Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

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Raphael

Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von Raphael »

koukol hat geschrieben:Ich will mich keinesfalls auf den "Korankuss" festlegen. Das ist nur ein Mosaiksteinchen im Pontifikat des Papstes, wenn auch ein nicht kleines.

Man sollte sich mal die Bedeutung eines Kusses vor Augen halten und dann die Sache betrachten, vor allen Dingen auch mal in den Koran reinschauen, was dort zu den Christen geschrieben ist.
Beim Korankuss von JPII sollte man im Hinterkopf behalten, daß ein Kuss ein Liebessymbol ist und im Christentum die Feindesliebe ein göttliches Gebot.
Im Falle des Korankusses wollte der nun Heiliggesprochene möglicherweise die Feindesliebe des Christentums zum Ausdruck bringen! :hmm:

Ähnliches tat der heilige Stephanus als er bei seiner Steinigung den auferstandenen Herrn bat, seinen Peinigern diese Sünde nicht anzurechen.

koukol
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von koukol »

@ proetcontra

Da ist Peter Hünermann aber anderer Meinung:
Ist eine Heiligsprechung ein unfehlbarer Akt?

Hünermann: Nein, ich meine nicht. Gut, es wird die öffentliche Verehrung gestattet, das ist natürlich eine Frage, die den Glauben berührt. Aber hier von Unfehlbarkeit zu reden... Ich kann nur sagen: Die Barmherzigkeit Gottes ist groß (lacht). Aber für uns alle, die wir Sünder sind.
http://www.derwesten.de/kultur/heiligsp ... 7161.html

Dieter
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von Dieter »

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass mindestens 100 Jahre vergangen sein sollten, bevor ein Mensche durch die RKK heilig gesprochen wird.

Die Erfahrung zeigt, dass eine wirkliche Verehrung durch die Masse der Bevölkerung sonst nicht erfolgt (Ausnahme: Pater Pio, der aber schon rein äußerlich wie aus einem anderen Jahrhundert wirkt.)

Ich habe JP II mehr als 25 Jahre genauestens beobachtet. Ich sehe noch seinen erhobenen Zeigefinger gegenüber Leonardo Boff, der vor ihm kniete. Alles ist noch so frisch in Erinnerung, dass man in ihm in erster Linie einen Menschen sieht, nicht aber einen "Heiligen".

Es war ein genau so großer Fehler von JP II, Tausende von Personen heilig zu sprechen. Die Menschen nehmen das nicht mehr ernst.

Eine Heiligsprechung muss DIE große Ausnahme bleiben, vielleicht einmal in 10 Jahren.

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taddeo
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von taddeo »

Peti hat geschrieben:
Amanda hat geschrieben: Da wurde dem "Santo Subito" der euphorisierten Massen nachgegeben
Das hat sicher auch eine Rolle gespielt
Darf ich mal als Kirchenrechtler was dazu sagen?

Was da mit diesem "Santo subito" passiert ist, ist geradezu DER klassische Fall für eine Heiligsprechung! Die Verehrung des gläubigen Volkes ist das entscheidende Moment, damit einer überhaupt kanonisiert werden kann und soll. Was dann an der Kurie passiert - der ganze Heiligsprechungsprozeß - ist nur eine Überprüfung, ob irgendwas gegen diesen Wunsch des Volkes spricht, und das ist eine relativ junge Angelegenheit im Vergleich zu dem langen Zeitraum, in dem es ohne förmliches Verfahren ablief. Seit dem hl. Ulrich von Augsburg ist es üblich, daß der Papst persönlich diese Kulterlaubnis erteilt - er kann das qua Amt, er ist an keine Formalitäten gebunden, wenn er persönlich der Überzeugung ist, daß der Wunsch des Volkes mit der Lehre der Kirche in Übereinstimmung steht.

proetcontra
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von proetcontra »

koukol hat geschrieben:@ proetcontra

Da ist Peter Hünermann aber anderer Meinung:
Und Hans Küng ebenso... Was heißt das jetzt für Sie?
Wenn Hünermann sich hauptsächlich an gewissen Verhaltensweisen des Hl,. Johannes Paull II. stößt (Fall Groer, mögliche Vertuschung bei Kindesmissbräuchen ...), so gesteht er letztlich doch seinen Konflikt in der Betrachtung ein: "Gut, es wird die öffentliche Verehrung gestattet, das ist natürlich eine Frage, die den Glauben berührt." Auf die sich daraus ergebende Konsequenz wird von ihm nicht weiter eingegangen.
Tatsache ist doch, dass bei den feierlichen Heiligsprechungsdekreten der Papst sich stets auf seine Vollgewalt berufen hat und die ganze Kirche verpflichtet , diese seine Entscheidung aufzunehmen; womit sich zeigt, dass er von seinem Unfehlbarkeitanspruch Gebrauch macht (machen will) und darüber hinaus die Heiligenverehrung als ein integraler Bestandteil der religiösen Verehrung der Kirche pflegen will: Gäbe es hier Irrtümer, so würde darin ein wesentliches Versagen der Kirche sichtbar werden, weshalb man solche Aussagen schon immer als qualitativ irreversibel angesehen und dem unfehlbaren Lehramt zugeordnet hat (auch wenn sie "nur" fide catholica zu glauben sind).

Zwar bin ich keine Theologin und kenne Hünermann zu wenig, doch so viel weiß ich - denke ich - schon: Hier (wenn der von Ihnen zitierte Satz vollinhaltlich die Ansicht Hünermanns widergeben würde, was aber sicher nicht der Fall ist!) bewegt er sich auf dünnem (katholisch-lehramtlichen) Eis, was ich mir von ihm als Dogmatiker (so ich ihn "kenne") wenig vorstellen kann.
Zuletzt geändert von proetcontra am Sonntag 27. April 2014, 18:54, insgesamt 2-mal geändert.

proetcontra
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von proetcontra »

taddeo hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:
Amanda hat geschrieben: Da wurde dem "Santo Subito" der euphorisierten Massen nachgegeben
Das hat sicher auch eine Rolle gespielt
Darf ich mal als Kirchenrechtler was dazu sagen?

Was da mit diesem "Santo subito" passiert ist, ist geradezu DER klassische Fall für eine Heiligsprechung! Die Verehrung des gläubigen Volkes ist das entscheidende Moment, damit einer überhaupt kanonisiert werden kann und soll. Was dann an der Kurie passiert - der ganze Heiligsprechungsprozeß - ist nur eine Überprüfung, ob irgendwas gegen diesen Wunsch des Volkes spricht, und das ist eine relativ junge Angelegenheit im Vergleich zu dem langen Zeitraum, in dem es ohne förmliches Verfahren ablief. Seit dem hl. Ulrich von Augsburg ist es üblich, daß der Papst persönlich diese Kulterlaubnis erteilt - er kann das qua Amt, er ist an keine Formalitäten gebunden, wenn er persönlich der Überzeugung ist, daß der Wunsch des Volkes mit der Lehre der Kirche in Übereinstimmung steht.
Völlig richtig!

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Peti
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von Peti »

proetcontra hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:
Amanda hat geschrieben: Da wurde dem "Santo Subito" der euphorisierten Massen nachgegeben
Das hat sicher auch eine Rolle gespielt
Darf ich mal als Kirchenrechtler was dazu sagen?

Was da mit diesem "Santo subito" passiert ist, ist geradezu DER klassische Fall für eine Heiligsprechung! Die Verehrung des gläubigen Volkes ist das entscheidende Moment, damit einer überhaupt kanonisiert werden kann und soll. Was dann an der Kurie passiert - der ganze Heiligsprechungsprozeß - ist nur eine Überprüfung, ob irgendwas gegen diesen Wunsch des Volkes spricht, und das ist eine relativ junge Angelegenheit im Vergleich zu dem langen Zeitraum, in dem es ohne förmliches Verfahren ablief. Seit dem hl. Ulrich von Augsburg ist es üblich, daß der Papst persönlich diese Kulterlaubnis erteilt - er kann das qua Amt, er ist an keine Formalitäten gebunden, wenn er persönlich der Überzeugung ist, daß der Wunsch des Volkes mit der Lehre der Kirche in Übereinstimmung steht.
Völlig richtig!
:klatsch:
Das war mir schon auch bewusst.
Ist doch gut dass es dann diese letzte Bestätigung für die Heiligsprechung in der katholischen Kirche gibt.
Weder bestimmte Theologen , noch ein von Erzbischof Levebvre herkommendes Traditionsverständnis
sind dann letztlich ausschlaggebend.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Salmantizenser
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von Salmantizenser »

Dieter hat geschrieben:Ich habe JP II mehr als 25 Jahre genauestens beobachtet. Ich sehe noch seinen erhobenen Zeigefinger gegenüber Leonardo Boff, der vor ihm kniete. Alles ist noch so frisch in Erinnerung, dass man in ihm in erster Linie einen Menschen sieht, nicht aber einen "Heiligen".
Nun ja, ich kann Dein Gefühl zwar verstehen, aber er konnte ihm ja schlecht eine Backpfeife verpassen, wo er so vor ihm kniete. ;D

koukol
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von koukol »

Muß irgendwas wahnhaftes an sich haben, so ab und zu Erzbischof Lefebvre in die Diskussion einzuwerfen ...

koukol
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von koukol »

Päpste sollten nicht heilig gesprochen werden
http://www.cicero.de/salon/heiligsprech ... igen/57444
Kanonisierung ist Willkür
...
Haben Paul VI., Pius XI., Benedikt XV., Leo XIII. – allesamt bedeutende Regenten – den berühmten Dreck am Stecken? Waren sie weniger heroisch, weniger tugendsam, also feige und liederliche Gesellen? Was muss man Pius VI. und Pius VII. vorwerfen, die doch immerhin der Französischen Revolution und Napoleon die Stirn boten? Sinistre Gestalten auch sie? Gewiss nicht, doch solche Fragen provoziert, wer Päpste im Eiltempo zur Heiligsprechung durchwinkt, ohne die Öffnung der Archive abzuwarten, oder ihnen gar, wie es Franziskus tat, in Machtvollkommenheit das eigentlich notwendige Wunder erlässt. Johannes XXIII. wurde gewissermaßen im Spartarif zum Heiligen.

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Peti
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von Peti »

Ein positiver Beitrag zum Thema:

"Die Heiligsprechung von Johannes XXIII. und Johannes Paul II. ist ein großes kirchliches Ereignis
und ein Zeichen der Hoffnung für die Welt,
denn wo Heiligkeit blüht, haben Krisen nicht das letzte Wort"

http://www.opusdei.de/de-de/article/joh ... e-heilige/
Zuletzt geändert von Peti am Sonntag 27. April 2014, 19:41, insgesamt 1-mal geändert.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Mary
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von Mary »

Dieter hat geschrieben: Eine Heiligsprechung muss DIE große Ausnahme bleiben, vielleicht einmal in 10 Jahren.
Wirklich?

1 Petrus schrieb
Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, denen ihr früher in der Zeit eurer Unwissenheit dientet;
15 sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel.
Hebr 12,14
Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird,
Das sind nur zwei Stellen von vielen.
Who is so great a God as our God? You are the God who does wonders!

ad_hoc
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von ad_hoc »

Bei den beiden letzten heilig gesprochenen Päpste gibt es genügend Hinweise, die einer Heiligsprechung im eigentlichen Sinne entgegenstehen. Es wurden sogar nicht unwichtige Punkte bei den Verfahren außer Acht gelassen, die eine Heiligsprechung von vornherein unmöglich gemacht hätten.
Und vor allem: Eine Heiligsprechung hätte sich allein aus Sorgfaltsgründen zu dieser Zeit verboten.

Der gegenwärtige Papst hat der Kirche hiermit jedenfalls keinen guten Dienst erwiesen.
Würde man mich fragen, welche Papst grundsätzlich verdienstvoller gewesen wäre, Papst Johannes XXIII. oder Papst Johannes Paul II., würde ich letzteren benennen. Das nur nebenbei.

Die Aussage proetcontras, wonach Heiligsprechungen gewissermaßen Dogmenverkündigungen entsprechen und dementsprechend unbedingt zu glauben sind, da der Papst in solchen Fällen unfehlbar ist, muss nicht weiter kommentiert werden.

Der gegenwärtige Papst hat der Kirche hiermit jedenfalls keinen guten Dienst erwiesen.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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taddeo
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von taddeo »

ad_hoc hat geschrieben:Die Aussage proetcontras, wonach Heiligsprechungen gewissermaßen Dogmenverkündigungen entsprechen und dementsprechend unbedingt zu glauben sind, da der Papst in solchen Fällen unfehlbar ist, muss nicht weiter kommentiert werden.
Nein, müßte sie eigentlich nicht - denn dieses Aussage ist völlig richtig. Kanonisationen sind sekundärer Gegenstand der päpstlichen Unfehlbarkeit.
(Siehe etwa im "Ott" §13, 2; unter ausdrücklicher Berufung auf Thomas von Aquin.)

gc-148
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von gc-148 »

ad_hoc hat geschrieben:Bei den beiden letzten heilig gesprochenen Päpste gibt es genügend Hinweise, die einer Heiligsprechung im eigentlichen Sinne entgegenstehen. Es wurden sogar nicht unwichtige Punkte bei den Verfahren außer Acht gelassen, die eine Heiligsprechung von vornherein unmöglich gemacht hätten.
Und vor allem: Eine Heiligsprechung hätte sich allein aus Sorgfaltsgründen zu dieser Zeit verboten.
Warum nur hat man Dich nicht zum advocatus diaboli berufen?

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overkott
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von overkott »

Heiligsprechungen, liebe Freunde und Mitleser, sind Anlässe der Freude und Hoffnung, der Legenden und Anekdoten. Aber sie bergen auch die Gefahr, mit den Heiligen ihr Anliegen zu begraben, wie dies beim Bau der Basilika San Francesco von Assisi geschehen ist. Franziskus wollte einen einfachen Lebensstil gemäß dem Evangelium, keine prachtvolle Grabeskirche. Er wollte Bruder unter Brüdern sein, kein Geld raffender Kirchenfürst mit einem Stall voller Rennpferde. Der Heilige war bereits ein Vorbild des Aggiornamento, das der heilige Johannes XXIII. sich zu Herzen genommen hat. Er wollte Christus in der Welt von heute begegnen und Frieden auf Erden stiften. Diese Begegnung war nur mit offenen Augen für Gottes Natur möglich, aber auch durch Mitgefühl für das Elend der Menschen. Aggiornamento bedeutet Aktualisierung des Evangeliums. Und dieses bedeutete für Johannes nicht nur das Studium der Heiligen Schrift, sondern auch eine diskursive Beschäftigung mit anderen Konfessionen und Religionen, mit Wirtschaft und Gesellschaft, mit Familie und Staat, mit Naturwissenschaft und Technik. Aggiornamento bedeutet dem Ewigen im Wandel der Zeit zu begegnen, im Veränderlichen, im Veralternden. Gleichzeitig ist die Gefahr des Aggiornamentos eine doppelte: 1. Gottes Wort kann ins Hintertreffen geraten und der Diskurs aktueller Fragen ausufern. 2. Gottes Wort wird nur noch zum Transportmedium für rechte und linke Ideologien. Damit wäre aber der heilige Thomas von Aquin als Theologe des mittelalterlichen Aggiornamento falsch verstanden: "Et antiquum documentum novo cedat ritui: Das alte Zeugnis weicht dem neuen Ritus" bedeutet nicht, wahren Inhalt durch neuen Formalismus zu ersetzen.
Zuletzt geändert von overkott am Sonntag 27. April 2014, 20:41, insgesamt 1-mal geändert.

proetcontra
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von proetcontra »

zu "Ad_hoc": Da zeigt wieder jemand, dass er auch ohne Wissen viel Meinung hat:

Ott in seinem Grundriss der Dogmatik: "Die Kanonisation der Heiligen, d.i. das endgültige Urteil, dass ein Glied der Kirche in die ewige Seligkeit aufgenommen ist und Gegenstand der öffentlichen Verehrung sein darf. Die den Heiligen erwiesene Verehrung ist, wie Thomas von Aquin lehrt, „ein gewisses Bekenntnis des Glaubens, in welchem wir an die Herrlichkeit der Heiligen glauben“ (Qoudl. 9,16). Könnte die Kirche in ihrem Urteil irren, so ergäben sich daraus Konsequenzen, die mit der Heiligkeit der Kirche unvereinbar wären."

Diekamp/Jüssen, Dogmatik: "Die Kanonisation der Heiligen ist das letzte und endgültige Urteil der Kirche darüber, dass jemand zu den Heiligen des Himmels zählt und in der ganzen Kirche als heilig zu verehren ist."

Katechismus der Katholischen Kirche Art. 828: "Wenn die Kirche gewisse Gläubige heiligspricht, das heißt feierlich erklärt, daß diese die Tugenden heldenhaft geübt und in Treue zur Gnade Gottes gelebt haben, anerkennt die Kirche die Macht des Geistes der Heiligkeit, der in ihr ist. Sie stärkt die Hoffnung der Gläubigen, indem sie ihnen die Heiligen als Vorbilder und Fürsprecher gibt [Vgl. LG 4; 48-51,]. „In den schwierigsten Situationen der Geschichte der Kirche standen am Ursprung der Erneuerung immer Heilige" (CL 16,3), „Die geheime Quelle und das unfehlbare Maß der missionarischen Kraft der Kirche ist ihre Heiligkeit" (CL 17,3)." (Hervorhebung von mir)

Lehrmäßiger Kommentar zur Schlussformel der Professio fidei, vom 29.6.1998, Nr. 11.
http://www.vatican.va/roman_curia/congr ... ei_ge.html

ad_hoc
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von ad_hoc »

Hallo taddeo

Heißt das, dass ich glauben muss, dass diese Päpste nunmehr heilig sind, ich ansonsten nur die Freiheit habe, diese zu verehren oder nicht?

Gruß, ad_hoc
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ad_hoc
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von ad_hoc »

proetcontra hat geschrieben:zu "Ad_hoc": Da zeigt wieder jemand, dass er auch ohne Wissen viel Meinung hat....
Wurde doch bereits geklärt. Aber wenn es Dir Genugtuung bereitet.......
Ich kann zu Deinem Verhalten nur feststellen: sine nobilitate
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overkott
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von overkott »

Die Heiligsprechung Johannes Paul II. folgt einer Serie der Heiligsprechungen. Niemals in der Geschichte hat es so viele Heiligsprechungen gegeben wie unter dem polnischen Papst.

Johannes Paul war viel unterwegs, hat viele Herzen berüht und vieles offen gelassen.

Er wird in der Geschichte einen anderen Platz einnehmen als der heilige Bonaventura.

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Apollonia
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von Apollonia »

Meine Güte, eine Heiligsprechung ist doch ein Freudentag der Kirche! Ihr könnt einen vielleicht runterziehen.

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phylax
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von phylax »

Es fällt mir schon etwas schwerer, Menschen, die man vor kurzer Zeit noch auf der Weltbühne hat agieren sehen,im Gebet als Fürsprecher bei Gott anzusprechen, als etwa einen der Apostel oder St. Benedikt, Bernhard etc..; so liegt auch ja dem user Dieter (s.o.) die Szene in Nicaragua im Magen. Dem könnte man tatsächlich dadurch begegnen,indem man eine längere Zeit bis zur Heiligsprechung vergehen läßt.
Die Hinweise auf die Gewohnheit der frühen Christen, ihre Glaubensgenossen mit dem Wort "Heilige" anzusprechen, führt hier nicht weiter. Es ist seit langem zu einer Idealisierung des Begriffs gekommen und dieses Ideal findet sich in unseren Köpfen. Dabei fallen uns gerade bei kürzlich noch lebenden PErsonen die nicht-idealen Eigenschaften natürlich sofort auf. Bei einem schon länger Verstorbenen bleibt hingegen die "Essenz" irgendwann zu besichtigen und es fällt leichter, sie in Rahmen des beschriebenen Ideals zu beurteilen.
DAnn spricht man sie heilig -oder läßt es bleiben...
Von Gott kommt mir ein Freudenschein,/ wenn Du mich mit den Augen Dein/ gar freundlich tust anblicken

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Pit
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von Pit »

Peti hat geschrieben:Ein positiver Beitrag zum Thema:

"Die Heiligsprechung von Johannes XXIII. und Johannes Paul II. ist ein großes kirchliches Ereignis
und ein Zeichen der Hoffnung für die Welt,
denn wo Heiligkeit blüht, haben Krisen nicht das letzte Wort"

http://www.opusdei.de/de-de/article/joh ... e-heilige/
Als ich den Beitrag gerade lass,wurde mir wieder bewusst,warum mir das Opus Dei immer sympatischer wird,denn offenbar haben die dort begriffen,was heilig sein meint.
carpe diem - Nutze den Tag !

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overkott
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von overkott »

Ich persönlich habe keine Schwierigkeiten mit Fürbitten.

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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von heiliger_raphael »

Peti hat geschrieben:Muss man jetzt wieder in Jubler oder Ablehner einteilen
- Kann man sich nicht mehr ganz normal über zwei neue Heilige freuen?
Danke!

proetcontra
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von proetcontra »

phylax hat geschrieben:Es fällt mir schon etwas schwerer, Menschen, die man vor kurzer Zeit noch auf der Weltbühne hat agieren sehen,im Gebet als Fürsprecher bei Gott anzusprechen, als etwa einen der Apostel oder St. Benedikt, Bernhard etc..; so liegt auch ja dem user Dieter (s.o.) die Szene in Nicaragua im Magen. Dem könnte man tatsächlich dadurch begegnen,indem man eine längere Zeit bis zur Heiligsprechung vergehen läßt.
Die Hinweise auf die Gewohnheit der frühen Christen, ihre Glaubensgenossen mit dem Wort "Heilige" anzusprechen, führt hier nicht weiter. Es ist seit langem zu einer Idealisierung des Begriffs gekommen und dieses Ideal findet sich in unseren Köpfen. Dabei fallen uns gerade bei kürzlich noch lebenden PErsonen die nicht-idealen Eigenschaften natürlich sofort auf. Bei einem schon länger Verstorbenen bleibt hingegen die "Essenz" irgendwann zu besichtigen und es fällt leichter, sie in Rahmen des beschriebenen Ideals zu beurteilen.
DAnn spricht man sie heilig -oder läßt es bleiben...
Danke für Deinen sachlichen Beitrag, den ich mir so von der "Gegnerschaft" dieser Heiligsprechungen (also der Traditionalistenfraktion) erwartet hätte, denn er kehrt das einzige Moment hervor, das in der Beurteilung eine Rolle zu spielen scheint: das psychologische.
(Mit dem Gewürge um die "Lehramtlichkeit" und "Unfehlbarkeit" dieser Heiligsprechungen bei dieser Gruppe - man lese den Kommentar von Fellay - tun sich diese "Rechtgläubigen" ohnedies keinen guten Dienst, weil sie nämlich genau diese Rechtgläubigkeit - so fern nicht schon längst geschehen - damit wissentlich verlassen würden. Darum findet sich auf deren deutschen Homepage bisher auch kein deutlicher Bezug auf das gestrige Ereignis, sondern eine Predigt zum "Weißen Sonntag" :pfeif: ).
Die das II.VK ablehnende Traditionalisten befinden sich in einem existentiellen Dilemma! Die meisten unter ihnen, die ohnedies schon in eine sedisvakantistische Richtung tendieren, werden sich wohl immer mehr dieser zubewegen. Hier bewahrheitet sich wieder die kirchengeschichtliche Gewissheit: Wer meint, die "Wahrheit" und den "Geist" bei sich und nicht in der Kirche und ihrem Lehramt zu finden, der wird früher oder später ins Sektierertum abgleiten. Das (heute) häufig damit verbundene und bei so manchen Usern hier zu findende Unwissen mag, so bleibt zu hoffen, bei der Beurteilung mit eine der moralischen Entlastungsgründe aufgrund subjektiver Dispositionen darstellen.

proetcontra
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von proetcontra »

heiliger_raphael hat geschrieben:
Peti hat geschrieben:Muss man jetzt wieder in Jubler oder Ablehner einteilen
- Kann man sich nicht mehr ganz normal über zwei neue Heilige freuen?
Danke!
:daumen-rauf:

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Clemens
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von Clemens »

Dass Heiligsprechungen "unfehlbar" sind, haben wir also geklärt.
Das Problem an den gestrigen Akten hat nach meinem Empfinden unser für Kirchenfragen zuständiger Lokalredakteur (ein Ex-Seminarist) unabsichtlich(?) schön auf den Punkt gebracht: "die Päpste werden für ihr Lebenswerk geehrt".
Das ist doch das Problem: Heiligsprechungen werden weithin mit einer Art kirchlicher Ordensverleihung verwechselt.
Seit gestern([Punkt]) hätten wir demnach also zwei neue Heilige.

Ich habe den Verdacht, dass wir im Blick auf die betroffenenen Päpste uns hier durchaus darauf einigen könnten, dass sie im Himmel sind, also weder im Fegfeuer, noch in der Hölle. Bei aller berechtigten Kritik an den beiden würde ich doch nicht so weit gehen, das in Frage zu stellen. Nicht die Heiligsprechung hat sie aber dorthin gebracht, sondern das zweifellos vorhanden gewesene gläubige Vertrauen auf das Heilswerk Christi. Die Kirche stellt dieses Faktum nur definitiv fest, trägt aber nichts dazu bei. Diese Aussage müsste man wohl in der Öffentlichkeit (auch kirchlicherseits) deutlicher profilieren.

Es geht bei der Heiligsprechung schließlich nur darum, ob der betreffende weltweit und in der Messe öffentlich angerufen werden darf. Und nicht um die Ehrung für Verdienste. Wenn wir uns darauf besännen, könnte der titelgebende Streit doch deutlich entschärft werden.

Getulio
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Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von Getulio »

Mary hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben: Eine Heiligsprechung muss DIE große Ausnahme bleiben, vielleicht einmal in 10 Jahren.
Wirklich?

1 Petrus schrieb
Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, denen ihr früher in der Zeit eurer Unwissenheit dientet;
15 sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel.
Hebr 12,14
Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird,
Das sind nur zwei Stellen von vielen.
Das sagt nach meinem Verständnis aber nichts über Heiligsprechungen aus. Wir alle sollen heilig sein bzw. werden, ja.

Aber das sagt eben noch nichts dazu aus, dass jeder, der objektiv ein Heiliger war, deshalb automatisch zur Ehre der Altäre erhoben werden muss. Ich denke es gibt viele Heilige bei Gott, deren Namen kein Mensch mehr kennt, weil sie eben niemals die Verehrung durch das Volk gefunden haben wie z.B. JPII.

CIC_Fan

Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von CIC_Fan »

gc-148 hat geschrieben:
CIC_Fan hat geschrieben:Beide Kandidaten sind objektiv keine Heiligen wir haben also einen klassischen Fall von Mißbrauch der Autorität durch Papst Franziskus
Du bist also DIE Objektivität in Person?
nein nartürlich nicht, aber ich kann lesen und logisch denken.

CIC_Fan

Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von CIC_Fan »

proetcontra hat geschrieben:Die Selig- und Heiligsprechung durch den Papst ist nach der Lehre der Kirche ein Akt, den dieser in Ausübung seines unfehlbaren Lehramtes vornimmt.
Die Tatsache, dass hier gewisse Schreiber immer mehr auf die Absurdität ihrer pseudotheologischen und kulturellen sowie politischen Antiquitätensammlung stoßen, besteht darin, dass sie meinen, sie könnten ihr lebenweltlich-religiöses Vakuum mit einer Rückkehr zu vormodernen Vorschreibungen und vermeintlichen Identitätssignen (von der Tiara bis zu den roten Schuhen, vom barocken Hochaltar bis zur lateinischen Mess-"Idylle") wieder herstellen. Jetzt sogar noch darüber hinaus: Sie entscheiden selbst, wann etwas der "kirchlichen Lehre" entspricht, wann und wie ein Priester, Bischof oder Papst sein Amt "richtig" führt oder wann dieser mit seinem Wirken den "Willen Christi" erfüllt!

Allen Zweiflern an der "Heiligkeit" der beiden Päpste und ihrer Vorbildlichkeit für jeden katholischen Christen (und damit am unfehlbaren Lehramt der Kirche!) sei geraten, eine vertiefte Standortbestimmung vorzunehmen, denn der Schritt zum Sedisvakantismus wird ein (rational) zwingender!
Zunächst mal war es nie allgemweine Meinung der Theologen das Heiligsprechungen unfehlbar sind es ist blos eine Mehrheitsmeinung wie z.b. daß die ungetauften Kinder ins Paradis kommen auch daß ist keine verbindliche Entscheidung der internationalen Theologenkommission Ebenso verhält es sich hier aber Mehrheit macht noch keine Wahrheit
Ein zweites noch wie sollte den der "rationale zwingende Schritt" zum Sedisvakantismus ausehen ?

CIC_Fan

Re: Papst Franziskus spricht Vorgänger heilig

Beitrag von CIC_Fan »

Apollonia hat geschrieben:Meine Güte, eine Heiligsprechung ist doch ein Freudentag der Kirche! Ihr könnt einen vielleicht runterziehen.
Wenn es eine Heiligsprechung wäre :pfeif:

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