Jean-Louis hat geschrieben:"Die haben es mit der Kindergartenmethode ("tu dies, laß das, nimm die Finger da weg ...") probiert, ohne tatsächlich meßbaren Erfolg damit zu haben." (taddeo)
Geht es nicht auch ein bisschen weniger arrogant und besserwisserisch? Johannes Paul und Benedikt waren Päpste von Format, die sich von niemandem "Kindergartenmethoden" vorwerfen lassen müssen. Es dürfte auch bekannt sein, dass Wiederholung ein adäquates pädagogisches Mittel ist. Jedenfalls besser als die aggressive Wortwahl, derer sich Franziskus manchmal bedient, um Katholiken, die nicht sein sein Konzept passen, zu diskreditieren. Die Franziskus-Methode wird leider so interpretiert, als dass manches, von dem man die Finger lassen sollte, dann doch nicht so schlimm ist, weil es in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit vom Papst relativiert wurde. Und es wird munter weiter gesündigt, und es werden immer weitere Tabus gebrochen, weil ja nichts schlimmer ist als Stillstand. Und das sollen dann messbare Erfolge sein?
Das mit der "Kindergartenmethode" war durchaus nicht abwertend gemeint, ich schätze sowohl Benedikt als auch JPII sehr.
Es war halt die noch immer überkommene Methode, das Gottesvolk anzusprechen, in dem traditionellen Bewußtsein, mit klaren Ansagen die meisten Leute zu erreichen. Leider funktioniert das nicht (mehr), wie die Zahl derer zeigt, die sich um päpstliche Aussagen überhaupt noch was scheren.
Franziskus nun sagt ja keineswegs, "das ist alles nicht so schlimm", wie es vielerorts interpretiert wird! Im Gegenteil, er schärft ausdrücklich die Lehre der Kirche ein. Aber, wie oben bereits angeklungen, das ist nicht die einzige oder primäre Aufgabe des Papstes! Das wäre vielmehr die ureigenste Aufgabe der Bischöfe und ihrer Priester. Der Papst muß der Garant der Einheit unter all den vielen Mentalitäten sein und dort eingreifen, wo diese Einheit in Gefahr ist. Aber für die "Basics" ist er nicht vordringlich zuständig.
Freilich, wenigstens hierzulande haben sich seit 50 Jahren die meisten Bischöfe vor diesem undankbaren Job gedrückt. Sie haben dem Volk das gesagt, was leidlich unverbindlich ist, was keinem wirklich wehtut, fromme Sprüche zuhauf, "pastorales Gesülze". Die unangenehmen Glaubens- und Sittenlehren (Beispiele kennt jeder, der einen Blick in die Tageszeitung wirft) hat man dem bösen Mann in Rom überlassen, der hat eh so einen schlechten Ruf, daß es auch schon wurscht war, ob er noch schlechter wird. Diese "Arbeitsteilung" ist aber nun nicht unbedingt die Zielvorstellung von "Kollegialität", und Papst Franziskus macht nichts weniger, als auch hier die Koordinaten zurechtzurücken. Wen er vor allem fordert mit seiner Amtsführung, das sind die Bischöfe. Die meisten haben es wohl nur noch nicht begriffen.
Nachtrag @ ad_hoc:
Du hast recht, ich bemühe mich tatsächlich darum, Papst Franziskus zu verstehen - aber keineswegs "verzweifelt" oder "auf Teufel komm raus". Sein Verhalten leuchtet mir vielmehr zunehmend ein (mal abgesehen von seinem Zelebrationsstil), und er trifft damit m. E. schon die wunden Punkte, an denen es heutzutage massiv hapert. Allerdings werden ihm auf längere Frist die Bischöfe und Gläubigen genausowenig folgen wie seinen Vorgängern, weil er dieselben oder noch höhere Ansprüche stellt - und das ist einfach lästig. Ein Wellness-Papst ist er jedenfalls sicher nicht.