Dieter hat geschrieben:Viele Katholiken Frankreichs haben die Zeitschrift "La Croix" abonniert. Sie ist vergleichbar mit dem deutschen PublikForum.
"La Croix" ist eine katholische Tageszeitung mit hoher Auflage (größer als 100.000, wenn ich recht informiert bin), schon dadurch unterscheidet sie sich erheblich vom "Publik Forum".
Wo siehst Du die Gemeinsamkeiten?
Ich halte die Diskussion, wo genau die Grenze zum Katholischen verläuft für einigermaßen müßig. Dafür ist die Möglichkeit, das zu definieren viel zu weit gespannt. Da sich Publik Forum als "katholisch" begreift und die Kirche mit seinen Ansichten konfrontiert werden wir es entweder ignorieren oder uns damit beschäftigen müssen. Obwohl ich manche Information darin interessant fand hat mich diese Zeitung nie angesprochen und ich ignoriere sie seit über 30 Jahren. Ab und an schaue ich mal, ob sich was gebessert hat. Wir mir scheint, nein. La Croix kann ich mangels Sprachkenntnissen nicht lesen. Soweit ich weiß hat sie für den katholischen Diskurs in Frankreich aber eine andere Bedeutung als Publik Forum für die Kirche in Deutschland.
"Für jedes Problem gibt es eine einfache Lösung – klar, einleuchtend und falsch." (Henry Louis Mencken)
Raphaela hat geschrieben:Es gibt da eine riesengroße Pfarrei in Frankreich, wo sehr, sehr viele Menschen mitwirken. Was da passiert ist, wird auch in das Pastoralkonzept der Erzdiözese Freiburg eingehen.
Das Buch von dieser französischen Pfarrgemeinde habe ich gelesen. Ein Priester ist nicht mehr vor Ort. Und diese Pfarrgemeinde war auch fast am Sterben. So entstand die Idee, dass sich Leute nur projekthaft für eine kleine Aufgabe zur Verfügung stellen. - So auf zwei Jahre. Von all den Leuten, die mithelfen wird ein Team gewählt, dass so mehr oder weniger der "Vorstand" dieser Gemeinde ist. Für sie wird gebetet und der Segen Gottes erbeten. Dieser Vorstand darf immer nur höchstens sechs Jahre das Sagen haben, dann kommt jemand anderes dran.
Und warum die Gemeinde blüht? Nicht dieser Vorstand spricht die Leute an, sondern alle, die mitmachen sprechen Leute an. Und wenn diese mitmachen, sprechen sie wieder jemanden an usw. Dadurch sind ganz viele Menschen, die sich schon fast vom Glauben und von der Kirche entfernt hatten wieder zurück zum Glauben gekommen.
In diese Gemeinde kommt ein Priester nur noch um die Sakramente zu spenden. - Doch der Glaube lebt trotzdem und zwar besser als zuvor.
Das kann aber trotzdem keine Ideallösung darstellen.
Das hat der Bischof von Poitiers auch erkannt - und hat zum 1. September eine klassische Pfarreistruktur wiedereingeführt.
Woher weißt du das?
Das würde mich auch interessieren, gibts einen Link?
Der Bischof, der das eingeführt hatte ist inzwischen emeritiert. Da ist es nicht unwahrscheinlich, dass ein Nachfolger evtl. zu anderen Erkenntnissen kommt.
"Für jedes Problem gibt es eine einfache Lösung – klar, einleuchtend und falsch." (Henry Louis Mencken)
Dieter hat geschrieben:
Die französischen Länder haben -als Erbe des Gallikanismus- eine Tradition, mehr auf die Ereignisse in ihrem eigenem Bistum zu schauen, nicht aber ständig nach Rom.
Das ist einerseits zwar richtig, darf aber auch nicht mit der deutschen Variante verwechselt werden, sich von Rom zu distanzieren. Frankreich ist ein durch und durch katholisches Land, wo die Bindung an den "Bischof von Rom" nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird; eine gallikanische Tradition wird zwar betont, aber man schleppt eben nicht das "Erbe" der Kirchenspaltung mit sich herum. Wie der französische Katholizismus "funktioniert" kann man bei der Wallfahrt von Paris nach Chartres besichtigen, wo wie selbstverständlich die "französischen" Heiligen angerufen werden: Hl. Martin, hl. Bernhard, hl. Vinzenz, hl. Pfarrer von Ars, hl. Therese usw.
Aufgrund ihrer Geschichte (Franz. Revolution, Aufklärung) haben die Franzosen ein distanziertes Verhältnis zu Autoritäten, speziell auch zu kirchlichen Autoritäten.
Den Unterschied kann man sehr deutlich in Belgien beobachten, wo die Wallonie traditionell anti-kirchlich eingestellt ist, Flandern dagegen traditionell-katholisch, wo geschlagene Ehefrauen sich nicht scheiden lassen, sondern zur Heiligen Rita beten. Das galt vor allem bis vor ca. 10-15 Jahren. Heute werden auch die Flamen immer kirchendistanzierter.
Raphaela hat geschrieben:Es gibt da eine riesengroße Pfarrei in Frankreich, wo sehr, sehr viele Menschen mitwirken. Was da passiert ist, wird auch in das Pastoralkonzept der Erzdiözese Freiburg eingehen.
Das Buch von dieser französischen Pfarrgemeinde habe ich gelesen. Ein Priester ist nicht mehr vor Ort. Und diese Pfarrgemeinde war auch fast am Sterben. So entstand die Idee, dass sich Leute nur projekthaft für eine kleine Aufgabe zur Verfügung stellen. - So auf zwei Jahre. Von all den Leuten, die mithelfen wird ein Team gewählt, dass so mehr oder weniger der "Vorstand" dieser Gemeinde ist. Für sie wird gebetet und der Segen Gottes erbeten. Dieser Vorstand darf immer nur höchstens sechs Jahre das Sagen haben, dann kommt jemand anderes dran.
Und warum die Gemeinde blüht? Nicht dieser Vorstand spricht die Leute an, sondern alle, die mitmachen sprechen Leute an. Und wenn diese mitmachen, sprechen sie wieder jemanden an usw. Dadurch sind ganz viele Menschen, die sich schon fast vom Glauben und von der Kirche entfernt hatten wieder zurück zum Glauben gekommen.
In diese Gemeinde kommt ein Priester nur noch um die Sakramente zu spenden. - Doch der Glaube lebt trotzdem und zwar besser als zuvor.
Das kann aber trotzdem keine Ideallösung darstellen.
Das hat der Bischof von Poitiers auch erkannt - und hat zum 1. September eine klassische Pfarreistruktur wiedereingeführt.
Woher weißt du das?
Das würde mich auch interessieren, gibts einen Link?
Leider hat immer noch keiner einen Link eingestellt oder geschrieben, was denn nun genau (angeblich) in der Zeitung "La Croix" stand. Von daher kann man doch sehr daran zweifeln, dass die klassische Pfarreistruktur wirklich wieder eingeführt wurde.
Raphaela hat geschrieben:In diese Gemeinde kommt ein Priester nur noch um die Sakramente zu spenden.
Das ist der ekklesiologische Super-GAU, den man sich überhaupt vorstellen kann. Denn der Pfarrer repräsentiert in seiner Pfarrei Christus, wie der Bischof in seiner Diözese oder der Vater in seiner Familie. Stell Dir nur vor, Christus hätte zu seinen Jüngern vor der Himmelfahrt nicht gesagt "ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt", sondern "jetzt macht mal, wie ihr meint, ich komm dann gelegentlich, wenn ihr mich unbedingt braucht" ...
Das gibt es in Missionsgebieten, das weiß ich. Aber es ist tatsächlich KEIN Modell, das man irgendwie anstreben sollte, sondern allenfalls eine temporäre NOTlösung.
Der Katholik steht und will stehen in Allem auf historischem Boden; nur das Erdreich der Überlieferung gibt ihm Festigkeit und Nahrung; nur was sich an Überliefertes anschließt, gedeiht und treibt zu neuen Blüten und neuem Samen. H. Bone, Cantate! 1847