Kurze Fragen - kurze Antworten IV

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Juergen
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Juergen »

Niels hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Wenn ich ehrlich bin, kenn ich doppelte Kniebeugen nur aus Italien - und von einigen ganz wenigen Leuten hierzulande, die sonst auch ihre Frömmigkeit gerne zur Schau stellen.
Ich kenne sie ebenfalls von einigen Leuten, die sonst auch ihre Frömmigkeit gern zur Schau stellen. Ansonsten aber auch von normalen Katholiken.
Dito.
Um "die Frömmigkeit zur Schau zu stellen" bedarf es keiner doppelten Kniebeuge - meist reicht da schon die einfache Kniebeuge; gelegentlich reicht es auch, vor Betreten der Kirche die Zigarette aus zu machen; hin und wieder reicht es auch, freiwillig in eine Kirche zu gehen.


NACHTRAG:
Letzteres betrifft insbesondere manche Reiseführer: für Guadeloupe, den Petersdom oder die Grabeskirche stehen 30 Minuten im Programm, um dann Zeit für die 2 stündige Busfahrt zu irgendeinem Tell zu haben, wo man sich dann 1 Stunden lang ausgebuddelte Steine begucken kann und vom Reiseführer mit irgendwelchem Quatsch zugesabbelt wird.
Gruß Jürgen

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Senensis
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Senensis »

Ich empfinde es vielerorts als extrem demütigend, die hl. Kommunion kniend in den Mund zu empfangen. Von "Frömmigkeit zur Schau stellen" - das ja auf Anerkennung zielt - kann keine Rede sein. Es braucht Mut und ist ein Opfer, weil man genau weiß, viele denken abschätzig darüber, wenn man es doch macht. Mit der doppelten Kniebeuge ist es ähnlich.
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Senensis
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Senensis »

Ein mühsames Opfer übrigens, auf das ich mir wenig einbilden kann: "Weh mir, wenn ich es nicht tue."
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Seraphina
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Seraphina »

Schön ist in dem Zusammenhang übrigens auch, mit einer Schulklasse eine Kirche zu betreten und - natürlich, wie auch nicht anders zu erwarten - als einzige eine Kniebeuge zu machen und sich dann gerade von einer Person, von der man weiß, dass sie bald gefirmt wird, dumme Sprüche anhören zu müssen... :roll:
Aber es braucht ja in normalen Schulen schon Mut, überhaupt zu bekennen, dass man gläubig ist...
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Seraphina
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Seraphina »

Aber mein Relikurs lacht ja auch hinterm Rücken unseren Relilehrer aus, weil er uns erzählte, dass, als er vorletzten Sonntag so krank war, dass er nicht aus dem Bett aufstehen konnte, sein Sohn (Priester) ihm die hl. Kommunion ans Bett gebracht hat...
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anneke6
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von anneke6 »

Seraphina hat geschrieben:Schön ist in dem Zusammenhang übrigens auch, mit einer Schulklasse eine Kirche zu betreten und - natürlich, wie auch nicht anders zu erwarten - als einzige eine Kniebeuge zu machen und sich dann gerade von einer Person, von der man weiß, dass sie bald gefirmt wird, dumme Sprüche anhören zu müssen... :roll:
Aber es braucht ja in normalen Schulen schon Mut, überhaupt zu bekennen, dass man gläubig ist...
Weißt Du was? Ich war mal in einer solchen Situation…und ich fand es gut. Ich war fast stolz, vor dieser Klasse Zeugnis ablegen zu können. Ich machte Kniebeugen, betete vor Lourdes-Grotten u.ä. und kaufte demonstrativ Devotionalien. (Ich war damals mit meiner dänischen Schulklasse auf Klassenfahrt in Ungarn. Schöne Kirchen, aber größtenteils leer.)
???

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Seraphina
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Seraphina »

Einerseits muss ich dir recht geben, ist es ein sehr gutes Gefühl, aber andererseits ist es, zumindest für mich, ziemlich schwierig, mich dazu zu überwinden...
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cantus planus
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von cantus planus »

anneke6 hat geschrieben:
Seraphina hat geschrieben:Schön ist in dem Zusammenhang übrigens auch, mit einer Schulklasse eine Kirche zu betreten und - natürlich, wie auch nicht anders zu erwarten - als einzige eine Kniebeuge zu machen und sich dann gerade von einer Person, von der man weiß, dass sie bald gefirmt wird, dumme Sprüche anhören zu müssen... :roll:
Aber es braucht ja in normalen Schulen schon Mut, überhaupt zu bekennen, dass man gläubig ist...
Weißt Du was? Ich war mal in einer solchen Situation…und ich fand es gut. Ich war fast stolz, vor dieser Klasse Zeugnis ablegen zu können. Ich machte Kniebeugen, betete vor Lourdes-Grotten u.ä. und kaufte demonstrativ Devotionalien. (Ich war damals mit meiner dänischen Schulklasse auf Klassenfahrt in Ungarn. Schöne Kirchen, aber größtenteils leer.)
*räusper*
cantus planus hat geschrieben:Der Teufel kann sich sogar der Frömmigkeit bedienen, um uns zu Fall zu bringen, indem er uns stolz werden lässt auf die Übungen unserer Frömmigkeit, die wir dann uns zuschreiben, statt der Gnade Gottes. Hier ist Vorsicht geboten.
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Seraphina
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Seraphina »

Anneke hat ja geschrieben FAST stolz...
...aber wir habens ja letztens bereits durchdiskutiert, dass es dabei auf die Einstellung ankommt...
...aber ich glaube echt, dass das ziemlich schwer ist, denn wenn es einem schwerfällt, muss man aufpassen, dass man sich nicht schämt und wenn man es gerne macht, dass man nicht stolz und überheblich wird...
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Benedikt

Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Benedikt »

Senensis hat geschrieben:Ich empfinde es vielerorts als extrem demütigend, die hl. Kommunion kniend in den Mund zu empfangen. Von "Frömmigkeit zur Schau stellen" - das ja auf Anerkennung zielt - kann keine Rede sein. Es braucht Mut und ist ein Opfer, weil man genau weiß, viele denken abschätzig darüber, wenn man es doch macht. Mit der doppelten Kniebeuge ist es ähnlich.
So ist es. Alleine die Kommentare oben zeigen, dass das mit "zur Schau stellen" nicht zu tun hat. Eher mit "sich lächerlich machen".

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anneke6
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von anneke6 »

cantus planus hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:
Seraphina hat geschrieben:Schön ist in dem Zusammenhang übrigens auch, mit einer Schulklasse eine Kirche zu betreten und - natürlich, wie auch nicht anders zu erwarten - als einzige eine Kniebeuge zu machen und sich dann gerade von einer Person, von der man weiß, dass sie bald gefirmt wird, dumme Sprüche anhören zu müssen... :roll:
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Weißt Du was? Ich war mal in einer solchen Situation…und ich fand es gut. Ich war fast stolz, vor dieser Klasse Zeugnis ablegen zu können. Ich machte Kniebeugen, betete vor Lourdes-Grotten u.ä. und kaufte demonstrativ Devotionalien. (Ich war damals mit meiner dänischen Schulklasse auf Klassenfahrt in Ungarn. Schöne Kirchen, aber größtenteils leer.)
*räusper*
cantus planus hat geschrieben:Der Teufel kann sich sogar der Frömmigkeit bedienen, um uns zu Fall zu bringen, indem er uns stolz werden lässt auf die Übungen unserer Frömmigkeit, die wir dann uns zuschreiben, statt der Gnade Gottes. Hier ist Vorsicht geboten.
Ich habe auf jeden Fall nicht geschrieben, daß ich stolz auf mein damaliges Verhalten bin. Wir entwickeln uns alle weiter, und im Idealfall reifen wir geistlich.
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Senensis
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Senensis »

Seraphina hat geschrieben:Schön ist in dem Zusammenhang übrigens auch, mit einer Schulklasse eine Kirche zu betreten und - natürlich, wie auch nicht anders zu erwarten - als einzige eine Kniebeuge zu machen und sich dann gerade von einer Person, von der man weiß, dass sie bald gefirmt wird, dumme Sprüche anhören zu müssen... :roll:
Aber es braucht ja in normalen Schulen schon Mut, überhaupt zu bekennen, dass man gläubig ist...
Eine Anekdote am Rande - eine Mitstudentin war einmal auf einer Exkursion (Kunstgeschichte) mit dem ganzen Kurs in einer Klosterkirche, in der gerade eucharistische Anbetung stattfand. Der Dozentin kam es darauf an, den Seminarteilnehmern auch einmal einen Eindruck davon zu vermitteln, für was eine Kirche eigentlich gebaut ist. Kunstgeschichtlich betrachtet man ja immer nur die Ästhetik eines solchen Bauwerks. Also, meine Freundin war Konvertitin und als solche für ihre Religiosität unter den Mitstudenten bekannt. Auf einmal wird sie von ihrer Kirchenbanknachbarin in die Seite gestoßen, und die fragt: "Du, sag mal, was macht der weiße Zettel in dem Kasten da vorn?" Meine Freundin, ziemlich perplex: "Äh.. :umkuck: ich erklärs Dir nachher..."
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Seraphina
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Seraphina »

:auweia:

...das ist echt so passiert?!
(Keine weitere Äußerung meinerseits...)
Si Deus nobiscum, quis contra nos?

Sascha B.
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Sascha B. »

Das erste ökumenische Konzil Verbot als 20. Regel "an Sonntagen und an den Tagen von Pfingsten die Knie zu beugen."

Was genau ist damit gemeint? Das Knien wie in der römischen Liturgie? Oder gab es damals irgend welche seltsamen Bräuche welche verboten wurden?
Der Kreuzgang ist doch total am Ende.

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Protasius
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Protasius »

Deo iuvante hat geschrieben:Das erste ökumenische Konzil Verbot als 20. Regel "an Sonntagen und an den Tagen von Pfingsten die Knie zu beugen."

Was genau ist damit gemeint? Das Knien wie in der römischen Liturgie? Oder gab es damals irgend welche seltsamen Bräuche welche verboten wurden?
Ich vermute, daß es sich dabei um das Kniebeugen handelt, wie wir es aus der römischen Messe gut kennen; dafür spricht jedenfalls folgendes Bild aus einer Papstmesse in den frühen 60er Jahren, bei der neben lateinischem Diakon und Subdiakon auch ein griechischer Diakon und Hypodiakon zugegen sind; diese stehen tief verneigt während der Elevation, während die lateinischen Kleriker knien.
Bild
Bild entnommen dem englischsprachigen Artikel der Wikipedia zur Papstmesse
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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anneke6
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von anneke6 »

Interessantes Bild. Der Priester zwischen den beiden anderen Unierten steht höchstwahrscheinlich auch gebeugt, nur ist das Phelonion im Nacken steif und steht deshalb hoch.
???

Sascha B.
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Sascha B. »

Protasius hat geschrieben:
Deo iuvante hat geschrieben:Das erste ökumenische Konzil Verbot als 20. Regel "an Sonntagen und an den Tagen von Pfingsten die Knie zu beugen."

Was genau ist damit gemeint? Das Knien wie in der römischen Liturgie? Oder gab es damals irgend welche seltsamen Bräuche welche verboten wurden?
Ich vermute, daß es sich dabei um das Kniebeugen handelt, wie wir es aus der römischen Messe gut kennen; dafür spricht jedenfalls folgendes Bild aus einer Papstmesse in den frühen 60er Jahren, bei der neben lateinischem Diakon und Subdiakon auch ein griechischer Diakon und Hypodiakon zugegen sind; diese stehen tief verneigt während der Elevation, während die lateinischen Kleriker knien.
Vielen Dank für die Antwort.
Der Kreuzgang ist doch total am Ende.

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Protasius
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Protasius »

Deo iuvante hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:
Deo iuvante hat geschrieben:Das erste ökumenische Konzil Verbot als 20. Regel "an Sonntagen und an den Tagen von Pfingsten die Knie zu beugen."

Was genau ist damit gemeint? Das Knien wie in der römischen Liturgie? Oder gab es damals irgend welche seltsamen Bräuche welche verboten wurden?
Ich vermute, daß es sich dabei um das Kniebeugen handelt, wie wir es aus der römischen Messe gut kennen; dafür spricht jedenfalls folgendes Bild aus einer Papstmesse in den frühen 60er Jahren, bei der neben lateinischem Diakon und Subdiakon auch ein griechischer Diakon und Hypodiakon zugegen sind; diese stehen tief verneigt während der Elevation, während die lateinischen Kleriker knien.
Vielen Dank für die Antwort.
Ich möchte nochmals betonen, daß es sich dabei um eine Vermutung handelt, daß müßten eigentlich unsere Liturgiker und Patristiker besser wissen, vllt. Gamaliel?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Germanus
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Germanus »

Bzgl. der Kniebeugung an Sonntagen und in der Osterzeit stoße ich immer wieder auf eindeutige Hinweise, dass die Regeln des 1. Ökumenischen Konzils auch im lateinischen Westen lange Zeit befolgt wurden (bis in die Neuzeit durch die Vorgaben in den liturgischen Büchern). Das Thema wurde schon behandelt, deshalb hier eine Kopie einiger Antworten:

Germanus hat geschrieben:
Hier schon mal die Beantwortung Ihrer Frage bezüglich des Verbots der Kniebeugung an bestimmten Tagen:
Tertullian behandelt dieses Thema schon in seinem Traktat "de oratione". - Das Konzil von Nizäa (325) schließlich verkündet in seinem 20. Kanon : "Da es einige gibt, die am Tag des Herrn und in den Tagen der Pentekoste niederknien, hat die heilige Synode beschlossen, [an den genannten Tagen] die Gebete vor dem Herrn stehend zu verrichten, damit alle Gepflogenheiten in jedem Sprengel auf gleich Weise beachtet werden." (Dekrete der Ökumenischen Konzilien... Hrsg. v. Josef Wohlmuth, Bd.1, S.16). - Eine Kniebeugung des Zelebranten während der Liturgie am Ostertag im byzantinischen Ritus konnte ich allerdings nicht ausfindig machen im entsprechenden liturgischen Buch. Das würde ja diesem obenzitierten Kanon widersprechen, wie Sie zu Recht bemerken. Wenn der röm. Papst solche Canones außer Kraft setzen kann, dann kann er auch spätere Verordnungen eliminieren - das gebe ich zu bedenken... Grundbedingung ist meiner Ansicht nach die dogmatische Verwurzelung im apostolischen Glauben.


Athanasius2 hat geschrieben:
Danke für die Quelle.

1. Das Konzil von Nizäa trifft eher auf die Byzantinische Liturgie zu, war auch stark darauf orientiert.

2. Dogmatisch ist so eine Vorschrift zur Liturgie nicht, da sie weder vom Glauben noch von Moral unfehlbar spricht.

3. In jeder göttlichen Liturgie gibt es nach dem Pater noster die Anbetung der Geheimnisse durch den Priester bzw. Bischof. Kniend, ganz auf dem Boden gebogen.

4. Die Meinung dieses Canons ist sicherlich völlig unklar. Handelt es sich dabei nicht um eine Bestimmung zum Hinknien bei den Gebeten des Fastens, also das längere Hinknien? Die Fastengebete beginnen ja mit "Humiliate capita vestra Deo". "Flectamus genua." "Levate."

5. Ich kenne keine westlichen Riten bei denen der Priester zur Osterzeit steht.

6. Handelt es sich hier vielleicht nicht um Kleriker, die beim Aussprechen des Gebetes (Collecta, Oratio) in der Eucharistiefeier am Sonntag knien anstatt stehen? Mir ist die Bedeutung unklar. Ein Priester soll ja stehen beim Aussprechen der Orationes der Messe, auch der Postcommunio.


Germanus hat geschrieben:
1° Da das erste Konzil von Nizäa auch das erste der großen Ökumenischen Konzilien war, hatte es seine Bedeutung für die gesamte "Ökumene". Nicht umsonst wird begründet u.a. angenommen, dass seine leitenden Moderatoren zwei westliche Teilnehmer waren. Wir besitzen die griechischen und lateinischen Canonessammlungen, wobei eine lat. Übersetzung vom hl. Bischof Hilarius von Arles angefertigt wurde. Nicht zu vergessen: es war das Konzil des hl. Athanasius. Wir verdanken ihm das Quicumque z.B. Und, wie gesagt: noch nach Jahrhunderten wurden die liturgischen Bestimmungen des Konzils von Nizäa auch in den lat. Riten befolgt.

2° Der Begriff des Dogmas war allgemein auf die liturgischen Vollzüge angewendet. Wir können keine Liturgie und keinen Gottesdienst feiern, ohne unseren Glauben zu bekennen: keine Doxologie kommt ohne den dogmatischen Hintergrund aus. Und alle liturgischen Texte sind irgendwie auch Glaubensbekräftigung für den, der sie singt oder betet (wozu man sie verstehen muss).

3° Das sind die Angaben aus dem Liturgikon. In der Osterzeit allerdings fehlt diese "Rubrik" bzw. wird ausgelassen (Ausnahmen bestätigen sicher auch hier die Regel...). Erst mit der Vesper des Montags nach Pfingsten, also am Pfingstsonntagnachmittag, wird die Kniebeugung mit feierlichen "Kniebeugungsgebeten" wieder gestattet.

4° Klar, dass in der Fastenzeit das Knien besondere Bedeutung hat, nämlich als Zeichen des Buße. Der Kanon 20 des Konzils von Nizäa bezieht sich aber nicht auf diese speziellen Gebete, sondern gebraucht das schlichte Wort "euché", das ganz allgemein Gebet meint. Das dürfte auch auf Nr. 6 antworten. Der griechische Titel ist übrigens erhellend: "An Sonntagen und in der Pentekoste darf das Knie nicht gebeugt werden". Sicher wird aber auch hier gelten: der Mensch ist nicht Sklave der Vorschriften...

5° Da sind wir ja beim Thema: der Ritus der Zisterzienser in seiner Fassung von ca. 1180 sagt eindeutig in seinen Bestimmungen, dass der Priester z.B. an den "Festtagen" die venia so vollzieht, dass er sich verneigt und seine Fingerknöchel den Boden berühren. An "Werktagen" hingegen macht er die gewöhnliche venia: Er verneigt sich so tief, dass Knie und Fingerknöchel den Boden berühren. Das gilt auch für die Altardiener (Diakon, Subdiakon...). Ansonsten kennt der Zisterzienserritus keine "Kniebeuge" nach röm.-lat. Art des sog. Tridentinischen Ritus. Der Zelebrant verneigt sich entweder tief oder er macht jene venia, die ja der östlichen Metanie gleichkommt, aber wie gesagt, nicht an diesen "österlichen" Tagen. Der Ausdruck "venia wie an Festtagen" taucht immerhin häufig in diesen Texten auf und beweist, dass ein echtes Bedürfnis bestand, diese Regel beachtet zu wissen.
Übrigens ist das Folgende interessant: die Zelebration mit den Renaissance- und Barockgewändern, die ja eigentlich wirklich würdig sind und zur Verherrlichung Gottes beitragen wollen, macht ein exaktes Befolgen der Rubriken z.B. im Zisterzienserritus unmöglich. Um diese Problematik zu lösen, wären sicher noch angestrengte Überlegungen notwendig. Ob das allerdings die Not wenden würde, die wir haben, um genau zu definieren, was womöglich gar nicht genau zu definieren ist?


Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

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lifestylekatholik
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von lifestylekatholik »

Deo iuvante hat geschrieben:Das erste ökumenische Konzil Verbot als 20. Regel "an Sonntagen und an den Tagen von Pfingsten die Knie zu beugen."

Was genau ist damit gemeint? Das Knien wie in der römischen Liturgie? Oder gab es damals irgend welche seltsamen Bräuche welche verboten wurden?
("An den Tagen von Pfingsten": wörtlich "in den fünfzig Tagen" (zwischen Ostern und Pfingsten), also nicht nur am Pfingstfest selber.)

Damit ist das normale Knien gemeint. Sinn ist, wie im Text des Kanons auch gesagt wird, ὑπὲρ τοῦ πάντα ἐν πάσῃ παροικίᾳ ὁμοίως παραφυλάττεσϑαι, Einheitlichkeit im Gottesdienst herzustellen, damit nicht einige stehen und gleichzeitig einige knien.

Dass davon abgesehen die Sache keine große Bedeutung hat, zeigt sich daran, dass dieser Kanon der Bibel »widerspricht«. In der Apostelgeschichte wird nämlich von Paulus in der Zeit der Pfingsten gesagt: Und als er solches gesagt, knieete er nieder und betete mit ihnen allen. (Apg 20, 36) Und es geschah, da wir die Tage zugebracht hatten, zogen wir aus und wandelten, und sie geleiteten uns alle mit Weibern und Kindern bis hinaus vor die Stadt, und knieeten nieder am Ufer und beteten. (Apg 21, 5)
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Juergen
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Juergen »

Obwohl auch heute in der Osterzeit nicht gekniet wird, hält sich keiner dran,
Besonders fällt es mir hier in Paderborn am Tag der Priesterweihe (Samstag
vor Pfingsten) auf, wo die Leute - obwohl es noch Osterzeit ist - während der
Allerheiligenlitanei knien.

Das Nicht-Knien betrifft freilich nicht den Messritus, wo es forgeschrieben ist.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Protasius
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Protasius »

Juergen hat geschrieben:Obwohl auch heute in der Osterzeit nicht gekniet wird, hält sich keiner dran,
Besonders fällt es mir hier in Paderborn am Tag der Priesterweihe (Samstag
vor Pfingsten) auf, wo die Leute - obwohl es noch Osterzeit ist - während der
Allerheiligenlitanei knien.

Das Nicht-Knien betrifft freilich nicht den Messritus, wo es forgeschrieben ist.
Wo genau ist das vorgeschrieben?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Juergen
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Juergen »

Protasius hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Obwohl auch heute in der Osterzeit nicht gekniet wird, hält sich keiner dran,
Besonders fällt es mir hier in Paderborn am Tag der Priesterweihe (Samstag
vor Pfingsten) auf, wo die Leute - obwohl es noch Osterzeit ist - während der
Allerheiligenlitanei knien.

Das Nicht-Knien betrifft freilich nicht den Messritus, wo es forgeschrieben ist.
Wo genau ist das vorgeschrieben?
Ein ganz knapper Hinweis steht im Messbuch bei der Feier der Osternacht
Zwei Kantoren singen die Litanei. Alle stehen (wegen der Osterzeit) und antworten…
Vgl. auch
Wikipedia: Allerheiligenlitanei hat geschrieben:Zur Litanei knien alle, außer in der Osterzeit. Wo die Litanei in einem Weihegottesdienst oder bei der ewigen Profess gesungen wird, prosternieren sich die Kandidaten oder Professen nach altem Brauch im Altarraum.
Gruß Jürgen

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Juergen
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Juergen »

Ein hist. Beleg findet sich bei Isidor von Sevilla: De eccl. Off. I,24
http://www.documentacatholicaomnia.eu/ ... T.pdf.html
…Unde etiam in Dominico die stantes oramus, quod est signum futurae resurrectionis; hoc agit universa Ecclesiae,…
Gruß Jürgen

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Lucia
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Lucia »

Auch wenn mein Dank etwas verspätet kommt, möchte ich ihn dennoch schreiben.
Also, allen ein herzliches Dankeschön die auf meine Frage bzgl. Kreuzzeichen/Kniebeuge geantwortet haben. Und auch wenn der tridentinische Ritus nicht "meins" ist, habe ich auch diesbezüglich wieder etwas dazugelernt.
Viele Grüße
Lucia

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OCist
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von OCist »

+ PAX

Ich bin auf der Suche nach solchen "Bildern":

http://3.bp.blogspot.com/-6q1EyLMUsz8/T ... Domini.jpg

Leider habe ich keine Ahnung, wie man diese Art bezeichnen soll! Hat jemand eine Quelle für solche Zeichnungen?

Vergelt's Gott!

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Lupus
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Lupus »

Diese gezeichneten Bilder kommen zumeist im Messbuch des a.o. Brauch unseres Ritus vor!
Da sie heute kaum noch Verwendung finden,- leider-, sind sie wohl nur antiquarisch zu bekommen.

(Aber bei´s Klosters müsste man sie doch noch kennen!?)

+L.
Christus mein Leben, Maria meine Hoffnung, Don Bosco mein Ideal!

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Protasius
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Protasius »

Es gibt eine Sammlung solcher Bilder im Internet: http://picasaweb.google.com/10796934706 ... T4zGr8zDUA
Ansonsten eignen sich als Quelle für solche Bilder alte Antiphonarien, Missalien, Vesperalien, Evangeliare, Pontificalien,...
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Sempre
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Sempre »

Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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Gamaliel
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von Gamaliel »

OCist hat geschrieben:Hat jemand eine Quelle für solche Zeichnungen?
Auf diesem Blog gibt es auch eine ziemlich umfangreiche Sammlung (etwas nach unten scrollen): MSZAŁ RZYMSKI Z 1912 ROKU

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OCist
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von OCist »

Ein herzliches "Vergelt's Gott!"

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ad-fontes
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten IV

Beitrag von ad-fontes »

Protasius hat geschrieben:Den Tabernakel (bzw. dessen Inhalt) grüßt man mit einer einfachen Kniebeuge, wenn man vorrübergeht; die gleiche Ehrung kommt dem Kreuz des Hochaltares zu. Eine doppelte Kniebeuge mit Verneigung des Hauptes macht man, wenn man an einem Altar vorbeikommt, an dem das Allerheiligste ausgesetzt ist, wo sich die Messe irgendwo zwischen Wandlung und Purifikation befindet oder die Kommunion ausgeteilt wird, sodaß das Allerheiligste quasi ebenfalls ausgesetzt ist.
Die Kniebeuge mit dem Kreuzzeichen zu verbinden kommt zwar häufig vor, eigentlich sollte man diese Zeichen aber nicht vermischen, weil sie verschiedene Bedeutung haben (Kniebeuge: Zeichen der Ehrfurcht und Anbetung, Kreuzzeichen: Zeichen des Sieges am Kreuz u.a.).
In der Orthodoxie ist sowohl die große als auch die kleine Metanie immer - außer vor Lebenden - mit dem Kreuzzeichen verbunden.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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