Wahlkatholik hat geschrieben: ↑Samstag 17. Februar 2018, 10:27
Greift “Gäste, die bei Nichtkatholiken wohnen und dort ihre Mahlzeiten einnehmen“ also nur bei längeren Aufenthalten oder wie genau ist das zu verstehen?
Nein, ich würde sagen, das gilt auch für einmaliges Speisen bzw. Verkehren.
Plus aut minus non mutat speciem.
Wahlkatholik hat geschrieben: ↑Samstag 17. Februar 2018, 10:27
Wie ist das mit dem Reise-Dispens? Gilt der nur während man "in Bewegung" ist oder auch im Urlaub? Und darf ich dann immer fleisch essen oder nur wenn ich aufgrund der Reise nichts anderes zu essen bekomme? Also z.B. im Flieger ("Käse oder Schinken?" = Schinken verboten / "Es gibt nur noch Schinken." = Schinken erlaubt)
Also, es würde sich lohnen, für diese konkreten Einzelfälle einmal die aus der Praxis erwachsenen langen Serien der
casus conscientiae zu den verschiedensten Fragen, die seit dem 18. und 19. Jh. öfter veröffentlicht wurden, einzusehen, die habe ich aber nicht zur Hand und auch im Moment keine Zeit dazu. Online dürfte einiges zu finden sein. Allerdings in der Regel alles Latein.
So weit brauchen wir aber nicht auszugreifen.
Es schadet nicht, hier wie sonst den gesunden Menschenverstand walten zu lassen.
Wenn ich nach meinem Eintreffen im Bahnhof oder vom Flughafen drei Tage lang im Foyer des Beau-Rivage in aller Muße Cocktails trinken kann, und es ist ein Freitag dazwischen, kann ich doch schlecht gelten lassen, daß ich auf Reisen bin, obzwar sehr wohl im Urlaub, wenn es auch technisch stimmen würde, daß ich verreist bin. Im Flugzeug ebenso. Technisch wäre es erlaubt, das Fleisch anzunehmen, wenn der netten Stewardess gerade der Käse ausgegangen ist. Aber wie wäre es, wenn abends im Hotel noch ein gutes Essen ansteht (bei dem es Fisch gibt), im Flugzeug einfach auf das Essen zu verzichten, und nur etwas zu trinken? Anders ist es, wenn man im voraus weiß, daß man an dem Tag kein Essen mehr bekommen wird. Usw.
Mir scheint, daß bei ein wenig Nachdenken doch auf Anhieb logisch nachvollziehbar ist, was die bessere Lösung wäre, ohne daß man sich anmaßt, sich über das Kirchengebot zu stellen.
Eine gewisse Mentalität, immer an die Grenzen des Erlaubten, des gerade noch nicht Sündhaften, stoßen zu wollen, scheint mir auch eine schlechte Ausgangsposition für ein erfülltes christliches Leben zu sein.
In diesem Zusammenhang eine Bemerkung, um möglichen Mißverständnissen vorzubeugen.
Es wurden hier diverse Moraltheologen zitiert, die als typische Vertreter der Kasuistik gelten können. Es wäre aber verfehlt, die Kasuisktik als die Grundlage der Moral einzuschätzen. Die Grundlage der Moral ist selbstredend die Liebe zu Gott und der Kirche und somit auch zu den Geboten, Gottes und der Kirche. Ein guter Christ wird sich nie fragen, wie weit er zu weit gehen kann. Die Kasuistik ist demnach eher eine Folge-Erscheinung der Schwäche und Sündhaftigkeit der Menschen. Sie ist damit sehr wohl notwendig und nützlich, aber man muß sich im klaren sein, daß wenn die Welt eine heile wäre und alle Menschen aufrichtige Christen, es die Kasuistik nicht geben würde und auch nicht müßte. Die Moral aber gäbe es nach wie vor, ohne daß sie bewußt oder unbewußt hinterfragt würde.
Wenn also Pater Jone schreibt, daß ein Fleischgenuß bis zu 60 Gramm an einem fleischlosen Tag läßliche Materie ist, dann ist es keineswegs so, daß dies einmal autoritativ von oben festgestellt worden wäre, sondern es wird nur erwähnt, weil es immer wieder Gläubige gab und gibt, die wissen wollten, ob und inwiefern sie gesündigt hatten, als sie an einem Freitag doch Fleisch verzehrt hatten. Ein guter Seelsorger kann und darf diese Fragen nicht unbeantwortet lassen, wenn er auch zu seinem Leidwesen oft den moralischen Minimalismus seiner Gläubigen zu beklagen haben wird. Letztendlich ist es der Herrgott, der in die Seelen schaut und urteilen wird.
Die Handbücher der Kasuistik beleuchten also nur immer eine Seite, die praktische, sehr oft ganz down to earth, oft ohne daß sie die eigentliche übergeordnete Grundsatzfrage berührten.
Siehe auch viewtopic.php?f=3&t=14553&p=591654&hili ... rt#p591654
Wahlkatholik hat geschrieben: ↑Samstag 17. Februar 2018, 10:27
Besonders schwer ist es z.B. wenn ich bei meinen Schwiegereltern bin, die sich für besonders konservativ katholisch halten, aber dann gern mal Fleisch vorsetzen und sagen, ich könne heute ja ein anderes Opfer bringen. Ist immer sehr schwer, dann abzulehnen, ohne sie zu brüskieren.
Das wäre m.E. ein
grave incommodum, und damit ein klarer Entschuldigungsgrund.
Vielleicht lohnt sich aber der Versuch, die Schwiegereltern mit viel Liebe und Geduld aufzuklären und wieder zu der alten kirchlichen Praxis zurückzuführen.