Junias hat geschrieben: ↑Donnerstag 4. Oktober 2018, 12:45
Lycobates hat geschrieben: ↑Donnerstag 4. Oktober 2018, 08:33
Junias hat geschrieben: ↑Donnerstag 4. Oktober 2018, 07:42
Lycobates hat geschrieben: ↑Mittwoch 3. Oktober 2018, 11:37
Raphael hat geschrieben: ↑Mittwoch 3. Oktober 2018, 08:27
Mal was ganz Grundsätzliches zum Mißbrauchsskandal:
Die unsäglichen Taten geschahen nicht, weil die Täter Priester waren, sondern weil Priester Menschen sind!
Das ist grundsätzlich richtig.
Aber an Priester werden höhere Ansprüche gestellt, der Heiligkeit, des Gebetslebens, der Abtötung, und das ist auch richtig so.
Wer das nicht kann oder will, darf kein Priester werden.
Mit der Einschränkung, dass Abtötung nicht funktioniert, funktionieren kann! Die Gefahr besteht in der Verhärtung des Herzens, in ungesunder Beziehungsfähigkeit, in einem Mangel an Einfühlungsvermögen, wollte man seine Emotionen abtöten. Diese gilt es aber bewusst wahrzunehmen und ggf. zu sublimieren. Der Körper wird sich einfach immer melden, sofern er gesund ist. Alles andere bedeutet Selbstbetrug und wird zunehmend pathologisch.
Es geht um die Abtötung der Sinne. Sie erst macht Empathie, das Freisein für den Nächsten, möglich und fruchtbar. Sie ist ein Grunderfordernis des christlichen Lebens, ohne das jegliches Christsein eine Selbsttäuschung ist.
1Cor. 9,23-27. Das muß das priesterliche Programm sein, und
servatis servandis je nach Stand auch das eines jeden Christen.
Lesen kann ich selbst. Wie aber ist das konkret umsetzbar? Welche Sinne? Wie werden diese abgetötet? Mach mal den Erklärbär, Lycobates!
Die christliche Abtötung hat mittlerweile eine fast 2000-jährige Geschichte.
Da würde man meinen, daß einem Durchschnittschristen heute Bedeutung und Inhalt derselben im großen ganzen klar sein dürften, zumal sich die Kirche, schon bei den frühen Vätern, aber auch durch das Lehramt, in der authentischen Interpretation der Briefe des Völkerapostels (die natürlich nicht dem einzelnen anheimgestellt ist!), in ihren Katechismen und Gebetbüchern und bei den asketischen Autoren vom Fach (Alfons von Liguori, Ignatius von Loyola, Thomas von Kempen, u.v.a.m., für das letzte Jahrhundert kann man auf Désiré Mercier,
Mortification chrétienne, deutsch
Christliche Abtötung, in Wien bei Haselböck als Broschüre herausgegeben, auch hier:
http://www.kathpedia.com/index.php?title=Abt%C3%B6tung, verweisen) seit vielen Jahrhunderten in verbindlichster Weise dazu geäußert hat.
Abtötung ist nichts anderes, als ein Mittel, das die Seele zu einem tugendhaften und heiligen Leben erziehen will. Nach dem Hl. Apostel Paulus werden alle sterben, die nach dem Fleische leben, jene aber, die im Geiste dem Fleische nach absterben, werden leben (Römer 8,13:
Si enim secundum carnem vixeritis, moriemini: si autem spiritu facta carnis mortificaveritis, vivetis). Was zerstört werden muß, ist nicht das Fleisch, das wäre Dualismus, und nicht christlich, sondern die
facta carnis, die Sünde und der Drang dazu. Nur Gottes Gnade kann bewirken, daß der Drang zur Sünde bezwungen wird, und die Seele auflebt. Um diese Gnade muß man beten, und Buße tun. Buße für begangene Sünden, und um sie nicht wieder zu begehen, Buße u.U. auch für die Sünden anderer, damit das, was an den Leiden Christi fehlt, ergänzt werde, nach Kolosser 1,24:
adimpleo ea quae desunt passionum Christi, in carne mea pro corpore eius, quod est Ecclesia.
(Zum richtigen Verständnis dieser Stelle der Aquinate, Super Epistolam B. Pauli ad Colossenses Lectio 6: Haec verba, secundum superficiem, malum possent habere intellectum, scilicet quod Christi passio non esset sufficiens ad redemptionem, sed additae sunt ad complendum passiones sanctorum. Sed hoc est haereticum, quia sanguis Christi est sufficiens ad redemptionem, etiam multorum mundorum. … Sed intelligendum est, quod Christus et Ecclesia est una persona mystica, cuius caput est Christus, corpus omnes iusti: quilibet autem iustus est quasi membrum huius capitis. … Deus autem ordinavit in sua praedestinatione quantum meritorum debet esse per totam Ecclesiam, tam in capite quam in membris, sicut et praedestinavit numerum electorum. Et inter haec merita praecipue sunt passiones sanctorum. Sed Christi, scilicet capitis, merita sunt infinita, quilibet vero sanctus exhibet aliqua merita secundum mensuram suam. Et ideo dicit adimpleo ea quae desunt passionum Christi, id est totius Ecclesiae, cuius caput est Christus. Adimpleo, id est, addo mensuram meam. Et hoc in carne, id est ego ipse patiens. Vel quae passiones desunt in carne mea. Hoc enim deerat, quod sicut Christus passus erat in corpore suo, ita pateretur in Paulo membro suo, et similiter in aliis. Et pro corpore, quod est Ecclesia, quae erat redimenda per Christum. … Sic etiam omnes sancti patiuntur propter Ecclesiam, quae ex eorum exemplo roboratur.)
Bußwerke sind Beten, Fasten, Almosen, also Abtötung zunächst des eigenen Willens, der Zeitverwendung, des Schlafes, der Neugierde, der körperlichen Befriedigung, der Leidenschaften, der Einbildungskraft, des Besitzdranges, usw. Alle Sinne sind davon betroffen.
Erwirkt werden diese Bußwerke in erster Linie durch einen Akt des Willens, der sich von der Gnade dazu bewegen läßt. Dem mit Gott Wollenden ist alles möglich.
Verpflichtet sind sie für alle, insofern diese Bußwerke eine Absage an die Sünde sind, denn nicht schwer zu sündigen ist mit der Gnade Gottes, um die man immer wieder bitten sollte, jedem gegeben und jedem zur Pflicht gemacht, eine größere Vollkommenheit darin zu erreichen aber nur wenigen. Das sind die evangelischen Räte (vollkommene Armut, Gehorsam, Ehelosigkeit), die im Klosterstand verwirklicht werden.
Ziel der Abtötung ist aber immer notwendigerweise ein übernatürliches: die Heiligung der Seele, damit sie ihr ewiges Ziel erreichen kann, und sodann anderen dazu ein Vorbild und eine Hilfe sein.