Seite 1 von 1

Ist eine neue Lehre notwendig?

Verfasst: Samstag 30. Mai 2015, 14:05
von Peter Ernst
Immer wieder lese ich in letzter Zeit davon, dass die kirchliche Lehre doch die neusten anthropologischen Erkenntnisse berücksichtigen und sich anpassen müsse; zuletzt
z. B. hier von Johannes Röser auf „katholisch.de“. Der schreibt:
„daß der Glaube in seinem Kern selber brüchig geworden ist, weil er den evolutiven, wissenschaftlichen Erkenntnissen von Sein und Zeit, Gott und Welt nicht mehr standhält“
Was nun aber diese wissenschaftlichen Erkenntnisse sind und welche Lehre der Kirche sich konkret ändern soll, wird nie gesagt.
Nun bin ich im wissenschaftlichen Diskurs sicher nicht auf der Höhe der Zeit, mir fehlt dazu Zeit und Bildung, auch habe ich das Vorurteil, dass alle Erkenntnis der Wissenschaften nicht nur interessengesteuert ist, sondern immer auch nur vorläufig ist, bis sie von Neuem überholt ist (ich nenne es das „Kaffee-Beispiel“, in meinen sechzig Lebensjahren hat alle paar Jahre die Aussage gewechselt, ob Kaffeetrinken nun gesund oder schädlich ist.
Kann mir jemand kompetent und knapp Auskunft geben, auf welche wissenschaftlichen Erkenntnisse man da Bezug nimmt?

Re: Ist eine neue Lehre notwendig?

Verfasst: Samstag 30. Mai 2015, 14:20
von overkott
Das ist so eine Blase. Was da bei ihm im Kern brüchig ist, weiß er selbst am besten. Die Defizite seiner Anthropologie zeigen sich vor allem im interreligiösen Diskurs, in dem seine Position hinter den Geist des Konzils zurückzufallen droht. Er wird den Verdacht nicht los, den Dialog mit den gut willigen Menschen in den Weltreligionen aufzugeben und die globale Sicherheitspolitik zu ideologisieren.

Re: Ist eine neue Lehre notwendig?

Verfasst: Samstag 30. Mai 2015, 14:40
von Tinius
overkott hat geschrieben:Das ist so eine Blase. Was da bei ihm im Kern brüchig ist, weiß er selbst am besten. Die Defizite seiner Anthropologie zeigen sich vor allem im interreligiösen Diskurs, in dem seine Position hinter den Geist des Konzils zurückzufallen droht. Er wird den Verdacht nicht los, den Dialog mit den gut willigen Menschen in den Weltreligionen aufzugeben und die globale Sicherheitspolitik zu ideologisieren.
Geile Antwort.

Re: Ist eine neue Lehre notwendig?

Verfasst: Samstag 30. Mai 2015, 14:50
von Niels
Tinius hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Das ist so eine Blase. Was da bei ihm im Kern brüchig ist, weiß er selbst am besten. Die Defizite seiner Anthropologie zeigen sich vor allem im interreligiösen Diskurs, in dem seine Position hinter den Geist des Konzils zurückzufallen droht. Er wird den Verdacht nicht los, den Dialog mit den gut willigen Menschen in den Weltreligionen aufzugeben und die globale Sicherheitspolitik zu ideologisieren.
Geile Antwort.
Ovi in Höchstform! :kugel:

Re: Ist eine neue Lehre notwendig?

Verfasst: Samstag 30. Mai 2015, 15:46
von Exilfranke
„daß der Glaube in seinem Kern selber brüchig geworden ist, weil er den evolutiven, wissenschaftlichen Erkenntnissen von Sein und Zeit, Gott und Welt nicht mehr standhält“
Wer sowas schreibt, meint eigentlich im Kern immer nur die Brüchigkeit des eigenen Glaubens. Es ist immer auch Rechtfertigung, weil man sich nicht in der Lage sieht, seine eigene Hybris mit dem Transzendenten in Einklang zu bringen.

Re: Ist eine neue Lehre notwendig?

Verfasst: Dienstag 2. Juni 2015, 15:40
von overkott
Ist die neue Lehre noch aktuell? Das ist doch die Frage. Die befreiende Botschaft Jesu hat an Aktualität nicht verloren.

Re: Ist eine neue Lehre notwendig?

Verfasst: Donnerstag 18. Juni 2015, 18:26
von overkott
Die Kirche sollte einmal aktuelle Politikfelder aus theologischer Sicht beleuchten. Wichtig wäre es dabei, mit theologisch Andersdenkenden ins Gespräch zu kommen. Eine gute Gelegenheit wäre, sich im Vorfeld eines Gipfeltreffens anzuhängen. Danach sind sowieso schon wieder andere Themen angesagt. Den amtierenden Papst zu umjubeln, ist für kirchliche Amtsträger wichtig, auch ohne den Blick auf die persönliche Karriere.

Re: Ist eine neue Lehre notwendig?

Verfasst: Sonntag 21. Juni 2015, 12:43
von overkott
Fatal wird eine Veränderung der Lehre dann, wenn Begriffe wie Subsidiarität einmal undemokratisch im Sinne der Macht Großer über Kleine interpretiert, dann aber, wenn es um Hilfe geht, im Sinne der Selbsthilfe.

Re: Ist eine neue Lehre notwendig?

Verfasst: Sonntag 21. Juni 2015, 15:22
von Tinius
Veränderungen im Denken des demokratischen Selbstbeschränkungsgrundsatzes sind hierbei auch zu betrachten. Führen sie doch zu einer latenten Bereicherung der Tendenz zur Verallgemeinerung des Grundsätzlichen.

Re: Ist eine neue Lehre notwendig?

Verfasst: Sonntag 21. Juni 2015, 19:52
von overkott
In der Tat gehen Selbstbeherrschung und Selbstverwaltung Hand in Hand. Bedeutet doch Selbstbeherrschung das freiwillige Einhalten von Regeln.

Etwa der Parkregeln. Natürlich kann es bequem sein, falsch zu parken. Aber bin ich wirklich frei, darauf zu verzichten? Muss ich als Autoschlosser eine ganze Fahrbahn blockieren? Muss ich mit meinem Auto gleich zwei Parklücken füllen? Manche unserer Zeitgenossen sind nicht davon frei.

Auch Minister profilieren sich nicht selten gegen das Grundgesetz. Der Tabubruch durch den Staat ist natürlich kein gutes Vorbild. Warum sollten sich die Bürger dann an die Regeln halten? Aber wer frei ist, kann sich selbst beherrschen.

Und ein Gemeinwesen, das sich selbst beherrschen kann, kann sich auch selbst verwalten. Es hält Haushaltsdisziplin und fordert kein Geld, dessen Einnahme es behindert.