Guter Diskussionsbeitrag!
Ich erlebe solche Vorstellungen auch immer wieder im Kolpingwerk. Da gehen etliche Leute mit teils ziemlich naiven Vorstellungen "mal die Welt retten". Wir im DV Regensburg versuchen da schon, vorher die Luft rauszulassen und in den Vordergrund zu stellen, dass solche Aufenthalte eine gute Gelegeheit sind, andere Kulturen und andere Länder kennen zu lernen, aber keinesfalls Selbstverwirklichungsreisen sein dürfen. Wichtig ist es auch, die Leute dahin zu vermitteln, wo auch kompetente Betreuung und Anleitung gegeben werden kann. Das ist nämlich leider nicht immer gegeben, die Leute vor Ort sind dafür da, ihre Arbeit zu erledigen, wenn da noch ein/zwei Pflegefälle von Gringos rumlaufen, mit denen man jeden Schritt und Tritt vorher besprechen und ausdiskutieren müsste - das wäre verheerend. Und dann sind die vom DV Regensburg unterstützen Projekte auch nicht so "sexy", sondern eher bodenständig wie z.B. die Finanzierung von Schulungen zur Katholischen Soziallehre; da kann ein frischgebackener Abiturient viel lernen, aber wenig vorzeigen. Deshalb waren die von uns vermittelten Aufenthalte eher Praktika bei Firmen, in einem Architekturbüro, als Famulatur in einer Zahnarztpraxis, ein anderer Fall war bei der Deutsch-Brasilianischen Handelskammer u.s.w.
Und die von uns durchgeführten Jugendworkcamps sind von der Dauer und dem Ziel auch ganz anders gestrickt: da steht das gegenseitige Kennenlernen und der Kontakt mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Partnerland im Vordergrund. Das Projekt ist nur der Aufhänger, so z.B. heuer die Renovierung eines Fußball-Hartplatzes in Osasco bei Sao Paulo. Das dauert zwei Wochen - dann noch eine Woche Tourismus. Und abgezockt werde die Jugendlichen von uns nicht, es kostet ausser Flug und Co. gar nichts. Dafür rechnen wir nächstes Jahr mit einem Gegenbesuch, der dann ebenfalls für sie kostenlos untergebracht und verpflegt werden muss.
Diese fast kommerziellen Workcamps sind mir im Katalog der
Jugendgemeinschaftsdienste schon lange ein Dorn im Auge, auch die Mitfahrer bei solchen Angeboten sind ab und zu von einer zweifelhaften Motivation getreiben. Aus den Rückmeldungen habe ich gehört, dass solche Gruppen daher nicht mehr in Kolpingprojekten eingesetzt werden sollten.
Unser Workcamp wird zwar dort auch - aus Gründen der Förderbedingungen - beworben, aber alle Anmeldungen dafür kamen direkt aus dem Kreis der hiesigen Kolpinger.