Kirchensteuer

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Stefan

Re: Kirchensteuer

Beitrag von Stefan »

Man könnte das Kirchensteuerkonstrukt ersetzen durch einen Sozialfonds, in den jeder - ohne konfessionszugehörigkeit - einzuzahlen hat, und die Mittel Bedürftigen, sozialen oder Kulturellen Zwecken zuführen.
Es sei denn, man spendet in gleicher Höhe an eine präferierte Einrichtung, z.B. Die lokale Gemeinde oder Personalprälaturen oder Klöstern.

Die Kirchenaustrittsfrage sollte davon losgelöst sein.
Wer dann meint, sein Geld in geometrische Betonfiguren zu versenken, kann das ja tun.

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Gallus
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von Gallus »

Vir Probatus hat geschrieben:Ausgerechnet Marx "ruft Gläubige auf" ..
Früher nannte man solche Leute "Wendehälse":
Hättest Du seine (älteren) Schriften zur katholischen Soziallehre gelesen, dann würdest Du so einen Quatsch nicht schreiben.

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Maurus
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von Maurus »

Stefan hat geschrieben:Man könnte das Kirchensteuerkonstrukt ersetzen durch einen Sozialfonds, in den jeder - ohne konfessionszugehörigkeit - einzuzahlen hat, und die Mittel Bedürftigen, sozialen oder Kulturellen Zwecken zuführen.
Es sei denn, man spendet in gleicher Höhe an eine präferierte Einrichtung, z.B. Die lokale Gemeinde oder Personalprälaturen oder Klöstern.

Die Kirchenaustrittsfrage sollte davon losgelöst sein.
Wer dann meint, sein Geld in geometrische Betonfiguren zu versenken, kann das ja tun.
Dieses Modell wird dauernd ins Spiel gebracht, aber niemand thematisiert die Umsetzbarkeit. 40% der Deutschen zahlen keine Kirchensteuer. Ich glaube nicht, dass es denen egal wäre, wenn sie plötzlich an irgendeinen Sozialfonds Geld abdrücken müssten. Das ist meines Erachtens politisch schlicht nicht durchsetzbar. Welcher Politiker gefährdet denn mit so einem Projekt seine Wiederwahl? Zumal die Einführung ja lediglich der Tatsache geschuldet wäre, dass die Kirchen auf ihr Steuermodell verzichten wollen. Warum soll man es hinnehmen, dass anstelle eines Steuermodells für einige ein Abgabemodell für alle eingeführt wird, und zwar nicht aus staatspolitischen Gründen, sondern nur weil eine Religionsgemeinschaft sich mit ihrem Steuersystem nicht wohl fühlt? Warum sollte sich ein Politiker dafür einsetzen?

Stefan

Re: Kirchensteuer

Beitrag von Stefan »

Weil es gerecht ist.
Man hat auch Solidaritätszuschläge und Ökosteuern durchgedrückt.
Notfalls muss man in der Politik via EU oder BVerfG gehen, wie so oft bei unangenehmen Entscheidungen.

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Maurus
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von Maurus »

Stefan hat geschrieben:Weil es gerecht ist.
Man hat auch Solidaritätszuschläge und Ökosteuern durchgedrückt.
Notfalls muss man in der Politik via EU oder BVerfG gehen, wie so oft bei unangenehmen Entscheidungen.
Für den Soli konnte man aber ohne Weiteres einen Sachzwang behaupten. Die Ökosteuer war politisch gewollt und wurde von der Wählerklientel (zumindest der grünen) der damaligen Regierung begrüßt. Das sind meines Erachtens andere Voraussetzungen als eine Zwangsabgabe, die es ‒ jedenfalls nach dem Empfinden der Öffentlichkeit ‒ nur deshalb geben wird, weil die Kirchen von ihrem Steuermodell wegwollen und dennoch eine gesicherte Finanzierung brauchen. Die Kirche wird als eine Gruppierung darstehen, die den Bürgern eine Art »GEZ II« aufgezwungen hat.

Mag sein, dass man das als Schwarzmalerei abtun kann, aber ich sehe wirklich keinen Grund, warum man sich auf ein solches Abenteuer einlassen sollte. Da aus der Politik auf entsprechende Vorschläge keine wirkliche Reaktion kam, glaube ich allerdings auch nicht, dass die Frage überhaupt praktische Relevanz besitzt.

Stefan

Re: Kirchensteuer

Beitrag von Stefan »

Ich bin sicher, dass sich Mehrheiten finden lassen.
Funktioniert nicht, gibts nicht!
Noch zahlen 60 prozent KiSt. -> Mehrheit.
Und es gibt auch Wortführer, aber die CDU müsste mal vorangehen!

Lilaimmerdieselbe
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Ich stimme Maurus politischen Einschätzungen zu und empfehle, sich bei der nächsten Veröffentlichung der Pfarr- und Bistumshaushalte mal die Mühe anzutun, herauszufinden, wo da die großen Brocken liegen und woher die Mittel für die Dinge kommen, die man lieber nicht hätte. Ich hege schon lange den Verdacht, dass viele eine Kirchensteuerdiskussion führen, weil sie bei der inhaltlichen Diskussion zu kurz gekommen sind und hoffen, auf diese Weise ungeliebte Projekte austrocknen zu können. Nun kann man die Qualität der inhaltliche Diskussion sehr viel kritisieren, es gibt auch eine Menge von Ergebnissen, die mich keineswegs froh machen. Die Hoffnung, dass ohne Kirchensteuer daran irgendetwas automatisch besser würde, kann ich allerdings nicht teilen. Da werden die Eigenleistungen der Pfarreien und Zuschüsse aus allen möglichen Töpfen unterschätzt und auch wohl die Ausgabenpolitik der Generalvikariate nicht richtig eingeschätzt.

Stefan

Re: Kirchensteuer

Beitrag von Stefan »

Die Frekirchen machens vor.

Cornelius
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von Cornelius »

Stefan hat geschrieben: [...]
Und es gibt auch Wortführer, aber die CDU müsste mal vorangehen!

Eher geht ein Kamel durch ... :pfeif:
umusungu hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:Und eine arme Kirche will er auch nicht:"
wie soll denn eine arme Kirche im deutschen Kontext aussehen?
Welchen Gewinn würde sie daraus ziehen?
Welceh Vorteile ergäben sich?
Welceh Nachteile würden sich zeigen?

Wie sähe das Ergebnis für den Glauben der Menschen aus?
Vielleicht bestünde der Nutzen darin, daß viele Kirchenmitglieder Vertrauen in die Katholische Kirche hierzulande zurückgewönnen. Fällt es nicht auf, daß hier in Deutschland der "Kirchenapparat" nur immer dann besonders "aktiv" wird, wenn es um den schnöden Mammon geht? Der Weltbild-Skandal läßt grüßen!

In einem Interview vor einigen Jahren (ca. um den Besuch Papst Benedikts in Freiburg herum) sprach Bischof Zollitsch davon, daß der Austritt aus der Kirchensteuerzahlgemeinschaft einem Kirchenaustritt gleichkomme (Exkommunikation); die Möglichkeit, jenseits des bestehenden Systems sich wirtschaftlich und finanziell für die Kirche zu angemessen zu engagieren, scheint nichtmals erwogen geschweige denn erwünscht zu sein. Auch dann nicht, wenn dieses finanzielle Engagement nachweislich erfolgt.
So wie es heute in D zugeht, kann man die Kirchensteuer auch als Simonie-Steuer auffassen.

Auch wenn es etwas abschweifend ist, habe ich nie verstanden, weshalb ausgerechnet die EKD mit im Kirchensteuerboot sitzt, denn allein vom "Gründungsmythos" des Protestantismus her, wirkt das ziemlich inkonsequent.

Ich hoffe, Papst Franziskus wird sich zu den deutschen Zuständen äußern und gegebenenfalls eingreifen; ansonsten wäre sein Programm von einer armen Kirche Windhauch und Luftgespinst.
Quantum potes, tantum aude

Stefan

Re: Kirchensteuer

Beitrag von Stefan »

Cornelius hat geschrieben: Ich hoffe, Papst Franziskus wird sich zu den deutschen Zuständen äußern und gegebenenfalls eingreifen; ansonsten wäre sein Programm von einer armen Kirche Windhauch und Luftgespinst.
:klatsch:

Davon abgesehen können wir nur von der katholischen Kirche sprechen. Wenn "wir" eine arme Kirche wären und aus dem Kirchensteuersystem austräten,
müssten es die anderen nicht.
Wenn ich ehrlich bin, fasziniert mich die Vorstellung!

maliems
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von maliems »

ähhh, [Punkt]

Aber eben dehalb GENIALE Idee!!

Die Katholen werden reformerter als die Reformierten! :anton:

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Kantorin
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von Kantorin »

Stefan hat geschrieben:Die Frekirchen machens vor.
Hmmm, ihr wollt also 10 % eures Einkommens an die Kirche abgeben? Große und reiche Gemeinden können sich dann noch einen Priester/Pfarrer leisten...
Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen. (Psalm 59)

Stefan

Re: Kirchensteuer

Beitrag von Stefan »

Wenn ich wüsste, in welche Gemeinde das Geld flösse, wäre ich dabei.
Und gegen große Gemeinden habe ich nichts....

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JosefBordat
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von JosefBordat »

Dotationen, Subventionen, Kirchensteuern. - Privilegien oder Rechte? - http://jobo72.wordpress.com/213/4/3/ ... -privilex/

JoBo
Jobo72's Weblog - Christliche Existenzphilosophie. Gott, die Welt und alle Dinge überhaupt

Caviteño
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von Caviteño »

Eine Darstellung der verschiedenen "Kirchensteuer"-Systeme in Europa findet sich hier.

Das ital. bzw. spanische System ähnelt dem hier vorgeschlagenen System einer allgemeinen "Kultus"-Steuer - allerdings sind die Steuersätze erheblich geringer als in D.
In Italien und Spanien können sich die Steuerzahler seit 1990 bzw. 1988 entscheiden, ob 0,8% (Italien) oder 0,5% (Spanien) der Lohn- bzw. Einkommensteuer kirchlichen oder anderen sozialen oder kulturellen Zwecken zufließen sollen. Treffen sie keine Entscheidung, wird dieser obligatorische Steuerbetrag in Italien in dem Verhältnis aufgeteilt, in dem sich die übrigen Steuerzahler für einen kirchlichen oder anderen Verwendungszweck entschieden haben. In Spanien wird dieser Betrag direkt den anderen Zwecken zugeleitet.
In Italien wird alle drei Jahre in Verhandlungen zwischen dem Staat (!) und der Kirche festgelegt, welcher Prozentsatz an der Lohn- bzw. Einkommensteuer durch das Wahlverfahren von dem Steuerpflichtigen entweder der Kirche oder anderen Zwecken zugewendet werden soll. Die Spanische Kirche bekommt ihren Haushaltsmittelbedarf, der nicht durch das Kirchensteueraufkommen gedeckt ist, direkt vom Staat aus allgemeinen Steuergeldern zugewendet.
Das Resümee des Artikels muß man nicht teilen, aber die Darstellung der Kirchenfinanzierung in Europa ist interessant.

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Exilfranke
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von Exilfranke »

Das darf doch wohl nicht wahr sein?

"Einige hatten sich darüber beschwert, dass sie für ihre Bankzinsen in Zukunft auch Kirchensteuer zahlen müssen und deshalb vom Mann am Schalter den Rat bekamen, doch aus der Kirche auszutreten, damit sie das nicht zahlen müssen"

Ich dachte, verrückte Geschichte und las mir den Text, der den letzten Ausdrucken der Kontoauszüge beilag, mal etwas genauer durch. Und tatsächlich, da steht es schwarz auf weiß: Bankzinsen sind demnächst auch kirchensteuerpflichtig!!

Ja mei, das ist doch mal eine gute Nachricht und zeigt, wie engagiert die deutsche Kirchenverwaltung die Forderung des Papstes nach einer "armen Kirche" umsetzt. Sie "plündern" einfach die Sparkonten der Kirchenmitglieder - denn der Papst hat ja kürzlich gesagt, dass nur ein leeres Konto ein gutes Konto sei."

http://beiboot-petri.blogspot.de/214/ ... e-aus.html

Sind die denn behindert?
„Was du in anderen entzünden willst, muss in dir selbst brennen.“ - Aurelius Augustinus.

Bitt Gott für uns, Maria.

Ralf

Re: Kirchensteuer

Beitrag von Ralf »

Exilfranke hat geschrieben:Das darf doch wohl nicht wahr sein?

"Einige hatten sich darüber beschwert, dass sie für ihre Bankzinsen in Zukunft auch Kirchensteuer zahlen müssen und deshalb vom Mann am Schalter den Rat bekamen, doch aus der Kirche auszutreten, damit sie das nicht zahlen müssen"

Ich dachte, verrückte Geschichte und las mir den Text, der den letzten Ausdrucken der Kontoauszüge beilag, mal etwas genauer durch. Und tatsächlich, da steht es schwarz auf weiß: Bankzinsen sind demnächst auch kirchensteuerpflichtig!!

Ja mei, das ist doch mal eine gute Nachricht und zeigt, wie engagiert die deutsche Kirchenverwaltung die Forderung des Papstes nach einer "armen Kirche" umsetzt. Sie "plündern" einfach die Sparkonten der Kirchenmitglieder - denn der Papst hat ja kürzlich gesagt, dass nur ein leeres Konto ein gutes Konto sei."

http://beiboot-petri.blogspot.de/214/ ... e-aus.html

Sind die denn behindert?
Nein, geldgeil. Und antimissionarisch eingestellt (mehrheitlich, das behaupte ich mal so).

Caviteño
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von Caviteño »

Exilfranke hat geschrieben:Das darf doch wohl nicht wahr sein?

Und tatsächlich, da steht es schwarz auf weiß: Bankzinsen sind demnächst auch kirchensteuerpflichtig!!
Irrtum, die Zinsen und Dividenden, kurz alle Einkünfte aus Kapitalvermögen, waren schon immer kirchensteuerpflichtig. Wenn Du Deine Konfession Deinem Kreditinstitut nicht mitgeteilt hast - oder aus anderen Gründen kein Steuerabzug vorgenommen wurde (z.B. bei Hausgeldguthaben bei Eigentümergemeinschaften) - warst Du verpflichtet, in Deiner Einkommensteuer-Erklärung die entsprechenden Kreuze zu machen, damit eine Nachversteuerung erfolgen konnte.
§51a Abs. 2d Satz 1 EStG hat geschrieben: Wird die nach Absatz 2b zu erhebende Kirchensteuer nicht nach Absatz 2c als Kirchensteuerabzug vom Kirchensteuerabzugsverpflichteten einbehalten, wird sie nach Ablauf des Kalenderjahres nach dem Kapitalertragsteuerbetrag veranlagt, der sich ergibt, wenn die Steuer auf Kapitalerträge nach § 32d Absatz 1 Satz 4 und 5 errechnet wird;
http://www.kirchenabgeltungsteuer.de/

Noch ist eine Selbstanzeige [Punkt] :breitgrins:

Lilaimmerdieselbe
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Ich würde statt dessen mal nachfragen, ob es einen Grund gibt, dass die Freibeträge nicht geltend gemacht wurden, schon für die normalen Steuern auf Kapitalerträge. Bei den derzeitigen Zinsen die zu überschreiten, spricht für eine wenig effiziente Vermögensanlage.

Benedikt

Re: Kirchensteuer

Beitrag von Benedikt »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Ich würde statt dessen mal nachfragen, ob es einen Grund gibt, dass die Freibeträge nicht geltend gemacht wurden, schon für die normalen Steuern auf Kapitalerträge. Bei den derzeitigen Zinsen die zu überschreiten, spricht für eine wenig effiziente Vermögensanlage.
Man muss das Geld ja nicht auf dem Sparbuch liegen haben. Aktien von Rüstungskonzernen bieten eine hohe Dividende.

Caviteño
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von Caviteño »

Benedikt hat geschrieben:
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Ich würde statt dessen mal nachfragen, ob es einen Grund gibt, dass die Freibeträge nicht geltend gemacht wurden, schon für die normalen Steuern auf Kapitalerträge. Bei den derzeitigen Zinsen die zu überschreiten, spricht für eine wenig effiziente Vermögensanlage.
Man muss das Geld ja nicht auf dem Sparbuch liegen haben. Aktien von Rüstungskonzernen bieten eine hohe Dividende.
Oder einfach einen Fond aussuchen, der Investements in die sieben Todsünden vereint ;D :
Die unmoralischen Anlagen haben den allgemeinen deutschen Aktienindex um Längen geschlagen, vom Nachhaltigkeitsindex - der in diesem Fall eine Art faustischer Gegenspieler wäre - ganz zu schweigen. Viele Sündenaktien sind konjunkturell unabhängig, haben eine gewisse Marktmacht und werden von vielen Analysten gemieden.
Im übrigen waren die Zinsen in den Jahren 2009ff deutlich höher als heute....

San Marco
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von San Marco »

Fakt ist, dass die Kirchensteuer der Einkommensteuer "folgt".

Wenn die Einkommenssteuererklärung korrekt gemacht wurde/wird, wurde die Kirchensteuer auch immer korrekt ermittelt.
Auch bei der Abgeltungssteuer ist von Anfang an geregelt, dass die Banken neben der Abgeltungssteuer die Kirchensteuer anonymisiert abführen müssen.
Die Banken mussten vom Gesetzgeber aus für die Zeit ab 29 die Religionsgemeinschaft erfragen.

Zur Systematik:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kapitalert ... eutschland)

Vor allem viele Rentner haben sich über viele Jahre mit dem oftmals nicht selbst geglaubten Grund "Renter sind nicht steuerpflichtig" jeder Besteuerung entzogen, weil sie einfach keine Einkommensteuererklärung machten. Dies TROTZ Einnahmen aus z.B. Vermietung und Verpachtung.

Ich kenne selbst zwei Fälle in denen nach dem Tod der Hochbetagten, dass Finanzamt hohe Nachzahlungen von den Erben gefordert hat, weil erst nach dem Tode der Einkommensteuerstelle über die Erbschaftssteuerstelle das Ausmaß der "Steuerverkürzung" bekannt wurde.
Viele Menschen haben sich der Entrichtung der Kirchensteuer so ebenfalls entzogen.

Stefan

Re: Kirchensteuer

Beitrag von Stefan »

Exilfranke hat geschrieben:"Einige hatten sich darüber beschwert, dass sie für ihre Bankzinsen in Zukunft auch Kirchensteuer zahlen müssen und deshalb vom Mann am Schalter den Rat bekamen, doch aus der Kirche auszutreten, damit sie das nicht zahlen müssen"
....
Was mich allerdings etwas stutzig macht, ist, dass dieses neue Gesetz so stillschweigend über die Bühne ging und man in den Medien nichts darüber lesen konnte.
http://beiboot-petri.blogspot.de/214/ ... e-aus.html

Man kann niemandem einen Vorwurf machen, der sich nicht mit deutschen Steuergesetzen auskennt - sie sind noch komplexer als theologische Betrachtungen.
Aber diese Darstellung ist nun mal komplett falsch. Es gibt kein neues Steuergesetz. Bankzinsen waren schon immer einkommensteuerpflichtig und damit kirchensteuerpflichtig. Dass die Banken das jetzt direkt einbehalten liegt an der Steuerkriminalität der deutschen Katholiken, die offenbar ihre Bankzinsen vor dem Fiskus bisher verschwiegen haben. Damit ist nun Schluß. Wer Bankzinsen erhält für's Nichtstun (schon mal was vom Zinsverbot gehört?), der ist reich! und der hat gefälligst Steuern zu zahlen. Wer sich jetzt empört, hat diese hinterzogen. Fertig aus. Klein-Hoeneß.

Dass der Bankberater empfiehlt, aus der Kirche auszutreten, sind deutsche Gerichte schuld. Die haben irgendwann gemeint, dass der Berater (=Betrüge&Verraten) dafür haftet, wenn er nicht auch auf sowas hinweist. Das ist unmoralisch, aber ist nun mal "Recht".

Dass die Kirchensteuer die neurotischen Entwicklungen in der deutschen Kirche ursächlich unterstützt, ist ein anderes Thema.
Sie gehört insgesamt abgeschafft, und nicht nur auf Bankzinsen.

Stefan

Re: Kirchensteuer

Beitrag von Stefan »

Geldtipp für die Reichen unter Euch (auch Gemeindereferentinnen und Priester sind kirchensteuerpflichtig!):
Abgeltungsteuer: Ab 214 automatischer Kirchensteuerabzug durch Banken

8.11.211 -

Der Einzug der Kirchensteuer auf die Abgeltungsteuer erfolgt durch die Banken nur, wenn der Anleger seiner Bank einen Auftrag dazu erteilt hat. Ab 214 wird der Einzug Pflicht, das Wahlrecht entfällt also.

Wer steuerpflichtige Einkünfte aus Kapitalvermögen erzielt und Mitglied einer Religionsgemeinschaft ist, die Kirchensteuer erhebt, muss Kirchensteuer auch auf die Abgeltungsteuer zahlen. Die Kirchensteuer beträgt 8 oder 9% des Abgeltungsteuerbetrages.

Das bisherige Wahlrecht für Anleger,

ihrem Kreditinstitut ihre Konfession mitzuteilen und mit dem Einbehalt der Kirchensteuer auf die Kapitalertragsteuer zu beauftragen, oder
den Kirchensteuerabzug erst später durch das Finanzamt über die Einkommensteuererklärung durchführen zu lassen
,

gilt nur noch bis 213. Mit dem Beitreibungsrichtlinie-Umsetzungsgesetz wird der künftige Kirchensteuerabzug umgestellt. Für ab 214 zufließende Kapitalerträge erfolgt der Steuerabzug durch die Kreditinstitute automatisch. Das betrifft insbesondere Banken, Bausparkassen und Versicherungen.

So funktioniert das neue Verfahren

Das automatisierte Kirchensteuerabzugsverfahren funktioniert so (§ 51a EStG neu): Die Kreditinstitute müssen unter Angabe der Identifikationsnummern ihrer Kunden einmal jährlich im Zeitraum vom 1. August bis 3. September beim Bundeszentralamt für Steuern anfragen, ob die Kunden zum 31. Juli des Jahres kirchensteuerpflichtig waren. Das Amt teilt dem Institut dann die Kirchensteuerpflicht mit unter Angabe des für die Religionsgemeinschaft geltenden Kirchensteuersatzes. Diese Werte sind für den Kirchensteuerabzug des Folgejahres maßgeblich. Das Kreditinstitut muss den Kirchensteuerabzug durchführen und den Steuerbetrag an sein Betriebsstättenfinanzamt abführen.

Neben dieser turnusmäßigen jährlichen Abfrage ist auch eine einmalige Abfrage anlässlich einmalig oder unregelmäßig zufließender Kapitalerträge aus Versicherungsleistungen zulässig. Die Kreditinstitute müssen ihren Kunden die Abfrage ankündigen (z.B. per Kontoauszug, Begleitschreiben bei Fälligkeit der Lebensversicherung). Jeder Kirchensteuerpflichtige kann beim Bundeszentralamt für Steuern aber der Übermittlung seiner Daten zur Religionszugehörigkeit an die Kreditinstitute widersprechen. Hierauf ist jeder Betroffene individuell und schriftlich durch die Institute hinzuweisen. Der Widerspruch verpflichtet den kirchensteuerpflichtigen Anleger dann allerdings zur Nachveranlagung der Kirchensteuer über seine Steuererklärung.

Bei ELStAM hinterlegte Daten werden nicht abgerufen

Das Bundeszentralamt für Steuern rechnet mit einer jährlichen Anzahl von Kirchensteueranfragen seitens der Kreditinstitute im deutlich zweistelligen Millionenbereich. Trotzdem soll die in der ELStAM-Datenbank für den Lohnsteuerabzug für jeden Arbeitnehmer gespeicherte Religionsgemeinschaft aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht an die Kreditinstitute übermittelt werden.
Quelle: http://www.geldtipps.de/geldanlage/them ... rch-banken

Benedikt

Re: Kirchensteuer

Beitrag von Benedikt »

Stephan, ich sehe das höchst kritisch. Automatischer Datenabgleich ist immer schlecht. Dieser wird vermutlich in jedem Fall gemacht, auch wenn man keine Abgeltungssteuer zu leisten hat. Die Banken werden sich diese Gelegenheit des Dataminings nicht entgehen lassen.

Stefan

Re: Kirchensteuer

Beitrag von Stefan »

Sehe ich genauso. FDP wählen, die sind dagegen. ;D

ad_hoc
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von ad_hoc »

Gerade eben gelesen:

Im baden-württembergischen Kirchensteuerrecht sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften künftig der Ehe gleichgestellt. Der Ministerrat beschloß am Dienstag entsprechende gesetzliche Änderungen.
Damit bekommen homosexuell praktizierende die gleichen Vorteile beim Steuerrecht, wie Eheleute. Die Kirche billigt die Entscheidung.


http://www.katholisches.info/214/4/1 ... ngefuehrt/

Ist das so richtig? Billigt die katholische Kirche.....?

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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overkott
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von overkott »

Die Kirche ist aufgrund homosexueller Vergehen gegenüber Minderjährigen so in der Defensive, dass sie lieber diese Änderung von der Landesregierung akzeptiert, als noch mehr Schwierigkeiten zu bekommen.

Bibelleser
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von Bibelleser »

ad_hoc hat geschrieben:Gerade eben gelesen:

Im baden-württembergischen Kirchensteuerrecht sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften künftig der Ehe gleichgestellt. Der Ministerrat beschloß am Dienstag entsprechende gesetzliche Änderungen.
Damit bekommen homosexuell praktizierende die gleichen Vorteile beim Steuerrecht, wie Eheleute. Die Kirche billigt die Entscheidung.


http://www.katholisches.info/214/4/1 ... ngefuehrt/

Ist das so richtig? Billigt die katholische Kirche.....?

Gruß, ad_hoc
Im deutschen Steuerecht "folgt" die Kichensteuer der Einkommensteuer. Da gibt es nichts "zu billigen". In Baden-Württemberg fallen 8 Prozent der Einkommensteuerschuld an (ggf. unter Berücksichtigung von Kinderfreibeträgen). Da eingetragene Lebenspartnerschaften im Einkommensteuerrecht den Ehepaaren gleichgestellt sind, hat das eben die o.a. Auswirkung auf die Kirchensteuer.

Persönlich bin ich stikter Gegner dieser Homosexuellenpolitik.

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Re: Kirchensteuer

Beitrag von HeGe »

overkott hat geschrieben:Die Kirche ist aufgrund homosexueller Vergehen gegenüber Minderjährigen so in der Defensive, dass sie lieber diese Änderung von der Landesregierung akzeptiert, als noch mehr Schwierigkeiten zu bekommen.
"Die Kirche" kann sich schon einmal überhaupt keiner Vergehen schuldig machen. Was außerdem angebliche Vergehen gegen Minderjährige mit der Ausdehnung des Ehegattensplittings auf eingetragene Lebenspartnerschaften zu tun haben sollen, ist für mich nicht nachvollziehbar.

In der Sache ist das natürlich eine Systemfrage. Solange man die Höhe der Kirchensteuer an die Höhe der Einkommenssteuer koppelt, wirkt sich solch eine Änderung indirekt immer auch auf die Kirchensteuer aus. Wollte man das verhindern, müsste man die Berechnung abändern, was die Sache im Zweifel kompliziert und teurer für die Kirche macht. Konsequent wäre es natürlich.
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Re: Kirchensteuer

Beitrag von overkott »

HeGe hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Die Kirche ist aufgrund homosexueller Vergehen gegenüber Minderjährigen so in der Defensive, dass sie lieber diese Änderung von der Landesregierung akzeptiert, als noch mehr Schwierigkeiten zu bekommen.
"Die Kirche" kann sich schon einmal überhaupt keiner Vergehen schuldig machen. Was außerdem angebliche Vergehen gegen Minderjährige mit der Ausdehnung des Ehegattensplittings auf eingetragene Lebenspartnerschaften zu tun haben sollen, ist für mich nicht nachvollziehbar.

In der Sache ist das natürlich eine Systemfrage. Solange man die Höhe der Kirchensteuer an die Höhe der Einkommenssteuer koppelt, wirkt sich solch eine Änderung indirekt immer auch auf die Kirchensteuer aus. Wollte man das verhindern, müsste man die Berechnung abändern, was die Sache im Zweifel kompliziert und teurer für die Kirche macht. Konsequent wäre es natürlich.
Du sollst meine Thesen nicht so verdrehen, dass du sinnvollerweise widersprechen kannst.

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Re: Kirchensteuer

Beitrag von overkott »

Ich spende nicht für katholisch.desinfo, weil das Portal keine Quellenangaben macht.

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