen zu entdecken. Hier hilft mir die Tatsache, dass eben eine verheiratete Frau begleitet (und kein zölibatär lebender Priester), Gott tiefer in meinem Leben zu entdecken. Und damit ist die äußere Struktur (Begleitung durch Laien, auch durch Frauen) durchaus eine Hilfestellung für die innere Glaubensvertiefung.
Und ähnlich würde ich es mir in der Liturgie wünschen: Frauen haben eine andere Sprache als Männer, eine andere Ästhetik. Und wenn eine Frau Liturgie feiern würde, würde dies vielleicht wieder anderen Menschen einen Weg zu Gott eröffnen ... Es würde neue Wege eröffnen ...
Lauralarissa hat geschrieben: ↑Freitag 17. Mai 2019, 19:16
Bruder Donald hat geschrieben: ↑Freitag 17. Mai 2019, 17:08
Der Knackpunkt hierbei ist aber: Die "Konservativen" haben im Zweifel das korrektere Verständnis vom Katholizimus, während bei den "Progressiven" das noch herausgefunden werden muss.
In anderen Worten: Ich habe recht, die anderen haben Unrecht.
[...]
Lauralarissa hat geschrieben: ↑Freitag 17. Mai 2019, 19:16
Entschuldigung: Genau so erlebe ich manche konservativen Ansätze (mit einigen positiven Ausnahmen) hier auch: Wir haben die Wahrheit. Und wenn ihr es nicht kapiert, dann geht doch. Ihr seid sowieso nicht mehr katholisch.
Nein, ich meine den Satz so, wie ich ihn geschrieben habe. Die "Konservativen" haben nun mal ein Fundament auf welches sie sich berufen können. Die "Progressiven" wollen die Grenzen des Fundaments überschreiten und müssen sich eben dafür rechtfertigen, ob "neues" denn noch zum Fundament gehört oder schon was vollkommen anderes ist bzw. falsch oder richtig.
Völlig einverstanden! Das ist die große Aufgabe der Unterscheidung der Geister in diesem Zusammenhang - und auch die der Theologen.
Ich ergänze aber noch: Die Konservativen wollen bewahren und sie müssen sich die Frage stellen lassen, ob das, was sie bewahren wollen, wirklich zum Wesenskern des christlichen Glaubens gehört oder ein Interpretament einer vergangenen Zeit war, das aus reiner Gewohnheit überlebt hat.
Beide haben eines gemeinsam: Sie müssen die jeweiligen Ziele aus der Perspektive des Evangeliums und der Tradition kritisch hinterfragen.
Bruder Donald hat geschrieben: ↑Freitag 17. Mai 2019, 17:08
Dass "Konservative" sich gerne in ihrem Weltbild gemütlich machen und oft anderes nicht akzeptieren (wollen) bzw. es als Bedrohung betrachten, ist nun wirklich keine Erkenntnis, für die man heute noch einen Nobelpreis bekommt.
Wieder mal die Chance vertan, einen zu bekommen. Zu ärgerlich. in meinem Leben wird das nichrs mehr!!
Ich bin einfach eine Versagerin!
Laura
"Die römisch-katholische Kirche ignoriert Begabungen, verachtet Wissen und verbietet sich Visionen. Sie hat sich an Frauen versündigt und versündigt sich weiter. Diskriminierung ist ihr harter, aber hohler Markenkern." (Christiane Florin)