Ministranten

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taddeo
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Re: Kuriositäten

Beitrag von taddeo »

Seraphina hat geschrieben:Bei uns gibts außer den Ministranten auch keine Jugendgruppen. Ich kenne genug Jugendliche, die deshalb nicht mehr kommen.

In einer Gemeinde unserer Pfarrei kenne ich den Oberministranten: ein siebzehnjähriger Junge aus dem Jahrgang unter mir. Der muss sich ganz alleine um die Ministranten seiner Gemeinde kümmern. Auch um deren Ausbildung. Theoretisch steht noch irgendwer über ihm, entweder unser Kaplan oder unser Pastoralreferent, weiß ich jetzt gerade nicht so genau. Die sind beide vollkommen überfordert, weil unsere Pfarrei einfach viel zu groß ist. Würde er sich nicht um alles alleine kümmern, würde gar nichts mehr laufen. Wenn er mal nicht da ist, sieht man das.
In unserer Pfarrkirche (meine Gemeinde) scheint es zur Zeit nichtmal einen Oberministranten zu geben. Ansonsten ist bei uns unser Kaplan für die Ministranten zuständig. Der ist aber fast nie bei uns in der Kirche. Da ist fast nur unser Pfarrer (erst recht überfordert) und ein Ruheständler. Organisation gibt es da nicht.
Was Du da beschreibst, ist ein sicheres Zeichen dafür, daß hier nicht nur die Geistlichen überfordert sind, sondern auch die Pfarrgemeinderäte. Es wäre unter anderem auch deren Aufgabe, geeignete Laien für die Ministrantenarbeit zu suchen, anzusprechen und dem Pfarrer vorzuschlagen. Da schreit alle Welt, wie die pöse Kirche doch die armen Laien unterjocht - und wenn man sie dann mal braucht, ist keiner da von den Schlaffis.

Ivo Matthäus
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Re: Kuriositäten

Beitrag von Ivo Matthäus »

taddeo hat geschrieben: Was Du da beschreibst, ist ein sicheres Zeichen dafür, daß hier nicht nur die Geistlichen überfordert sind, sondern auch die Pfarrgemeinderäte. Es wäre unter anderem auch deren Aufgabe, geeignete Laien für die Ministrantenarbeit zu suchen, anzusprechen und dem Pfarrer vorzuschlagen. Da schreit alle Welt, wie die pöse Kirche doch die armen Laien unterjocht - und wenn man sie dann mal braucht, ist keiner da von den Schlaffis.
Da hast Du nicht unrecht, wenn man die Verantwortung der Laien anmahnt, jedoch sind Fragen der Liturgie eigentlich Fragestellungen aus dem Kernbereich der priesterlichen Aufgaben, so dass ein Geistlicher zumindestens da ein Auge auf dem Bereich haben muss, wenn er aus Zeitmangel die Ausbildung nicht selbst leiten kann. Nichtstun, wie es Seraphina beschreibt, ist ein Armutszeugnis für einen Priester, das dann im Gemeindegottesdienst Tag für Tag neu ausgestellt wird.

I. M.
Ich schenke Euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in Euch. Ich nehme das Herz von Stein aus Eurer Brust und gebe Euch ein Herz von Fleisch. Ich lege meinen Geist auf Euch und bewirke, dass .. Ihr auf meine Gebote achtet und sie erfüllt. (Ez 36)

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taddeo
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Re: Kuriositäten

Beitrag von taddeo »

Ivo Matthäus hat geschrieben:... jedoch sind Fragen der Liturgie eigentlich Fragestellungen aus dem Kernbereich der priesterlichen Aufgaben, so dass ein Geistlicher zumindestens da ein Auge auf dem Bereich haben muss, wenn er aus Zeitmangel die Ausbildung nicht selbst leiten kann.
Richtig. Deshalb schrub ich ja oben, der PGR solle dem Pfarrer geeignete Leute vorschlagen - also gewissermaßen das "Casting" übernehmen. Und außerdem gibt es auch in der Kirche das Prinzip der Subsidiarität: Wenn der/die Priester mit ihren Aufgaben nicht um die Runden kommen, sollten die Laien ihnen helfen, wo das erlaubt und nützlich ist. Und Ministrantenarbeit ist durchaus ein Aufgabenfeld für entsprechend qualifizierte Laien - natürlich immer in enger Absprache mit dem Pfarrer.
(Schon in meiner eigenen Ministrantenzeit vor 35 Jahren waren es zwei Oberministranten, die den größten Teil der ganzen Ministrantenarbeit machten, und heute macht es meine Frau als Pfarrgemeinderätin mit mir zusammen. Die Pfarrer waren damals wie heute heilfroh, das nicht auch noch selber machen zu müssen.)

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Maurus
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Re: Kuriositäten

Beitrag von Maurus »

Seraphina hat geschrieben:Bei uns gibts außer den Ministranten auch keine Jugendgruppen. Ich kenne genug Jugendliche, die deshalb nicht mehr kommen.

In einer Gemeinde unserer Pfarrei kenne ich den Oberministranten: ein siebzehnjähriger Junge aus dem Jahrgang unter mir. Der muss sich ganz alleine um die Ministranten seiner Gemeinde kümmern. Auch um deren Ausbildung. Theoretisch steht noch irgendwer über ihm, entweder unser Kaplan oder unser Pastoralreferent, weiß ich jetzt gerade nicht so genau. Die sind beide vollkommen überfordert, weil unsere Pfarrei einfach viel zu groß ist.
Na, das ist ja bald kein Problem mehr, wenn man keine Pfarrjugend hat.

Ivo Matthäus
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Re: Kuriositäten

Beitrag von Ivo Matthäus »

taddeo hat geschrieben: (..) Und außerdem gibt es auch in der Kirche das Prinzip der Subsidiarität: Wenn der/die Priester mit ihren Aufgaben nicht um die Runden kommen, sollten die Laien ihnen helfen, wo das erlaubt und nützlich ist. Und Ministrantenarbeit ist durchaus ein Aufgabenfeld für entsprechend qualifizierte Laien - natürlich immer in enger Absprache mit dem Pfarrer.
(Schon in meiner eigenen Ministrantenzeit vor 35 Jahren waren es zwei Oberministranten, die den größten Teil der ganzen Ministrantenarbeit machten, und heute macht es meine Frau als Pfarrgemeinderätin mit mir zusammen. Die Pfarrer waren damals wie heute heilfroh, das nicht auch noch selber machen zu müssen.)
Die Einbindung von Laien halte ich für richtig, gerade in diesen Zeiten mit den neu entstehenden Pastoralen Räumen (= Großpfarrei), aber man sollte auch die geistliche Dimension des Ministrantendienstes nicht unter den Tisch fallen lassen, gerade da müssen die Priester und Diakone eigentlich ran, das ist "Kerngeschäft" (klingt blöd, trifft aber den Punkt).

Mit besten Grüßen nach Passau

I. M.
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Florianklaus
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Ministranten

Beitrag von Florianklaus »

Ich muß mal meinen Frust über die Ministranten in unserer Pfarrei loswerden. Es sind zwar fast 100 Jungen und Mädchen, aber die meisten kommen nur dann zur Messe, wenn sie zum Dienen eingeteilt sind, also nur alle sechs Wochen. Entsprechend ist auch der Ausbildungsstand. Alle stehen mit gefalteteten, aber herunterhängenden Händen da, stimmen Schuhwerk (diesen Sonntag: Flipflops) und Unterbekleidung nicht auf das Tragen der Talare ab, verpassen häufig ihren Einsatz, keiner kann das Meßbuch richtig halten, sie laufen kreuz und quer und diagonal im Altarraum herum, sie stellen die Kerzem asymetrisch ab und auf den Sedilien hängen die meisten wie nasse Säcke.

Wie sind denn Eure Erfahrungen?

San Marco
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Re: Ministranten

Beitrag von San Marco »

Mich hat durchgängig dieser Turnschuh-Look gewundert. Finde ich störend.

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Protasius
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Re: Ministranten

Beitrag von Protasius »

San Marco hat geschrieben:Mich hat durchgängig dieser Turnschuh-Look gewundert. Finde ich störend.
Das kann dir auch bei Ministranten passieren, die jede Woche in einer tridentinischen Werktagsmesse dienen. Da ich auch schon Priestern in Sandalen ohne Socken ministriert habe, bin ich da wohl etwas abgestumpft.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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cantus planus
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Re: Ministranten

Beitrag von cantus planus »

Man stelle sich vor, er hätte zu allem Überfluss die Sandalen auch noch mit Socken getragen... :|
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taddeo
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Re: Ministranten

Beitrag von taddeo »

Florianklaus hat geschrieben:Ich muß mal meinen Frust über die Ministranten in unserer Pfarrei loswerden. Es sind zwar fast 100 Jungen und Mädchen, aber die meisten kommen nur dann zur Messe, wenn sie zum Dienen eingeteilt sind, also nur alle sechs Wochen. Entsprechend ist auch der Ausbildungsstand. Alle stehen mit gefalteteten, aber herunterhängenden Händen da, stimmen Schuhwerk (diesen Sonntag: Flipflops) und Unterbekleidung nicht auf das Tragen der Talare ab, verpassen häufig ihren Einsatz, keiner kann das Meßbuch richtig halten, sie laufen kreuz und quer und diagonal im Altarraum herum, sie stellen die Kerzem asymetrisch ab und auf den Sedilien hängen die meisten wie nasse Säcke.

Wie sind denn Eure Erfahrungen?
Kleidung ist bei jungen Leuten generell (und schon immer, auch vor 30 Jahren) ein Problem, ich seh das an meinen eigenen Kindern.
Meine Erfahrung ist, daß die meisten jungen Leute überhaupt nichts im Kleiderschrank haben, was unsereiner als anständiges Darunter beim Ministrieren bezeichnen würde. Ordentliche lange Hosen und normale Halbschuhe gehören einfach nicht zum Repertoire eines handelsüblichen Teenies.
Die anderen Dinge sind natürlich ein Manko der Ausbildung und der mangelnden Übung. Aber auch da ist es sehr mühsam, den heute einfach allgegenwärtigen Schlendrian in den Umgangsformen auszutreiben, das seh ich bei unseren eigenen Minis, die ich mit meiner Frau betreue. Und dabei haben wir nur 12 Ministranten, die daher fast jede Woche mindestens einmal dran und entsprechend in Übung sind.

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Kai
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Re: Ministranten

Beitrag von Kai »

Protasius hat geschrieben:Da ich auch schon Priestern in Sandalen ohne Socken ministriert habe, bin ich da wohl etwas abgestumpft.
cantus planus hat geschrieben:Man stelle sich vor, er hätte zu allem Überfluss die Sandalen auch noch mit Socken getragen... :|
Oder die Socken ohne Sandalen. :)
"We have feminized the Church so much that it is not attractive to men."
(Eric Sammons)

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Florianklaus
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Re: Ministranten

Beitrag von Florianklaus »

taddeo hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Ich muß mal meinen Frust über die Ministranten in unserer Pfarrei loswerden. Es sind zwar fast 100 Jungen und Mädchen, aber die meisten kommen nur dann zur Messe, wenn sie zum Dienen eingeteilt sind, also nur alle sechs Wochen. Entsprechend ist auch der Ausbildungsstand. Alle stehen mit gefalteteten, aber herunterhängenden Händen da, stimmen Schuhwerk (diesen Sonntag: Flipflops) und Unterbekleidung nicht auf das Tragen der Talare ab, verpassen häufig ihren Einsatz, keiner kann das Meßbuch richtig halten, sie laufen kreuz und quer und diagonal im Altarraum herum, sie stellen die Kerzem asymetrisch ab und auf den Sedilien hängen die meisten wie nasse Säcke.

Wie sind denn Eure Erfahrungen?
Kleidung ist bei jungen Leuten generell (und schon immer, auch vor 30 Jahren) ein Problem, ich seh das an meinen eigenen Kindern.
Meine Erfahrung ist, daß die meisten jungen Leute überhaupt nichts im Kleiderschrank haben, was unsereiner als anständiges Darunter beim Ministrieren bezeichnen würde. Ordentliche lange Hosen und normale Halbschuhe gehören einfach nicht zum Repertoire eines handelsüblichen Teenies.
Die anderen Dinge sind natürlich ein Manko der Ausbildung und der mangelnden Übung. Aber auch da ist es sehr mühsam, den heute einfach allgegenwärtigen Schlendrian in den Umgangsformen auszutreiben, das seh ich bei unseren eigenen Minis, die ich mit meiner Frau betreue. Und dabei haben wir nur 12 Ministranten, die daher fast jede Woche mindestens einmal dran und entsprechend in Übung sind.
Erzähl doch mal, wie alt die Ministranten sind und wir die Betreuung und Ausbildung abläuft. Ministrierst Du selber auch als Zeremoniar mit?

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taddeo
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Re: Ministranten

Beitrag von taddeo »

Florianklaus hat geschrieben:Erzähl doch mal, wie alt die Ministranten sind und wir die Betreuung und Ausbildung abläuft. Ministrierst Du selber auch als Zeremoniar mit?
Ich ministriere selber nicht mit.

Unsere Minis sind zwischen ca. 8 und 16 Jahren alt, der Pfarrer sucht jeden einzelnen in der Grundschule aus, den er als Mini haben will. Dabei nimmt er nur Kinder, deren Eltern einigermaßen kirchlich sozialisiert sind, also v. a. regelmäßig in die Kirche gehen. "Eigenbewerbung" ist bei uns daher kaum üblich. Oft fangen die Kinder schon ein Jahr vor der Erstkommunion an, aufhören tun sie meistens, wenn sie in die Berufsausbildung kommen.

Ausbildung - naja, bis vor ein paar Jahren herrschte in unserer Pfarrei das Prinzip "learning by doing". Als meine Frau in den Pfarrgemeinderat gewählt wurde, hat sie beschlossen, die Ministrantenarbeit zu übernehmen. Zusammen haben wir dann damit begonnen, erstmals überhaupt systematisch die Grundbegriffe zu "exerzieren", also wie man steht, sitzt, und vor allem geht. Die Ordnung funktioniert inzwischen ganz passabel, wir orientieren uns dabei v. a. an den entsprechenden Rubriken im Meßbuch und im deutschen Pontifikale, soweit sie auf unsere Pfarrei anwendbar sind. Ministunden machen wir nicht oft, aber regelmäßig vor Feiertagen. Grad weil wir nicht viele Minis haben und ein paar davon oft auch noch anderweitig benötigt werden (kirchliche Bläsergruppe, Kirchenchor), müssen wir jedesmal wieder schauen, wie die Aufstellung im Einzelfall sein muß, damit alles hinhaut.

Es könnte sicher vieles noch akkurater laufen, aber da braucht man auch den entsprechenden Zelebranten dazu, da ist unser Pfarrer vielleicht ein bißchen zu leger. Aber immerhin haben wir mittlerweile schon mehrmals Lob von höchster Stelle (Bischof, Dekan, aushelfende Geistliche) für unsere Minis bekommen, weil sie so ordentlich daherkommen und alles so würdevoll ausschaut. (Mag sein, daß das nur ein Anzeichen dafür ist, wie groß der Saustall andernorts ist.)

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lifestylekatholik
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Re: Ministranten

Beitrag von lifestylekatholik »

Danke dafür, auch an deine Frau. :ja:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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taddeo
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Re: Ministranten

Beitrag von taddeo »

lifestylekatholik hat geschrieben:Danke dafür, auch an deine Frau. :ja:
Dankeschön - man tut halt, was man kann. Ut desint vires, tamen est laudanda voluntas ...

Was ich noch vergessen habe zu erwähnen: Es tut den Minis ausgesprochen gut, wenn sie überhaupt mal das Gefühl vermittelt bekommen "da kümmert sich einer um uns". Bei unseren kleinen, bescheidenen Verhältnissen sind wir mittlerweile wie eine große Familie, wo Mama und Papa mit 12 Kindern was unternehmen - eine Radtour an der Donau, einen eigenen Stand am Pfarrfest mit Pfannkuchenverkauf, gemeinsame Teilnahme am Jahresausflug der Pfarreimitarbeiter, nächstes Jahr vielleicht mal einen eigenen Miniausflug in ein kirchliches Jugendhaus mit Übernachtung. Wenn einen dann die Rabauken auf der Straße sehen und schon von der Weite grüßen, ist das ein schöner Lohn.

michaelis
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Re: Kuriositäten

Beitrag von michaelis »

Seraphina hat geschrieben:In einer Gemeinde unserer Pfarrei kenne ich den Oberministranten: ein siebzehnjähriger Junge aus dem Jahrgang unter mir. Der muss sich ganz alleine um die Ministranten seiner Gemeinde kümmern. Auch um deren Ausbildung.
In diesen Fällen sollte man dem Kirchenvorstand (inklusive Pfarrer) mal dezent darauf hinweisen, daß sie unmittelbar die Aufsichtspflicht in den Messdienerstunden haben, da ein Minderjähriger diese nur mit schriftlicher Zustimmung seiner Eltern übernehmen kann, die diese aber wohl tunlichst verweigern werden.
Vielleicht schauen die Damen und Herren dann ja mal etwas genauer hin.

michaelis
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Re: Ministranten

Beitrag von michaelis »

Ach ja: Und außerdem sind die Ministranten ja auch noch "Beschäftigte" im Sinne des Arbeitsschutzes.

Und hier steht der Kirchenvorstand gleichfalls in der Pflicht, geeignete Personen auszuwählen und diese dann ausreichend zu unterweisen.

Wenn also eine neunjährige alleine und offensichtlich ohne ausreichende Ausbildung (eventuell auch noch mit brennenden Kerzen) ministriert, dürfte es bei einem Unfall einen erheblichen Klärungsbedarf geben. Und zwar ggf. sogar vor dem Staatsanwalt!


Falls ich etwas zu heftig bin: Sorry, aber solche Aktionen regen mich einfach nur auf.
Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand sind nicht nur dafür da, den Terminkalender des Pfarrers mit zusätzlichen Sitzungen zu füllen, sondern sie haben wichtige Aufgaben, die sie erst mal als "Pflicht" erfüllen sollten, bevor sie sich der "Kür" zuwenden.

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taddeo
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Re: Ministranten

Beitrag von taddeo »

Ich bin mir allerdings keineswegs sicher, ob Deine Anmerkungen tatsächlich sachlich zutreffend sind. :hmm:
Gibt es denn irgendwo einen juristisch belastbaren Anhaltspunkt, der Deine Ansichten stützt?

michaelis
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Re: Ministranten

Beitrag von michaelis »

Ich muß mich nur in sofern korrigieren, als Ehrenamtlich Tätige nicht als "Beschäftigte" im Sinne des Arbeitsschutzgesetzes sondern als "Versicherte" im Sinne des SGB VII gelten. Die Rechtsfolgen sind aber nahezu identisch.

Zur Eigenschaft als "Versicherte":
Ordinariat Freiburg hat geschrieben:(1) Kraft Gesetzes sind versichert: ...
10. Personen, die ...
b) für öffentlich-rechtliche Religionsgemeinschaften und deren Einrichtungen oder für
privatrechtliche Organisationen im Auftrag oder mit ausdrücklicher Einwilligung, in
besonderen Fällen mit schriftlicher Genehmigung von öffentlich-rechtlichen
Religionsgemeinschaften ehrenamtlich tätig sind oder an Ausbildungsveranstaltungen
für diese Tätigkeit teilnehmen.
Siehe auch www.arbeitsschutz-kath-kirche.de und www.vbg.de

Daraus ergeben sich u.A. Verpflichtungen gem. VBG A1, insbesondere nach §4 (Unterweisung) und §7 (Befähigung für Tätigkeiten).
Dabei gilt: Der "Arbeitgeber" ist in diesem Fall der Kirchenvorstand, da er die Pfarrgemeinde rechtlich vertritt.

Zur Aufsichtspflicht:
Die Eltern schicken ihr Kind zur Meßdienerstunde der Pfarrgemeinde. Diese wird rechtlich durch den Kirchenvorstand vertreten. Somit haben die Mitglieder des Kirchenvorstandes die Aufsicht über die Kinder wahrzunehmen oder eine Dritte (volljährige) Person damit zu betrauen.

Hinsichtlich der Tatsche, daß Minderjährige keine Aufsichtspflicht übertragen bekommen können:
Jungendschutzgesetz hat geschrieben:§ 1 Begriffsbestimmungen
(1) Im Sinne dieses Gesetzes
(...) 4. ist erziehungsbeauftragte Person, jede Person über 18 Jahren, soweit sie auf Dauer oder zeitweise aufgrund einer Vereinbarung mit der personensorgeberechtigten Person Erziehungsaufgaben wahrnimmt oder soweit sie ein Kind oder eine jugendliche Person im Rahmen der Ausbildung oder der Jugendhilfe betreut.

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Seraphina
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Re: Ministranten

Beitrag von Seraphina »

Ob er da mit den Kindern alleine ist, weiß ich nicht. Vermutlich nicht. Ab und an wird da sicher unser Pastoralreferent dabei sein, ansonsten wahrscheinlich die Küsterin oder irgendwelche Eltern oder sonst wer. Demnächst wahrscheinlich keiner mehr, denn bald ist er volljährig. Tut aber nix zur Sache, Fakt ist, er bildet die kleinen Minis nahezu alleine aus. Und wenn er nicht da ist und die kleinen nicht perfekt ministrieren, macht er sich Vorwürfe deshalb...

Die kleine neunjährige hatte wahrscheinlich keine Kerzen in den Händen, da sie ja alleine ministriert hat.
Florianklaus hat geschrieben:...keiner kann das Meßbuch richtig halten...
Eure Ministranten halten das Messbuch? Da sind sie weiter als unsere. Als bei uns Ostern zwei Kinder getauft wurden, hatte unser Pfarrer ein Mikrofon (er stand ja nicht am Altar oder so, also brauchte er natürlich ein extra Mikrofon), das Gefäß für das Wasser (wie heißt das? Mir fälts gerade nicht ein) und ein Buch (wahrscheinlich ja nicht das Messbuch, aber sowas ähnliches) und einige Zettel in den Händen. Meint ihr einer der Ministranten wäre auf die Idee gekommen, irgendwas für den Pfarrer zu halten? Nö, natürlich nicht. Dem wäre fast der ganze Kram runtergefallen und die Ministranten stehen "dekorativ" (ne, nichtmal das haben sie geschafft) daneben und ziehen ne Fresse, weil die Messe so "lange" dauert.
Si Deus nobiscum, quis contra nos?

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Re: Ministranten

Beitrag von cantus planus »

Ich habe einmal in einer... äh... etwas moderneren Gemeinde gehört, Ministranten, die das Buch hielten, seien eine moderne Form der Sklaverei... :pfeif:


:D
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taddeo
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Re: Ministranten

Beitrag von taddeo »

cantus planus hat geschrieben:Ich habe einmal in einer... äh... etwas moderneren Gemeinde gehört, Ministranten, die das Buch hielten, seien eine moderne Form der Sklaverei... :pfeif:


:D
Bei uns ist der "Biachlmo" (der auch weiblich sein kann) einer der normalen Jobs. Sein Platz ist immer der neben dem Pfarrer, damit er bei Tagesgebet und Schlußoration das Meßbuch halten kann (und dem Pfarrer die Brille nachtragen, wenn er sie für das Evangelium vergessen hat ... :pfeif: und alle sonstigen Handlangerdienste erledigen, die dem Pfarrer während der Messe so einfallen).

iustus
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Re: Ministranten

Beitrag von iustus »

michaelis hat geschrieben: Zur Aufsichtspflicht:
Die Eltern schicken ihr Kind zur Meßdienerstunde der Pfarrgemeinde. Diese wird rechtlich durch den Kirchenvorstand vertreten. Somit haben die Mitglieder des Kirchenvorstandes die Aufsicht über die Kinder wahrzunehmen oder eine Dritte (volljährige) Person damit zu betrauen.
Aus welchen Vorschriften/Urteilen ergibt sich das denn?
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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Re: Ministranten

Beitrag von cantus planus »

michaelis hat geschrieben:Ach ja: Und außerdem sind die Ministranten ja auch noch "Beschäftigte" im Sinne des Arbeitsschutzes.
Das ist mir neu. :hae?:
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iustus
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Re: Ministranten

Beitrag von iustus »

Das hat Michaelis oben ja auch schon korrigiert:
michaelis hat geschrieben:Ich muß mich nur in sofern korrigieren, als Ehrenamtlich Tätige nicht als "Beschäftigte" im Sinne des Arbeitsschutzgesetzes sondern als "Versicherte" im Sinne des SGB VII gelten. Die Rechtsfolgen sind aber nahezu identisch.

Zur Eigenschaft als "Versicherte":
Ordinariat Freiburg hat geschrieben:(1) Kraft Gesetzes sind versichert: ...
10. Personen, die ...
b) für öffentlich-rechtliche Religionsgemeinschaften und deren Einrichtungen oder für
privatrechtliche Organisationen im Auftrag oder mit ausdrücklicher Einwilligung, in
besonderen Fällen mit schriftlicher Genehmigung von öffentlich-rechtlichen
Religionsgemeinschaften ehrenamtlich tätig sind oder an Ausbildungsveranstaltungen
für diese Tätigkeit teilnehmen.
Freilich zitiert das Ordinariat Freiburg hier nur das SGB VII.
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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Re: Ministranten

Beitrag von cantus planus »

iustus hat geschrieben:Das hat Michaelis oben ja auch schon korrigiert
Padonk! So weit war ich mit dem Lesen noch nicht. :tuete:
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Re: Ministranten

Beitrag von Seraphina »

Mal so eine ganz theoretische Frage, die ich mir schon länger stelle. (keine Ahnung, wie ich drauf gekommen bin :D) Eigentlich wollte ich sie in die kurzen Fragen stellen, aber da wir hier ein eigenes Thema zu Ministranten haben, hab ich mir gedacht, kann ich auch hier fragen.

Mal von der Frage nach der persönlichen Wertung und dem allgemeinen Sinn weiblicher Ministranten, die wir hier nicht zum wiederholten Male ausdiskutieren müssen, frage ich mich schon länger, ob Mädchen bei der tridentinischen Messe theoretisch ministrieren dürften, wenn sie nicht von der FSSP, FSSPX oder so ähnlich, sondern zum Beispiel durch einen normalen Gemeindepriester zelebriert würde?
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Gamaliel
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Re: Ministranten

Beitrag von Gamaliel »

Seraphina hat geschrieben:Mal von der Frage nach der persönlichen Wertung und dem allgemeinen Sinn weiblicher Ministranten, die wir hier nicht zum wiederholten Male ausdiskutieren müssen, frage ich mich schon länger, ob Mädchen bei der tridentinischen Messe theoretisch ministrieren dürften, wenn sie nicht von der FSSP, FSSPX oder so ähnlich, sondern zum Beispiel durch einen normalen Gemeindepriester zelebriert würde?
=> http://www.kath.net/detail.php?id=31748

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Seraphina
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Re: Ministranten

Beitrag von Seraphina »

Gamaliel hat geschrieben:
Seraphina hat geschrieben:Mal von der Frage nach der persönlichen Wertung und dem allgemeinen Sinn weiblicher Ministranten, die wir hier nicht zum wiederholten Male ausdiskutieren müssen, frage ich mich schon länger, ob Mädchen bei der tridentinischen Messe theoretisch ministrieren dürften, wenn sie nicht von der FSSP, FSSPX oder so ähnlich, sondern zum Beispiel durch einen normalen Gemeindepriester zelebriert würde?
=> http://www.kath.net/detail.php?id=31748
Danke :)
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Cornetto
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Re: Ministranten

Beitrag von Cornetto »

Ich bin mit dem tridentinischen Ritus großgeworden und habe auch lange ministriert: Da war noch einiges zu tun am Altar. angefangen damit, dass man gegebenenfalls das Birett versorgen musste und die Responsorien des Staffelgebetes (in Latein!) sprechen, das Messbuch samt Pult umtragen (wer von Euch jüngeren weiß noch, welches die Epistel- und Evangelienseite des Altares ist?) - und es war eine Ehre, bei Segungsritualen das Buch zu halten (der Buchrücken wurde auf die Stirn gestützt, solange wir nicht zu groß waren). Mädchen hatten dabei nichts zu suchen; da es ein Franziskanerkloster war, wären sie noch nicht einmal durch die Klausur gekommen. Und wir fühlten uns aufgehoben unter der Geistlichkeit, angefangen damit, sich seinen Beichtvater aussuchen zu können bis zu Hilfestellungen zum Latein- und Griechischunterricht. Allerdings - es waren auch Ausnahmezeiten vor 1944... .

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Seraphina
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Re: Ministranten

Beitrag von Seraphina »

Du brauchst uns jüngere hier im Forum gar nicht zu fragen, ob wir wissen, was die Evangelienseite ist. Natürlich wissen wir das. Aber auch nur, weil fast alle Katholiken hier im Kreuzgang oft/immer zur tridentinischen Messe gehen. Andere Jugendliche wissen das natürlich nicht.

Im übrigen muss ich mal deine Vorstellung von früher zerstören. Es ist auch früher schon vorgekommen, dass entgegen aller Bestimmungen Mädchen ministriert haben. Die Regel war das aber selbstverständlich nicht.
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lifestylekatholik
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Re: Ministranten

Beitrag von lifestylekatholik »

Seraphina hat geschrieben:Im übrigen muss ich mal deine Vorstellung von früher zerstören. Es ist auch früher schon vorgekommen, dass entgegen aller Bestimmungen Mädchen ministriert haben. Die Regel war das aber selbstverständlich nicht.
Vielleicht meint Cornetto mit »früher« eine andere Zeit als du. Er schrieb ja von der Zeit vor 1944. Damals wird es, denke ich, in der Tat nicht vorgekommen sein, dass Mädchen ministrierten.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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