Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

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anneke6
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Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von anneke6 »

Meine skeptische Meinung gegenüber Privatoffenbarungen ist hier ja bekannt. Aber auch bei mir giebt es verschiedene Grade der Skepsis. Manduria, zum Beispiel, fand ich von Anfang an seltsam, und ich bin gewillt, diesem Artikel glauben zu schenken, in dem es um die sich von selbst mit heiligem Öl füllenden Flaschen ging:
http://www.wienerzeitung.at/Desktopdefa ... W&cob=5293
Hier ein Auszug:
Nicht immer sind die Kirchenvertreter so leichtgläubig. Im Falle von Debora Moscogiuri schöpfte auch der Bischof Verdacht und legte den Fall Carlaschelli vor. Der präparierte acht Fläschchen, legte Olivenblätter hinein, erweichte das Glas mit dem Bunsenbrenner und schloss die Öffnung sorgfältig zu. Anschließend fotografierte er den Verschluss von allen Seiten; kein Detail entging ihm. Dann händigte er sie dem Wundermädchen aus.

Nach einigen Wochen kamen sieben zurück, eine blieb verschwunden. Eine war geschwärzt und wies eine Blase auf, vier waren leer, und zwei waren mit Olivenöl gefüllt. Aber der Verschluss war deutlich verändert und ebenfalls geschwärzt. "Die Sache war klar, aber nicht immer handeln Fälscher so naiv", erklärt der Chemiker aus Pavia.
Offenbar gibt es Leute, die täuschen Offenbarungen vor. Glauben diese Leute selbst daran, daß ihnen Jesus, Maria und evtl. Heilige erscheinen? Ist es eine Sehnsucht nach einer engen Beziehung zu Gott oder Maria, die diese Leute zu so etwas treibt?
Irgendwie könnte ich mir so etwas vorstellen. Ich hatte vor Jahren mal einen "Wachtraum". Ich muß wohl bereits wach gewesen sein, lag aber noch im Bett. Ich glaubte, die Muttergottes zu sehen, so wie sie in Lichen dargestellt wird, dazu ein seltsames Geräusch von Glocken. Ich öffnete und schloß die Augen, doch das Bild blieb. Außerdem glaubte ich, die Worte "Es ist mir ernst" zu hören.
Danach war alles weg, und ich bin wieder schlafen gegangen. Ich weiß, daß ich anfangs sehr fasziniert von dieser seltsamen Erfahrung war, aber mittlerweile glaube ich, daß ich einfach nur noch nicht richtig wach war.
Aber wenn man versiegelte Glasflaschen mit Gewalt öffnet, um sie mit Öl zu befüllen, dann muß man doch wach sein, oder?
Denn ich fürchte, mit vollem Bewußtsein Erscheinungen vorzutäuschen, ist Gotteslästerung. Was meint ihr?
???

maliems
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von maliems »

In solchen Geschichten vermischen sich öfters Neurosen, Psychosen und kriminelle Energie auf der negativen seite, aber auch Eingebungen des Teufels.

ebenso einfache täuschungen und träumereien im neutralen sinn.

positive offenbarungen sind sehr selten und die Alten schätzen es sehr, wenn die kirchlichen Autoritäten objektive prüfverfahren, wie du eines angibst, anwenden.


der entscheidende kirchliche Autor dürfte Scaramelli (Anleitung in der mystischen Theologie) sein. Einen Kauf bei sfb.at (unter 30 euro) kan ich nur empfehlen. ein ganz profunder autor.

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julius echter
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von julius echter »

Dass die Kirche sehr Vorsichtig ist bei der Anerkennung von Offenbarungen (Loudes etc.) hat schon, wie ich meine, seinen guten Grund. Sind diese Offenbarungen echt werden sie sich schon als echt herausstellen.
Hier werden Glaubensfragen aber Glaubenswahrheiten sehr Konkret und man sollte doch nicht mit diesen Dingen spielen.
Honi soit qui mal y pense

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anneke6
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von anneke6 »

Ich bin heute dabei aufzuräumen, unter anderem auch dabei, Sachen zusammenzusammeln, die ins Osterfeuer sollen…allen voran natürlich Palmzweige, aber auch anderes…ich habe auch noch einige Sachen von Manduria. Ich gebe euch mal den Link der offiziellen Seite, damit ihr euch ein Bild machen könnt:
http://www.jungfrau-der-eucharistie.de/
Würdet ihr derartige Bildchen (es sind immerhin Bilder von Jesus und Maria drauf) behalten oder sagen "Ab ins Feuer"?
???

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cantus planus
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von cantus planus »

Sind die Bilder gesegnet? Dann eher nicht! ;)
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anneke6
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von anneke6 »

hmm…das sieht man ihnen nicht an…
???

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ifugao
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von ifugao »

:auweia:
Schmeiß den Kram in`s Feuer!
Aber ich bin ja auch kein Katholik. CP sag mir lieber was ich morgen kochen soll. :breitgrins:
Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
Mahatma Gandhi

regina 32
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von regina 32 »

ifugao hat geschrieben::CP sag mir lieber was ich morgen kochen soll. :breitgrins:
Wasser???[Punkt] :pfeif:

regina 32
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von regina 32 »

Anneke, hast Du nicht jemand der sich darüber freuen würde????? dem Du sie schenken kannst?

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cantus planus
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von cantus planus »

regina 32 hat geschrieben:
ifugao hat geschrieben::CP sag mir lieber was ich morgen kochen soll. :breitgrins:
Wasser???[Punkt] :pfeif:
:ikb_boxing:

(Ich speise morgen auswärts.)
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anneke6
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von anneke6 »

regina 32 hat geschrieben:Anneke, hast Du nicht jemand der sich darüber freuen würde????? dem Du sie schenken kannst?
Meinst Du Dich damit? :pfeif:
Schön, vor Ostern noch mal von Dir zu hören…
???

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Linus
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von Linus »

Anneke, schmeiß es ins Feuer. (Das sag ich nicht nur aufgrund meines Geschäftszweiges)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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cantus planus
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von cantus planus »

Ich kannte diesen angeblichen Erscheinungsort gar nicht, und habe mich jetzt erstmal auf der Homepage umgesehen. Das ist ja abenteuerlich, was da so alles verheißen wird. Schmeiß die Bildchen ins Feuer...! :ja:
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regina 32
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von regina 32 »

anneke6 hat geschrieben:
regina 32 hat geschrieben:Anneke, hast Du nicht jemand der sich darüber freuen würde????? dem Du sie schenken kannst?
Meinst Du Dich damit? :pfeif:
Schön, vor Ostern noch mal von Dir zu hören…

Neee danke, ich hab hier immer noch ein von Johannes Paul gesegnetes vergoldetes Jesusbild, mit dem ich nicht weiß, was ich anfangen soll

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anneke6
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von anneke6 »

Danke für eure Tips. Ich habe mich entschlossen, der Krempel kommt ins Osterfeuer. Ob darauf Jesus und Maria abgebildet sind, und ob es von einem Priester gesegnet ist…ich mag die Bilder nicht wirklich, da ich mit Manduria nichts anfangen kann. Ich halte Manduria für so ziemlich die problematischste aktuelle Erscheinung, noch problematischer als Medjugorje. Garabandal ist auch sehr problematisch, aber das ist ja schon lange vorbei.
Ich habe bei gloria ein Video gefunden:
http://pl.gloria.tv/?media=1784
Was ich sehe, sind blutende Bilder von Jesus und Maria und eine vollschlanke Frau meines Alters, die eine Show abzieht. Ich kann, selbst wenn ich wollte, das nicht für glaubhaft halten, wenn ich die Botschaften lese. :(
???

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anneke6
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von anneke6 »

Hier noch mal eine detailliertere Beschreibung von dem, was damals in Manduria getestet wurde:
METHODOLOGY

We confirmed that the kind of seals he had used can be easily opened and later replaced.[6] Therefore, we prepared a set of sealed test tubes as follows:
a) An olive leaf was put into each glass test tube.

b) The tubes were flame-sealed on a Bunsen burner, taking care not to scorch the leaf inside.

c) Each tube was numbered in several positions using a vibrating glass-etching instrument.

d) Each tube was checked for invisible gaps by holding it under water; in such conditions small air bubbles would escape from those imperfectly sealed.

e) The tubes were weighed on a precision lab balance (tared just prior to this operation), recording all digits with a milligram precision.

f) Each tube was then photographed with additional close-up lenses, in such a way as to record the etched number, and the shape of the sealed tip, where the glass had been melted.
(It was noticed that when these tubes were slightly heated, a few tiny droplets of water were given off by the leaf inside. The general look was quite different from that of oil, the total weight of course did not change, and the droplets were re-absorbed after a few days. Thus we decided not to worry about this detail.) Each tube could now be identified by its weight and photograph, and was "tamper-evident", as there is no way that glass can be melted and resealed exactly in its original shape. Eight of these phials (numbered 1, 2, 3, 4, 6, 7, 8, 1) were delivered to Miss D. M. through Dr Gagliardi and Father Civerra, a catholic priest who follows the seer. We had no idea of the whereabouts of the sealed tubes, nor about what was happening to them at the other end of Italy. Two noticeable events followed: we received a fax from Fr. Civerra, wherein D. M. reported a mystical vision of the Blessed Virgin: a large tongue of flame (of the Holy Ghost) had approached the tubes, taking one of them away and leaving just seven (the number of the Virgin's sorrows). Later, rumour was heard that some of our tubes contained oil. So, again through the intermediacy of Dr Gagliardi and Fr. Civerra, we managed to have our tubes back to be checked. The meeting was attended by Fr. Civerra and Dr Gagliardi, videotaped, and a statement of the results was then signed by all participants. Fr. Civerra had put the tubes we had prepared into a jar and then into a plastic bag; each of these containers had been wax-sealed. For the reasons given above, we disregarded these extra security measures, and requested that only our tubes be taken out and checked. It should be noted that, when asked, Fr. Civerra admitted that he had no way of verifying whether his wax seals had been tampered with and replaced.

RESULTS

It turned out that: i) One of the eight tubes (No 3) was missing. ii) Tubes No 1, 2 and 7 were intact and did not contain any liquid. iii) Tube No 4 had a broken tip that had produced a small gap; no liquid was present. iv) Tubes No 6, 8 and 1 did contain a yellow viscous liquid. A comparison with the photographs of the original showed that the tips had been melted and re-sealed. The shape of the tips was quite clearly different. One of the tubes had been tampered with on the side, and the glass was deformed leaving a large bubble. One tip was also slightly cracked. In all of these three phials there were traces of a black substance, and the leaf was partially or completely carbonised.
http://www.cicap.org/new/articolo.php?i ... ETHODOLOGY

Was mir auffällt:
Die ursprünglichen Öl-Wunder waren nicht besonders gut zu beweisen, wie gut erklärt wird: Ein Wachssiegel kann man relativ einfach entfernen und ein neues anbringen…wenn die Glasflasche mit einem Bunsenbrenner verschlossen ist, ist sie nicht so einfach zu öffnen…die Idee für den Test war gut.
Außerdem: Blöde Erklärungen für hochgradig Verdächtiges, ähnlich wie in Medjugorje. Ich nenne mal das hochgradig Verdächtige und vergleiche es mit der Erklärung der Befürworter:
1. Von den 8 numerierten Flaschen ist eine spurlos verscshwunden.
• Meine Vermutung: Jemand hat versucht, die Flasche ist bei dem Versuch geöffnet zu werden, zerstört worden.
• Erklärung der Befürworter: Das war himmlische Intervention, die Anzahl der Flaschen wurde auf die Zahl 7, die Zahl der Schmerzen Mariens, reduziert.
2. Die Flaschen, in denen sich tatsächlich Öl befand, waren sichtlich angesengelt.
• Meine Vermutung: Jemand hat versucht, die Flaschen mit einer heißen Flamme zu öffnen, dies ist geglückt, aber die Flaschen und die Ölzweige wurden beschädigt.
• Erklärung der Befürworter: Das war die Flamme des heiligen Geistes…
Bei letzterem bleibt mir doch glatt die Spucke weg. Ich meine, die Feuerzungen des heiligen Geistes haben ja die Köpfe von Maria, den Aposteln und den Frauen im oberen Raum ja auch nicht verbrannt… :roll:
???

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platon
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von platon »

Ganz einfach, man darf nicht einfach lügen, was das Erlebte anbetrifft!

Etwas anderes ist die Frage nach dem Ursprung, ob etwas aus Gott ist oder nicht. Diese Frage kann manchmal sehr schwierig sein, und da ist es einfach das beste, das Erlebte auf sich beruhen zu lassen, und dies in der Freiheit der Kinder Gottes Gott zu übergeben.

Eine gute "Hilfe", ist es, wenn man sich einige der ignatianischen Kriterien zur Unterscheidung der Geister aneignet. Da gibt es ein gutes Buch: Norbert Baumert, Dem Geiste Jesu folgen.

Die Frage nach dem Ursprung löst sich nicht in erster Linie nach der Leuchtkraft des Erlebten, sondern zuerst darin, ob das Erlebnis mit Christus und dessen Lehre in Einheit steht. Wenn der Impuls mich zum Guten führt, dann kann ich ihn mir aneignen, auch wenn der Ursprung nicht ganz klar sein sollte. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn die Impulse zu bestimmten irreversiblen Entscheidungen führt, da ist es allemal immer wichtig, daß man mit dem geistigen Begleiter spricht.

Auch Freikirchler, die sosehr die Gotteserfahrungen in den Mittelpunkt rücken, sind nicht einfach blauäugig, sondern sie prüfen ihre Erfahrungen anhand der Bibel. Die Offenbarungen des Mohammeds stehen im klarem Widerspruch zu Jesus Christus Gottheit, so sind sie jedenfalls nicht aus Gott. Und in ähnlicher Weise könnten wir unsere Erfahrungen darüberhinaus an der Lehre der Kirche prüfen. Kein Reich, das in sich gespalten ist, kann Bestand haben.

Es darf einmal geraten werden, welches Reich denn gespalten ist...
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platon
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von platon »

Problematisch ist jedefalls nicht, daß man "falsche Gotteserfahrungen" macht, denn selbst Heilige haben sie auch gehabt. Bestes Beispiel war Ignatius. Und Heilige werden auch mal versucht. Das Problematische ist nur, an falschen Erfahrungen zu kleben.
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overkott
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von overkott »

anneke6 hat geschrieben:Ich meine, die Feuerzungen des heiligen Geistes haben ja die Köpfe von Maria, den Aposteln und den Frauen im oberen Raum ja auch nicht verbrannt… :roll:
Das ist richtig. Auch wenn es Feuergeister wie Luther u.ä. mit Hexen nicht immer gut gemeint haben... Feuerzungen so einfach als Sprachen der Begeisterung oder begeistertes Sprechen zu übersetzen ist natürlich weniger bildhaft und visuell nicht so leicht vorstellbar.

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anneke6
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von anneke6 »

Falsche Gotteserfahrungen…ja, auch das kann ich mir vorstellen.
Aber kann man so weit verwirrt sein, über Dinge, die man erlebt, daß man Flaschen mit einem Bunsenbrenner o.ä. gewaltsam öffnet (beziehungsweise es versucht), sie selbst mit Öl befüllt und wieder zumacht und behauptet, eine Flamme des heiligen Geistes habe sie gefüllt?
Für mich klingt das eher wie Betrug.
???

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Robert Ketelhohn
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

anneke6 hat geschrieben:Für mich klingt das eher wie Betrug.
Plus Blödheit.
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platon
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von platon »

Und daß die Dummen nicht aussterben, das zeigt,
daß die Theorie, daß die besser angepaßten überleben, nicht stimmt.

Ich sehe es ebenfalls als problematisch an, wenn die Vernunft ausgeschaltet wird. Es gibt auch die charismatischen Sekten, wie "Fiat Lux". Die Uriella wollte ein Sprachrohr Gottes sein, also sollte bei ihr diese Mittelbarkeit des Menschlichen keine Rolle spielen, wo das Göttliche sich zeigte, sondern sie wollte die Offenbarung in reinster Form empfangen haben. So hielt sie angeblich Geheilten davon ab, zum Arzt zu gehen, sodaß wichtige Behandlungen unterlassen wurden und Leute starben.

Jemand also, der an Wundern glaubt, darf nicht einfach "blod" sein.
Fides quaerens intellectum
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anneke6
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von anneke6 »

Und das Schlimmste für mich ist: Wenn man sagt, man könne mit der "Jungfrau von der Eucharistie" (oder mit vollem Namen: "Jungfrau der Eucharistie, Mutter des heiligen Ölbaumes, die Quelle des Öls von der immerwährenden Salbung") nichts anfangen kann, dann wird einem unterstellt, man sei wahrscheinlich Laienkommunionhelfer.
Wenn ich diese Debora treffen würde, würde ich sie mal unter zwei Augen sprechen. Wenn das in Manduria Lug und Betrug ist, dann wird dadurch Unfrieden in der Kirche gestiftet.
???

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platon
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von platon »

Solchen sogenannten Wundern aus weinenden Madonnen stehe ich ebenfalls skeptisch gegenüber.

Das Handeln Gottes ist meist nicht in Dingen, die so eine Schaulust hervorbringen.

Schauen wir mal einmal ins Evangelium, ob da nicht einige wichtige Aspekte vergessen wurden, die durchaus sehr wichtig sein können. Wenn Jesus ein Wunder vollbringt, da vergibt er gleichsam oft die Sünden. Dies bedeutet unter anderem, daß die Begegnung mit Gott nicht auf die Schaulust abzielt, sondern auf die Erfassung des ganzen Menschen, der von der Größe und Herrlichkeit Gottes zu spüren bekommt.

Die Jungfrau Maria bekommt den Heiligen Geist geschenkt, nachdem die Begegnung mit dem Engel hatte. Der Heilige Paulus wird zuerst blind, versteht die Welt nicht mehr, und erst als er den Heiligen Geist empfängt, wird er sehend und wird innerlich verwandelt. Moses, nachdem er die Gesetzestafeln empfängt, steigt mit "leuchtendem Antlitz" aus dem Berg wieder herunter, d.h. das Erlebte war sehr stark und hat ihn innerlich verändert. Oder da ist die Begegnung mit dem brennenden Dornbusch, Moses spürt die Heiligkeit und Unermeßlichkeit Gottes, daher fühlt er sich gedrängt, die Sandalen auszuziehen, denn der Boden, den er betritt, ist heiliger Boden.

Es gibt eine Stelle aus dem Evangelium, wo Jesus mehrere Kranke geheilt hat, und nur einer ist zum Danken wieder zurück gekommen. So kann es auch passieren, daß Gott handelt, und wir merken das gar nicht.

Ein anderes. Wenn Gott handelt, dann handelt es sich immer um das, was den Verstand übersteigt. Daher ist auch der Ruf des Thomas, als er die Finger in die Wunde Jesu legen kann: "Mein Herr, mein Gott!" Er bekommt Gottes Unendlichkeit zu spüren. Er sagt also nicht: "Aha! So ist das!", sondern vielmehr er muß erleben, daß das, was ihm da widerfährt, seinen Verstand völlig übersteigt, und nur das Herz bekommt diese Unendlichkeit zu spüren. Allein das Herz ist das, was uns des Unendlichen fähig macht. Es ist so eine Art Wissen im Unwissen, ähnlich wie sich Geliebte einander anschauen und fähig sind mehr zu sehen, als man nur mit bloßem Auge sehen kann.

Hingegen, haben wir etwa bei Berichten über UFO-Erlebnisse es nur mit "merkwürdigen" Dingen zu tun. Etwas ist kuriös und augenfällig, aber der Bezug zur Unendlichkeit fehlt gänzlich. Und oft haben wir es damit zu tun, daß einfach nur Quatsch und Unsinn behauptet wird. Hier kann also die Philosophie gute Dienste leisten, denn zu behaupten, daß aus esoterischen Edelsteinen eine Heilung passieren kann, ist einfach Quatsch. Aus dem Niederen des Toten und des Unlebendigen kann ja das Höhere der Heilung nicht entstehen. Die Auferstehung ist an sich vollkommen unmöglich. Auferstehung gibt es nur, wenn Gott auferweckt. Es bedarf eines größeren Seinsgrundes als das Leben selbst, sonst wird nichts.

Desweiteren, wenn das Erlebte Angst und Unfrieden verursacht, ist Gott gar nicht dahinter. Wenn das Erlebte nur die Schaulust hervorruft, da kann sich etwas anderes dahinter verbergen, Wölfe in Schafspelzer. Vom Heiligen Bruder Konrad, wenn ich mich nicht irre, wird eine Anekdote überliefert. Er hatte eine Erscheinung, in der eine männliche Gestalt zu sehen war, die sagte: "Ich bin Jesus! Knie nieder!" Daraufhin sagte Bruder Konrad: "Jesus würde mich niemals so behandeln!" Daraufhin verwandelte sich die Erscheinung in einen Dämon und floh davon. Das ist ein weiteres Kriterium also, Gott bedarf nicht unseres Lobes. Jesus erscheint vielmehr arm in der Krippe, und einigen wenigen, erfüllt durch den Heiligen Geist, dürfen im Kindelein den Retter zu erkennen, der alte Simeon zum Beispiel.

Die Unterscheidung der Geister nach Ignatius von Loyola sind keine sicheren Kriterien, wonach man die echten von den falschen Offenbarungen auseinander halten kann, sondern vielmehr sehr nützliche Hilfen, die es sich auf jeden Fall lohnt zu lesen.
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anneke6
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von anneke6 »

platon hat geschrieben: Die Unterscheidung der Geister nach Ignatius von Loyola sind keine sicheren Kriterien, wonach man die echten von den falschen Offenbarungen auseinander halten kann, sondern vielmehr sehr nützliche Hilfen, die es sich auf jeden Fall lohnt zu lesen.
Welche sind das denn?
Ansonsten, interessanter Post.
???

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platon
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Gedanken zum Umgang mit Charismen und Gotteserfahrungen

Beitrag von platon »

Hier sind die Gedanken - die ich vor einiger Zeit in einem Email zusammengetragen hatte - so wie ich sie verstanden habe. Das ist keine Zusammenfassung vom Buch Pater Baumerts, sondern das, wie ich die "Unterscheidung der Geister" in meinem Glauben eingegliedert habe.

Gedanken zum Umgang mit Charismen und Gotteserfahrungen

Beispiel Ignatius
Vom heiligen Ignatius wissen wir, daß er echte und unechte religiöse Erlebnisse (innere Visionen) hatte, von denen die einen ihn zu tiefen Frieden und zu größerem Glauben führten, die anderen aber zur "Verzückung", im Nachhinein aber zur Traurigkeit führten. Letztere hat er auch nicht gewollt gesucht, aber woher denn immer die unechten Visionen kamen, sie kamen jedenfalls nicht von Gott. Ein wichtiges Kennzeichen zur Unterscheidung ist, ob das Offenbarte auf Dauer Frieden schenkt und ob dies zur Einheit mit Christus führt.

Ist Angst oder Traurigkeit im Spiel, muß man genauer hinschauen. Es gibt auch eine Traurigkeit die von Gott kommt, und zwar die zur Bekehrung und zur Buße führt. Diese Traurigkeit darf aber nicht niedermachen oder auch auf Dauer depressiv stimmen. Ignatius hatte einmal die Situation, daß er den Wunsch verspürte, bereits gebeichtete Sünden immer wieder zu beichten, bis er verstand, daß dieser Wunsch nicht von Gott kam. Auch kann es Situationen geben, wo jemand dauerhaft in Sünde lebt, sodaß dies ihm (vielleicht unbewußt) traurig stimmen oder eine innere Trockenheit geben kann. Solche Zustände sollte man hinterfragen.

Eine gewisse "Lockerheit" tut gut
Für mich, der immer wieder seit Jahren mit der charismatischen Erneuerung zu tun habe, habe für mich gelernt, religiöse Erfahrungen anderer Menschen mit Gelassenheit zu nehmen. Selbst wenn jemand in der Vergangenheit noch so sehr gesegnet war, so ist das keine Garantie dafür, daß alle Impluse, Worte, innere Bilder oder was auch immer, mich näher zu Gott führen können, bzw. echt sind. Ich kann mir auf jeden Fall einen Impuls immer aneignen, wenn er gut ist. Wenn sich obendrauf die innere Gewißheit einstellt, daß Gott mich kennt und zu mir durch die Zeichen der Zeit, durch Worte meines Bruders, Wünsche, Sehnsüchten spricht, oder sogar eine innere oder äußere Heilung geschieht, dann kann ich Gott danken.

Im Menschlichen spricht Gott
Ein wichtiges Merkmal, ob eine religiöse Erfahrung echt ist oder nicht ist, mißt sich vor allem daran, ob diese Erfahrung mich zum wahren Glauben führt oder nicht. Zu berücksichtigen gilt, daß das Menschliche immer in der Gotteserfahrung mitverwoben ist. Marianische Visionen, die die Jungfrau vergöttlichen, haben jedenfalls Gott nicht als Ursprung; sie sind entweder reine (gewollte oder ungewollte) Phantasie, Halluzination, vielleicht ein Angriff des abgefallenen Engels. Den genauen Ursprung kann ich meist nicht festhalten, aber jedenfalls ist sie nicht von Gott, wenn sie mich nicht zu Jesus führt. (Jesus selbst sagt es ja, daß kein Reich, das in sich gespalten ist, Bestand haben kann, als man ihn fragt, mit welcher Vollmacht er das tue.)

Menschliches unterscheiden, obwohl sich das nicht trennen läßt
Wenn wir die Bibel als Quelle der Offenbarung verstehen, muß man sehen, daß die Bibel immer Gottes Wort im Menschenswort ist. Es ist an Zeiten, Kulturen und Sprache gebunden. Und hier bedürfen wir der Tradition, um diese Worte ins Rechte Licht zu rücken, um sie recht zu verstehen. Die Arbeit der Theologen und Exegeten ist sehr wichtig, um so den Sinn etwas tiefer zu verstehen, die Gattung des Schriftstücks auseinander zu halten. Es gibt zeitliche menschliche Bedingtheiten, aber es gibt auch Ewiges, wie die Ehe und Familie. Aber in erster Linie handelt es sich hier um lebendiges Wort, durch das der Heilige Geist wirkt und immer aufs Neue den Glauben erneuert und weckt; das kann kein Theologe leisten.

Privatoffenbarungen und Zeugnisse von Heilungen sind nicht per se schlecht, sie haben nur nicht dasselbe Gewicht, wie die von der Kirche anerkannten. Grundsätzlich kann man sagen, daß all das, was der Lehre der Kirche oder der Schrift widerspricht, nicht von Gott sein kann. Also, alles was die Göttlichkeit des Sohnes widerspricht, ist nicht von Gott. Jesus selbst, als man ihn vorwarf, sich finsterer Werke zunutze zu machen, sagte er daß kein Reich, das in sich gespalten ist, Bestand haben kann. So gesehen sind die Visionen des Mohammeds nicht von Gott.

Da bei jeder Offenbarung das menschliche mitverwoben ist, ist rein "theoretisch" der Fall denkbar, daß jemand eine Heilung durch Gott für seine eigenen Zwecke mißbraucht, um seine verkehrte Theologie zu verbreiten; so etwa soll es Zeugnisse über marianische Erscheinungen in Russland geben, wo die Jungfrau als Göttin verehrt wird. Bei den evangelischen Geschwistern gehe ich zwar von einem guten Willen aus, und es gibt auch mal Zeugnisse über Gotteserfahrungen unter ihnen, die ich schätze, aber deshalb werde ich niemals alles ihrer Theologie annehmen, und die Eucharistie, die mir so am Herzen liegt, niemals deshalb aufgeben. Es gibt das Sprichwort: "Gott schreibt auf krummen Linien gerade!"; die Linien sind manchmal im Nachhinein immer noch krumm.

Selbst Heilige machen manchmal falsche Gotteserfahrungen
Jemand berichtete mir einmal von einem Fall, u.a. war da von einer Vision die Rede, die kein Mensch deuten konnte. Solche Erfahrungen, mit denen niemand etwas anfangen kann, ist für selbst Charismatiker keine Seltenheit. Falsche Gotteserfahrungen diskreditieren keineswegs den Menschen, der sie hatte, wie sie den Heiligen Ignatius auch nicht diskreditierten. Wer sich nun mal auf einem guten geistigen Weg findet, und vor allem derjenige, der sich mit schönen religiösen Erfahrungen beschenkt weißt, muß wissen, daß oft nach der religiösen Erfahrung die "Versuchung" kommen kann. Gerade der Abstieg aus dem Berg der Verklärung in den Alltag hinein ist mit einer gewissen Gottesferne behaftet, die einem ein wenig zum Zweifeln bringen kann. Und es können sich falsche Gotteserfahrungen ergeben, d.h. Erlebnisse, die man als Gotteserfahrung deuten könnte, sie aber keine Offenbarung im theologischen Sinne ergeben. Da gilt es zu schauen, daß ich mich in Händen von Personen begebe, die mir im Glauben weiterhelfen, in die Gemeinschaft mit anderen Christen, daß ich regelmäßig in Gebetskreis gehe, oder vielleicht mir einen geistlichen Begleiter suche, (der mindestens ein Schritt weiter als ich sein muß).

Es ist also keine Tragik, wenn man unechte Gotteserfahrungen gemacht hat. Wie wir gesehen haben, selbst Heilige haben sie durchgemacht. Wichtig ist nur, wie ich damit umgehe. Es gilt, selbst wenn manchmal einige Erfahrungen echt sein sollten, so will auch der Umgang mit ihnen gelernt sein, in dem Wissen, daß ich mich prinzipiell täuschen kann. Eine gute Hilfe hierzu sind die ignatianischen Kriterien zur Unterscheidung der Geister. Alles was z.B. mit Unruhe, Hektik, Angst verbunden ist, das ist nicht von Gott; Gott hat keine Eile.

Die Theologen: Das Charisma der Lehre
Etwas anderes, worüber ich ein wenig traurig bin, ist die Tatsache, daß viele Gotteserfahrungen gerade als persönliche Gottesbegegnungen erfahren werden. Ich kann also neben jemand sitzen, der die Liebe Gottes erfährt, dem es "warm" ums Herz wird, der nach der Beichte Buße tut und eine persönliche Anrührung erlebt, der aufgrund der Intensität seines Erlebnisses, anfängt zu lachen oder zu weinen. Mögen gewisse Ausdrucksformen noch so bizarr sein, so habe ich als Theologe und Besserwisser nicht das Anrecht, meinem Bruder seine Erfahrung deshalb auszureden, nur deshalb, weil ich sie selbst nicht verstehe.

Das Göttliche übersteigt den Verstand
Ich kann nur schauen und prüfen, beobachten, ob nun die Erfahrung als solche nicht häretisch ist, wenn es sich um eine Heilung handelt, dann die Gesundheit durch einen Arzt ggf. überprüfen lassen. Bei den ärtzlichen Untersuchungen kann es vorkommen, daß die Wissenschaft keine Erklärung geben kann, oder man kann es von dort her nicht so genau wissen, ob das wahr ist, daß es eine Heilung war. Auch hier gilt es, daß die Gewißheit über eine Heilung etwas heller oder diffuser sein kann, und ganz sicher gibt es ganz helle Beispiele.

Eine Gotteserfahrung widerspricht nicht den Verstand, sie ist kein Unsinn
Aus philosophischen Gründen bereits läßt sich /prinzipiell immer/ jede Gotteserfahrung und jede Heilung bezweifeln bzw. in Mißkredit bringen. Eine Heilung von Gott ist etwas, was immer gewissermaßen den Verstand übersteigt, aber keineswegs unsinnig ist. Eine Auferstehung ist an sich unmöglich, es sei denn, Gott bewirkt sie. Nur Gott kann auferwecken und das tun, was uns unmöglich erscheint: die Erschaffung der Welt aus nichts.

Die einfachen Menschen
Die Frage stellt sich also für den Theologen, wie dieser mit den religiösen Erfahrungen der einfachen und theologisch ungebildeten Menschen umgeht. Weißt also ein Priester die Glaubenskraft dieser Menschen zu kanalisieren? Weißt man also die "Geister" zu unterscheiden, ob sie aus Gott sind?

Ein Beispiel: Aberglaube und Unglaube
Zuguterletzt erzähle ich ein falsches Beispiel, die ein kubanisches Ehepaar an mich einmal heran getragen hat, daß einmal ein kubanisches Soldat an der Küste Wache schob, auf einmal glaubte er mitten im Meer die Jungfrau Maria zu sehen und begann dorthin zu schießen. Ganz verzückt erzählten sie dies den anwesenden Gästen auf einer Geburtstagsparty. Als ich dann ein Beispiel der Gotteserfahrungen aus meinen Erlebnissen in der charismatischen Erneuerung erzählte, überkam ihnen der Zweifel und murrten ein wenig. Ich denke, Gotteserfahrungen sind meist nicht etwas ganz merkwürdiges, sondern vielmehr handelt es sich darum, daß Gott den Einzelnen im Herzen begegnet, egal ob nun innere geistige Heilung oder körperliche Heilung geschieht.

Ich hatte den Eindruck, mit eines der Gründe, warum sie murrten war, daß Gotteserfahrungen stets Wahrheit tangieren, darum fordern die Freiheit des Zuhörers und drängen zu einer Entscheidung. Der Aberglaube hingegen mißbraucht oft die Tiefe der Welt, um zu sagen, da war etwas "Merkwürdiges", was man nicht erklären kann. Dubioses fordert nicht heraus. Hingegen aber habe ich einige Zeugnisse gehört, die ich für echt halte, bei denen es mehr darum geht, daß jemand gebetet hat und eine konkrete Antwort auf seine Bitte erhalten hat. Die Heilung ergab sich auf die Bitte hin, und gleichzeitig stellte sich in tiefer Friede ein, es wurde warm ums Herz, sodaß man von einer persönlichen Antwort im Herzen reden kann und darf.

Ein Zeugnis
Mein Vater hatte in seiner Studienzeit Jahre zuvor, in Karlsruhe gelebt, dabei einige sehr harte Winter erlebt bei minus 20 Grad. Er mußte mit Kohle oder mit Holz heizen, und manchmal hatte er Knappheit. Er litt fortan an Gliederschmerzen. Nach seiner Studienzeit lernte mein Vater in Mittelamerika kennen. Mein Vater war, als ich 4 Jahre alt war, mit meiner Mutter für ein Jahr in Frankreich, da mein Vater als Elektroingenieur sich fortbilden wollte und die verschiedensten Kraftwerke besuchen ging. Meine Mutter reiste vorweg frühzeitig wieder nach Costa Rica, wo ich und noch zwei Geschwister bei meiner Oma untergebracht waren. Auf der Rückreise fuhr mein Vater mit dem Zug nach Spanien. Der Zug machte in Lourdes halt. Er beschloß kurzfristig auszusteigen. Als er an der Grothe war, betete er um den Glauben. Dort sagte er innerlich "Danke" und litt seitdem nie wieder an Gliederschmerzen. (So wurde dies an mich herangetragen.)

Fazit
Prinzipiell läßt sich immer alles zerreden, weil Gott der verborgene Gott ist, und das meiste ist uns unbegreiflich. Solche Erfahrungen sind aber dazu da, zum "Danken". Man muß in allem nur wissen, daß man sich als einfacher Gläubiger irren kann. Und man muß auch wissen, daß es schwarze Schaffe gibt. Ist nur die Frage, wie man damit umgeht und das Wahre vom Falschen unterscheidet.
Fides quaerens intellectum
(Anselm von Canterbury)

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Marion
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von Marion »

anneke6 hat geschrieben:Denn ich fürchte, mit vollem Bewußtsein Erscheinungen vorzutäuschen, ist Gotteslästerung. Was meint ihr?
anneke6 hat geschrieben:Aber wenn es nicht vom Ort abhängig ist und angebliche Erscheinungen nur genutzt werden, um Menschen anzuziehen und zum Beten zu motivieren…dann könnte ich ja auch in meiner Wohnung eine Erscheinungsstube einrichten und draußen Beichtstühle aufstellen.
Unser heilige Augustinus meint folgendes
http://www.unifr.ch/bkv/kapitel2258-6.htm
...Sünde ist aber immer die Lüge, ...
...
.... Auch aus dem Grunde dürfen wir nicht glauben, die Lüge sei keine Sünde, weil wir bisweilen jemandem mit einer Lüge nützen können. Denn wir können ja auch durch Diebstahl nützen, ... Auch durch Ehebruch könnten wir nützen, weil vielleicht das Weib, dem man hierin nicht zu Willen wäre, offenbar vor lauter Verliebtheit sterben würde, ...
Tatsächlich läßt es sich freilich nicht leugnen, daß Menschen, die bloß um des allgemeinen Besten willen zu Lügnern werden, schon sehr viel Gutes getan haben; aber bei allem Erfolg wird mit Recht nur ihre gute Absicht, nicht ihre Täuschung [frommer Betrug!] gelobt oder gar zeitlich belohnt; es ist ja schon genug, wenn die Täuschung nicht weiter beachtet wird, nicht daß sie auch noch Lob erntet....
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Lioba
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von Lioba »

Schwierig sind für mich Privatoffenbarungen immer dann, wenn die Gläubigen sich unter Druck fühlen, etwas zu glauben oder zu tun, was nicht ausdrückliche Lehre ist oder - wie Plato schon erwähnte, die Privatoffenbarung im Gegensatz zur offiziellen Lehre steht. Ebenso mulmig wird es mir, wenn sich Banalitäten häufen. Ich meine, dass es sich in der konkreten Situation gut unterscheiden lässt, ob die Privatoffenbarung einfache aber grundlegende Lehren unterstreicht oder ob nur salbadert wird.
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overkott
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von overkott »

platon hat geschrieben:Auch Freikirchler, die sosehr die Gotteserfahrungen in den Mittelpunkt rücken, sind nicht einfach blauäugig, sondern sie prüfen ihre Erfahrungen anhand der Bibel. Die Offenbarungen des Mohammeds stehen im klarem Widerspruch zu Jesus Christus Gottheit, so sind sie jedenfalls nicht aus Gott. Und in ähnlicher Weise könnten wir unsere Erfahrungen darüberhinaus an der Lehre der Kirche prüfen.
Wer Gott als Anfang und Prinzip von allem sieht, tendiert eher dazu, alles als Gotteserfahrung als nichts zu verstehen. Wer Gottes Gebote als Gabe erfährt, wird sich fragen: Wer ist mein Nächster? Wer sich mit dieser Frage an Jesus wendet, findet sein Gleichnis vom barmherzigen Andersgläubigen. Am entsprechenden Handeln zeigt sich die Echtheit der Gotteserfahrung. Wenn dir Christus auch im Mohammedaner begegnet, bist du Christus begegnet. Ansonsten bist du vielleicht nur genusssüchtig, eitel und selbstsüchtig.

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Marion
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von Marion »

Lioba hat geschrieben:Schwierig sind für mich Privatoffenbarungen immer dann, wenn die Gläubigen sich unter Druck fühlen, etwas zu glauben oder zu tun, was nicht ausdrückliche Lehre ist oder - wie Plato schon erwähnte, die Privatoffenbarung im Gegensatz zur offiziellen Lehre steht. Ebenso mulmig wird es mir, wenn sich Banalitäten häufen. Ich meine, dass es sich in der konkreten Situation gut unterscheiden lässt, ob die Privatoffenbarung einfache aber grundlegende Lehren unterstreicht oder ob nur salbadert wird.
Findest du es in Ordnung wenn eine Erscheinung der Lehre gemäß vorgetäuscht wird?
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cantus planus
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von cantus planus »

Täuschung ist Betrug und Betrug ist Betrug. Mag er auch aus noch so guten Gründen geschehen. Ein Notlüge geht in gewissen Fällen durch, um Schlimmeres zu verhindern. Aber eine vorgetäuschte Erscheinung ist schwere Sünde, wenn es dafür keine psychischen Ursachen gibt.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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Marion
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Re: Ist es Gotteslästerung, Erscheinungen vorzutäuschen?

Beitrag von Marion »

cantus planus hat geschrieben:Täuschung ist Betrug und Betrug ist Betrug. Mag er auch aus noch so guten Gründen geschehen. Ein Notlüge geht in gewissen Fällen durch, um Schlimmeres zu verhindern. Aber eine vorgetäuschte Erscheinung ist schwere Sünde, wenn es dafür keine psychischen Ursachen gibt.
Was kann es schlimmeres geben, als daß jemand nicht zu Jesus Christus findet, als daß jemand weiterhin Gott den Rücken zuwendet?
Dieser Satz mit der Notlüge macht dein restlichen Beitrag (dem ich voll zustimme) kaputt, weil er diesen Betrug rechtfertigt.
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