Meiner Meinung nach kann man den genauen Zeitpunkt, wann man den Heiligen Geist empfängt, nicht festlegen. Ja, im Sakrament der Firmung werden wir gesalbt und erhalten dadurch "den Siegel der Gabe des Heiligen Geistes" (vgl. dazu 2.Kor. 1:21-22), allerdings bleibt - leider!
- der Heilige Geist nicht für immer in uns wohnen. Insofern ist ein wiederholter "Empfang" des Heiligen Geistes im späteren Leben eines Christen durchaus möglich und erstrebenswert.
Allerdings würde ich mich hüten, dies mit bestimmten, ich sag's mal so, äußerlichen Voraussetzungen zu verbinden - etwa wie unbedingte Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche
. Denn wir können den Heiligen Geist weder selbst beeinflussen (Seinen Besuch bei uns beschwören
) noch Seine Handlungen voraussagen. In diesem Zusammenhang berufe ich mich auf das Johannes-Evangelium, 3:6-8:
6Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist. 7Wundere dich nicht, daß ich dir gesagt habe: Ihr müßt von neuem geboren werden. 8Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist.
In der russischen (und auch slawischen) Übersetzung wird anstatt "Wind" das Wort "Geist" verwendet; diese verschiedenen Varianten haben mich beim Zitieren ein bisschen verwirrt. Deswegen dazu noch eine schnelle Übersetzung aus den Kommentaren des heiligen Theophylakt von Bulgarien zu dieser Stelle:
"Der Herr lenkt Nikodemus Aufmerksamkeit von der fleischlichen Geburt ab und sagt: Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist, also der Mensch, der durch die Taufe geboren wurde, empfängt dadurch auch geistliche Natur; denn das Wort “Geist” sollst du als “geistlich” verstehen. Obwohl der Getaufte dadurch nicht göttlich (??) wird, wird er aber, indem er durch den (Heiligen) Geist die Stellung eines Sohnes, Gnade und Ehre empfängt, der Geistlichkeit gewürdigt. Als Er sieht, dass Nikodemus doch noch verlegen ist, sagt Er: wundere dich nicht. Dann versucht Er Nikodemus mit einem sinnlichen Beispiel zu belehren. Der Geist (in anderer Version: der Wind) weht/bläst, wo er will, und du hörst seine Stimme/sein Sausen, aber du kennst seinen Weg nicht, denn er ist unaufhaltsam und ungehindert und strebt, den Naturkräften folgend, nach allen Richtungen. Wenn er sagt: “bläst, wo er will”, dann nicht deswegen, weil der Wind scheinbar zu freier Wahl und freiem Willen befähigt ist, sondern deswegen, weil Er (wie ich schon sagte) seine natürliche Bewegung und unaufhaltsame Kraft betonen möchte. Wenn du aber nicht weißt, wo und wie der Wind, dieser den Sinnen unterlegene Geist, bläst,wie willst du dann die Wiedergeburt aus dem Heiligen Geiste begreifen? Wenn dieser Geist (=Wind) nicht aufzuhalten ist, um so mehr wird sich dann die Gnade des Heiligen Geistes nicht den Naturgesetzen unterwerfen. <...>"