Pfarrer des Amtes enthoben

Fragen, Antworten, Nachrichten.
Raphaela
Beiträge: 5453
Registriert: Dienstag 11. September 2007, 17:53
Wohnort: Erzbistum Freiburg;südlichster Südschwarzwald "Dreiland": CH-D-F

Beitrag von Raphaela »

Irenaeus hat geschrieben:
ad_hoc hat geschrieben:
Wie kann man diese verfahrene Situation entkrampfen?
Entlassung des Pfarrers und Verbot einer Tätigkeit innerhalb der röm.-kath. Kirche, einschl. des Religionsunterrichts, wobei der Gang ins Kloster (ohne leitende Funktion), ebenfalls überlegenswert wäre.
Ein für allemal beenden; eine bessere Lösung gibt es nicht.

Gruß, ad_hoc
Wenn Du Abt eines Klosters wärest, würdest Du ihn aufnehmen?

Gäbe es Bedingungen?

In welcher hierarchischen Ebene würde er aufgenommen?

ich stelle diese Fragen völlig wertfrei.
Nun, ich kenne einen Ordenspriester, der schon Diakon für ein bestimmtes Bistum war, als die Diözese ihn beibrachte, dass man ihn nicht zum Priester weihen werde und auch Gründe dafür nannte. Auch als Diakon wollte man ihn loswerden.
Er ist dann in eine Gemeinschaft eingetreten und wurde dort sogar Novizenmeister.

Raphaela
Beiträge: 5453
Registriert: Dienstag 11. September 2007, 17:53
Wohnort: Erzbistum Freiburg;südlichster Südschwarzwald "Dreiland": CH-D-F

Beitrag von Raphaela »

Irenaeus hat geschrieben: Trotz der Tatsache, daß er Priester ist (auch wenn ihm die Priesterwürde von seinem Generalvikariat aberkannt worden ist (Tu es sacerdos in aeternum) , müßte er dann als Postulant in einem Orden beginnen?

Warum gibt es eine Zeit als Postulant und ein Noviziat? damit man auf beiden Seiten abwägen kann,ob der Kandidat geeignet ist. Wenn man aber schon als "Chef" einsteigen will, geht das - wie in einer normalen Firma - auch im Kloster nicht.

Wenn ich Abt wäre, und ein Mensch wie Pfr. J. würde um Aufnahme bitten, würde ich sie ihm nicht versagen, aber er müßte sich, wie jeder Postulant einfügen. Das sagst Du ja auch: Als Abt muß man an die konkrete Gemeinschaft denken.

"Darum prüfe, ob er aus Gott ist." - Und ob er sich der Gemeinschaft unterordnen kann.

Eine Chance sollte man dem Kandidaten geben.
Ja, er müsste das Postulat und das Noviziat machen. Evtl. würde bei ihm das Noviziat nur ein Jahr dauern statt zwei Jahre. Genauso ist es möglich, dass bis zur ewigen Profess "nur" die Mindestanzahl an Jahren genommen wird.
Das würde dann ungefähr heißen: ein halbes Jahr Postulat, ein Jahr Noviziat und nochmals drei Jahre bis zur ewigen Profess. Wobei es natürlich auch umgekehrt der Fall sein kann und man die Zeit bis zur ewigen Profess auf bis zur sieben Jahren, im Extremfall neun Jahren ausdehnt.

Benutzeravatar
Lupus
Beiträge: 2701
Registriert: Samstag 13. September 2008, 13:48
Wohnort: Bad Waldsee

Beitrag von Lupus »

Warum wollt Ihr denn den Pfr. Jung unbedingt ins Kloster schicken?

Hat er schon Schwierigkeiten in Dingen, die sein Pfarreramt betreffen, wie soll er dann ein Gelübde des Gehorsams in einem Orden ablegen können?

L.

Gerhard
Beiträge: 1566
Registriert: Dienstag 23. Oktober 2007, 13:45
Wohnort: Kirchenprovinz Paderborn
Kontaktdaten:

Beitrag von Gerhard »

:D
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Benutzeravatar
Firmian
Beiträge: 989
Registriert: Dienstag 16. September 2008, 14:08
Wohnort: Wien

Beitrag von Firmian »

Ich weiß von dem Vorgang nur von hier, aber wenn ich den offenen Brief von Pfarrer Jung lese, wird mir ja schlecht.

Visitation rechtswidrig, weil nur sechsjähriger Rhythmus, Vorladung nichtig, weil ohne rechtsgültige Unterschrift und nicht rechtsgültig zugestellt blablabla. Diesen Menschen kann ich mir gut vorstellen.

[Off topic: Vor zwei Wochen hatte ich einen Klient, der kam auch allen Leuten in diesem Stil, den wollte ich dann sofort rauswerfen. Leider konnte er zum "klärenden Gespräch" dann nicht kommen, weil er, wie ich dann erfuhr, in U-Haft sitzt.]

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Beitrag von overkott »

Es wäre nicht richtig, sich einfach nur auf die Seite des Stärkeren zu schlagen.

Deshalb muss man schon Fragen, ob der Jung nicht auch berechtigte Einwände hat.

Aber der Hinweis auf die Email ohne rechtsgültige Unterschrift erscheint geradezu lächerlich.

Der Tonfall ist ebenfalls völlig unangemessen.

Er scheint ohne geistlichen Beistand und Berater zu sein.

Benutzeravatar
Firmian
Beiträge: 989
Registriert: Dienstag 16. September 2008, 14:08
Wohnort: Wien

Beitrag von Firmian »

Wie gesagt, ich schlage mich auf gar keine Seite, dafür kenne ich die Hintergründe zu wenig.

Aber der Briefstil mit dem Rumhacken auf Formalien (und allein die Tatsache, jeden Sch*** gleich als Einschreiben zu verschicken) liefert Hinweise, wie der Pfarrer Jung so drauf ist. Wohl kein "Gott-liebt-uns-und-wir-haben-uns-alle-lieb"-Typ mit Batikhemd, wie man es vielleicht erwarten könnte, wenn er mit Kardinal Meisner im Clinch liegt.
Zuletzt geändert von Firmian am Donnerstag 18. September 2008, 14:40, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Beitrag von overkott »

Das Erzbistum teilt soeben mit, dass inzwischen ein Gespräch zwischen dem Generalvikar und dem suspendierten Priester Jung stattgefunden hat, jedoch nach anderthalb Stunden ohne Ergebnis endete.

Immerhin reden sie inzwischen miteinander.

Benutzeravatar
Firmian
Beiträge: 989
Registriert: Dienstag 16. September 2008, 14:08
Wohnort: Wien

Beitrag von Firmian »

Ganz interessant, unter dem Podcast ein Kommentar seines ehemaligen Kaplans (falls das kein Fake ist):

Ich kenne Jung persönlich - ich bin der ehemalige Kaplan, durch dessen vorzeitigen Weggang jene Stelle vakant wurde, über deren längerfristige Nicht-Wiederbesetzung Jung sich so aufgeregt hat. Mein Weggang vor jetzt rund einem Jahr war allein durch die im obigen Bild angedeutete Persönlichkeits- und Charakterstruktur Jungs motiviert. Ich kann Ihnen versichern: "Unchristlich" und verantwortungslos hätte der Erzbischof nur dann gehandelt, wenn er Jung im Amt belassen hätte - unchristlich und verantwortungslos DEN Menschen gegenüber, die in seinem unmittelbaren Umfeld (vor allem unter ihm als Dienstvorgesetztem) unter seinen "Ecken und Kanten" so leiden, daß sie gelegentlich sogar krank dadurch werden.

Raphaela
Beiträge: 5453
Registriert: Dienstag 11. September 2007, 17:53
Wohnort: Erzbistum Freiburg;südlichster Südschwarzwald "Dreiland": CH-D-F

Beitrag von Raphaela »

overkott hat geschrieben: Er scheint ohne geistlichen Beistand und Berater zu sein.
Es gibt genügend Priester, die meinen, dass man keine geistliche Begleitung braucht, weil sie geistliche Begleitung mit Psychotherapie gleichsetzen. :shock:
Da kenne ich wirklich welche!

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Beitrag von cantus planus »

Mir ist nicht ganz klar, warum hier alle den Pfarrer ins Kloster schicken wollen. Aber eines ist klar: die Priesterweihe und das Ordensleben sind zwei ganz verschiedene Schuhe.

Natürlich muss auch ein Priester Postulat und Noviziat durchlaufen, wie jeder andere Kandidat auch, anbetracht seiner Vorbildung würde man wahrscheinlich den Inhalt etwas ändern.

Wenn der oben zitiere Blog-Abschnitt echt ist, und wenn das stimmt, was mir hier von einigen Priestern hinter vorgehaltener Hand mitgeteilt wurde, scheint der Pfarrer ein schwieriger Mensch zu sein, der dringend Hilfe bräuchte. Dieses Bild setzt sich auch schon aus den hier vorgebrachten Einzelheiten zusammen, wie Firmian richtig feststellt.

Natürlich sind Jungs Einwände gegen die pastoralen Umstrukturierungen nicht unberechtigt - auch ich habe hier ja schon verschiedentlich Kritik geübt. Der Punkt ist: darum geht es gar nicht mehr. Dieses Kapitel wurde längst verlassen, und Pfr. Jung hat sich in einen Machtkampf hineingesteigert, den er gar nicht gewinnen kann. Das macht deutlich, dass eine Begleitung von außen dringend notwendig wäre.

Ich setze mein Vertrauen in unseren Kardinal und das Generalvikariat, dass das Problem rasch zu größtmöglicher beiderseitiger Zufriedenheit geklärt werden kann, auch, wenn es erstmal schmerzliche Entscheidungen geben mag. Einen zweiten Fall Röschenz darf es nicht geben! (Kann es auch nicht, da die Rechtslage in Deutschland anders ist).
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Benutzeravatar
Irenaeus
Beiträge: 1395
Registriert: Donnerstag 7. Dezember 2006, 09:59

Beitrag von Irenaeus »

Leguan hat geschrieben:
Ecce Homo hat geschrieben:
Leguan hat geschrieben:Strg+C und Strg+V ergeben auch in Kombination kein Gebet.
Woher willst Du wissen, dass ich das einfach kopiert habe?
Das habe ich nicht geschrieben, dir würde ich auch zutrauen, das zu tippen. ;)
Allerdings gebe ich zu, daß ich das posten von Gebeten noch nie verstanden habe. Gott braucht keine Foren lesen, um unsere Gebete zu hören.
Deswegen habe ichs kursiv geschrieben, mir fiel nur kein zusätzlicher Beitrag mehr ein :-). Ich dachte, passend zu unserem Verein müßte auch das Pater noster zur Hand ;-)

maliems
Beiträge: 2742
Registriert: Dienstag 24. Juli 2007, 22:36

Beitrag von maliems »

immerhin interessant, dass jung wohl die visitation nicht verweigerte, selbiges aber vom GenVik behauptet wird.

Gerhard
Beiträge: 1566
Registriert: Dienstag 23. Oktober 2007, 13:45
Wohnort: Kirchenprovinz Paderborn
Kontaktdaten:

Beitrag von Gerhard »

Firmian hat geschrieben:Wohl kein "Gott-liebt-uns-und-wir-haben-uns-alle-lieb"-Typ mit Batikhemd, wie man es vielleicht erwarten könnte, wenn er mit Kardinal Meisner im Clinch liegt.
Ich habe den Eindruck, dass sich hier zwei Gleichgesinnte getroffen haben.
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Beitrag von cantus planus »

maliems hat geschrieben:immerhin interessant, dass jung wohl die visitation nicht verweigerte, selbiges aber vom GenVik behauptet wird.
Das ist Haarspalterei. Nach den vorliegenden Informationen hat Jung die Visitation verweigert, weil sie nicht den kirchenrechtlichen Normen entsprach (d. h. nicht innerhalb der vorgeschriebenen Zeit erfolgte).

Es gilt weiter: Jung mag mit seiner Kritik recht haben, aber er hat mittlerweile jedes Maß verloren.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Benutzeravatar
Irenaeus
Beiträge: 1395
Registriert: Donnerstag 7. Dezember 2006, 09:59

Beitrag von Irenaeus »

Ich glaube, daß die ganze Sache schon seit Monaten schwelte (schwollte? schwiel?)... es kann nicht sein, daß dies der einzige Vorfall gewesen ist, diese Sache hat nur das Maß voll gemacht und die Konsequenzen hervorgerufen, die nun vom GV gezogen wurden.

Pfr. Jung ist auch nicht gerade als Diplomat bekannt. Und Kardinal Meisner m. E auch nicht wirklich. Nur sitzt der am längeren Hebel und in diesem Fall wohl auch am rechtlichen einwandfreien.

Ich finde es bedauerlich, daß es so eskalieren mußte (und es wird ja noch weitergehen, wie ich die beiden einschätze). Das sind wieder solche Aktionen, die den Kirchenkritikern ein gefundenes Fressen sind.

es grüßt, Irenaeus

michaelis
Beiträge: 1307
Registriert: Montag 25. April 2005, 20:47
Wohnort: Erzbistum Köln

Beitrag von michaelis »

Ich finde in dieser Angelegenheit vor allem bemerkenswert, daß dem Kardinal von verschiedensten Seiten unterstellt / vorgeworfen wird:
-) er sei nicht diplomatisch
-) er reite auf seinem Recht herum
-) man hätte diese Angelegenheit besser still regeln sollen
u.s.w.

Wenn ich mir die Vorgeschichte dieses Vorfalls betrachte, muß ich unserem Erzbischof, zumindest in diesem Fall, ein beträchtliches Maß an Geduld, Nachsichtigkeit und Willen zur friedlichen Lösung attestieren.

In jeder Firma wäre ein "Filialleiter" wie Pfr. Jung schon längst seines Postens enthoben und gefeuert worden.

Statt dessen hat man offensichtlich versucht, über Fehler hinwegzusehen, Brücken zu bauen und beschäftigt ihn noch weiter!

maliems
Beiträge: 2742
Registriert: Dienstag 24. Juli 2007, 22:36

Beitrag von maliems »

cantus planus hat geschrieben: Das ist Haarspalterei.
Es gilt weiter: Jung mag mit seiner Kritik recht haben, aber er hat mittlerweile jedes Maß verloren.
gebe ich zu. trotzdem interessant.

Gerhard
Beiträge: 1566
Registriert: Dienstag 23. Oktober 2007, 13:45
Wohnort: Kirchenprovinz Paderborn
Kontaktdaten:

Beitrag von Gerhard »

Warten wir ab. Was anderes bleibt uns sowieso nicht übrig. ;)
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Raimund J.
Beiträge: 6092
Registriert: Dienstag 3. April 2007, 09:33

Beitrag von Raimund J. »

cantus planus hat geschrieben: Wenn der oben zitiere Blog-Abschnitt echt ist, und wenn das stimmt, was mir hier von einigen Priestern hinter vorgehaltener Hand mitgeteilt wurde, scheint der Pfarrer ein schwieriger Mensch zu sein, der dringend Hilfe bräuchte.
Ich will ja hier nicht weiter rumspekulieren oder gar "Ferndiagnosen" abgeben, aber die Verhaltensweise lässt auch schlichtweg eine Erkrankung vermuten. Es ist oft so, daß aus einer kleineren zwischenmenschlichen Diskrepanz oder einem anderen Zwischenfall plötzlich etwas in Richtung (vorrübergehende) Persönlichkeitsstörung zu Tage kommt und sich dann die Leute dermassen reinsteigern und in einer Situation regelrecht verrennen. Ein Sabbatjahr mit entsprechender Betreuung könnte ihm vielleicht helfen wieder mit neuen Kräften und gesund seine Priesterberufung zu leben.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

Gerhard
Beiträge: 1566
Registriert: Dienstag 23. Oktober 2007, 13:45
Wohnort: Kirchenprovinz Paderborn
Kontaktdaten:

Erkrankung?

Beitrag von Gerhard »

Lieber Raimund Josef,

da die Sache wohl schon länger "köchelt", vermute ich dahinter keine Erkrankung, sondern ernste Gewissenskonflikte. Aber es gibt ja Kirchenmitglieder, die meinen, man solle sich mit Vermutungen zurückhalten.


Gruß
Gerhard :hmm:
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Benutzeravatar
Irenaeus
Beiträge: 1395
Registriert: Donnerstag 7. Dezember 2006, 09:59

Beitrag von Irenaeus »

michaelis hat geschrieben:Ich finde in dieser Angelegenheit vor allem bemerkenswert, daß dem Kardinal von verschiedensten Seiten unterstellt / vorgeworfen wird:
-) er sei nicht diplomatisch
-) er reite auf seinem Recht herum
-) man hätte diese Angelegenheit besser still regeln sollen
u.s.w.

Wenn ich mir die Vorgeschichte dieses Vorfalls betrachte, muß ich unserem Erzbischof, zumindest in diesem Fall, ein beträchtliches Maß an Geduld, Nachsichtigkeit und Willen zur friedlichen Lösung attestieren.

In jeder Firma wäre ein "Filialleiter" wie Pfr. Jung schon längst seines Postens enthoben und gefeuert worden.

Statt dessen hat man offensichtlich versucht, über Fehler hinwegzusehen, Brücken zu bauen und beschäftigt ihn noch weiter!
Ich möchte dem Kardinal gar nichts unterstellen, die Vergangenheit hat, mir jedenfalls, gezeigt,daß auch er zuweilen zu unüberlegtenÄußerungen neigt, die anecken.Ob ich das gut oder schlecht finde, hängt von der Situation ab. Aber diplomatisch ist das meistens nicht,wie er manchmal reagiert oder sich äußert. Er ist eben auch ein Mensch mit Ecken und Kanten, zzu denen er aber steht. Manchmal versteht man ihn auch einfach falsch, aber das ist ein anderes Thema.

Ich oute mich hier jetzt übrigens mal als großen Verehrer seiner Eminenz. Seit einigen Jahren ist er mir sehr sympathisch.Und das hat sich auch in dieser Situation nicht geändert.

Natürlich hat er Recht den renitenten Herrn J. rauszuschmeißen.Täte er es nicht,wie viele würden ihm dann irgendwann auf der Nase herumtanzen?
Schließlich hat Pfr. Jung bei seiner Priesterweihe seinem Diözesanbischof Treue und Gehorsam gelobt. Und das ist ein Gelübde, das man nicht brechen darf.

Raphaela
Beiträge: 5453
Registriert: Dienstag 11. September 2007, 17:53
Wohnort: Erzbistum Freiburg;südlichster Südschwarzwald "Dreiland": CH-D-F

Beitrag von Raphaela »

cantus planus hat geschrieben:Mir ist nicht ganz klar, warum hier alle den Pfarrer ins Kloster schicken wollen. Aber eines ist klar: die Priesterweihe und das Ordensleben sind zwei ganz verschiedene Schuhe.
Na ist doch ganz einfach: Bei Frauenklöstern sagt man z. B, es gibt heilige und heiligmachende Schwestern. Wenn dies bei Schwestern so ist, warum soll man dann in Männerklöstern nicht einen heiligmachenden Bruder mehr haben? :mrgreen:

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Beitrag von overkott »

Raphaela hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Mir ist nicht ganz klar, warum hier alle den Pfarrer ins Kloster schicken wollen. Aber eines ist klar: die Priesterweihe und das Ordensleben sind zwei ganz verschiedene Schuhe.
Na ist doch ganz einfach: Bei Frauenklöstern sagt man z. B, es gibt heilige und heiligmachende Schwestern. Wenn dies bei Schwestern so ist, warum soll man dann in Männerklöstern nicht einen heiligmachenden Bruder mehr haben? :mrgreen:
Das ist mal eine christliche Ansicht im Gegensatz zu den evangeliumsfernen Rausschmeißern und Feuerern.

Dabei übersehen die Personalverheizer, dass der suspendierte Priester teuer ausgebildet und nicht unüberlegt geweiht wurde.

Ich glaube auch, dass für ihn eine Zeit im Kloster eine Rekreation sein könnte, dass in ihm echte Frömmigkeit steckt und dass er geistliche Gemeinschaft braucht.

ad_hoc
Beiträge: 4877
Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 12:14

Beitrag von ad_hoc »

Overkott hat geschrieben:
Das ist mal eine christliche Ansicht im Gegensatz zu den evangeliumsfernen Rausschmeißern und Feuerern.

Dabei übersehen die Personalverheizer, dass der suspendierte Priester teuer ausgebildet und nicht unüberlegt geweiht wurde.

Ich glaube auch, dass für ihn eine Zeit im Kloster eine Rekreation sein könnte, dass in ihm echte Frömmigkeit steckt und dass er geistliche Gemeinschaft braucht.
Versöhnungsbewegte Weltfremdheit und in der Folge eine gewisse Entscheidungsschwäche. Deshalb lieber versöhnen, einigen, wo es nichts zu versöhnen und zu einigen gibt, weil bereits eklatante Regeln gebrochen sind, die eine Entscheidung notwendig machen. Dann aber diese Entscheidungen kritisieren; das mag ich.

Wie wäre Overkott mit den Händlern im Tempel verfahren, die Jesus hinausgeworfen hat? Hätte er Ihnen gut zugeredet und mit ihnen einen Kompromiss getroffen?
Am Ende wird die Spreu vom Weizen getrennt. Wie würde Overkott verfahren? Dem Spreu zureden, dass es sich aus eigener Entscheidung vom Weizen trennt oder sich gar in Weizen transformiert?

Zu den Personalverheizern, die teuer ausgebildete Priester suspendieren: In einer Baumkultur wird ein Baum, der trotz großer Sorgfalt nicht gerade wachsen will, ausgesondert und verbrannt oder verhäckselt. Ein Betrieb, der alle Lehrlinge in gleicher Qualität ausbildet, behält diejenigen, die gut sind, die schlechten werden nach der Lehre entlassen, sofern sie diese überhaupt bestanden haben.
Und die nicht unüberlegte Weihe? Von wem überlegt, der ins Innere eines Menschen schauen kann, der sein Innerstes verbirgt? Und hat der Betroffene seinerseits vor der Weihe die notwendigen Überlegungen angestellt?

Rekreation des Pfarrers im Kloster? Wie sollte dass denn möglich sein, wenn er nicht in sich geht und bereit ist, die Folgen seiner Handlungen zu tragen? So einer geht nur der Versorgung halber ins Kloster; und dort gehen die Probleme erst richtig los.
Woraus schließt Overkott, dass in diesem Pfarrer echte Frömmigkeit steckt, wenn dieser nicht mal imstande ist, seiner Verpflichtung und Treue gegenüber seinem Bischof nachzukommen? Wie würde sich dieser dem Abt gegenüber verhalten?
Wenn er offensichtlich noch nicht mal die Gemeinschaft mit seinem Bischof braucht, wieso braucht er dann die geistliche Gemeinschaft? Wer sich nicht unterordnen kann, kann auch nicht miteinander.

Es wird schon so sein, dass die Ursache der entstandenen Probleme wohl in der Natur dieses Pfarrers selbst liegen. Offensichtlich fühlt er sich aufgrund seiner Selbstüberschätzung schon seit langer Zeit mißverstanden, nicht ausreichend gewürdigt, nicht anerkannt, unterschätzt, unberücksichtigt. Daher der persönliche Auf- und Widerstand Situationen gegenüber, die in seiner Vorstellung wohl nicht ganz die Realität widerspiegeln.

Außer durch Gebet kann einem solchen nur durch einen glaubensstarken, charakterfesten, Omnipotenz und Respekt ausstrahlenden erfahrenen Seelsorger geholfen werden.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Beitrag von overkott »

ad_hoc hat geschrieben:Wie wäre Overkott mit den Händlern im Tempel verfahren, die Jesus hinausgeworfen hat?
Ich denke nicht, dass der Kardinal einen Händler im Tempel geweiht hat, sondern einen Jünger, der seine Stärken und Schwächen hat wie Petrus und Judas.

Nicht einmal Kassenführer Judas hat Jesus hinausgeworfen, obwohl er wusste, was für eine Krämerseele er war.

Ob der suspendierte Priester für eine Weile ins Kloster gehen kann, um danach wieder zur Seelsorge zur Verfügung zu stehen, hängt natürlich auch von ihm ab. So oder so würde er nicht Teil der Klostergemeinschaft, sondern sich wie ein Gast einordnen. Er sollte diese Chance nutzen, wenn sie ihm geboten wird.

sofaklecks
Beiträge: 2776
Registriert: Sonntag 28. Mai 2006, 16:29

Bibelargumentationen

Beitrag von sofaklecks »

Mit Verlaub:

Seit ich von Yeti mit den Bibelstellen zum vorgeblich heiligen Zorn konfrontiert wurde, bin ich noch vorsichtiger im Umgang mit ihr. Wenngleich ich feststellen musste, dass in keinem der Evangelien bei der Tempelreinigung davon berichtet wird, Jesus habe aus heiligem Zorn heraus gehandelt. Nur Johannes berichtet, das die Jünger sich an das Wort erinnerten, dass der Eifer für das Haus Gottes ihn verzehre. Eifer ist Leidenschaft, nicht Zorn. Der angeblich heilige Zorn dient im Buch der Makkabäer (und nicht nur da: "Greift die Propheten Baals, auf dass keiner entrinne!") zur Rechtfertigung der Tötung eines Menschen. Was daraus wird, sehen wir gerade im Nahen Osten bis heute. Wer sich auf einen angeblich heiligen Zorn berufen will, mag sich zuvor beschneiden lassen.

Auch der Pfarrer hier beruft sich darauf. In einem Bericht (ich meine, in "Zeit") sagt er, er sei wegen der Ungerechtigkeit wütend.

Diese Ungerechtigkeit ist eine sehr subjektiv empfundene. In der Tat hat sein Verhalten geradezu schizophrene Züge.

Wer Verantwortung für eine Gemeinschaft hat, kann das nicht dulden. Auch nicht aus falsch verstandener Liebe. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Gerade die Liebe verpflichtet dazu, jemanden, der sich dermassen verstiegen hat, vor sich zu retten.

Und man komme mir jetzt nicht wieder mit einem Bibelzitat, etwa dem Gleichnis vom Baum, der solange keine Früchte trug und trotzdem nicht abgehackt wurde, sondern eine weitere Chance erhielt. Wir reden hier nicht vom Baum, sondern vom Gärtner, der zur Gefahr für die Bäume wird. Der muss schnellstens ersetzt werden.

Wie heisst es in Russland:

Mitleid mit den Wölfen ist Unrecht wider die Schafe.

Und was das Gejammere vom falschen Zeitpunkt etc. angeht: Hier fühle ich mich ein wenig an die Reaktion mancher Damen erinnert, die auf einen mit erhobener Stimme gemachten absolut berechtigten Vorwurf mit dem Hinweis antworten, das könne man auch in freundlichem Ton sagen. Das sind allerdings meistens die, die beim geringsten Anlass Beschwerden in schrillem Diskant vorbringen.

So wie der Pfarrer hier.

Ob die Diözese geschickt vorging, kann man füglich bezweifeln. Aber das das notwendig war, nicht.


sofaklecks

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Re: Bibelargumentationen

Beitrag von Robert Ketelhohn »

sofaklecks hat geschrieben:Wer sich auf einen angeblich heiligen Zorn berufen will, mag sich zuvor beschneiden lassen.
:ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing:
:ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing:
:ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing:
:ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing:
:ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing:
:ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing:
:ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing:
:ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing: :ikb_laughing:

Gerhard
Beiträge: 1566
Registriert: Dienstag 23. Oktober 2007, 13:45
Wohnort: Kirchenprovinz Paderborn
Kontaktdaten:

Beitrag von Gerhard »

Manchmal ist das biologisch nötig, sagen die Ärzte. :D
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Paul Heliosch
Beiträge: 1615
Registriert: Samstag 15. Dezember 2007, 11:52

Beitrag von Paul Heliosch »

| Dtn 10,16 | meint "natürlich" eine andere "Biologie"...

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Gerhard hat geschrieben:Manchmal ist das biologisch nötig, sagen die Ärzte. :D

Genau. Darum werde ich mich hinfort darauf berufen …
(nach 2 Paraphimoseoperationen im Alter von 7 und 10 Jahren)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Gerhard
Beiträge: 1566
Registriert: Dienstag 23. Oktober 2007, 13:45
Wohnort: Kirchenprovinz Paderborn
Kontaktdaten:

Beitrag von Gerhard »

Drum prüfe, wer sich ewig bindet ...
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema