Mißbrauchsanschuldigungen II

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Raphael

Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Raphael »

Sascha B. hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 00:02
Raphael hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 20:13
Juergen hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 19:53
martin v. tours hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 19:20
CIC_Fan hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 10:37
Raphael hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 08:27
Mal was ganz Grundsätzliches zum Mißbrauchsskandal:
Die unsäglichen Taten geschahen nicht, weil die Täter Priester waren, sondern weil Priester Menschen sind!
das ungeheuerliche daran ist wie die Vorgesetzten dieser Priester auf das Problem reagiert haben
Leider muss ich dem CIC_Fan da uneingeschränkt zustimmen.
Bei all dem muß man bedenken, daß es ein gewisses Dilemma bei den Arbeitgebern gibt. Es ist in der Kirche ähnlich wie bei Beamten: Die sind auf Lebenszeit eingestellt. (Zahlen die über­haupt in die Arbeitslosenversicherung rein?) Prominentes Beispiel aus einem anderen Bereich: Maaßen. Den konnte und kann man als Beamten auch nicht einfach rausschmeißen.
Ähnlich ist es bei den Priestern. Die kann man nicht so einfach entlassen, wie das in anderen Bereichen vielleicht möglich ist. Also wird versetzt, Therapien verordnet usw. usf.

Wenn es um das Thema Mißbrauch geht, scheinen manche alle rechtsstaatlichen Grundsätze über Bord werfen zu wollen.
Meines Wissens ist es auch im deutschen Beamtenrecht so, daß man gar nicht so ohne Weiteres den Beamtenstatus entzogen bekommen kann.
Selbst wenn der Beamte straffällig wird, muß der Delinquent rechtskräftig zu einem bestimmten Strafmaß verurteilt werden, damit der Dienstherr überhaupt berechtigt sein kann, eine solche Sanktion (= Entbeamtung) zu verhängen. :hmm:
Bei Sexualdelikten, noch dazu zum Nachteil Minderjähriger, sollte das nötige Strafmaß leicht zu erreichen sein. Wenn mich nicht alles täuscht liegt es bei zwei Jahren.
Wenn das Internetz nicht lügt, dann ist das erforderliche Strafmaß wohl "nur" ein Jahr:
5. Wie kann ein Beamter seine Beamtenrechte im Sinne von § 30 Nummer 2 Bundesbeamtengesetz (BBG) verlieren?

Es kommt zu einem Verlust der Beamtenrechte im Sinne von § 30 Nummer 2 Bundesbeamtengesetz (BBG), wenn die Beamtin bzw. der Beamte in einem ordentlichen Strafverfahren eines deutschen Gerichts…

a. wegen einer vorsätzlichen Tat zu einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr

oder

b. wegen einer vorsätzlichen Tat, die nach den Vorschriften über Friedensverrat, Hochverrat, Gefährdung des demokratischen Rechtsstaates oder Landesverrat und Gefährdung der äußeren Sicherheit oder, soweit sich die Tat auf eine Diensthandlung im Hauptamt bezieht, Bestechlichkeit strafbar ist, zu einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten

verurteilt werden.

Das Beamtenverhältnis endet in einem solchen Fall gemäß § 41 Absatz 1 Satz 1 des Bundesbeamtengesetzes (BBG) bzw. § 24 Absatz 1 Satz 1 Beamtenstatusgesetzes (BStG) mit der Rechtskraft des entsprechenden Urteils.
(Quelle)

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Siard
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Siard »

Vir Probatus hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 07:12
Juergen hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 00:11
Es geht aber meist nicht um rechtmäßig verurteilte Leute, sondern um Leute, denen nachgesagt wird, daß sie was getan haben.

Das allein reicht allerdings schon, um sie zu (medial und sozial) zu verurteilen
Wenn deren Vorgesetzte nicht vertuschen würden, liesse sich die Spreu einfacher vom Weizen trennen. Da liegt das Problem.
Wenn es nur so einfach wäre. Aber es wäre natürlich viel gewonnen, da stimme ich Dir zu!

Junias
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Junias »

Lycobates hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 11:37
Raphael hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 08:27
Mal was ganz Grundsätzliches zum Mißbrauchsskandal:
Die unsäglichen Taten geschahen nicht, weil die Täter Priester waren, sondern weil Priester Menschen sind!
Das ist grundsätzlich richtig.
Aber an Priester werden höhere Ansprüche gestellt, der Heiligkeit, des Gebetslebens, der Abtötung, und das ist auch richtig so.
Wer das nicht kann oder will, darf kein Priester werden.
Mit der Einschränkung, dass Abtötung nicht funktioniert, funktionieren kann! Die Gefahr besteht in der Verhärtung des Herzens, in ungesunder Beziehungsfähigkeit, in einem Mangel an Einfühlungsvermögen, wollte man seine Emotionen abtöten. Diese gilt es aber bewusst wahrzunehmen und ggf. zu sublimieren. Der Körper wird sich einfach immer melden, sofern er gesund ist. Alles andere bedeutet Selbstbetrug und wird zunehmend pathologisch.

Raphael

Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Raphael »

Junias hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 07:42
Lycobates hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 11:37
Raphael hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 08:27
Mal was ganz Grundsätzliches zum Mißbrauchsskandal:
Die unsäglichen Taten geschahen nicht, weil die Täter Priester waren, sondern weil Priester Menschen sind!
Das ist grundsätzlich richtig.
Aber an Priester werden höhere Ansprüche gestellt, der Heiligkeit, des Gebetslebens, der Abtötung, und das ist auch richtig so.
Wer das nicht kann oder will, darf kein Priester werden.
Mit der Einschränkung, dass Abtötung nicht funktioniert, funktionieren kann! Die Gefahr besteht in der Verhärtung des Herzens, in ungesunder Beziehungsfähigkeit, in einem Mangel an Einfühlungsvermögen, wollte man seine Emotionen abtöten. Diese gilt es aber bewusst wahrzunehmen und ggf. zu sublimieren. Der Körper wird sich einfach immer melden, sofern er gesund ist. Alles andere bedeutet Selbstbetrug und wird zunehmend pathologisch.
Bei der Abtötung geht es nicht um (die mehr oder weniger pauschale) Abtötung von Emotionen, sondern um den absichtsvollen Verlust von geistigen Fehlhaltungen.
Derlei geistige Fehlhaltungen zeigen sich ab und an auch in körperlichen Fehlhandlungen ................

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Lycobates
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Lycobates »

Junias hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 07:42
Lycobates hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 11:37
Raphael hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 08:27
Mal was ganz Grundsätzliches zum Mißbrauchsskandal:
Die unsäglichen Taten geschahen nicht, weil die Täter Priester waren, sondern weil Priester Menschen sind!
Das ist grundsätzlich richtig.
Aber an Priester werden höhere Ansprüche gestellt, der Heiligkeit, des Gebetslebens, der Abtötung, und das ist auch richtig so.
Wer das nicht kann oder will, darf kein Priester werden.
Mit der Einschränkung, dass Abtötung nicht funktioniert, funktionieren kann! Die Gefahr besteht in der Verhärtung des Herzens, in ungesunder Beziehungsfähigkeit, in einem Mangel an Einfühlungsvermögen, wollte man seine Emotionen abtöten. Diese gilt es aber bewusst wahrzunehmen und ggf. zu sublimieren. Der Körper wird sich einfach immer melden, sofern er gesund ist. Alles andere bedeutet Selbstbetrug und wird zunehmend pathologisch.
Es geht um die Abtötung der Sinne. Sie erst macht Empathie, das Freisein für den Nächsten, möglich und fruchtbar. Sie ist ein Grunderfordernis des christlichen Lebens, ohne das jegliches Christsein eine Selbsttäuschung ist.
1Cor. 9,23-27. Das muß das priesterliche Programm sein, und servatis servandis je nach Stand auch das eines jeden Christen.
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
*
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... una cum omnibus orthodoxis, atque catholicae et apostolicae fidei cultoribus

CIC_Fan

Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von CIC_Fan »

Der Vergleich mit den <beamten ist nicht falsch, aber was hindert einen Bischof einen solchen Priester aus der Seelsorge ab zu ziehen bis die Vorwürfe widerlegt sind

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Niels
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Niels »

Lycobates hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 08:33

Es geht um die Abtötung der Sinne. Sie erst macht Empathie, das Freisein für den Nächsten, möglich und fruchtbar. Sie ist ein Grunderfordernis des christlichen Lebens, ohne das jegliches Christsein eine Selbsttäuschung ist.
1Cor. 9,23-27. Das muß das priesterliche Programm sein, und servatis servandis je nach Stand auch das eines jeden Christen.
:freude: So isses.
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Protasius
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Protasius »

CIC_Fan hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 08:36
Der Vergleich mit den <beamten ist nicht falsch, aber was hindert einen Bischof einen solchen Priester aus der Seelsorge ab zu ziehen bis die Vorwürfe widerlegt sind
Die Unschuldsvermutung? Die Vorwürfe müßten mE schwerwiegend und sehr glaubwürdig sein, um einen solchen Schritt zu gehen bevor die Untersuchung abgeschlossen ist; wenn man einen Priester mit dieser Begründung abzieht, ist dessen Ruf mit Sicherheit ruiniert, selbst wenn die Untersuchung ihn hinterher von allen Vorwürfen freisprechen sollte.

Im Übrigen kann man einen Pfarrer nicht einfach so nach Gutdünken des Bischofs versetzen (ein Grund, warum mancherorts nur noch Pfarradministratoren installiert werden).
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Lycobates
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Lycobates »

CIC_Fan hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 11:48
Lycobates hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 11:37
Raphael hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 08:27
Mal was ganz Grundsätzliches zum Mißbrauchsskandal:
Die unsäglichen Taten geschahen nicht, weil die Täter Priester waren, sondern weil Priester Menschen sind!
Das ist grundsätzlich richtig.
Aber an Priester werden höhere Ansprüche gestellt, der Heiligkeit, des Gebetslebens, der Abtötung, und das ist auch richtig so.
Wer das nicht kann oder will, darf kein Priester werden.
Das Versagen eines Priesters ist deshalb immer schlimmer und skandalöser, als das eines anderen.

Wir wissen auch, warum gerade in den letzten Jahrzehnten diese "unsäglichen Taten" einen exponentiellen Anstieg verzeichnen. Das wurde hier schon erörtert.
Das weitere Anbiedern an den humanistischen Zeitgeist, was man uns als Rezept verkaufen will, wird die Sache nur noch schlimmer machen.
welcher Aspekt würde schlimmer wenn auch Kleriker in der Lage wären ihre sexualität in den grenzen zu leben wie es der normalbürger kann und auch tut?
Ein Kleriker ist kein Normalbürger, er ist ein alter Christus.

"Ecce nos reliquimus omnia et secuti sumus te". Mt. 19,27.
Omnia! Auch die ehrenhaft in regulärer Ehe gelebte Sexualität.

Wer das nicht begreifen will, oder kann, muß die Finger vom Ordo lassen.
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Junias
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Junias »

Lycobates hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 08:33
Junias hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 07:42
Lycobates hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 11:37
Raphael hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 08:27
Mal was ganz Grundsätzliches zum Mißbrauchsskandal:
Die unsäglichen Taten geschahen nicht, weil die Täter Priester waren, sondern weil Priester Menschen sind!
Das ist grundsätzlich richtig.
Aber an Priester werden höhere Ansprüche gestellt, der Heiligkeit, des Gebetslebens, der Abtötung, und das ist auch richtig so.
Wer das nicht kann oder will, darf kein Priester werden.
Mit der Einschränkung, dass Abtötung nicht funktioniert, funktionieren kann! Die Gefahr besteht in der Verhärtung des Herzens, in ungesunder Beziehungsfähigkeit, in einem Mangel an Einfühlungsvermögen, wollte man seine Emotionen abtöten. Diese gilt es aber bewusst wahrzunehmen und ggf. zu sublimieren. Der Körper wird sich einfach immer melden, sofern er gesund ist. Alles andere bedeutet Selbstbetrug und wird zunehmend pathologisch.
Es geht um die Abtötung der Sinne. Sie erst macht Empathie, das Freisein für den Nächsten, möglich und fruchtbar. Sie ist ein Grunderfordernis des christlichen Lebens, ohne das jegliches Christsein eine Selbsttäuschung ist.
1Cor. 9,23-27. Das muß das priesterliche Programm sein, und servatis servandis je nach Stand auch das eines jeden Christen.
Lesen kann ich selbst. Wie aber ist das konkret umsetzbar? Welche Sinne? Wie werden diese abgetötet? Mach mal den Erklärbär, Lycobates!

CIC_Fan

Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von CIC_Fan »

Protasius hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 11:31
CIC_Fan hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 08:36
Der Vergleich mit den <beamten ist nicht falsch, aber was hindert einen Bischof einen solchen Priester aus der Seelsorge ab zu ziehen bis die Vorwürfe widerlegt sind
Die Unschuldsvermutung? Die Vorwürfe müßten mE schwerwiegend und sehr glaubwürdig sein, um einen solchen Schritt zu gehen bevor die Untersuchung abgeschlossen ist; wenn man einen Priester mit dieser Begründung abzieht, ist dessen Ruf mit Sicherheit ruiniert, selbst wenn die Untersuchung ihn hinterher von allen Vorwürfen freisprechen sollte.

Im Übrigen kann man einen Pfarrer nicht einfach so nach Gutdünken des Bischofs versetzen (ein Grund, warum mancherorts nur noch Pfarradministratoren installiert werden).
man könnte den Priester ja beurlauben oder zumindest strikt dafür sorgen daß er nicht mit Kindern zu tun hat
all das haben viele Bischöfe nicht getan sondern den Priester stillschweigend versetzt, wo plötzlich keinerlei kirchenrechtliches Problem bestanden hat

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Juergen
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Juergen »

Junias hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 12:45
…Wie werden diese abgetötet?…
Durch Einnahme von Androcur. :tuete:

Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Raphael

Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Raphael »

Juergen hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 13:00
Junias hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 12:45
…Wie werden diese abgetötet?…
Durch Einnahme von Androcur. :tuete:

Es geht mehr um Selbstzucht als um Pharmazeutika! :roll:

Junias
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Junias »

Raphael hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 13:10
Juergen hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 13:00
Junias hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 12:45
…Wie werden diese abgetötet?…
Durch Einnahme von Androcur. :tuete:

Es geht mehr um Selbstzucht als um Pharmazeutika! :roll:
Der Herr selbst nennt Selbstverleugnung und Wachsamkeit.

Um den Begriff Abtötung zu verstehen, müsste geklärt werden, wie Sinne und Emotionen zusammenhängen und wie Paulus das genau gemeint haben könnte. Alles andere ist zwar aus dem Apostelbrief richtig zitiert, bleibt aber unerklärt ein böhmisches Dorf für den potenziellen Anwender.

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Lycobates
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Lycobates »

Junias hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 12:45
Lycobates hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 08:33
Junias hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 07:42
Lycobates hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 11:37
Raphael hat geschrieben:
Mittwoch 3. Oktober 2018, 08:27
Mal was ganz Grundsätzliches zum Mißbrauchsskandal:
Die unsäglichen Taten geschahen nicht, weil die Täter Priester waren, sondern weil Priester Menschen sind!
Das ist grundsätzlich richtig.
Aber an Priester werden höhere Ansprüche gestellt, der Heiligkeit, des Gebetslebens, der Abtötung, und das ist auch richtig so.
Wer das nicht kann oder will, darf kein Priester werden.
Mit der Einschränkung, dass Abtötung nicht funktioniert, funktionieren kann! Die Gefahr besteht in der Verhärtung des Herzens, in ungesunder Beziehungsfähigkeit, in einem Mangel an Einfühlungsvermögen, wollte man seine Emotionen abtöten. Diese gilt es aber bewusst wahrzunehmen und ggf. zu sublimieren. Der Körper wird sich einfach immer melden, sofern er gesund ist. Alles andere bedeutet Selbstbetrug und wird zunehmend pathologisch.
Es geht um die Abtötung der Sinne. Sie erst macht Empathie, das Freisein für den Nächsten, möglich und fruchtbar. Sie ist ein Grunderfordernis des christlichen Lebens, ohne das jegliches Christsein eine Selbsttäuschung ist.
1Cor. 9,23-27. Das muß das priesterliche Programm sein, und servatis servandis je nach Stand auch das eines jeden Christen.
Lesen kann ich selbst. Wie aber ist das konkret umsetzbar? Welche Sinne? Wie werden diese abgetötet? Mach mal den Erklärbär, Lycobates!
Die christliche Abtötung hat mittlerweile eine fast 2000-jährige Geschichte. :achselzuck:
Da würde man meinen, daß einem Durchschnittschristen heute Bedeutung und Inhalt derselben im großen ganzen klar sein dürften, zumal sich die Kirche, schon bei den frühen Vätern, aber auch durch das Lehramt, in der authentischen Interpretation der Briefe des Völkerapostels (die natürlich nicht dem einzelnen anheimgestellt ist!), in ihren Katechismen und Gebetbüchern und bei den asketischen Autoren vom Fach (Alfons von Liguori, Ignatius von Loyola, Thomas von Kempen, u.v.a.m., für das letzte Jahrhundert kann man auf Désiré Mercier, Mortification chrétienne, deutsch Christliche Abtötung, in Wien bei Haselböck als Broschüre herausgegeben, auch hier: http://www.kathpedia.com/index.php?title=Abt%C3%B6tung, verweisen) seit vielen Jahrhunderten in verbindlichster Weise dazu geäußert hat.

Abtötung ist nichts anderes, als ein Mittel, das die Seele zu einem tugendhaften und heiligen Leben erziehen will. Nach dem Hl. Apostel Paulus werden alle sterben, die nach dem Fleische leben, jene aber, die im Geiste dem Fleische nach absterben, werden leben (Römer 8,13: Si enim secundum carnem vixeritis, moriemini: si autem spiritu facta carnis mortificaveritis, vivetis). Was zerstört werden muß, ist nicht das Fleisch, das wäre Dualismus, und nicht christlich, sondern die facta carnis, die Sünde und der Drang dazu. Nur Gottes Gnade kann bewirken, daß der Drang zur Sünde bezwungen wird, und die Seele auflebt. Um diese Gnade muß man beten, und Buße tun. Buße für begangene Sünden, und um sie nicht wieder zu begehen, Buße u.U. auch für die Sünden anderer, damit das, was an den Leiden Christi fehlt, ergänzt werde, nach Kolosser 1,24: adimpleo ea quae desunt passionum Christi, in carne mea pro corpore eius, quod est Ecclesia.
(Zum richtigen Verständnis dieser Stelle der Aquinate, Super Epistolam B. Pauli ad Colossenses Lectio 6: Haec verba, secundum superficiem, malum possent habere intellectum, scilicet quod Christi passio non esset sufficiens ad redemptionem, sed additae sunt ad complendum passiones sanctorum. Sed hoc est haereticum, quia sanguis Christi est sufficiens ad redemptionem, etiam multorum mundorum. … Sed intelligendum est, quod Christus et Ecclesia est una persona mystica, cuius caput est Christus, corpus omnes iusti: quilibet autem iustus est quasi membrum huius capitis. … Deus autem ordinavit in sua praedestinatione quantum meritorum debet esse per totam Ecclesiam, tam in capite quam in membris, sicut et praedestinavit numerum electorum. Et inter haec merita praecipue sunt passiones sanctorum. Sed Christi, scilicet capitis, merita sunt infinita, quilibet vero sanctus exhibet aliqua merita secundum mensuram suam. Et ideo dicit adimpleo ea quae desunt passionum Christi, id est totius Ecclesiae, cuius caput est Christus. Adimpleo, id est, addo mensuram meam. Et hoc in carne, id est ego ipse patiens. Vel quae passiones desunt in carne mea. Hoc enim deerat, quod sicut Christus passus erat in corpore suo, ita pateretur in Paulo membro suo, et similiter in aliis. Et pro corpore, quod est Ecclesia, quae erat redimenda per Christum. … Sic etiam omnes sancti patiuntur propter Ecclesiam, quae ex eorum exemplo roboratur.)

Bußwerke sind Beten, Fasten, Almosen, also Abtötung zunächst des eigenen Willens, der Zeitverwendung, des Schlafes, der Neugierde, der körperlichen Befriedigung, der Leidenschaften, der Einbildungskraft, des Besitzdranges, usw. Alle Sinne sind davon betroffen.
Erwirkt werden diese Bußwerke in erster Linie durch einen Akt des Willens, der sich von der Gnade dazu bewegen läßt. Dem mit Gott Wollenden ist alles möglich.
Verpflichtet sind sie für alle, insofern diese Bußwerke eine Absage an die Sünde sind, denn nicht schwer zu sündigen ist mit der Gnade Gottes, um die man immer wieder bitten sollte, jedem gegeben und jedem zur Pflicht gemacht, eine größere Vollkommenheit darin zu erreichen aber nur wenigen. Das sind die evangelischen Räte (vollkommene Armut, Gehorsam, Ehelosigkeit), die im Klosterstand verwirklicht werden.

Ziel der Abtötung ist aber immer notwendigerweise ein übernatürliches: die Heiligung der Seele, damit sie ihr ewiges Ziel erreichen kann, und sodann anderen dazu ein Vorbild und eine Hilfe sein.
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Junias
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Junias »

Lycobates hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 17:00
Die christliche Abtötung hat mittlerweile eine fast 2000-jährige Geschichte. :achselzuck:
Wenn die 2000-jährige Geschichte bei den „Durchschnittschristen“ angekommen wäre, würde heute die Agenda vermutlich eher nicht von Missbrauch, Homosexualität und Zölibat geprägt sein. :hmm:

Danke für die Ausführungen, ich werde sie mir noch in Ruhe durchlesen.

Benedikt

Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Benedikt »

Siard hat geschrieben:
Dienstag 2. Oktober 2018, 07:21
Ja, genau.
Aber da die ersten beiden ja eh meist ehrenamtliche Frauen machen, bleibt nur noch die Meßdienerarbeit.
Und so, wie die häufig stattfindet, kann man auch die an die Frauen deligieren.
Damit sind die Gefahren weitestgehend minimiert – wenn auch nicht gebannt.
Als ob Frauen sich nicht des Missbrauchs schuldig machten...

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Siard
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Siard »

Benedikt hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 19:50
Siard hat geschrieben:
Dienstag 2. Oktober 2018, 07:21
Ja, genau.
Aber da die ersten beiden ja eh meist ehrenamtliche Frauen machen, bleibt nur noch die Meßdienerarbeit.
Und so, wie die häufig stattfindet, kann man auch die an die Frauen deligieren.
Damit sind die Gefahren weitestgehend minimiert – wenn auch nicht gebannt.
Als ob Frauen sich nicht des Missbrauchs schuldig machten...
Natürlich nicht – nur alte weiße Männer. :ikb_devil2:

(Auf das vernachlässigte Problem des Mißbrauchs durch Frauen in der Kirche habe ich oben schon hingewiesen.)

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Amigo
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Amigo »

Vir Probatus, anscheinend wieder gelöscht hat geschrieben:
Es geht um die Abtötung der Sinne. Sie erst macht Empathie, das Freisein für den Nächsten, möglich und fruchtbar. Sie ist ein Grunderfordernis des christlichen Lebens, ohne das jegliches Christsein eine Selbsttäuschung ist.[…]
Die christliche Abtötung hat mittlerweile eine fast 2000-jährige Geschichte. […]

Abtötung ist nichts anderes, als ein Mittel, das die Seele zu einem tugendhaften und heiligen Leben erziehen will. […]
Mit anderen Worten: Um ein Schaf zu sein, muss man vor allem eines sein: Ein Schaf.
Lycobates hat die Abtötung ausführlich erklärt. Die Phrase „mit anderen Worten“ wird im Deutschen üblicherweise verwendet, um eine prägnante Zusammenfassung oder leichter fassbare alternative Formulierung einzuleiten. Die schafsnäsige Beleidigung zeigt, dass hier im besten Fall Unverständnis, im schlechteren Fall Geringschätzung für die Abtötung vorliegt. Ich möchte die „Einlassung“ (an dieses Wort werde ich mich nie gewöhnen...) von Lycobates unterstützen. Abtötung mag ein schwieriges Wort für jugendliche Ohren sein, aber die damit ausgesagte Einübung von Zurückhaltung, Selbstbeherrschung, Entsagung und letztendlich Selbstverleugnung im Sinn einer Nachfolge Christi ist für jeden Christen heiligend. Auch für Laien, auch für Kleriker.

Raphael

Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Raphael »

Amigo hat geschrieben:
Freitag 5. Oktober 2018, 07:36
Vir Probatus, anscheinend wieder gelöscht hat geschrieben:
Es geht um die Abtötung der Sinne. Sie erst macht Empathie, das Freisein für den Nächsten, möglich und fruchtbar. Sie ist ein Grunderfordernis des christlichen Lebens, ohne das jegliches Christsein eine Selbsttäuschung ist.[…]
Die christliche Abtötung hat mittlerweile eine fast 2000-jährige Geschichte. […]

Abtötung ist nichts anderes, als ein Mittel, das die Seele zu einem tugendhaften und heiligen Leben erziehen will. […]
Mit anderen Worten: Um ein Schaf zu sein, muss man vor allem eines sein: Ein Schaf.
Lycobates hat die Abtötung ausführlich erklärt. Die Phrase „mit anderen Worten“ wird im Deutschen üblicherweise verwendet, um eine prägnante Zusammenfassung oder leichter fassbare alternative Formulierung einzuleiten. Die schafsnäsige Beleidigung zeigt, dass hier im besten Fall Unverständnis, im schlechteren Fall Geringschätzung für die Abtötung vorliegt. Ich möchte die „Einlassung“ (an dieses Wort werde ich mich nie gewöhnen...) von Lycobates unterstützen. Abtötung mag ein schwieriges Wort für jugendliche Ohren sein, aber die damit ausgesagte Einübung von Zurückhaltung, Selbstbeherrschung, Entsagung und letztendlich Selbstverleugnung im Sinn einer Nachfolge Christi ist für jeden Christen heiligend. Auch für Laien, auch für Kleriker.
Es ist in den heutigen durch Dekonstruktivismus durchsuchten Zeiten nicht weiter verwunderlich, daß man sich an dem Begriff »Abtötung« zunächst einmal reibt. 8)

Schlechte Gewohnheiten abzutöten ist aber etwas sehr Gutes. :ja:

Darüber hinaus sollte man Christi Worte im Hinterkopf haben:
Versteht ihr nicht, dass alles, was durch den Mund hineinkommt, in den Magen gelangt und dann wieder ausgeschieden wird? Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugenaussagen und Lästerungen. Das ist es, was den Menschen unrein macht; aber mit ungewaschenen Händen essen macht den Menschen nicht unrein.
(Mt 15, 17 ff.)

Die Abtötung unreiner/falscher/gottwidriger Handlungen und Gedanken führt also auf den schmalen Pfad, der in Mt 7, 14 jedem Christen empfohlen wird.

Junias
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Junias »

Stimmt, das Wort Abtötung weckt falsche Vorstellungen. Eine Abtötung im Wortsinn gleicht eher einer Amputation als einer wie auch immer gearteten „Einübung“ (Amigo) von Zurückhaltung und Mäßigung. Lycobates lässt gänzlich offen, wie die „Abtötung der Sinne“ (seine Worte) in der Praxis funktioniert.

Eure Einlassungen zum Thema sind überdies widersprüchlich: Einerseits geht es um die Einübung – von der ich selbst ein großer Freund bin – die ein aktives Bemühen erfordert, andererseits soll dem „Drang zur Sünde“ (Lycobates) allein durch Beten um Gnade begegnet werden können, womit jegliche Einübung oder jegliche Therapie an Missbrauchstätern sowie Homosexuellen ad absurdum geführt wäre.

Und nicht nur die: Die 2000-jährige Geschichte enthält Exerzitien-, Meditations- und Gesprächsangebote vielfältiger Art, die seelsorgliche und psychologische Hilfestellungen anbieten, um den tieferen Ursachen des „Drangs zur Sünde“ auf den Grund zu gehen. Das heißt jetzt nicht, dass individuelle Gebetsformen eine unwesentliche dabei Rolle spielten. Natürlich spricht auch nichts gegen die Gebete der Christen allgemein, von denen mein liebstes das Vaterunser ist und bleibt.

Ich verabschiede mich zu Thema, da ich hier keine gemeinsame Diskussionsgrundlage sehe. :huhu:

Vir Probatus
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Vir Probatus »

Junias hat geschrieben:
Freitag 5. Oktober 2018, 08:31
Stimmt, das Wort Abtötung weckt falsche Vorstellungen. Eine Abtötung im Wortsinn gleicht eher einer Amputation als einer wie auch immer gearteten „Einübung“ (Amigo) von Zurückhaltung und Mäßigung. Lycobates lässt gänzlich offen, wie die „Abtötung der Sinne“ (seine Worte) in der Praxis funktioniert.

Eure Einlassungen zum Thema sind überdies widersprüchlich: Einerseits geht es um die Einübung – von der ich selbst ein großer Freund bin – die ein aktives Bemühen erfordert, andererseits soll dem „Drang zur Sünde“ (Lycobates) allein durch Beten um Gnade begegnet werden können, womit jegliche Einübung oder jegliche Therapie an Missbrauchstätern sowie Homosexuellen ad absurdum geführt wäre.

Und nicht nur die: Die 2000-jährige Geschichte enthält Exerzitien-, Meditations- und Gesprächsangebote vielfältiger Art, die seelsorgliche und psychologische Hilfestellungen anbieten, um den tieferen Ursachen des „Drangs zur Sünde“ auf den Grund zu gehen. Das heißt jetzt nicht, dass individuelle Gebetsformen eine unwesentliche dabei Rolle spielten. Natürlich spricht auch nichts gegen die Gebete der Christen allgemein, von denen mein liebstes das Vaterunser ist und bleibt.

Ich verabschiede mich zu Thema, da ich hier keine gemeinsame Diskussionsgrundlage sehe. :huhu:
Die 2000 jährige Geschichte enthält auch Missbräuche widerlichster Art und darum geht es doch in diesem Strang.
Ich habe den Eindruck, je mehr davon nun herauskommt, um so mehr drehen die selbst ernannten "Frommen", die nichts anderes kennen als beten und um Gnade flehen, die "sich selbst abtötenden" hier auf: Vermutlich um vom Thema abzulenken.
Wenn das alles Rezepte gegen den Missbrauch sind, dann haben sie doch offensichtlich keine Wirkung.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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Juergen
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Juergen »

Lycobates hat geschrieben:
Donnerstag 4. Oktober 2018, 17:00
Die christliche Abtötung hat mittlerweile eine fast 2000-jährige Geschichte. :achselzuck:
Da würde man meinen, daß einem Durchschnittschristen heute Bedeutung und Inhalt derselben im großen ganzen klar sein dürften,…
Ich war ja mal im Seminar und während der ganzen Zeit ist das Wort „Abtötung“ nicht ein ein­zi­ges Mal seitens der Verantwortlichen im Seminar gefallen; und das was da­mit ge­meint ist, wur­de zu­mindest nicht explizit angesprochen.
Das Thema ist veraltet – für solch „frommen Unsinn“ hat man im Seminar keine Zeit. Da gibt es wichtigere Dinge, wie z.B. an einem Einkehrtagen einen Gebetshocker zu zimmern o.ä.…
Gruß Jürgen

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Vir Probatus
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Vir Probatus »

https://www.youtube.com/watch?v=5IhHKcD_Yhg

Nur um mal wieder von der Abtötung zur Realität zurückzukehren.

In dem Film wird gezeigt, wie die Kirche mit Opfern und Tätern umgeht.
Diese ehemalige Regensburger Bischofsimitation ist wenigstens Eines: Ehrlich.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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Amigo
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Amigo »

Juergen hat geschrieben:
Freitag 5. Oktober 2018, 10:53
Ich war ja mal im Seminar [...] Da gibt es wichtigere Dinge, wie z.B. an einem Einkehrtagen einen Gebetshocker zu zimmern
:glubsch: :irritiert: Ich war nie im Seminar, aber den Begriff und die Praxis der Abtötung kenne ich sehr gut, denn ich habe eine Zeitlang beim Opus Dei geistliche Bildung erfahren dürfen, und in den Schriften des Gründers - des Hl. Josemaria Escriva - und der geistlichen und weltlichen Lebensführung ist diese Abtötung wie das Silizium in der Erdkruste: Meistens unscheinbar und unauffällig, aber kommt häufig vor und ist für verschiedenste Dinge notwendig oder nützlich.

Allerdings befinde ich wie einige Vorposter, dass Abtötung (wie auch immer man sie bezeichnet) kein probates MIttel ist, um den Mißbrauch in der Kirche aktiv zu bekämpfen, denn sie findet in der ganz persönlichen Sphäre des einzelnen statt, wohingegen Mißbrauchsprävention und angemessene schnelle und wirksame Reaktionen auf Mißbrauchsereignisse ganz klar nicht auf die persönliche Sphäre zu beschränken sind ("er wird es schon in den Griff bekommen, wenn wir es verschweigen und ihn versetzen") sondern mit geistlicher und weltlicher Strafe und Gerichtbarkeit verfolgt werden müssen.

Raphael

Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Raphael »

Amigo hat geschrieben:
Freitag 5. Oktober 2018, 11:21
Juergen hat geschrieben:
Freitag 5. Oktober 2018, 10:53
Ich war ja mal im Seminar [...] Da gibt es wichtigere Dinge, wie z.B. an einem Einkehrtagen einen Gebetshocker zu zimmern
:glubsch: :irritiert: Ich war nie im Seminar, aber den Begriff und die Praxis der Abtötung kenne ich sehr gut, denn ich habe eine Zeitlang beim Opus Dei geistliche Bildung erfahren dürfen, und in den Schriften des Gründers - des Hl. Josemaria Escriva - und der geistlichen und weltlichen Lebensführung ist diese Abtötung wie das Silizium in der Erdkruste: Meistens unscheinbar und unauffällig, aber kommt häufig vor und ist für verschiedenste Dinge notwendig oder nützlich.

Allerdings befinde ich wie einige Vorposter, dass Abtötung (wie auch immer man sie bezeichnet) kein probates MIttel ist, um den Mißbrauch in der Kirche aktiv zu bekämpfen, denn sie findet in der ganz persönlichen Sphäre des einzelnen statt, wohingegen Mißbrauchsprävention und angemessene schnelle und wirksame Reaktionen auf Mißbrauchsereignisse ganz klar nicht auf die persönliche Sphäre zu beschränken sind ("er wird es schon in den Griff bekommen, wenn wir es verschweigen und ihn versetzen") sondern mit geistlicher und weltlicher Strafe und Gerichtbarkeit verfolgt werden müssen.
Es kommt immer d'rauf an, welches Seminar man mit seiner Anwesenheit beglückt! :feuerwehr:

Vir Probatus
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Vir Probatus »

Amigo hat geschrieben:
Freitag 5. Oktober 2018, 11:21
Juergen hat geschrieben:
Freitag 5. Oktober 2018, 10:53
Ich war ja mal im Seminar [...] Da gibt es wichtigere Dinge, wie z.B. an einem Einkehrtagen einen Gebetshocker zu zimmern
:glubsch: :irritiert: Ich war nie im Seminar, aber den Begriff und die Praxis der Abtötung kenne ich sehr gut, denn ich habe eine Zeitlang beim Opus Dei geistliche Bildung erfahren dürfen, und in den Schriften des Gründers - des Hl. Josemaria Escriva - und der geistlichen und weltlichen Lebensführung ist diese Abtötung wie das Silizium in der Erdkruste: Meistens unscheinbar und unauffällig, aber kommt häufig vor und ist für verschiedenste Dinge notwendig oder nützlich.

Allerdings befinde ich wie einige Vorposter, dass Abtötung (wie auch immer man sie bezeichnet) kein probates MIttel ist, um den Mißbrauch in der Kirche aktiv zu bekämpfen, denn sie findet in der ganz persönlichen Sphäre des einzelnen statt, wohingegen Mißbrauchsprävention und angemessene schnelle und wirksame Reaktionen auf Mißbrauchsereignisse ganz klar nicht auf die persönliche Sphäre zu beschränken sind ("er wird es schon in den Griff bekommen, wenn wir es verschweigen und ihn versetzen") sondern mit geistlicher und weltlicher Strafe und Gerichtbarkeit verfolgt werden müssen.
Ich war auch mal in einem Seminar. Es war nur ein Rohbau und ich musste dort als Lehrling nur Kabel verlegen. Gott sei Dank!
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Amigo
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Amigo »

Vir Probatus hat geschrieben:
Freitag 5. Oktober 2018, 11:51
Ich war auch mal in einem Seminar. Es war nur ein Rohbau und ich musste dort als Lehrling nur Kabel verlegen. Gott sei Dank!
:D OK, ich widerrufe meine vorige Aussage: Ich war auch mal in einem Priesterseminar. Habe es besichtigt. :)

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Juergen
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Juergen »

Amigo hat geschrieben:
Freitag 5. Oktober 2018, 11:21
Juergen hat geschrieben:
Freitag 5. Oktober 2018, 10:53
Ich war ja mal im Seminar [...] Da gibt es wichtigere Dinge, wie z.B. an einem Einkehrtagen einen Gebetshocker zu zimmern
:glubsch: :irritiert: Ich war nie im Seminar, aber den Begriff und die Praxis der Abtötung kenne ich sehr gut, denn ich habe eine Zeitlang beim Opus Dei geistliche Bildung erfahren dürfen, und in den Schriften des Gründers - des Hl. Josemaria Escriva - und der geistlichen und weltlichen Lebensführung ist diese Abtötung wie das Silizium in der Erdkruste: Meistens unscheinbar und unauffällig, aber kommt häufig vor und ist für verschiedenste Dinge notwendig oder nützlich.
Man war seinerzeit gut beraten, Schriften von Escrivá nicht allzu offen rumliegen zu lassen…
Amigo hat geschrieben:
Freitag 5. Oktober 2018, 11:21
Allerdings befinde ich wie einige Vorposter, dass Abtötung (wie auch immer man sie bezeichnet) kein probates MIttel ist, um den Mißbrauch in der Kirche aktiv zu bekämpfen,
Wenn man sich die Studie mit ihren Statistiken durchliest, dann stellt man fest, daß viele Din­ge verhindert werden könnten, wenn ganz einfache Grundregeln eingehalten werden wie z.B. daß niemals Minderjährige mit in Privaträume genommen werden dürfen. Der Großteil der Taten passiert(e) im privaten Umfeld. Vertrauliche Gespräche dürfen natürlich nicht von Dritten mitgehört werden, insofern ist es dann natürlich unmöglich, daß ein Dritter mit im Zimmer ist, dennoch müssen die Gespräche in öffentlichen Räumen stattfinden oder gar an der freien Luft.

Das Thema „Nähe und Distanz“ ist in der Seelsorge natürlich immer eine Gratwanderung. Hier bedarf es einer intensiven Schulung und vor allem der Selbstreflexion.

Amigo hat geschrieben:
Freitag 5. Oktober 2018, 11:21
…denn sie findet in der ganz persönlichen Sphäre des einzelnen statt, wohingegen Mißbrauchsprävention und angemessene schnelle und wirksame Reaktionen auf Mißbrauchsereignisse ganz klar nicht auf die persönliche Sphäre zu beschränken sind ("er wird es schon in den Griff bekommen, wenn wir es verschweigen und ihn versetzen") sondern mit geistlicher und weltlicher Strafe und Gerichtbarkeit verfolgt werden müssen.
Wenn ein gerichtliches Urteil vorliegt, ist klar, daß entsprechend gehandelt werden muß.

Das Problem ist die Zeit vor dem Urteil. Der rechtstaatliche Weg ist doch wohl:
Anschuldigung → Polizei/Staatsanwaltschaft ermittelt → es wird Klage erhoben → es gibt ein Urteil

Wie lange darf mit Konsquenzen gewartet werden, ohne daß der Vorwurf der „Vertuschung“ laut wird? Oben wurde zurecht das Wort „Unschuldsvermutung“ in die Diskussion ein­ge­bracht.

Wird schon bei der Anschuldigung die Person versetzt oder ihr der Umgang mit Kindern und Jugendlichen untersagt, werden die Leute fragen, warum die Person ver­setzt wurde; warum sie nicht mehr die Meß­diener­grup­pe leitet usw? Am neuen Wirkungsort werden die gleichen Fragen gestellt: Wieso ist der zu uns versetzt worden? Wieso leitet er hier nicht die Jugend­gruppe? Da hat er doch am anderen Ort auch getan usw. Wird öffentlich klar, daß der Vorwurf im Raum steht, ist die Person gar nicht mehr einzusetzen. Ja, es geht sogar so weit, daß im Falle einer Nicht­verurteilung wegen erwiesener Unschuld, etwas am Ruf hängen bleibt.

Wir aber gewartet, bis z.B. Klage erhoben wird, kann in der Zwischenzeit wiederum was pas­sie­ren, da viele Täter eben Mehrfachtäter sind. Dann kommt der Vorwurf der Vertuschung und die Frage, warum die Kirche nicht sofort reagiert hat.

So einfach, wie manche es sich hier im Strang vorstellen, ist das meiner Meinung nach nicht.
Gruß Jürgen

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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Amigo »

Juergen hat geschrieben:
Freitag 5. Oktober 2018, 12:14
Das Problem ist die Zeit vor dem Urteil. Der rechtstaatliche Weg ist doch wohl:
Anschuldigung → Polizei/Staatsanwaltschaft ermittelt → es wird Klage erhoben → es gibt ein Urteil

Wie lange darf mit Konsquenzen gewartet werden, ohne daß der Vorwurf der „Vertuschung“ laut wird? Oben wurde zurecht das Wort „Unschuldsvermutung“ in die Diskussion ein­ge­bracht.
Bei Mißbrauch von Minderjährigen ist das doch recht klar: Die Kirche muss definitiv schon vor dem Vorliegen eines Urteils tätig werden, also sobald ein begründeter Verdacht geäußert wird, allerspätestens wenn eine Klage erhoben wird. Ich sehe das nicht anders, als es bei einem sonstigen Dienstgeber der Fall wäre. Ein Mitarbeiter, der sich eines hinreichenden Verdachts schuldig gemacht hat - ja, das kann natürlich auch eine überzeugend vorgebrachte Falschanschuldigung sein - muss zunächst und bis zum Vorliegen eines Urteils freigestellt und damit "unwirksam gemacht" werden. Im Fall einer Verurteilung müssen die Konsequenzen gezogen werden.

Ich sehe in diesem Mißbrauchsskandal in den letzten Jahren aber nicht das mangelnde Einschreiten der Kirche im Fall von anklagbaren weil nicht verjährten Mißbrauchsfällen als problematisch an; hier dürfte die Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden weitreichend etabliert sein und funktionieren. Massiv problematisch war - und möglicherweise: ist - das Ignorieren und die Vertuschung und stillschweigende Versetzung im Fall von

1. schon verjährten und daher nicht mehr anklagbaren Fällen von strafbarem Mißbrauch
2. nicht verfolgbaren "Kleinigkeiten", die aber so häufig auftreten, dass sie den kirchlichen Vorgesetzten bekannt werden und durchaus auf eine "vorhandene problematische Neigung" schließen lassen, auch wenn (bislang noch) kein strafbarer Mißbrauch vorliegt
3. nicht staatlich strafbaren Handlungen: konsensuale homosexuelle Betätigung unter Geistlichen oder mit erwachsenen Sexualpartnern

Wer in seinem Haus nicht für Ordnung sorgt, muss damit rechnen, dass die Unordnung überhand nimmt.

HeGe
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Beiträge: 15079
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 18:56

Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von HeGe »

Weil es gerade Thema war, ist mir dieser Blogbeitrag heute aufgefallen:

Aus der neuntägigen Andacht zu Ehren des heiligen Bruno - 8. Tag: Der heilige Bruno, Vorbild der Abtötung
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Vir Probatus »

Amigo hat geschrieben:
Freitag 5. Oktober 2018, 12:02
Vir Probatus hat geschrieben:
Freitag 5. Oktober 2018, 11:51
Ich war auch mal in einem Seminar. Es war nur ein Rohbau und ich musste dort als Lehrling nur Kabel verlegen. Gott sei Dank!
:D OK, ich widerrufe meine vorige Aussage: Ich war auch mal in einem Priesterseminar. Habe es besichtigt. :)
Ich hatte das schon so gemeint: Es handelte sich seinerzeit um ein Priesterseminar: Essen-Werden.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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