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Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 30. Januar 2015, 12:30
von Protasius
Caviteño hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:
Dieser Zuwachs, …, wurde 2014 noch einmal übertroffen.
Vielleicht ist das der Franziskus-Effekt?
Der Originalsatz lautete:
Dieser Zuwachs, der viel mit Franz-Peter Tebartz-van Elst zu tun hatte, wurde 2014 noch einmal übertroffen.
Es wäre ehrlich gewesen, den Satz vollständig zu zitieren und nicht nur gewisse Satzhülsen. Schließlich hat der Verfasser ausdrücklich darauf hingewiesen, warum die Anzahl der Kirchenaustritte noch einmal gestiegen ist.
Wird die Motivation beim Kirchensteueraustritt denn erfaßt? Sonst ist die eine Spekulation so gut wie die andere.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 30. Januar 2015, 12:48
von Vir Probatus
http://www.kathnews.de/mehr-kirchenaust ... m=facebook

Die Deutsche Bischofskonferenz will die Austrittszahlen erst zur Jahresmitte vorlegen. Dennoch lassen die Angaben der Amtsgerichte und Standesämter auf eine ähnliche Entwicklung in der katholischen Kirche schließen.


Wird es irgendwie besser, wenn man mit der Bekanntgabe der Zahlen wartet ?

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 30. Januar 2015, 13:04
von mensch
Protasius hat geschrieben: Wird die Motivation beim Kirchensteueraustritt denn erfaßt? Sonst ist die eine Spekulation so gut wie die andere.
Ein guter Freund von mir musste beim Kirchensteuerjahresausgleich (oder wie das heißt) neben den üblichen 20 Euro Kirchensteuer nochmal 80 Euro nachzahlen. Das, obwohl er sich erst vor wenigen Monaten taufen ließ. Frei nach dem Motto: Danke für den Beitritt, wir hätten da gerne noch... Er meinte daraufhin, durchaus mit einem Schmunzeln, dass er sich dann im nächsten Jahr die Kollekte spart.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 30. Januar 2015, 13:06
von Siard
Caviteño hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:
Dieser Zuwachs, …, wurde 2014 noch einmal übertroffen.
Vielleicht ist das der Franziskus-Effekt?
Der Originalsatz lautete:
Dieser Zuwachs, der viel mit Franz-Peter Tebartz-van Elst zu tun hatte, wurde 2014 noch einmal übertroffen.
Es wäre ehrlich gewesen, den Satz vollständig zu zitieren und nicht nur gewisse Satzhülsen. Schließlich hat der Verfasser ausdrücklich darauf hingewiesen, warum die Anzahl der Kirchenaustritte noch einmal gestiegen ist.
Lieber aufregen, als verstehen, oder? :nein:
Der Satz ist eindeutig, die Zuweisung an den Fall Limburg bezieht sich eben nicht auf das Jahr 2014, sondern auf 2013. Und die Zunahme der Austritte im Folgejahr nannte ich den Franziskus-Effekt.
Ergebnis: Sechs, setzen.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Samstag 31. Januar 2015, 03:10
von Caviteño
Siard hat geschrieben: Lieber aufregen, als verstehen, oder? :nein:
Der Satz ist eindeutig, die Zuweisung an den Fall Limburg bezieht sich eben nicht auf das Jahr 2014, sondern auf 2013. Und die Zunahme der Austritte im Folgejahr nannte ich den Franziskus-Effekt.
Ergebnis: Sechs, setzen.
Ja, Herr Lehrer, so kenn ich das noch von der Schule - behaupten, aber nicht begründen.

Warum, Herr Lehrer, sollte in 2014 ein Franziskus-Effekt eingetreten sein?
Im übrigen, Herr Lehrer, weise ich ergebenst darauf hin, daß in dem Artikel - den Herr Lehrer offensichtlich nicht bis zum Schluß gelesen hat - als Begründung für die Zuwachs der Austrittszahlen folgendes angeführt wird:
Hauptgrund dürfte das Geld sein. Genauer: Die Kirchensteuern auf Kapitalerträge. Auf Letztere wird seit 2009 die Abgeltungsteuer in Höhe von 25 Prozent erhoben und von den Banken direkt an die Finanzämter abgeführt. Kapitalerträge sind Einkommen. Somit hat die Kapitalertragsteuer als eine Einkommensteuer zu gelten.
Auf diese aber wird bei Kirchenmitgliedern Kirchensteuer erhoben. Die beträgt neun Prozent, in Bayern und Baden-Württemberg acht Prozent der Einkommen- und mithin auch der Kapitalertragsteuer.
Diese Kirchensteuerpflicht der Kapitalerträge besteht seit 2009. Aber anfangs wurden die Kirchensteuern nicht direkt von den Banken abgeführt, sondern von den Kirchenmitgliedern im Zuge ihrer Einkommensteuererklärung. Da gab es kaum Ärger, vielleicht wurde es im Dschungel der Steuererklärung schlichtweg übersehen. Austritte jedenfalls gab es deshalb kaum.
Anders wurde es 2013. Ab jenem Jahr sollten die Banken auch die Kirchensteueranteile abführen. Mittlerweile, seit Januar 2015, geht das automatisch, mit einer anonymisierten Kennziffer, in der das Bundeszentralamt für Steuern die Banken über eine Religionszugehörigkeit der Kunden informiert.
Doch 2013 und 2014 mussten die Banken ihre Kunden einzeln über die Kirchensteuerabführung informieren. Plötzlich wurde den Kunden die Sache mit den Kirchensteuern klar. Sofort, im Frühjahr 2013, schossen die Austrittszahlen in die Höhe. Schuld waren auch die Kirchen. Sie hatten es versäumt, ihre Mitglieder über das neue Verfahren zu informieren.
Mithin bezogen die Leute ihr Wissen nur von den Banken, die den Schwerpunkt ihrer Kundengespräche nicht auf die Vorteile einer Kirchenmitgliedschaft gelegt haben dürften. Die Kirchen selbst begannen erst 2014, ihre Mitglieder genauer informieren. Doch da war es, wie die Zahlen nun zeigen, zu spät.
Verschärfend kam hinzu, dass die Banken ihre Kunden in einer Zeit informierten, in der von schwindenden Kapitalerträgen – und von Einnahmerekorden der Kirchen zu lesen war. Das Kirchensteueraufkommen stieg wegen der guten Wirtschaftslage 2013 und 2014 rasant, in beiden Kirchen auf zuletzt jeweils mehr als fünf Milliarden Euro. Und da, so fragten sich viele, wollen die auch noch bei den kargen Zinsen kassieren?
Einfach nur ein hingeworfenes "Vielleicht ist das der Franziskus-Effekt?" dient jedenfalls kaum dazu, die Begründung des Artikels für die wachsenden Kirchenaustritte zu erschüttern - zumal die Austrittswelle auch die evang. Landeskirchen betrifft.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Samstag 31. Januar 2015, 08:22
von Siard
Caviteño hat geschrieben:Ja, Herr Lehrer, so kenn ich das noch von der Schule - behaupten, aber nicht begründen.
Oben haben Sie noch Tebartz-van Elst als Grund ausgemacht – anders ist Ihre Einlassung nicht zu verstehen – und jetzt ist es die Steuer.
Natürlich kenne ich diese Gründe auch, meine Zielrichtung bei meiner Äußerung war jedoch eine andere.
Sie haben mir Unehrlichkeit vorgeworfen, weil ich den wesentlichen Teil der Aussage weggelassen hätte, die ist aber falsch (Ihre letzte Einlassung geht ja auch einen anderen Weg). Da ich aber nichts behauptet habe, brauche ich nichts zu begründen.
Caviteño hat geschrieben:Einfach nur ein hingeworfenes "Vielleicht ist das der Franziskus-Effekt?" dient jedenfalls kaum dazu, die Begründung des Artikels für die wachsenden Kirchenaustritte zu erschüttern - zumal die Austrittswelle auch die evang. Landeskirchen betrifft.
Ich habe die Aussage des Textes überhaupt nicht kritisiert, schon wieder eine Verirrung. Außerdem ist bekannt, daß ein Papst sehr wohl für Austritte aus der ev. Kirche angegeben wird.
Also bleibe ich – als Antwort auf den Vorwurf der Unehrlichkeit dabei – dabei:
Siard hat geschrieben:Ergebnis: Sechs, setzen.


[Tatsächlich war meine Bemerkung ursprünglich ironisch gemeint, aber das spielt letztlich keine Rolle. Anscheinend löst die Erwähnung Franzes in einem kritischen Zusammenhang einen gewissen Beißreflex aus. Auf mögliche weitere Postings zu diesem Geplänkel werde ich nicht mehr eingehen, das ist es mir einfach nicht mehr wert.]

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Sonntag 1. Februar 2015, 06:35
von Vir Probatus
Das Kirchensteueramt Regensburg fordert von einem in 2013 ausgetretenen Missbrauchsopfer 7,27 € nach.
Da wird sicher auf den Tag genau abgerechnet.

http://www.sueddeutsche.de/bayern/regen ... -1.2312980

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Donnerstag 19. Februar 2015, 13:40
von JosefBordat
Ausgerechnet am Aschermittwoch legt das Erzbistum Köln erstmals detaillierte Zahlen zu den Finanzen der Diözese vor. - https://jobo72.wordpress.com/215/2/19 ... er-kirche/

JoBo

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Donnerstag 19. Februar 2015, 13:40
von JosefBordat
Der relative Reichtum der Kirche. Nachtrag: https://jobo72.wordpress.com/215/2/19 ... -nachtrag/

JoBo

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 6. März 2015, 13:51
von HeGe
kath.net hat geschrieben:Atheisten kritisieren deutsches Kirchensteuersystem

Französischer Ingenieur lebt in Berlin und wurde offenbar aufgefordert, rückwirkend 550 Euro Kirchensteuer zu zahlen. Er argumentiert: Formelle Kirchenaustrittserklärung in Frankreich nicht üblich, deshalb könne er sie nicht vorlegen. [...]
Da sieht man die Probleme bei der Gemengelage zwischen staatlichen und kirchlichen Stellen. Ein Ausländer, der zeitweilig nach Deutschland zieht und hier steuerpflichtig wird, müsste demnach wohl dann formell hier aus der Kirche austreten. Gilt die möglicherweise daraus folgende Exkommunikation dann auch für sein Heimatland? Da blickt doch keiner mehr durch. :nein:

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 6. März 2015, 18:01
von Siard
HeGe hat geschrieben:Gilt die möglicherweise daraus folgende Exkommunikation dann auch für sein Heimatland?
Muß wohl, denn soweit ich mich erinnere gib es keine regionale Begrenzung für die Gültigkeit einer Exkommunikation.
HeGe hat geschrieben:Da blickt doch keiner mehr durch. :nein:
Das sehe ich auch so.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 6. März 2015, 18:19
von Benedikt
Ein Kirchenaustritt zieht seit einiger Zeit keine Exkommunikation mehr nach sich. Die DBK bewegt sich rechtlich momentan auf sehr, sehr dünnem Eis. Wenn die Kurie funktionieren würde, wäre man da schon längst eingeschritten (hat man ja unter Papst Benedikt).

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 6. März 2015, 18:24
von Tinius
Es gibt in Deutschland viele Franzosen, die ihre Religionszugehörigkeit (wohlweislich) nicht angeben.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 6. März 2015, 21:32
von Siard
Benedikt hat geschrieben:Ein Kirchenaustritt zieht seit einiger Zeit keine Exkommunikation mehr nach sich. Die DBK bewegt sich rechtlich momentan auf sehr, sehr dünnem Eis.
Das hatte ich auch gedacht, bin hier aber eines Besseren (oder Schlechteren) belehrt worden.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 6. März 2015, 21:35
von Siard
Tinius hat geschrieben:Es gibt in Deutschland viele Franzosen, die ihre Religionszugehörigkeit (wohlweislich) nicht angeben.
Das hatte der betreffende Herr ja auch nicht getan …
Ähnliches ist auch in Österreich nicht ungewöhnlich, wenigstens bei Menschen, denen dieses System fremd ist.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 6. März 2015, 23:21
von Tinius
Siard hat geschrieben:
Tinius hat geschrieben:Es gibt in Deutschland viele Franzosen, die ihre Religionszugehörigkeit (wohlweislich) nicht angeben.
Das hatte der betreffende Herr ja auch nicht getan …
Ähnliches ist auch in Österreich nicht ungewöhnlich, wenigstens bei Menschen, denen dieses System fremd ist.
Hätte der Mann beim Zuzug und der Arbeitsaufnahme seine Religionszugehörigkeit korrekt angegeben, hätte es keine Probleme gegeben. Und auch keine Nachzahlung. Weil er nämlich von Anfang an Kirchensteuer zu zahlen gehabt hätte.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Samstag 7. März 2015, 09:37
von Siard
Tinius hat geschrieben:Hätte der Mann beim Zuzug und der Arbeitsaufnahme seine Religionszugehörigkeit korrekt angegeben, hätte es keine Probleme gegeben. Und auch keine Nachzahlung. Weil er nämlich von Anfang an Kirchensteuer zu zahlen gehabt hätte.
Seiner Meinung nach, war er ja kein Kirchenmitglied (gewissermaßen ausgetreten).

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Dienstag 10. März 2015, 21:04
von Yeti
Grünen-Politiker Volker Beck ist für Kirchensteuer:
Der Grünen-Politiker Volker Beck (Archivfoto) sieht keinen Grund dafür, das System der Kirchensteuer abzuschaffen. Sicher könne man fragen, ob die Kirchen über den Staat die Abgabe der Kirchenmitglieder eintreiben müssen, sagte er am Sonntagabend in Essen. «Aber was schadet es uns?» Beck wies darauf hin, dass der Kirchensteuereinzug durch die Finanzämter von den Kirchen bezahlt werde. Der Staat erhält für diesen Dienst etwa drei Prozent des Kirchensteuereinkommens.
Wenigstens ist Beck ehrlich. Die Kirche schadet den heutigen Grünen wirklich überhaupt nicht. Sie ist in großen Teilen Fleisch von ihrem Fleisch, Bein von ihrem Bein.
Dabei würdigte er die Kirchen als wertvollen Gesprächspartner für die Politik. Sie organisierten «für viele Fragen den einzigen Debatten-Raum» und gäben denen eine Stimme, «die keine Stimme haben». So setzten sich die Kirchen für Menschen ohne Papiere ein, die keinen Zugang zum Gesundheitssystem haben. «Ich bin froh über das, was Kirche da leistet», sagte Beck.
Auch das ist - aus seiner Sicht - verständlich. Wenn dafür das Evangelium nicht mehr unverwässert verkündet wird, kann's ihm ja mit Recht wurscht sein.
Der Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Günter Krings (CDU), sagte, er erlebe die Kirchen vor allem bei ethischen Fragen als wertvolle Partner, etwa wenn es um den Umgang mit dem Anfang des Lebens, dem ungeborenen Leben, alten Menschen oder Schwerstkranken gehe.
"Wertvolle Partner", die entweder oft nichts mehr sagen oder nichts mehr zu sagen haben. Man hat sich am Konferenztisch immerhin die Kaffeetassen freundlich zugeschoben und war wieder einmal "im Dialog" - ich weiß nicht, was nutzloser ist; die Milliardenhilfen für Griechenland oder die Fahrt- und Verköstigungskosten für diese Art von Sitzungskatholizismus. Dieses Plädoyer Becks für die Kirchensteuer ist seit langer Zeit eines der besten Argumente gegen sie.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Mittwoch 11. März 2015, 16:49
von HeGe
Yeti hat geschrieben:Dieses Plädoyer Becks für die Kirchensteuer ist seit langer Zeit eines der besten Argumente gegen sie.
Es heißt nicht umsonst: sage mir, wer dich lobt und ich sage dir, worin dein Fehler besteht.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Mittwoch 25. März 2015, 20:10
von Hubertus
Paßt ja gut zu den letzten Diskussionen:

"Luca Toni streitet um eine Million Euro Kirchensteuer":

Daraus:
Bald nach Vertragsabschluss meldete der römisch-katholisch getaufte Luca Toni dem Einwohnermeldeamt seinen Münchner Wohnsitz. [...] Die Spalte "Religion" ist darin mit einem waagerechten Strich ausgefüllt.
Der Steuerberater sollen im Jahr darauf dem Finanzamt gemeldet haben, daß der Spieler römisch katholisch sei. Kurz darauf sei eine Vorauszahlungsaufforderung vom Katholischen Kirchensteueramt gekommen.
Die Steuerberater riefen sofort beim Kirchensteueramt an und erklärten, dass ihr Klient konfessionslos und somit nicht kirchensteuerpflichtig sei. Das Kirchensteueramt winkte ab: Man gehe von einer römisch-katholischen Taufe und somit von einer Verpflichtung Luca Tonis aus, Kirchensteuer zu bezahlen.
Toni klagt nun gegen seine ehemaligen Steuerberater - er geht von Versäumnissen aus:
Die Steuerberater hätten ihn unbedingt rechtzeitig nach seiner Konfession befragen und auf die Möglichkeit des Kirchenaustritts zur Steuervermeidung aufmerksam machen müssen


Der große Nutznießer war allerdings lt. Medien der Verein: "http://www.sueddeutsche.de/muenchen/pro ... -1.2410166"

Daraus:
Luca Toni [hatte] mit den Bayern einen Spielervertrag, der für den einstigen Bundesliga-Torschützenkönig Nettovergütungen vorsah - er musste sich also weder um Steuern noch um Sozialabgaben kümmern. [...] Deshalb kann man schon auf die Idee kommen, wie das Gericht durchblicken lässt, dass die Kirchensteuer dem damaligen Vereinsmanager Uli Hoeneß ein Dorn im Auge gewesen sein könnte.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Mittwoch 25. März 2015, 20:16
von taddeo
Hubertus hat geschrieben:
Luca Toni [hatte] mit den Bayern einen Spielervertrag, der für den einstigen Bundesliga-Torschützenkönig Nettovergütungen vorsah - er musste sich also weder um Steuern noch um Sozialabgaben kümmern. [...] Deshalb kann man schon auf die Idee kommen, wie das Gericht durchblicken lässt, dass die Kirchensteuer dem damaligen Vereinsmanager Uli Hoeneß ein Dorn im Auge gewesen sein könnte.
Das ist bei allen Honorarverträgen so üblich, selbst im Kirchendienst. Für die Wahrnehmung steuerlicher Pflichten ist grundsätzlich der Honorarempfänger selbst verantwortlich. Das gilt sogar für den nebenamtlichen Kirchenmusiker, der gelegentlich mal die Orgel schlägt und dafür 15 Euro pro Dienst "kassiert".

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Mittwoch 25. März 2015, 20:44
von Benedikt
Hubertus hat geschrieben:Paßt ja gut zu den letzten Diskussionen:

"Luca Toni streitet um eine Million Euro Kirchensteuer":

Daraus:
Bald nach Vertragsabschluss meldete der römisch-katholisch getaufte Luca Toni dem Einwohnermeldeamt seinen Münchner Wohnsitz. [...] Die Spalte "Religion" ist darin mit einem waagerechten Strich ausgefüllt.
Der Steuerberater sollen im Jahr darauf dem Finanzamt gemeldet haben, daß der Spieler römisch katholisch sei. Kurz darauf sei eine Vorauszahlungsaufforderung vom Katholischen Kirchensteueramt gekommen.
Ich hoffe sehr, dass Luca Toni den Prozess gewinnen wird. Nicht des Geldes wegen, sondern wegen seines Seelenheils und dem vieler anderer Ausländer, die unwissend oder gegen ihren Willen in das Zwangssystem reingepresst werden.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Mittwoch 25. März 2015, 20:53
von umusungu
taddeo hat geschrieben:Das ist bei allen Honorarverträgen so üblich, selbst im Kirchendienst.
Da hast du wohl etwas falsch verstanden!
Luca Toni hatte einen Vertrag auf Netto-Basis.
Nebenamtliche Kirchenmusiker sind selbständig - bekommen Honorare und müssen sich selbst um die Steuern und sonstigen Abgaben kümmern - inclusive Mehrwertsteuer.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Mittwoch 25. März 2015, 21:02
von taddeo
umusungu hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Das ist bei allen Honorarverträgen so üblich, selbst im Kirchendienst.
Da hast du wohl etwas falsch verstanden!
Luca Toni hatte einen Vertrag auf Netto-Basis.
Nebenamtliche Kirchenmusiker sind selbständig - bekommen Honorare und müssen sich selbst um die Steuern und sonstigen Abgaben kümmern - inclusive Mehrwertsteuer.
Stimmt, Du hast recht. Toni kriegte demnach immer dasselbe Netto garantiert, der Kirchenmusiker immer dasselbe Brutto. Hab ich übersehen. :tuete:

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Donnerstag 26. März 2015, 07:56
von Tinius
taddeo hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Das ist bei allen Honorarverträgen so üblich, selbst im Kirchendienst.
Da hast du wohl etwas falsch verstanden!
Luca Toni hatte einen Vertrag auf Netto-Basis.
Nebenamtliche Kirchenmusiker sind selbständig - bekommen Honorare und müssen sich selbst um die Steuern und sonstigen Abgaben kümmern - inclusive Mehrwertsteuer.
Stimmt, Du hast recht. Toni kriegte demnach immer dasselbe Netto garantiert, der Kirchenmusiker immer dasselbe Brutto. Hab ich übersehen. :tuete:
Da sieht man mal, wie die Fussballvereine ihre Profis rundum versorgen. Nichts machen müssen außer kicken.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Donnerstag 26. März 2015, 19:45
von taddeo
Tinius hat geschrieben:Da sieht man mal, wie die Fussballvereine ihre Profis rundum versorgen. Nichts machen müssen außer kicken.
Nachdem viele solcher "Profis" selbst mit dem Kicken schon überfordert scheinen, würde ich ihnen geistige Fähigkeiten wie fürs Steuerzahlen erforderlich erst recht nicht zutrauen.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 27. März 2015, 08:36
von songul
Nur mal so meine 5 cents zu dem Thema:
Viele meiner Familienmitglieder stammen aus anderen Ländern und gehen hier zur Kommunion und zahlen nix.
Wollen auch nicht zahlen da sie nicht einsehen, dass man für Sakramente zahlen muss oder man versündigt sich.....
Ich gebe denen vollkommen recht, denn diese Kirchensteuer ist eine christliche Schande (ein anderes Wort fällt mir gerade nicht ein.)

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 27. März 2015, 11:00
von Maternus87
Die deutsche Kirchensteuer scheint gerade im Ausland Thema zu werden.

"We must resist a very bad idea emerging from the German Church"
http://www.catholicherald.co.uk/comment ... an-church/

"Why the German Church is rich and arrogant"
http://www.catholicherald.co.uk/issues/ ... -arrogant/

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 27. März 2015, 15:36
von Tinius
songul hat geschrieben:Nur mal so meine 5 cents zu dem Thema:
Viele meiner Familienmitglieder stammen aus anderen Ländern und gehen hier zur Kommunion und zahlen nix.
Wollen auch nicht zahlen da sie nicht einsehen, dass man für Sakramente zahlen muss oder man versündigt sich.....
Ich gebe denen vollkommen recht, denn diese Kirchensteuer ist eine christliche Schande (ein anderes Wort fällt mir gerade nicht ein.)
Ob das eine "christiche Schande" ist, spielt keine Rolle. Es ist die Gesetzeslage in der Bundesrepublik Deutschland. Du hast die Möglichkeit, deine Ablehnung deinem Bundestagsabgeordneten und deinem Bischof mitzuteilen.
Dass viele deiner Familienmitglieder offenbar Steuern hinterziehen, ist ein Tatbestand. Allerdings nur, wenn sich aus der Einkommensteuerberechnung eine reale Kirchensteuer ergeben würde.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 27. März 2015, 17:52
von Caviteño
Tinius hat geschrieben: Dass viele deiner Familienmitglieder offenbar Steuern hinterziehen, ist ein Tatbestand. Allerdings nur, wenn sich aus der Einkommensteuerberechnung eine reale Kirchensteuer ergeben würde.
Da wäre ich vorsichtig:
Die Verkürzung von Kirchensteuer wird im Land NordrheinWestfalen vom Straftatbestand der Steuerhinterziehung (§ 370 AO) nicht erfasst. Der sachliche Anwendungsbereich der Abgabenordnung ist gemäß § 1 Abs. 1 AO nur für Steuern eröffnet, die durch Bundesrecht oder Recht der Europäischen Gemeinschaften geregelt ist, soweit sie durch Bundesfinanzbehörden oder durch Landesfinanzbehörden verwaltet werden. Hierzu gehört die Kirchensteuer nicht.
BGH-Urteil

Es handelt sich wohl um eine Steuerverkürzung, aber um keine strafrechtlich relevante Steuerhinterziehung - es sei denn, man wohnt in Niedersachsen.

Im übrigen kann ich für die meisten meiner phil. Bekannten auch bestätigen, daß sie keine Kirchensteuer zahlen, aber fleißig die Gottesdienste besuchen.....

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Freitag 27. März 2015, 21:48
von Yeti
Nach Ludwig Ring-Eifel ist die Kirchensteuer nicht per se ein Problem, sondern ihre Verteilung und das Kirchensteuersystem:
Ludwig Ring-Eifel hat geschrieben:Es liegt aber auch am deutschen Kirchensteuersystem. Alle Welt weiß, dass die Kirchen dank der guten Konjunktur seit Jahren von einem Steuereinnahmerekord zum nächsten eilen. Und da fällt es schwer zu erklären, warum eine hochverschuldete Stadt einer Organisation, die jährlich mehr als fünf Milliarden Euro einnimmt, dann noch eine Million für eine Großveranstaltung in den Klingelbeutel stecken soll.
Allerdings kann er auch nicht wirklich erklären, was solche dem niederschwelligsten Zeitgeist sich anbiedernde Veranstaltungen bringen (sollen). Will er ja als KNA-Lobbyist auch nicht. Er muss ja über irgendwas schreiben.
Ludwig Ring-Eifel hat geschrieben:Das Problem ist in diesen Fällen nicht die Kirchensteuer, die als gut eingespieltes und sinnvolles System zwischen Staat und Kirche breite Zustimmung findet...
Na ja. Da ist wohl eher der Wunsch der Vater des Gedankens.
Ludwig Ring-Eifel hat geschrieben:...sondern die Aufteilung der Einnahmen innerhalb der Kirche: Die historisch und weltweit einmalige Tatsache, dass in Deutschland seit 1950 die Bistümer sämtliche Steuereinnahmen auf ihr Konto verbuchen können und die anderen Kirchengliederungen weitgehend vom Wohlwollen der Bistümer abhängig sind, wird bei vollen Kassen zum Problem. Gesucht werden Bischöfe, die bereit wären, innerhalb der Kirche in Deutschland einen neuen, zeitgemäßeren Verteilungsschlüssel rechtsverbindlich festzulegen. Vermutlich müssten dann auch die Veranstalter der Katholikentage nicht mehr bettelnd durch die Lande ziehen.
Nö, sondern gar nicht. Ich bin kein Freund von Ludwig Ring-Eifel. Für mich ist er ein Teil des moselfränkischen Klüngels, außerdem nehme ich ihm die Kehrtwende von den Grünen weg nicht ab. Ein typischer opportunistischer Vertreter des Kirchenbeamten-Apparatschiktums. Aber wenn selbst so jemand merkt, dass es so nicht mehr weitergeht, kann man wirklich Hoffnung auf Veränderung haben. Er wird sie sicher nicht institutionell vorantreiben, das ist klar. Dazu schwimmt er zu fett im Sud des Sitzungskatholizismus. Aber er hat sein Fähnchen in den Wind gehalten, weil er sich dazu entschlossen hat (warum auch immer), eine Veränderung der Grundstimmung in der Bevölkerung wahrzunehmen.

Re: Kirchensteuer

Verfasst: Samstag 28. März 2015, 10:41
von Maternus87
Ludwig Ring-Eifel hat den Kern des Problems zweifelsohne erkannt, wenn auch seine vorgeschlagene Kur in die grundsätzlich falsche Richtung weist.

Die Feststellung, dass die Abführung der Kirchensteuer seit 1950 geändert wurde, und das momentane Schlamassel verursacht, stimmt. Der Ausbau des "3. Sektors"(Guardini) aus Tagungshäusern, Instituten mit samt der aufgeblähten Generalvikariate, wäre ohne diese Veränderung kaum möglich gewesen, wie auch der Ausbau der kategorialen Seelsorge mit Heerscharen von Referenten und theologischen "Fachkräften". Freilich möchte Ring-Eifel genau hier nicht angepackt wissen. Er weiß, auf welchem Ast er sitzt. Er möchte vielmehr, dass ein neuer Schlüssel eben genau diese Fehlentwicklung massiv stützt und ausbaut. Womit er augenscheinlich auf der Linie manchen deutschen Generalvikars liegt. Für diese gibt es nämlich augenscheinlich nur mehr den "3. Sektor" zu retten, der Rest ist eh abgewirtschaftet.