Ernsthaft Gläubige finden

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Justus
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Ernsthaft Gläubige finden

Beitrag von Justus »

In der örtlichen kath. Gemeinde meines Wohnortes kenne ich einige, die sich nur an kirchl. Aktivitäten (z. B. Messdiener) beteiligen, weil sie es als schönes Hobby ansehen. Teilweise geben sie vor, überhaupt nicht gläubig zu sein.

Da jeder der in eine Freikirche eintreten möchte, eine persönliche Glaubensentscheidung aussprechen muss, findet man in Freikirchen logischerweise viele tief gläubige Menschen.

Nun befürchte ich natürlich, dass ich im Falle eines Bekenntniswechsels nur auf Nicht-Gläubige treffe, die die Kirche als Hobby ansehen und meinen Glauben gar nicht teilen. Wo lernen gläubige Katholiken andere gläubige Katholiken kennen? Gibt es beispielsweise Hauskreise oder Gebetsgemeinschaften?

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Hallo Justus,

Haus- bzw. Familienkreise, eine Gebetsgruppe, einen Bibelkreis und/oder Glaubensgesprächskreise gibt es wohl in jeder katholischen Gemeinde. Was deine örtliche Gemeinde da so bietet, findest du u.a. im Gemeindeblatt.

Gläubige Katholiken kann man außerdem in Internet-Foren kennenlernen ;) oder bei den Neuen Geistlichen Gemeinschaften.

Die Freizeitaktivitäten (Sportgruppe o.ä.) in den katholischen Gemeinden ziehen natürlich auch Nicht-Gläubige an. Dass aber Messdiener sagen, dass sie nicht gläubig seien, das find ich schon ziemlich erstaunlich ... :kratz:

Gruß
Angelika

Cicero
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Re: Ernsthaft Gläubige finden

Beitrag von Cicero »

Justus hat geschrieben:In der örtlichen kath. Gemeinde meines Wohnortes kenne ich einige, die sich nur an kirchl. Aktivitäten (z. B. Messdiener) beteiligen, weil sie es als schönes Hobby ansehen. Teilweise geben sie vor, überhaupt nicht gläubig zu sein.
Das ist so.
Es ist eine Folge der Volkskirche. Man war halt in der Kirche, ist es in manchen, besonders ländlichen Regionen noch immer, denkt aber nicht darüber nach, warum. Gäbe es für so manch einen Ministranten eine Alternative (Gemeinschaft, Ferienlager, Gruppenaktivitäten...) so würde diese wohl gewählt.
Justus hat geschrieben:Da jeder der in eine Freikirche eintreten möchte, eine persönliche Glaubensentscheidung aussprechen muss, findet man in Freikirchen logischerweise viele tief gläubige Menschen.
Was die Freikirchen für Menschen wie Dich so attraktiv macht. Ich habe das einmal genauso empfunden, obwohl ich nie einer angehört habe. Das, verbunden mit dem Frust über die Oberflächlichkeit in unseren Pfarrgemeinden, zieht viele gläubig junge Leute zu den Freikirchen.
Justus hat geschrieben:Nun befürchte ich natürlich, dass ich im Falle eines Bekenntniswechsels nur auf Nicht-Gläubige treffe, die die Kirche als Hobby ansehen und meinen Glauben gar nicht teilen. Wo lernen gläubige Katholiken andere gläubige Katholiken kennen? Gibt es beispielsweise Hauskreise oder Gebetsgemeinschaften?
Gläubige Katholiken kannst Du überall kennenlernen. Vertau' auf die Führung Gottes. Man findet sich. Zugegebenermaßen laufen die nicht mit einem Schild um den Hals herum und "outen" sich oft nur zögerlich. Gerade wenn sie in einer Gemeinde aktiv sind, ist es oft sehr schwer damit klar zu kommen, daß man offensichtlich unter Brüdern und Schwestern dennoch allein auf weiter Flur zu sein scheint.
Es gibt in vielen Gemeinden Gebets- und Bibelkreise der unterschiedlichsten Ausrichtung, manche bemühen sich um ein Vertiefung ihres Glaubens und ihres Gebetslebens. Vielleicht findst du in Deiner Gemeinde so eine Gruppe. Es gibt aber auch Klöster, in die man fahren kann, dort treffen sich oft Leute, die auf der Suche nach Gott sind. Es gibt Geistliche Bewegungen, die die Suche nach Gott im Alltag leben und last not least gibt es auch Priester im Gemeindedienst, die Leute wie Dich unterstützen. Wenn Du Dich mit offenen Augen und Ohren bewegst, wirst Du auch Menschen finden, die den Weg gemeinsam mit Dir gehen.

Cicero
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Beitrag von Cicero »

Angelika hat geschrieben: Dass aber Messdiener sagen, dass sie nicht gläubig seien, das find ich schon ziemlich erstaunlich ... :kratz:
Ich nicht

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imitatio
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Beitrag von imitatio »

Also, Justus, da sprichst Du ein wesentliches und schwieriges Thema an, was auch mich immer wieder beschäftigt.

Deine Schwierigkeiten diesbezüglich kann ich gut verstehen und teile ich unbedingt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass genau das oft das grösste Hindernis für eine Konversion war!

Es ist leider so, dass wir in einer mehr und mehr säkularisierten Gesellschaft leben. Die Menschen werden immer unverbindlicher und können mit dem Wort Hingabe und Gehorsam so gar nichts mehr anfangen. In Deutschland halte ich die Kirche für recht krank. Aber schau nicht nur auf die Gläubigen bzw. eben nicht Gläubigen. Es geht um mehr. Die Kirche ist der mystische Leib Jesu Christi. Und wenn er krank ist, sollte uns das nicht zur Abkehr verführen, sondern gerade zur entschlossenen Hinkehr. Wenn es andere vielleicht schlecht machen, lass sie. Du bist und wir sind alle für uns selbst verantwortlich und müssen einmal vor Gott Rechenschaft ablegen. Also, will sagen, nicht mit dem Finger zeigen auf andere, was verständlich ist, sondern auf sich und eigene Grenzen schauen, und selbst rechtschaffen leben wollen.

Anders geht es mE nicht. In der RKK in Deutschland findest Du oftmals breitbandigen Ungehorsam, Entleertheit, Sterilität, Profanität, Unglauben, Unentschlossenheit, es ist ein Jammer.

Und doch ist es auch hier wie mit dem halbvollen Glas. Ist es halbvoll oder halbleer. Werde bitte ein halbvoll-"Typ". Denn wenn Du genau hinsiehst, gibt es doch noch sehr viel Gutes in der Kirche. Nur schreit es nicht so laut wie oft die progressiven Christen. Man muss hinschauen und die Augen offenhalten. Und dann wirst Du sehen, dass es doch noch überall in den Ecken gute Sachen gibt, Internetforen, geistliche Gemeinschaften, gute Exerzitienhäuser, gute Priester und auch Christen vor Ort oder in Nachbarschaft.

Auch mich macht es traurig, was Du sagst. Auch ich sehne mich nach Freunden im Glauben. Wir leben nun mal in einer Zeit, die dem Glauben oft so entgegengesetzt ist. Und es ist wirklich oft nicht leicht, das alles so zu leben und umzusetzen.

Ich denke, es braucht schon heute viel Gebet, um in Gott so verwurzelt zu sein, dass einen der Zustand der Kirche nicht entmutigen lässt. Aber das ist kein Kennzeichen für Echtheit oder Nicht-Echtheit. Äusserer Erfolg ist sicher nicht ein Kriterium für uns Christen. Nur weil die Freikirchen teilweise noch echt Zulauf haben, heisst das noch lange nicht, dass sie im Recht sind. Masse ist wahrlich nicht automatisch gleich Klasse. Du verstehst sicher, was ich meine.

So, reicht für den Anfang... :)

Gottes Segen

Martin

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Ketzerin
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Beitrag von Ketzerin »

Hmm, das o.g. Phäneomen geibt es im evangelischen Kontext auch....

Ich frage mich nur, was ist eigentlich Glauben?

Ist es ein -mehr oder weniger reflektiertes- "Herunterbeten" von Dogmen und Glaubenswahrheiten vor einem Publikum? (Muss sagen, so stelle ich mir das in einer Freikirche ein bißchen vor- aber vielleicht liege ich damit auch total falsch)

Ist Glauben ein Ringen mit und um Gott ("ICh glaube, hilf meinem Unglauben")

Ist Glauben ein Suchen und Fragen um Gott immer näher zu kommen?

In ersterem Fall würde ich mich keineswegs als GLäubige bezeichnen können und wollen, da für mich Glaube immer einen lebenslangen Weg darstellt.
Bei Beispiel 2 u. 3 würde ich mich jedoch durchaus dazuzählen.

Und ich könnte mir vorstellen, dass bei dem einen oder anderen Ministranten, der von sich behauptet nicht zu glauben, doch ein Samenkorn aufgehen kann, das er selbst und seine Umwelt vielleicht erst viel später wahrnimmt.
:)
soli deo gloria

uli
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Registriert: Mittwoch 19. Mai 2004, 23:23

Beitrag von uli »

Justus, die katholische Kirche hierzulande ist (Cicero sagte es ja oben schon) – wie die landeskirchlich-evangelische – eine gewachsene Volkskirche, mit allen Vor- und Nachteilen. Da sind „Namens“-Katholen, nur getauft, sonst nix mit Kirche und Glauben am Hut, da sind Traditions-Katholen, für die nur (Kinder-)Taufe, Kommunion, Hochzeit und Beerdigung zählen, oder da sind unregelmäßige bis regelmäßige Kirchkänger, oder Leute, die manche römischen Moralvorstellungen nicht teilen, aber ansonsten „katholisch“ glauben, bis hin zu ganz bewusst-engagierte Katholen, wobei es letztere wiederum sowohl auf dem konservativen wie dem progressiv-liberalen Flügel gibt. Nix anderes also als bei Evangelens!
Ich denke zwar auch, dass in den Freikirchen (von selbständig-lutherisch bis methodistisch oder baptistisch – übrigens nicht vergessen, dass es auch eine alt-katholische Kirche gibt!) naturgemäß vieles „engagierter“ verläuft, zum einen wegen der Kleinheit und Überschaubarkeit, zum anderen wegen der etwa bei den Baptisten üblichen Erwachsenentaufe als persönlicher Überzeugungs-Taufe. Trotzdem: Auch dort läuft vieles im Trott der Volkskirchen ab und wird routinemäßig runtergespult bis hin zu Leuten, die nur noch „Namens“-Freichristen sind.
Mein Ratschlag wäre, weil ich diese Gefahr bei Konversionen für relativ groß halte, nicht in Extreme zu verfallen – das heißt: jetzt nicht ein 150%iger Kathole werden zu wollen. Sondern schau dich in einer stinknormalen Gemeinde um, da gibt´s genug Engagierte, genug Möglichkeiten, bis hin zur Mitarbeit in Pfarrgemeinderat/Kirchenvorstand, im Lektorendienst etc. Take it easy, bleib gelassen, übertreib und überstürz nichts, schau dich ohne Übereifer erst mal in Ruhe um. 8)
Wenn dir auch hier schon mehrfach die Neuen Geistlichen Gemeinschaften innerhalb der katholischen Kirche empfohlen wurden, weil´s da besonders engagiert zugeht – lies dir dazu vorher mal folgenden ausgewogenen Artikel der Diözese Linz durch bzw. genauer den Punkt 1 "Neue Geistliche Gemeinschaften":
http://www.dioezese-linz.or.at/pastoral ... uppen1.asp
In dem Artikel findest du unter anderem eine Aufzählung hierzu, unter Punkt 1.4 dann eine positive Würdigung dieser Gemeinschaften („Menschen im Glauben beheimaten“, Begeisterung für Gott wachhalten, allgemeines Priestertum etc.), aber unter Punkt 1.5 auch kritische Anfragen („Kuschelecke“? Elitedenken, falscher Missionseifer? Überhebliche Unterscheidung zwischen „Bekehrten“ und „Unbekehrten“ innerhalb der Kirche? Fundamentalismen? Konkurrenzgemeinde innerhalb der Pfarrgemeinde? Relativierendes Denken insofern, als manche von einer solchen Gemeinschaft zur nächsten wandern? Verengung des Glaubenslebens?).

Ansonsten hab ich (selbst kein Konvertierter) im Forum mal einen Thread zum Thema „Konversion? Ja! ... Aber!“ aufgemacht:
http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php? ... highlight=

Uli

www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm

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Erich
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Beitrag von Erich »

Gläubige Katholiken kann man außerdem in Internet-Foren kennenlernen
ja, ehrlich?? Wo denn?? Ich lern immer nur Heilige kennen, aber kaum Gläubige ;D
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

Anastasis

Beitrag von Anastasis »

Erich hat geschrieben:
Gläubige Katholiken kann man außerdem in Internet-Foren kennenlernen
ja, ehrlich?? Wo denn?? Ich lern immer nur Heilige kennen, aber kaum Gläubige ;D
Er kann ja erstmal Dich kennenlernen, Erich... :kiss:

max72
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Re: Ernsthaft Gläubige finden

Beitrag von max72 »

Justus hat geschrieben:In der örtlichen kath. Gemeinde meines Wohnortes kenne ich einige, die sich nur an kirchl. Aktivitäten (z. B. Messdiener) beteiligen, weil sie es als schönes Hobby ansehen. Teilweise geben sie vor, überhaupt nicht gläubig zu sein.

Da jeder der in eine Freikirche eintreten möchte, eine persönliche Glaubensentscheidung aussprechen muss, findet man in Freikirchen logischerweise viele tief gläubige Menschen.

Nun befürchte ich natürlich, dass ich im Falle eines Bekenntniswechsels nur auf Nicht-Gläubige treffe, die die Kirche als Hobby ansehen und meinen Glauben gar nicht teilen. Wo lernen gläubige Katholiken andere gläubige Katholiken kennen? Gibt es beispielsweise Hauskreise oder Gebetsgemeinschaften?
Mir scheint, dass in Umkreis von Ordensgemeinschaften viel zu finden ist. Auch Oblaten usw. Aber in einer grossen Stadt gibt es sicherlich auch ganz unterschiedliche Gemeinden.

Aber je nach Gemeinde finden sich da immer einzelne Personen, die den Glauben fuer sich sehr ernst nehmen. Meistens die, die man oefters auch werktags in der Messe sieht (und das sind nicht so viele :-)

Max

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Mariamante
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Begegnung mit Gott / Begegnung mit lebendigen Gläubigen

Beitrag von Mariamante »

Es gibt sicher verschieden gläubige Menschen. Am intensivsten sind jene Glaubenden, die eine persönliche Umkehr erlebt haben (Saulus-Paulus -Erlebnis) und die an ihrer Beziehung zu Gott (Gebetsleben, Sakramente, missionarischer Geist) arbeiten.

Gerade heute, wo nicht mehr viele Menschen "aus Tradition" oder weil es sich sogehört in die Kirche gehen, sondern aus einer inneren Erfahrung Gottes, kann man in den Kirchen (vor allem Werktagsmessen) auch gläubige Christen finden, die eine tiefere Beziehung zu Gott suchen.

Wie schon angedeutet, finden sich vor allem in Gebetskreisen, Bibelkreisen Menschen, die den Glauben ernst nehmen. Und wie Cicero schon angedeutet hat, ist es wichtig auf die göttliche Vorsehung zu vertrauen und innerlich offen zu sein. Ich habe auf meinem Weg zum Glauben immer wieder erlebt, wie Gott Menschen zusammenführt - sei es im Zug, bei Wanderungen - im Arbeitsbereich. Sich für den Geist Gottes und für Menschen, die uns begegnen offen zu halten ist m.E. eine gute Möglichkeit mit jenen gläubigen Menschen verbunden zu werden, die uns am Weg zu Gott weiterbringen und denen auch wir ein Segen sein können. Ich glaube dass man auch in Foren wie diesen intensiv gläubigen und gottliebenden Menschen begegnen kann, und finde den Gedankenaustausch und Dialog hier für wertvoll.

Pax tecum.
Gelobt sei Jesus Christus

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