Vom bequemen Lehnstuhl der heutigen Zeit aus Geschichte zu betrachten ist einfach aber nicht besonders schlau noch gerecht.
Zum Fall Guernica: Franco hatte weder den Befehl dazu gegeben, noch wusste er, was da passiert war. Eine Absprache mit Hitler hat es nie gegeben und es ist schlichtweg falsch, Franco eine bewusste Provokation oder Vernichtung der für die Basken so symbolischen Stadt zu unterstellen.
In einer Biographie von Claude Martin über Franco ("Franco - eine Biographie", Leopold-Stocker Verlag, Stuttgart 2005) schreibt der Autor:
Es war nicht das erste Mal, daß eine Stadt bombardiert wurde. Die ersten Bomben waren von der republikanischen Luftwaffe auf die arabische Stadt Tetouan abgeworfen worden, am Vortag der Ankunft Francos in Marokko, wobei es 15 Tote und 40 Verletzte gegeben hatte. Dann waren Madrid und Barcelona aus der Luft angegriffen worden, und kurz vor Guernica hatte Durango einen Bombenangriff erleiden müssen.
Franco war sehr zornig über diesen Vorfall, er sagte zum italienischen Botschafter danach:
Ich darf weder einen Feind vernichten noch die Städte, die Felder oder die Produktionsstätten zerstören"
Er bezog sich hier auf die Vorwürfe seitens seiner Verbündeten, die Eroberung der republikanischen Gebiete schneller voranzutreiben, was entsprechend hohe Verluste gefordert hätte:
Wenn ich es eilig hätte, wäre ich ein schlechter Spanier ... Ich würde mich wie ein Ausländer benehmen ... Ich darf gewissermaßen nicht erobern, sondern soll befrieden und das bedeutet für mich auch erlösen [...]
Vor allem sollt Ihr mich nicht antreiben, verlangt nicht von mir, daß ich sofort den Sieg erringe, denn das würde nur bedeuten, daß eine größere Anzahl von Spanieren getötet werden müßte, daß ein größerere Teil des Reichtstums der Natin zerstört werden müßte, und daß dadurch die Basis meiner Regierung noch instablier würde
So klingt kein von Hass getriebener Faschist (der Franco nie war), sondern ein Patriot und Soldat. Das schließt natürlich nicht aus, dass auch er viele Fehler gemacht hat, aber ich kann mich Roberts Ausführungen nur anschließen.
Esperanto hat geschrieben:
Irgendwo habe ich gelesen, dass Franco zwei Stützen hatte, einerseits das kath. Milieu, andererseits die säkularen Falangisten (das müssten dann die Faschisten gewesen sein).
Es war noch komplexer: die Falange (die faschistische Bewegung) spielte nur eine untergeordnete Rolle; hinzu kamen Monarchisten (z.B. die Karlisten - wobei hier auch unterschieden werden muss zwischen Anhängern des abgedankten Königs Alfons XIII.), katholische Volksparteien, Bürgerliche, der Großteil der Armee etc. Die Gegenseite bestand dann weiterhin auch aus einem bunten Mix aus Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten (die sich alle jeweils noch unterteilten). Durch die massive Intervention der UdSSR (die zehntausende Tonnen an Kriegsmaterial lieferten, auch schon
vor der Unterstützung durch Italien und Deutschland) gewannen die Kommunisten nacher die Oberhand. Es wurden sogar auf eigener Seite gemordet, scheinbar auf Befehl Stalins.
Alles in Allem: ein großes Durcheinander, wie in jedem Bürgerkrieg: Familien wurden auseinandergerissen, die Nation fast gespalten, ettliche Klöster und Kirchen zerstört und 7.000 Priester, Mönche und Nonnen umgebracht hat. (Ich habe hier ein sehr unappetitliches Bild von einer durch die Rotspanier geschändeten Kirche, als man die Toten aus den Grüften geholt hat und allerlei "lustige Posen" mit den nackten Leichen fotografiert hat). Das darauf unnötige und schreckliche Gegenmaßnahmen folgten ist auch klar - leider.
Das Franco sein zerissenes Vaterland wieder geeint hat, ist eine große Leistung. Das er nicht immer geschickt gehandelt hat und eben auch Blut auf seinen Fahnen hat, ist eine andere Sache. Aber auch heute noch sind die Gräben in den Köpfen tief, diese Rachegesetze der Sozialisten in Spanien zeigen es. Zur Aussöhnung der alten Wunden trägt das kaum bei.
Und Alles in Allem finde ich es geistlos, aber typisch für unsere Zeit und für unseren selbstgerechten Zeitgeist, der meint, in Schulbüchen die Geschichte in 2,3 Zeilen komprimiert darstellen und richten zu können. Das sollten wir aber lieber Gott überlassen und nicht vergangene Zeiten nach den heutigen Maßstäben messen. Denn ich glaube, für unsere Zeit werden nachfolgende Generationen auch wenig erfreuliches übrig haben.