Pflicht zur Weitergabe des menschlichen Lebens

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Gerhard
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Pflicht zur Weitergabe des menschlichen Lebens

Beitrag von Gerhard »

Liebe Freunde,

ich habe wiederholt in kirchlichen Publikationen von einer Pflicht zur Weitergabe des menschlichen Lebens gelesen. Auch Papst Benedikt XVI. weist auf eine solche Verantwortung hin.

Wie ist das genau gemeint?

Ich verstehe das als Aufforderung zu einer verantwortungsbewussten Elternschaft, wobei die Elternschaft sich nicht auf chinesischen Niveau zu bewegen hat. Als Maßstab muss hier sicherlich der Wille G-ttes dienen, den es zu befolgen gilt.

Die Kirche kann den Menschen aber nicht vorschreiben, wieviele Kinder sie haben müssen. Gleichwohl weist die Kirche auf die Notwendigkeit der Zeugung hin. Gerade in Deutschland ist allerdings der Geburtenrückgang deutlich zu sehen.

Was ist eure Meinung dazu? Ist das absolute Privatsache oder darf die Kirche sich in diesen privaten Bereich einmischen?


Gruß
Gerhard
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Nueva
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Beitrag von Nueva »

Du schreibst, als Maßstab soll der Wille Gottes dienen. Was verstehst du darunter?
Ist es nicht so, dass jedes Ehepaar diesen Willen Gottes für sich entdecken darf? Erschließt sich der Wille Gottes nicht auch aus den Lebensumständen des Ehepaares? Ob und wieviele Kinder ein Ehepaar bekommt, ist die freie Entscheidung eines jeden und auch Antwort auf die Liebe Gottes.

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Liebe Nueva,

ich maße mir nicht an, zu wissen, was der Herr will. Ich verlasse mich hier auf seine Kirche und ich bevorzuge zur Beantwortung dieser Frage das Gespräch mit meinem Beichtvater.

Gleichwohl erstaunt mich die stete Erinnerung der Kirche an diese Pflicht und ich gebe zu, dass ich seit einigen Jahren das Gefühl habe, dass die verantwortungsbewusste Elternschaft in unserer Zeit zu kurz kommt.

Zu einer Entscheidung für Kinder gehören zwei und da fängt das Problem wohl an.

Ich nehme an, Du hast Kinder?
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Nueva
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Beitrag von Nueva »

Nein, ich habe nicht das Gefühl, dass verantwortungsbewußte Elternschaft zu kurz kommt. Wirklich nicht. Eher habe ich das Gefühl, dass das Sicherheitsbedürfniss bei manchen Eltern größer ist, als das Gottvertrauen. Die meisten Ehepaare in meinem Umfeld haben 2-3 Kinder, mehr glauben sie nicht verantworten zu können. Und wenn ich mir überlege, welche ständig steigenden Forderungen an Eltern herangetragen werden und wie die Preise kontinueíerlich steigen, dann muss ich ihnen REcht geben.

Ja, zu einer Entscheidung für Kinder gehören 2.

Und richtig, ich habe Kinder. :freude:

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Naja, manche Väter in spe fragen gar nicht erst…
Ich habe eine Bekannte, die wurde von dem Bruder ihres Freundes vergewaltigt. Sie wurde schwanger und bekam das Kind — geistig behindert. Aber sie liebt ihr Kind und sagt, es ist das wichtigste in ihrem Leben.
Das ist das wahre Gottvertrauen: Das annehmen, was Gott uns schenkt, oder, wie es manchmal wirkt: zumutet.
???

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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Glaubst Du wirklich, dass es viele Paare gibt, die ins Bett gehen mit dem Gedanken: Heute zeugen wir ein Kind?

Scheint mir doch etwas weit hergeholt. Menschen lieben sich, seelisch wie physisch, und Kinder entstehen, hoffentlich meist aus einer leidenschaftlichen Liebe und nicht als Pflichterfüllung.

Und wenn es in Deutschland heute weniger Kinder gibt, (hier in Frankreich ist das anders) dann vielleicht weil Menschen sich mehr dem Materiellen zugewandt haben als der Liebe.

Pierre
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Wen meinst Du, Pierre? Der Herr bestimmt, wo Kinder hingehören. Die Menschen haben das nicht in der Hand.

@anneke6: Schlimme Sache mit Deiner Bekannten. Habt ihr den Typen angezeigt?
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

…hat Bewährungsstrafe gekriegt.
???

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Wirklich? In Deutschland?
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Nueva
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Beitrag von Nueva »

Gerhard hat geschrieben:Wen meinst Du, Pierre? Der Herr bestimmt, wo Kinder hingehören. Die Menschen haben das nicht in der Hand.

@anneke6: Schlimme Sache mit Deiner Bekannten. Habt ihr den Typen angezeigt?

Ist das deine Erfahrung?

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Pit
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Beitrag von Pit »

Nueva hat geschrieben:Du schreibst, als Maßstab soll der Wille Gottes dienen. Was verstehst du darunter?
Ist es nicht so, dass jedes Ehepaar diesen Willen Gottes für sich entdecken darf? Erschließt sich der Wille Gottes nicht auch aus den Lebensumständen des Ehepaares? Ob und wieviele Kinder ein Ehepaar bekommt, ist die freie Entscheidung eines jeden und auch Antwort auf die Liebe Gottes.
Wenn z.B. - wie im Freundeskreis von mir - er noch arbeitslos ist und sie eine Halbtagsstelle hat, wären schon zwei Kinder verantwortungslos, weil sie schon Probleme haben, daß eine (Wunsch!)kind gut zu versorgen.

Gruß,Pit
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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Gerhard hat geschrieben:Wen meinst Du, Pierre? Der Herr bestimmt, wo Kinder hingehören. Die Menschen haben das nicht in der Hand.
in der Hand sicher nicht, aber Mensch kann in Grenzen seine Fertilität steuern.

Pierre
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Darf er das, Pierre? Ich bin nicht sicher.
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Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Gerhard hat geschrieben:Liebe Nueva,
Ich nehme an, Du hast Kinder?
Eigentlich weiß hier jeder, der schon länger dabei ist, dass und wieviele Kinder Nueva hat.
Sie spricht wirklich als "Fachfrau". Ich wüsste jetzt niemanden im Forum, der mehr Kinder als Nueava hat.

(Sollte doch jemand mehr haben, bitte melden. ;D )

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Ich habe es wohl überlesen, entschuldige bitte. Also - wieviele hat sie?
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Pit hat geschrieben:Wenn z.B. - wie im Freundeskreis von mir - er noch arbeitslos ist und sie eine Halbtagsstelle hat, wären schon zwei Kinder verantwortungslos, weil sie schon Probleme haben, daß eine (Wunsch!)kind gut zu versorgen.
Hallo Pit,

noch mal einen Schritt zurück. Ich habe Schwierigkeiten mir vorzustellen, dass es in unserem nach wie vor relativ reichen Land nicht möglich sein soll, Kinder großzuziehen.

Eine Frage des Geldes kann das heute eigentlich nicht mehr sein. Dennoch ist es wohl kein Zeichen von Verantwortung, wenn hinterher ALGII bezogen werden muss.


Gruß
Gerhard
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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Gerhard hat geschrieben:Darf er das, Pierre? Ich bin nicht sicher.
Er darf nicht nur, es ist seine Pflicht, Verantwortung für seine Nachkommen zu übernehmen.
Da bin ich mir ganz sicher.

Pierre, der fest überzeugt ist, dass wir für fast alles im Leben die Verantwortung tragen müssen und nicht nur einfach sagen können: Gott wird es schon richten.
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platon
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Beitrag von platon »

Die Pflicht zur Weitergabe des Lebens besteht im übertragenen Sinn für alle, sei es nur damit, daß man einem Obdachlosen hilft und ihn zum Weiterleben hilft.

Etwas anderes ist die "Zeugungspflicht", sowas kenne ich in der Form des Ausdrucks gar nicht, wenn man das so benennen will.

Was ich kenne ist nur, daß die Ehe offen sein muß für mindestens ein Kind, damit sie nicht ungültig ist. Und das würde ich nicht behaupten, sei eine Bestimmung der Kirche, sondern vielmehr hat die christliche Ehe latent viele Wurzeln im Judentum. Wir sprechen einmal vom "Eheversprechen" (vor Gott), d.h. die Trauung, und den "Ehevollzug". Das bedeutet soviel, in der Ganzhingabe von Mann und Frau, die nicht nur ein geistiger Akt sondern auch körperlicher Akt ist, werden Mann und Frau "Ein-Fleisch".

Wenn wir das alles hören, dann versteht man, daß man niemand zwingen kann, Sex mit dem eigenen Gatten zu haben. Paulus schreibt nur, daß man sich nicht entziehen soll, damit niemand in die Versuchung kommt.

Die Pflicht zur Weitergabe des Lebens wäre also eine Dringlichkeit die aus der Vernunft geboren wird, damit wir alle nicht aussterben, damit wir als vergreiste Leute die demographische Pyramide nicht nach oben umdrehen. Da muß irgendwann sozusagen den "Ruf" im Herzen des Einzelnen geboren werden, aber da muß ein jeder für sich das entscheiden.

Dies jüdische Vermächtnis findet dann im Kirchenrecht seinen Niederschlag darin, daß eine geschlossene aber nicht vollzogene Ehe vom Papst aufgelöst werden kann. Hingegen aber eine gültig geschlossene wie vollzogene Ehe kann von keiner Macht auf Erden aufgelöst werden, noch nicht mal vom Papst höchstpersönlich. Da handelt es sich um ein göttliches Gebot, nicht um ein kirchliches, darum also.
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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

platon hat geschrieben:Die Pflicht zur Weitergabe des Lebens besteht im übertragenen Sinn für alle, sei es nur damit, daß man einem Obdachlosen hilft und ihn zum Weiterleben hilft.

Etwas anderes ist die "Zeugungspflicht", sowas kenne ich in der Form des Ausdrucks gar nicht, wenn man das so benennen will.
Vielleicht sollten wir beachten, dass es außer den kirchlichen Geboten auch ganz einfache biologische "Gebote" gibt, die ein Paar, Mensch oder auch Tier, zur Weitergabe des Lebens bringen.

Dies jüdische Vermächtnis findet dann im Kirchenrecht seinen Niederschlag darin, daß eine geschlossene aber nicht vollzogene Ehe vom Papst aufgelöst werden kann. Hingegen aber eine gültig geschlossene wie vollzogene Ehe kann von keiner Macht auf Erden aufgelöst werden, noch nicht mal vom Papst höchstpersönlich. Da handelt es sich um ein göttliches Gebot, nicht um ein kirchliches, darum also.
In wie weit eine Ehe kirchlich aufgelöst werden kann ist die eine Frage. Ob Gott Menschen wirklich zwingen will, eine einmal getroffene Entscheidung zur Ehe bis zum Tode fortzusetzen, auch wenn die Ehepartner längst keine Partner mehr sind, sondern vielleicht zu Gegnern wurden, hängt wohl auch mit dem Glauben an einen strafenden Gott zusammen. Und da gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen.

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platon
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Beitrag von platon »

pierre10 hat geschrieben:In wie weit eine Ehe kirchlich aufgelöst werden kann ist die eine Frage. Ob Gott Menschen wirklich zwingen will, eine einmal getroffene Entscheidung zur Ehe bis zum Tode fortzusetzen, auch wenn die Ehepartner längst keine Partner mehr sind, sondern vielleicht zu Gegnern wurden, hängt wohl auch mit dem Glauben an einen strafenden Gott zusammen. Und da gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen.
Es gibt kirchlicherseits auch die Möglichkeit zur Trennung bei bleibendem Eheband. Stell Dir mal vor, nach 10 Jahren glücklicher Ehe, hat der Mann einschneidende Erlebnisse, beginnt Alkohol zu trinken und die Frau zu schlagen. Dann darf sich die Frau vom Manne trennen, ohne daß dies eine Sünde wäre, bis sie ihn vergeben "will".
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tantum ergo
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Beitrag von tantum ergo »

pierre10 hat geschrieben:... hängt wohl auch mit dem Glauben an einen strafenden Gott zusammen. Und da gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen.
Ich glaube nicht, dass es in der katholischen Kirche unterschiedliche Auffassungen zur Auflösung der Ehe gibt (jedenfalls nicht bei den ernstzunehmenden Stellen - oder besser gesagt: von mir ernst genommenen Stellen

Aber was hat das denn mit einem "strafenden Gott" zu tun? :hmm:

Gottes Segen,
tantum ergo
„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49)

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

pierre10 hat geschrieben:Ob Gott Menschen wirklich zwingen will, eine einmal getroffene Entscheidung zur Ehe bis zum Tode fortzusetzen, auch wenn die Ehepartner längst keine Partner mehr sind, sondern vielleicht zu Gegnern wurden, hängt wohl auch mit dem Glauben an einen strafenden Gott zusammen
Wobei mir dabei die interessante Frage einfällt, ob der Herr, wie wir ihn uns heute mehrheitlich vorstellen, noch ein strafender Herr sein darf.

Jesus hat auch gestraft (Vertreibung der Händler aus dem Tempel) - das wäre doch ein Indiz, das zu Deiner These passen würde, oder?
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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

tantum ergo hat geschrieben:
pierre10 hat geschrieben:... hängt wohl auch mit dem Glauben an einen strafenden Gott zusammen. Und da gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen.
Ich glaube nicht, dass es in der katholischen Kirche unterschiedliche Auffassungen zur Auflösung der Ehe gibt (jedenfalls nicht bei den ernstzunehmenden Stellen - oder besser gesagt: von mir ernst genommenen Stellen

Aber was hat das denn mit einem "strafenden Gott" zu tun? :hmm:

Gottes Segen,
tantum ergo
Ein mir gut bekanntes, katholisches Paar zerfetzt sich, beide leiden können sich aber nicht trennen aus Glaubensgründen. Sie meinte vor einiger Zeit zu mir: Das ist die Strafe Gottes.

Kann ich nicht glauben, mir scheint eher, dass diese menschen sich selbst bestrafen.

Für mich ist Gott weder nur der gute Gott noch nur der strafende Gott, für mich ist Gott.

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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Gerhard hat geschrieben:
Jesus hat auch gestraft (Vertreibung der Händler aus dem Tempel) - das wäre doch ein Indiz, das zu Deiner These passen würde, oder?
Vielleicht kommen viele Fragen und auch Probleme von der oft ganz unterschiedlichen Auslegung der Bibel.

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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Pierre, nicht umsonst hat die Kirche den Ehekonsens formuliert.
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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Gerhard hat geschrieben:Pierre, nicht umsonst hat die Kirche den Ehekonsens formuliert.
Du forderst mich heraus:

Wer ist die Kirche?
Heute, früher....., wer hat formuliert? Gott? Geistliche, ein Papst?

Bis vor 150 Jahren waren die Päpste nicht unfehlbar.... sind sie es heute wirklich? Was hat sich im Konzil verändert? War Benedikt als Kardinal fehlbar und was geschah dann, seit er Papst ist?

Ich weiß, dumme Fragen eines kritisch Denkenden.

Lass uns damit aufhören, es geht weit aus dem Threadthema heraus.


Pierre
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tantum ergo
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Beitrag von tantum ergo »

pierre10 hat geschrieben:Ein mir gut bekanntes, katholisches Paar zerfetzt sich, beide leiden können sich aber nicht trennen aus Glaubensgründen. Sie meinte vor einiger Zeit zu mir: Das ist die Strafe Gottes.

Kann ich nicht glauben, mir scheint eher, dass diese menschen sich selbst bestrafen.
"Wer mein Jünger sein will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach."
Ich interpretiere das nicht als "Strafe akzeptieren" sondern sich mit dem vorgefundenen auch abfinden zu können - die Ehe als Sakrament ist nicht auflösbar und so bleibt nur, eine nicht mehr zu rettende Ehe als Kreuz auf sich zu nehmen

Ich weiß, ich hab gut reden, da meine Ehe (bislang) gut "funktioniert", aber zu glauben, dass Gott einen mit der Ehe in eine Falle locken könnte und die Eheleute dann *ätschibätsch* mit der Unauflöslichkeit zu bestrafen ist schon ziemlich weit hergeholt (ich weiß, Pierre, das ist auch nicht Deine Position).

Sich vor Gott gegenseitig das Ehesakrament zu spenden und dann eines Tages vor Gott zu treten und zu sagen "war mit den schlechten Zeiten alles nicht so gemeint" - das könnte ich mir dagegen schon eher als strafwürdig vorstellen :hmm:

Gottes Segen,
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regina 32
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Beitrag von regina 32 »

tantum ergo hat geschrieben: Ich interpretiere das nicht als "Strafe akzeptieren" sondern sich mit dem vorgefundenen auch abfinden zu können - die Ehe als Sakrament ist nicht auflösbar und so bleibt nur, eine nicht mehr zu rettende Ehe als Kreuz auf sich zu nehmen

Ich weiß, ich hab gut reden, da meine Ehe (bislang) gut "funktioniert", aber zu glauben, dass Gott einen mit der Ehe in eine Falle locken könnte und die Eheleute dann *ätschibätsch* mit der Unauflöslichkeit zu bestrafen ist schon ziemlich weit hergeholt (ich weiß, Pierre, das ist auch nicht Deine Position).

Sich vor Gott gegenseitig das Ehesakrament zu spenden und dann eines Tages vor Gott zu treten und zu sagen "war mit den schlechten Zeiten alles nicht so gemeint" - das könnte ich mir dagegen schon eher als strafwürdig vorstellen :hmm:

Gottes Segen,
tantum ergo
nun, schwierig und auch diese Diskussion gab es glaub ich schon, aber ich bin der Ansicht, dass sich die Eheleute - wenn sie sich nicht mehr leiden können gegenseitig verletzungen zufügen, sich krank machen etc. auch DAS kann nicht im Sinne Gottes sein.

Ein Ausweg. nun, auch das schrieb ich schon, ICH würde gehen, (nach ein paar Versuchen die Ehe zu Retten) auflösbarkeit hin oder her, weil das andere ist in meinen Augen sehr sehr ungesund auf Dauer.

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tantum ergo
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Beitrag von tantum ergo »

regina 32 hat geschrieben:nun, schwierig und auch diese Diskussion gab es glaub ich schon, aber ich bin der Ansicht, dass sich die Eheleute - wenn sie sich nicht mehr leiden können gegenseitig verletzungen zufügen, sich krank machen etc. auch DAS kann nicht im Sinne Gottes sein.

Ein Ausweg. nun, auch das schrieb ich schon, ICH würde gehen, (nach ein paar Versuchen die Ehe zu Retten) auflösbarkeit hin oder her, weil das andere ist in meinen Augen sehr sehr ungesund auf Dauer.
Da möchte ich nicht missverstanden werden: ob man sich aus dem Weg geht hängt eher von den anderen Umständen ab (also zum Beispiel dem Vorhandensein von Kindern). Da kann die dauerhafte Trennung möglicherweise trotzdem "gottgefällig" sein. Das bleibende "Kreuz" ist aber dennoch die Unauflöslichkeit der Ehe, was bedeutet, dass eine neue Beziehung dann ein Ehebruch wäre :hmm:

Aber stimmt, mir ist so, als ob es die Diskussion hier schon mal gegeben hätte und sie führt wohl auch ein bisschen OT - sorry!

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platon
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Beitrag von platon »

pierre10 hat geschrieben:
Gerhard hat geschrieben:Pierre, nicht umsonst hat die Kirche den Ehekonsens formuliert.
Du forderst mich heraus: Wer ist die Kirche? Heute, früher....., wer hat formuliert? Gott? Geistliche, ein Papst?
Jesus:
"Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Mose euch dieses Gebot gegeben. Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen!" (Mk 10, 5-9).
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platon
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Beitrag von platon »

Interessant ist, Paulus spricht von einer gewissen "Pflicht", die aber nicht als "Gebot" aufzufassen ist. Es scheint so, als ob hier die Vernunft durchaus das ihre von sich aus tun darf. Damit wir hier nicht in ein Eutyphron-Dilemma hinein fallen, müßten wir also von gewissen Notwendigkeiten, die das Leben so fordern, die in diesem Falle auf Freiwilligkeit beruht.

Niemand zwingt Dich zu essen, nur wenn Du nichts ißt, wirst Du verhungern.

1 Kor 7,3-6:
"Der Mann soll seine Pflicht gegenüber der Frau erfüllen und ebenso die Frau gegenüber dem Mann. Nicht die Frau verfügt über ihren Leib, sondern der Mann. Ebenso verfügt nicht der Mann über seinen Leib, sondern die Frau. Entzieht euch einander nicht, außer im gegenseitigen Einverständnis und nur eine Zeit lang, um für das Gebet frei zu sein. Dann kommt wieder zusammen, damit euch der Satan nicht in Versuchung führt, wenn ihr euch nicht enthalten könnt. Das sage ich als Zugeständnis, nicht als Gebot.
"

Kann man damit leben? Im Vers 6 ist es eindeutig, daß Paulus hier kein göttliches Gebot formuliert.
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Beitrag von Gerhard »

pierre10 hat geschrieben:
Gerhard hat geschrieben:Pierre, nicht umsonst hat die Kirche den Ehekonsens formuliert.
Wer ist die Kirche?
Für mich ist die Kirche die Gemeinschaft, die den Primat des Papstes anerkennt und ihn als Stellvertreter Christi auf Erden betrachtet. Dabei kommt den mit Rom unierten Kirchen eine Sonderstellung zu.
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