ad_hoc hat geschrieben:Das sind Fragen, Irenaeus, die ich mir nie stellen würde.
Aber da Du nun mal fragst:
Mir ist ein Ingenieur bekannt, der seiner Aussage zufolge von einem tiefen Glauben erfasst worden war und nach einiger Zeit beschloss, in ein Kloster zu gehen. Er war etwa drei Monate in Fátima gewesen und ebenso lange hatte ich mit ihm diskutiert. Auch er hatte übrigens seltsame Ansichten und Auslegungen, weshalb ich bei ihm äußerst skeptisch war und ihm dies auch mitgeteilt habe. Darauf sagte er mir, dass er einem Kloster, ich meine es wäre in Österreich gewesen, bereits ca. 100.000,-- DM gespendet habe.
Einige Zeit danach schrieb er mir, dass er den Abt dieses Klosters darum gebeten hat, als Mönchsbruder in den Orden aufgenommen zu werden. Nach wenigen Monaten wurde ihm nahegelegt, das Kloster wieder zu verlassen. Nach seiner Weigerung wurde die Polizei gerufen, die ihn mit Gewalt aus dem Kloster entfernte.
Danach habe er Aufnahme in einem Kloster der Piusbruderschaft gefunden.
Ich antwortete ihm per Brief, erhielt aber keine Antwort mehr.
Ich gehe davon aus, dass er auch dort nach einiger Zeit nicht mehr geduldet worden ist.
Gehen wir davon aus, ich hätte bei der Vorstellung und nach einigen Fragen und Antworten das Wesen des Bewerbers erkannt. Dann würde ich ihm klar machen, dass die Spiritualität des Klosters wohl nicht für ihn geeignet sei und er solle sich über einige Monate hinweg darüber Gedanken machen.
Hätte er dann wieder vorgesprochen und hätte ich keine Änderung an ihm feststellen können, hätte ich ihn abgelehnt und ihm womöglich ein Kloster mit einer anderen Orientierung empfohlen.
Es gibt sicher in jedem Kloster Probleme mit einigen Brüdern. Aber deshalb werde ich nicht hingehen und mir ganz bewußt einen zusätzlich Ärgerfaktor ins Haus holen.
Und: wenn jemand ins Kloster will, ohne sich ausreichend darüber Gedanken gemacht zu haben, ohne seine Eignung überdacht zu haben, muß ich stellvertretend für ihn diese Arbeit übernehmen.
Schließlich hätte ich ja im Rahmen meiner Verantwortlichkeiten meine Entscheidungen auch in Bezug auf das Zusammen-Leben und Wohlergehen, ganz besonders mögliche spirituelle Beeinträchtigungen meiner klösterlichen Mitbrüder zu bedenken.
Gruß, ad_hoc
Diese Fragen stelle ich mir, weil Du den Gang in Kloster als Möglichkeit erst angebracht hast.
Deswegen fragte ich mich, wenn denn ein solcher Weg in Frage käme (das glaube ich, ist in seinem Falle nicht vorgesehen ), wie würde der aussehen?
Trotz der Tatsache, daß er Priester ist (auch wenn ihm die Priesterwürde von seinem Generalvikariat aberkannt worden ist (Tu es sacerdos in aeternum) , müßte er dann als Postulant in einem Orden beginnen?
Warum gibt es eine Zeit als Postulant und ein Noviziat? damit man auf beiden Seiten abwägen kann,ob der Kandidat geeignet ist. Wenn man aber schon als "Chef" einsteigen will, geht das - wie in einer normalen Firma - auch im Kloster nicht.
Wenn ich Abt wäre, und ein Mensch wie Pfr. J. würde um Aufnahme bitten, würde ich sie ihm nicht versagen, aber er müßte sich, wie jeder Postulant einfügen. Das sagst Du ja auch: Als Abt muß man an die konkrete Gemeinschaft denken.
"Darum prüfe, ob er aus Gott ist." - Und ob er sich der Gemeinschaft unterordnen kann.
Eine Chance sollte man dem Kandidaten geben.
Zu Deinem Ingenieur kann ich nichts sagen, denn ihn müßte man mindestens kurz kennen gelernt haben, um einigermassen beurteilen zu können, was da los war.
Aber wir sehen daraus: Das Ziel ist eines, aber die Wege, die daruf hin führen, werden zu schmalen Pfaden , die, zusammengefügt, ein breiter Weg wären.Wenn nicht die Disteln dazwischen wachsen würden.