Mißbrauchsanschuldigungen II

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taddeo
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von taddeo »

lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Es handelt sich um eine Sünde gegen die Keuschheit, mit schwerwiegender Materie, würde ich sagen (wie praktisch alles contra sextum).
Wenn ich den Strang mal kapern darf: Wären Zeichnungen anders zu bewerten?
Mangas oder sowas? Rechtlich mit Sicherheit, was die Strafbarkeit des Inhalts angeht. Das ist ja nun wirklich rein "virtuell" und nie mit physischem Schaden an einem Menschen verbunden gewesen. Moralisch - naja, eine Abstufung wird wohl auch ein "strenger" Moraltheologe machen, denke ich. Aber das ist echt nicht mein Fachgebiet.

Fragesteller
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Fragesteller »

taddeo hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:
Apollonia hat geschrieben:Ich frag mich halt, wie das dann bei einem Priester läuft. Der muss doch dann diese Angelegenheit beichten. Und die Absolution kann er doch nur bekommen, wenn er die Absicht hat, diese Sünde nicht wieder zu begehen. Aber wie geht das zusammen, wenn er doch die Fotos auf seinem Computer gespeichert hat? Eigentlich hätte er doch die nach der Beichte löschen müssen. Hat er die also ständig gelöscht und wieder hochgeladen? Oder hat er nach ungültiger Beichte das Messopfer gefeiert?
Da Dir meine Antwort offensichtlich nicht gereicht hat, sind Fachleute, insbesondere taddeo, gefragt... :achselzuck:
Ich bin Kanonist, kein Moraltheologe ... also sub conditione der Versuch einer Antwort:

Es handelt sich um eine Sünde gegen die Keuschheit, mit schwerwiegender Materie, würde ich sagen (wie praktisch alles contra sextum).
Folglich im Normalfall (d. h. bei voller "Zurechenbarkeit") keine läßliche Sünde, sondern eine schwere, und daher zwingend zu beichten. Zur echten Reue würde gehören, die Bilder vor der Beichte dauerhaft und unwiederherstellbar zu löschen.
Ob die Beichte gültig oder ungültig war, könnte ausschließlich der Beichtvater beurteilen, weil dazu weitere Beurteilungskriterien erforderlich sind, über die kein Außenstehender informiert sein kann und darf. Wenn er trotz ungültiger Beichte zelebriert, ist das nur für ihn selber ein (weiteres schwerwiegendes) moralisches Problem, aber keinesfalls für die Gläubigen, die an seiner Messe teilnehmen.
Irgendwie ist mir aus der Lektüre eines anderen Strangs erinnerlich, dass die im Rahmen der eigenen Messzelebration erfolgte Kommunion eine Ausnahme vom Kommunionverbot bei schwerer Sünde darstelle. Oder gilt das nur bei Nichterreichbarkeit eines Beichtvaters (das wäre auch der einzige Grund, wo ich mir die Sinnhaftigkeit einer solchen Regelung vorstellen kann)?

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Protasius
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Protasius »

Fragesteller hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:
Apollonia hat geschrieben:Ich frag mich halt, wie das dann bei einem Priester läuft. Der muss doch dann diese Angelegenheit beichten. Und die Absolution kann er doch nur bekommen, wenn er die Absicht hat, diese Sünde nicht wieder zu begehen. Aber wie geht das zusammen, wenn er doch die Fotos auf seinem Computer gespeichert hat? Eigentlich hätte er doch die nach der Beichte löschen müssen. Hat er die also ständig gelöscht und wieder hochgeladen? Oder hat er nach ungültiger Beichte das Messopfer gefeiert?
Da Dir meine Antwort offensichtlich nicht gereicht hat, sind Fachleute, insbesondere taddeo, gefragt... :achselzuck:
Ich bin Kanonist, kein Moraltheologe ... also sub conditione der Versuch einer Antwort:

Es handelt sich um eine Sünde gegen die Keuschheit, mit schwerwiegender Materie, würde ich sagen (wie praktisch alles contra sextum).
Folglich im Normalfall (d. h. bei voller "Zurechenbarkeit") keine läßliche Sünde, sondern eine schwere, und daher zwingend zu beichten. Zur echten Reue würde gehören, die Bilder vor der Beichte dauerhaft und unwiederherstellbar zu löschen.
Ob die Beichte gültig oder ungültig war, könnte ausschließlich der Beichtvater beurteilen, weil dazu weitere Beurteilungskriterien erforderlich sind, über die kein Außenstehender informiert sein kann und darf. Wenn er trotz ungültiger Beichte zelebriert, ist das nur für ihn selber ein (weiteres schwerwiegendes) moralisches Problem, aber keinesfalls für die Gläubigen, die an seiner Messe teilnehmen.
Irgendwie ist mir aus der Lektüre eines anderen Strangs erinnerlich, dass die im Rahmen der eigenen Messzelebration erfolgte Kommunion eine Ausnahme vom Kommunionverbot bei schwerer Sünde darstelle. Oder gilt das nur bei Nichterreichbarkeit eines Beichtvaters (das wäre auch der einzige Grund, wo ich mir die Sinnhaftigkeit einer solchen Regelung vorstellen kann)?
WIMRE gilt das nur bei Nichterreichbarkeit eines Beichtvaters und wenn die Zelebration erforderlich ist, um weiteren Schaden abzuwenden (z.B. wenn das Volk sonst nicht Messe hören könnte, oder wenn das Ausbleiben der Zelebration für Skandal sorgen würde).
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

HeGe
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von HeGe »

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Siard
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Siard »

Vermutlich wird man nichts darüber hören, wie es dann mit diesem Mann weiter geht, leicht wird es für ihn sicher nicht.
ali­quid sem­per hae­ret

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martin v. tours
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von martin v. tours »

Aber es ist zumindest sehr positiv zu bewerten, das Bischof Hanke gemeinsam mit Ihm den ersten Gottesdienst bei seiner Rückkehr zelebriert.
Das ist, leider, nicht selbstverständlich.
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

Vir Probatus
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Vir Probatus »

http://www.regensburg-digital.de/des-bi ... /16012015/
Nach der ARD-Dokumentation zur sexuellen Gewalt bei den Regensburger Domspatzen will das Bistum Regensburg einen Fall „neu aufrollen“. Bischofssprecher Clemens Neck spricht von „neuen Vorwürfen“, die bisher gegenüber dem Bistum nicht geäußert worden seien. Mit der Wahrheit hat das nur wenig zu tun. Die Schwester des Betroffenen sagt: „Es ist jetzt acht Jahre her, seit sich mein Bruder an das Bistum gewandt hat. Seitdem ist dort alles ganz genau bekannt und dokumentiert.“
Man prüft bis zur Verjährung oder noch darüber hinaus.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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Siard
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Siard »

Vir Probatus hat geschrieben:http://www.regensburg-digital.de/des-bi ... /16012015/
Nach der ARD-Dokumentation zur sexuellen Gewalt bei den Regensburger Domspatzen will das Bistum Regensburg einen Fall „neu aufrollen“. Bischofssprecher Clemens Neck spricht von „neuen Vorwürfen“, die bisher gegenüber dem Bistum nicht geäußert worden seien. Mit der Wahrheit hat das nur wenig zu tun. Die Schwester des Betroffenen sagt: „Es ist jetzt acht Jahre her, seit sich mein Bruder an das Bistum gewandt hat. Seitdem ist dort alles ganz genau bekannt und dokumentiert.“
Man prüft bis zur Verjährung oder noch darüber hinaus.
Hier in Österreich spielt die weltliche Verjährung für die kirchlichen Ermittlungen keine Rolle.

Vir Probatus
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Vir Probatus »

Siard hat geschrieben:
Vir Probatus hat geschrieben:http://www.regensburg-digital.de/des-bi ... /16012015/
Nach der ARD-Dokumentation zur sexuellen Gewalt bei den Regensburger Domspatzen will das Bistum Regensburg einen Fall „neu aufrollen“. Bischofssprecher Clemens Neck spricht von „neuen Vorwürfen“, die bisher gegenüber dem Bistum nicht geäußert worden seien. Mit der Wahrheit hat das nur wenig zu tun. Die Schwester des Betroffenen sagt: „Es ist jetzt acht Jahre her, seit sich mein Bruder an das Bistum gewandt hat. Seitdem ist dort alles ganz genau bekannt und dokumentiert.“
Man prüft bis zur Verjährung oder noch darüber hinaus.
Hier in Österreich spielt die weltliche Verjährung für die kirchlichen Ermittlungen keine Rolle.
Wie schön: Man hat also unbegrenzte Zeit zu prüfen. Irgendwann ergibt sich für die Opfer sowieso die biologische Lösung.
Insofern sehe ich jetzt keinen Unterschied, zu dem was hier läuft.
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Siard
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Siard »

Vir Probatus hat geschrieben:
Siard hat geschrieben:
Vir Probatus hat geschrieben:http://www.regensburg-digital.de/des-bi ... /16012015/
Nach der ARD-Dokumentation zur sexuellen Gewalt bei den Regensburger Domspatzen will das Bistum Regensburg einen Fall „neu aufrollen“. Bischofssprecher Clemens Neck spricht von „neuen Vorwürfen“, die bisher gegenüber dem Bistum nicht geäußert worden seien. Mit der Wahrheit hat das nur wenig zu tun. Die Schwester des Betroffenen sagt: „Es ist jetzt acht Jahre her, seit sich mein Bruder an das Bistum gewandt hat. Seitdem ist dort alles ganz genau bekannt und dokumentiert.“
Man prüft bis zur Verjährung oder noch darüber hinaus.
Hier in Österreich spielt die weltliche Verjährung für die kirchlichen Ermittlungen keine Rolle.
Wie schön: Man hat also unbegrenzte Zeit zu prüfen. Irgendwann ergibt sich für die Opfer sowieso die biologische Lösung.
Insofern sehe ich jetzt keinen Unterschied, zu dem was hier läuft.
Das hast Du falsch verstanden. Es werden auch dann Ermittlungen aufgenommen und Entschädigungen gezahlt, wenn weltlich nichts mehr zu machen ist.

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taddeo
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von taddeo »

Vir Probatus hat geschrieben:http://www.regensburg-digital.de/des-bi ... /16012015/
Nach der ARD-Dokumentation zur sexuellen Gewalt bei den Regensburger Domspatzen will das Bistum Regensburg einen Fall „neu aufrollen“. Bischofssprecher Clemens Neck spricht von „neuen Vorwürfen“, die bisher gegenüber dem Bistum nicht geäußert worden seien. Mit der Wahrheit hat das nur wenig zu tun. Die Schwester des Betroffenen sagt: „Es ist jetzt acht Jahre her, seit sich mein Bruder an das Bistum gewandt hat. Seitdem ist dort alles ganz genau bekannt und dokumentiert.“
Man prüft bis zur Verjährung oder noch darüber hinaus.
Ich warne dringend davor, "regensburg-digital" als auch nur halbwegs seriöse Quelle zu betrachten.
Gerade bei diesem Thema haben sich diese digitalen Schmierfinken als übelste antikirchliche Hetzer bewährt, die rücksichtlose Stimmungsmache betreiben, wenn es gegen das Bistum Regensburg geht. Das Bistum entlastende Argumente werden grundsätzlich ignoriert.

Vir Probatus
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Vir Probatus »

taddeo hat geschrieben:
Vir Probatus hat geschrieben:http://www.regensburg-digital.de/des-bi ... /16012015/
Nach der ARD-Dokumentation zur sexuellen Gewalt bei den Regensburger Domspatzen will das Bistum Regensburg einen Fall „neu aufrollen“. Bischofssprecher Clemens Neck spricht von „neuen Vorwürfen“, die bisher gegenüber dem Bistum nicht geäußert worden seien. Mit der Wahrheit hat das nur wenig zu tun. Die Schwester des Betroffenen sagt: „Es ist jetzt acht Jahre her, seit sich mein Bruder an das Bistum gewandt hat. Seitdem ist dort alles ganz genau bekannt und dokumentiert.“
Man prüft bis zur Verjährung oder noch darüber hinaus.
Ich warne dringend davor, "regensburg-digital" als auch nur halbwegs seriöse Quelle zu betrachten.
Gerade bei diesem Thema haben sich diese digitalen Schmierfinken als übelste antikirchliche Hetzer bewährt, die rücksichtlose Stimmungsmache betreiben, wenn es gegen das Bistum Regensburg geht. Das Bistum entlastende Argumente werden grundsätzlich ignoriert.
80 % des Volumens dort sind mittlerweile Kommentare, und die schreibt nicht die Redaktion. Ich finde sie in grossen Teilen lesenswert.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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overkott
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von overkott »

Die Opfer von Päderasten sollten entschädigt werden.

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Siard
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Siard »

overkott hat geschrieben:Die Opfer von Päderasten sollten entschädigt werden.
Noch mehr Neuigkeiten?

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overkott
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von overkott »

Siard hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Die Opfer von Päderasten sollten entschädigt werden.
Noch mehr Neuigkeiten?
Ja, in Regensburg gibt es noch Gesprächsbedarf.

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JosefBordat
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von JosefBordat »

Missbrauch. Ein Skandal in Deutschland: https://jobo72.wordpress.com/215/1/27 ... utschland/

JoBo
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HeGe
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von HeGe »

JosefBordat hat geschrieben:Missbrauch. Ein Skandal in Deutschland: https://jobo72.wordpress.com/215/1/27 ... utschland/

JoBo
:daumen-rauf:

Im Hinblick darauf, dass auch die Hexenverfolgung einzig und allein der katholischen Kirche angelastet wird, auch wenn historische Tatsachen dem von jeher entgegenstanden, bin ich aber nicht wirklich optimistisch, dass sich die Ansicht der Öffentlichkeit in Sachen Missbrauch nochmal ändern wird. Es ist halt bequemer, nur "die von der Kirche" zu beschimpfen, als die Täter auch in der eigenen Nachbarschaft zu suchen.
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Juergen
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Juergen »

Erzbistum Köln per Newsletter hat geschrieben:Erzbistum startet wissenschaftliches Projekt zu sexuellem Missbrauch und körperlicher Gewalt am „Collegium
Josephinum Bad Münstereifel“
Ehemalige können sich melden – Woelki bittet um Entschuldigung


Köln. Fünf ehe­ma­li­ge Schüler des Col­le­gi­um Jo­se­phinum in Bad Müns­te­rei­fel ha­ben sich seit 21 an das Erz­bis­tum Köln ge­wandt und als Op­fer se­xu­el­len Miss­brauchs und körper­li­cher Ge­walt ge­mel­det. Außer­dem be­rich­te­ten sie, dass es an dem ehe­ma­li­gen Erz­bischöfli­chen Kon­vikt, ei­nem 1997 auf­ge­ge­be­nen In­ter­nat für Jun­gen, ein Sys­tem des Macht­miss­brauchs und der Begüns­ti­gung, aber auch des Weg­schau­ens ge­ge­ben hat. Ak­ten­kun­dig sind Fälle seit den 195er Jah­ren.

„Ich ha­be großen Re­spekt vor dem Mut der Be­trof­fe­nen, ihr Leid öffent­lich zu ma­chen und da­mit auch an­de­re Be­trof­fe­ne zur Of­fen­le­gung zu er­mu­ti­gen“, sagt Erz­bi­schof Rai­ner Ma­ria Kar­di­nal Wo­el­ki. „Für sie be­deu­tet dies einen enor­men Kraftakt. Ich bit­te sie und al­le be­trof­fe­nen ehe­ma­li­gen Schüler des Kon­vikts um Ent­schul­di­gung für das, was ih­nen von kirch­li­chen Mit­ar­bei­tern an­ge­tan wur­de. Mit der Ermögli­chung ei­nes wis­sen­schaft­li­chen Pro­jekts über­nimmt das Erz­bis­tum Köln Ver­ant­wor­tung für die Ta­ten.“

Auf In­itia­ti­ve ehe­ma­li­ger Be­trof­fe­ner star­tet nun ein wis­sen­schaft­li­ches Pro­jekt zur Auf­ar­bei­tung se­xu­el­len Miss­brauchs und körper­li­cher Ge­walt am Col­le­gi­um Jo­se­phinum Bad Müns­te­rei­fel. Es soll ein Pro­jekt zur Auf­ar­bei­tung mit und für Be­trof­fe­ne sein, das sich an ih­rem Er­le­ben und ih­ren Bedürf­nis­sen ori­en­tiert. Obers­tes Ziel ist es, ehe­ma­li­gen Be­trof­fe­nen die Ge­le­gen­heit und einen geschütz­ten Raum zu bie­ten, ih­re Er­leb­nis­se und Er­fah­run­gen of­fen­zu­le­gen und möglichst Ent­las­tung, Hil­fe und Un­terstützung zu er­fah­ren. Ge­ge­be­nen­falls können aus den Er­fah­run­gen der Be­trof­fe­nen auch An­halts­punk­te für die Präven­ti­ons­ar­beit ent­wi­ckelt wer­den.

Prof. Dr. Wer­ner Be­cker ist als ehe­ma­li­ger In­ter­natsschüler Ver­tre­ter der Be­trof­fe­nen­in­ter­es­sen und Mit­i­ni­tia­tor des Pro­jekts: „In ei­nem streng ka­tho­lisch ge­prägten El­tern­haus wa­ren mir Leit­re­geln von Ethik und Mo­ral vor­ge­ge­ben: Oh­ne Wenn und Aber war ein Pries­ter der höchs­te Ver­tre­ter die­ses Welt­bil­des und da­mit ab­so­lut un­an­greif­bar. So­mit war auch klar, dass jed­we­de mögli­che Kri­tik an ei­nem Pries­ter völlig un­an­ge­bracht war und ein be­stra­fungswürdi­ges ‚De­likt‘ dar­stell­te. Aus die­ser Not des ‚Ver­schwei­gen müssen‘ er­gab sich für mich ein Ver­drängen der tie­fen see­li­schen Wun­den aus mei­nem Be­wusst­sein, und das über einen Zeit­raum von über 5 Jah­ren.“

Mit der wis­sen­schaft­li­chen Pro­jekt­lei­tung soll Prof. Dr. Clau­dia Bund­schuh vom Fach­be­reich So­zi­al­we­sen der Hoch­schu­le Nie­der­rhein in Mönchen­glad­bach be­auf­tragt wer­den. Sie verfügt über langjähri­ge Pra­xis- und For­schungs­er­fah­rung zum The­ma se­xu­el­ler Miss­brauch: „Mir ist es wich­tig, dass sich Be­trof­fe­ne im Pro­jekt gehört fühlen und wir ge­mein­sam We­ge su­chen, die ih­nen bei der Ver­ar­bei­tung ih­rer Er­fah­run­gen hilf­reich sind.“ Er­fah­run­gen und Er­geb­nis­se will Bund­schuh spätes­tens En­de 216 veröffent­li­chen. Ih­re Be­auf­tra­gung er­folg­te auf Emp­feh­lung des Ar­beits­sta­bes des Un­abhängi­gen Be­auf­trag­ten für Fra­gen des se­xu­el­len Kin­des­miss­brauchs, Jo­han­nes-Wil­helm Rörig. Fi­nan­ziert wird das wis­sen­schaft­li­che Pro­jekt, das be­reits un­ter dem in­zwi­schen eme­ri­tier­ten Kölner Erz­bi­schof Joa­chim Kar­di­nal Meis­ner be­gon­nen wur­de, vom Erz­bis­tum Köln.

Zur Qua­litäts­si­che­rung wird das Pro­jekt be­glei­tet von ei­nem Len­kungs­aus­schuss un­ter der Lei­tung der Jus­ti­tia­rin des Erz­bis­tums Köln, Dr. Da­nie­la Schra­der. Ne­ben Prof. Dr. Bund­schuh und Prof. Dr. Be­cker ar­bei­tet Prof. Dr. Arn­fried Bin­tig, eme­ri­tier­ter Pro­fes­sor für Kli­ni­sche und Rechts­psy­cho­lo­gie an der So­zi­al­wis­sen­schaft­li­chen Fa­kultät der Fach­hoch­schu­le Köln, im Len­kungs­aus­schuss mit. Er hat be­reits ein ähn­li­ches Pro­jekt zu Grenz­ver­let­zun­gen im Bon­ner „AKO-PRO-Se­mi­nar e.V.“ der Je­sui­ten ge­lei­tet. Sei­tens des Erz­bis­tums Köln ist außer­dem Kom­mu­ni­ka­ti­ons­di­rek­tor Tho­mas Jun­cker Mit­glied des Len­kungs­aus­schus­ses. Die ope­ra­ti­ve Pro­jekt­lei­tung hat die Rechts­anwältin und Me­dia­to­rin Dr. Bet­ti­na Jans­sen.

Um das Pro­jekt be­kannt zu ma­chen und An­lie­gen von Be­trof­fe­nen und Zeu­gen der zurück­lie­gen­den Ge­walt­ta­ten in Er­fah­rung zu brin­gen und zu be­spre­chen, sind ehe­ma­li­ge Schüler und Leh­rer des Col­le­gi­um Jo­se­phinum zu ei­ner Auf­takt­ver­an­stal­tung am Sams­tag, 28. März 215 ab 1.3 Uhr in die Ur­su­li­nen­schu­le, Machabäer­straße 47, 5668 Köln ein­ge­la­den.

Ers­te In­for­ma­tio­nen zu dem Pro­jekt sind on­li­ne un­ter http://www.pro-cj.de ab­ruf­bar. Ehe­ma­li­ge Schüler, die se­xu­el­len Miss­brauch oder körper­li­che Ge­walt am Col­le­gi­um Jo­se­phinum Bad Müns­te­rei­fel er­le­ben muss­ten oder Bei­träge zur Auf­klärung leis­ten möchten, können sich ab so­fort un­ter der E-Mail-Adres­se info@pro-cj.de mel­den. Ab Mit­te Fe­bru­ar sol­len auch te­le­fo­ni­sche An­sprech­per­so­nen auf der Ho­me­pa­ge be­kannt­ge­ge­ben wer­den.


Mit freundlichen Grüßen,

Erzbistum Köln | Generalvikariat
Stabsabteilung Kommunikation
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Marzellenstr. 32 | 5668 Köln

Postanschrift:
Erzbistum Köln | 566 Köln
Telefon 221 1642 1411
Telefax 221 1642 161

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Gruß Jürgen

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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von JosefBordat »

Was tun, wenn Priestern Missbrauch vorgeworfen wird? - https://jobo72.wordpress.com/215/2/3 ... m-vorwurf/

JoBo
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Vir Probatus »

http://www.swr.de/betrifft/betrifft-sue ... index.html

Hier reden drei hochbezahlte Herren eine komplette Stunde um den heissen Brei herum.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Niels »

Solange die Herrschaften hochbezahlt sind, gibt's keine Probleme...

http://www.youtube.com/watch?v=qIf9hTBvxk8

:zirkusdirektor:

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overkott
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von overkott »

Also, in der Kirche gibt es keinen Missbrauch, nur ein Theoriedefizit. Bei einer Tätertheologie ist der Missbrauch nicht weit.

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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von HeGe »

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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von HeGe »

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Vir Probatus
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Vir Probatus »

Das Bistum Regensburg bietet Schmerzensgeld an: Nicht für sexuellen Missbrauch, sondern für Körperverletzung:

http://www.regensburg-digital.de/das-bi ... /#comments

http://www.br.de/nachrichten/oberpfalz/ ... d-100.html

Interessant in dem Zusammenhang ist auch das Auftauchen des Namens eines neuen Rechtsanwalts. Der Herr aus dem Dokumentarfilm wird nicht mehr erwähnt.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von overkott »

Man darf den geistigen Missbrauch nicht vergessen.

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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Vir Probatus »

overkott hat geschrieben:Man darf den geistigen Missbrauch nicht vergessen.
Klar, den gibt es ja häufig: meistens Sonntags und nach dem Evangelium.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Fragesteller »

Vir Probatus hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Man darf den geistigen Missbrauch nicht vergessen.
Klar, den gibt es ja häufig: meistens Sonntags und nach dem Evangelium.
:D :D :D Hier auch manchmal. :)

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Siard
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Siard »

Fragesteller hat geschrieben: :D :D :D Hier auch manchmal. :)
Nicht nur da. ;D :D :kugel:

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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Siard »

Auf Tagesschau 24 wurde das Thema gerade sendertypisch bearbeitet. Der Mißbrauch wird als zwangsläufige Folge des Zölibats dargestellt, nicht: ›es kann dazu kommen‹, sondern: ›es kommt dazu‹.
Damit wird der Sache der Aufarbeitung wohl ein Bärendienst erwiesen.

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Amanda
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Amanda »

Siard hat geschrieben:Auf Tagesschau 24 wurde das Thema gerade sendertypisch bearbeitet. Der Mißbrauch wird als zwangsläufige Folge des Zölibats dargestellt, nicht: ›es kann dazu kommen‹, sondern: ›es kommt dazu‹.
Damit wird der Sache der Aufarbeitung wohl ein Bärendienst erwiesen.
So was finde ich zum :kotz: ...
"Die Kirche scheint immer der Zeit hinterher zu sein,
obwohl sie doch in Wirklichkeit jenseits der Zeit ist;
sie wartet, bis der letzte Tick seinen letzten Sommer gehabt hat."
Gilbert Keith Chesterton

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Siard
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Re: Mißbrauchsanschuldigungen II

Beitrag von Siard »

Morgen strahlen die dazu wohl eine "Dokumentation" aus.

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