Ab Eintritt ins Berufsleben habe ich Serienproduktionen als süchtigmachende Zeitdiebe konsequent abgelehnt. Allerdings hatte ich bis dahin "Die Waltons" als wöchentlich ausgestrahlte Vollserie komplett gesehen. Blockbuster lasse ich mir seither grundsätzlich entgehen, so lange bis mir irgendwann jemand nachvollziehbar erklärt, warum ich den sehen sollte. Da kann schon einige Zeit vergehen, z.B. habe ich bei "Matrix" geschlagene zehn Jahre gewartet und bei "Forrest Gump" vier Jahre. Netflix & Co. gingen mir sonstwo vorbei. Die tausenduneins Lobeshymen seit über 8 Jahren aus Familienkreisen auf Netflix und Konsorten zeitigten auf mich NULL Wirkung - im Gegenteil...bis...
...zu dem Tag vor zwei Wochen, als ich eigentlich mehr aus Versehen, als absichtlich auf einen winzigen Netflix Werbebanner klickte und mich dabei ertappte das "jederzeit kündbare 7,99 Abo" zu kaufen, und schwubbs... war ich "drin" und bekam aufgrund meiner Präferenzen als ersten Vorschlag doch glatt als allererstes eine Miniserie vorgeschlagen...
...die liess ich selbstverständlich links liegen und als ich den Rest sah, dachte ich: "Na ja, ein Satz mit X..."
Und so nach paar Tagen war halt IMMER NOCH dieses Thumbnail von der Miniserie oben links als erster Treffer hartnäckig, aber doch iwi diskret vor meiner Nase und ich dachte dann: "Na ja, es ist Freitagabend und Wochenende und es gibt keine gepflegten Whiskybars hier und ich hab nichts vor. Mal sehen, was die Netflix KI wert ist." und ich startete "Das Damen Gambit" (The Queen's Gambit)...
...Als ich wieder Luft holte, schaute ich auf die Uhr, es war 4:10 Uhr, und ich dachte W O W !
Beth verliert als neunjährige mathematisch Inselbegabte in den 60ern ihre Eltern und kommt in ein englisches Waisenhaus. Dort bringt ihr der Hausmeister Schach bei. Innerhalb 7 mal 1 Stunde hing ich jede einzelne Sekunde an der Interpretation dieses interessanten Charakters. Mimik, Gestik und Ausdruck der Schauspielerin Anja Taylor-Joy dazu das Licht, das Cutting die Farben, die Sets (von einer Berliner Firma) fand ich alles zusammen einfach nur wunderbar. Es war das erste mal seit Monaten, dass ich mal wieder geheult habe und dazu hat mir diese Filmproduktion persönlich tatsächlich einigen Erkenntnisgewinn gebracht. Danke Netflix. Danke Anja Taylor-Joy.
https://netflix.com/title/80234304