Qualitätspredigten

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kukHofnarr
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Re: Qualitätspredigten

Beitrag von kukHofnarr »

Petrus hat geschrieben:
Mittwoch 8. September 2021, 08:56
nun,

ich predigte (homilierte?) (damals war das noch möglich) mit Qualität.

Meine Probe-Predigt wurde bewertet mit der Note (die es ja eigentlich gar nicht gibt) 1+.

Zu Trinitatis (das Thema ist nicht einfach - doch: ein "Dünnbrettbohrer" war und bin ich nicht.)

Mein Schwerpunkt: "Gott ist nicht allein."

Petrus.
Wow 1+ :klatsch:

Jetzt möchte ich die Predigt natürlich auch hören oder lesen.

:umkuck:
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Trisagion
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Re: Qualitätspredigten

Beitrag von Trisagion »

kukHofnarr hat geschrieben:
Mittwoch 8. September 2021, 11:40
Wow 1+ :klatsch:
Jetzt möchte ich die Predigt natürlich auch hören oder lesen.
:umkuck:
Ich auch, gerade zu dem Thema. :huhu:

Petrus
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Re: Qualitätspredigten

Beitrag von Petrus »

also,

das Predigtmanuskript habe ich schon lange nicht mehr; ich versuch mal die Grundgedanken aus dem Gedächtnis.

1. Zum Einstieg ist mir eingefallen der Titel eines Propaganda-Blättchens von den Mormonen, wo groß stand: "1+1+1=1?" , zum Thema Trinität (die ja von den Mormonen abgelehnt wird). Fazit: Mit Mitteln der Mathematik kommen wir hier nicht weiter.

2. Auch die Idee: "Das können wir nicht verstehen - das müssen wir einfach glauben!" bringt uns nicht so richtig weiter. "Glauben müssen" funktioniert eher nicht so gut :)

3. "Verstehen" kann ich das nicht - aber ich kann versuchen, mich anzunähern und zu schauen: Was könnte drinstecken - für mich?

Und dann kam ich auf den Gedanken: Gott ist nicht allein. Für mich: Ich muß mich nicht schämen, wenn ich nicht alles allein schaffe, und Andere brauche. Selbst Gott ist nicht allein.

----
Es folgte die Predigtkritik im Seminar. Die Kommilitonen hatten natürlich Kritisches dazu zu sagen, besonders: "Die Predigt war zu lang", aus deren Sicht zu Recht. Ich bin ja ursprünglich lutherisch sozialisiert und von daher lange Predigten gewohnt (ich hatte dann auch noch einen Teil "Christentum kann man nur leben in Gemeinschaft" angehängt, um Predigtzeit zu schinden, war eigentlich überflüssig.)

Am Ende der Seminar-Stunde hat der Jürgen Werbick dann nur einen Satz gesagt: "Und im Übrigen war das eine Predigt, die zu halten ich mir gewünscht hätte." Den Seminarschein hab ich noch :ja:

kukHofnarr
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Re: Qualitätspredigten

Beitrag von kukHofnarr »

Als Jungnarr hatte ich immer den Fehler gemacht, auf Fragen zu antworten, die keiner gestellt hat. Den Fehler habe ich konsequent beibehalten. Ob das den Zuhörern nützlich ist, will ich nicht wissen, aber eines ist sicher: das Echo der Frage, die der Einsamste an Seinem ganz persönlichen Karfreitag in Seine Natur hinein rief, hallt bis heute ebenso unbeantwortet, wie die Frage des ringenden Jakob um Seinen Namen, aber genau dieses Ringen hat Jakob eine Namensänderung eingebracht, deren Widerhall bis heute die Gazetten bestimmt. Ja, ich glaube, Petrus, Du hast gut gepredigt, und es war definitiv keine Homilie aus der Mormonenbibel. Deine Predigt war nicht nur angenehm kurz, sondern eine Eingebung des Heiligen Geistes, die uns Heutige zu trösten vermag in einem einzigen Satz mit vier Worten. Vergelt's Gott.
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Petrus
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Re: Qualitätspredigten

Beitrag von Petrus »

kukHofnarr hat geschrieben:
Donnerstag 9. September 2021, 13:12
Vergelt's Gott.
Gs'egns Gott.

kukHofnarr
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Re: Qualitätspredigten

Beitrag von kukHofnarr »

Petrus hat geschrieben:
Donnerstag 9. September 2021, 10:38
(...) Mit Mitteln der Mathematik kommen wir hier nicht weiter (...). (...) ich kann versuchen, mich anzunähern und zu schauen: Was könnte drinstecken (...) Und dann kam ich auf den Gedanken: Gott ist nicht allein. Für mich: Ich muß mich nicht schämen, wenn ich nicht alles allein schaffe, und Andere brauche. Selbst Gott ist nicht allein. (...)
Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Gottes Natur absolut Seinem Wesen entspricht, wie im Himmel so auch auf Erden, wie im Himmel, so auch in der Natur. Die Kirche in ihrer Eigenschaft als Anwältin des Naturrechtes /1 ist allen Ordnungssuchern behilflich. Mathematische Beweisführung ist ein Hilfsmittel der Vernunft bei der Suche nach der Ordnung des Höchsten. Schon deshalb ist dieser Satz aus dem Peter sein Leben für uns hienieden Goldes wert: Ich muß mich nicht schämen, wenn ich nicht alles allein schaffe, und Andere brauche. Selbst Gott ist nicht allein.
Peter Plichta hat geschrieben: Kant hat die Dreifachheit der Zahlen nicht gekannt, sodass er dem Raum 3 Dimensionen zuschrieb und der Zeit eben nicht. Er formulierte es folgendermaßen: Räume sind neben einander und Zeiten, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind hintereinander. Da Mengen auch unendlich sind, musste er in den fatalen Irrtum fallen, die Unendlichkeit lediglich räumlich und zeitlich zu deuten.In Wirklichkeit ist die Unendlichkeit trinitär, bestehend aus Raum, Zeit und Zahlen, wobei auch die Zahlen dreifacher Art sind, weil sie sich von den Zahlen 1, 2 und 3 ableiten. /2
/1 Das Naturrecht: https://www.kreuzgang.org/viewtopic.php ... 60#p922460

/2 Peter Plichta, Vortrag an der TU Illmenau am 7. Juni 2005
(http://www.plichta.de/plichta/vortrag-i ... -am-7-6-05 [Abruf: 9. September 2021])
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Trisagion
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Re: Qualitätspredigten

Beitrag von Trisagion »

Petrus hat geschrieben:
Donnerstag 9. September 2021, 10:38
1. Zum Einstieg ist mir eingefallen der Titel eines Propaganda-Blättchens von den Mormonen, wo groß stand: "1+1+1=1?" , zum Thema Trinität (die ja von den Mormonen abgelehnt wird). Fazit: Mit Mitteln der Mathematik kommen wir hier nicht weiter.
Mit den Mitteln der angewandten Mathematik aber schon, jedenfalls im Sinne einer Analogie. Als angwandter Mathematiker (vulgo Physiker) ist meine erste Frage sofort: "Was sind die Einheiten hier?" Und dann sehen wir eben, daß die Gleichung nicht klappt weil Dinge mit verschiedenen Einheiten verglichen werden:
1 Person + 1 Person + 1 Person = 1 Natur
das kann ja nicht aufgehen. Die Gleichung wäre vielmehr
1 Person + 1 Person + 1 Person = 3 Personen
und das stimmt ja auch. Nun ist es so, daß alle drei Personen eine Natur haben. Unmöglich in der Mathematik? Sicherlich nicht. Hier etwa sehen wie ein Bild mit ein paar Vektoren:
Bild
Wieviele Vektoren (blaue Pfeile) sind es? Drei. Welchen Ursprung haben sie? Denselben, nämlich den Koordiatenursprung, wo sich die Achsen schneiden. Darum sind alle drei kartesische Ortsvektoren, haben die gleiche mathematische Natur. Fertig ist die Analogie. Ist die Analogie toll und hilfreich? Keine Ahnung. Ich wollte nur auf die Schnelle zeigen, daß es echt kein Problem gibt hier die Mathematik einzuspannen, wenn man das denn will.

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Lycobates
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Re: Qualitätspredigten

Beitrag von Lycobates »

Trisagion hat geschrieben:
Donnerstag 9. September 2021, 16:28
Petrus hat geschrieben:
Donnerstag 9. September 2021, 10:38
1. Zum Einstieg ist mir eingefallen der Titel eines Propaganda-Blättchens von den Mormonen, wo groß stand: "1+1+1=1?" , zum Thema Trinität (die ja von den Mormonen abgelehnt wird). Fazit: Mit Mitteln der Mathematik kommen wir hier nicht weiter.
Mit den Mitteln der angewandten Mathematik aber schon, jedenfalls im Sinne einer Analogie. Als angwandter Mathematiker (vulgo Physiker) ist meine erste Frage sofort: "Was sind die Einheiten hier?" Und dann sehen wir eben, daß die Gleichung nicht klappt weil Dinge mit verschiedenen Einheiten verglichen werden:
1 Person + 1 Person + 1 Person = 1 Natur
das kann ja nicht aufgehen. Die Gleichung wäre vielmehr
1 Person + 1 Person + 1 Person = 3 Personen
und das stimmt ja auch. Nun ist es so, daß alle drei Personen eine Natur haben. Unmöglich in der Mathematik? Sicherlich nicht. Hier etwa sehen wie ein Bild mit ein paar Vektoren:
Bild
Wieviele Vektoren (blaue Pfeile) sind es? Drei. Welchen Ursprung haben sie? Denselben, nämlich den Koordiatenursprung, wo sich die Achsen schneiden. Darum sind alle drei kartesische Ortsvektoren, haben die gleiche mathematische Natur. Fertig ist die Analogie. Ist die Analogie toll und hilfreich? Keine Ahnung. Ich wollte nur auf die Schnelle zeigen, daß es echt kein Problem gibt hier die Mathematik einzuspannen, wenn man das denn will.
Richtig.
Man muß es aber auch können.
:breitgrins:
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
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kukHofnarr
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Re: Qualitätspredigten

Beitrag von kukHofnarr »

Das habe ich auf Anhieb begriffen. Danke, Trisagion.
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Lycobates
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Re: Qualitätspredigten

Beitrag von Lycobates »

Lycobates hat geschrieben:
Donnerstag 9. September 2021, 16:30
Trisagion hat geschrieben:
Donnerstag 9. September 2021, 16:28
Petrus hat geschrieben:
Donnerstag 9. September 2021, 10:38
1. Zum Einstieg ist mir eingefallen der Titel eines Propaganda-Blättchens von den Mormonen, wo groß stand: "1+1+1=1?" , zum Thema Trinität (die ja von den Mormonen abgelehnt wird). Fazit: Mit Mitteln der Mathematik kommen wir hier nicht weiter.
Mit den Mitteln der angewandten Mathematik aber schon, jedenfalls im Sinne einer Analogie. Als angwandter Mathematiker (vulgo Physiker) ist meine erste Frage sofort: "Was sind die Einheiten hier?" Und dann sehen wir eben, daß die Gleichung nicht klappt weil Dinge mit verschiedenen Einheiten verglichen werden:
1 Person + 1 Person + 1 Person = 1 Natur
das kann ja nicht aufgehen. Die Gleichung wäre vielmehr
1 Person + 1 Person + 1 Person = 3 Personen
und das stimmt ja auch. Nun ist es so, daß alle drei Personen eine Natur haben. Unmöglich in der Mathematik? Sicherlich nicht. Hier etwa sehen wie ein Bild mit ein paar Vektoren:
Bild
Wieviele Vektoren (blaue Pfeile) sind es? Drei. Welchen Ursprung haben sie? Denselben, nämlich den Koordiatenursprung, wo sich die Achsen schneiden. Darum sind alle drei kartesische Ortsvektoren, haben die gleiche mathematische Natur. Fertig ist die Analogie. Ist die Analogie toll und hilfreich? Keine Ahnung. Ich wollte nur auf die Schnelle zeigen, daß es echt kein Problem gibt hier die Mathematik einzuspannen, wenn man das denn will.
Richtig.
Man muß es aber auch können.
:breitgrins:
Dazu hätte ich im übrigen gern, wenn es noch möglich wäre, den Pater (später Bischof) Louis-Bertrand (Taufname Michel) Guérard des Lauriers O.P. (den Weihbischof von Bf. Storck und Bf. McKenna O.P. in der Thuc-Linie) befragt, der, nachdem er 1927 Dominikaner und Theologe geworden war, einer Jugendliebe nachgehend (seiner Agrégation de mathématiques aus dem Jahre 1924), 1940 auch noch einen Doktor in Mathematik machte, Sur les systèmes différentiels du second ordre qui admettent un groupe continu fini de transformations, für Interessierte ist der PDF hier: http://www.numdam.org/item/?id=ASENS_1940_3_57__201_0

Not my cup of tea
;)
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Protasius
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Re: Qualitätspredigten

Beitrag von Protasius »

Es gibt noch mehr Beispiele in die Richtung, man denke etwa an den Jesuitenpater und Astrophysiker Georges Lemaître, oder an John Polkinghorne, der seinen Lehrstuhl für mathematische Physik in Cambridge aufgab um (anglikanischer) Priester zu werden; er verstarb in diesem Frühjahr mit 90 Jahren.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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