Nachrichten zum Thema Lebensschutz

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Pit
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Pit »

cantus planus hat geschrieben:Ich wollte nur am Rande darauf hinweisen, dass sich das Spiel von 2006 wiederholt: die Politik mißbraucht die WM-Euphorie, um unliebsame oder fragwürdige Projekte durchzudrücken, die in der Tagespresse untergehen werden.
Ein Kollege meinte vor Kurzem, daß wäre altrömisches Vorgehen:
Biete dem Volk Spiele, um von Problemen abzulenken: panem et circenses!
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Berolinensis
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Berolinensis »

Pit hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Ich wollte nur am Rande darauf hinweisen, dass sich das Spiel von 2006 wiederholt: die Politik mißbraucht die WM-Euphorie, um unliebsame oder fragwürdige Projekte durchzudrücken, die in der Tagespresse untergehen werden.
Ein Kollege meinte vor Kurzem, daß wäre altrömisches Vorgehen:
Biete dem Volk Spiele, um von Problemen abzulenken: panem et circenses!
Beim Thema Lebensschutz bedürfte es allerdings, fürchte ich, eines solchen Vorgehens (wenn es hier gegeben wäre, was ich nicht unterstelle) nicht, denn hier dürfte die Mehrheit auf der anderen Seite sein.

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Pit
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Pit »

Berolinensis hat geschrieben: ...
Beim Thema Lebensschutz bedürfte es allerdings, fürchte ich, eines solchen Vorgehens (wenn es hier gegeben wäre, was ich nicht unterstelle) nicht, denn hier dürfte die Mehrheit auf der anderen Seite sein.
Ich befürchte, daß sich viele einfach keine Gedanken machen, Freunde von mir wurden vor der Geburt des ersten Kindes ohne vorherige Diagnose gefragt:
"Und wenn`s Kind behindert ist?"
Antwort:
"Dann lieben wir es genauso!"
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Hubertus
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Hubertus »

Gerade im Fernsehen ("heute journal"): Bundesjustizministerin Leuttheuser-Schnarrenberger begrüßt das Urteil, da es hilft, die Zahl der Abtreibungen zu senken. Ich bin ja sehr gespannt, ob die Politik nun einen Anlauf nimmt, um die PID grundsätzlich zu verbieten:
Der Vorsitzende Richter Clemens Basdorf sagte, es gehe nicht um die Billigung der Selektion von Embryonen für die Geburt eines Wunschkindes. Es sei dem Gesetzgeber überlassen, PID zu verbieten oder strafbar zu machen. Nach bisheriger Rechtslage sei dies nicht möglich.
(Quelle).

Ich habe leider, ehrlich gesagt, wenig Hoffnung. Die o.g. Argumentation doch sicher weitgehend konsensfähig. Und den Lebensschützern versucht man gleich von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen.


Was die Argumentation so perfide macht, ist, daß sie bei Bedarf ja auch auf weitere Fälle anwendbar ist. In Deutschland ist ja der Schwangerschaftsabbruch bis zur 12. SSW nach § 218a Abs. 1 unabhängig vom Vorliegen einer bestimmten Indikation (mit Auflagen) straffrei. Was, wenn die zukünftige Mutter dem Arzt glaubhaft machen kann, daß sie ein Kind mit bestimmten unerwünschten Eigenschaften sowieso abtreiben lassen würde?

Meine Prognose ist: es wird gar nichts passieren - im Hinblick auf die Tatsache, daß der BGH ja "enge Grenzen" gesetzt habe. In der Praxis werden diese Grenzen einreißen - langsam, unmerklich, aber beständig. Man darf nicht vergessen, daß die deutschen Gynäkologen ja auch mit ihren ausländischen Kollegen konkurrieren. Widerstand von dieser Seite ist da ohnehin kaum zu erwarten. Ein wirklich schwarzer Tag für den Lebensschutz, aber leider nicht der erste und leider sicher nicht der letzte. :nein:
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Hubertus
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Hubertus »

Berolinensis hat geschrieben:A propos Fußball: Ich sehe gerade in der Halbzeit die ZDF-Nachrichten, und ich könnte abwechselnd heulen und dreinschlagen. Diese totale Kaltschneuzigkeit der Tötung von Menschen gegenüber - es ist wirklich unfaßbar. Und dann die Stellungnahme der Bundesjustizministerin - da muß ich mich wirklich jedes Kommentars enthalten, weil ich sonst mit großer Wahrscheinlichkeit gegen die Nächstenliebe verstoßen würde.
Der Umstand, daß die ganze Problematik nicht auftauchte, wenn man auf die unmoralische künstliche Befruchtung verzichtet, wird nicht einmal erwähnt, denn man hat ja heute ein Recht auf ein Kind - und es dann bei Nichtgefallen auch wieder loszuwerden. :heul: :kotz: :ikb_furious: :motz:

Aber eigentlich doch: :heul: Mir geht das wirklich nahe, und es schnürt sich mir das Herz zusammen.
Dieses Post drückt sehr genau aus, was auch ich im Augenblick empfinde. :bedrippelt:
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Gamaliel
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Gamaliel »

Einen verhältnismäßig guten Artikel - wenn auch aus christlicher Sicht mit großen Mängeln behaftet - kann man in der SZ lesen. Es wird darin auf verschiedene "ethische" Probleme eingegangen.

"Auch das kränkste Leben ist wertvoll"
Haben Eltern Anspruch auf ein gesundes Baby? Der renommierte Medizinethiker Giovanni Maio hält Gentests an Embryos für einen schlimmen Fehler - weil die Starken über den Wert des Lebens der Schwachen bestimmen.

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Pit
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Pit »

Gamaliel hat geschrieben:Einen verhältnismäßig guten Artikel - wenn auch aus christlicher Sicht mit großen Mängeln behaftet - kann man in der SZ lesen.
...
Haben Eltern Anspruch auf ein gesundes Baby? Der renommierte Medizinethiker Giovanni Maio hält Gentests an Embryos für einen schlimmen Fehler - weil die Starken über den Wert des Lebens der Schwachen bestimmen.
...denn auch, wenn es oberflächlich um die Bekämpfung von Krankheiten gehen soll, hinkt die Sache, da
1) viele Krankheiten vieleich geringe werden aber nicht ausschliessbar werden und
2) die Eltern zu schnell die Entscheidung gegen das kranke/behinderte Kind fällen können.

Ich bekomme bei der Sache Bauchschmerzen.
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Juergen
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Juergen »

Man muß bei der ganzen Diskussion das Verfahren der Befruchtung außerhalb des Körpers generell im Auge behalten.

Teilweise werden mehr Eizellen befruchtet, als implantiert werden dürfen (3 Stück). Überzählige dürfen im Vorkernstadium eingefroren werden.
Von den befruchteten Eizellen nimmt man also ohne hinzugucken eine gewisse Anzahl und implantiert sie, in der Hoffnung, daß sich zumindest eine oder ggf. auch zwei einnisten. Haben die implantierten Zellen starke Erbschäden, nisten sich sich häufig nicht ein.
Bei der PID guckt man nun vorher, ob der Embryo "gesund" ist und man pflanzt nur "gesunde" Zellen ein. (Solange sich die Zellen im Vorkernstadium befinden, kann man noch nicht von Embryo sprechen. Wann bei der PID untersucht wird, weiß ich allerdings nicht.)
Es kann vermutet werden, daß es in der Folge noch häufiger zu Mehrlingsschwangerschaften kommen wird, da die natürliche Selektion nicht stattfindet.



Das Embryonenschutzgesetz ist allerdings schon inkonsequent und das heutige Urteil die konsequente Fortsetzung
ESchG hat geschrieben:§ 3 Verbotene Geschlechtswahl

Wer es unternimmt, eine menschliche Eizelle mit einer Samenzelle künstlich zu befruchten, die nach dem in ihr enthaltenen Geschlechtschromosom ausgewählt worden ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. Dies gilt nicht, wenn die Auswahl der Samenzelle durch einen Arzt dazu dient, das Kind vor der Erkrankung an einer Muskeldystrophie vom Typ Duchenne oder einer ähnlich schwerwiegenden geschlechtsgebundenen Erbkrankheit zu bewahren, und die dem Kind drohende Erkrankung von der nach Landesrecht zuständigen Stelle als entsprechend schwerwiegend anerkannt worden ist.
D.h. also: Geschlechtswahl ist verboten, aber wenn bestimmte Erkrankungen vermutet werden, darf - freilich vor der Befruchtung - selektiert werden.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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HeGe
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von HeGe »

Gamaliel hat geschrieben:Einen verhältnismäßig guten Artikel - wenn auch aus christlicher Sicht mit großen Mängeln behaftet - kann man in der SZ lesen. Es wird darin auf verschiedene "ethische" Probleme eingegangen.

"Auch das kränkste Leben ist wertvoll"
Haben Eltern Anspruch auf ein gesundes Baby? Der renommierte Medizinethiker Giovanni Maio hält Gentests an Embryos für einen schlimmen Fehler - weil die Starken über den Wert des Lebens der Schwachen bestimmen.
Auch die Zeit bringt einen relativ vernünftigen Kommentar:

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... tik?page=2
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Hubertus
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Hubertus »

Justizministerin gegen neues Gesetz zur Embryonen-Auslese

Daraus:
Forderungen aus der Union und den Kirchen nach einem Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) erteilte Leutheusser-Schnarrenberger eine klare Absage: "Ein explizites Verbot der PID lehne ich ab, da es der schwierigen ethischen Konfliktlage nicht gerecht wird, in der sich die Paare befinden. Ich halte es für bedenklich, genetisch schwer vorbelasteten Paaren mit Kinderwunsch die Möglichkeiten der PID vorzuenthalten."
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Berolinensis
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Berolinensis »

Mal was Erfreuliches, was zeigt, daß es auch anders geht (wobei ich aus meiner Zeit in Chile weiß, daß es dort auch Probleme gibt; aber immerhin). Das chilenische Parlament hat mit 6 zu 7 Stimmen bei fünf Enthaltungen im Hinblick auf die weitgehende Freigabe der Abtreibung unter den Sozialisten und Linksnationalisten in Spanien folgenden Beschluß angenommen (vgl. hier: http://www.camara.cl/trabajamos/pacuerd ... prmID=2752 ):
Wir müssen wiederholen und in Erinnerung rufen daß in unserer Verfassungsrechtsornung das Recht auf Leben geheiligt und geschützt wird in Artikel 19 Nr. 1 der Verfassung, die kategorisch das Folgende anordnet: "Die Verfassung sichert allen Personen das Recht auf Leben und auf körperliche und psychische Unversehrtheit zu. Das Gesetz schützt das Leben dessen, der noch geboren wird [des Nasciturus]."

Den Unterzeichnern dieses Beschlusses wird es zur moralisch-ethischen Pflicht, unseren tiefsten Schmerz und ihre Solidarität ausdrücken zu müssen mit all jenen Opfern eines so grausamen Anschlags gegen die Menschnerechte jener Kinder, die Gegenstand eines Verbrechens sein werden, das vom Staat geschützt wird und gegen das niemand vor den nationalen Gerichten anklagen kann, da diese Form des Todes durch die interne Gesetzgebung eines Landes bestätigt wird.

Deshlab beschließt die Abgeordnetenkammer:

Ihre Solidarität allen weltweiten Organisationen auszudrücken, die gegen die Abtreibung kämpfen, insbesondere der spanischen Nichtregierungsorganisation "Derecho a Vivir" ["Recht zu leben"], und die mit Entsetzen sehen, wie in Spanien der verachtenswerteste Mord eines schutzlosen Wesens perfektioniert worden ist, wie es der ist, der bei der Abtreibung begangen wird. Und daß die Opfer wegen ihrer Lage der gesetzlichen Schutzlosigkeit keine Zuflucht zu intenrationalen Gerichten nehmen können unter Berufung auf das grundlegendste Menschenrecht, das kein anderes ist als das Recht auf Leben.

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Hubertus
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Hubertus »

Der Tagesspiegel über die katholische moraltheologische Auffassung zum Lebensschutz:

"Eier, Samen, Leben": http://www.tagesspiegel.de/meinung/eier ... 82494.html

Daraus:
Zwischen der gegenwärtigen Abtreibungspraxis in Deutschland und etwa einem Gesetz, das es erlauben würde, jedes Jahr Hunderttausende von Kindern bei einer Massenschießerei umzubringen, besteht für den moralischen Puristen kein moralischer Unterschied. Für ihn ist das absichtliche Töten eines Kindes ebenso verwerflich wie die Vernichtung eines im Reagenzglas erzeugten Embryos. [...]
Wie man es dreht und wendet: In ihrer rigorosen Ausprägung führt die katholische Moral zu Konsequenzen, die sich nicht mehr mit den ethischen Empfindungen der Mehrheit der Bevölkerung deckt. Adäquater scheint das Konzept einer gestaffelten Schutzwürdigkeit des Menschen zu sein. Es ist wirklichkeitsnäher, weil sich unsere moralischen Empfindungen darin besser widerspiegeln. Dem zufolge ist sind PID und embryonale Stammzellen-Forschung weniger verwerflich als die Abtreibung eines zweimonatigen Embryos, und diese wiederum ist weniger verwerflich als die Tötung eines zweijährigen Kindes.
Immer wieder aufs Neue erschreckend, wie leichthin die "Schutzwürdigkeit eines Menschen" ab- und zuerkannt wird. :glubsch:
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HeGe
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von HeGe »

Hubertus hat geschrieben:
Wie man es dreht und wendet: In ihrer rigorosen Ausprägung führt die katholische Moral zu Konsequenzen, die sich nicht mehr mit den ethischen Empfindungen der Mehrheit der Bevölkerung deckt. Adäquater scheint das Konzept einer gestaffelten Schutzwürdigkeit des Menschen zu sein. Es ist wirklichkeitsnäher, weil sich unsere moralischen Empfindungen darin besser widerspiegeln. Dem zufolge ist sind PID und embryonale Stammzellen-Forschung weniger verwerflich als die Abtreibung eines zweimonatigen Embryos, und diese wiederum ist weniger verwerflich als die Tötung eines zweijährigen Kindes.
:panisch: :kotz: :panisch: :kotz:

Das "ethische Empfinden" der "Mehrheit der Bevölkerung" entscheidet also nun, welcher Grad der Schutzwürdigkeit einem Menschen zukommt? Sagt mal, ticken die völlig aus?
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cantus planus
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von cantus planus »

Muss man wissen, wer dieser Malte Lehming ist?
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

HeGe
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von HeGe »

Passend zu diesem Thema auch ein Beitrag des Herrn Alipius in seinem neuen Blog:

http://blog.derherralipius.com/21/7/ ... -okay.html
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Juergen
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Juergen »

Was wurde eigentlich in dem vorliegenden Fall gemacht? PID oder PKD?

Unter PID versteht man die genetische Diagnose an einem Embryo nach Zeugung durch IVF vor dem Transfer in die Gebärmutter. In Deutschland ist diese Methode aufgrund des Embryonenschutzgesetzes verboten.
Eine weitere Untersuchungsmethode, ist die von der PID zu unterscheidende Präkonzeptionsdiagnostik (PKD).
Die PKD verwendet keine embryonalen Zellen und erfolgt nicht am Embryo, sondern an den Polkörpern der unbefruchteten Zellen ("imprägnierten" Eizelle), also vor Verschmelzung des mütterlichen und väterlichen Vorkerns ("Syngamie"). Da es sich um Untersuchungen an Zellen handelt, bei denen die Verschmelzung von Ei und Samenzelle noch nicht abgeschlossen ist, fallen diese nicht unter das Embryonenschutzgesetz und sind auch in Deutschland erlaubt.
Gruß Jürgen

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Berolinensis
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Berolinensis »

Juergen hat geschrieben:Was wurde eigentlich in dem vorliegenden Fall gemacht? PID oder PKD?

Unter PID versteht man die genetische Diagnose an einem Embryo nach Zeugung durch IVF vor dem Transfer in die Gebärmutter. In Deutschland ist diese Methode aufgrund des Embryonenschutzgesetzes verboten.
Eine weitere Untersuchungsmethode, ist die von der PID zu unterscheidende Präkonzeptionsdiagnostik (PKD).
Die PKD verwendet keine embryonalen Zellen und erfolgt nicht am Embryo, sondern an den Polkörpern der unbefruchteten Zellen ("imprägnierten" Eizelle), also vor Verschmelzung des mütterlichen und väterlichen Vorkerns ("Syngamie"). Da es sich um Untersuchungen an Zellen handelt, bei denen die Verschmelzung von Ei und Samenzelle noch nicht abgeschlossen ist, fallen diese nicht unter das Embryonenschutzgesetz und sind auch in Deutschland erlaubt.
Ich nehme an, du meinst den jüngst vom BGH (fehl)entschiedenen Fall: Da ging es um PID, vgl. http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-b ... =7&anz=144

(Sonst hätte sich ja auch keiner aufgeregt.)

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Juergen
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Juergen »

Aha, danke.

Wenn man die Entscheidung liest, liegt das Problem aber beim Gesetzgeber, der einfach keine klare Regelung getroffen hatte. Wie es aussieht, wird es wohl auch keine geben.
Gruß Jürgen

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Berolinensis
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Berolinensis »

Die Entscheidung ist ja noch gar nicht da. Wenn man sich auf das reine Strafrechtsprinzip nulla pœna sine lege beschränkt, ist das Urteil in der Tat kaum angreifbar. Das tut der BGH aber nicht. Siehe hier etwa die Stellungnahme der Christdemokraten für das Leben: http://www.cdl-online.de/aktuel/a-21/771.htm

Ähnlich auch Johannes auf Mater amata: http://materamata.blogspot.com/21/7/ ... ttaca.html

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Juergen
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Juergen »

Ich hatte weiter oben im Strang ja schon auf die Inkonsequenz im Embryonenschutzgesetz verwiesen. In dem Zusammenhang steht die Meinung vom BGH.
Man muß aber sagen: Wenn ein Gesetz hinter der techn. Entwicklung hinterherhinkt muß es nachgebessert werden.
Daß dort kein Wille (ähnlich wie bei §218) vorhanden ist, zeigen die Einlassungen einige Politiker.
Vielleicht sollte man eine Petition einreichen.

Wenn jetzt argumentiert wird, PID verringere die Zahl der Abtreibungen, muß man auch sagen, PND erhöht die Zahl der (Spät)abtreibungen.
Wer PID nicht verbieten will, muß PND verbieten.
Gruß Jürgen

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Hubertus
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Hubertus »

Gentests an Embryonen - "Es gibt keinen Dammbruch" - Spiegel Online im Interview mit Ulrich Hilland (59, leitet das Fertility Center Münsterland in Bocholt und ist Vorsitzender des Bundesverbandes Reproduktionsmedizinischer Zentren Deutschlands)

Daraus:
SPIEGEL ONLINE: Was wäre denn ein Grund dafür, einen Embryo nicht in die Mutter einzupflanzen?

Hilland: Ich hatte bereits erwähnt, dass es aus guten Gründen keinen Katalog geben darf. Deshalb kann es auch keine definierbaren Störungen geben, die für sich allein betrachtet eine Begründung dafür sein können, einen Embryo nicht zu übertragen. Lassen Sie mich die umgekehrte Frage beantworten: Was könnte ein Grund sein, einen Embryo trotz einer Chromosomenstörung einzupflanzen? Nehmen wir die sogenannten Turner-Mädchen, die über nur ein X-Chromosom verfügen: Bei dieser Chromosomenstörung bleiben diese Frauen kleinwüchsig, können selbst keine Kinder bekommen und sind in der Regel vollkommen gesund - kein schwerwiegender Grund also, diese Embryonen nicht zu übertragen. Schwerste Behinderungen sind bei Turner-Mädchen äußerst selten.

SPIEGEL ONLINE: Was ist mit Embryos, die die Anlage zum Down-Syndrom tragen?

Hilland: Um Himmels willen nein, diese Menschen können ein sehr erfülltes Leben führen. Auch hier darf es keinen Automatismus geben, wie man mit den Embryonen umgeht.
Da haben wir's schon. Gerade das Down-Syndrom ist doch mittlerweise ein Paradebeispiel: Neun von zehn Kinder, an denen dieses Syndrom diagnostiziert wird, werden abgetrieben. Insofern wäre doch ein Nichteinpflanzen genau das, was als großer Vorteil der PID verkauft wird: Eine Abtreibung wird vermieden. Wenn es zu keinem gesetzlichen Verbot kommt (wovon ich im Augenblick nicht ausgehe), wird ein die PID zur Routine-Untersuchung bei IVF-Behandlungen werden.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

Benedikt

Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Benedikt »

Am besten wäre es, wenn gleich die gesamte künstliche Befruchtung verboten würde. Diese ist ja die eigentliche Ursache des Dilemmas. Sie ist Ursache dafür, dass wir - entgegen dem ESchG - etliche eingefrorene Embryonen haben, wo die Mutter verstarb oder sich der Einnistung verweigert hat. Und solche Fälle wird man niemals verhindern können...

Der jetzige Fall ist da ja nur das i-Tüpfelchen, der das ganze zum Überlaufen bringt.

(Und nebenbei: Diagnostik - auch Gendiagnostik - ist grundsätzlich etwas positives, das Heilungsmöglichkeiten eröffnet. Viele Kinder werden mittlerweile aufgrund PND medizinisch behandelt... Schwierig wird die Diagnostik dann, wenn - wie z.b. bei der Fruchtwasseruntersuchung - das Kind durch die diagnostische Methode gefährdet wird.)

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Gamaliel
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Gamaliel »

Nicht direkt eine Nachricht zum Thema Lebensschutz, aber ein passender Text von Msgr. Laun:
kath.net hat geschrieben:Lieber Leser, darf ich Sie raten lassen? Also: Von welcher Organisation oder welcher Partei könnte dieser Text stammen?


„Es ist dringend notwendig, Bevölkerungspolitik zu betreiben. Durch Propagandamaßnahmen, insbesondere durch Presse, Rundfunk, Kino, Handzettel, kurze Broschüren, Aufklärungsvorträge und dergleichen muss die Bevölkerung immer wieder überzeugt werden, wie schädlich es ist, sich viele Kinder anzuschaffen.
Es muss einmal auf die Kosten hingewiesen werden, die Kinder machen, dann auf das, was man sich dafür hätte anschaffen können. Es sollen die großen gesundheitlichen Gefahren, die für die Frau bei Geburten auftreten können, genannt werden.
Neben dieser Propaganda muss eine großzügige Propaganda für Verhütungsmittel ins Land gehen. Eine Industrie für derartige Mittel muss geschaffen werden. Strafbar darf weder das Anpreisen und Verbreiten von Verhütungsmitteln noch die Abtreibung sein.
Man sollte die Einrichtung von Abtreibungsinstituten durchaus fördern. Man kann zum Beispiel Hebammen zu Abtreiberinnen ausbilden. Je sachgemäßer die Abtreibungen vorgenommen werden, desto mehr wird die Bevölkerung hierzu Vertrauen gewinnen. Auch der Arzt muss selbstverständlich zu diesen Handlungen befugt sein, ohne dass hier ein Verstoß gegen die ärztliche Standesehre in Betracht kommt. Die freiwillige Sterilisierung ist gleichfalls zu propagandieren."


Falsch geraten, ich habe den Text von verräterischen Spuren gereinigt, damit niemand meinen kann, er habe „nichts mit uns“ zu tun! Also, der Text stammt von Martin Bormann!
Mein Kommentar ist: Da sind bestimme Leute, die die Antinazi-Keule schwingen, aber nicht merken, wie sie immer für all das stimmen, was Bormann für die slawischen Völker zur Selbstzerstörung fordert; sie sind die wahren Neonazis, in ihnen lebt der böse Geist Hitlers weiter und weiter!

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Berolinensis
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Berolinensis »

Am 18.9 ist hier in Berlin Marsch für das Leben, http://www.marsch-fuer-das-leben.de/

Ich wollte eigentlich mitgehen. Kommt sonst jemand?

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Berolinensis
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Berolinensis »

Wirklich niemand?

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Linus
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Linus »

gestern ist die Jugend für das Lewben von Graz nach Wien aufgebrochen(http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_ ... -auf-leben) - und die SJÖ (man merkt nicht die JUSOS) polemisierten dagegen. (http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_ ... ir-alleine)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Benedikt

Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Benedikt »

Berolinensis hat geschrieben:Am 18.9 ist hier in Berlin Marsch für das Leben, http://www.marsch-fuer-das-leben.de/

Ich wollte eigentlich mitgehen. Kommt sonst jemand?
Ist ja noch ein bißchen hin. Ich habs mir vorgemerkt. Aber ist halt ne Ecke weg.

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Peregrin
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Peregrin »

Linus hat geschrieben:gestern ist die Jugend für das Lewben von Graz nach Wien aufgebrochen(http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_ ... -auf-leben) - und die SJÖ (man merkt nicht die JUSOS) polemisierten dagegen. (http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_ ... ir-alleine)
Worauf die so stolz sind:
Dass
die SJÖ die weltfremden Anti-AbtreibungsaktivistInnen nicht
angetroffen hat, muss daran liegen, dass die "Jugend für das Leben"
ihre Aktionen und Veranstaltungen zu den merkwürdigsten Zeiten planen
- die SJÖ hat sie in den letzten Jahren anscheinend ausreichend
eingeschüchtert.
...
Schon seit Jahren begleitet die SJÖ "Jugend für das Leben" bei ihren
frauenverachtenden Wanderungen durch Österreich - es ist der Erfolg
der SJÖ, dass sich die Organisation in den letzten Jahren nur in den
Westen Österreichs getraut hat: "Die Präsenz der FeministInnen hat
sie wohl eingeschüchtert. Dass die vermeintlichen LebensschützerInnen
heuer wieder in den östlichen Bundesländern unterwegs sind, trifft
sich gut. Wir werden ihnen bei zahlreichen Aktionstagen einen Strich
durch die Rechnung machen!", sind sich Schoch und Moitzi einig.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

obsculta
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von obsculta »

Lesenswertes Interview zum Thema "Pille"

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Gamaliel
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Gamaliel »

@obsculta

Eine etwas ausführlichere Darstellung (ebenfalls von Dr. Gabriele Marx) gibt es auch als pdf-Datei:

Die Pille – Vom Aufgang bis zum Untergang

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Hubertus
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von Hubertus »

Das Frustrierende an all dem ist, daß sich weite Teile der Öffentlichkeit all diesen Argumenten komplett verschließen.
Keinen scheint zu interessieren, daß

- bei jeder Abtreibung ein Mord geschieht
- daß bei vielen Frauen, die moralisch noch nicht völlig verderbt sind, schwere psychische Folgen der Abtreibung zu erwarten sind
- daß die Pille für die Frau gesundheitsschädlich ist und frühabtreibend wirken kann
- daß ein unglaublicher gesellschafttlicher Druck auf Eltern ausgeübt wird, die sich entschließen, ihr behindertes Kind nicht abzutreiben und und und.

Und von den Medien wird das doch auch nur am Rande aufgegriffen. Aber wir haben ja hier in München erlebt, daß dem Kampf um das Recht auf Leben sogar von kirchlichen Stellen Knüppel zwischen die Beine geworfen werden ... :(
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

obsculta
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Re: Nachrichten zum Thema Lebensschutz

Beitrag von obsculta »

Gamaliel hat geschrieben:@obsculta

Eine etwas ausführlichere Darstellung (ebenfalls von Dr. Gabriele Marx) gibt es auch als pdf-Datei:

Die Pille – Vom Aufgang bis zum Untergang


Dankeschön!

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