Weltflucht

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overkott
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Weltflucht

Beitrag von overkott »

Wird die Welt besser, wenn wir ihr entfliehen, etwas durch Rückzug ins Kloster? Oder lauert das Böse selbst hinter der Kirchenmauer? Wäre das Hinausgehen und Verkünden der Botschaft vom Frieden eher im Sinne des Herrn? Wieviel Erfolg wird Reformeiferern beschieden sein, die Welt zu bessern oder sich einfach den Bösen anzugleichen? Wie schafft Gott Frieden im Herzen des einzelnen?

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Siard
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Re: Weltflucht

Beitrag von Siard »

Es gibt eine alte Weisheit, die besagt, daß der Teufel, wenn er an den Feiertagen aus der Welt verdrängt wird, sich in Kloster flüchtet.

Raphaela
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Re: Weltflucht

Beitrag von Raphaela »

overkott hat geschrieben:Wird die Welt besser, wenn wir ihr entfliehen, etwas durch Rückzug ins Kloster? Oder lauert das Böse selbst hinter der Kirchenmauer?
Ich weiß nicht, ob Bonaventura vom Teufel versucht wurde.
Aber: Schau doch mal auf Pater Pio oder den Heiligen Pfarrer von Ars. - Damit hast du diese ersten Fragen schon beantwortet.
Ich bin gerne katholisch, mit Leib und Seele!

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overkott
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Re: Weltflucht

Beitrag von overkott »

Raphaela hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Wird die Welt besser, wenn wir ihr entfliehen, etwas durch Rückzug ins Kloster? Oder lauert das Böse selbst hinter der Kirchenmauer?
Ich weiß nicht, ob Bonaventura vom Teufel versucht wurde.
Aber: Schau doch mal auf Pater Pio oder den Heiligen Pfarrer von Ars. - Damit hast du diese ersten Fragen schon beantwortet.
Ich glaube, die Versuchung vom Teufel war eines seiner fünf Beichtgeheimnisse.

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Coelestin
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Re: Weltflucht

Beitrag von Coelestin »

1.) Das Geheimnis, bzw. der Schatz im Acker, ist nicht in erster Linie weg von der Welt, das macht der Buddhismus auch.
Die Liebe zu Jesus/Gott hat erst als "Reaktion" die Verachtung weltlicher Genüsse und Ehren usw.
a) Als der hl. Pfarrer von Ars sein Ehrenpallium geschenkt bekam, hat er es nicht verbrannt oder abgelehnt wie HansUrsvBalth., sondern verkauft, für die Armen.
b) Er lebte in der Welt, Gott wollte ihn da nicht draußen haben, auch wenn er immer wieder fliehen wollte. Er stärkte ihn wie einst Paulus mit seiner Gnade. --> Aber das, weil er die Welt und Ihre Genüsse nicht liebte.
c) Jesus war sein liebster Freund. Ich glaub, das macht den Unterschied. Sieht man an dem "Kreuzweg des Pfarrers von Ars".
Da spricht er mit Jesus wie mit seinem Freund. Er ist sein alles. Und so klappts. Man bleibt in der Welt und lebt doch nicht mit ihren Wünschen und Wolkenkuckusheimen. Gibts z.B.hier:
https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/H ... cD9tx1ZZj

2.) Natürlich wird die Welt besser, wenn wir ihr entfliehen. Aber nur, wenn diese Flucht der Wille Gottes ist, wie bei der Weltflucht der hl. Theresia von Lisieux!
Wenn Gott für uns andere Pläne hat, wie beim Pfarrer von Ars oder P.Pio, dann wird die Welt schlechter, wenn wir fliehen!*
Wir verbessern oder verschlechtern die Welt durch unsere Opfer, und durch Erfüllung des Willen Gottes, da oder dort.
Die Franziskaner/Kapuziner/Präminstratenser/Priesterbruderschaft... arbeiten in der Welt, sie sind dazu berufen und heiligen so ihre Umwelt. Die Karthäuser, Karmeliter, Brigitten, Kamaldulenser usw. durch Weltflucht. Obwohl die Franziskaner mehr innerlich die Welt fliehen, wie es etwas abgeschwächt jeder Christ tun muß, und die Karthäuser auch körperlich strenger.
Wie in der Kirche jeder Stein seinen Platz hat, so auch jeder Christ in der Welt Gottes.

3.) * Der Heilige von Ligouri sagt dies einmal: Wenn wir fasten, uns geißeln, auf dem Boden schlafen, beten ... aber dies alles gegen den Willen Gottes, so sage man noch zu wenig, wenn man erklärt, dies "gefalle" Gott nicht! Da also ist der Haken.
rotbraunes ANTI-sozialistisch “Der Edle strebt nach Harmonie, nicht nach Gleichheit. Der Gemeine nach Gleichheit, nicht nach Harmonie.”Konfuz.
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Amanda
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Re: Weltflucht

Beitrag von Amanda »

Persönlich glaube ich, dass ein gewisses Abstandnehmen von der "Welt" für jeden Christen unbedingt notwendig ist.
Diejenigen, welche sich - beispielsweise durch Eintritt in einen strengen Orden oder die Wahl des Eremitentums - nahezu völlig von der Welt zurückgezogen haben, tun einen wichtigen Dienst. Sie leben ganz für die innige Gottverbundenheit und für das Gebet, und sie beten für alle Menschen. Auch für jene, die selbst nicht beten wollen oder können. Dieser Dienst ist um so wichtiger und wertvoller, als er in unserer Leistungsgesellschaft zunehmend (auch von Mitchristen) gering geschätzt wird.

Nein, die Welt wird nicht besser, wenn wir vor ihr fliehen. Sie wird auch nicht unbedingt besser, wenn wir für sie beten. Aber unablässig das Erbarmen Gottes auf sie herabzurufen, ist ein notwendiges und kostbares Tun.
"Die Kirche scheint immer der Zeit hinterher zu sein,
obwohl sie doch in Wirklichkeit jenseits der Zeit ist;
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overkott
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Re: Weltflucht

Beitrag von overkott »

Ich denke auch, dass Weltflucht im besten Sinn ein Erheben des Geistes zu Gott ist. Aber man darf nicht vergessen, vom Berg der Verklärung wieder herabzusteigen in die Niederungen der Nächstenliebe. Sonst erfriert man.

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Amanda
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Re: Weltflucht

Beitrag von Amanda »

Nicht nur der "Geflüchtete" (er)friert dann, sondern auch die um ihn herum sind in Gefahr zu frieren. Die "kleinen Fluchten" ermöglichen jedoch ein intensives Auftanken und damit auch wieder die bewusste Hinwendung zu unseren Mitmenschen, denen wir Zeugnis von Gottes Liebe geben sollen.
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overkott
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Re: Weltflucht

Beitrag von overkott »

Ich denke auch.

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Niels
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Re: Weltflucht

Beitrag von Niels »

Was sagt der Hl. Bonaventura zum Thema "Weltflucht", Ovi? :detektiv:
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overkott
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Re: Weltflucht

Beitrag von overkott »

Tanken und danken, Amanda, darum geht es doch in der Eucharistie, oder?

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Coelestin
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Re: Weltflucht

Beitrag von Coelestin »

overkott hat geschrieben:Ich denke auch, dass Weltflucht im besten Sinn ein Erheben des Geistes zu Gott ist. Aber man darf nicht vergessen, vom Berg der Verklärung wieder herabzusteigen in die Niederungen der Nächstenliebe. Sonst erfriert man.
Aber man muß Letzteres nicht, wie viele Heilige und ganze Orden zeigen.
a) Ich verstehe unter Weltflucht auch den Karmel, auch wenn dieser noch "Gemeinschaft" kennt. Was sollen denn die Karmeliten "in der Welt"? Dort sind sie fehl am Platze. Deswegen schreibt ja die Regel vor, das man nur unter bestimmten Bedingungen die Klausur verlassen darf. Und dazu gehört nicht, die Welt zu verbessern. Wär ja eine komische Bedingung. Gerade durch sein Fasten, Opfern und Beten ist dieser Orden lebensnotwendig für die katholische Kirche und fruchtbar. Um Meilen fruchtbarer als jeder christliche Reporter, der "draußen" in der Welt rumläuft, um christliche Artikel zu schreiben, oder hier im Forum.
b) Maria hat nicht gesagt, geht hinaus, die Welt verbessern durch Nächstenliebe und mitmenschliche Kontakte, sondern "So viele Seelen gehen verloren, weil niemand für sie betet und opfert". Da steht nix von predigen, andere trösten oder Kranken pflegen. Es steht ganz allgemein "Opfern". Und das kann man auch in Weltflucht! Gemäß der Sondermathematik des Christentums: Ich leide und bezahle damit für jemand anders, tue also Buße für eines anderen Untat.

Die Angesprochenen bei Maria sind ja auch nicht die Apostel wie in der hl. Schrift, die einen Berufungsauftrag erhalten (Gehet hin in alle Welt...), sondern alle Menschen. Somit ist das Zentrale der Arbeit für das Heil der Seelen nicht das Rumlaufen in der Welt wie bei der Heilsarmee oder den Zeugen Jehovas, sondern das Beten und Opfern. Das verbessert die Welt. Und das geht nun mal besser in der Zurückgezogenheit als in der S-Bahn, oder im Kaufhaus.... Natürlich gibt es die Franziskaner und ähnliche - für die ist Weltflucht nur auftanken. Aber sollen alle franziskanisch leben?

c) Es geht mir nur und einzig und allein um die Aussage, muß man nicht dann doch, nach einer Zeit der Weltflucht wieder mal in die Welt, um sie zu verbessern!! Nur um das geht es hier in dem Artikelstrang.
Und da ist der Gegenbeweis gegen diese These die hl. Theresia von Lisieux, die die Patronin der Missionen ist, also der Weltverbesserer im wahrsten Sinne. Und doch war sie in der Zeit ihrer Weltverbesserung in beruflicher Weltflucht, ihr ganzes Leben lang, gleich von der Kindheit weg, und ist dort gestorben. Heilig, also mit Gott im Einklang.
Wann hat Charbel Mahlouf am Meisten für den Libanon, seine Bewohner und die ganze Kirche getan? Im letzten Abschnitt seines Lebens in der Einsamkeit. Und das Wunder des brennenden "Wassers" war das Zeichen Gottes, daß dieser es wollte.
https://www.youtube.com/watch?v=WTexm6MzSWA
Und natürlich "ohne dann wieder Rückkehr nach Auftanken!" Gott allein genügt.

Dieser Automatismus, wie hier von manchen beschrieben, existiert nicht. Aber er ist modern, ok. :maske:
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Amanda
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Re: Weltflucht

Beitrag von Amanda »

overkott hat geschrieben:Tanken und danken, Amanda, darum geht es doch in der Eucharistie, oder?
Könnte man tatsächlich so sagen. In der heiligen Kommunion lassen wir uns mit göttlicher Kraft erfüllen und beschenken, und wir danken für die empfangene Gnade.
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Niels
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Re: Weltflucht

Beitrag von Niels »

Stimmt. :daumen-rauf:
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overkott
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Re: Weltflucht

Beitrag von overkott »

Coelestin hat geschrieben:c) Es geht mir nur und einzig und allein um die Aussage, muß man nicht dann doch, nach einer Zeit der Weltflucht wieder mal in die Welt, um sie zu verbessern!! Nur um das geht es hier in dem Artikelstrang.
Ja, klar. Wenn einen der Nächste braucht, wäre Weltflucht grundverkehrt. Verbreiten wir derzeit am besten weniger Hysterie.

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Marion
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Re: Weltflucht

Beitrag von Marion »

Am Schluß kommt der Herr und gibt den Auserwählten einen neuen Himmel und eine neue Erde.

Er wird das also mit der "Verbesserung der Welt" in Seine Hand nehmen.

Man kann nun fragen: Warum tut Er das? Es sind ja tatsächlich haufenweise Leute damit beschäftigt die Welt zu verbessern. Und wenn man den vielen Leuten glauben schenkt, haben sie auch schon sehr viel geschafft. Es wird ja von Tag zu Tag besser. Irre viele Leute haben schon Krankenversicherung. In Europa muss keiner mehr hungern. Wale als auch Vögelchen werden vor dem ausrotten geschützt. Für Frösche gibt es Tunnel unter den Autobahnen. Außerdem dürfen heute auch Frauen überall wählen und autofahren. Wir müssen auch kein Holz mehr im Wald suchen um was zu kochen, sondern haben Steckdosen in der Wand oder Gasleitungen, was den Leuten mehr Zeit schenkt sich noch mehr als vorher darum zu kümmern die Welt zu verbessern. Dann gibt es Abermillionen Leute, die sich freuen wenn sie von Ärmeren aus anderen Erdteilen heimgesucht werden, damit sie ihnen helfen können genauso wohlhabend zu werden wie sie selber sind. Wir sind also eigentlich schon verdammt nah an paradiesischen Zuständen auf der Erde. Es fehlen nur noch kleinere Flecken auf der Erde wo das nicht nicht recht durchgesetzt ist. Aber bald ist es bestimmt soweit, wenn natürlich mit dem selben Eifer weitergemacht wird. Wer wird nicht sagen, daß es uns nicht viel besser geht als vor ein paar hundert Jahren. Wir wurden von irrevielen Unterdrückungsdingen befreit und sind ja auch im Herzen viel besser geworden. Nicht mal mehr Kinder kriegen ihre eigentlich verdiente Ohrfeige. Es wird alles barmherzig verziehen und wir kriegen heute alles viel friedlicher gebacken, als im Mittelalter oder halt früher, als noch alle Unterdrücker, Diskriminierer und Rassisten waren, nicht lesen konnten und und und.

Warum kommt nun eigentlich der Herr am Schluss und zündet dann die paradiesischgemachte Welt an? Etwa, weil zuviele zu lang im stillen Kämmerchen gebetet haben und dadurch zu wenig Zeit hatten bei der Weltverbesserung mitzuhelfen? Sind diese Schuld daran, daß der Herr am Ende zornig wird? Hätten sie lieber was geschafft und mit dem Lohn 5 Kartoffeln nach Afrika geschickt. Damit hätte ja ne ganze Familie 1 Tag länger leben können. Und was haben diese betenden Nonnen da gemacht? Sie haben vielleicht ihr eigenes Essen auch noch erbettelt, sodaß der der es ihnen gegeben hat auch 5 Kartoffeln weniger nach Afrika schicken konnte. Nun sind es schon 2 Familien die deswegen einen Tag früher jämmerlich verhungern mussten. Ist der Herr am Ende deswegen zornig und muss deswegen diesem Jammertal ein Ende schaffen?
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

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